Wo hat dieser Typ nicht schon überall in die Tasten gehauen...BLACK SABBATH, OZZY OSBOURNE, RAINBOW, WHITESNAKE, JETHRO TULL, GARY MOORE, THIN LIZZY, MICHAEL SCHENKER (GROUP)... ja sogar JUDAS PRIEST und SAXON haben seine Fähigkeiten genutzt. Diese Liste ist natürlich längst nicht vollständig. Ich habe beinahe das Gefühl, es wäre einfacher, die großen Bands aufzuzählen, bei denen er nicht gespielt hat. Dennoch scheint der Engländer mit dem breiten Grinsen letztendlich seine Heimat bei DEEP PURPLE gefunden zu haben, gehört er doch seit 2002 fest zum Line Up. Nachdem er letztes Jahr mit Gillan & Co ein überragendes Album eingespielt hatte, beschreitet er nun mit “One Of A Kind“ zum 5. Mal Solopfade.
Man könnte jetzt ein Release erwartet, bei dem man sich in virtuosen Keyboard- oder Klavierpassagen verliert, ggf. mit klassischen Einflüssen – weit gefehlt. Es ist ein erdiges überaus eingängiges Stück Hard Rock geworden.
Der erste Song kommt mit dem Titel “Respect“ daher, erzeugt auch selbigen und holt einen direkt ab. Diese Nummer hätte auch prima auf die letzte DEEP PURPLE gepasst. Hier wird so richtig schön in Lord-Blackmore-Manier ein Gitarren-Orgel-Duell ausgetragen. Gleichwohl dominiert das Tasteninstrument nie über Gebühr und fügt sich songdienlich in die Kompositionen ein. Das Output ist weit von einem Alterswerk entfernt, es klingt herrlich erfrischend und nach mehr. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle einmal den brillanten Sänger Carl Sentance (NAZARETH) mit dem er bereits 2008 eine Platte aufgenommen hat, und zum anderen den irischen Ausnahmegitarristen Simon McBride. Verglichen mit den ganz Großen der Branche, hat Simon McBride zwar noch nicht den Namen, aber sehr wohl deren Klasse. So ist es folglich auch wenig verwunderlich, dass das einzige Instrumentalstück “Remember To Call“ nicht etwa für die Keys, sondern für die Gitarre geschrieben wurde. Gemäß Booklet wurde es zwar dem Nachwuchs von Don Airey gewidmet, verneigt sich musikalisch aber eindeutig vor GARY MOORE, dem Simon von seinem Spiel her sehr nahe kommt. Lediglich im letzten Song der CD “Stay The Night“ tritt Mr. Airey mit einem längeren Solo ins Rampenlicht.
Alles in allem wird jeder der mit DEEP PURPLE, URIAH HEEP und ähnlich gearteter Musik etwas anfangen kann, seine Freude mit "One Of A Kind" haben. Uns liegt die Veröffentlichung als schicker Digipack vor, angereichert mit einer Bonus-CD, auf der sich 4 Live-Tracks vom Konzert 2017 in Hamburg befinden. Dabei handelt es sich um Coverversionen von RAINBOW, DEEP PURPLE und GARY MOORE.
Eine Mischung aus folkigen JETHRO TULL, melodieseeligen DEMON und dazu noch eine Prise Hippie-Lagerfeuer-Romatik umschreiben ganz gut ASHBURY. Zwei Alben der aus Tuscon in Arizona stammenden Band stehen bis dato zu Buche. Das erste, "Endless Skies" (1983), begründet den Status als Geheimtipp, Kultband oder mehr noch - als Underground Gigant. Dieses Debüt, das den Grundstein zu diesem Ruf gelegt hat, ist ein nahezu perfektes Hard Rock-Album mit viel ureigenem Charakter und zum Sterben schönen Songs. Mit frischem Schub aus den umjubelten KEEP IT TRUE-Auftritten 2015/2017 machten sich die Brüder Davis daran, ein neues Album zu erschaffen und so den geweckten Durst der immer mehr werdenden Fans zu stillen.
"Eye Of The Stygian Witches" ist ein typisches ASHBURY-Album geworden und wird keinen Anhänger von "Endless Skies" enttäuschen. Es sind seither 35 Jahre vergangen, die Musiker und selbstredend auch die Stimmen von Randy und Rob Davis sind gealtert, was partiell zu hören ist. Aber keine Angst, der bandeigene "Zauber" bricht sich auch auf dem "Comeback-Album" seine Bahn. "End Of All Time" eröffnet melancholisch, im Kern thront eine an frühe DEMON erinnernde Melodie. Diese "zeichnet" das typische enthusiastische, sich hineinsteigernde Gitarrenspiel von Randy Davis nach und nimmt allein dafür die letzte Hälfte des Songs in Anspruch - grandios! "Good Guitar" ist reinster Southern Rock, erinnert an 38 SPECIAL oder die wunderbaren MOLLY HATCHET - und auch hier hat man den Eindruck, dass frei improvisiert und seelig vor sich hin gejammed wird, was sich als roter Faden durch nahezu alle 11 Nummern zieht. Die Liebe, die Leidenschaft und innige Verbindung der Band zu ihren Kompositionen machen ASHBURY aus und sind auch auf "Eye Of The Stygian Witches" präsent und spürbar. Die Musiker zelebrieren glaubhaft und inbrünstig sehr frühen Hard Rock in einer Reinheit und Güte, die begeistert und vollkommen gefangen nimmt. Großartige Band, großartiges Album
Meine Rezensionen in Sachen OHRENFEINDT sind eigentlich wie die Neujahrsrede der Kanzlerin: irgendwie immer dasselbe. Somit könnte ich die einfach kopieren, ein, zwei Sachen ändern und fertig ist die Laube. Das heißt aber natürlich auch im Umkehrschluss, einen Reinfall kann man mit dem Trio aus St. Pauli eben auch nicht erleben. So bleiben die Nordmänner ihrem harten, dreckigen, mit deutschen Texten versehenen Rock'n'Roll in Nibelungentreue verbunden. Album Nr. 8 "Tanz nackt" präsentiert sich visuell wieder relativ reduziert (schwarz/weiß) und simpel, ähnlich seinem musikalischen Inhalt. Ungeschliffen, rotzig, rau, riff-orientiert, mit einem gewohnt brüllenden, leicht ins Schrille eskalierenden Chris Laut werden auch heuer 12 Wonneproppen geboten. Herausragend dabei sind die mit Don Aireys Hammond-Orgelspiel angereicherte Ballade "Wenn das alles nicht mehr weh tut", die AC/DC Gedächnis-Nummer "Hallo Frau Doktor", der hymnische Titelsong und das marschierende, mit starkem Mitsing-Refrain ausgestattete "Rock'n'Roll Psychiater". Alles wie immer, alles gut!
Ich mag KING KOBRA, obwohl sie durchaus zu Recht nie den Sprung in die erste Reihe der amerikanischen Hard Rock Bands geschafft hat. Seit 2011 ist der Fünfer wieder nahezu in Urbesetzung zurück. Einzig Stimmlegende Paul Shortino (ROUGH CUTT, QUIET RIOT) steht seitdem am Micro. "Sweden Rock Live" ist der dritte Longplayer seit dem Comeback, und wie der Titel schon impliziert ist es ein Live-Album. Die Songauswahl umfasst annähernd alle Episoden der seit 1984 bestehenden Band. Der Sound ist lebendig, authentisch, und vermittelt den Eindruck einer spielfreudig und temperamentvoll aufgelegten Band. Ein Fundus von sieben Alben reduziert auf 10 Songs (+3 Coversongs) verdichtet die Qualität der Nummern und bietet so mit das Beste von KING KOBRA.
Sänger Paul Shortino zeigt sich sowohl gesanglich als auch in seiner Performance in einer tollen Form. Er interagiert viel mit dem Publikum und unterstreicht so zusätzlich den live Charakter des Albums. Songs wie das melancholische "Live Forever", das wuchtige "Tear Down The Wall" oder das bluesig coole "Ballad Of Johnny Rod" sind hochklassisch und unterhalten auf top Niveau. Als kleine Minuspunkte möchte ich das etwas schräg dargebotene "Wild Child" (W.A.S.P.) und das eher überflüssige Drum Solo nennen. Die beiden weiteren gekürzten Coverversionen - das als rein instrumental dargebotene "Highway Star" sowie das atmosphärische, vom Publikum mitgesungene "Heaven and Hell" - huldigen zwei der größten Bands des Hard Rock und können dagegen überzeugen. "Sweden Rock Live" vermittelt echtes Live Feeling, punktet mit erdigem, klassischen Hard Rock sowie einer stark aufspielenden Band.
Es gibt CDs, die kauft man, dann hört man sie eine Weile, legt sie sich vielleicht noch ins Auto, aber irgendwann verschwinden sie im Regal. Das aktuelle Werk von LEE AARON liegt nun schon seit geraumer Zeit neben meinem CD-Player und läuft immer noch fast täglich!
Es war relativ ruhig die letzten Jahre um die “Metal Queen“, dabei war sie es, die der Männerdomäne Heavy Metal erfolgreich die Stirn geboten hat. Aber was soll ich sagen: SIE ist wieder da...und wie!. Es war bereits im Jahre 2017 überraschend, dass sie auf dem Billing des Bang Your Head zu finden war, auf dem die Kanadierin einen so phänomenalen Auftritt hin legte, dass den Metalheads die Tränen vor Freude herunterliefen. Das damals versprochene Album erschien nun im April und irgendwie wurde es verpeilt hier auf Metalinside zu würdigen. Der Longplayer hat alles was ein gutes klassisches Hard Rock Album braucht, schnörkellose Gitarren, wohl dosierte Keyboards, eine Portion Blues und eine Stimme, die Ihres gleichen sucht. Es ist eine Mischung aus eigenen Kompositionen und absolut gelungenen Coverversionen, von denen ich besonders “Mistreated“ von DEEP PURPLE und “Black Cat“ von JANET JACKSON herausheben möchte. Wer nun glaubt, für Mistreated bräuchte man Eier, sollte sich diese Version mal reinziehen.
STRIKER kommen mit ihrer stimmigen und durchaus mutigen Melange aus NWoBHM, Thrash und 80er Jahre Hard Rock erneut aus den kanadischen Wäldern gestampft, um uns Album Nr. 6 zu kredenzen. Der Opener "Heart Of Lies" platziert sich dann auch gewohnt zwischen alle Stühle. Thrashig bolzen die Fünf los, um dann spürbar geschmeidiger zu werden, und setzen beim Refrain gar hardrockiges Flavour frei. "Position Of Power" verbreitet dezentes DOKKEN-Aroma, angereichert mit NWoBHM-Würze. Gegenüber dem in der Vergangenheit Gebotenen sind die Songs zusehends federnder und anschmiegsamer geworden."On The Run" ist kaum noch als Metal zu werten, die Arrangements sind ausladender und gefälliger. Tempo und die immer marschierende Rythmus-Fraktion härten das Material, während Chöre, Melodien sowie Refrains klar Richtung L.A. Hard Rock / Hair Metal blicken. Gerade Im direkten Vergleich zum harten Vorgängeralbum ist der Wandel schon erheblich. Mehr denn je erinnern STRIKER an DOKKEN, STRYPER und SKID ROW. Das wesentliche daran ist, dass die Songs gehaltvoller und detaillierter geworden sind. "Play To Win" wird nicht jeden STRIKER-Fan befriedigen oder gefallen, aber sicher neue dazu gewinnen.
GRUSOM ist das dänische Wort für grausam, und ja richtig, die sechs Musiker sind in Dänemark beheimatet. "II" ist das Zweitwerk der Nordländer und wie beim Artwork, gehen sie auch mit dem Titel den eher unprätentiösen Weg. Hierauf werden sieben dem Retro-Rock zuzuordnende Nummern geboten, welche die Band mit viel Aufwand, Atmosphäre und Begeisterung in die Rillen gebannt hat. Sänger Nicolaj Hoffmann intoniert gefühlvoll und leidenschaftlich - insbesondere die berauschend schöne Nummer "Vågn Op" (in dänischer Spache, restliche Songs in englisch) darf hier als Beispiel dienen. Keyborder Peter Pørtner gehört mit seinem Instrument zum Bandsound wie einst Ken Hensley (URIAH HEEP) oder Ray Manzarek (THE DOORS), wobei sich diese Bands auch als Einfluss oder Inspiration bei GRUSOM finden lassen. Es ist großartig, wie spielend leicht die Musiker folkisch anmutende Momente/Melodien in ihren von den 70ern dominierten Rocksound einweben, ohne auch nur einen Augenblick folkloristisch zu wirken (wie z.B. bei "Vågn Op", "Beyond This Land" und bei der melancholischen, wunderbaren Ballade "Cursed From Birth" nachzuhören). Bei "Skeletons" gelingt es der Band, ein ähnliches dunkles, unheilvolles Klima zu erschaffen, wie einst BLACK SABBATH beim Titelsong ihres Debüts.
GRUSOM schaffen es, bekannte Sounds neu zu kreieren und so wiederzubeleben und dabei ein ganz eigenes Profil mit einzubringen. Das überzeugende Werk liegt uns in rotem, marmorierten Vinyl, in Gatefold-Verpackung inkl. aller Texte sowie gepolsterter Innenhülle vor. Top!!!
David Chastains Gitarrenspiel ist unverkennbar und charakteristisch für die Band CHASTAIN. Aber nicht weniger bedeutend und ebenso kennzeichnend war und ist die enthusiastische, sich irgendwie immer am Limit bewegende Stimme von Sängerin Leather Leone. Beide vereint sind ein Garant für hochklassiken US Heavy/Power Metal, wie auf dem 1987er Werk "The 7th of Never" nachzuhören ist. Dieses Album wird heuer (ab 31. August) durch und bei Pure Steel Records unter dem Titel "The 7th of Never 30 Years Heavy" neu als Vinyl zu erwerben sein.
"We Must Carry On" eröffnet mit den typischen, hoch melodiösen Gitarrenläufen des Namensgebers, die zuweilen an klassische Musik erinnern. Sobald jedoch die raue, leidenschaftliche Stimme von Frontfrau Leather erklingt, wird schnell und eindeutig klar, dass hier purer Metal geboten wird. Die Soli des alleinigen Songwriters und Chefs sind schnell, dominant und zeigen dabei, welch großer Könner David T. Chastain am Saiteninstrument ist. Diese sind für den Hörer meist nachvollziehbar und bereichern den Song. Das besondere der Band ist die Balance zwischen Kraft, Groove, hartem, zuweilen wuchtigen Power Metal und dem irgendwie zarten, inspirierten Gitarrenspiel samt seinen Melodien.
Das Re-release kommt mit Einleger (Texte/Bilder) in 140 Gramm, schwarzem, mit zwei Bonustracks und auf 300 Stück limitierten Vinyl zum Händler. Platten-Fans und gleichzeitig Anhänger von Female Fronted US Metal kommen an dieser Neuauflage kaum vorbei.