MAD MAX haben heuer ihr 35-jähriges Jubiläum, passend dazu veröffentlicht die Münsteraner Band ihr neues Album unter eben diesem Titel "35". Frontman, Lead Gitarrist, Hauptsongwriter, Produzent und somit Allzweckwaffe Michael Voss führt den Vierer, nach einem kurzen Intro, mit "Running To Paradise" packend aus dem Startblock. Die oft erwähnten DOKKEN und groovenden ACCEPT bilden hier ganz gut den Pfad ab, den MAD MAX beschreitet. "D.A.M.N." unterhält mit einer klasse Gitarrenarbeit, besitzt sowohl Melodie als auch Härte und strahlt, nicht zuletzt durch Michaels Gesang, eine gewisse Räudigkeit aus, die gefällt. Das Album punktet mal mit sympatischer Ungestümheit und Temperament, und mal mit stampfendem, nahezu behäbigem Tempo ("Thirty 5"). Dieser Kontrast unterhält, kann aber nicht ganz verdecken, dass auch manche Songs nicht zünden, wie z.B. das langatmige "False Freedom". Rein handwerklich kann man "35" nichts vorwerfen: leidenschaftlicher Gesang, starke Gitarre(n) sowie eine kräftige und wertige Produktion.
BMG belebt, auch im Hochsommer, mit ihrem feinen Re-Releases weiter die SAXON History. Diesmal kommen die drei dem amerikanischen Meanstream Rock zugewandten und kaum noch als Metal-Alben zu bezeichnenden Werke neu in die Läden.
Nein, Biff ist kein Joe Elliott, und man kann aus SAXON keine Mega-Stadion-Band wie aus DEF LEPPARD machen. Das weiß der gute Biff heute auch, nur anno 1985 war es ihm und seinem damaligen Label (erstmals EMI) noch nicht wirklich klar. So ist "Innocence Is No Excuse" ein reines AOR-/Melodic Rock-Album, das genau diesen Stadionrock im Fokus hat. Und die große Überraschung dabei ist, dass eben dieses Album ein richtig gutes ist (wenn man die teilweise lächerlich gestylten Bandfotos außer Acht lässt). Das Songwriting ist absolut überzeugend und stimmig. Hymnische Nummern wie "Rockin` Again", feine Mitsing-Rocker wie "Back On The Street Again", "Call Of The Wild" oder das alles überragende und melancholische "Broken Heroes", das ich auch heute noch zu den stärksten SAXON-Songs zähle, sind hier zu finden. Die Produktion ist typisch auf den amerikanischen Markt zugeschnitten und erinnert zuweilen an DEF LEPPARD. Als Bonus ist der Silberling mit zwei B-Seiten-Nummern und wenig erquickenden Demos angereichert.
Das Mittelstück des Dreiergespanns ist das schwächste Album der Wiederveröffentlichung. SAXONs "Rock the Nations" hat zwar eine kraftvollere und basischere Produktion als das vorangegangene, aber einfach zu wenig überzeugende Songs. Das stampfende "Rock The Nations", der klassisch wuchtige Hard Rocker "Battle Cry" und das melodiöse "Waiting For The Night" gefallen zu Beginn durchaus, nur wird die Scheibe im weiteren Verlauf immer dünner und substanzloser. Hier können die spendierten Extras punkten - gerade die Live-Aufnahmen aus Madrid und vom Live at Reading machen Spaß.
Den Abschluss markiert das geschmeidige "Destiny". Hier orientiert sich die Produktion wieder mehr an "Innocence Is No Excuse". Die mitreißende Cover-Version von Christopher Cross` "Ride Like The Wind" eröffnet vielversprechend das neunte Studioalbum. "I Can´t Wait Anymore" und "Song For Emma" können in der Folge noch punkten; leider ist der Sound der Scheibe zu poppig und gerade das teilweise schrecklich fiepsende Keybord ("Calm Before The Storm") zerstört eher als dass es bereichert. Gegen Ende des Albums werden SAXON noch mal bissig, doch der bereits erwähnte Sound hat der Band die Reißzähne gezogen, so dass die weicheren Songs (siehe oben) noch am ehesten auf "Destiny" harmonieren und präsent bleiben. Als Extra gibt es Live Songs, B-Seiten und alternative Mixes.
Kein klassischer Heavy Metal-Hörer braucht diese Alben. Die offenen und flexiblen SAXON- bzw. Metal Fans sollten auf jeden Fall mal reinhören; diejenigen, die auf gutgemachten Melodic Rock/AOR stehen, kommen an "Innocence Is No Excuse" nicht vorbei. Die drei CDs liegen uns als schicke Digi-Book-Versionen vor, die mit Texten und weiteren Bildern angereichert sind und einen wertigen Eindruck hinterlassen. Die drei Scheiben werden auch als Platten in Splatter- und Swirl-Vinyl erhältlich sein.
Innocence Is No Excuse, Rock the Nations, Destiny (Re-Release)
Das neu Auflegen vergangener Werke erfreut sich gerade im Rockbereich wachsender Beliebtheit. Der anhaltende Vinylboom mag hierbei eine Rollle spielen, die besseren technischen Möglichkeiten heute oder man überbrückt damit die Pause bis zum neuen Output. Auch DARE haben sich nun mit ihrem Debüt “Out Of Silence“ befasst, das im Jahr 1988 erschien. Meist wird nur neu abgemischt oder gemastert, die wenigsten spielen das gute Stück neu ein, denn gerade hierbei werden die Alben oft nicht besser. DARE haben sich jedoch genau hierfür zum 30. Jubiläum entschieden. Out Of Silence löste nach Erscheinen bei allen Liebhabern von Melodic Rock/AOR geradezu Begeisterung aus. Darren Wharton komponierte damals überaus stimmige Melodien und flüsterte die Songs geradezu. Verbunden mit dem einfühlsamen Gitarrenspiel von Vinny Burns, schaffte er etwas ganz besonderes, das seinesgleichen sucht. Es wurde ein Album mit viel Herz und Seele aus Balladen und Halbballaden, ohne dass dabei Langeweile aufkommt. Auf der Bühne wiederum gelingt es der Band, den Songs eine Dynamik zu verleihen, die einen einfach nicht still stehen lässt und genau diese Dynamik wurde diesem Release hinzugefügt. Die Gitarre wurde dominanter interpretiert und besitzen eindeutig mehr Spielraum. Diesen Part übernahm, wie damals, wieder Vinny Burns. Lag die Gesangslinie früher, wie ein Nebelhauch über dem Sound, so trägt sie nun den Song, Darren`s Gesang wirkt insgesamt reifer und kräftiger. Das Keyboard, als zentrales Element in der Musik von DARE, klingt deutlich brillianter, Schlagzeug und Bass kommen druckvoller aus den Speakern. Das absolute Highlight ist jedoch "King Of Spades". Dieser Song wurde bereits im Jahre 2009 für das Album “Arc Of Dawn“ neu aufgenommen. Dieses Mal wurde u.a. ein zweiter Gitarrensolopart hinzugefügt, mit dem man sich abermals vor THIN LIZZY, GARY MOORE und Irland verneigt. DARE ist es tatsächlich gelungen, ein Meisterwerk zu veredeln.
Ein Albumtitel wie "Metal Souls" und dazu ein Totenschädel sprechen nicht gerade für Innovation und Ideenreichtum. Und auch, dass Ronnie Romero mal wieder am Micro einer Metal-/Hard Rock-Band steht, beginnt langsam aber sicher eintönig zu werden. Von der Devise "willst Du gelten, mach Dich selten" scheint der Chilene nicht allzu viel zu halten. So ist das Band-Projekt DESTINIA neben RAINBOW, LORDS OF BLACK, CORELEONI und THE FERRYMEN immerhin sein fünfter Job als Sänger innerhalb von wenigen Jahren, und ein Ende dieses inflationären Vermarktens des Sängers ist nicht in Sicht. Weitere Könner ihres Fachs und Mitmusiker des Projekts sind die Szenegrößen Marco Mendoza, Tommy Aldridge und der relativ unbekannte und junge, hier als Hauptsongwriter, Produzent und als "Mastermind" agierende, japanische Gitarrist Nozomu Wakai.
Und genaus dieser junge Japaner trägt das Quäntchen Unterscheidung, Innovation bei, um das Teil weit über die Durchschnittslinie zu tragen. Wer hätte das gedacht, erst recht nach dieser Einleitung! Schnell und inspiriert ist sein Spiel, das Keybord immer intelligent und pointiert eingesetzt und das wichtigste, das Songwriting überraschend gehaltvoll: überzeugende Nummern wie das hart(d) rockende "Rain", das mitreißende "Promised Land", der groovende Stampfer "Raise your Fist" oder - auch wenn der Titel eher altbacken klingt - "Ready For Rock", der für mich zu den feinsten Melodic Rock Songs der Neuzeit gehört. Sicher wird hin und wieder dem Power Metal anhaftend stereotypisches bemüht, die aber guten bis sehr guten Melodien sowie die quirlige Härte und Verspieltheit machen das wett und bürgen für eine kurzweilige Unterhaltung.
Mich erinnert DESTINIA ein wenig an den gegenwärtigen, weniger melancholischen und mit neuer Energie ausgestatteten Michael Schenker, mit einer Reikarnation des seligen Ronnie James aus Südamerika am Gesang - und das Freunde, ist schon ein mächtiger Vergleich! Ronnie Romero hat hier alles richtig gemacht; vielleicht hätte er sich eine der vorangegangenen Veröffentlichungen sparen können, diese aber ist überragend und wunderbar!
Eine Metal Band KÜENRING zu nennen, kann man machen, nur bringt es wohl nichts. Ein schaurig simples und unattraktives Artwork dazu und fertig ist der Verriss.
Nö, so einfach kann ich mir das bei dem Debüt der Österreicher KÜENRING nicht machen. Sicher, das zuvor angesprochene ist tatsächlich so, aber die Musik der vier Alpenländer hat doch ihren Charme. Sehr basisch, old school, an die frühen 80er Jahre erinnernd, wird man mit knackigem Sound und authentischen Metal Songs überrascht. Sänger Stefan Gutenthaler hört sich schon etwas semi-professionell an, gleichwohl passen die Vocals doch irgendwie zu dem Gebotenen. KÜENRING erinnern an die Zeit als man sich noch Platten rein wegen des Covers gekauft hat (wobei man diese hätte stehen lassen), als unzählige Bands, die gerade mal etwas spielen konnten, einen Plattenvertrag ergattert haben (deutsche Bands wie TALON, AXE VICTIME, TRANCE, GRAVE DIGGER, AVANGER und STEELER). Aus einigen wurde mit der Zeit richtig was. KÜENRING, so prophezeie ich, wird dieser Erfolg nicht beschert sein - nicht weil sie schlechter wären, sondern weil heute eine ganz andere Konkurrenz- und Marktsituation herrscht.
KÜENRING erinnern an die Anfänge hiesiger Metal Bands, an die Zeit als noch weniger Kommerz und mehr Authentizität in der Szene herrschte, und das ist ein nostaliges und schönes Gefühl. Danke dafür nach Österreich.
WE ARE SENTINELS besteht aus Stimmlegende Matt Barlow (u.a. ICED EARTH) sowie dem Komponist, Pianist und Keyborder Jonah Weingarten (PYRAMAZE). Und ja richtig, die zwei Musiker bilden auch das Line-Up, d.h. ein Gitarrist, Schlagzeuger oder Bassist ist in diesem Projekt nicht vorgesehen. So haben wir es auch überwiegend mit orchestraler Instrumentierung zu tun: viel Piano, Sythesizer und die Stimme des Ex-Power Metal Shouters. Geht das? Jein!
"From My Tower" öffnet sich episch und verheißungsvoll dem Hörer. Es hat zu Beginn ein wenig Intro-Charakter, bleibt spannend und die melancholische Melodie weiß zu gefallen. Der Hörer wartet auf den Höhepunkt - die Metal- oder zumindest Gitarren-Explosion -, die leider ausbleibt. Hier hätte ich mir ein leidenschaftliches Gitarrensolo zur perfekten Vollendung der Nummer vorstellen können, ja sogar gewünscht. Und da wären wir auch schon bei der Krux des Albums: starke Melodien, tolle Songs, eine gefühlvolle und berührende Gesangsdarbietung von Matt Barlow sowie eine glasklare Produktion; nur eben keine Gitarren, kein pumpender Bass, kein Rock, kein Metal. Somit beginnt sich das Album nach 3 bis 4 Nummern ein wenig zu wiederholen und auch die immer gleiche, epische, pathetische Einfärbung der Songs zuweilen eintönig zu werden. Mit etwas mehr Kontrasten und auch Gitarren - warum sind diese hier, so scheint es, dogmatisch verboten? - wäre das ein tolles und überaus spannendes Album geworden. Es ist immer noch interessant und verdient seine Hörer ohne Frage, aber ich meine, hier wäre weit mehr, viel mehr drin gewesen.
Wird hier bei dem Artwork die Zigarettenindustrie supported? Bei Lucky Luke (Cartoon) hat man die Zigarette irgendwann durch einen Grashalm ersetzt. Okay, ein Grashalm würde bei der Dame wohl eher einen ländlichen, vielleicht sogar ökologischen oder gar veganen Charakter freisetzen. Aber ein roter Lutscher (nur diesen in Farbe) würde meiner Ansicht nach auch funktionieren. Wobei man hier wieder die Zuckerindustrie unterstützen würde. Aber ich glaube, ich verstricke mich mal wieder in Nebensächlichkeiten ;-) .
Das Album dient inhaltlich zumindest nur dem Zweck, die schwäbischen Jungspunde von KISSING´ DYNAMIT aus der zweiten in die erste Reihe der hiesigen Metal/Hard Rock Bands zu hieven. Und das kann das sechste Werk "Ecstasy" auch tatsächlich leisten. Das Timing für dieses ausgereifte, sehr geschmeidige und zugängliche Album ist perfekt. Die stetig gestiegene Präsenz der Band auf Deutschlands Bühnen führt dazu, dass jeder Rock-affine Hörer zumindest schon mal etwas von KISSING DYNAMIT gelesen, gehört oder diese gar auf einem Festival live erlebt hat. Somit folgt jetzt das Album, das erwachsen und durchdacht nahezu über Heavy, Hard Rock und Rock alle Bereiche des Genres abdeckt oder zumindest berührt. Und das in einer songwriterisch hochwertigen, produktionstechnisch sehr ansprechenden und handwerklich makellosen Qualität.
Der sich steigernde Opener "I´ve Got The Fire" ist ein Albumstart, der mit seiner Energie sofort in den Hörer groovt und dort die Lebensgeister und wohlwollende Aufmerksamkeit weckt. "Your Not Alone" ist Melodic Rock, der vor 40 Jahren die Stadien gefüllt hätte. Bei der starken Ballade "Still Around" hat der Urheber wohl etwas zu viel Walt Disneys "Die Eiskönigin" geschaut, denn die Parallenen zu "Let it Go" sind schon sehr offensichtlich. Gleichwohl bleibt es wie das "Original" ein toller Song. "One More Time" verquickt teutonischen Power Hard Rock à la VICTORY mit amerikanischem Mainstream der Marke BON JOVI, den man so kaum besser machen kann. "Ecstasy" ist ein unterhaltsames und vom ersten bis zum letzten Song überzeugendes Album, das KISSING´ DYNAMIT vollkommen zu recht in die Front nationaler Rock Acts bringen sollte, ja muss. Chapeau nach Süddeutschland!
Gerade mal sieben Monate sind nach dem beeindruckenden "Fractured"-Album vergangen und doch gibt es schon wieder neue Ware von LUNATIC SOUL. Dieses neue Album ist eher eine Ergänzung, ein Zu-Ende-Erzählen und ist, wie der Künstler berichtet, eigentlich eine so nicht geplante, sondern eher spontane Veröffentlichung. Daraus resultierend ist sicher die relativ kurze Spielzeit (35 Minuten). Mariusz Duda bleibt seinem atmosphärischen, melancholisch-empfindsamen und überwiegend elektronischen Art Rock auch auf Album Nr. 6 treu. Ungemein gekonnt und inspiriert verknüpft er wieder elektronische mit organischen Tonfarben und schafft so seinen ganz eigenen Klang-Kosmos. Mariusz sensibler Gesang rückt ein Stück weiter in den Hintergrund und dient teilweise gar nur als Zierde, quasi als weiteres Instrument ("Trials", "The Art of Repairing"). Dem polnischen Musiker ist mit "Under The Fragmented Sky" wieder ein hervorragendes Album gelungen. Beeindruckend, welch hohes Niveau er mit RIVERSIDE und nun auch mit LUNATIC SOUL kontinuierlich in der Lage ist abzuliefern. Großartiger Künstler!
Es scheint, als ob sich die Melodien quasi frei von jedweder Einschränkung gleich einem Vogel, der in der Luft verspielt seine Piouretten fliegt, ohne Bindung zur Schwerkraft entfalten dürfen. Hymnisch und komplex präsentieren SUBSIGNAL die 11 Nummern ihres neuen Albums "La Muerta". Die Schwere und Melancholie des gelungenen Vorgängerwerks werden durch eine ausgeschmückte Feierlichkeit und noch opulentere Melodien ersetzt. Arno Menses legt, so scheint es, noch einen Spurwechsel mehr in seine Gesangsharmonien, und der progressive Anteil wirkt noch geschmeidiger, wird aber nie zur plumpen Staffage, sondern bleibt Markenkern.
SUBSIGNAL vereinen auf wunderbare Weise radiotaugliches Songwriting mit anspruchsvollen, progressiven Elementen - und das mit einem unverkennbaren, ganz eigenen Profil. Die Finesse, die neben dem sensiblen und großartigen Spiel von Gitarrist Markus Steffen zusätzlich Schlagzeug und Keybord mit einweben und zum Schmuck der Songs beitragen, ist überragend. Einmal mehr haben die Musiker bewiesen, welch große Könner sie in ihrem Fach sind. Mehr noch, SUBSIGNAL setzt als Kollektiv mit "La Muerta" Maßstäbe. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: die Alben der Band gehören mit zum Besten, was man im Platten-/CD-Laden (wenn´s sein muss, auch bei Spotify) finden kann. Grandios!!!