Der Sänger HYDE zählt in seinem japanischem Heimatland zu den Superstars der Rockszene. Und das nicht nur wegen einer 10-jährigen Karriere als Sänger der in Asien sehr bekannten L’ARC EN CIEL. Auch seine beiden bisherigen Soloalben ("Roentgen" von 2002 und "666" aus dem Jahre 2004) führten zu hohen Chartpositionen und ausverkauften Touren. Mit seinem dritten Album "Faith" setzt HYDE nun zum Sprung ins außerasiatische Musikbusiness an. Größtenteils auf englisch eingesungen, was HYDE weit besser beherrscht als viele seiner japanischen Kollegen, und in den Staaten produziert sind auf "Faith" zehn Rocksongs zu hören, welche sich thematisch vor allem mit Glaubensfragen auseinandersetzen, was schon der Opener "Jesus Christ" verdeutlicht. Musikalisch werden die Tracks trotz einer gewissen Härte und Intensivität immer von einer unterschwelligen Melancholie getragen, welche zusammen mit der Stimme von HYDE hin und wieder die Erinnerung an Bono wachruft (so im gelungenen Semi-Akustischen "Mission" und der traurigen Ballade "Perfect Moment"). Ansonsten dominiert auf "Faith" aber eher der Gitarrenorientierte Indizrock, dessen stärkste Momente in den schon etwas heftigern Kompositionen steckt ("Made In Heaven", "It’s Sad") und bei deren Interpretation HYDE schon desöfteren hohe Tonlagen auslotet. Musikalisch werden auf dem Album aber keine neuen Wege beschritten, wie die beiden bisherigen in Japan veröffentlichten Singleauskopplungen, das sehnsüchtige "Countdown" und das eher ruhige "Season’s Call" aufzeigen. Trotzdem reinhören - schossen die beiden Songs doch dort umgehend auf Platz 1 der Oricon-Charts. Auf japanisch gesungene Parts einzelner Songs, wie zum Beispiel in "Season’s Call", ergänzen die Songs auf solch eine selbstverständliche Weise, das sie kaum Auffallen und so das Spektrum bereichern. "Faith" gehört damit zu jener eher seltene Sorte Alben die sowohl ein genaues Reinhören lohnen, da HYDE es sich nicht immer einfach macht, das aber auch nebenbei Laune machen. Auch ohne den Exotenbonus und nicht nur wegen der US-Produktion des Albums sollte "Faith" für Fans alternativer Rockmusik mal ein Antesten wert sein. Der Japaner kann international mithalten.
Mit SARALEE stellt sich ein weiterer Vertreter der finnischen Goth-Rock-Szene vor, welcher ähnlich wie Negative, Entwine oder To Die For in die Erfolgspur nordischer Chartbreaker einbiegen möchten. Derweil der Start des Albums mit dem rockigen "Everytime", dem etwas bedächtigeren "Loneliness O. D.", dem Ohrwurm "Black & Hollow" und der Single "Dance" recht mainstreamig im bekannten Fahrwasser finnischer Goth-Rock Kollegen erfolgt, wird es nach hinten raus ein ganzes Stück düsterer (die Ballade "Cries A River" und das melancholische Highlight "Like Dreamers"), was SARALEE aber gut steht. Insbesondere der jetzt rauerer und leiserer Gesang von Sänger Joonas im Wechsel mit eingestreuten Growls erinnert schon leicht an die späten Sentenced. SARALEE sind definitiv eine gute Band mit guten Songs, denen man durchaus Hitpotential bescheinigen kann. Natürlich ist das Debüt "Darkness Between" eingängig, natürlich ist es äußerst melodisch und natürlich hat es den bekannten leichten Hang zur Traurigkeit. Aber SARALEE sind auch ein treffender Beweis dafür, dass sich das Genre im Kreise dreht. Gäbe es da noch nicht einige andere Bands zwischen HIM und The Rasmus, SARALEE hätten große Chancen. So ist "Darkness Between" für Genrefreunde sicher eine gelungene Veröffentlichung, aber wohl auch in erster Linie nur für jene.
Mit "Forever Will Be Gone" liefern MORTAL LOVE den Abschluss ihrer Triologie "All The Beauty I Have Lost Forever Will Be Gone”. Was Anfang 2003 mit dem Debüt "All The Beauty" hoffnungsvoll begann; Vergleiche mit Liv Kristine und Within Temptation waren keine Seltenheit, wich bereits beim letztjährigen Zweitwerk einer zunehmenden Kommerzialität, unter welcher die leicht traurig düstere Atmosphäre zu leiden hatte. Auf "Forever Will Be Gone" gibt es dann zwar wieder reihenweise gelungene Melodien und auch Sängerin Cat macht mit ihrer einfühlsamen Stimme weiterhin einen guten Job. Aber von dunkler Melancholie ist MORTAL LOVE weiter entfernt als zuvor. Die zehn Tracks scheinen eher auf Mainstream zu zielen und lassen trotz bemühen den Verdacht der leichten Kost aufkommen. Dazu noch Cello, männliche Vocals und eingesprenkelte deutschsprachige Plattheiten - die Gothic-Klischees werden bedient. Trotzdem, wer das letzte Album "I Have Lost" mochte, dürfte auch mit Songs wie den überlangen und mit coolem Schluss versehenen Titeltrack "Forever Will Be Gone", "Still It Has Only Just Began" und den Opener "I Make The Mistake" was anzufangen wissen. Ansonsten scheint MORTAL LOVE schon nach drei Alben schwerlich noch Neues einzufallen. Schade, da hätte doch mehr drinnen sein sollen. Was für die absoluten Fans und die Charts.
Die Schweden AMON AMARTH gehören zu den Bands, die es bereits sehr weit gebracht haben. Ähnlich wie CHILDREN OF BODOM oder IN FLAMES haben Johan Hegg und Co. den Dreh rausbekommen, wie man viele Fanschichten begeistern kann; Grund dafür sind auch die bisher durchweg erstklassigen Alben der Jungs. Eingängig, heavy, coole Melodien, fette Growls,… nur den Onkel Otto konnten die Wikinger bisher nicht aus den Latschen pusten. Mir klangen AMON AMARTH immer etwas zu simpel, auf Nummer Sicher, und auch das offensichtliche "Ausborgen" vieler Riffs und Melodien (man denke nur an PRIEST´s "The Hellion" in "For The Stabwounds In Our Back") machte mir etwas zu schaffen, wobei ich das Material natürlich alles andere als schlecht finde. "Versus The World" war ein echter Kracher, aber das nachfolgende "Fate Of Norns" konnte dieses Niveau nicht mehr ganz halten und zeigte die Band in einer kleinen Sackgasse. Umso überraschender, dass man mit "With Oden On Our Side" nun einen Hammer vor dem Herrn nachgeschoben hat, der den bekannten Stil noch weiter verfeinert und auch beim Songwriting durchgehend überzeugt. Schon der fette Opener "Valhalla Awaits Me" kommt den Vorbildern BOLT THROWER verdächtig nahe, aber mit "Runes To My Memory", "Asator", dem unaufhaltsam nach vorne walzenden Titelsong oder dem relaxten "Under The Northern Star" hat man noch viele weitere Höhepunkte in der Hinterhand, die "With Oden On Our Side" nicht nur wie aus einem Guss klingen lassen, sondern vielleicht sogar zum bisher stärksten Album der Nordmänner machen. Außerdem gibt es mit der Übernummer "Gods Of War Arise" einen weiteren Klassiker - Stampfer in bester "Death In Fire", - oder "The Pursuit Of Vikings" - Manier zu bewundern, der einfach süchtig macht. In dieser Verfassung gefallen mir AMON AMARTH so gut wie nie zuvor; zwar sucht man wirklich neue Ideen und Abwechselung weiterhin mit der Lupe, aber das ändert nichts daran, dass das Album mächtig Eier hat - with Hoden on our side quasi!
Besorgt Euch, solange sie noch erhältlich ist, die limitierte Erstauflage, die eine zweite CD mit diversen Bonustracks enthält!
Den französischem Gitarrist Franck Ribiere werden wohl, wenn überhaupt, nur absolute Insider kennen, und dies trotz dessen, dass er bereits einige Monate zuvor mit dem DOUBLE HEART PROJECT (Chris Poland/MEGADETH und Cyril Achard/TABOO VOODOO) ein vielgelobtes Debüt vorlegt hatte. Keine Angst, trotz des etwas plakativen Titels gibt es hier zum Glück keine Gemetzelgrütze sondern den Schwerpunkt dieses reinen Instrumentalalbums "Bloody Karma" beschreibt er selbst mit der vornehmlichen Betonung des emotionalen Faktors. Wobei der musikalische Rahmen von Metal über Rock zu Fusion gehen soll. Nun dies kann man im großen und ganzen nach dem Anhören der recht gediegenen aber trotzdem sehr kurzweiligen CD absolut bestätigen. Insgesamt ist zwar mit dem Fusionanteil nicht allzu weit her ist, macht aber letztlich nichts aus, denn der Junge legt auf den 11 Tracks ein wirklich beachtliches Potential sowie viel Gespühr für gelungene Melodien mit einem richtig fetten Gesamtsound an den Tag. Für einen Solosaitenschwinger hält er sich selsbt sogar relativ zurück und übertreibt es nicht mit allzu wilden Frickeleien, die Scheibe läuft richtig flüssig durch egal ob er die dicken Bretter auspackt oder auch mal etwas ruhiger angehen läßt, der Mann weiß was er tut. Absolut banddienlich läßt er auch den übrigen Musikern genügend eigene Freiräume so dass auch Schlagzeuger Vincent Fabre (Ex-CYRIL ACHARD’S), der bei 2 Songs die Rhythmusgitarre beisteuert sowie Arnaud Decompoix (Bass) und der bekannte italienische Keyboard-Virtuose MISTHERIA (ist bei drei Songs mit seinen typischen Soli zu hören), durchaus ihre eigenen Parts beisteuern dürfen. Wie gesagt der Sound bzw. die Produktion sind absolut gelungen und manchmal bedauert man es fast, dass leider kein Sänger dabei ist. Franck hat trotz vieler technischer Finessen einfach ein gutes Gefühl für stimmige und richtig eingehende Songs und wer auf solche Größen wie Joe SATRIANI oder den genialen Steve VAI abfährt macht hier ebenfalls nichts falsch. Egal ob mehr metallastige Riffs oder auch mal hie rund da ein kleiner Ausflug in den Jazz sowie natürlich auch Rock/Blues Vibes der Mann hat es wirkliche drauf. "Bloody Karma" dürfte so eine sichere Beute für alle Gitarrenfreaks aber auch Heavy Metal Fans sein, die mal etwas neben der gewohnten "Stange" hören wollen ohne gleich vor lauter Anspruch und (oftmals aufgesetzter) Abgefahrenheit (wie bei einigen Möchtegerns des Genres zuletzt) von zuviel kühler Technik erschlagen zu werden.