TOTO sind nach dem Ausstieg von STEVE LUKATHER wohl nicht mehr existent und YES wechselten die Besetzungen zuletzt öfter wie manche Gitarristen ihr Plektrum - was liegt also näher als eine weitere Supergroup ins Leben zu rufen. YOSO mit „Elements“ schimpft sich diese schon seit Monaten im Net mit viel Vorschusslorbeeren angekündigte Kapelle. Und gleich vom ersten Ton an mit dem durchaus starken selbstbetitelten Opener „Yoso“ klingt diese Formation viel stärker nach (mittelmäßigen) TOTO als nach den Progikonen von YES. Progressive ist hier rein garnix, die meisten Sachen singt Bobby Kimball (recht solide, typisch nahe am Rand des Spektrums daran liegt es nicht) alleine schon deshalb hat man natürlich ständig ein TOTO-Dejavu in den Ohren aber auch songwriterisch ist diese eher Mainstream-Westcoast-AOR der meist mittelmäßigen Sorte, bei TOTO wäre dies wohl Ausschuss geworden, obwohl es diese Füller auch auf deren neueren Alben ab Mitte der 90er zu Hauf gab.
Wie gesagt, die beiden hier beteiligten ehemaligen YES-Musiker Billy Sherwood (war nur bei „The Ladder“ 1999 beteiligt) und Tastemann Tony Kaye (war zwar Gründungsmitglied steht aber auch eher für die kommerziellen YES-Phase mit Sachen wie „Owner Of A Lonely Heart" - da is nicht viel mit Progressive Rock) – Diehard Fans werden sich daher auch mit Grausen von diesem Werk abwenden.
Leider gibt es auf dem Album nur wenig bis fast keine Höhepunkte, alleine das sehr PINK FLOYD angehauchte „To Seek The Truth" (aber ohne Kimball am Gesang) ist ein echt starker Track, dass Gitarrensolo ist klasse elegisch und das groovig-pumpende leicht funkige Bassspiel (ist auf dem ganzen Album herausragend) sorgen hier für ein 4 Minuten Wohlfühlpaket, aber sonst nicht viel Bleibendes auf „Elements“ zu finden. Es fällt leider der Esprit sowie das gewisse etwas, was man hier erwarten darf. Solide sind "Path To Your Heart" (100% TOTO) oder auch “The New Revolution” mit schönen Hammonds aber viel zu kurz! Ganz übel kommt "Where You'll Stay" daher oh je platter geht’s nicht, auch „Come this far“ ist ähnlich fade. Es gibt zwar gute Ansätze, die aber oft verwässert, zu geglättet oder auch nichtssagend z.B. „Return To Yesterday“ abgeschlossen werden.
Die beiliegende Live Bonus-CD mit einigen großen Hits aus der Vergangenheit der beiden Ursprungsbands soll wohl an deren große Zeiten erinnern und auch auf YOSO übertagen geht aber völlig daneben. Der mehrstimmige Gesang ist dermaßen schief u.a. bei „Africa“ oder das flache „Rosanna“ dass es einem fast die Schuhe auszieht. Tja die Herren Lukather, Philipps oder Paich sind für diese neue Band eine gute Hausnummer zu groß, es klingt vielfach so wie eine sterile Coverband, die zwar spielerisch nicht ganz schlecht ist aber halt irgendwie nicht „echt“ und ohne den nötigen Groove daherkommt. Songwriterisch wie gesagt fehlt es ebenfalls (noch) deutlich. Nee das war leider nicht viel mit YOSO – selten zuletzt so enttäuscht gewesen. Selbst für einen TOTO-Fan wie mich kein Pflichtprogramm.
SLAYER-Core boten ALL OUT WAR schon auf ihrem letzten Album, auf „Into The Killing Fields“ geht das in die nächste Runde. Brachialer Metalcore im Sinne von Hardcore-trifft-auf-Thrash, verpackt in eine heftige Produktion. Neun knackige Songs haben die New Yorker auf den Silberling gepackt – und in keinem wird auch nur eine Sekunde das Aggressionslevel runtergeschraubt oder gar neumodischer Blödsinn wie klarer Gesang oder Schwedengitarren eingebaut. Im Gegenteil, ALL OUT WAR sind so old schoolig, wie eine Metalcore-Band nur sein kann und gehen ganz in ihren heftigen Songs auf. Wer darauf Bock hat, wird mit einer guten halben Stunde musikalischer Agreesivität bedacht, allen anderen könnte die Chose auf Dauer zu eintönig werden. Aber an letzterer Gruppe werden ALL OUT WAR eh kein Interesse haben, denn bei denen steht ja sicher keine MERAUDER-Scheibe im Regal oder liegt ein SLAYER-Shirt im Schrank. Whimps and posers und so….
CONDUIT sind eine junge Band aus England, die mit „Fear Of Those Who Missed It“ ihr Debüt-Album vorlegen. Was man hier zu behören bekommt, ist eine mit christlichen Texten versehene Mischung aus Emo/Screamo, Alternative Rock und progressiven Elementen. Das alleine klingt ja schon nicht besonders verlockend, im Detail sieht es aber noch schlimmer aus: Ein paar nette Melodien werden mit wirren und relativ sinnlos aneinander gereihten Breaks zusammengebastelt. Das Problem der Scheibe ist aber nicht nur das Songwriting, sondern auch, dass der Sound ziemlich flach und drucklos klingt und die Musik recht holperig und nicht auf den Punkt gespielt ist. Außerdem ist der cleane Geang immer wieder ziemlich daneben, wohingegen die Growls und Shouts aufgesetzt und peinlich wirken. Alles zusammen lässt diese Scheibe irgendwo zwischen langweilig und schwer erträglich stehen. Sich nach einem CONVERGE-Song zu nennen, ist eben noch lange kein Garant für ein packendes Album. Die Jungs sollten dringend ein paar Übungsstunden bei ihrer Lieblingsband nehmen.
Mit „Get Your Hands Dirty” stellen JETTBLACK aus London eine Debütalbum vor, dass deutlich hörbar die Luft der 80er atmet und sich freiweg bei AEROSMITH, SKID ROW, aber auch bei MÖTLEY CRÜE bedient und dazu die Chose noch mit einem Tick Hard Rock à la WHITESNACKE garniert. Dabei legen Will Stapleton (Gesang und Gitarre), Jon Dow (Gitarre), Tom Wright (Bass) und Matt Oliver (Schlagzeug) zu Beginn mit dem gut nach vorne gehenden Uptempo-Song „Slip It On“, dem genretypischen erdigen Westcoast-Testeronsong „Two Hot Girls” sowie dem etwas härter rockenden und mit eingängigen Refrain versehenen „When It Comes To Lovin’” gut los und lassen auch mit dem straight groovigen Titeltrack „Get Your Hands Dirty” nicht anbrennen. Gegen Ende darf dann mit „Innocence Is Mine“ ein ausladender, sich von gefühlvoll gen Stadionrock steigernder Track noch mal überzeugen. Ob das in gutem alten England wieder mal für einen Hype reicht – durchaus möglich. Für den neutralen Betrachtern, respektive Hörer haben JETTBLACK mit „Get Your Hands Dirty“ ein gutes Rockalbum im Petto, dem nach hörenswerten Start im Verlauf dann aber doch etwas die Luft ausgeht. Auch das eine oder andere (gute) Gitarresolo wirkt noch etwas aufgesetzt und hemmt den Fluss. Fazit – die Grundessenzen auf „Get Your Hands Dirty“ stimmen und machen JETTBLACK für Genrefreunde ein antesten wert, trotz Luft nach oben.
An BAD HABIT ist zunächstmal mal (leider) gar nichts „bad“ weder äußerlich noch musikalisch, denn diese smarten Mitvierziger gebürtig aus Schweden machen in typischem Ami-Wohlfühl-AOR. Die Band gibt es auch schon seit 1986, damals von Gitarrist Hal, Marabel ins Leben gerufen, hat man inklusive eines Minialbums bisher sage und schreibe acht Studioalben herausgebacht, das letzte Werk „Above And Beyond“ stammt aus dem Jahr 2009.
Jetzt meinten wohl Band und Label es sei an der Zeit etwas Rückschau zu halten und mit „Timeless“ erscheint passend dazu dieser Tage eine Best-Of-Zusammenstellung, die aber warum auch immer nur drei Alben berücksichtig. Das zuerst erwähnte Album aus dem letzten Jahr sowie die beiden Scheiben “Young & Innocent” sowie “After Hours”.
Wie heutzutage üblich hat man zuerst mal zwei brandneue Stücke draufgepackt. "Turning Water Into Wine" ist ein BON JOVI Cover dass die nie geschrieben haben, wirklich von Anfang bis Ende ein zu eins „kopiert“ sogar der etwas rauere Gesang, der sonst deutlich milder daherkommt wurde, bestens nachgeahmt – toller Song klasse Hook innovativ ist natürlich anderst. "Rock This Town" dagegen fällt schon etwas ab klingt wie MÖTLEYX Crüe für Arme zwar fett produziert aber zu abgedroschen und aufgesetzt.
Dann folgen 14 weitere Songs die in besseren Momenten irgendwo zwischen NIGHTRANGER („Play The Game“) SURVIVOR, TOTO oder BOSTON angesiedelt sind. Klar das ist Mainstream pur und in den 80ern wäre das sicher gut gekommen aber heute da wirken die Originale irgendwie authentischer. Ein glasklarer Sound, relativ druckvoll ja isses auch und immer spätestens nach ca. 35 Sekunden kommt die Hookline, mitunter gibt es sogar ein schönes Gitarrensolo. Aber viele Sachen sind auch recht flach, vorhersehbar, brav ohne jede Rockkante und auch ziemlich zahnlos geraten. Viel mittelmäßiges hat sich leider hier auch versammelt wie u.a. „Lost without you“ oder „Winner takes it all“ (wirkt überproduziert und etwas zu getrimmt, da wäre weniger mehr gewesen) genauso wie „Sad but True“. Balladen gibt’s auch einige (zuviel) „Everytime I See you“ überzeugt mich nicht so recht aber "Surrender" kommt ganz gut, entspannend nicht zu schmalzig. Mit “Rowena“ oder auch dem catchigen "Hunger" sind aber auch noch starke Tracks vorhanden - der beste Song ist für mich klar “Another Night“ nicht zu seicht und schwülstig, genügend Tempo mit Variation und etwas weg vom Standardsongwriting mit dem Plüschpopfaktor. Insgesamt typischer Sound für alle AOR-Fettischisten, meist ganz nett aber nichts besonderes oder gar innovatives - hatten wir alles schon (besser). Daher verwundert es nicht dass BAD HABIT bisher nicht den ganz großen Wurf gelandet haben und auch zukünftig nicht landen werden, dafür sind die Originale einfach zu gut. Da müßte man einfach mehr interessantes auf der Pfanne haben.
Die Power Metaller SEVEN KINGDOMS präsentieren mit ihrem selbstbetitelten Zweitwerk in 2010 nun den Nachfolger ihres 2007er Debüts „Brothers Of The Night“ und machen dabei keine schlechte Figur. Dabei legt man den Schwerpunkt zwar deutlich hörbar auf Melodie, lässt eine gewisse US-Metal Schlagseite aber nicht ganz außen vor. Ansonsten gibt es mit reichlich ICED EARTH-Riffs (u.a. „Eyes To The North“) über HAMMERFALL-Anleihen („Thunder Of The Hammer“ – nomen est omen) bis zu einer fast schon Gothic-mäßigen Ballade („A Murder Never Dead“) reichlich Abwechslung. Darüber hinaus sind SEVEN KINGDOMS mit einer Sängerin am Start (Sabrina Valentine), deren Stimme zwar eher in hohen Tönen angesiedelt ist, welche es aber tunlichst vermeidet als reine Heulboje zu fungieren und zum Teil durch Growls kontrastiert wird. Als Anspieltipps seien mal der schnelle, mit tollen Refrain versehene Opener „Somewhere Far Away“, das eingängige, fast schon hitverdächtige „Wolf In Sheeps Clothes“ (schielt schon in Richtung LACUNA COIL) und die abschließende, doch wieder stark an Kollege Schaffer erinnernder Bandhymne „Seven Kingdoms“ genannt. Fans einschlägiger Ware auf der Suche nach Raritäten dürfen bei SEVEN KINGDOMS also dann schon mal reinschnuppern.