Die BRAINLESS WANKERS sind schon irgendwie etwas besonderes, und das nicht nur weil diese 7 Jungs in ihren mitreißenden Punk noch zwei Trompeten ins erdige Soundbild hineinmischen. Das Ergebnis kann sich wirklich merh als nur hören lassen. Auf ihrem aktuellen dritten Longplayer "If Everything Else False" befindet sich ein außerdem noch Video mit dem Titel "The Idols Are Dead” vom FULL FORCE 2005 auf dem man sehr gut sieht, wie die Jungs live sehr gut abgehen und auch das Publikum großen Spass hat. Anders als ihre Labelkollegen von 5BUGS gehen die Wankers etwas urwüchsiger zu Werke und kommen nicht so ganz so hochglanz-popartig daher, auch der Sänger hat jetzt keine solche Überstimme. Oft werden dabei die Texte mal etwas rauer fast schon sprechgesangartig rausgehauen ohne große Schnörkel, hier wird nicht auf Teufel komm raus der perfekte Supereingehrefrain produziert sondern es zählen Tempo, Urwüchsigkeit und auch mal überraschende Schlenker mit Rhythmuswechseln oder Breaks die fast schon ins jazzige übergehen bestes Beispiel hier ist mein heimlicher Favorit "It’s Okay Not to Feel not Okay". Manch einer der Tracks klingt etwas nach ARCTIC MONKEY’s goes Punkrock aber die Brainless Wankers haben solche Vergleiche eigentlich nicht nötig, da sie ihre ureigene Mucke gefunden zu haben scheinen. Die Bläser sind einfach klasse sorgen für viel frischen Winds und keine Angst der Einsatz wird nicht übertrieben. Anders als bei 98% der reinen Skabands geht einem dieser Sound hier nicht nach 20 Minuten auf die Eier, da die Gleichförmigkeit hier mit energiegeladenen Riffs sowie einer packenden Rhytmussektion, die das Tanzbein einfach nicht zur ruhe kommen lassen, gekonnt aus den Boxen sowie dem Hirn gerockt wird. Nee, diese Jungs haben Potential, einen hohen Unterhaltungswert hier klingt nichts nach dem derzeit wieder oft gereichten Punkeinheitsbrei. Sünden der Vergangenheit, als man 2005 mal beim Raab’schen "Bundesvision-Songcontest" zusammen mit den Möchtegern Gangster/Brutalo Rapper Sido (ja genau, dass ist der mit affigen Totenkopfmaske) auftrat, haken wir mal als einmaligen geschmacklichen Ausrutscher ab - solche Erfahrungen gehören halt zum Geschäft dazu, schließlich gab es dadurch die so wichtige TV Präsenz. Nicht nur aufgrund ihres Namens sondern vor allem dank ihrer aufwendigen sowie vielschichtigen Texte spürt man oftmals die tiefe Ironie mit denen die vermeintlich hirnlosen Wichser hier ihre Gesellschaftskritik unters kritische und früher mal unangepasste Punkvolk bringen. Und es paßt einfach, weil man es auch nicht übertreibt, der Partyaspekt kommt dabei nie zu kurz, die Abwechslung stimmt sowieso, "nur" schnöden Punkrock zu spielen ist dieser Band einfach zu wenig und das ist gut so! Insbesondere der klasse Opener "Outsource the CEOs”, das ulrtrastarke "Long Live The Random Generators” oder auch dass schmissige "Victory Of The Moment” stechen noch etwas mehr aus den 12 Kompositionen heraus, Ausfälle sind hier nicht zu finden. Also nochmal: Hier gibt’s Punk mit Trompete und nicht etwa Punk mit Ska, dafür klingen die Jungseinfach viel zu kantig - wer also mal was anderes als Standard-Punk hören möchte, dem sei "If Everything Else Fails" wärmstens empfohlen. Außerdem mit einer fetten Produktion versehen, legen die Berliner insgesamt mächtig viel Tempo vor und bieten natürlich auch noch genügend packende (Mitgröl-) Melodien, nein hirnlos klingt (Gott sei Dank) irgendwie anders.
Eine junge Band und dann so ne alte Karre auf dem Cover, ein uralter Opel Diplomat ist aber cool und hätte einen eher antiquierten oder 70’er Jahr Sound vermuten lassen - doch weit gefehlt, TOOLS AND TOMATOES machen lupenreinen Punk mit einem guten Schuss Alternative. Die Jungs kommen aus dem Schabenländle (keine Angst es ist keinerlei Akzent auszumachen) und haben mit dem aktuellen 5-Track Werk "Ready To Leave" bereits ihre vierte (!) EP am Start. Die Schose dauert leider nur knappe 14 Minuten, ist aber sehr unterhaltsam, vor allem da man schon um etwas stilistische Abwechslung bemüht ist. Mit Sänger André Thielcke ist eine neuer Mann fürs Mikro angeheuert worden, der macht seine Sache mit seinem rauen sowie leicht rotzigen Organ recht ordentlich und gibt dem Sound eine noch stärkere Rock’n’Roll Note. TOOLS AND TOMATOES wissen, wie man eingängige Sachen macht und bewegen sich stets auf sicherem, sehr melodiewüchsigen Terrain, da stimmen die Chorus und Hook, die Gitarren braten meistens fett, könne aber auch mal überraschend funky geprägt sein, wie bei dem leicht melancholischen "Friday". Das Lick zu Beginn und dazwischen ist zwar etwas von dem Klassiker "Long Train Running" geklaut, der Song kommt aber trotzdem sehr gut. Neben chartstauglichem Futter mit leichtem (Mainstream-) Popflair in bester DONOTS, BLINK 915 oder GREEN DAY Manier mit viel Tempo wie bei "I Don't Want To Wait" oder die typische Mitgrölhymne "Goodbye". Die Jungs können aber auch anders: "Paper And Ink" ist eine klasse Halb-Rockballade mit fetten Gitarren und klasse Hook. Mein Favorit ist aber "Not Alone" - hat ordentlich Power und geht richtig gut ab. Die Produktion ist ebenfalls ok sowie recht dynamisch, einzig die Drums mit manchmal etwas zu blechernd durchklingenden Snare könnten zukünftig etwas besser klingen. Schaun mer mal, ob TOOLS AND TOMATOES auch mal eine so unterhaltsames ganzes Album fertig bekommen.
Zum Abschluss hie noch eine wunderbare Zote von der Homepage der Jungs: "Rockmusik lässt Tomaten besser wachsen - diese Empfehlung vom britischen Tomatenzüchterverband betont, dass vor allem Schlagzeug und Bässe durch die Vibration mehr Blütenpollen freigesetzt werden, wodurch wiederum mehr Tomatenpflanzen befruchtet werden. Dabei gelte der Grundsatz: Je lauter, desto besser. Gleiches gilt für diese Band und so hoffen wir, dass möglichst viele Fans bestäubt werden."
Die vier Österreicher haben ihre erste Tour ungewöhnlicherweise in Guatemala gespielt. Der weite Weg hat sich aber gelohnt, denn irgendwann wurde Jennifer Precious Finch von L7 auf sie aufmerksam und vermittelte ihnen in Los Angeles den Produzenten Noah Shain (MOTHER TONGUE, ORSON) sowie das US-Label Poison Tree Records, das sie unter Vertrag nahm. Auf ihrem Debüt versucht sich die Band an einer Mischung aus Stoner und Alternative Metal, verwurstet aber auch den ein oder anderen poppigen Chorus sowie gelegentliche Thrash-Metal-Passagen. So richtig schlecht ist das alles nicht, so richtig gut aber auch nicht. Stellenweise entstehen ganz hübsche Melodien, im Ohr festsetzen will sich aber keine davon und schon bald macht sich Langeweile breit. Ebenso klingen die Lead Vocals etwas dünn und kommt der Gesamtsound etwas schwachbrüstig daher. Man bekommt ein wenig den Eindruck, dass sich die Band überall bedient, aber nichts davon richtig durchzieht und letztendlich selbst nicht so genau weiß, wo es hingeht. Vom Ansatz her nicht schlecht, aber etwas ausgereifter sollte es dann doch sein.
LAST WINTER sind eine echte Überraschung im Lifeforce-Stall, ist die Band doch in gänzlich anderen Fahrwassern unterwegs als ihre Labelkollegen. "Under The Silver Of Machines" ist weder irgendwascore noch Metal, sondern weichgespülter Rock, der bei MTV schon als Soundtrack in einigen unsäglichen Shows zum Einsatz kam und für die Zielgruppe der minderjährige Teenies perfekt gemacht ist. Null Härte, dafür leicht verdauliche Popsongs mit Gitarren unterlegt, ein braver Sänger und die üblichen Schmonzettentexte werden die Platte mit Sicherheit zu einem Megaseller machen, aber haben auf dieser Seite so gut wie nichs verloren. Also schließen wir das Ganze auch schnell wieder.
Ein großes Problem der Schweizer Musikszene ist der derzeit extrem angesagte Trend zu Texten auf Schweizerdeutsch. Sobald eine Band einigermaßen ihre Instrumente beherrscht, eingängige Songs schreiben kann und Dialekt singt, verhilft ihr das zwar zu Radio-Airplay und Chartserfolgen, aber sämtliche ausländischen Märkte bleiben ihr verschlossen. Die Luzerner VIVIAN machen das besser und singen auf englisch. Noch dazu heben sie sich positiv vom so genannten Mundart-Rock-Hype ab, der größtenteils lediglich gehaltlosen Dudel-Pop mit provinziellem Charakter hervorbringt. VIVIAN dagegen beherrschen ihr Handwerk vorzüglich, schütteln einen Ohrwurm nach dem anderen aus dem Ärmel und verfügen mit Namensgeber Roger Vivian über einen charismatischen Sänger, dessen Stimme in allen Lagen Druck besitzt und dem Gesamtsound einen eigenen Stempel aufdrückt. Dementsprechend ist der Vierer auch im Ausland gerne gesehen und war u. a. schon mit STATUS QUO auf Europa-Tournee und auch drei Wochen in den USA unterwegs. Ich selbst konnte mit VIVIAN bislang jedoch nicht viel anfangen. Ihr melodischer, teilweise leicht punkiger Alternative Rock war mir immer zu schön, zu glatt und zu austauschbar. Doch seit dem Vorgänger-Album "Don´t Look Down" hat sich scheinbar einiges getan, denn auf ihrer mittlerweile vierten Scheibe "Vivianism" haben sie in Sachen Eigenständigkeit ordentlich zugelegt. Songs wie "Maybe Please", "Streets On Fire" oder "Perfect World" beweisen das eindrücklich und verbinden treibende Energie mit Melodien, die sich ohne Umschweife direkt im Gehörgang festschrauben. Dazu ist das Album exzellent produziert. Bass und Drums drücken, die Gitarren schrebbeln und rocken dreckig, und über allem entfaltet sich Rogers Gesang. Bei dieser Scheibe stimmt wirklich alles. Wer die Band auf ihrer Frühjahrs-Tour verpasst hat, sollte Augen und Ohren nach neuen Terminen offen halten. Denn mit "Vivianism" könnte den Jungs der ganz große Wurf gelungen sein.
RSJ werden jenseits des Ärmelkanals als der Tip in Sachen Noise/Postcore gefeiert und können auf entsprechend viel Lob von der Inselpresse blicken. "Gain To Nothing" lässt nach einigen Durchläufen die Frage aufkommen, was genau an der Scheibe so überragend sein soll. Die Band bewegt sich im CONVERGE/ MESHUGGAH/ DILLINGER ESCAPE PLAN-Dreieck, wo sie sich erkennbar wohlfühlen. Aber weder bieten sie neue Ideen, noch haben sie herausragende Songs auf den Siberling gepackt. "Gain To Nothing" wirkt wie aus einem Guss und hat ein durchgehend hohes Qualitätslevel, mit dem RSJ Fans genannter Bands zufriedenstellen werden, aber an die Vorbilder kommen sie nicht ran. Dazu ist das Material zu chaotisch und verliert sich die Band zu oft in nervigen Parts, ohne einen roten Faden zu bieten, an dem sich der Hörer orientieren kann. Genau das unterscheidet RSJ von den Größen des Genres. Die Band ist definitv auf dem richtigen Weg und kann mit etwas fokussierteren Songs in den Kreis ihrer Vorbilder aufschließen, mit diesem Album ist ihnen das aber noch nicht gelungen.
PS: Neben den regulären Songs finden sich auf der Scheibe zusätzlich einige Remix-Versionen, die als Bonus ganz nett sind.
DAMNATION AD gehören zu der Sorte Bands, die beim Veröffentlichen neuer Scheiben viel Zeit verstreichen lässt. Der Vorgänger von "In This Life Or The Next" hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. Ein dutzend Songs finden sich auf der neuen Scheibe, die mit "Knot" und "Don’t Feel A Thing" zwei stampfende Metalcore-Kracher an den Anfang gestellt hat, die den Hörer problemlos fesseln. Die Gitarren erinnern stark an PANTERA, während Gesang und Songaufbau fest im HC verwurzelt sind, was zusammen mit der guten Produktion eine druckvolle Mischung ergibt. Auf Dauer variieren DAMNATION AD diese Mischung allerdings zuwenig, besonders der immer gleiche Mid Tempo-Beat ist eintönig und lässt die Songs ab der Mitte der Platte am Hörer vorbeirauschen. Zum Ende hin wird es besser, der die Scheibe beendende Titeltrack ist erste Sahne, kann aber die vorherige Langeweile nur halbwegs vergessen machen. Da wäre mehr drin gewesen, so bleibt "In This Life Or The Next" im Mittelmaß stecken, da helfen auch viele Gastauftritte (u.a. DARKEST HOUR, FALL OUT BOY, EARTH CRISIS) nicht.