RAGE sind schon so etwas wie ein Urgestein im deutschen Metal. Das Trio aus NRW, vor allem zu identifizieren durch Ausnahme-Gitarrist Victor Smolski und der Stimme der Band, Peavy, hat es rund 2 Jahre nach ihrer letzten CD „Strings To A Web“ wieder ins Studio geschafft und liefert mit „21“ wieder einen starken Auftritt ab. Das wievielte Album der Band das ist muss ich kaum sagen – richtig, das einundzwanzigste.
Nach dem obligatorischen Intro geht die Platte auch gleich stark mit dem Opener und Titelgeber „Twenty One“ los, einem klassischen RAGE-Song mit viel Betonung auf den Vocals und im Chorus unweigerlich Erinnerungen an „All I Want“ hervor rufend. Potential zum Live-Titel. Aber das RAGE seinen Charakter stark von der doch sehr wiedererkennbaren Stimme des Frontmannes zieht zeigt nicht nur die Nummer; auch Songs wie „Black And White“, „Destiny“ oder „Concrete Wall“ haben doch eine recht starke Betonung auf den Vocals. Nicht das ihr mich falsch versteht - der Rest der Band kommt bei den anderen Titel nicht zu kurz! Victor Smolskis extrem druckvoller Sound und sein technisch- sowie musikalisch extrem beeindruckendes Gitarrenspiel kann man traumhaft bei den wahnsinnigen Soli oder den starken Riffs von einem „Death Romantic“ oder „Forever Dead“ hören. Gerade der erste Song wechselt zwischen diversen Gitarrensounds und interessanten Riffs wie sonst was. Und wer auf etwas richtig schräges steht: Bei „Serial Killer“ wird der Sound mal eben 2 Stufen härter, böser und schneller. Oder anders gesagt: Beim ersten Hören habe ich doch etwas blöd geschaut.
Mit Betonung auf die Lyrics werden übrigens in „Forever Dead“ der Tod des Vaters von Peavy verarbeitet, „Twenty One“ geht um Spielsucht und „Death Romantic“ um einen geplanten Suizid dreier junger Mädchen. Wer also auf Texte steht wird auch dieses Mal nicht enttäuscht – und nein, bei diesem Musikgenre erwartet man keine Texte die sich um irgendeinen pseudo-intellektuellen und pseudo-philosophischen Neofolk-Kram drehen. Sollte man mal anmerken.
Und weil‘s so schön ist, etwas Trivia: Aufgenommen wurde das Biest in den Twilight Hall Studios, mit Charlie Bauerfeinds. Richtig, der von BLIND GUARDIAN, HAMMERFALL und HELLOWEEN! Außerdem hat Mr. Smolski die ganze Platte mit seinem ENGL-Signature Verstärker E646 eingespielt.
Was lernen wir also: RAGE machen stark weiter, wie gewohnt. Wem „Strings To A Web“ gefiel, der wird auch „21“ mögen. Einfache Aussage über starke Musik.
Laut Info spielen NEVERTRUST Alternative Metal, nunja ein „Veto“ mag der geneigte Rezensent da sofort einlegen, was in diesem Fall aber nur positiv ist. Denn mit weinerlicher Schrammelmucke haben die Jungs aus Dresden nichts zu tun. Eher gibt es einen knackigen Mix aus modernem Metal und klassischem Midtempothrash zu hören. NEVERTRUST haben es geschafft einen ziemlich eigenständigen Sound zu kreieren, der irgendwo zwischen mittelalten RAGE, ANACRUSIS und CORONER liegt. Diese Vergleiche sind allerdings auch nur Näherungswerte, da sich NEVERTRUST eigentlich sämtlichen Vergleichen entziehen. Mit „Infinity“ ist den Jungs sogar eine richtige Mitgröhlhymne geglückt, welche auch diversen Piraten & Folk Metallern gefallen dürfte. Auch das Cover, wo eine Abrissbirne ein Hotel von der Schlossallee fegt ist ziemlich cool. Offensichtlich wurde bei der Vorgänger E.P. öfters der damalig etwas eintönige Gesang kritisiert, das hat sich die Band zu Herzen genommen und präsentiert nun gerade in diesem Bereich viel Abwechslung und mehrstimmige Parts. Ab und zu ist das noch ein bissi schräg (ich weiß, uns Kritikern kann man es nie recht machen) aber NEVERTRUST sind auf dem richtigen Weg. „Veto“ ist eine spannende Scheibe abseits allzu ausgelatschter Pfade. Anzuchecken unter www.never-trust.de
Ich „befürchte“, der traditionelle Heavy Metal erlebt gerade seinen x-ten Frühling. Nachdem wir nacheinander von irgendwas, das sich für Heavy Metal hielt (hauptsächlich südeuropäische Tallala-Combos), Metalcore und Viking Metal auf qualitativ unterirdischste Weise bis zum Kollaps penetriert wurden, sind es nun endlich wieder gute bis erstklassige Bands alter Schule, die die Szene aufmischen: Veteranen wie EXXPLORER, CAGE, die Rückkehrer MORTICIAN oder BEEHLER (ok, das Debüt des ehemaligen EXCITER-Recken war nix…) stehen neben jüngeren Talenten wie HIGH SPIRITS, SLINGBLADE, SCREAMER oder eben DARK FOREST, die man nach zehnjährigem Bestehen schon fast mit in die erste Kategorie packen könnte. „Dawn Of Infinity“ ist nach dem selbst betitelten Debüt und zwei EPs das zweite Album der Truppe, das schnörkellosen Metal bietet, der, frei von jeglichen keyboardigen Bombastspielereien und Kneifzangen-Orgien (Sänger Will Lowry-Scott erinnert in seinen besten Momenten sogar dezent an Harry Conklin), direkt ins Ohr geht und nicht nur durch gutes, hymnisches Songwriting, sondern auch durch die frische und gleichzeitig moderne wie authentische Produktion punkten kann. Nur leider sind nicht alle Stücke auf „Dawn Of Infinity“ echte Volltreffer geworden; die mit tollen Melodien und Refrains gesegneten „Lightyears On“, „Through A Glass Darkly“ und „Black Delta“ stellen die Höhepunkte dar, während der Rest aber auch nicht allzu stark abfällt. Das Album lässt mit Sicherheit keinen 80er-Fan mit leichtem Hang zum US Metal kalt, kommt aber nicht ganz so brillant daher wie etwa die neuen Erzeugnisse der oben erwähnten HIGH SPIRITS oder MORTICIAN.
“Bipolar” ist das Debütalbum der Karlsruher Kombo MOST WANTED MONSTER, mit dem sich die Jungs nach zwei EPs zu größerem aufmachen. Dass das klappen könnte, demonstrieren bereits die ersten Songs: fetter, internationaler Alternative/ Modern-Rocksound, der tendenziell ein wenig an LINKIN PARK erinnert, gepaart mit eingängigen Melodien- das hat Potential. Auch ein stimmungsvolles, getragenes Piano-Interlude findet sich, als Auftakt zum hübschen, ebenfalls mit Klavier beginnenden Midtempo-Song „Sins“. Bei „Fatality“ werden härtere Geschütze aufgefahren, „Sleppard“ rockt melodiös und verbreitet etwas 30 SECONDS TO MARS-Flair, das Instrumental „Like A Robot“ mit seiner titelbedingten Elektrodominanz dagegen hätte man sich besser gespart. Mit dem Titelsong „Bipolar“ findet sich schließlich auch noch eine experimentelle Halbballade als Albumausklang. Fazit: Gelungenes Erstlingswerk.
Lange über die Qualtiät MAGNUMs zu schwadronieren hieße wieder die sprichwörtlichen Eulen nach Athen zu tragen und da die Griechen im Moment andere Probleme haben, wie sich um nachtaktives Federvieh zu kümmern, spare ich mir das an dieser Stelle. Wer noch nicht mitbekommen hat, dass MAGNUM seit zig Jahrzehnten zu den besten Bombast Hard Rock Formationen überhaupt gehören, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen. Und auch die Songs auf „Evolution“ sind natürlich Sahne deluxe. Warum dann da oben kein Tipp steht ist schnell erklärt: Bei Evolution handelt es sich um eine quasi Best of, bei der ausschließlich Alben aus der SPV Phase von MAGNUM zum Zuge kommen. Also von 2002 – Heute. Es fehlen demnach essentielle Teile aus dem MAGNUMschen Schaffen. Die Songs wurden remixed und partiell auch neu eingespielt. So klingt z.B. „Brand New Morning“ weitaus natürlicher als das Original. Als Bonus gibt es noch zwei neue Tracks: Das leichtfüssige und beschwingte „The Fall“ und der hochmelodische Rocker „Do You Know Who You Are?“ welcher an „Wings Of Heaven“ Zeiten erinnert. Ob das zusammen mit der hochwertigen Aufmachung reicht um sich das Album einzuverleiben, muss jeder selbst entscheiden.
Das Trio aus Leipzig (das live noch um ein viertes Mitglied bereichert wird) hat in der Vergangenheit ein paar Line-Up-Wechsel durchmachen müssen, was wohl hauptsächlich dazu beigetragen hat, dass dieses Debütalbum erst sechs Jahre (und fünf Demos) nach der 2004er Gründung vorlag. Vor gut zwei Jahren ausschließlich auf Vinyl vom Label Tales From The Crypt veröffentlicht, ist es nun via Ketzer Records ebenfalls auf Laser-Schallplatte zu haben und kann auch hier seine räudige Würze ausreichend entfalten. NO EMPATHY setzen, ähnlich wie es seinerzeit MAYHEM vor gut 20 Jahren in dieser Stadt vorexerziert haben, auf basisches Schwarzmetall ohne Schnörkel, Tamtam und doppelten Boden. Die rumpelig-knarzende Produktion wird wohl die wenigsten Black Metaller abschrecken; das Hauptproblem von „Rust“ ist aber das über die allerweitesten Strecken reichlich unspektakuläre Songwriting, das außer ein paar halbwegs gelungener Breaks und Viscs ganz ordentlichem Kreischbrüllen kaum Überraschungen bietet und sehr eintönig und ideenlos ausgefallen ist, speziell nachzuhören beim über elfminütigen Abschluss „Towards Infinity“, der erst nach fünf Minuten Intro-Spielerei in Fahrt kommt – nur um sich dann kaum vom Rest des Albums zu unterscheiden. Die fehlenden Höhepunkte und die müde wirkende Monotonie der Riffs (so was können bleistiftsweise ENDSTILLE um Längen mitreißender) machen aus „Rust“ ein Album, dem man einen großen Willen anhört, aber eindeutlich zu wenig Können.
BLOOD FREAK haben mit “Mindscraper” ihr mittlerweiles viertes Album am Start, aber bisher nicht für allzu großes Aufsehen gesorgt. Warum das so ist, macht die gute Dreiviertelstunde klar, denn auch wenn sich immer mal wieder Thrash-Riffs in die Songs geschlichen haben und BLOOD FREAK sich Mühe geben, das Tempo zu variieren, bleibt unter’m Strich ein berechenbares Death Metal-Album. Handwerklich ist das vollkommen in Ordnung, was die Amis abliefern, gerade der Drummer macht einen sehr guten Job, aber an Glanztaten von EXHUMED oder CARCASS kommt die Scheibe zu keiner Zeit heran, hat aber auch nicht genug eigene Identität, um als Alternative interessant zu sein. Bleibt am Ende die Erkenntnis, dass „Mindscraper“ ein solides, aber wenig spektakuläres Death Metal-Album geworden ist.
TSJUDER gehören zu den Bands, die nicht jeder Black Metaller auf dem Schirm hat, da die 1993 von Nag und Berserk gegründete Truppe Zeit ihrer Existenz immer im Schatten deutlich stärker durchgestarteter Landsmänner wie IMMORTAL oder ENSLAVED stand. 2006 folgte dann nach dem grandiosen Werk „Desert Northern Hell“ der Split, jedoch hielt dieser nur bis Ende 2010. Nun liegt mit „Legion Helvete“ das Comeback-Album vor uns, das – um das Fazit schon mal vorwegzunehmen – erneut sehr stark ausgefallen ist, seinen Vorgänger aber nicht toppen kann. TSJUDER machen nach wie vor keine Gefangenen und sind ganz der Tradition ihrer norwegischen Heimat verpflichtet, was pure nordische Raserei ohne jegliche Ausflüge in bombastische Gefilde betrifft. Songs wie „Daudir“, „Slakt“, „Black Shadows Of Hell“ oder „Varg Helvete“ sind kraftvoll produzierte, schnelle und teilweise mit erneut coolen Breaks versehene Hassklumpen, wobei im Gegensatz zum Vorgänger auf einen etwas moderneren, weniger räudigen Sound gesetzt wurde, was „Legion Helvete“ für Genre-Verhältnisse fast schon zu glatt und „brav“ erscheinen lässt. Auch wirkt das Songwriting trotz des durchweg sehr hohen Niveaus relativ vorhersehbar und nicht so urwüchsig-kompromisslos wie auf dem Vorgänger. Nichtsdestotrotz ist „Legion Helvete“ eine hochklassige Black Metal-Scheibe, die garantiert keinen Fan der Osloer enttäuschen wird.
Im Frühjahr 2009 erschien das erfolgreiche Debüt der BULLETMONKS, jetzt wird mit „Royal Flush On The Titanic“ nachgelegt, bevor die Herren im Februar mit D-A-D auf Tour gehen. Dem Konzept aus rauem, energiegeladenem Rock ´n´Roll mit Heavy-Attitüde ist man dabei treu geblieben (hat sich ja schließlich auch bewährt), der Gesamtsound klingt, als hätte man MOTÖRHEAD mit diversen anderen Genregrößen in einen Topf geworfen und ein paar Mal herzhaft umgerührt. Der Titeltrack groovt, „Every Thought About Life“ kommt zur Abwechslung mal ruhiger daher, ähnliches gilt für die erste Hälfte des etwas exzentrischen „Don´t Mess With The Barkeeper“, bei dem später dann aber noch ordentlich aufs Gaspedal getreten wird. Das fette „Legendary“ und „You Want Me To Hang“ kommen überdurchschnittlich eingängig daher. Viel mehr braucht man da eigentlich nicht zu sagen: wer den Vorgänger mochte, wird auch „Royal Flush On The Titanic“ mögen.
Achtung, hierbei handelt es sich nicht um ein neues Werk der gleichnamigen Rumpel-Grinder aus Amiland, sondern um das nach knapp 30 Jahren (!!!) erscheinende Debütalbum der österreichischen Traditionsmetaller. Das Erstaunliche dabei ist, dass diese sogar von 1990-2009 inaktive Band um die beiden Gründer Thomas Metzler und Patrik Lercher anno 2011 frischer tönt als mancher Newcomer. Experimente: Fehlanzeige! Dafür gibt es hymnischen, durchweg ohrwurmkompatiblen Heavy Metal mit starker 80er-Prägung, der natürlich keine Originalität im Lastenheft stehen hat, dafür den hörbaren Spaß der Musiker, nach so langer Zeit endlich noch einmal den zweiten Frühling zu erleben. Eigentlich könnte ich hier schließen, kurz erwähnen, dass das Quartett seine PRIEST,- HELSTAR,- EXCITER,- und ACCEPT-Platten in- und auswendig kennt und auf erstklassige Banger wie den mit (zugegebenermaßen nicht ganz geglückter) Kopfstimme veredelten Opener „Change Your Behaviour“, den Stampfer „Mortician“ (tolle Bandhymne!), die überragende Mitbölknummer „Whorship Metal“ oder das treibende „Dead Beauty“ verweisen, wobei man sagen muss, dass sich auf „Mortician“ nicht ein einziger Ausfall oder Füller befindet. Zusammen mit der kraftvollen, leicht verrauchten Stimme von Daniel Khan (womöglich mit Dschingis verwandt?!) ergibt sich ein toller, von vielen alten Fans sicher nicht mehr erwarteter Einstand, mit dem absolut kein Old School-Traditionalist falsch liegen wird. Als Bonüsse bekommt man übrigens noch drei ältere Live-Stücke vom 2010er „Keep It True“-Festival („Street Warrior“, „No War“ und „Sacrifice Of Sin“) in guter Aufnahmequalität geboten, was das Album noch weiter aufwertet. Und nun wirklich Schluss – geile Platte!