Interview
Mit eurem noch aktuellen Werk "Trust" hat SAGA den größten Erfolg seit dem 1999er Comebackwerk "Full Circle" erreicht- worin siehst Du dies letztlich begründet? Vielleicht ist die neue Energie in der Band ein Grund, dadurch erzeugt, dass wir die Sache wieder selbst in die Hand genommen haben. Das und die Tatsache, dass wir genau das Album produziert haben, auf das unsere Fans so lange gewartet haben. Das habe ich jedenfalls von vielen gehört.
Die Meinung der Fans und vieler Zeitschriften ist, dass SAGA heute wieder mehr wie zu ihren Anfängen klingen, viel progressiver. Wie erklären Sie sich diese Aussage? Falls damit gemeint ist, dass wir heute progressiver sind als noch vor einiger Zeit, dann kann ich dem nur zustimmen.
Meiner Meinung nach waren "Marathon" oder "House of Cards" ebenfalls sehr gute Alben, die Zusammenstellung war nur nicht ganz so überzeugend. Trotzdem waren die Alben nicht so erfolgreich wie "Trust". An was liegt´s? Das ist einfach. "Trust" ist ein in sich abgerundetes Album, "kompletter" als jedes andere, welches wir in letzter Zeit herausgebracht haben.
Erzählen Sie uns etwas über die Intention vor und während der Produktion von "Trust". Es sollte lebendig, ehrlich und leidenschaftlich werden!
Im letzten Sommer war SAGA der Hauptgruppe des ROCK OF AGES Festivals, wie hat sich das ergeben und wie waren die Reaktionen der hauptsächlich jüngeren Besucher hinsichtlich Eures Gigs? Man kann so sagen: uns wurde ein Angebot gemacht, welches wir nicht ausschlagen konnten. Gerade in letzter Zeit habe ich viele junge Gesichter im Publikum gesehen, die schienen uns für sich entdeckt zu haben. Das ist ein tolles Gefühl, besonders wenn man ihnen ansieht, dass sie sich amüsieren.
Was hat Euch dazu gebracht oder besser gesagt dazu motiviert heute so fantastische Musik zu machen? Der Gedanke einfach mit der Gruppe zusammen zu sein und etwas Neues dabei zu kreieren hat schon ausgereicht, um das ganze ins Rollen zu bekommen. Unser Album mag nur aus 12 unterschiedlichen Noten bestehen, aber wir mussten eben diese in der richtigen Art und Weise zu betonen.
Seit Ihr zufrieden mit den Reaktionen hinsichtlich Eures neuen Albums oder hat Euch soviel positives Feedback überhaupt nicht überrascht? Ich muss sagen, ich war sehr zuversichtlich, dass "Trust" positiv angenommen werden wurde. Aber positiv in solch einem Ausmaß? Das hat uns extrem erfreut.
Was waren die besten und was die negativsten Kommentare, die Ihr bisher über das aktuelle Album gehört habt? Das Beste: Das ist SAGAs bestes Werk seit "World´s Apart"!
Das Schlechteste: Das ist SAGAs bestes Werk seit "World´s Apart"!
Wenn man den Status von SAGA in der Musikszene betrachtet, gibt es Unterschiede zwischen Europa und z.B. USA/Kanada? Der größte Unterschied liegt im Bewusstsein der Menschen. Die Tatsache, dass wir in Europa bekannter sind als in Nord Amerika ist darin begründet, dass wir in Europa einfach mehr touren als auf anderen Kontinenten.
Das großartige Art Work von "Trust" sowie die wunderbare Produktion haben mich sehr beeindruckt. Wer war denn dafür zuständig? Das überwältigende Art Work wurde von einem Mann namens Balazs Papay kreiert und der Sound des Albums ist das Ergebnis geballter Kompetenz von Andi Charal und Geoff Kent.
Worum geht es in den Songs, enthalten sie auch autobiographische Texte? Die Texte des Albums "Trust", sowie die der meisten unserer Alben, sind sehr unterschiedlich. Ein Teil der Songs beschäftigt sich mit dem Album-Titel, andere handeln von Beobachtungen oder Rückschlüssen basierend auf unserem menschlichen Verhalten. Damit verbunden sind einige Textteile unserer Songs unweigerlich autobiographisch.
Welches sind die herausragenden Unterschiede zwischen dem letzten und dem aktuellen Album? Für mich persönlich war der signifikanteste Unterschied mein Anliegen am Klang der Stimme. Dieses Anliegen wurde zum ersten Mal zum Mittelpunkt meiner ganzen Aufmerksamkeit.
Gibt es Songs, die Sie anderen gegenüber vorziehen? Wenn ja welche? Wie ich schon sagte, ich denke, dass uns mit "Trust" ein mehr als mit anderen Alben in sich abgerundetes Werk gelungen ist. Deshalb ist es mir auch nicht möglich einen Song über einen anderen zu stellen. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich sagen "On The Other Side", aufgrund des Refrains und des Themas.
Mein persönliches Lieblingslied ist "It´s Your Life", erzählen Sie unseren Lesen ein wenig über diesen Song. Es ist das Werk von Jim C. und so weit ich das sagen kann, geht es darum zu lernen nein zu sagen.
Welche Einflüsse wirkten früher und heute auf die Band und die Musik? Woher nehmt Ihr Eure Inspiration? Früher haben wir uns an GENTLE GIANT und GENESIS orientiert. Musik musste progressive sein oder sie hat mich nicht interessiert. In letzter Zeit gefällt mir alles, was einen Funken Authentizität beinhaltet. Egal um welches Genre es sich handelt. In der heutigen Musikszene scheint es nämlich an so etwas zu mangeln, weshalb mein Interesse nur geweckt wird, wenn ich einen gewissen Grad an Einfallsreichtum heraushöre.
Brian Doerner sitzt schon seit längerem an den Drums bei SAGA, wie kam es denn dazu und wieso hat Steven Negus die Band verlassen? Da Christian Simpson aufgrund seiner gesundheitlichen Verfassung nicht mehr weiterhin Schlagzeug spielen konnte, waren wir gezwungen recht schnell einen Nachfolger für ihn zu finden. Nachdem wir uns entschieden haben es mit Brian zu versuchen, haben Jim Gilmour und Ian Crichton an einem Tag in Kanada für einige Stunden mit ihm gespielt. Sie wussten sofort, dass er der richtige Mann für den Job ist. Steve Negus hat die Band aus persönlichen Gründen verlassen, wir sind bis heute gute Freunde geblieben.
Welcher war Euer schlimmster Auftritt, welcher war der beste? Erzähl mal ein bisschen darüber.
Dass der Auftritt so schlimm war lag weniger an dem Auftritt sondern mehr an dem Ort. Als wir das erste Mal in Italien gespielt haben, wurden uns eine Menge Sachen gestohlen. Ich erinnere mich nur ungern daran zurück. Den besten Auftritt hatten wir nach Sir Elton John beim "Rock am Ring" vor 90.000 Menschen. Wir haben nur gedacht:"Besser kann es gar nicht mehr werden!".
Wen würden Sie gern einmal treffen, um mit ihm ein nettes Gespräch zu führen oder ihm mal ordentlich die Meinung zu sagen? Freddy Mercury, um mich zuerst mit ihm zu unterhalten und ihm dann in den Hintern zu treten. Dafür, dass er sich verabschiedet hat bevor wir die Chance gehabt haben gemeinsam Musik zu machen.
Kannst du uns bitte Deine, für viele Fans sehr überraschende, Entscheidung Anfang des Jahres die Band trotz der tollen Erfolge zu verlassen etwas näher erklären? Der reale Grund oder besser die Gründe sind tatsächlich rein persönlicher Natur. Diese Entscheidung resultiert in keinster Weise (wie in manchen Foren bereits wild spekuliert wurde, Anm. des Verfassers) aus irgendwelchen Streitpunkten mit der Band bezüglich kreativer Freiheiten. Das heißt mit anderen Worten musikalisch könnte ich nicht sein glücklicher mit dem, wo die Band sich im Augenblick befindet. Dieses ist jetzt einfach etwas, was ich so tun mußte.
Gibt es derzeit noch irgendwelche Pläne eine letzte reguläre CD in 2007 aufzunehmen?Es könnte möglicherweise ein neues Album 2007 geben aber wenn, dann nur mit einem anderen Sänger. Ansonsten haben wir jetzt gerade den Release von "Worlds apart Revisited" vor der Tür stehen und gegen Ende des Jahres kommt dann die große "30th Anniversary/Farewell to Michael" Tour mit zahlreichen Terminen auch wieder in Deutschland.
Wirst Du danach mit dem Singen ganz aufhören oder machst du nur eine kreative Pause?Ich werde ganz sicher dass Singen nicht aufgeben. Es ist die eine Leidenschaft, die sich niemals seit meinem achten Lebensjahr geändert hat! Tatsache ist jetzt nun einmal, ich werde die Band nach dem Ende der ´07-Europatour verlassen. Aber ich werde weiterhin Musik schreiben und natürlich auch singen solange bis ich nicht mehr kann!
Einige Worte vielleicht noch kurz zu Deinem (von manchen Fans vermuteten schlechten) gesundheitlichen Wohlbefinden? Ich könnte im Augenblick einfach nicht gesünder oder zufriedener mit meinen Gedanken, Körper und Gedanken sein, insbesondere, weil ich dies genau weiß, obgleich dies ohne Frage eine der größten Entscheidungen meines Lebens ist, aber dies war für mich und meine Familie der richtige Weg.
Alles klar dann sehen wir uns ganz sicher auf der großen Abschiedstour im Herbst!
InterviewDie Produktion von "Blutbahnen" erscheint mir ein wenig dumpf. Klingt das Album denn so, wie Ihr es von vornherein haben wolltet?
Ja, die Produktion ist so geworden, wie wir sie uns vorgestellt hatten. Ich würde auch nicht sagen, dass das Album dumpf klingt. Etwas trocken, aber im Ganzen doch kompakt.
Der Gesang kommt meiner Meinung nach nicht immer so deutlich zum Vorschein, das meine ich unter Anderem.
Das finde ich auch nicht. Wenn man die CD leise hört, dann kann man auch den Gesang sehr gut verstehen. Von daher ist die Scheibe schon sehr gut abgemischt worden, denke ich.
Ein wichtigeres Thema ist der Ausstieg Eurer Geigerin 2T. Was war denn der Grund, dass sie die Band verlassen hat?
Das waren persönliche Gründe. Sie hat ein paar gesundheitliche Probleme bekommen und sich auch privat von unserem Schlagzeuger getrennt. Da war dann eine Zusammenarbeit nicht mehr ohne weiteres möglich, so dass wir uns entschieden haben, die Sache zu viert weiter durchzuziehen. Wir haben dann auf eine Session-Geigerin zurückgegriffen, was kein großes Problem war, da unsere alte Geigerin nie großen Anteil am Songwriting hatte. Von daher war es auch kein großer Verlust, um es mal so auszudrücken, haha!
Die orchestralen Parts auf dem Album wurden alle vom Keyboard übernommen, oder?
Die Orchesterparts hat unser Keyboarder DF noch mit arrangiert, und sie sind nicht schlecht geworden, denn wir hatten uns schon im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, das Material durch den Wegfall einer festen Geigerin stärker auf die Keyboards auszurichten und das Songwriting dementsprechend umzugestalten.
Besonders auffällig und wieder das Kernstück des Albums sind die erneut derben Texte. Wie geht Ihr denn dort heran? Ist das eine Art von schwarzem Humor, oder wollt Ihr bewusst provozieren?
Na ja, provozieren kann man in der heutigen Gesellschaft eigentlich kaum noch. Der Hintergrund ist der, dass wir morbide, extreme Musik machen wollen, und dafür sind die Texte sehr wichtig. Wir sind alle seit Langem an entsprechenden Filmen oder Literatur interessiert, und das Einbetten solcher Themen in ein passendes musikalisches Gewand ist eines der Hauptaugenmerke von EISREGEN. Ich persönlich bin seit vielen, vielen Jahren filmisch sehr interessiert, und gerade das Darstellen von Kurzgeschichten ist eine Sache, die EISREGEN von jeher auszeichnet. Die einzelnen Songs wirken ja schon sehr filmisch, und gerade durch die musikalische Übersetzung wird eine gewisse Nähe zu Filmen sehr deutlich... hoffe ich jedenfalls, haha! Wir sind stark daran interessiert, eine gewisse Atmosphäre zu transportieren, und ich denke, wenn man sich unsere Texte bildlich vor Augen führen kann, haben wir unser Ziel schon ganz gut erreicht.
Auffällig ist dabei, dass Eure Musik an sich zwar recht simpel ist, Ihr nicht viele Riffs pro Song einbaut, aber trotzdem mit zahlreichen Breaks und Tempowechseln arbeitet, zu denen sich der ebenfalls stark wechselnde Gesang gesellt, wie Growlen, Kreischen und einfach normaler Gesang. Wie plant Ihr denn bei all diesen Möglichkeiten, wie ein Song oder ein Part zu klingen hat?
Wie gesagt, die Texte stehen immer zuerst da! Und wir versuchen dann, mit Hilfe der Riffs oder dem Keyboard eine gewisse Atmosphäre aufzubauen. Es gab in der Vergangenheit einige Stücke, die ziemlich abgehackt klangen, aber mittlerweile haben wir uns als Songwriter immer besser entwickelt, so dass wir es schaffen, die Stücke auch richtig atmosphärisch wirken zu lassen. Bei EISREGEN geht es darum, Texte zu vertonen, und darum ist es für uns logisch, dass der Text am Anfang steht, und daran wird dann auch nichts mehr verändert. Es ist ja auch meine Aufgabe zu sehen, welches Riff passt und wie man die Grundstimmung am Besten entfaltet und beim Songwriting anpacken kann. Wir machen jetzt seit etwa zwölf Jahren Musik und wissen schon, wie wir uns aufeinander einzustellen haben. Das passt auch immer ganz gut.
Welche Filme dienen denn als Vorlage? Kannst Du da ein paar Namen nennen?
Richtige Vorlagen sind das nicht mal, sondern eher die Stimmung des jeweiligen Films. Wir haben bisher nur vereinzelt komplette Filme umgesetzt, denn es geht mehr um einzelne Parts und Atmosphäre, die ich versuche, in den Text einzuarbeiten. 95% des Materials sind Eigenkreationen.
Ja, aber welche Filme sind das denn, aus denen Ihr diese Stimmungen bezieht?
Natürlich sind auch Horror und Splatter dabei, aber ich bin an sehr vielen Genres interessiert und schaue mir auch viel an.
Ein Song auf "Blutbahnen" ragt ganz besonders heraus, und zwar "17 Kerzen Am Dom", der sich nicht nur auf ein reales Ereignis bezieht, sondern direkt Namen nennt. Einerseits überkommt mich dabei Gänsehaut, andererseits hinterlässt das Stück einen seltsamen Beigeschmack, eben weil es nicht anonym ist. Habt Ihr keine Angst, deswegen noch Ärger zu bekommen?
Das ist ein Punkt, der mir persönlich sehr wichtig war! Es ist nicht nur die geografische Nähe zu Erfurt, die uns mit dem Song verbindet, sondern ich habe auch drei Jahre in Erfurt gelernt und kenne den ganzen Weg, den der Killer von seinem Elternhaus bis zur Schule zurückgelegt hat. Entweder bin ich zu Fuß dort lang gegangen oder mit dem Auto gefahren. Es war mir schon immer ein Anliegen, diese Geschehnisse in einem Text einzubinden. Wir haben auch bewusst darauf verzichtet, dort unseren schwarzen Humor einzubringen und liefern im Grunde eine Reflexion der Ereignisse. Es ist alles anhand der polizeilichen Protokolle dokumentiert, und am Ende kommt auch heraus, dass wir dieser Tat sehr negativ gegenüber stehen! Der Steinhäuser war ein Psychopath und extrem geltungssüchtig, und es war einfach ein Anliegen, das mal musikalisch aufzugreifen.
Bis zum Ende des Songs bleibt Eure Meinung aber im Dunkeln! Erst Zeilen wie "17 Menschen sterben für Deine zehn Minuten Ruhm" lassen erkennen, wie Ihr wirklich dazu steht.
Ganz genau! Die ersten 80, 90% des Songs sind nur eine Aufzählung der Sachen, die er gemacht hat, ohne Wertung. Erst danach wird die Frage gestellt, was er den Hinterbliebenen gesagt hätte, so dass die Wertung schon ziemlich eindeutig ist. Die Frage ist, wie man eine solche Thematik anpackt, und wir haben da eine gute Möglichkeit gefunden, sie in ein solches Konstrukt einzubinden. Ob man so etwas machen sollte oder nicht, ist natürlich offen, aber wir haben es eben gemacht und stehen hinter diesem Stück. Es ist definitiv nicht dazu gedacht, die Person zu glorifizieren! Es hat uns persönlich betroffen; ein Freund unserer T-Shirt-Verkäuferin ist auch auf diese Schule gegangen, war aber bei dem Massaker zum Glück nicht dabei. Gerade als Thüringer Band wollten wir die Geschehnisse musikalisch behandeln. Und weil es jetzt genau fünf Jahre her ist, wollten wir noch einmal darauf hinweisen, was für ein Wahnsinn dahinter gesteckt hat. Wir machen ja in erster Linie Unterhaltungsmusik, auch wenn wir brutale und schwarze Texte verwenden, und darum wollten wir auch gerne mal ein ernsthaftes Stück schreiben. Und es passt zum Thema "Blutbahnen", obwohl es einen realen Hintergrund hat.
Das Album soll ja auch erst ab 18 Jahren erhältlich sein?!
Das ist völliger Quatsch; es wird schon normal erhältlich sein, die Frage ist nur, wie lange, haha! Eine Vorindizierung oder Vorzensur gibt es von unserer Seite natürlich nicht.
Wie soll das bei Euch live überhaupt noch funktionieren, wenn Ihr jetzt schon die Hälfte Eurer Songs nicht mehr spielen dürft?
Das ist wirklich ein Problem. Wir haben auch schon darauf geachtet, in Deutschland nur noch Shows ab 18 zu spielen, wo der Veranstalter auf einen Altersnachweis schauen muss, aber bei den größeren Festivals gibt es keine Möglichkeit, so was durchzuziehen. Da sind wir dann gezwungen, auf die Hälfte unserer Songs zu verzichten. Wir schreiben ja kontinuierlich neue Musik, und so lässt sich ein "jugendfreies" Set immer noch realisieren.
Auch eine Rückkehr in die "Krebskolonie" erfolgt mit dem Song "Zurück In Die Kolonie". Warum habt Ihr ausgerechnet diese Thematik noch einmal aufleben lassen?
Das hängt auch damit zusammen, dass wir sehr filmisch interessiert sind, denn dort ist es ja auch üblich, zu gewissen Geschichten Sequels zu machen. Wir hatten so was zuvor noch nicht gemacht und suchten nach einem Stoff von EISREGEN, den man fortführen könne. Und gerade der Titelsong unseres zweiten Albums, das man ja auch nicht mehr bewerben darf, war es wert, noch einmal aufgegriffen und zu einem ganz neuen Ende geführt zu werden. Wir hatten da ein paar Stücke zur Auswahl, aber am Ende war es die "Kolonie", auf die die Wahl fiel.
Mit "Schneuz Den Kasper" befindet sich noch ein ganz seltsames Stück auf dem Album. Wie seid Ihr denn darauf gekommen?
Dazu möchte ich jetzt keinen Kommentar abgeben, haha! Das Lied ist wirklich sehr seltsam, und ich weiß selbst bis jetzt nicht, was ich davon zu halten habe. Darin gibt es sehr schräge Passagen, und es überrascht einen selbst immer wieder, was man sich da ausgedacht hat. Die musikalische Seite ist schon sehr bombastisch geraten, und jeder Hörer sollte versuchen, selber einen Sinn dahinter zu entdecken. Das ist ein sehr schwieriges Lied!
Ein anderes Thema, das ich noch ansprechen wollte, ist die Problematik mit rechtsgerichtetem Publikum. Es ist ja leider fast schon üblich, dass eine Band, die deutschsprachigen Extrem-Metal macht, von solch unerwünschten Heimsuchungen geplagt wird...
Ja, sicherlich, aber ich muss dazu sagen, dass es in den letzten Jahren deutlich weniger geworden ist. Man bekommt davon immer weniger mit, was bei den Konzerten abgeht. Wir haben nicht den ganz großen Zulauf von rechtem Publikum, aber man merkt den Leuten auch nicht immer unbedingt an, welche politische Einstellung sie haben. Es hat sich wohl auch mittlerweile herumgesprochen, dass wir keine rechte Metal-Band sind. Bei uns kommt von Punks bis zu friedlichen Skinheads alles zusammen. Ich kann auch sagen, dass es bei unseren Konzerten noch nie großartige Schlägereien gegeben hat, und ich hoffe auch, dass das so bleibt! EISREGEN-Konzerte sind politisch völlig frei zu sehen, auch vom Publikum her.
Gerade vom Publikum her sind EISREGEN sowieso ein Phänomen: bei "Metal Inside" sind die zwei meistgelesenen Reviews nicht etwa von IRON MAIDEN oder SLAYER, sondern es stehen bei unserer internen Zählung zwei EISREGEN-Alben an der Spitze. Auch bei Internet-Radios und Metal-Abenden in Clubs werdet Ihr reichlich frequentiert, wie auch Eure Shows. Das alles geschieht ohne große Werbung, auch bedingt durch Eure Zensurprobleme. Das ist eine ähnliche Erscheinung wie bei den Onkelz. Wie erklärt Ihr Euch das?
Wir merken das auch an unseren Verkaufszahlen, die inzwischen sehr hoch sind. Vom letzten Album haben wir weit im fünfstelligen Bereich verkauft. Und bei Konzerten ist ebenfalls ein großer Zuwachs zu sehen. Warum das so ist?! Es scheint auch eine Art von Jojo-Effekt durch die ganzen Indizierungsgeschichten zu sein. Das hat uns gerade bei gewissen Leuten bekannt gemacht, und viele davon sind nach der Indizierung unseres zweiten Albums zur Band dazu gestoßen. Da ist ein großer Werbeeffekt zu sehen, aber die andere Seite der Medaille ist, dass die indizierten Alben schnell in den Verkaufszahlen einbrechen, weil sich die Leute nicht die Mühe machen wollen, eine Scheibe ab 18 umständlich zu erwerben, die von vielen Geschäften boykottiert wird. Wir wollten diese Zensur gar nicht, aber sie hat uns auch mehr Zuhörer beschert, das muss man sagen. Auch live waren wir in den letzten Jahren sehr präsent und sind viel getourt. Es gibt EISREGEN-Headliner-Shows, zu denen an die 800-900 Leute kommen, das ist schon echt gut. Wir haben auch die Chance genutzt, in Österreich zu spielen, weil wir unser Material dort ungekürzt bringen können. Da waren die Besucherzahlen auch recht hoch.
Wann rechnet Ihr denn damit, dass "Blutbahnen" auf dem Index landet?
Schwere Frage! Wir hoffen natürlich, dass das Album so lange wie möglich frei verkäuflich bleibt. Diese ganze Indizierungsgeschichte ist großer Quatsch, weil es schon Filme ab 16 gibt, die deutlich krasser sind als die Stories von EISREGEN. Die haben sich auf uns eingeschossen; beim letzten Album war unsere Plattenfirma mit Anwälten vor Ort, aber das hat alles nichts genutzt. Man lässt da nur bedingt mit sich reden, und ein großes Kunst- oder Musikverständnis kann man da nicht erwarten. Das ist reine Willkür!
Es geht auch das Gerücht um, dass "Blutbahnen" erst zensiert erscheint, und später noch eine EP folgt, auf der einige Songs dann "ungeschnitten" zu hören sind. Ist da was dran?
Nein, da geht es nur um die Art der gesanglichen Darbietung, die um 180 Grad gedreht ist. Es war auch mal ein cooles Experiment zu hören, wie die Stücke in verschiedenen Varianten klingen. Für manche Fans wird das auch sehr interessant sein!
Man hätte die EP auch als Bonus-CD zum Album mit dazupacken können?
Das wäre echt verschenkt gewesen, haha! Wir haben noch mal sehr viel in das grandiose Cover-Artwork investiert, und diese Scheibe ist definitiv als Einzelveröffentlichung gerechtfertigt!
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