Nicht mal ein ganzes Jahr hat diese seinerzeit als Tribute - Band gedachte Formation um OMEN - Sänger Kevin Goocher für einen Nachfolger ihres durchwachsenen Debüts "Rise Of The Phantom" benötigt. Bei dieser kurzen Zeitspanne und dem nicht gerade überragenden Vorgänger rümpft man beim Einlegen der CD bereits die Nase, wird aber nach zwei Durchläufen eines Besseren belehrt. An die Spitze der US Metal - Bewegung schaffen es PHANTOM-X zwar auch mit "Storm Riders" noch nicht wirklich, jedoch ist eine erkennbare, deutliche Steigerung zum Debüt zu vernehmen. Wesentlich mehr Stücke fallen hier positiv aus dem Rahmen, zum Beispiel der flotte Opener und Titelsong, der Stampfer und Ohrwurm "Join The Revolution", die sehr gelungenen Halbballaden "Everspell" und "A Dark Divinity" oder die untypische, folkige Akustiknummer "Ancient Anthem". Der Rest des Albums fällt auch nicht sonderlich negativ auf, und man merkt deutlich, dass sich die Jungs auf den Hosenboden gesetzt und an ihrem Material gefeilt haben. "Storm Riders" ist somit definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, ein überdurchschnittliches bis gutes Album und macht Hoffnung, dass PHANTOM-X beim nächsten Mal soweit gereift sind, dass sie eine echte Klassescheibe abliefern können. Nur das abschließende "Road Killer" sollte sich der gute Lemmy niemals anhören, sonst flattert direkt ´ne Klage in die Staaten…
Nachdem sich die beiden ehemaligen ASIA Hauptprotagonisten Geoffrey DONWES bzw. John WETTON nach zig Jahren (endlich) wieder zusammengefunden und in 2005 unter der ICON Firmierung ein durchaus solides Debüt zusammengebastelt hatten kommt jetzt "ICON Live - Never In A Million Years" hinterher. Die ernsthafte Frage nach dem tieferen Sinn dieses Albums muß hier aber ernsthaft gestellt werden, denn kürzlich erschien bereits eine DVD/CD mit rein akustischen Versionen aus einer britischen TV-Show mit vielen ICON Stücken aber auch mit alten ASIA-Gassenhauern. Inzwischen ist sehr viel passiert, die letzte ASIA-Besetzung mit Sänger John PAYNE hat wohl auch aufgrund dieser erneuten zeitaufwändigen Geschichte von Keyboarder DOWNES den Dienst komplett quittiert und unter dem Namen GPS ein äußerst solides Scheibchen abgeliefert. Und ASIA machen ja derzeit wieder im 1982er Original Line-up (Palmer/Howe/Wetton/Downes) eine sehr erfolgreiche große US Comeback-Tour. Ein weiters ICON Studiowerk ist ebenfalls schon eingetütet "Rubicon", soll auch noch dieses Jahr herauskommen und jetzt vorab nochmal eine weitere Live-CD (insgesamt mit EP/DVD sind dies bereits 5 VÖ’s dieses Projekts!). Die Aufnahmen stammen wohl eher nicht von einem einzigen Konzert, den die zu hörenden Zuchauerreaktionen lassen manchmal auf eine relativ große Halle schleißen und dann bei einigen wiederum akustischen Versionen klingt es nach kleinem Clubambiente. Der Sound ist ganz o.k. die "Stimmung" eher recht verhalten und ziemlich clean irgendwie weit weg gehalten. Sänger sowie Bassist John Wetton überzeugt einmal mehr auch hier mit einem bis auf kleine höhere Strauchler mit tollem Stimmvolumen, der Bombbast der Studioproduktionen (insbesondere die fetten Chöre "Voice Of America") wird hier aber nur seltene erreicht, trotz eines meistens relativ dominanten Keyboards. Die beiden anderen angeheuerten Bandmitglieder John Mitchell (Guit.) und Steve Christe (Drums) versuchen zwar sich selbst einzubringen insbesondere der Saitenmann schafft dies eher nur bedingt, da hätte man ihm doch mehr Freiraum gewünscht, so wie bei der gelungenen Megaversion von "Open your Eyes". Am Zusammenspiel insgesamt gibt es nicht viel zu mäkeln aber ganz klar am besten gefallen die Veteranen wenn sie es richtig rocken und laufen lassen wie u.a. bei "The Heat goes on" oder dem Klassiker "Only Time will tell". Die Songzusammenstellung gefällt mir persönlich allenfalls nur mittelmäßig, es gibt zum einen diverse Überschneidungen zum dem erwähnten TV-Zusammenschnitt außerdem sind etwas zuviel balladeske Tracks aus dem ICON Programm dabei, die den rockigen Fluß der CD einfach zu stark bremsen. Man hätte außerdem auf dass richtig langweilige Mundharmonikaintro "Pane Bruno" oder auch das popig-glatte "Day’s Like These" durchaus verzichten sollen warum dann stattdessen aber der einzige richtige Hit "Heat of The Moment" fehlt bleibt rätselhaft. "Bolero" als obligatorische DOWNES Soloeinlage entpuppt sich als gelungener Auszug von "Wildest Dreams" in einer Art klassischer Adaption, ebenfalls gelungen das recht theatralische "I lay down" mit schönem aber zu kurzen Gitarrensolo. Trotzdem dieses Album mit seinem relativ ruhigem Grundcharakter taugt allenfalls als Füller sowie weitere "Best of", und von der Art gibt es ja schon reichlich im bisherigen ASIA Backkatalog, daher braucht man dieses Album nicht unbedingt, selbst Hardcorefans dürften zweifeln. Da interessiert schon viel mehr das kommende neue ICON Studioalbum und die Frage - kommen ASIA in Originalbesetzung auch zu uns nach Deutschland auf Tour?!
Ganze sechs Jahre haben sich die deutschen Rocker FAIR WARNING für ihr neues Album Zeit gelassen, was auch nicht weiter verwundert, denn die Band hatte sich im Sommer 2000 aufgelöst (Sänger Tommy Heart stieg damals aus) und benötigte genau fünf Jahre für eine Reunion im Jahr 2005. Das Ergebnis dieses Neubeginns nennt sich "Brother´s Keeper" und fährt erneut sehr altschulischen, oft nah an der Grenze zum Schmalz angesiedelten, melodischen Hard Rock auf, der jedoch überraschend gut ins Ohr geht. Komplizierte, spektakuläre, progressive Songs sucht man hier erwartungsgemäß vergeblich, dafür bekommt man wirklich gute Hausmannskost der Marke "Don´t Keep Me Waiting", "Generation Jedi", "Push Me On" (sehr cool!), "The Cry", "Once Bitten, Twice Shy" oder "In The Dark" geboten und sogar noch einen recht witzigen, allerdings sehr kurzen "Hidden Track" obendrauf. "Brother´s Keeper" dürfte daher jeden Fan von FAIR WARNING ansprechen und geht insgesamt als gelungenes Werk mit einigen echten Ohrwürmern durch, auch wenn nicht jeder Song allerhöchste Ansprüche erfüllt. Trotzdem: Reunion gelungen, Patient lebt!
Mitte 2004 hatten die Bochumer DISTRICT mit "Don´t Mess With The Hard Punx" ein Debüt veröffentlicht, das nicht nur einen schön ironischen Titel trug, sondern auch randvoll mit tollen Songs war. Ihr 70s Pop-Punk im Stile der BUZZCOCKS und der UNDERTONES ging direkt ins Ohr und machte von der ersten Sekunde an Spaß. Kurz darauf lösten sie sich jedoch auf. Jetzt hat sich die Band in leicht geänderter Besetzung wieder zusammengefunden, nennt sich 2ND DISTRICT und hat auch direkt ein Album am Start. Soundmäßig hat sich nicht viel verändert, was wohl auch daran liegen mag, dass jetzt zwei ehemalige Mitglieder der REVOLVERS dabei sind, mit denen es aber auch vor dem Split schon Überschneidungen im Line-Up gab. Weiterhin sticht nach wie vor der Gesang von Marc Ader heraus, dessen Stimme auch immer noch wie eine Mischung aus Feargal Sharkey und Pete Shelley klingt. Lediglich der Glam-Faktor ist etwas höher geworden, das aber in durchaus vertretbarem Maße. Den Songs selbst schadet das überhaupt nicht, denn die sind immer noch erste Sahne. Songs wie der Opener "19th Soldier", "Opportunist" oder das abschließende "Yeah Yeah Yeah" rocken dreckig und rotzig und bieten einen Ohrwurm nach dem anderen. Ein tolles Album, das vor Energie und Spielfreude strotzt und einen hoffen lässt, dass die Jungs sich dieses Mal nicht direkt wieder auflösen.