88 Songs, dabei eine Handvoll Coverversionen, auf 5 CDs, davon zwei Wiederveröffentlichungen (Best of Alben "Hymns To Victory", "The Book Of Burning") - da ist man als Rezensient erstmal erschlagen ob der Quantität. Es gibt Songs in orchestraler Version, nur mit Piano und Vocals vorgetragene Nummern, Coversongs u.a. von CHRIS ISAAK, THE DOORS und STING zwischen neuen Titeln und rein instrumentalen Songs. Und da ist noch ein sagen wir mal leicht exzentrischer Mr. VIRGIN STEELE David DeFeis am Werk, der manches Mal den Weg des Nachvollziehbaren verlässt und auch produktionstechnisch partiell einen Filter, einen Drum Computer zu offensichtlich oder einen Effekt an den Vocals zuviel platziert.
Aber hier sind auch tolle Songs einer Band und eines Künstlers an Bord, die sowohl durch Intensität und stimmiges Songwriting als auch durch unverkennbares Profil glänzen und punkten. Ein zum Sterben schöner Song wie "A Cry In The Night", hier als Akustik-Version, eine berührende Coverversion von JIMI HENDRIX "Little Wing", ein episch anmutendes "I Will Come For You" und ein zwischen zornigem Hard Rock und klagender Melodie schwankendes "Heart´s On Fire" sind allemal eine Veröffentlichung wert.
Hätte man das frei nach Aschenputtel - die schlechten ins Kröpfchen, die guten ins Töpfchen - aussortiert/ verdichtet, wäre das ein durchaus überzeugendes Release geworden. So bleibt "Seven Devils Moonshine" immerhin noch mit über 5 Stunden Spielzeit, schön gestalteter Box inkl. Booklett und Sticker für ca. 20€ ein interessantes Angebot.
Musiker, die versuchen, mit Masken und ihrer Identitäts-Verschleierung Interesse zu kreieren, sind nicht wirklich neu oder gar innovativ. Und das macht eher skeptisch als neugierig auf die Band ART AGAINST AGONY. Die fünf Stuttgarter Musiker bleiben auf ihrem dritten Album "Shiva Appreciation Society" ihrem avantgardistisch aufgeladenen Konzept mit Masken und rein instrumentaler Musik, schwankend zwischen Art Rock, Jazz und Prog Rock treu. Handwerklich kann man dem Kollektiv nichts vorwerfen. Piano, Gitarren, weitere Instrumente und Soundeffekte unterhalten zuweilen abwechslungs- und kontrastreich. Hin und wieder gelingt es ART AGAINST AGONY, gefällige Melodien in ihrer wilden Melange aus verschiedenen Rythmen und Tempowechseln zu platzieren. In den besten Momenten erinnern sie mich an DISILLUSIONs experimentelles "Gloria" Album. Doch insgesamt wirkt mir das Gebotene zu fordernd und zu inszeniert. Eine für den Hörer nachvollziehbare Songstruktur ist zu selten im Fokus der Musiker. Das Darstellen von musikalischem Vermögen wird parziell zum Selbstzweck. Der Hörer und sein Mitnehmen sollten mehr Beachtung finden. Das wichtigste an Kunst sollte neben Ästhetik und Unterhaltung die Nachvollziehbarkeit und das Erreichen des Rezipients sein, was bei "Shiva Appreciation Society" zu wenig vorkommt.
"Rift" ist das vierte Album der aus Louisiana stammenden Band FORMING THE VOID. Natürlich spricht den potenziellen Heavy-affinen Kunden das starke Artwork mit dem durch's All fliegenden, Felsen zerberstenden Mammut an. Stoner, Doom, Sludge und psychodelisch verstrahlter Metal empfangen den Hörer dann auch nahezu erwartungsgemäß. Der Sound des Albums ist basslastig, die alles zermalende Gitarre mörsert beständig und kontinuierlich am Hörnerv. Der Gesang hallt aus einer fernen Galaxis herüber, wobei hier der Begriff Gesang wohlwollend gemeint ist. Ist es doch eher ein Rufen des gleichzeitigen Gitarristen, James Marshall. Melodien oder eine Gesangslinie sind dabei so gut wie nicht auszumachen. So gehen mir diese sehr eintönigen Vocals mit der Zeit doch mächtig auf den Zeiger.
Erst gegen Ende können das sphärische und orientalisch angehauchte, mit seiner "Schlangenbeschwörungsmelodie" punktende "Ark Debris" und das dunkel doomige "Shrine" mich packen. 15 Minuten und zwei Nummern, die wirklich gut unterhalten, reichen aber kaum für eine beständige Rotation auf dem Plattenteller, zumindest bei mir. Genre-Fans dürfen sich gerne selbst ein Bild verschaffen.
Uns liegt diese Veröffentlichung, passend zum starken Artwork, in sauber verarbeitetem, transparent-grünen Vinyl, in Gatefold Cover inkl. Texten und schwarz gefüttertem Inlay vor.
RIVERSIDE sind durch den tragischen Tod ihres Gitarristen Piotr Grudziński zum Trio geschrumpft. Aber vielleicht auch gerade durch diesen Schicksalsschlag wirken sie fokussierter und musikalisch präsenter als Jahre zuvor, war doch seit "Shrine of New Generation Slaves" eine gewisse Zahnlosigkeit und Zufriedenheit im Songwriting festzustellen. Mit der halbgaren Veröffentlichung "Eye of The Soundcape" rückten sie sogar parziell in die Nähe des von Bandkopf Mariusz Duda betriebenen und rein elektronischen Soloprojekts LUNATIC SOUL.
"Wasteland" ist eine Rückbesinnung. Dieses Album präsentiert die Warschauer Band wieder düsterer, härter, sicher gereifter, aber doch ein Stück annähernd an den Beginn ihrer beeindruckenden Karriere. Der Sechsminüter "Acid Rain" groovt dunkel bedrohlich bis zum hochmelodiösen, im Kontrast dazu fast lieblichen Refrain und wird im weiteren Verlauf zunehmend luftiger und leichter. "Vale of Tears" macht einen auf schroffen, unnahbaren Prog Rock-Song mit überraschend gefälligen Episoden, und die bezaubernde Ballade "Guardian Angel" schmiegt sich akkustisch fast geflüstert an den Hörer. Im letzten Drittel zeigt die Band sich eher nachdenklich ("River Down Below") und minimalistisch instrumentiert ("Night Before").
"Ödland", das siebte Werk, ist lebendiger, ertrag- und kontrastreicher als der Titel verheißt. Zum melancholisch Faden, den das Album durchzieht, bieten RIVERSIDE als Gegensatz Hoffnung an, erkennbar in leichten Melodien und in verträumt wirkendem Gesang. RIVERSIDE haben auf "Wasteland" nicht nur ihre Härte neuerlich entdeckt, sondern auch wieder an kompositorischer Güte zugelegt. Für mich das stärkste Album seit der Reality-Dream-Trilogie!
Dass THEM ehemals eine KING DIAMOND Coverband war, erklärt den Namen, die Maskerade des Sängers und nicht zuletzt die musikalische Ausrichtung, die uns das Sextett auf ihrem zweiten Album "Manor Of The Se7en Gables" präsentiert. Hinzu gesellt sich ein Konzept mit Texten über Spuk und Horror, was zusätzlich die Nähe zum funkelnden Monarchen herstellt. Wobei die Stimme des Sängers wenig bis überhaupt nicht in die Falsett-Regionen des Vorbilds vorstößt, und auch die Songs strahlen ein gewisses Maß an Eigenständigkeit aus.
Das atmosphärische und stimmungsvolle Intro erzeugt Spannung und durchaus Vorfreude auf die kommenden 11 Songs. Das darauf folgende "Circuitous" empfängt den Hörer mit schnellem Metal und positioniert sich gekonnt zwischen POWERWOLF und KING DIAMOND. Das deutsch-amerikanische Kollektiv überzeugt durch komplexe Kompositionen und deren handwerklich sowohl makellose als auch anspruchsvolle Umsetzung. Die Nummern sind liebevoll mit spoken words Passagen ausgeschmückt, zum Ausklang ein für sich allein erklingendes Piano und weiteren atmosphärischen Extras (Soundeffekte), die unterhalten und für Aufmerksamkeit sorgen. THEM gelingt es, durchaus Bekanntes aus den oben erwähnten Bands neu und noch eine Spur intensiver und plakativer zu verknüpfen. Wunderbar, wie das dunkel beschwörende "Ravna" sich zusehends offenbart, wie Kerzenschein eine fensterlose, feuchtkalte Gruft erhellt. Exzellent, wie das wild aufbrausende "Witchfinder" sich zum Refrain hin als waschechte Metal Hymne präsentiert. THEM zeigen auf "Manor Of The Se7en Gables" immer wieder harte Kante und machen sich so absolut unverdächtig, ähnliche Entwicklungen anzusteuern wie GHOST.
Das aus Finnland stammende Trio KAISER vermischt auf seinem ersten Longplayer Psychedelic/Stoner-Rock, Doom Metal und eine geschmackvolle Prise Space Rock ("Intermission", "Galactic Crusade") zu einem derben, rohen, zäh blubbernden Sud, der erst bei mehrmaligem Hören berauschend wirkt. "High Octane Supersoul" ballert dem Hörer zu Beginn so wuchtig ins Gesicht, dass man durchaus einen gewissen Respekt vor dem weiteren Verlauf von "1st Sound" bekommt. Heavy, hart, mit grollenden Instrumenten, die Stimme von Gitarrist und Sänger Otu im Hintergrund, walzt der Song über einen hinweg wie eine wildgewordene Herde Büffel. Monströser Groove, schroffe Kanten und eine Spur von Wahnsinn beschreiben das Output der Finnen ganz gut. Die Gitarre vermag Akzente zu setzen, und gerade die psychedelischen Momente, die sie bei den Soli beiträgt, färben die Songs passend ein und halten sie spannend. Auch der grobkörnige, rauhe und basslastige Sound trägt sein Scherflein zu einem stimmigen, geradezu gewalttätigen Werk bei. Was etwas zu kurz kommt, sind Kontraste in Sachen Tempo. Und auch die Stimme trägt zu wenig Melodie zum Song bei, was auf Dauer durchaus als Mangel wahrgenommen werden kann. Die Kompromisslosigkeit und beeindruckende Wucht der Platte gefällt, Sound und Instrumentierung passen wie Hammer auf Kopf. Genre-Fans sollten das Teil auf jeden Fall mal antesten.
Uns liegt die Veröffentlichung als transparente Platte in gepolsterter schwarzer Innentasche vor. Das Vinyl ist makellos verarbeitet und wiegt in diesem Fall ausreichende 120g.
THE BEATLES sind für mich die Heiligen des Art Pop, des Rock, das Alpha aller Rockbands. Alle vier (mit einer kleinen Einschränkung, was Ringo Starr betrifft) waren und sind (McCartney) als Solokünstler Giganten und überzeug(t)en auch hier auf ganzer Linie. Und neben "Macca" war JOHN LENNON der leuchtendste unter den Fab Four. Vier Tage vor seinem eigentlichen Geburtstag (09.10.) wird sein wohl größtes Werk "Imagine" neu überarbeitet in die Läden kommen.
Uns liegt das Album in der Doppel-Vinyl-Version vor. Leider nicht als Gatefold, dafür sind aber ein großformatiges Poster und zwei Fotos dabei. Die beiden makellos verarbeiteten 180g Platten stecken in bedruckten, nicht gepolsterten Innenhüllen. Der Klang der zwei schwarzen Schönheiten ist (noch eine Spur direkter als bei dem gelungenen 2000er Re-Release) fantastisch. Das Originalalbum wurde von Produzent Paul Hicks unter den wachsamen Augen Yoko Onos in den Abbey Road Studios detailgetreu und von Grund auf neu abgemischt.
Dieses über jeden Zweifel erhabene Werk war, neben dem kurz vor dem Attentat veröffentlichten "Double Fantasy", JOHN LENNONs erfolgreichstes und hat mit dem verträumten, hoffnungsvollen Titelsong wohl seinen bekanntesten Solohit in den Rillen. Aber Lennon zeigt sich nicht nur abwesend sinnierend, sondern durchaus bissig und beschwingt ("It´s So Hard", "Give Me Some Truth") oder auch humorvoll persönlich ("Crippled Inside"). So bietet dieses Album die ganze Palette dessen, was den Künstler auszeichnet und das weitestgehend ohne störende Yoko Ono-Inhalte. Dieses Album ist sicherlich ein "Must have" für Musikliebhaber und sollte in keiner Sammlung fehlen. Dieses Release hat zusätzlich auf der zweiten Scheibe bisher noch unveröffentlichte Original-Demos der Songs zu bieten. Diese sind interessant, überraschend gut im Klang, aussagekräftig, aber nicht essenziell.
JOHN LENNONs "Imagine - The Ultimate Collection" kommt wie hier rezensiert als Doppel-LP und außerdem auch als Ltd. Super Deluxe Box (6 Disk), Deluxe 2CD, Ltd. 2 LP Clear D2C/1CD und als "Imagine & Gimme Some Truth" DVD/Blue-Ray zum Händler.