DOOMSWORD sind unglaublich cool. Und schon das haben sie eigentlich allen anderen Bands aus Italien voraus. Mit dem Vorgänger "Let Battle Commence" haben Deathmaster und seine Kumpels das vielleicht aggressivste Album ihrer Karriere - daran knüpft "My Name Will Live On" nicht an. Doch die anfängliche Enttäuschung wandelt sich nach einiger Zeit in komplette Begeisterung. DOOMSWORD bewegen sich - in irgendwie sehr ausgeklügelter Manier - wieder näher an ihre Wurzeln, und das sind ausdrücklich Warlord, Manowar, Omen, Cirith Ungol und Manila Road - alte Manowar wohlgemerkt ("Steel Of My Axe" beispielsweise). Und dann fehlen da noch Bathory für das gerüttelt Maß an Epik. Doch DOOMSWORD verpassen ihrer Musik ein ganz eigenen, melancholischen und dennoch hoffnungsvollen Charakter, den die unglaublich charismatische Stimme des Todesmeisters noch viel eindringlicher. Wie die grüne Wiese in die derzeitige Heimat Deathmasters Irland passt, so passt der furztrockene Sound zum erdigen Material der Kapelle. Wer unverständlicherweise weitere Argumente für den Kauf des Albums sucht, der merke auf, denn Adramelch-Fronter Vittorio Ballerio mischt genauso mit Wotan-Sänger Vanni Ceni. Aber eigentlich braucht Deathmaster gar keine Unterstützung - denn besser als DOOMSWORD ist im Bereich des wahren Epic-Metals niemand. NIEMAND!
Nichts gegen ab und zu ne richtig ordentliche Portion fetten Doom Metal aber was uns da die Amis von WEEDEATER mit ihrem dritten Longplayer (diesmal über Southern Lord veröffentlicht) abgeliefert haben, haut mich wirklich nicht gerade um. Neben einem relativ gleichförmig-statischen sowie zu effektbetonten Songwriting stößt mir bei "God Luck And Good Speed" vor allem der extrem räudige Gesang sehr, sehr negativ auf. Die Produktion hört sich betont nach Hinterhofgarage mit starkem Underdogfeeling an (ob man sich dafür extra Steve Albini an die Regler hätte holen müssen, ist höchst fraglich), die Pladde hat aber trotzdem mit dem teilweise recht stark vibrierenden Bass bzw. diesem verwuzzelten nach knorriger alter Schaltplatte klingenden Gitarrenspur und einem typischen doomig satt-dumpfen Gesamtklang schon einen gewissen Charme. WEEDEATER lassen es stellenweise sogar gut grooven, die Riffs gehen dabei durch Mark und Bein ob allerdings die im Beipackzettel erwähnten Fans von ZZ TOP hier glücklich werden, darf doch stark bezweifelt werden, denn dafür sind die Gitarren einfach zu unspektakulär, coole Solis sind sowieso Mangelware und außerdem sind die Licks zu wenig individuell bzw. gehen im Tieftonsoundbrei oft ziemlich unter. Da Melodien sowieso nicht so wichtig für diese Formation zu sein scheinen bleibt das Hauptmanko ansonsten ganz klar dieser miese "Gesang". Klar mit zotteligen Bärten sowie Obdachlosenfrisuren strahlen die drei optisch beinahe perfekt ein lässiges Assi Ambiente aus aber dieses völlig unkontrollierte, teilweise giftig-monotone Gekeife in meistens der gleichen Stimmlage macht dieses Album, zumindest für mich fast unhörbar. Nichts gegen ursprünglichen Rotz’n’Roll aber dass hier ist gesanglicher Müll. Das Gute auf der anderen Seite ist dabei noch, das es relativ viele instrumental Stellen oder Parts gibt, die man ganz gut erträgt aber wenn dann dieses Organ einsetzt (Lemmy von MOTÖRHEAD klingt dagegen fast wie ein Pavarotti) schüttelt es einen wahrlich durch und man drück schnellstens die Skiptaste. Weiterhin sind schlichte 39 Minuten Spielzeit bei dieser Art von Mucke und vor allem dieser Qualität schon eher dürftig anstatt hochklassiger Minimalismus. Na ja Humor haben die Drei anscheinend doch noch genügend, denn das countrylike "Alone" klingt wie Johnny Cash auf (Doom)Acid aber egal die Band selbst bezeichnet es viel lieber als "Dirty Southern Doom". Na ja, kann man so sehen macht die Sache aber trotzdem nicht hörenswerter. Fans von ORANGE GOBLIN oder ELECTRIC WIZARD könnten eventuell noch am ehesten was damit anfangen - der Rest sollte von "God Luck And Good Speed" lieber die Finger lassen.
Die englischen THE WILDHEARTS wurden bereits 1989 von Sänger/Gitarrist Ginger gegründet. Seitdem haben sie unzählige Releases auf den Markt gebracht und waren damit zumindest in ihrem Heimatland auch sehr erfolgreich. So landeten die meisten Singles in den Top 30 und das Album "p.h.u.q." von 1995 sogar auf Platz 6 der UK-Charts. Das letzte Album erschien 2003, und jetzt ist der Vierer mit neuem Bassisten und neuem Longplayer wieder am Start. Der 9-minütige Opener lässt mich aber erst mal in Verwirrung zurück. Ein brachiales Metal-Riff und Brüllgesang in der Strophe trifft auf einen klassischen, getragenen Rock-Chorus und einen langen progressiven Instrumental-Part. Letzterer ist zwar relativ konventionell gehalten, und schnell merkt man, dass sich die Jungs keineswegs mit Bands wie DREAM THEATER oder SPOCK´S BEARD messen können. Aber dennoch scheinen hier hervorragende Musiker am Werke zu sein. Wie sich im Verlaufe des Albums herausstellt, handelt es sich hierbei allerdings um den einzigen wirklich interessanten Song. Auch wenn immer wieder progressive Elemente und Metal-Parts eingestreut werden, überwiegt der Anteil an gradem, melodischem Rock immer mehr, der noch dazu schwer nach 80s klingt. Das geht bis hin zum überflüssigen Billy Joel-Cover "The New Flesh", "The Revolution Will Be Televised", das mit seinen mehrstimmigen Chören wie eine Mischung aus GREEN DAY und TOTO klingt, schnulzigem Pop-Rock in "Inner City Overture" und klassischem Gute-Laune-Rock, wie in "Bi-Polar Baby". Da kann auch das zugegebenermaßen herrlich noisige Brat-Riff vom abschließenden "Destroy All Monsters" nichts mehr rausreißen. Das gesamte Album wirkt wie aus verschiedenen Stilen zusammengesetzt, ohne dass etwas wirklich zueinander passt. Und ich frage mich ernsthaft, für wen diese Musik gedacht sein soll. Für Melodic Rock-Fans ist sie zu hart, für Metaller zu poppig und für Prog-Rocker zu wenig progressiv. Es bleibt also abzuwarten, ob die Engländer mit dieser Scheibe an ihre Erfolge in der Vergangenheit anknüpfen können.
Nicht nur die Hälfte ihrer Musiker rekrutierten A DOG CALLED EGO aus den Hamburgern LIQUID GOD, auch viele damals schon angedachte Ideen scheinen endlich den Raum gefunden zu haben, den sie brauchen um zu voller Größe zu reichen. A DOG CALLED EGO sind mehr als die logische Weiterentwicklung - und generell fällt es schwer von Logik zu sprechen während man "Living Seriously Damages Health" hört. Denn auch wenn hier fast durchweg hochwertiges Kopfkino geboten wird, reicht es nicht aus nur mit dem Gehirn zu hören, denn dafür steckt zuviel Leben in der Musik der vier. Möchte man Parallelen bemühen, hört man eine Huldigung, vielleicht gar eine Verbeugung vor ISIS oder NEUROSIS heraus ohne ihre allzu erdrückende Schwere zu kopieren. Und auch die großen Soundschreiber im Stile von OPETH und KATATONIA werden andeutungsweise zitiert. A DOG CALLED EGO zeigt sich aber "open-minded" im wahren Wortsinne und füllt die oft bemühte Phrase wahrlich gekonnt. Das getragene Cello lullt bei Opener "Something Huge" den Hörer gegen Ende beinahe ein, zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnend, dass A DOG CALLED EGO ihren Hörer auf Dauer niemals wirklich durchatmen lassen. Denn der A DOG CALLED EGO wollen ihrer Hörerschaft keinen musikalischen Honig ums Maul oder in die Ohren schmieren. Technisch, spannend und wahrlich vetrackt wird es beim großartigen und nervenzerfetzenden "First Class Meals Taste Better". Ich spüre wie die Anspannung am Ende des Songs von mir abfällt… Sie sind funky, sie sind jazzig und progressiv, bei allem Anspruch grade während der ersten Albumhälfte recht hart - Beißende Gitarren, Gesang von clean bis gebrüllt oder auch rein Instrumental, manchmal rockig, manchmal Alternative. Viele Songs steigern sich, erst vorsichtig, dann beinahe rasend, in einen Wahnsinn hinein. Generell wird es gegen Ende von "Living Seriously Damages Health" etwas ruhiger und vielleicht auch etwas schwächer. Ich sage es nicht oft und auch nicht gerne… aber vielleicht habe ich das Album auch einfach noch nicht verstanden. Großartig!
Mit dem überaus gelungenen Debüt "Purification" (2004) und dem starken Zweitling "A Perfect Forever" (2005) konnten die Dänen ANUBIS GATE bei Fans des sehr melodischen, achtzigerlastigen und eher getragenen Power Metals schon kräftig punkten. Mit Album Nummer drei "Andromeda Unchained" soll das bereitete Feld nun beackert werden - und das mit einem neuen Sänger. Den Job des an einer Halsinfektion erkrankten Torben Askholm übernahm der bisherige Produzent Jacob Hansen. Und obwohl der Neue stimmlich durchaus gut rüberkommt, zieht er im Vergleich zu den ersten beiden Alben den kürzeren. Den Druck welcher Torben Askholm den Songs mit Hilfe seiner Stimme gab, kann Jacob Hansen nicht ganz erzeugen, was zum Teil auch an der leicht höheren Tonlage liegen mag, welche zuweilen an den guten alten Geoff Tate erinnert. Ansonsten verbinden ANUBIS GATE erneut gekonnt dezent progressive Ansprüche mit Power, harten Rhythmusparts und schweren Riffs in meist längeren, zum Teil recht komplex arrangierten Kompositionen - schöne, oft ruhigere Momente und mehrstimmige Gesangsparts inklusive. Anspieltipps: das mit einem geilen Refrain gesegnete "Snowbound", das flotte "Waking Hour", das im Mittelteil bös keyboardlastige und progressive und von klasse Soli durchzogene "This White Storm Through My Mind" und das Melodic Metal Highlight "The Final Overture”. Fans der beiden bisherigen Scheiben dürfte das neuste Werk von ANUBIS GATE trotz neuem Sänger richtig gut reinlaufen. Wer die Band bisher verpasst hat, und mit obiger Musikausrichtung was anfangen kann, sollte aber nun schleunigst mal in eine der drei Scheiben reinhören.
Da müssen Texaner schon nach Polen reisen um eine anständige Live-DVD hinzubekommen - und genau das ist "House Of Despair". Sieht man mal von der etwas kurzen Spielzeit von 70 Minuten ab, bieten SOLITUDE AETURNUS mit den 12 Songs einen geilen Querschnitt ihres Dooms. Aufgenommen am 12. Februar dieses Jahres im Stodola Club in Warschau eröffnen die Doom-Götter ihren Set mit "Scent Of Death" vom neusten Werk "Alone" um danach mit "Haunting The Obscure" gleich einen Klassiker vom Stapel zu lassen. Das dabei mit Robert Lowe (im Pfarreroutfit mit Kreuz) einer den Besten am Mikro steht (und das ja mittlerweile auch bei CANDLEMASS) und Gitarrist John Perez ein Monsterriff nach dem nächsten zelebriert versteht sich von selbst. "Mental Pictures", "Destiny Falls To Ruin" und "Sightless" folgen, bevor bei "The 9th Day: Awakening" (vom genialen 1994er "Through The Darkest Hour”-Album) dann Gänsehaut pur angesagt ist. Der klasse "Downfall"-Opener "Phantoms", "Is There","Pawns Of Anger”, "Waiting For The Light” und "Days Of Prayer” (vom jahrelang letzten Lebenszeichen der Band "Adagio”) lassen Freude aufkommen und zeigen auch das kompositorische Können der Band. Zum Abschluss gaben SOLITUDE AETURNUS dann schon wie beim denkwürdigen 2006er KEEP IT TRUE-Auftritt ihr erste Single "Falling" zum besten. Fazit: die können es auch Live.
Klangmäßig kommt "House Of Despair" auf hohem Level daher, die Bildführung sollte dem Sound von SOLITUDE AETURNUS entsprechend oft ruhig und gelassen sein - das passt mal und das passt auch mal nicht, stört aber wenig. Bei Instrumentalpassagen wird das Können der Musiker meist per Zoom eingefangen. Aber zusammen mit der dezent eingesetzten Lightshow und der nebeligen Clubatmosphäre gibt das ganze schon eine stimmige Optik ab. Das Artwork ist gelungen und kann ebenfalls überzeugen.
Da das Konzert nur auf eine etwas kurze Spielzeit von circa 70 Minuten kommt, wurde die DVD noch mit einigen Extras versehen, welche Fans der Band die Kaufentscheidung erleichtern sollten, als da wären: ein über 35-minütiges Interview mit den beiden Meistern (Rob Lowe und John Perez), Bandbiography, Discography, einge schöne Bilder in einer Galerie, Desktop Images, Weblinks usw.
Was aber für alte Fans besonders reizvoll sein dürfte, sind zwei alte Konzertbootlegs (wohlgemerkt mit grausigem Bild und Sound). Aus dem Jahre 1987 (mit den beiden Tracks "Into Battle" und "Where Angels Dare To Tread" vom Underground-Hit "Justice For All" (1988) - wer bei dem Titel Arges denkt) aufgezeichnet in Ft. Worth/Texas in Joe’s Garage und von 1992 (ebenfalls aus Texas, Live at On The Rocks in Dallas) mit 4 Tracks der ersten beiden Alben. Das die Band damals vom Stageacting wie von der Optik Welten von heute entfernt war, versteht sich von selbst, macht diese Bootlegs aber nur interessanter.
SOLITUDE AETURNUS-Fans können hier bedenkenlos zugreifen.