UNPLACES (ehemals NRT) kommen zum meteorologische Sommeranfang eher düster bewölkt und nachdenklich um's Eck. "Changes", das neue Album, schwankt zwischen Dark Wave, Alternative und Electro-Pop im 80er Jahre Sound. "Such A Shame" (TALK TALK), die stimmige Cover-Nummer einer der Ikonen eben dieses Jahrzehntes, gibt ganz gut die Richtung des deutschen Trios vor. Gerade auch, weil Dorette Gonschoreks fragiler, nach Resignation klingender und doch gefühlvoller Gesang eine gewisse Nähe zu dem wunderbaren Mark Hollis herzustellen vermag. Der Silberling kommt als Konzept-Album daher, was sowohl inhaltlich (in sich rund) als auch gestalterisch (zwei Bookletts mit vielen visuellen Eindrücken) einen detaillierten und liebevollen Charakter vermittelt.
Einsamkeit, Isolation, Druck und Zwang auf der einen Seite - pure Schönheit, Natur und Trost auf der anderen. Vom ernsten Titelsong, über die schon erwähnte gut interpretierte Covernummer bis hin zum wunderbaren melancholisch verträumt beginnenden und sich zur Rocknummer mausernden "Reset" macht das Album großen Spaß. Das rythmische "Freedom" vereint auf wunderbare Weise synthetische Kühle mit wärmender Leidenschaft. Das Werk braucht einen Moment, um sich in seiner ganzen Größe darzustellen. Wirkt es zu Beginn ein wenig eintönig, grau, doch interessant, wird es zunehmend farbiger und prächtiger, bleibt aber seiner zartbitteren Note durchweg treu. Das neue UNPLACES-Album ist für Freunde von Bands wie TALK TALK, ANNE CLARK und PLACEBO zu empfehlen.
Eins gleich mal vorneweg: Wer wie ich die Hoffnung hatte, dass Peter Knorns FARGO etwas mit VICTORY zu tun hat, dem sei gesagt, es ist nicht so. Sicher, rein geschichtlich entstanden 1984 die Hannoveraner VICTORY aus FARGO, aber musikalisch gibt es hier eher wenig bis gar keine Überschneidungen. Die Reinkarnation des norddeutschen Vierers kommt mit dem bereits erwähnten Peter Knorn am Bass, mit Gründungsmitglied Peter Ladwig (Gesang/Gitarre), und bei zwei Nummern ist auch Originalschlagzeuger Frank ´Franky` Tolle zu hören. Ergänzt wird diese Besetzung durch Gitarrist Arndt Schulz (HARLIS; JANE) und Schlagzeuger Nikolas Fritz (MOB RULES).
Geboten wird auf "Constellation" sehr relaxter, Classic- bzw. Hard Rock, dem das fortgeschrittene Alter der Protagonisten, ohne das despektierlich zu meinen, anzuhören ist. Frühe bluesige WHITESNAKE ohne die charismatische Stimme Coverdales bildet meiner Meinung nach ganz gut FARGOs Musik 2018 ab. Wobei mir das Teil von Hördurchgang zu Hördurchgang besser gefällt. Gerade die gebotene Coolness der Performance und die Spielfreude der Musiker punkten. Also kein Power Hard Rock der Marke VICTORY, aber wer in der Lage ist, eine so stimmige Reggae-Nummer wie "Goddess Of Destiny" auf ein Rockalbum zu bannen, der sollte trotzdem seine Hörer finden; verdient hat die Band sie.
Ich kann mich noch gut an das Debüt der BULLET BOYS anno 1988 erinnern: cooles Artwork und interessante Musik. Es war zwar irgendwie Hair Metal, aber anspruchsvoller, nicht anbiedernd, sondern ein bisschen wie eine neue Version von VAN HALEN, was sicherlich auch an dem damaligen Produzenten Ted Templeman lag. Danach verlor ich die Band aus den Augen, und Curt Cobain erledigte dann in den 90ern den Rest.
Heuer kommen die Amis mit einem neuen Album über den Teich. Sänger und Gitarrist Marq Torien führt als einziges Gründungsmitglied die Band immer noch an. Der Sound der "Kugeljungs" hat nach wie vor Profil, ist eigenständig und versucht nicht, anhänglich zu sein. Das Teil ist ein typischer Grower, wächst aber jetzt auch nicht bis zum Himmel. Das melancholische "Once Upon A Time" trifft dennoch sofort und zielgenau in mein Aufmerksamkeitszentrum - ein Song wie gemacht für den herannahenden Sommer. Super Song, unterhaltsames Album!
Yepp Freunde, was die sechs Iren von OLD SEASON mit "Beyond The Black" da abziehen, ist ganz großes Kino. Episch, ursprünglich und pathetisch, denoch mit eigenem Profil und ganz viel "Metal Heart Inside" präsentieren sie ihr Album Nr. 2. Aber der Reihe nach.
Die Band existiert seit 2003, brachte 2009 ihr Debüt heraus, und schlappe acht Jahre später knallen sie uns dieses Juwel vor den Latz. Der Opener "A New Dawn" marschiert, gebettet auf einer mystischen Keybordmelodie und flankiert von Gitarren, die gleich gefüllten Wolken langsam den Horizont verdunkeln, auf das Schlachfeld, dass es den Hörer erschauern lässt. Im Kern thront ein Refrain, der so leidenschaftlich von Sänger John Bonham intoniert wird, dass allein dieser Song das Teil schon über den Durchschnitt hievt. Die neun Songs sind proppenvoll mit Inspiration, Spielfreude, viel Pathos und einfach klasse Melodien. Mit jedem weiteren Song bestätigt das Sextett die Klasse, die ihm innewohnt. "Elegy" doomt melancholisch aus dem Startblock, um später in einem Herzblut-Finale mit wehenden Fahnen und berstendem Stahl im Hörer zu versinken, wie einst die Titanic im Nordatlantik. Kurz gesagt, Ausfälle sind in über einer Stunde Spielzeit nicht zu finden.
Einzig kleines Manko ist partiell die Performance von Sänger John Bonham, der bei den hohen Passagen manches mal den Pfad ein wenig verlässt. Aber im Gesamtspiel betrachtet kann das meine Begeisterung nicht trüben - zu offenkundig ist der Enthusiasmus der Musiker, zu eindringlich die Songs, zu gehaltvoll die Arrangements und zu überragend das Songwriting. Bei diesem Album gibt es kein Vertun, hier muss der geneigte Metal Fan die Lauscher mal ranhalten.
Kurz bevor er wieder mit BLACK COUNTRY COMMUNION dem bluesigen Classic Rock frönt, haut GLENN HUGHES sein 15. Solowerk (Studio) raus. Und um es kurz zu machen: das Ding ist "Heavy", wie der Opener verspricht. "Resonate" bietet 10 pure Classic Rock-Perlen, intoniert von einer Legende und einer der besten Stimmen des Genres. Die Songs sind griffig, haben dank der druckvollen Produktion mächtig Groove und kommen auf den Punkt wie lange nicht. Das stampfende "Flow" erinnert an Glenns BLACK SABBATH-Vergangenheit, und das soulig, leicht verstrahlte "Steady" ist irgendwie lasziv und verschwitzt. Ich finde keinen einzigen Ausfall; zünden mal die Melodien nicht gleich, so überzeugen die Kraft und das "Classic Rock-Appeal" der Songs. Auf "Resonate" zeigt sich GLENN HUGHES in Höchstform und verdeutlicht eindringlich, wie unverzichtbar und unersetzbar er für den klassischen Hard Rock war und ist.
Child ist ein australisches Trio, das mit "Blueside" ihr zweites Album auf dem relativ neuen Label Kozmik Artifactz veröffentlicht.
Auf dem Longplayer ist Blues gemixt mit Doom/Stoner Rock-Anteilen. Das klingt jetzt alles nicht sonderlich aufregend oder gar neu, aber die Reinheit, mit der die zwei Genres aufeinander treffen, macht den Unterschied. Blues ist auf dem Album nicht nur eine verwässerte rockige Variante, sondern hier wird wirklich atmosphärisch langsamer Swamp Blues eingetütet. Unterstützt durch seine jammernde Gitarre macht uns die Stimme von Mathias Northway glaubhaft den leidenden Bluesman. Kontrast zur traurig-blauen Stimmung schaffen immer wieder die wütenden, doomigen Ausbrüche und Soli seines Saiteninstrumentes, die dem Mix Spannung und Heavyness geben. Die Mischung ist stark und hat einen kompromisslosen, authentischen Charme. "Blueside" ist eine interessante, überraschende und über weite Strecken überzeugende Veröffentlichung.
Noch ein Wort zu der mir vorliegenden Vinyl-Version. Das Label Kozmik Artifactz ist speziell auf Vinyl und das Genre Doom und Stoner Rock fokusiert. "Blueside" kommt als Gatefold-Version mit einer transparenten blauen, perfekt zum Cover passenden Vinylscheibe daher. Mich stört ein wenig das verwendete, viel zu raue Material der "Verpackung". Zu glanzlos erscheinen hier die Farben, was ich gerade bei dem ausdrucksstarken Artwork schade finde. Das Vinyl ist perfekt verarbeitet und wiegt 180 Gramm. Meiner Meinung nach passen und harmonieren das Genre und die hier klar bevorzugte Verkaufsform, sprich Vinyl, perfekt. Somit kann ich Euch einen Blick auf die Seite www.Kozmik-Artifactz.com wärmstens empfehlen.
Herman Frank lässt es wieder krachen. Der ACCEPT-Split hat ihm hörbar gut getan. Schon das letzte Album „Right In The Guts“ war ein Teutonen Metal Knaller allererster Sahne. Und auch nach dem Labelwechsel von Metal Heaven zu AFM weicht Frank nicht einen Millimeter von seiner bisherigen Erfolgsformel ab, die da lautet: kraftvoller, temporeicher Heavy Metal teutonischer Prägung. Die Power Vocals von MASTERPLAN Sänger Rick Altzi sind in bester Tradition eines jüngeren Jeff Scott Soto und die neue Rhythmusfraktion bestehend aus JADED HEART Tieftöner Michael Müller und André Hilgers (was dessen Vergangenheit angeht, so ist er so etwas wie der neue Jörg Michael) treibt die knackigen Kompositionen unbarmherzig nach vorne. Frank versteht es absolut zeitlose Metal Songs zu zaubern, die bei aller Erfahrung und Routine immer noch das Gefühl einer hungrigen und jungen Band vermitteln. Verschnaufpausen in Form von Balladen oder anderen Experimenten gibt es keine. Hier gibt es über 50 Minuten Heavy Metal satt, und trotzdem vergeht die Zeit wie im Flug und „The Devil Rides Out“ ist nicht eine Minute langweilig. Die im Schnitt 4-5 Minuten langen Songs kommen ohne überflüssigen Ballast gut auf den Punkt und werden von Frank mit kurzen aber geschmackvollen Soli abgerundet. Das bekommt ein Herr Hoffmann auch nicht viel besser hin. Dazu kommen große Refrains, die den Geist der 80er atmen, und ein fetter -aber ebenso zeitloser- Sound, der „The Devil Rides Out“ zum perfekten Futter für alle traditionellen Metalheads macht, die nicht unbedingt 1983 stehen geblieben sind. Man lausche in den pfeilschnellen Opener „Running Back“, den ACCEPT-lastigen Stampfer „Ballhog-Zone“ oder das alles plattmachende „Dead Or Alive“.