Beim US-Quintett SILENT MEOW steht zweifellos Sängerin Silvie im Vordergrund, sowohl in den Webauftritten als auch in den vier Songs der EP. Unterlegt von schrammeligen Gitarren gibt sie sich lasziv-aggressiv und trägt die Songs mit ihrem Gesang, etwaige Backing Vocals ihrer männlichen Kollegen klingen dagegen dünn und kraftlos („Angelwhore“). Die vier Songs bieten flotten Punkrock mit Rockabilly-Anleihen, der gut ins Ohr geht. Gleichzeitig ähneln sich die Songs zu sehr, da sie alle dem gleichen Grundschema und –tempo folgen. Bei einer EP ist das noch nicht so wild, über Albumlänge sollen SILENT MEOW das vermeiden. Insgesamt ein einigermaßen gutes Lebenszeichen, aber mehr auch nicht.
Seit dem letzten Album gab es bei PAINT IT BLACK einige Veränderungen, an Gitarre und Drums wurden neue Leute in die Band geholt. Auf die Grundausrichtung der Band hatte das keinen großen Einfluss, auch auf „New Lexicon“ gibt es punkigen Hardcore, der klar in den Traditionen der Anfangszeit des Genres verwurzelt ist. Sänger Dan hat seine markante rauhe Stimmlage beibehalten, mit der er die intelligenten Texte raushaut. Die sind in der Tat lohnenswert und bieten eine düstere Beschreibung der Gegenwart, in der sich aber positive Gedanken finden, wie „Hold On To Hope“ beispielhaft zeigt. Da kann die Musik nur ebenso dunkel und aggressiv sein – ist sie auch, zu jeder Zeit. Zu gleichen Teilen kraftvoll-roh („Saccharine“) und melodisch, hält die Scheibe die Waage zwischen beiden Welten und kann so ziemlich jeden Hardcorler was bieten. Die neuen Leute fügen sich nahtlos ins Soundgewand ein, besonders Drummer Jared (THE HOPE CONSPIRACY) zieht gut vom Leder. PAINT IT BLACK haben ein engagiertes, kraftvolles Album geschrieben, mit dem sie sich in die Herzen und Köpfe eines jeden Corlers spielen werden.
Die Schweden DISMEMBER hatten bisher das „Glück“, nie einen alles definierenden, ultimativen Meilenstein abgeliefert zu haben, so dass sie sich mit jedem neuen Album nicht in der Bredouille befinden, solch ein Meisterwerk toppen zu müssen. Jede Scheibe der Traditions-Death Metaller war bislang von solide über gut bis ausgezeichnet, aber die Erwartungen sind immer nüchtern und werden auch mit dem inzwischen achten Album mehr als befriedigt. Und obwohl Kult-Drummer Fred Estby mittlerweile durch einen Kollegen namens Thomas Daun ersetzt worden ist, haut das Quintett in bewährter Manier ein Brett von Stapel, das sich gewaschen hat. Viel verändert hat sich auch nicht: Abrissbirnen wie „Europa Burns“ (Killer und laut Kollege Heitmann auch live ein Brett!), „Under A Bloodred Sky“ (die obligatorische Maiden-Hommage) „The Hills Have Eyes“, der Brachial-Mitgrölbanger „Legion“, das dynamische „Tide Of Blood“, das schleppende „No Honor In Death“ oder das für DISMEMBER-Verhältnisse überlange, sehr coole „Black Sun“ muss den Jungs in diesem Genre erst einmal jemand nachmachen. Ich vergebe aber bewusst keinen „Tipp“, weil das Album nicht ganz an den formidablen Vorgänger „The God That Never Was“ rankommt, was man angesichts des Selbstbewusstseins, ein Album nach der Band zu benennen, bzw. ihm keinen Titel zu verpassen, ruhig hätte erwarten dürfen. Aber auch so werden die Todesschwadronen der alten Schule ihre dunkle Freude an „Dismember“ haben!
Jon Olivas Pain – nicht wenige werden sofort an des „Mountain Kings“ frühere Werke denken – ein verdammt hoher Standard. Und so klappen die Mundwinkel auch flott nach unten, denn der mühsame, keyboard-lastige Einstieg lässt eher an mundfaule Deep Purple denken, als an den coolen Savatage-Nachfolger oder die geniale Band selber. Doch sobald Jon den Mund aufmacht, wird alles besser – warm welcome, wie der Schweizer so sagt. Diese Stimme ist eingängig wie charismatisch; schön, dass es sie noch gibt. Irgendwo zwischen Metal, Rock und Pop bewegt sich der große Mann scheinbar mühelos, erinnert in softesten Momenten an Supertramp oder gar Pink Floyd (Titel 33 auf der Promo!), verschließt sich aber den härteren Phasen der Ur-Band eben nicht völlig. Über songschreiberische Qualitäten Negatives zu sagen, verbietet sich fast von selber, denn Oliva und seine Kollegen verstecken jede Menge Nuancen zwischen den Zeilen – und machen das Album auch nach mehreren Durchgängen noch zu einem absolut hörenswerten. Allerdings, um das nochmals zu betonen, vor weicheren Abschnitten darf sich der geneigte Hörer nicht verschließen, eine gewisse Offenheit ist vonnöten. „Global Warning“ ist sicherlich kein Weichspüler-Album, vielmehr ein weltoffenes Rock-Album. Womit der Name dann Programm wäre…
PS: Es gibt wohl noch eine so genannte “Limited Edition“ mit 14 Songs(plus „No More Saturday Nights“, von Savatages „Power of The Night“-Zeiten 1983, neu aufgenommen)
Nach zwei Demos arbeiteten die Schweden ihr Material auf und bringen es als Debüt-Album heraus. Langsamer Folk/Pagan-Metal steht auf der audiophonen Speisekarte. Und auf dieser verarbeiten die Jungs verschiedensten metallische Einflüsse, vom normalen Metal über eben viel Folk, Pagan und Doom bis hn zu blackigen Anflügen. Nun könnte einem der Vergleich mit Moonsorrow oder Bathory in den Kopf kommen – ganz falsch ist er auch nicht. Nur die Qualitätssicherung hat bei den großen Beiden wesentlich besser funktioniert als bei diesen Nachfolgern aus Hjärup. Während die Gitarrenarbeit (ob akustisch oder elektrisch) und auch die Abstimmung mit Violinen und Keyboards in Ordnung geht, weist der Gesang einige Schwächen auf. Während der glockenklare Frauengesang sogar im Rahmen bleibt (das gibt es opernhaftere Diven mit größerem Nervfaktor), schafft es das männliche Pendant einfach nicht, im klaren Bereich Abzüge zu vermeiden. Er leiert wie eine Chromcassette nach jahrelange Einkellerung, während die gekeiften Vocals stimmen. Zudem reicht es im Vergleich zu den Referenzbands einfach auf soundtechnischem Terrain hinten und vorne nicht – er ist dumpf und dünn, sozusagen dünnpf. Was im Grunde schade ist, denn im Gegensatz zu Folkearth, wo ebenfalls zwei Band-Mitglieder mitwirken, haben die Jungs wirklich gute Ideen und Ansätze, wie das mitreißende „Gryningstid“ stellvertretend beweist.
Die HORRORPOPS sind einige der wenigen Bands, die aus dem ganzen Rock n’ Roll-/Rockabilly-/Psychobilly-Zirkus hervorstechen. Das liegt natürlich nicht zuletzt an der Kombination aus Ausnahme-Musiker und NEKROMANTIX-Frontmann Kim Nekroman und seiner Frau Patricia Day, die für die 50s-Seele und ordentlich Sexyness sorgt. Ein weiterer Grund dürfte aber auch sein, dass die Band wie selbstverständlich Pop, Rock und andere Stile in ihren Sound einfließen lässt, ohne jedoch ihren Old School-Charme zu verlieren. Das neue und dritte Album kann man fast schon als Konzept-Album bezeichnen, denn in den Texten geht es fast ausschließlich um alte Kinofilme – natürlich um Film Noir, Horror-B-Movies und Artverwandtes. Songtitel wie “Thelma & Louise” oder “Hitchcock Starlet” und natürlich auch der Albumtitel sprechen für sich. Das passt natürlich wunderbar zum Sound, der mal wieder herrlich swingt und rollt und dabei auch noch direkt ins Ohr geht. Es ist also mehr oder weniger alles beim alten geblieben - mit dem Unterschied, dass es weniger rockig als noch auf „Bring It On!“ zugeht, was auch daran liegen mag, dass die HORRORPOPS zum Trio geschrumpft sind und somit eine zweite Gitarre fehlt. Songtechnisch ist dieses Album aber wohl ihr reifstes Werk, denn die diversen Stil-Ingredienzen vermischen sich so gut wie noch nie zuvor zu einem eigenen Sound. Trotzdem – so richtigt rockt die Scheibe nicht, und zwischendurch kommt immer mal wieder Langweile auf. Mag es daran liegen, dass Nekroman eben doch ein besserer Bassist als Gitarrist ist und eben auch ein besserer Bassist als Patricia, mag es daran liegen, dass der Sound insgesamt zu clean, zu flach und Patricias Geang zu sehr in den Vordergrund gemischt ist – es fehlen Dreck, Wumms und ein gewisser Abgehfaktor. Stellenweise ist auch der Gesang selbst ein Problem. Sicher hat Patricia eigentlich eine gute Stimme, aber für die getragenen Passagen mit ihren langen Tönen hätte sie unbedingt ein wenig Gesangsunterricht nehmen sollen. Besonders zu hören ist das in Songs wie „Hitchcock Starlet“ und „Keep My Picture“, die stellenweise kaum zu ertragen sind. Nicht zufällig ist mein Lieblingstrack ein Instrumental: das atmosphärische surf-mäßige „Horror Beach Pt. II“. Ein Pluspunkt ist allerdings die tolle Aufmachung des CD-Booklets, dessen Seiten aus fiktiven Filmplakaten bestehen, in die die Bandmitglieder eingebaut sind. Unterm Strich ist „Kiss Kiss Kill Kill“ sicher kein schlechtes Album. Es ist alles gut gespielt und nett anzuhören – aber ich hätte einfach etwas mehr erwartet.
Da haben sich ROYAL HUNT wahrlich keinen großen Gefallen getan, denn mit dem ersten Werk seit 2005 “Collision Course” versucht man beinahe schon krampfhaft an die glorreichen Zeiten und das immer noch beste Werk der Band “Paradox” (aus dem Jahr 1997) anzuknüpfen. Die Songs sind musikalisch sowie konzepttechnisch zwar alle bestens miteinander verbunden, aber inhaltlich ist Mastermind und Tastenvirtuose André Andersen leider nicht allzu viel Neues eingefallen.
Klar, der typische Bandsound, bombastisch-symphonisch angelegte Arrangements mit vielen neoklassischen Gitarrenläufen und diesem typisch melodischen Riffing, ist nach wie vor präsent und ja sicher nicht schlecht, aber irgendwo ist vieles dann doch zu beliebig ausgefallen. Dazu wird versucht das bekannte Thema “Long Way Home” beim völlig verhunzten und zu aufgebauschten Opener wiederzuverwenden, geht aber garnet. Denn dieser viel zu lange Song kommt mit einem derart süßschwülstigen Doktor-Schiwago-Kuschel-Feeling rüber ... gräuslich, der neue Sänger darf dann kurz ein paar Textzeilen einstreuen, dann wird noch schnell etwas instrumentell dazu geklöppelt - fertig - kommt leider total lieblos rüber. Wie so vieles auf diesem Album.
Bei den ersten paar Nummern ist man als Zuhörer (aber nur fast) etwas dankbar für die zahlreichen, netten Voiceover-Einspielungen, denn da kann man wenigstens mal etwas durchatmen. Die Songs wirken nämlich oft ähnlich vom Aufbau, regelrecht überladen bzw. notenmäßig völlig zugekleistert. Zappt man wahllos hinein, fällt es bei den ersten Tracks schwer Anfang und Ende zusammenzuhalten, da vieles zu gleichartig wirkt und so richtige Knaller fehlen zunächst fast gänzlich. Von der Anlage zwar oft nicht so übel, die typisch fetten Backgroundchorusse gibt es auch (wenn auch weniger packend) aber es fehlen bei Sachen wie „The First Rock”, “Exit Wound” einfach die Killerrefrains sowie das Hymnepotential vergangener Tage. Der Funke will nur schwer überspringen. Dies liegt auch an dem neuen Mann am Mikrofon, denn der ex-RING OF FIRE/ex-MALMSTEEN Sänger Mark Boals ist wirklich kein Schlechter, passt aber nicht so optimal zu dieser realtiv theatralischen Musik. Sein eher bluesige-rockiges Organ wäre viel besser für die erdiger Hardrockgeschichten geeignet. Er kann nur recht selten Songs dieser Art tragen oder ihne seinen ureigenen Stempel aufdrücken. Die große Ausnahme ist aber das recht gelungene und sehr balladeske „Highnoon At The Battlefield“. Ansonsten singt er meist vergeblich gegen die üppigen Arrangements und die Flut an akrobatischen Tempoläufen an. Mir fehlt es da einfach auch etwas an der Seele bzw. Atmosphäre. Der ursprüngliche Sänger D.C. Cooper (SILENT FORCE) und auch mit Abstrichen sein Nachfolger John West haben diese Musik wesentlich mitreißender verkörpert. Es folgt dann im zweiten Teil des Werkes gegen Schluss endlich mit dem formidablen „The Clan“ (ein packender Tempokracher), dem furiosen „Hostile Breed“ (doch noch ein richtiger Hit), und dem melodramatischen „Tears Of The Sun“ (mit schönen weiblichen Vocals leider viel zu kurz) doch noch ein versöhnliches Ende. Wie schon angedeutet, von so einer Band muss ich dieses Niveau aber durchgehend erwarten. Zwischenzeitlich waren ROYAL HUNT ja mal mehr in die fast schon powermetallische Richtung unterwegs, und jetzt dieser stilistische Rückschritt - der aber einfach nicht an die besten Zeiten herankommt. Zuviel aufgemotzter Bombast, zu dominante Tasten - da können auch solche Hochkaräter wie Ian Parry (ELEGY) oder Doogie White (ex-RAINBOW) diese Scheibe nicht vor dem gehobenen Mittelmaß retten. Auf „Collision Course“ sind mir ROYAL HUNT letztlich zu halbherzig und auch etwas orientierungslos vorgegangen, solche Mucke machen andere Bands mittlerweile deutlich besser und authentischer.
Chip Hanna dürfte vor allem als Drummer der US BOMBS und der ONE MAN ARMY bekannt sein. Dass er auch als Sänger und Gitarrist einiges drauf hat, hat er bereits mit seinem Solo-Debüt von 2007 bewiesen. Noch im selben Jahr spielte er ein weiteres Album mit den BERLIN THREE ein, hinter denen sich Bassist Valle und Drummer Andy Laaf von MAD SIN sowie Ex-MAD SIN-Gitarrist Tex Morton verbergen. Mit „Old South Jamboree“ steht jetzt bereits der Nachfolger in den Läden, und wie auch auf dem Vorgänger gibt Chip hier teilweise angerockten bzw. angepunkten Country und Blue Grass zum Besten. Klar, auch Einflüsse aus Rockabilly und Psychobilly sind allgegenwärtig, aber im Vordergrund steht authentischer, rauer Country-Sound. Dass alle Musiker ihre Sache mehr als gut machen, versteht sich von selbt, und besonders Chip selbst überzeugt durch die Bank mit seiner obercoolen Cowboy-Stimme. Bei Songtiteln wie „Beer Drinkin’ Woman“, „Gunfighter’s Blood“ oder „Barrel Of My Gun“ muss man auch nicht lange erklären, worum es in den Texten geht. Diese Scheibe macht von Anfang bis Ende Spaß und dürfte auch Leuten gefallen, für die Country und Artverwandtes normalerweise ein rotes Tuch sind.