Auf stolze anderthalb Dekaden Bandgeschichte kann die finnische Ausnahmekombo mittlerweile zurückblicken und nun naht die Veröffentlichung des siebten Studioalbums. Treffend mit „7th Symphony“ betitelt, regieren auch dort natürlich wieder die Cellos, und doch setzt sich das Album zunehmend von seinen Vorgängern ab. Zwar waren die rein klassischen Zeiten schon vorher lange vorbei, doch auf „7th Symphony“ sind die Cellos zum Teil so stark angezerrt, dass sie schon mehr nach E-Gitarren denn nach klassischen Streichinstrumenten klingen- der Metal fordert zunehmend seinen Tribut. Die Band zeigt sich vielseitig, experimentiert beim vertrackten, siebenminütigen Opener „At The Gates Of Manala“ mit Progressive-Elementen, bei „Bring Them To Light“ (geschrieben und eingespielt mit Joe Duplantier von GOJIRA) gibt es gar Thrash-Metal um die Ohren, dazwischen finden sich klassischere Perlen wie „Beautiful“ und das wunderbar stimmungsvoll-melancholische „Sacra“. Mit „End Of Me“ mit Gavin Rossdale (BUSH) am Mikrofon ist ein klasse Rocksong gelungen, auch die angehende zweite Single „Not Strong Enough“ mit Brent Smith von SHINEDOWN ist so eingängig, dass sie ohne weiteres den Weg ins Radio finden dürfte. APOCALYPTICA weigern sich, auf der Stelle zu treten und das daraus resultierende Album kann sich sehen lassen.
"Ritual" heißt das Werk von ASTRUM ET ABYSSUM und gemeint ist nicht die satanische Variante, sondern vielmehr ein Flirt mit gelegentlichen Ethno-Klängen, wie beispielsweise Anklänge an Schamanengesänge im Intro von "Dornennaht" oder Percussion-Didgeridoo-Intros bei unter anderem "Vergessenes Land" und "Jagdblut". So ganz "Heile Welt"-verklärt, wie man vielleicht meinen könnte, klingt das dann aber doch nicht, wenn man dem Text einmal Gehör schenkt, erweckt doch "Dornennaht" verdächtig den Eindruck, sich thematisch gegen weibliche Beschneidung oder ähnliches zu wenden (oder ist das nun überinterpretiert?). Gedacht hat man sich bei "Ritual" also etwas, was man leider dennoch ein wenig vermisst, sind große Melodien, die sich im Ohr festsetzen. Die Gitarren dröhnen ordentlich, an Druck mangelt es also nicht, Sängerin Beate Scherers Gesang wirkt jedoch manchmal etwas angestrengt und alles in allem hätte ein bisschen mehr Abwechslung der Platte nicht schlecht zu Gesicht gestanden. In dieser Hinsicht sticht die Ballade "Nacht Ohne Zeugen" hervor, die etwas merkwürdig anmutenden Schlachtrufe (?) im Mittelteil von "Vergessenes Land" dagegen wirken eher befremdlich. Fazit: eher für dezent ethnisch angehauchte Experimentelle.
Stampede“ schimpft sich das zweite Werk der HELLYEAH Jungs um den ehemaligen PANTERA-Drummer Vinnie Paul und schlägt erwartungsgemäß in die gleiche Kerbe wie das Debüt. Man ordnet sich irgendwo zwischen PANTERA, MUDVAYNE, DAMAGEPLAN und vor mir aus noch REBEL MEETS REBEL ein, wobei der Sound von HELLYEAH vor allem durch die treibenden Riffs und das drückende Schlagzeugspiel bestimmt wird. Da geht die ansonsten emotionale Stimme von Chad Gray (eben MUDVAYNE ) schon mal etwas verloren. Auch wird bei HELLYEAH ganz klar die Southern-Karte gezockt – es geht nicht immer technisch zu, sondern der Background wird bluesiger gestaltet. Ungeachtete dessen eröffnet „Stampede“ mit dem heavy groovenden „Cowboy Way“ richtig “auf die Fresse mäßig”, um dann beim fast hymnischen „Hell Of A Time” mit radiokompatiblen Südstaatenflair eine deutlich eigene Markierung zu setzen und auch das als Country-Ballade konzipierte „Better Man” hätte man so eher nicht erwartet. Die wahren Highlights kommen dann im zweiten Teil des Album - der mit Hitpotential ausgestatte Ohrwurm „Pole Rider“, der Mid-Tempobolzen „Cold As A Stone“ und vor allem das etwas ruhigere, aber sehr intensiv aufgebaute „Stand Or Walk Away“. Trotzdem kann „Stampede” den hohen Erwartungen welche nach dem Superdebüt in HELLYEAH gesteckt wurden leider nicht in Gänze entsprechen – dazu haben sich zwischendurch doch ein paar (nicht mal schlechte) 08/15-Nummern eingeschlichen. Für die nächste Party und zum Riff-bangen passt es aber allemal; und somit dürfte das zweite HELLYEAH Werk für die Fans genannter Acts sicher auch eine Option sein.
Zakk Wylde, seines Zeichens Kopf, Sänger und Gitarrist der BLACK LABEL SOCIETY hatte in den letzten Jahren mit einigen Unbilden zu kämpfen. Neben gesundheitlichen Problemen bekam er von Sharon Osbourne auch noch die Kündigung als OZZY’s Stammklampfer – und das obwohl er nicht unmaßgeblich am Songwriting einiger der Besten OZZY-Songs der letzten Jahre beteiligt war. Sei’s drum! Mit „Order Of The Black” meldet sich Zakk zurück – gewohnt mit deftigen Riffs, ordentlich Groove und Wiskey-geschwängerter Stimme lässt bereits das eröffnende Trio aus „Crazy Horse“ (typischer geradeaus Wylde Song) , „Overlord“ (hymnisch heavy) und der Single „Parade Of The Dead” (großartiger Banger mit geilen Solo) wenig Fragen offen. Auch das recht harte „Godspeed Hellbound“ (mit schönem Break um den Puls runter zu kriegen) sowie das fetzenden „Riders Of The Damned“ machen Laune. Dazu mit dem semi-akustischen und von Pianoklängen getragenen „Darkest Day“ und dem ähnlich aufgebautem, sehr atmosphärischen „Shallow Grave“ noch Balladen, die auch anderen Genregrößen verdammt gut zu Gesicht gestanden hätten; und auch die beiden anderen ruhigen Songs („Time Waits For No One“, „Can’t Find My Way Home“) brauchen sich nicht zu verstecken. Ach ja, und was ist mit seinem ehemaliger Brötchengeber OZZY? Mr. OSBOURNEs Veröffentlichung ist trotz neuem Gitarrenhexer (Gus G. von FIREWIND) und guten Momenten nicht in der Lage die ganz hohen Erwartungen zu erfüllen – auch wenn man den schwachen Vorgänger toppt - ohne Zakk gibt es da eine solide Vorstellung des Madman, basta. Die BLACK LABEL SOCIETY kann hier locker mithalten – ob man sich da jetzt entscheiden muss? Egal! Ich bleibe bei „Order Of The Black“ - wohl bekomm's.
Wenn man die Entwicklung der Band und die Qualität der Alben als Maßstab nimmt, dürften END OF GREEN schon lange kein Insidertipp aus deutschen Landen mehr sein. Ihre Spielart des traurigen Düsterrock hat nämlich durchweg internationales Niveau, wie auch das nunmehr siebte Album „High Hopes In Low Places” beweist. Die neue Scheibe kommt zwar etwas anders gelagert als der geniale Vorgänger „The Sick Sense“ daher – Anno 2010 geht es schon etwas gemächlicher zu - überzeugt aber wieder durch intensive Traurigkeit und dunkler Melancholie, nicht selten verpackt in Ohrwurm-Melodien. Das Göppinger Quintett um den sich zwischen Seelenschmerz und rauer Morbidität in hervorragender Verfassung präsentierenden Sänger Michelle Darkness erschaffen mit Songs wie der als Hit in THE 69 EYES Fahrwasser angelegten Single „Goodnight Insomnia“, dem flotteren Goth-Rocker „Under The Sway“, dem fast schon epischen „Tie Me A Rope ... While You're Calling My Name" sowie den beiden guten Balladen (da mit austariertem Kitschfaktor) „An Awful Day“ und „Starlight“ eine herbstlich Grundstimmung welche mit ihrem angedeuteten Pop-Appeal gänzlich überzeugt. Wie oben bereits erwähnt, END OF GREEN haben eine Tick Geschwindigkeit rausgenommen, diese aber entweder durch doomige Gitarren oder nebelgraue Atmosphäre ersetzt, so dass es den Fans leicht fallen sollte dies mitzugehen. Denn END OF GREEN liefern auch mit „High Hopes In Low Places” großes Schwarzfutter ab, das Michelle Darkness & Co. auf den eingeschlagenen Weg des Erfolges weiterführen dürfte. Nicht nur die bekennenden Anhänger der Band sollten jetzt wissen, was zu tun ist!
Eins vorweg: wer bereits mit dem NOCTE OBDUCTA-Abschlusswerk „Sequenzen Einer Wanderung“ seine Probleme hatte, kann dieses Review gleich überspringen! DINNER AUF URANOS nennt sich die offizielle Nachfolgeband der einstigen Schwarzmetall-Innovatoren und führt den stilistischen Kurs des genannten Albums konsequent weiter. Dabei wurde sowohl Material unterschiedlicher Aufnahme-Sessions verwendet als auch ein Teil des Materials live eingespielt, was der obskuren, subtil düsteren, mitunter schon surreal anmutenden Atmosphäre von „50 Sommer-50 Winter“ sogar entgegen kommt. Das in zwei Parts unterteilte Werk (die ersten drei Songs firmieren unter „50 Sommer“, die letzten drei Stücke unter „50 Winter“) bietet nicht nur erstklassigen, gotisch angehauchten und im wahrsten Sinne progressiven Avantgarde-Rock, den man mit kaum einer anderen Band vergleichen kann (Schrägheiten wie ELEMENT OF CRIME oder WEISSGLUT sind vielleicht mit Abstrichen ungefähre Wegweiser), sondern auch kuriose Texte, die den Hörer wahlweise zum Nachdenken oder Abwinken anregen. Auch der Hang zu überlangen Kompositionen lässt zu keiner Sekunde das Gefühl aufkommen, es hier mit dem nächsten großen Deutschrock-Chartstürmer zu tun zu haben. „50 Sommer-50 Winter“ bewegt sich auf dem ganz schmalen Grat zwischen unbändiger Experimentier- und Spielfreude und pseudointellektuellem Künstlergehabe, und man wird das Gefühl nicht los, dass die Herren Heidig, Marcel, Matze und Stefan fast vor Kreativität explodieren – was ja schon NOCTE OBDUCTA (leider, aufgrund mangelnder Offenheit seitens der Szene!) den Kopf gekostet hat. Aufgeschlossene Düsterrocker mit grenzenlosem Horizont können dieses Album getrost als Pflichtübung betrachten und sollten sich ruhig Zeit nehmen, Stücke wie „Zwischen Dem Salz Und Montpellier“ (!) oder „Töte Das Jahr Für Mich“ in vielen Durchläufen als Meisterwerke zu erkennen. Ein Solches ist die Platte dann auch!
Fucking EDGE OF SANITY! Ohne Scheiß, was Rogga Johansson sich für das neue Album seines DEMIURG-Projektes zusammengeschrieben und mit der im Vergleich zu „The Hate Chamber“ um Dan Swanö an Gitarre und Keyboard veränderten Line-Up ( Pär Johansson (SATARIEL) ist nicht mehr mit dabei) eine verdammt starke Death Metal-Platte eingespielt, die sich ganz klar an Mr. Swanös alter Band orientiert. Der von Ed Warby und Marjan Welman(AUTUMN) beigesteuerte klare Gesang gibt der Musik zudem eine neue, interessante Facette, die sehr gut zum Klangbild passt. Natürlich bleiben direkt in die Fresse gehende Death Metal-Songs nicht außen vor, aber richtig interessant wird „Slakthus Gamleby“ erst, wenn die quasi-Allstar-Band das gewohnte Terrain verlässt und sich um das Einbeziehen neuer Ideen in den DEMIURG-Sound bemüht, was in durchweg erstklassigen Songs resultiert. So ist das dritte (make it or break it!) Album der schwedisch-holländischen Connection eine vielschichtige Death Metal-Platte geworden, die mit stumpfen Geballer nichts zu tun hat und eine breite Hörerschaft ansprechen dürfte. Wenn die alte Bauernregel über die Wichtigkeit von Album Nummer Drei stimmt, sieht es für DEMIURG sehr gut aus!
Nachdem man fast eine Dekade benötigte, um 2008 das Debütalbum in die Läden zubringen, ging es mit dem Nachfolger bei HUNGRYHEART nun doch deutlich schneller. Die italienischen Herrschaften liefern lupenreinen Melodic Rock, dem die Vorbildfunktion von Bands wie BON JOVI, WHITESNAKE oder JOURNEY durchweg anzuhören ist. Wer also nach neuem Material aus diesen Lagern lechzt, sollte jetzt aufhorchen. Josh Zighettis leicht raue Stimme ist wandelbar und macht sowohl bei rockigen Uptempo-Nummern wie „Let´s Keep On Tryin´“ oder „Get Lost“ als auch bei Balladen á la „You Won´t Be Alone“ eine gute Figur. Mit einer Überraschung wartet man in Gestalt des Michael Jackson-Covers „Man In The Mirror“ auf, das das Lied in eine gelungene Softrock-Nummer verwandelt, und bei „Love Is The Right Way“ weht einem aus den Boxen als Interlude staubiges Western-Flair entgegen. Fazit: HUNGRYHEART liefern mit „One Ticket To Paradise“ durchweg eingängiges, melodiöses Rockfutter.