Der ehemalige FREEDOM CALL und heutige SYMPHORCE Gitarrist Cédric Cede Dupont nutzte die Pause seiner Hauptcombo um in 2009 mit DOWNSPIRIT eine Band aus der Taufe heben, in welcher er auch seinen Vorlieben für den Blues mit einbringen konnte. Dem zu Folge klingt das Debüt „Point Of Origin“ rauer und weit dreckiger als oben genannte Acts, aber mindestens genauso fett. Das solchermaßen gelagertes auch einen kräftigen Stoner-Touch hat versteht sich von selbst und wird ergänzt durch moderne Metal-Elemente. So was muss nicht funktionieren – ich sage nur Mundharmonika - tut es hier aber. DOWNSPIRIT scheinen dabei Songs wie der mit klasse Gesangslinien versehene Titeltrack „Point Of Origin Pt. 2”, das abwechslungsreiche und gut groovende „Life’s A Bitch“, die leicht angekitschte Powerballade „Hollow Words“ und das fett kommende „Make My Day“ locker aus dem Ärmel zu schütteln. Auch wenn es zwischendurch, wohl durch den eingeflochtenen Blues bedingt mal ein wenig gleichförmiger wird, wirkt die Chose schlüssig. Vergleiche mit anderen Bands verbieten sich bei dargebotener Melange – bei den einen oder anderen Parts kommen mir aber immer wieder mal CLAWFINGER in den Sinn – auch wenn andere Baustelle. Anyway! Mit Sänger Steffen Lauth, Rhythmusgitarrist Axel Reissmann (PUMP), Bassist Sven Rakowitz und Schlagzeuger Sebastian Dunkel hat Cede Dupont hörbar kompetente Mitstreiter an Bord und sollten vor allem auch Live eine Bank sein. DOWNSPIRIT haben mit „Point Of Origin“ eine Originelle Mixtur aus Blues und ordentlich Metal am Start die bei Fans mit nicht eingeschränktem Blickfeld durchaus eine Chance verdient hätte.
SISTER SIN hatten in 2008 mit ihrem Debüt „Switchblade Serenade“ für ein dickes Ausrufezeichen gesorgt und durften also nicht umsonst mit ARCH ENEMY und MOTÖRHEAD auf Tour. Sängerin Liv SIN und Konsorten kultivieren ihren Retro-Metal zwischen Sleaze und in die Fresse auf „True Sound Of The Underground“ weiter und liefern ein nicht minder gelungenes Zweitwerk ab. Flotte Abgehnummern welche auch noch ins Ohr gehen wie „24/7“ (im Original von uns UDO) und „The Times Aren't A-Changing“ überzeugen ebenso wie die harten Banger „BetterThan Them“ und „I Stand Alone“ – aber auch ansonsten bewegen sich die 11 Songs auf gleichermaßen hohem Niveau. Und wie gehabt geht das schwedische Quartett dabei ohne Keys und Spielereien straight ahead. Wer also auf gut gemachten 80er-Metal der Marke SKID ROW, TWISTED SISTER und den CRÜE steht, mit kräftigen weiblichen Vocals keine Probleme hat und dabei noch Wert auf hart melodisches legt der liegt bei SISTER SINs „True Sound Of The Underground” sicher goldrichtig.
Auf ganz ähnlichen Pfaden wie die Landsleute VADER (mehr) und BEHEMOTH (weniger) bewegen sich auch LOST SOUL, die seit 1991 ebenfalls dazu beigetragen haben, diesen „typisch polnischen“ Stil im Death Metal zu etablieren. Dabei hat man aber stets den Eindruck, dass die Verlorenen Seelen speziell der erstgenannten Referenzband immer einen Schritt hinterher sind. Auch „Immerse In Infinity“ klingt wie eine leicht schwächere Variante von „Litany“ oder „Revelations“, auch wenn die Jungs um Gitarrist und Sänger Jacek (der auch ähnlich klingt wie VADERs Peter…) rein objektiv einen sehr guten Job machen. Mit der Präzision eines polnischen Uhrwerks (vermutlich eines Schweizer Uhrwerks, das mal in der Schweiz abmontiert und nach Polen „exportiert“ wurde) haut sich das Quartett durch technisch erstklassige Dampframmen wie „Personal Universe“, „216“, aber auch etwas relaxteres, grooviges Material wie „…If The Dead Can Speak“ oder das superbe, fast schon doomige, komplexe „Breath Of Nibiru“, die allesamt keine Fragen offen lassen. Der einzige Haken an dem Album ist und bleibt eben die Tatsache, dass man hier scheinbar irgendwie „VADER light“ heraushört, denn auf deren Kompositionslevel sind LOST SOUL bislang noch nicht ganz angelangt. Ok… ganz so groß und unüberwindbar wie bei AIRBOURNE und AC/DC ist der Qualitätsgraben nicht, aber ein kleiner Beigeschmack bleibt am Ende doch.
Nein, dieses Trio (das live zum Quartett ausgebaut wird) aus Nordrhein-Westfalen spielt dem Bandnamen nach nicht etwa Heulsusen-Gothic der schlimmen- sondern fiesen Death Metal/Grindcore der dreckigen Art! Und wie es sich für das Genre gehört, haben DEPRESSION schon reichlich Demos und Split-Scheiben mit anderen Krachheimern (unter Anderem mit HAEMORRHAGE, AGATHOCLES und PAGANIZER) aufgenommen. Auf ihrer bislang erst vierten Langspielplatte holzt sich der Haufen durch illustre Titel wie „To All Whom It May Concern“, „Grave Robbers Robbed My Grave“ (geiler Titel!) oder „In Death I Am Free“ (fetter Doomer!), die mitnichten allesamt Geschwindigkeitsrekorde brechen, sondern mitunter auch die groovige, aber stets bluttriefende Seite der Jungs offenbaren. 21 Jahre nach der Bandgründung und zehn Jahre nach ihrem Debütwerk „Chronische Depression“ stellt „Dekade(nz)“ ein starkes Werk einer bislang scheinbar unterbewerteten Band dar, das Freunden von AUTOPSY, ASPHYX, frühen DEATH, aber auch alten CANNIBAL CORPSE oder NAPALM DEATH gefallen wird.
TAPROOT gibt e simmer noch, auch wenn sich die Amis in ihrem Heimatland deutlich mehr Aufmerksamkeit erfreuen können als in Europa. Das hält Victory Records und sie aber nicht davon ab, die neue Scheibe „Plead The Fifth“ auch hierzulande zu veröffentlichen. Und es klingt noch alles wie zu Anfang des Jahrtausends, als sie zusammen mit LIMP BIZKIT und SYSTEM OF A DOWN in den USA für Furore sorgten. Wie nicht anders zu erwarten sind die Songs Radio-kompatible drei bis vier Minuten lang, bedienen sich des laut/leise-Schemas und haben fast durchweg catchy Refrains. Der Gitarrensound ist fett und heftig, schön KORN-like und damit genauso, wie es im New Metal sein sollte. Dabei versuchen TAPROOT, nicht zu soft zu werden, weswegen sie den meisten Songs eine gesunde Härte verpasst haben, selbst den potentiellen Auskopplungen „911Ost“ oder „Fractured Everything“ – New Metal-Fans wird’s freuen, Neueinsteiger und Alternative-Fans eher zu heftig sein. Fragt sich, auf welche Verkaufszahlen TAPROOT aus sind, die Mega-Seller-Zeiten dürften vorbei sein, was die Besinnung auf harte Songs als ehrliche Entscheidung erscheinen lässt.
Hach, die Achtziger verantworten nicht nur das Ozonloch und die Verbreitung von Schulterpolstern, sondern sie hatten auch ganz nette Seiten. Wie zum Beispiel die Serie Miami Vice, die momentan wiederholt wird, und Bands wie CHARLOTTE. Die klingen nicht nur 1:1 wie aus den 80ern ins heute gebeamt, die Platte ist es auch. Die Songs auf "Medusa Groove" wurden zwischen 1988 und 1992 in Los Angeles und Hollywood aufgenommen und hören sich an wie POISON mit Eiern, B-Seiten der GUNS'N'ROSES oder "7800° Fahrenheit" von Bon Jovi ohne Jon Bon Jovi. 20 Jahre später sind die Angaben der Band nicht mehr verifizierbar, aber klingen durchaus nachvollziehbar: CHARLOTTE wollten sich angeblich nicht verbiegen und nicht noch eine Tonne Haarspray in die Ozonschicht pusten, nicht noch eine verzuckerte Ballade aufs Album packen und waren damit für Plattenfirmen, die nach dem nächsten fetten Glamrock-Act suchten, nicht vermarktbar, selbst wenn die Band in Clubs wie das Whisky-A-Go-Go oder The Troubardour in Hollywood gebucht wurde. Ihrer eigenen Aussage nach war ihr Ziel "to put the voodoo back in rock'n'roll". Gucken wir im Jahre 2010 auf Album und Band, hört sich das alles natürlich nicht sonderlich gefährlich an. Gleichwohl können CHARLOTTE Balladen schreiben, aber nur eine echte akustische Ballade hat es mit dem herzerweichenden "Changes" auf das Album geschafft. Viel wahrscheinlicher waren CHARLOTTE einfach zur falschen Zeit am falschen Platz, denn die Grunge-Welle hatte zum Zeitpunkt der letzten Aufnahme bereits selbst erfolgreiche Bands aus dem Sektor des Dauerwellen-orientierten Hard Rock von der musikalischen Landkarte der USA einfach herunter gespült. Und CHARLOTTE ebenfalls, denn Mitte der Neunziger löste die Band sich auf. Die Veröffentlichung von "Medusa Groove" ist wahrscheinlich ein Testballon für eine mögliche Reunion - die dann vom Erfolg des Albums abhängt. Also: Taugt "Medusa Groove"? Bedingt. Für diese Art von Musik sind einfach zu wenig "echte" Hits auf dem Album versammelt, auch wenn mit dem Titelsong, dem eben schon erwähnten "Changes", den Uptempo-Nummern "Siren" und "Little Devils" mehrere gutklassige Stücke vereint sind. Geeignet ist die Platte auf jeden Fall als Soundtrack für GTA-Spieleabende, Miami-Vice-Mottoparties, und alle, die ihrer Bluesrock-Sammlung noch etwas Originelles hinzufügen wollen.
WE ARE WOLF haben mal unter dem Namen EAT UNDA TABLE Musik gemacht, dann aber aus “künstlerischen Gründen” einen Neustart unter dem jetzigen Namen gemacht. „Aeons“ ist also ein Quasi-Debüt, auch wenn die Combo dahinter schon zehn Jahre auf dem Buckel hat, was dem Album zu jeder Sekunde anzumerken ist, da sitzt einfach alles und ist auch die Produktion routiniert gut geworden. Vor ihrem Wechsel haben WE ARE WOLF fleißig NEAERA gehört, anders lassen sich die frappierenden Ähnlichkeiten bei Gesang, Songaufbau, Gitarrenarbeit und Produktion nicht erklären, mit Zufall hat das nichts zu tun, denn so blind und taub können die Bonner sich nicht geben – Aber besser gut geklaut als schlecht selber gemacht, nicht wahr? In dem Sinne ist „Aeons“ eine gute Platte geworden, die druckvollen Metalcore mit Death Metal-Kante bietet, von Anfang bis Ende Druck macht und handwerklich einwandfrei ist. Zwar haben WE ARE WOLF keinen Übersong geschrieben, aber als Gesamtwerk funktioniert ihr Erstling sehr gut, sofern die kleine nörgelnde Stimme im Hinterkopf ausgeschaltet werden kann.