Die Idee hinter dieser CD ist eigentlich vielversprechend, der Titel "Blood On The Highway” dafür eher nicht, da er viel zu pathetisch und aufgetragen daherkommt... naja. Aber ansonsten hat hier Ken HENSLEY in einer Art Konzepthandlung sein wildes Leben in den 70er Jahren als Rockstar festgehalten. Wer den Mann nicht kennen sollte: Er war mal bis 1980 Gitarrist, Sänger und Keyboarder bei URIAH HEEP (von denen stammen u.a. Klassiker wie "Lady In Black", "Easy Livin’"), seitdem ist er als Solokünstler mehr oder weniger erfolgreich, ohne aber an die großen Zeiten mit seiner heute noch aktiven Ursprungsband anknüpfen zu können. Alle Höhen und Tiefen, rauschende Konzertnächte, schwierige Phasen - hier wird alles quasi mehr oder weniger komplett autobiographisch mit dem Schwerpunkt siebziger Jahre nacherzählt. Die musikalische Umsetzung ist für meinen Geschmack aber insgesamt nur bedingt gelungen, unter anderem ist die Produktion viel zu flach geraten, da fehlt es deutlich an Pepp sowie Frische, gerade für Rock aus dieser Zeit. Aber auch beim Songwriting sind einige Hänger zu verzeichnen, bei insgesamt eigentlich nur 11 Tracks (3 gesprochene bzw. nur kurz angesungene Sekundenparts fallen nämlich weg). Dann drei Balladen, die auch noch sehr unpassend alle gegen Ende platziert, sind absolut zuviel. Vor allem wenn sie dann so dürftig daherkommen, insbesondere das triefende "There Comes A Time", auch noch mit Saxophonsolo in Komplettausfall darstellt, "I Did It All" mit hohem Kitschfaktor geht auch nur bedingt noch so durch. Einzig "The Last Dance", ein üppiges 8-Minuten Bombastepos, hat Klasse und ist einer der besten Tracks des Albums. An den zahlreichen Gastsängern liegt es im Übrigen nicht, dass manchen Songs einfach das gewisse Etwas fehlt, denn John Lawton, Überallmitsinger Jorn Lande, Glenn Hughes sowie Eve Gallagher, eine Mischung aus CHER und Tina TURNER (der von ihr gesungene Titel braucht viel zu lange bis er auf Touren kommt) - sie geben schon alle ihr Bestes und holen das bestmögliche aus den Songs heraus. Auch Hensley selbst ist kein so übler Sänger. Die beiden ersten Songs "Just The Beginning" und "We’re On Our Way" sind solider Hardrock mit AOR Touch und können schon gefallen. Der Titeltrack ist dann, trotz Lande am Mikro, einfach zu brav, zündet nicht und wirkt viel zu behäbig und der altbackene Refrain al la TV-Seriemusik von "Colt Sievers" - nee, passt einfach nicht. Dann folgt der mit Abstand beste Titel des Albums "You’ve Got It", eine schnelle Abgehnummer mit schönen Hammonds und klasse Refrain, ja davon müsste mehr zu finden sein. Das kraftvolle "It Won’t Last" hat dann einen leichten WHITESNAKE Charakter (wobei das Gitarrensolo leider dürftig ausgefallen ist), trotzdem ist der Song eines der besseren Stücke. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man aus "Blood On The Highway" noch mehr hätte herausholen können, ein paar schnellere Songs (die den wilderen Zeitgeist besser repräsentiert hätten), dafür nicht zuviel Balladeskes, sowie etwas mehr Durchschlagskraft beim Songwriting - dann wäre dies vielleicht ein gutes bis sehr gutes Album geworden. So wird hier aber leider nur gehobener Durchschnitt geboten.
Totgesagte leben länger! Im Falle der Schweden LAKE OF TEARS fand das Begräbnis bereits 1999 statt, doch irgendwo schien die Flamme in den Herren Brennare, Larsson und Oudhuis noch nicht erloschen zu sein. Nach dem mehr oder weniger improvisierten, aber deutlich unterbewerteten "The Neonai" schob man 2004 das erneut starke "Black Brick Road" nach, das aber aufgrund seines leichten Pop-Einschlages nicht überall auf große Zustimmung stieß. Mit "Moons And Mushrooms" und Neuzugang Magnus Sahlgren an der Gitarre dürften aber alle Münder, die sich nach einem zweiten "Headstones" oder "A Crimson Cosmos" gesehnt haben, endgültig verstummen, denn LAKE OF TEARS haben just ihr härtestes und bestes Werk seit dem überragenden ´97er Release an den Start gebracht. Den genialen Opener "Last Purple Sky" kann man nicht nur bereits nach dem ersten Hören fehlerfrei mitbölken, sondern er fährt auch das rotzigste Bratriff der gesamten Bandgeschichte auf. Der melancholisch-erdige Klang von "Headstones" vermischt sich mit den Hammermelodien von "A Crimson Cosmos", lässt aber auch "Neonai"-artige Leichtfüßigkeit nicht außen vor. Während man sich beim Stil (der ja oftmals als "Stonergoth" bezeichnet wird) vielleicht noch streiten kann, ob die Band nun mehr nach diesem oder jenem Werk klingt, herrscht in Sachen Songwriting durchweg Einigkeit. Ich kenne keine andere Band aus den verwandten Genres, die so scheinbar aus dem Handgelenk gleichsam eingängige wie unter die Haut gehende Hymnen schreibt. LAKE OF TEARS stellen wie gewohnt keine Rekorde in Sachen Instrumentenbeherrschung auf, sondern stellen die Songs in den Mittelpunkt, die durch Daniel Brennares verstärkt rauen Gesang zusätzliche Intensität gewinnen. Das relaxte "Waiting Counting", der fantastische Sonnenuntergangs-Gänsehaut-Groover "Like A Leaf", das hart rockende "Children Of The Grey" oder das typisch spacige "Planet Of The Penguins" sind nur ein paar der Highlights von "Moons And Mushrooms", das von vorne bis hinten mit Sahnehäubchen gespickt ist und LAKE OF TEARS hoffentlich ein Bröckchen mehr von dem Erfolg beschert, den diese Ausnahmeband seit ihrem Debüt verdient gehabt hätte. Zugreifen!
Mit "Marie’s Sister’s Garden" legen die Doomer VOODOOSHOCK um Uwe Gröbel (Ex-Naevus) nun nach 2003 ihr zweites Album vor. Dabei vervollständigte Gitarrist und Sänger Gröbel mit zwei Neuen sein Trio: Drummer Claus-Peter Hamisch und Bassist Ingmar Petersen (beide auch bei Beehover in Diensten) kamen hinzu. Und wieder ist die Fanschar von Bands wie Saint Vitus, Pentagramm und Count Raven bis zu den altehrwürdigen Black Sabbath die Zielgruppe - und die dürfte mit diesem Teil sehr gut leben können. Starke Riffs, bluesig anmutende Solis, eine ausreichende Melodiesität und ein hoher Gesang sind die Ingredienzien welche in 11 Songs "Marie’s Sister’s Garden" fast schon zu einem Pflichthappen für Anhänger genannter Bands machen. Denn VOODOOSHOCK werden trotz programmmäßiger Geschwindigkeitsdrosslung nie langweilig. Abwechslung schaffen VOODOOSHOCK dabei durch ein variables Songwriting, eine sich in Doommaßen bewegende Rockattitüde und ordentlich Groove. So folgt dem fast 8-minütigen quälend traurigem "Funeral Farewell" ein fast schon cool rockiges, aber immer noch SlowMo "Feeding Flames With Letters". Das kurze, heavy und recht flotte "Truth" steht gekonnt im Gegensatz zu dem von Bassist Ingmar Petersen eingesungene, ungewöhnlich progressive "Custom-Made But Sacrificied". Das Highlight dürfte wohl der basslastige Opener "Please Let All Truth In Your Heart" mit seinem sich zunehmend im Ohr festsetzenden Melodien und unheimlich viel Drive sein; der Track hat das Zeug zum Referenzwerk. Einen würdigen Abschluss findet das Album mit der brutal schwermütigen, gesanglich am Blues angelehnten Ballade "You Don’t Need To Fear Death". Da die meisten Doom-Jünger ein etwas schräger Gesang kaum schreckt, dürfte für VOODOOSHOCK auch der prägende Gesang von Band-Chef Uwe Gröbel kein Problem darstellen. Doomer sollten das Teil definitiv anchecken.
HIDDEN TIMBRE kommen aus Gera und machten bereits 2005 mit der EP "Leave" auf sich Aufmerksam. Mit ihrem jetzt erschienenen selbstbetitelten Debüt soll die Band einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Und das, trotz anfänglich durch das äußere auftretendem Verdacht, nicht in der schwarzen Szene. Denn HIDDEN TIMBRE sind trotz des Covers mit Frontfrau mal keine Gothic-Kapelle. Das Quintett frönt eher rockig progressive Tönen; wobei hier die beiden deutschen RPWL-Proggies Kalle Wallner (half bei der Produktion des Albums) und Yogi Lang (war für den Mix verantwortlich) auf die falsche Fährte locken könnten. Mit dem Artrock-Floydschen Sound derer Combo hat HIDDEN TIMBRE nun wirklich nichts gemein. Auf "Hidden Timbre" geht es eher etwas Metal-lastiger zu (was die Gitarren angeht), mit einem Tick progressivem Pop. Die genannten Paten von Dream Theater (einer der üblichen Verdächtigen), The Gathering oder gar Kate Bush sind kaum auszumachen. Das Ganze klingt eher nach einer aus dem Alternativebereich kommenden Band (was auch am Gesang liegen mag), welche einen eingehenden Stilwechsel vollzogen hat. Und das mit durchaus gelungenen Kompositionen, solider Musikalität und ansprechender Produktion. Mit dem etwas heftigeren "Be Winded" (hier kommt auch die Stimme von Sängerin Anja Bräutigam mit am Besten zur Geltung), dem sich langsam aufbauenden und abwechslungsreichen "My World Is Bigger" und der fast schon etwas zu Pop-lastigen Ballade "Tell Me” haben die Thüringer einige gute Songs zu bieten. Nichts spektakuläres zwar, aber für die Zielgruppe könnte ein reinschnuppern sich lohnen.