Cooler Name, coole Band und natürlich auch entsprechende Mucke - dies bieten hier tatsächlich THE HOOCHIE COOCHIE MEN mit ihrer aktuellen Scheibe "Danger: White Men Dancing". Dahinter verbergen sich ein paar ganz erfahrene sowie bekannte alte Haudegen. Die Anfänge dieser australischen Kapelle liegen zunächst im Jahr 2000 als das Debüt erschien. Damals kam unter der Federführung der beiden Hauptinitiatoren Bassist Bob Daisley (u.a. Mitglied bei OZZY OSBOURNE, BLACK SABBATH, RAINBOW, URIAH HEEP) sowie Gitarrist Tim Gaze noch Jim Conway (Harmonika) und Rob Grosser (Schlagzeug) zusammen und gründeten, nach dem Willie Dixon Song "Hoochie Coochie Man" eine neue (Hard) Rock/Blues-Formation. 2002 ergab es sich dann, dass der gerade bei DEEP PURPLE ausgestiegene legendäre Tastenzauberer Jon Lord im Rahmen einer Solo-Tournee in Down Under dieses Debüt der HOOCHIE COOCHIE MAN in die Finger bekommt und man gemeinsam auftrat. Außerdem kommt hier noch der in Australien recht bekannte Jimmy Barnes als Gastsänger dazu, der entstandene Livemitschnitt "Live At The Basement" (2003) ist das Resultat. Ende 2005 bastelte Daisley dann das aktuelle Werk größtenteils in seinen Grundzügen fertig, zusammen fliegt man auf die Insel und Jon Lord steuert seine typischen Hammondsounds dazu. DEEP PURPLE-Sänger Ian Gillan ist ebenfalls gerade verfügbar und wirkt bei zwei Tracks mit. Das balladesk-getragene achtminütige "Over & Over” mit Hammergitarrensolo gegen Ende und den wummernden Tasten versprüht ein leichtes "Child In Time"-Dejavu aber auch bei dem typischen Bluesklatscher "If This Ain't The Blues" zeigt Gillan, welch nach wie vor exzellenter Sänger er in den normalen Tonlagen immer noch ist. Jimmy Barnes am Mikro ist da nicht ganz so überzeugend, vielleicht liegt es auch etwas am schwächeren Material. Das ROLLIN STONES-Cover "Heart Of Stone" ist schon im Original nicht die Übernummer und jetzt... naja. Die namensgebende Willie Dixon-Nummer "Hoochie Coochie Man" passt deutlich besser zu ihm. Auch Jeff DUFF steuert zwei gesungene Songs bei, die sich sehen lassen können: "Bottle O’Wine" geht gut ab. Ein mehr als passabler Sänger ist ebenfalls Gitarrist Time Gaze, insbesondere das fetzige "Let It Go", der relaxte fast schon Claptonartige Slowblues "The Blues Just Got Sadder" und der würdige Abschluss mit "Tell Your Story Walkin’ sind gute Beispiel hierfür. Der Sound insgesamt ist relativ frisch und nicht etwa angestaubt, für Bluespuristen könnte der Sound eine Spur zu clean rüberkommen, er erinnert stellenweise etwas an die GARY MOORE (da noch recht gelungenen) Bluesgehversuchen seiner ersten Sachen. Aber die HOOTCHIEs schaffen es noch mehr eine Art Mischung aus Rhythem & Blues meets Hardrock hinzubekommen, die meistens recht unterhaltsam geraten ist. "Danger: White Men Dancing" wird natürlich sehr prägend von den gelungenen Keyboardeinsätzen Jon Lords unterstützt, aber auch die Gitarrenlicks (hier insbesondere im Instrumentaltitelstück) sind sehr überzeugend. Dieser zeitlose Blues, mal in fetziger Boogieform dann wieder eher rockig geprägt in Verbindung mit den eher getragenen Parts wurde mit einer sehr transparenten Produktion versehen und hat so auch heute eine Berechtigung, vor allem live dürfte die Sache noch etwas besser funktionieren. Trotzdem natürlich keinerlei Tanzgefahr - diese CD hat einfach was.
Dass MAD SIN immer noch die größte aller Psychobilly-Bands sind, haben sie mit ihrem letzten Release "Dead Moon´s Calling" von 2005 einmal mehr eindrücklich bewiesen. Damit aber auch keiner vergisst, wie lange die Berliner schon ihr Unwesen treiben, feiert People Like You das 20-jährige Bestehen der Band jetzt mit einer schönen Doppel-CD. Bei "20 Years In Sin Sin" handelt es sich jedoch nicht einfach nur um eine Best-Of-Scheibe. So wurden für die erste CD vielmehr unveröffentlichte und rare Tracks zusammengestellt sowie sechs neue Songs aufgenommen. Noch besser kommt´s aber mit CD 2. Die enthält nämlich einen Livemitschnitt einer Show in Hollywood vom letzten Jahr. Der Sound ist herrlich rau und ungeschönt, und die Jungs um Frontmann Köfte gehen so dermaßen ab, dass man sich direkt in den imaginären Moshpit werfen möchte. Als Bonus gibt´s dann auch noch zwei Video-Live-Tracks, die auf dem letztjährigen Full Force Festival aufgenommen worden sind. Alles in allem also ein geniales Package, bei dem Fans wie Einsteiger bedenkenlos zugreifen können und sollten.
Ich fasse es nicht! Die beiden Recken Daemon und Morfeus haben nach fünf Jahren, seit ihrem formidablen Album "The Ultimate Death Worship", noch mal zusammengefunden. Sicher wird diese Tatsache leider nur die wenigsten Fans norwegischen Black Metals wirklich vom Hocker reißen, denn großen Zuspruch konnte diese Band, die sich in ihren späteren Jahren zum reinen Studioprojekt mauserte, nie genießen. Aber die paar echten Fans, die das Duo hat, wissen grandiose Scheiben wie "Moon In The Scorpio" oder "In Abhorrence Dementia" auch nach all den Jahren noch zu würdigen, denn genialeren symphonischen Black Metal hat es nie gegeben - nein, auch von DIMMU BORGIR nicht! Und anno 2007 hat sich daran nichts geändert; nach wie vor steht der Name LIMBONIC ART für durchdachte und höchst anspruchsvolle Soundwände, die zum Glück nichts mit halbgaren Projekten der Marke DIMENSION F3H zu tun haben. Die rasende Aggression, die "Legacy Of Evil" versprüht, hätte zugegebenermaßen einen etwas fetteren, differenzierteren Sound verdient gehabt, der alle Details angemessen hervorhebt, aber scheiß drauf; auch so ergibt sich ein Hörgenuss der Superlative, der in diesem Genre rein gar nichts fürchten muss. Hier klingt nichts nach "Soundtrack" oder "Monumentalepos", keine Ische heult durch die Botanik, und auch kein 17365-Mann-Orchester spielt in bester METALLICA-Manier geradewegs an der Band vorbei. Hier gibt es nur progressive Wut, gelegentlich mal gut positionierte Chorpassagen, aber ansonsten nur akustische Gewalt. Und dabei schafft man es sogar noch, grandiose Hymnen der Marke "A Cosmic Funeral Of Memories", den Titelsong, "Nebulous Dawn" (mit einem der besten Refrains, die ich jemals von einer Dunkelstahl-Band vernommen habe - Killer!) oder "Twilight Omen" (Waaahhhnsinn!) zu kreieren, die nicht nur alles hinter sich lassen, was in diesem Jahr unter dem Banner "Symphonic Black Metal" erschienen ist, sondern eine so große Duftmarke setzen, dass auch in den nächsten Jahren jede Panda-Band mit Keyboard vor Ehrfurcht erzittern muss. Ganz, ganz großes Alptraumkino!
Kaum hat Doom-Götterstimme und hauptamtlicher SOLITUDE AETURNUS-Frontmann Rob Lowe mit seinen neuen Arbeitgebern CANDLEMASS eine erstklassige neue Scheibe an den Mann gebracht, da ist er schon wieder zu hören, und zwar bei einer Band, die sicher niemand auf der Rechnung gehabt hat. CONCEPT OF GOD wurden bereits 1999 gegründet, schafften es jedoch bisher nicht, ihr mittlerweile sieben Jahre altes Debütalbum angemessen zu veröffentlichen. Das nun erhältliche Resultat kann sich aber absolut hören lassen und knüpft stilistisch erwartungsgemäß eher an die texanische, denn an die schwedische Band Lowe´s an, wobei das Gleichgewicht von Doom ein wenig mehr in Richtung (Stoner) Rock verlagert wird. Das überragende Niveau beider Bands wird dabei aber leider nicht ganz erreicht, was relativ schnell deutlich wird, wenn man "Visions" mit "Alone" oder "King Of The Grey Islands" vergleicht. Das liegt nicht etwa an Rob´s einmal mehr sagenhafter Gesangsleistung (von der die Platte zu großen Teilen lebt), sondern meiner Meinung nach schlicht an der Tatsache, dass hier Leif Edling oder John Perez als Songwriter fehlen, die bei den beiden anderen Bands maßgeblichen Einfluss genießen. Außerdem ist die Produktion etwas dröge geraten, die den Songs hörbar Luft zum Atmen nimmt. Trotz der genannten unüberwindbaren Referenzen ist "Visions" jedoch eine wirklich gute Scheibe geworden, die etwa mit "Hearing Voices", "Traces", "Fires Of Life" oder der gelungenen RAINBOW-Coverversion "Man On The Silver Mountain" (logischerweise vergleichbar mit "Heaven & Hell" von "Adagio" - der Herr scheint Dio zu mögen…) einige Stücke enthält, bei denen viele Genre-Bands einfach nur doom aus der Wäsche gucken würden. Nicht nur für Fans der anderen "Lowe-Bands" empfehlenswert!
OPETH haben sich zu einer unendlich grandiosen Live-Band gemausert, die nicht nur ihre technisch höchst anspruchsvollen Songs live perfekt umsetzt, sondern auch Entertainment pur bietet. Vor allem Mr. Akerfeld hat sich vom schüchternen Bubi zum mit trockenem Humor punktenden Showtalent gemausert, der mit seinem Charme jedes Publikum mit der ersten Ansage im Sack hat, wofür das zweite Live-Album der Bandgeschichte Beweis ist. Mitgeschnitten auf der 2006er Tour der Schweden gibt es einen kompletten Gig, verteilt auf zwei CDs. Neu-Drummer Martin Axenrot stellt seine Qualitäten unter Beweis und mausert sich vom bloßen Ersatzmann zum vollwertigen Bandmitglied, Akerfelds Ansagen kommen trocken auf den Punkt und bringen das Publikum zum Jubeln - die ausgelassene Stimmung der Fans wurde erstklassig eingefangen und macht das Album zu einem authentischen Dokument einer OPETH-Show. An der Songauswahl gibt es nichts zu meckern, selbst ein Song vom ersten OPETH-Album "Orchid" findet sich. OPETH-Fans müssen hier zuschlagen, da führt kein Weg dran vorbei. Dann schön aufs Sofa legen, Licht aus und von OPETH entführen lassen…
Musikalische Weiterentwicklung ist eine Schlampe. Und Musikalische Veränderung ihre kleine Schwester. Egal, was man als Musiker einer Band mit den beiden anstellt, es wird nie alle Beteiligten zufriedenstellen. Selbst wenn man das Duo ignoriert, wird es immer Leute geben, die sich genau darüber beklagen. Aber lassen sich Bands mit einer oder beiden ein, ist es auch nicht recht. Im Falle der New Yorker MONSTER MAGNET trauern viele Fans noch immer alten "Dopes To Infinity"-Zeiten nach, spätere Alben werden mit Verachtung gestraft. Wieder andere mögen die straighteren Sachen der Spätzeit, können aber mit der Frühphase der Band nichts anfangen. Es war also egal, was MONSTER MAGNET mit ihrem neuen Album abliefern, genügend Nörgler würden sich schon finden… Und dann kam der Drogenabsturz Dave Wyndorfs dazwischen, der ihn fast das Leben kostete. Das sich ein solches Erlebnis bei einem Musiker in seinen Songs niederschlägt, ist klar. Nur konsequent, dass "4-Way Diablo" viele dunkle, nachdenkliche Tracks aufweist ("Cyclone" oder "I’m Calling You") - auch wenn diese stellenweise an alte Drogen-verklärte Songs gemahnen, ist der Grundtenor dunkler. Gleichzeitig scheint der Herr mit der markanten Stimme den Spass am (Wieder)Leben nicht verloren zu haben, was sich in einigen knackigen Rockern ausdrückt, allen voran der potentielle Tanzflächenfeger "Wall Of Fire". Das mega-coole STONES-Cover "2000 Lightyears From Home" passt sich da nahtlos ein. MONSTER MAGNET sind sich treu geblieben und sind dem Weg der letzten Alben weiter gefolgt; gleichzeitig haben sich Einflüsse ihrer früheren Scheiben eingeschlichen. Natürlich wird es wieder Gemecker geben, aber nach dem Horrorjahr wird Herrn Wyndorf und Co. das herzlich egal sein, genau wie aufgeschlossenen Fans, die Bock auf eine coole Rock-Scheibe haben. Genau das ist "4-Way Diablo" geworden!
Alle Jahre wieder bringt Roadrunner Records die "Roadrage"-DVD unter’s Volk, die für einen Zehner haufenweise Videoclips labeleigener Bands bietet. 34 Stück sind es in diesem Jahr geworden, was die Dauer auf mehr als zwei Stunden bringt. STONE SOUR sind gleich dreimal vorhanden (allesamt erstklassige Vides), KILLSWITCH ENAGE, NICKELBACK und BLACK LABEL SOCIETY mit zwei Clips, wie auch MADINA LAKE, DELAIN und BLACK STONE CHERRY. Die Qualität der Videos ist durchgehend hoch, mit Handkamera gefilmte Filmchen sind passé. Besonders gelungen sind die Beiträge von SHADOWS FALL, PAIN (man kann Peter Tägtgren mit überschminkten Augenringen kaum wiedererkennen) und der wuchtige HATEBREED-Beitrag. Wer sich mit dem mittlerweile breitgefächerten Roadrunner Records-Katalog anfreunden kann, ist mit dieser Clip-Sammlung bestens bedient. Keine lästige Suche mehr, kein langes Runterladen - einfach einwerfen und Spaß haben!
Die Karlsruher Band mit dem komplizierten, nicht unbedingt alkoholkompatiblen Namen LYFTHRASYR wurde 2002 von Allrounder Aggreash ins Leben gerufen, dessen Einflüsse von Klassik bis nordischem Schwarzmetall reichen, was von vornherein eher komplex ausgelegte Mucke erahnen lässt. Zu den großen Fricklern gehört das Trio aber nicht, auch wenn sämtliche Kompositionen auf "The Recent Foresight", dem zweiten vollständigen Album der Band, durchweg anspruchsvoll ausgefallen sind. Man bewegt sich fast schon symptomatisch auf den Spuren von DIMMU BORGIR oder CRADLE OF FILTH, läuft aber nicht Gefahr, als blasse Kopie zu enden, wozu auch einige geschickt eingestreute Todesblei-Abschnitte beitragen. Stücke wie der geile, stakkatoartig nach vorne peitschende Opener "Rage Towards Apathy", "Visions Of Hope And Despair" oder "Obsession In A Convenient Manner" gehören eindeutig zu den besseren Songs, die das Genre des symphonischen Black Metals in der letzten Zeit abgeworfen hat. Auch wenn in diesem Jahr die Norweger LIMBONIC ART mit ihrem überragenden Comeback-Scheibchen "Legacy Of Evil" den Vogel abgeschossen haben, so gehören LYFTHRASYR zu den Bands, die diese hart umkämpfte Sparte garantiert nicht ärmer machen, ganz im Gegenteil!
Ob Ozzy, Tommy und Co. eine Ahnung hatte, was für eine Welle sie lostreten werden? Immer wieder finden sich Musiker zusammen, um von BLACK SABBATH inspirierte Rocksongs zu schreiben, auch anno 2007 gab es in der Ecke einige Newcomer zu verzeichnen. "Telemission" ist der Beitrag von THE DURANGO RIOT, die mit den elf Tracks durchaus überzeugen können. Neben den genannten Urvätern des Genres müssen MONSTER MAGNET, KYUSS und FU MANCHU als Vergleich herhalten, angereichert um knackige Riffs ("We’ve Planted"). Daneben haben sich die Mucker bei einigen Songs Saxophon und Mundharmonika umgeschnallt, was ihrem Sound würzt und von ähnlich gelagerten Bands abhebt. Gute Songs, die Arsch treten und knackig rocken, sind die Hauptsache bei so einer Platte - die gibt es auf "Telemission" zuhauf. Zwar noch nicht so legendär wie KYUSS-Sachen, aber auf dem richtigen Weg und deutlich besser als so mancher Konkurrent. Die Produktion passt zudem wie Arsch auf Eimer; alles in Butter also. "Telemission" bringt den Sommer in die Bude!