Wer VALIENT THORR im Vorprogramm der letztjährigen MOTÖRHEAD-Tour oder auf einer der Headliner-Shows gesehen hat, wird alleine von der schieren Wucht der fünf bärtigen Rocker fast erschlagen worden sein. Was die Jungs aus North Carolina live an Energie rüberbringen, lässt sich allerdings nur schwer auf eine Aufnahme bannen. So war „Legend Of The World“ von 2006 mit seiner Mischung aus 70s Rock, 80s Metal und frühem Punkrock zwar immer noch ein herausragendes Album, aber an die Intensität der Konzerte kommt es nicht heran. Die neue Scheibe „Immortalizer“ hat dasselbe Problem. Der Sound hat sich hier eindeutig Richtung Metal verschoben, aber so richtig zünden wollen die Songs immer noch nicht. Zwar macht das komplette Album Spaß, und die Jungs gehen mit jeder Menge treibender, rauer Energie und viel Spielfreude zu Werke. Aber songtechnisch fehlen einfach doch ein paar eingängige Momente, irgend etwas, das im Ohr hängenbleibt. Live geht es – im Falle von VALIENT THORR – auch ohne, aber zum Abrocken in den heimischen vier Wänden reicht es eben nicht.
Guillaume Bideau (MNEMIC, ex-SCARVE), Dirk Verbeuren (SOILWORK), Loic Colin (SCARVE) und die LYZANXIA-Mannschaft, das sind ONE WAY MIRROR. Die Truppe hat ihr Debüt im Bideau-eigenen Studio aufgenommen, nur bei den Drums hat Daniel Bergstrand seine Finger im Spiel gehabt. Endbearbeitung natürlich bei Tue Madsen, keine Überrachung. Kann also nur ein Knaller werden, die Scheibe, bei soviel Prominenz und Kompetenz. Naja… fast. Ein paar gelungene moderne Metalsongs haben ONE WAY MIRROR hinbekommen, der treibende Rausschmeißer „Liberation“ beispielsweise, oder das atmosphärische „Empty Spaces“. Der flotte Opener „Destination Device“ kann sich auch im Genre-Wettbewerb behaupten, aber das war’s auch schon an guten Songs. Der Rest tummelt sich im Mittelfeld, was dem vorhersehbarem Songaufbau anzukreiden ist, das völlig ohne Überraschungen auskommt und gewohnte MNEMIC/ SOILWORK-Kost bietet. Warum die Herren ein Porjket ins Leben rufen, dass sich so gar nicht von ihren Brötchengebern unterscheidet, bleibt schleierhaft. ONE WAY MIRROR wirken so, als hätten die Beteiligten hier alle Ideen unterbringen wollen, die in ihren Hauptbands nicht angenommen worden sind. Da sind einige nette Sachen bei, aber auch viel zu viel mittelmäßiger Kram, so dass „One Way Mirror“ höchstens für Die Hard-Fans der beteiligten Bands interessant ist.
Bei Erstbetrachtung der aktuellen Scheibe von GRAVE ROBBER könnte man fast meinen, irgendeine beleibige Death Metal Kapelle würde hier erneut das bereits mehr als hundertfach ausgelutschte Knochengerüst sowie Grabsteinklischeecover überstrapazieren. Aber nein, “Be Afraid” die aktuelle Scheibe der US-Grabräuber hat zum Glück nix mit üblen Gekeife bzw. brutalem Riffgeknüppel zu tun - diese vier etwas seltsam gekleideten Herren aus Indiana spielen coolen Shock Rock mit viel Punkattitüde im Stile solcher bekannter Combos wie u.a. THE MISFITS.
Der Sänger Namens „Wretched“ klingt wie ne geile Mischung aus LEMMY, GLENN DANZIG und falls benötigt ja tatsächlich wie ELVIS. Die anderen Mitglieder mit solche gelungenen Künstlernamen wie Nameless, Maggot und Dr. Cadaver bevorzugen kultige bzw. schräge Bühnenklamotten in der Art von LORDI mit verschmierten Gesichtern und „abstoßenden“ Masken. Kaum zu glauben, dass dies Kapelle aus dem christlichen Sektor kommen soll. Tracks wie „Army of Dead“, “Burn Witch, Burn” oder „Bloodbath“ ließen eher etwas anderes vermuten. Aber egal, die Jungs setzen auf den voll auf den Spaßfaktor und nehmen wohl auch sich selbst beileibe nicht so recht für voll. Hier wird abgerockt, was die Bude her gibt, es wird eine stellenweise mitreißende Melange aus Horror Rock’N’Roll mit viel 70er Jahre Punk geboten. Der Sound ist ebenfalls etwas unpoliert gehalten, alles klingt etwas nach Garage aber sehr authentisch, nach viel Schweiß und ehrlicher Mucke ohne technischen Schnickschnack. Auch wenn die Songs alle ähnlich gemacht sind, kommt nie Langeweile auf, dafür ist die Mucke zu energiegeladen und mit sehr viel Spielfreude vorgetragen.
Nach einem filmreifen sehr düster-böse gesprochenen Intro „The Exorcist“ mit sehr viel dunklen Orgelakkorden geht auch gleich los mit dem Tempokracher „Skeletons“. Tja die Band hat hörbar Spaß, gibt fast ständig Vollgas und hält dieses hohe Energielevel auf sämtlichen 15 Tracks (inkl. Remixbonustrack). Mit dem etwas längeren „Rigor Mortis“ und den typischen Mitgrölchören erinnern mich GRAVE ROBBER schon etwas an alte HOSEN Sachen. Ehrlich gesagt hätte diese Formation stilistisch auch viel besser als Support für die kommenden Herbsttour der Düsseldorfer getaugt als AIRBOURNE, aber dies nur so am Rande. Mit „Golgotha“ befindet sich auch ein leider etwas zu kurzes rein instrumentales Stück auf dem Album. Als absolute Überpartynummer muß natürlich „I Wanna Kill You Over And Over Again“ (dass Gegenstück zu KID ROCK’s „All Sommer Long“ quasi die Punk- Sommerhitvariante) mit viel Elvis-Gesangsvibes besonders genannt werden. Wie gesagt, die Jungs treten ordentlich A…, der Mitgrölfaktor mit einfachen aber knackigem Refrains (sarkastische Texte inklusive) steht ebenfalls meist auf Highlevel und selbst vor Gitarrensolos schreckt man nicht zurück.
Man kann sich so die Liveauftritte der Amis bestens ausmahlen, wenn sie denn mal über den Teich kommen würden, die Club’s wären sicher voll. Solche Grabräuber sind einfach sympathisch und "Be Afraid" beweißt darüber hinaus wiedereinmal eindrucksvoll, es musst nicht immer die perfekte Hochglanzproduktion sein um musikalisch überzeugend und mitreißend zu sein!
Normalerweise hat extreme Mucke von der Stiefelinsel nicht gerade den allerbesten Ruf, doch BLACK FLAME, die mit „Imperivm“ gerade ihren zehnten Geburtstag feiern, zeigen, dass es auch anders geht. Die Mischung aus Death- und einem Schuss Black Metal kommt wirklich knackig daher, doch fehlt dem Trio (das live noch durch ADVERSAM-Gitarrist Tiorad verstärkt wird) ein wenig das Talent zu gehaltvollem Songwriting. Die acht Stücke von „Imperivm“ pendeln oft zwischen heftigen, rasend schnellen Parts und ruhigen Passagen (hört Euch in diesem Zusammenhang mal das schnelle, fiese und überlange „Black Svn Theory“, das gegen Ende zu einem doomigen Chill-Outer mutiert, an oder das sogar mit einem Akustik-Mittelteil versehene „The Secret Of Lapis Manalis“); Highspeed und Midtempo wechseln sich gekonnt ab, doch irgendwie wollen die Songs auch nach mehreren Durchläufen nicht zünden. BLACK FLAME besitzen ohne Frage Talent und technisches Können und könnten mit ein bisschen mehr Gespür für richtig progressive Hymnen einige Fans an die Angel bekommen, doch so irgendwie gesichtslos wie dieses Album klingt, ist es zumindest für mich nachvollziehbar, warum die Band bereits seit zehn Jahren dahindümpelt und nichts Großes reißen konnte. Wirklich schade!
„A Supremacy Of Time“ heißt also der Nachfolger zum Debütalbum „My Own Story“ der Heilbronner Combo CIRCLE OF SILENCE. Und um eines gleich vorneweg zu nehmen, die Jungs bleiben ihrem abwechslungsreichem Mix auf Power und Melodic Death Metal treu und reifen ihn sogar weiter aus. Obwohl die meisten Songs auf dem Erstlingswerk auch schon gut ausgearbeitet wirkten, so agiert man knapp ein Jahr später noch kompakter. Die Eingängigkeit der Tracks bleibt vorhanden genau wie eine recht vorhersehbare Songstruktur, was einige vielleicht auch als Nachteil werten könnten. Bratende Gitarrenriffs kombiniert mit abwechslungsreichen Soliläufen und verziert mit catchigen Refrain Parts beschreiben die Songs wohl am Besten. Der mit am abwechslungsreichste Song pressen COS mit dem Titelstück „A Supremacy Is Time“ auf den Silberling: ein ruhiges Keyboard Intro und ein Midtempo Grove bestimmt die erste Hälfte bevor ein fast schon bombastisch wirkender Refrain einsetzt und von einem schnelleren Bridge Part abgelöst wird der durch sein passendes Gitarrenspiel von Tobias Pfahl hier seinen Höhepunkt hat. Die Vocals variieren wieder irgendwo zwischen Death Metal Growls (ganz stark bei „Your Assassin“) und einer rauen Power Metal Stimme ähnlich wie bei Grave Digger. Die Produktion des Albums klingt für eine fast komplette Proberaumaufnahme mehr als amtlich und mit der großen Hit „Edge Of Clarity“ im Gepäck sollte man sich die Heilbronner live unbedingt mal antun.
Man durfte gespannt sein, was die Bostoner nach ihrem Hammer-Album „Fading American Dream“ von 2007 bieten würden. Der neue Streich namens „State Of Grace“ überrascht zunächst durch einen etwas anderen Stil, an den man sich teilweise erst gewöhnen muss. Tempo und Dreck wurden etwas rausgenommen, und anstatt reinem Streetpunk gibt es auch viele Einflüsse von Bands aus den Punkrock-Anfangstagen zu hören, wie z. B. THE CLASH oder SHAM 69. Wenn man sich daran gewöhnt hat, stellt man aber fest, dass weder der Druck noch das tolle Songwriting der Jungs verloren gegangen sind, und immer wieder bleibt man an Passagen hängen, die einen kicken wie sonstwas. Mit Songs wie „Two Angry Kids“ oder „Elizabeth“ gibt es natürlich auch wieder die üblichen Irish-Folk-Schunkler zu hören. Produzent Ted Hutt, der auch schon beim Vorgängeralbum hinter den Reglern saß, hat es dazu fertiggebracht, den Gesamtsound transparenter klingen zu lassen, ihm gleichzeitig aber noch mehr Energie zu verleihen. Und auch textlich hat sich einiges verändert. So hat sich Bandkopf Mike McColgan dieses mal weniger politischen Themen gewidmet, offenbar weil dies angesichts des nahen Endes der Bush-Ära nicht mehr nötig ist, sondern erzählt vielmehr Geschichten aus dem Alltag und seinem Leben. So geht es z. B. in „Kevin J. O’Tool“ um einen verstorbenen Onkel und in „Elizabeth“ um seine Großmutter. Aber nicht nur Familienangehörige finden Erwähnung, sondern auch musikalische Helden: „The Generals’s Boombox“ ist eine Hommage an den großen Joe Strummer. „State Of Grace“ ist vielleicht nicht das beste Album der STREET DOGS, denn einige Songs sind doch eher als solide zu bezeichnen. Unterm Strich haben sie aber trotzdem wieder einmal ein hervorragendes Punkrock-Album abgeliefert, das aus der Masse an Veröffentlichungen immer noch weit herausragt.
Die Schweden NETHERBIRD, die bislang sicher kaum ein Metalhead kennen dürfte, veröffentlichten seit ihrer Gründung im Winter 2004 diverse Singles und EPs für umme, damit die Fans und die Medienlandschaft auf die Band aufmerksam werden. Das hat zumindest insofern geklappt, dass man für das Debütalbum „The Ghost Collector“ einen Deal mit Pulverised Records einfahren konnte. Aber auch so kann sich das Duo Nephente und Bizmark nicht beschweren, denn es haben bis heute bereits einige bekannte Musiker unter Anderem von AT THE GATES, DEATHSTARS, DISSECTION oder LORD BELIAL in der Band gespielt, was schon im Vorfeld auf hohe musikalische Qualität schließen lassen könnte. Enttäuscht wird man von diesem Debüt auch nicht wirklich, auch wenn die bombastische, symphonische Mischung aus Gothic- Black und einem Schuss Death Metal nicht überragend daherkommt. Zu viele Passagen erinnern auch hier an die Genre-Referenz (alte) CRADLE OF FILTH, speziell wenn die weiblichen Hintergrundgesänge loslegen. Stücke wie das abwechselungsreiche „Lighthouse Eternal (Laterna Magika)“ oder das dynamische „The Beauty Of Bones“ dürften der Zielgruppe aber ohne große Probleme schmecken, und mit der Hymne „Forever Mournful“ befindet sich auch ein echt gelungener Ohrwurm an Bord, der manch düsteren Club erfolgreich beschallen könnte. Ein gelungenes, wenn auch noch lange nicht perfektes Debüt!
Seit einer guten Dekade ballert sich das ARKANGEL-Quintett durch die europäische Core-Szene und legt mit „Is Your Enemy“ ihren GSR Music-Einstand hin. Im Laufe der Jahre hat sich einzig das Tempo der Songs verändert, der Rest ist gleichgeblieben – es gibt also auch auf dem neuen Silberling gut einen vor den Latz, wie gleich der Opener „Damned Forever“ klarmacht. Baldur schreit sich wie gewohnt die Seele aus dem Leib und gibt den Aggressionslevel vor, dem sich seine Kollegen nur zu gerne anschließen. „Enduring Violence“ ist die Reminiszenz an die eigene Vergangenheit und hat einige schnelle Passagen zu bieten, kann aber überraschenderweise in den schleppenderen Parts mehr überzeugen, was nicht zuletzt an der vielschichtigen Gitarrenarbeit liegt, die mehr als nur bratende Riffs zu bieten hat. ARKANGEL haben sich mittlerweile viel Routine erspielt und diese beim Songwriting zu „Is Your Enemy“ voll ausgeschöpft. Das Ergebnis ist eine geschlossene Platte, in der kein Song qualitativ abfällt und die somit Corlern nahegelegt werden kann.