Kollege Knackstedt muss bei italienischen Bands immer an schlechten Power Metal denken, was ihm regelmäßige Schreiattacken beschert - da wird er sich über OPHYDIAN freuen, die so gar nichts mit gängigen Metal-Klischees italienischer Bands zu tun haben. Die Turiner Combo unternimmt auf ihrem erstem Album "The Perfect Symbiosis" den Versuch, Thrash Metal, Screamo und modernen Metal zu einer im Albumtitel genannten perfekten Symbiose zu bringen. Das gelingt stellenweise auch leidlich, wenn wie bei "Actors Of Nothing" krachende Thrash-Gitarren auf gefühlvollen Gesang und ruhige Passagen treffen, zündet oft aber nicht. Potential ist definitiv vorhanden, aber manchmal wollen OPHYDIAN zu viel und überfrachten ihre Songs, mit dem Ergebnis, dass diese konfus und chaotisch wirken. Zudem bleibt kaum ein Song beim Hörer hängen, selbst nach mehrmaligem Hören der Scheibe am Stück sticht keiner wirklich heraus. Wenn die Band an diesen Mankos arbeitet, kann das nächste Album ein coole Scheibe werden, "The Perfect Symbisios" ist aber nicht mehr als Mittelmaß.
Mit ihrem 2006er Demo haben VENATIC haufenweise gute Reviews eingefahren und die Erwartungen an ihr erstes Album in die Höhe geschraubt. Offensichtlich haben sie sich davon nicht aus dem Konzept bringen lassen, denn die dreizehn auf "Bleeding Alpha" vertretenen Songs sind die logische Weiterführung der Demotracks und eine gekonnte Mischung aus Härte und poppiger Eingängigkeit. "In Between" beispielsweise ist eine heftige Nummer, die die Vorliebe für Metal Marke PANTERA und METALLICA zeigt, wohingegen "43" mit einem dermaßen poppigen Refrain ausgestattet wurde, dass der Song ein echter Club-Kracher werden könnte. "The Art Of Lifeless Truth" macht deutlich, dass VENATIC auch in ruhigeren Fahrwasser sicher navigieren können und selbst CREED-Fans mit dieser Scheibe auf ihre Kosten kommen dürften. Herausragend ist neben der gelungenen Gitarrenarbeit (die sowohl heftigst bratend als auch hochmelodisch sein kann) der Gesang von Julien - seine klare, kraftvolle Stimme ist definitv eine der besten, die es seit langer Zeit im Metalbereich gegeben hat und wird von ihm effektiv eingesetzt. VENATIC offenbaren mit diesem Album ein sehr großes Potential, dass sich in vielen erstklassigen Songs manifestiert, mit denen sie Fans heftiger Töne auf jeden Fall überzeugen werden. Bleibt zu hoffen, dass sich auch bald ein Label der Band annimmt, dann könnte hier das nächste große Ding im Metal/ Rock-Bereich starten!
Die auf dem letzten Album "India" begonnene Reise in das orientalische setzt die Bielefelder Gothic Band XANDRIA auf ihren neustem Album "Salomé - The Seventh Vail" konsequent fort. Am deutlichsten zwar noch beim stark arabisch-indisch klingenden epischen Titeltrack, welche nicht nur mit einem eben orientalisch abgestimmten Gitarrensolo glänzt, sondern auch eine mystisch-melancholische Stimmung verströmt. Auch ansonsten tauchen fernöstliche anmutende Versatzstücke, Instrumentalisierung und Melodieläufe immer wiederkehrend auf. Das recht flotte Eröffnungsduo "Save My Life" und "Vampire" gibt mit symphonischen Arrangements, zum Teil ungewöhnlichen Gesangslinien und fast schon zu eingängigen Refrains die Richtung vor (letztgenannter Song ist da schon fast an der Schmerzgrenze). Mit dem guten "Beware" und den eher belanglosen "Emotional Man" folgen zwei gradlinige Rocker, welche stark an den Stil einer bekannten finnischen Band erinnern, welcher zeitweise die Sängerin abhanden kam. Dies gilt auch für die beiden am Ende der Scheibe platzierte Songs "Sleeping Dogs Lie" und "On My Way". Andere Songs setzen die Highlights. Die obligatorische Ballade in Form des Songs "The Wind And The Ocean" kommt als sehr getragen aber sparsam instrumentalisiert (Piano und sphärische Keys) und mit fast schon flüsterndem Gesang daher. "Sisters Of The Light" ist dann so ein Song, wo man nicht weis ob man ihn lieben oder hassen soll - viel zu zuckersüße Melodie, leichter Folkeinschlag und ein Refrain der einem um den Schlaf bringt. Das rockende Duett "Only For The Stars In Your Eyes" erinnert an melodisch schnelle HIM-Tracks, ergänzt mit einem heftigem Mittelteil. Den männlichen Part übernimmt dabei Entwine-Sänger Mika Tauriainen, der auch die Growls beim nachfolgenden "Firestorm" beisteuerte, welches für XANDRIA-Verhältnisse eine ungewohnt harte Gitarre präsentiert - aber nichtsdestotrotz zum Ohrwurm mutiert. Ein schielen nach einem "Ravenheart" ähnlichem Singleerfolg darf man der Band dabei durchaus unterstellen - und nicht verdenken. Das Album "Salomé - The Seventh Vail" ist auf jeden Fall äußerst Chart- und MTVIVA-tauglich und dürfte manchen Fan auf Grund seines trotz harter Gitarren nicht zu überhörenden Popanteils aufstoßen. Schlecht zu Gesicht steht XANDRIA dies aber nun wirklich nicht. Das Frontfrau Lisa Schaphaus (früher Lisa Middelhauve) dabei gesanglich sowieso topp ist dürfte in der Szene unbestritten sein. Sie scheint aber auch an ihrer Stimme gearbeitet zu haben, klingt variabler, nur selten operettenhaft und setzt verstärkt auf tiefere Tonlagen. Mit "Salomé - The Seventh Vail" dürften XANDRIA weiter ihre Position als Deutschlands führende "female fronted" Gothic Metal Band ausgebaut haben. Auch wenn sich die Fanschicht dabei wohl etwas gen Mainstream verschieben sollte.
KAMELOT gelten als eine der beliebtesten und zugleich am höchsten gehandelten Vertreter des Metals mit Power und stark symphonischen Elementen. Vor 2 Jahren legten sie die Messlatte mit "The Black Halo" verdammt hoch - und probieren nun in 2007 erst gar nicht das Referenzwerk ihres bisherigen Schaffens kopierend zu toppen. Die beiden kongenialen Bandleader, Sänger Khan und Gitarrist Thomas Youngblood haben den 10 Songs (plus ein Violinenintro) auf dem neuen Album "Ghost Opera" im Unterschied zum Vorgänger nämlich mehr härte und eine schwermütige, fast schon dunkle Grundstimmung verpasst. Was aber weiterhin gilt - KAMELOT stehen für eine gekonnte Mixtur aus hypermelodischen Parts und balladesken Tönen im Verbund mit Double-Bass und progressiven Ansätzen, und natürlich Khans spannungsgeladenen Gesang. Die Songs sind diesmal allesamt kompakt gehalten, will meinen KAMELOT bewegen sich durchgehend um die 4 Minuten Marke. Der flotte Opener "Rule The World" kommt dementsprechend auch umgehend auf den Punkt. Der klassisch und orientalisch angehauchte Track überzeugt mit feinem Arrangement im Detail und im Verlauf mit stampfendem Rhythmus - klarer Anspieltipp. Wie auch der ähnlich gelagerte, noch temporeichere Titeltrack "Ghost Opera". Mit geisterhaft weiblichen Background-Vocals, hörbar symphonischen Parts und schönen Gitarrensolo entwickelt sich das Teil mit der Zeit zum Ohrwurm. Mit der Halbballade "Love You To Death", welche fast schon als romantisch-melodramatisches Duett angelegt ist, dem von sakralen Chorgesang eingeleiteten, sehr progressiv daherkommenden und mit einem klasse Refrain ausgestatten "Mourning Star" und dem schnellen "Silence Of The Darkness" (der Song samt Keyboardsolo hätte so auch auf dem Vorgänger Platz gefunden) nenne ich noch ein paar typische Appetizer auf einer Scheibe ohne Ausfälle (die hatten Kamelot sowieso schon seit Jahre nicht mehr). Und soundtechnische ist dank Sascha Paeth und Miro auch wieder alles auf gewohnt hohem Level angesiedelt. So ist "Ghost Opera" ein Album geworden, das so nicht gerade erwartet worden war, aber nun gar keinen Fan enttäuschen dürfte und KAMELOT seine Spitzenposition festigen lässt.
Yees .. hier ist mal wieder Retro pur angesagt oder von mir aus auch neudeutsch oldschool, und dies geht sehr gut ab, straight ahead ohne jegliche moderne Soundattitüde, als hätte es die letzen 35 Jahre nicht gegeben. Auf der Scheibe "No Time" der UK-Formation JOSIAH wird gegrooved und gestoned was die Hütte her gibt. Auf diesem mittlerweile dritten Werk werden insbesondere Fans von den "alten" BLACK SABBATH absolut auf ihre Kosten kommen, denn diese Form des Rocks mit tonnenschweren Riffs bis zum Anschlag kommt absolut authentisch sowie packend daher, die Musik kann und will ihre Wurzeln nie verleugnen. Aber dieses britische Trio verleiht den Tracks trotzdem noch ihre ganz eigene Würze und verkommt so niemals zum Plagiat. JOSIAH gelingt es, den Heavy Rock der späten 60er oder auch der 70er mit frischen Leben zu versehen. Der Sänger in normaler Tonlage ist weder ein Schreier noch ein Röchelknappe sondern kommt mit einer gewissen Ozzy-Manier, immer leicht hinter die Instrumente gemischt, ebenfalls authentisch rüber. Der Sound ist keineswegs so staubtrocken wie (leider) bei so vielen der heutigen Stoner Rock Kapellen, nein hier ist es keinesfalls staubig, knochentrocken und muffig schon gar nicht: Die Drums klingen satt, Bass und Rhythmus unterstützten voll fett einen dichten kraftvollen, mal leicht doomigen ("No Time"), dann wieder sehr kraftvoll-packenden Heavy Rock ("Long Time Burning") aber auch richtig schnelle Attacken werden gefahren wie bei "Time To Kill" mit leichten MOTÖRHEAD Vibes. Mein Favorit ist aber ganz klar "Silas Brainchild", eine Art wilder Mix aus JIMMY HENDRIX Gitarren meets LENNY KRAVITZ Gesang - abgefahren und nur gut. Die Abwechslung bei den Songs passt insgesamt. Auch wenn der ein oder andere leichte kompositorische Durchhänger bzw. etwas zu ausgedehnte Instrumentalpassagen dabei sind, kann man den Jungs trotzdem eine solide Leistung attestieren. Nicht der Überhammer, aber irgendwie hat dieses Gebräu seinen gewissen Charme, ich könnte mir vorstellen livehaftig haut dies bei JOSIAH sehr gut rein. Als kleine Hommage an die zurückliegende Vinylvergangenheit und für die Sammlerfreaks erscheint dieses Album neben der normalen CD-Version auch noch im LP Format, dann kommt das minimalistische aber coole schwarze Cover mit dem stilisierten Adler sicher noch viel besser raus.
Centinex sind zurück, vielleicht die am meisten unterschätzte Band des Universums. Schulman und Co. präsentieren sich als DEMONICAL stärker denn je: Fuckin’ old-School-Death-Metal - krass, ungeschönt, mitten in den Bauch. "Servants Of The Unlight" ist der Hammer in deinem zerkloppten Gesicht - und nicht nur das Onslaught-Cover zeugt von richtigem gutem Geschmack. Für dieses Debüt nahmen die Schweden vier Songs vom "Bloodspell Divine"-Album und rekrutierten DEMONICAL den aggressiven Ludvig Engellau, der außerdem bei den Grindern Remasculate göbelt. Die Band leiht Drummer Ronnie Bergerstähl gern an Grave aus und Gitarrist Johan Jansson an Interment. Street-Credibility also allerorten. Die sich auch in der Musik niederschlägt - mit voller Stärke. Die Gitarren sägen wie ein ganzes Werk, Bass und Drums treiben den Deibel gnadenlos nach vorn. Und vorn steht ein Sänger, der den gesamten Ärger der ganzen Welt auszukotzen scheint. Wenn es etwas zu bemängeln gibt, dann ist das die vielleicht zur sehr im Hintergrund platzierte Variabilität, die DEMONICAL zugunsten absoluter Kompromisslosigkeit und Härte geopfert haben. Aber das ändert nicht daran, dass DEMONICAL ein Meisterwerk des rohen Death Metals gelungen ist, ein Werk, das auch Dismember nicht besser hinkriegten.