Zwischen Hofbräuhaus, Wiesn, großbusigen Zenzis, Autos, die Freude am Fahren bereiten und erzkatholischen Maßkrügen tummeln sich also tatsächlich noch ein paar Schwarzkittel… wenn das der Ratzinger sehen würde, nee, nee! SYCRONOMICA existieren bereits seit zehn Jahren, haben es bislang aber erst auf einen Longplayer ("Paths" von 2004) bringen können. Die Münchner stehen weniger in der Tradition des so genannten "True Black Metal", sondern sind eher Verfechter der melodischeren Variante, frei nach (frühen) CRADLE OF FILTH, LIMBONIC ART oder DIMMU BORGIR, die man ruhig als stilistische Wegweiser anführen kann. Dazu gehören gemeinhin auch Keyboards. "Keyboards sind kein Black Metal!", schallt es da wieder aus dem Kreis der dunkel Erleuchteten, jedoch finden sich neben dem mitunter wirklich überladenen Bombast auch genug Aggressionsschübe und fiese Riffpower, die durch sehr melodische Gitarrenparts angereichert werden. Besonders auffällig sind die teilweise deutschen Texte, die SYCRONOMICA sogar ein klein wenig in die Ecke von EQUILIBRIUM und Co. rücken. Beim Songwriting hingegen muss das Sextett noch ein paar Überstunden einlegen, denn keiner der Songs besitzt das durchschlagende Potential, mit dem sich die oben genannten Größen schmücken können. "Gate" geht somit als gerade so überdurchschnittliches Werk mit einigen echt guten Ansätzen ("Für Die Ewigkeit" oder "Unleashed From Ancient Chains") durch, aber die Champions League können die Jungs damit noch nicht knacken.
Wirklich viel kann man zu den Schweden DOM DRACUL und ihrem Werk "Attack On The Crucified nicht schreiben. Die Band bedient sich hemmungslos bei jüngeren DARKTHRONE und älteren BATHORY und braut daraus einen "eigenen", rohen, herrlich abgefuckten Bastard. Es gibt nicht ein Riff, das man nicht bereits von den Originalen kennt, und auch die punkige Attitüde, inklusive "Gesang", kommt einem mehr als nur bekannt vor. Auffällig ist die für diese Art von Mucke doch recht kräftige Produktion, die fetter daherkommt als etwa diejenige von "The Cult Is Alive", jedoch erreicht man nicht dessen Authentizität, denn dort hat man es mit den Pionieren dieses Sounds zu tun. Wer also jenes Album oder auch das geniale "Hate Them" liebt, könnte mit DOM DRACUL eine sehr gelungene Entdeckung machen. Objektiv macht das Album echt Laune, jedoch kommt man kaum darüber hinweg, dass man es nur mit einem sehr guten Plagiat zu tun hat.
"Die ist nicht die Welt des Lichts, dies ist die Unterwelt"... Ob die "Drei ???" oder Benjamin Blümchen - gute Hörspiele hatten schon immer einen Vorspann, den man auch Jahrzehnte danach noch mitsprechen kann. Und auch wenn DRIZZT sich mit "Unterwelt" einen unnötigen Übersetzungsfehler leistet, kann der Widererkennungswert nach bereits drei Folgen der Lausch-schen Hörspielserie nicht mehr geleugnet werden. Tief in den Weiten des Unterreichs ist Drizzt im dritten Teil der Schattenelfensaga unterwegs. Tödliche Gegner säumen seinen Weg, noch mächtigere Magie seiner Familie bedroht ihn unentwegt. Ausgerechnet Tiefengnome bieten ihm zumindest zeitweilig Sicherheit. Der gelungene Einstieg ins Hörspiel durch einen Wechsel der Erzählperspektive ist geschickt eingesetzt: Die Entmenschlichung (wenn man bei Dunkelelfen davon sprechen kann) wirkt sehr plastisch, da Tobias Meister in der Rolle des Erzählers den Dunkelelfen Drizzt distanzierter beschreibt als in direkter Rede. Seine sprecherische Leistung ist erneut gut, zwei weitere Rollen überzeugen darüber hinaus auf der ganzen Linie: Der umtriebige Söldnerführer Jarlaxle wird von Jürgen Holdorf toll gespielt und bleibt sehr undurchsichtig und damit latent bedrohlich. Bekannte Stimmen in Hörspielen sind immer ein heikles Thema: Die ruhige und tiefe Stimme von Carlheinz Heitmann haucht dem Tiefengnom Belwar Dissengulp jedoch soviel Leben ein, dass sie neben Meisters einprägsamem Organ bestehen kann. Etwas zu künstlich erscheint mir hingegen immer noch Miriam Hensel (Brizza Do�Urden), ihr steter Problemlösungsansatz in Form einer Peitsche gewinnt jedoch langsam die Klasse eines Running Gags. Und vielleicht liegt es an der ansonsten vorbildlich plastischen Geräuschkulisse, dass kleine Details umso mehr auffallen - die Stimme der Pilzwesen klingt eher nach dem Robotersound des klassischen Science Fiction als nach mystischen Wesen des geheimnisvollen Unterreichs. Und da mir die Phrase "Blut saufen" wenig geläufig ist, bleibt umso leichter hängen, dass zwei unabhängige Charaktere sich ihrer bemächtigen. Winzige Details, die die große Klasse von "Der Wächter im Dunkel" jedoch keinesfalls schmälern. Der bislang spannendste Teil der Serie ist ein Muss für Fans der "Vergessenen Reiche" und fantastischer Literatur.
Hat eigentlich irgendjemand behauptet, die Onkelz und die Hosen seien grundverschieden? Dann hört euch MASSENDEFEKT an. Die Kolllegen kommen wie die Hosen fast aus Düsseldorf, nämlich aus Meerbusch, klingen nicht selten nach eben jenen Alt-"Punks" - oder eben nach Frankfurts aufgelöster Konsens-Kapelle. Vor allem "Gewonnen" klingt (auch gerade stimmlich) und auch vom Duktus extrem nach den Onkelz, generell aber denkt der geneigte Hörer eher an die D’dorfer Stehficker oder eben auch die Ärzte mit einem Schuss amerikanischen Bubblegum-Punk. Das ist alles furchtbar belanglos, auch, wenn die Texte nicht platter sind als bei Genre-Kollegen und gelegentlich sogar ein gerüttelt Maß an Melancholie transportieren. Und es ist auch ziemlich poliert, was Ex-Hosen-Drummer Wölli da auf seinem jungen Label veröffentlicht. Dafür aber sind die Melodien sehr eingängig und machen oft jede Menge Spaß. Besonderheiten dieser Scheibe: Der unsägliche Mickie Krause mimt den Bademeister (nicht Paule) in "Nur ein Sommerlied", es gibt ein nettes Video zu "Ein neues Kapitel" von "Träum weiter" und die Scheibe steckt im Digi-Pack. Mit "Heavy Metal Superstar" lässt sich MASSENDEFEKT nicht allzu witzig - aber immerhin auch nicht peinlich - über Metal-Klischees aus. Und: Der Schlusstitel "5 Amores" mit NDW-Herva-Feeling geht gar nicht. Den Mutter-Witz der Ärzte jedenfalls gibt’s hier nicht. Fazit: Kein tolles, aber beileibe auch kein schlechtes Album, vor allem Fans von genannten Bands und Alt-Punk wie den Bates sollten reinhören- oder: besser "Land in Sicht", als in der Hose.
Land in Sicht
Band:
Genre:Nicht angegeben Tracks:13 plus Video Länge:46:12 () Label: Vertrieb:
Manche Dinge ändern sich eben. So haben CRUACHAN jetzt endlich ne richtige Plattenfirma, Keiths Bruder John ist nicht mehr dabei, die Black-Metal-Anteile von ganz früher sind noch weiter zurückgegangen, dafür dominiert die Stimme von Karen Gilligan weitaus mehr. Und doch sind sich die Iren weitestgehend treu geblieben, machen immer noch Musik für Fans von Skyclad und noch folkigeren Sachen. Ein Lied wie "The Great Hunger" präsentiert die Band in all ihren reichhaltigen Facetten. Da singt Karen elfengleich, der Song hat seine schönen Momente, schwebt in gemächlichen Tempo über den imaginären grünen Bergen, weit darüber thront folkiges Gegeige, rockiges Riffing bis nach allmählicher Steigerung ein Sturm an der irischen Küste losbricht, Keith wütend schreit und plötzlich doch wieder das unheimliche Feeling der Anfangszeit aufkommt. Letztlich aber sind diese Momente zu rar gesät. Nicht falsch verstehen, CRUACHAN ist natürlich immer noch eine gute Band, zumal sie auf dieser Scheibe endlich mal wieder einen guten Sound hinbekommen hat. Aber irgendwie wirkt die Band zu fröhlich ("Shelob" ist so ein Beispiel, hat so dicke, böse Eier, doch das folkige Geschwurbel ist viel zu schunkelig geraten - oder das unerträgliche, weil "An der Nordseeküste"-gleiche "The Very Wild Rover") und dabei fast ein wenig platt. Eigentlich müsste die Band nur wieder brutaler werden, die Gilligan weniger singen, alles wäre prima. Und dennoch: Für Fans von Skyclad und ähnlich gelagerten Folk-Metal-Bands ist CRUACHAN nach wie vor ein Muss. Manche Dinge ändern sich eben nie.
Die dritte EP von SCAB aus dem Jahr 2003 hat sich äußerst gut verkauft. Mittlerweile hat der Vierer außerdem über 150 Konzerten gespielt, u.a. im Vorprogramm von NO USE FOR A NAME. Gute Voraussetzunge also für das Debüt-Album. Dieses löst die Vorschusslorbeeren aber nicht wirklich ein. Dass SCAB aus Bayern kommen, hört man nur am deutschen Akzent von Sänger/Gitarrist Roman. Ansonsten wird einem hier Alternative Poppunk der US-amerikanischen Sorte à la GREEN DAY oder BLINK 182 vorgesetzt. Zugegeben, die Jungs verstehen ihr musikalisches Handwerk und können gute Songs schreiben, und die Produktion kickt auch ordentlich. Aber ihr Gute-Laune-Sound ist nicht nur komplett unoriginell und uninspiriert, sondern wird auf Dauer auch langweilig bis penetrant. Man kann so was ja mal machen, aber bitte nicht ein ganzes Album lang. Von einer Band mit drei EPs und einer derartigen Live-Erfahrung im Rücken hätte ich mehr Abwechslung und Eigenständigkeit erwartet.
GLASS CASKET haben bereits mit ihrem Debüt gezeigt, dass sie sich auf komplexen Metal verstehen und sich von Größen wie OPETH oder DEATH inspiriert gezeigt. Auf dem neuen Longplayer "Desperate Man’s Diary" (ob das autobiographisch gemeint ist?) schalten die Jungs um zwei BETWEEN THE BURIED AND ME-Mucker einen Gang zurück, was technische Parts und Abgedrehtheit angeht, auch wenn der erste Track, "Too Scarred To Live" noch anderes vermuten läßt. Mit zunehmender Spieldauer werden GLASS CASKET aber immer massenkompatibler, im Sinne von nachvollziehbar. "Post Traumatic Death" oder (das stark an die "Human" von DEATH erinnert) oder das brutale "I Slept" sind bester Stoff für die Ohren des durchschnittlichen Totmetallers. Dazu trägt auch bei, dass Sänger Adam fat nur noch growlt und grunzt, nur selten komemn cleane Parts zum Einsatz. "Desperate Man’s Diary" ist eine feine brutale Death Metal-Platte geworden, die ich so von GLASS CASKET nicht erwartet hätte. Damit dürften sie mehr Leute in ihren Bann ziehen als mit dem hochanspruchsvollen Vorgänger. Jetzt noch eine vernünftige Tour, dann geht da einiges.
Die Lovecraftianer sind wieder da, mit ihrer zweiten Veröffentlichung für das rührige Label Ruptured Silence. Und auch hier regiert wieder der anspruchsvolle, technische Death Metal mit viel amerikanischer Prägung und eher wenig Tempo, dafür aber mit vielen Breaks und leider beinahe rumpeligen, zumindest aber sehr old-schooligen Sound. Der aber ändert nix an der sehr anspruchsvollen Ausrichtung der Philosophen aus Chemnitz, die sich scheinbar das hehre Ziel gesetzt haben, musikalische Hochkaräter wie Death, Opeth und Morbid Angel miteinander zu verbinden. Und dazu gibt’s ’kehligen Gurgel-Grunz von Mike Seifert. Alles in allem klappt das Unternehmen PHILOSOPHER gelegentlich super, gelegentlich wirken die Songs aber auch ein wenig überfrachtet. Und letztlich langt der Sound nicht an den hohen Anspruch der Band heran. Dafür ist die angekündigte Aufmachung (Cover-Artwork von Jowita Kaminska) wie auch bei vorherigen Veröffentlichungen wieder sehr professionell und liebevoll und es gibt auch noch ein Bonus-Video (das ich allerdings nicht zum Laufen bekommen habe) dazu.