Ein flammendes Logo auf der EP, 4 Songs, einer davon sogar ein Coversong. Was zur Hölle soll das bitte werden? Oh, pardon, ich erinnere mich wieder: Nur total geiler, melodischer Metal mit quasi populärer Besetzung: Michael Kiske & Kai Hansen (ehemals HELLOWEEN) sowie Dennis Ward & Kosta Zafiriou (von PINK CREAM 69). Ja, doch, da war was.
Und es mag noch so blöd klingen, aber so klingt UNISONICs EP „Ignition“ auch. Nicht nur das ich schon beide (ex-)Bands zusammen auf einer Bühne gesehen habe; auch völlig ohne das Wissen über die Musiker musste ich immer an eine leicht Hard-Rockige Variation von HELLOWEEN denken. Gerade der Demo-Song „Souls Alive“ hat doch einen harten Power Metal Einschlag und könnte auch genauso gut von einem etwas härteren STRATOVARIUS kommen – und „I Want Out“ ist ein waschechtes HELLOWEEN Live-Cover. Die beiden „vollwertigen“ Songs, das heißt „Unisonic“ sowie „My Sanctuary“ schlagen vielleicht eher in die groovig-rockigere Kerbe und verzichten etwas mehr aufs Melodische, sind dafür aber nicht weniger eingängig und geil.
Doch, das wird was. Wenn Ende März das dazugehörige Silberscheibchen raus kommt verdient das definitiv mehr als nur einen Blick durch die Klischee-Brille (die beim Cover einfach raus gekramt wird. Allerdings muss man sich mal vom Begriff „Newcomer“ festhalten – dazu ist doch entschieden zu viel „Altes“ in der Musik. Aber wer ohnehin die HELLOWEEN-Diskografie da hat und sich gleichzeitig immer nach etwas mehr dreckig-rockigem umsieht: UNISONIC gehört auf die Beobachtungsliste.
Schleimige Geräusche künden von akustischem Unheil: das große Mahl aus Kotze, Exkrementen und Gedärmen ist angerichtet. Songtitel wie „Mental Vomit“, „I Wanna Puke On You“, „Morgue Of Whores“ oder „Orgasmic Death Devliverer“ sprechen Bände und machen von vornherein deutlich, was diese 2007 gegründete schwedische Band im Schilde führt. Das Presseinfo zumindest kotzt irgendwas von einer Mischung aus Death Metal, Punk und GG Allin aus, was man als groben Wegweiser durchaus so stehen lassen kann. Allerdings verkneifen sich REPUKED große Ausflüge in grindige Gefilde, so dass rein musikalisch Pi mal Daumen eher Anhänger von flotteren ASPHYX, OBITUARY oder NECROPHAGIA bedient werden, obwohl – jetzt kommts! – Rob The Slob, Nicke Sheit, Richard Rimjob und Kinky Stieg längst nicht das kompositorische Potential der oben genannten Bands auffahren. „Pervertopia“ soll chaotisch klingen, diverse Splatter-Samples/Effekte eingeschlossen, aber am Ende wirkt das Album lediglich zäh, irgendwie wirr und beliebig. Apropos NECROPHAGIA: wenn man schon die ganze Grundidee von wegen Grusel, Horror und so bei den Amis klaut, sollte man wenigstens in der Lage sein, deren nicht gerade Bahn brechendes, aktuelles Album „Deathtrip 69“ zu toppen, was dem Quartett aus dem hohen Norden aber auch nicht so recht gelingen will… daher nur etwas für Allessammler.
Der moderne Hardcore ist voll mit technisch ausgefeilten Gefrickel, langwierigen Solis und Breakdowns, die manchmal schon zu aufgesetzt wirken. Für etwas Abwechslung in diesem Genre sorgen die Oberösterreicher von CANNONBALL RIDE, denen der perfekte Spagat zwischen Old- und Newschool-Hardcore gelingt. Fette Breakdowns, anspruchsvolle Gitarrenarbeit und richtig rotzige Riffs gibt es bei dieser jungen Formation zu hören. Mit ihrer mittlerweile zweiten EP „Enchant The Flame And Let It Breathe“ veröffentlichen sie fünf neue Songs. Schon der Opener „Grasping For The Wind“ hat es in sich, das Intro dieses Songs ist wunderbar punkig und schnell, danach geht es etwas sanft und melancholisch zu und letztendlich lässt man groovige Breaks auf den Hörer los. Dieser Song vereint die besten Aspekte des Sounds dieser Band ist unbedingt als Anspieltipp dieser Scheibe zu nennen! Auch mit Emotionen können CANNONBALL RIDE gut spielen, die fantastischen cleanen Vocals im Track „Down With The Ship“ verursachen grandioses Gänsehaut – Feeling. Immer wieder streut diese Band sehr punkige Riffs in ihren modernen Hardcore ein, was einen sehr interessanten Sound erzeugt. Voll mit Abwechslung bietet diese EP beste Unterhaltung: mal ruhig, mal wild, mal brachial. Da ist sicherlich für jeden etwas dabei, daher ist „Enchant The Flame And Let It Breathe“ Pflichtprogramm für Hardcorefans jeden Semesters. (fm)
Holy Shit! CANNONBALL RIDE sind noch ohne Plattenvertrag? Schwer vorstellbar, wenn man sich das melodische Metalcore-Machwerk des Quintetts aus Österreich anhört. Vorweg gibt es schonmal eine hohe Punktzahl für ein gelungenes Coverartwork und die insgesamt hübsche Aufmachung der Vier-Track EP "Enchant The Flame An Let It Breathe". CANNONBALL RIDE begeistern durch fiese Screams, eine brutale Gitarrenfront und ein Gespür für geniale Übergänge in melodische Songstrukturen. Verortet im Metalcore, jedoch mich auch immer wieder an härtere Nummern von IN FLAMES erinnernd, zeigt man zwar musikalisch nicht wirklich Neues, aber offenbart sich als starker Genrevertreter. Das merkt man schon direkt mit dem Opener "Graspin For The Wind". Etwas schwächer aber dennoch auf brauchbarem Niveau empfinde ich den Titeltrack "Enchant The Flame An Let It Breathe", der mir etwas zu ziellos ist. Hiernach folgt aber wieder ein Toptrack namens "Smoke And Mirrors", der mit einem langsamen Gitarrenintro beginnt, später aber insbesondere vom Riffing zu einer brachialen Nummer wird. Für mich eines der stärksten Nummern ist "Reference To Revelation", da es treibende Gitarren besitzt und mit weiblichen Gesangseinlagen eine starke Klangdichte und Kompaktheit besitzt, die zum Lauterdrehen einlädt. Es verbleibt ein toll produzierte EP, bei der vor allem die Labels schnell zuschlagen sollten. Der geneigte Hörer kann die Songs gratis von der Bandwebsite runterladen. Was will man mehr?
Es gibt hin und wieder doch noch Projekte, die aus der Masse herausstechen und Sounds auffahren, die man in dieser Konstellation selten bis noch gar nicht gehört hat. Eines davon wird von dem Ungarn Tamás Kátai betrieben, der bei THY CATAFALQUE die Fäden zieht und nur etwa für klare und weibliche Gesänge oder Cello auf Session-Musiker zurückgreift, die auf „Rengeteg“ einen hervorragenden Job erledigen. Der Bombast auf dem Album erinnert entfernt an die großen Tage von THERION („Theli“, „Vovin“), aber bei THY CATAFALQUE existieren keine Schubladen; gotische Monumentalklänge treffen auf avantgardistische, orientalisch anmutende Passagen, elektronische Einschübe und sogar auf vereinzeltes, basisches Schwarzmetall. Dieses Klanggebilde wird von umwerfenden, mitreißenden Melodien gekrönt, die „Rengeteg“ eine gehörige Portion Eingängigkeit verleihen und kaum spüren lassen, dass man es hier mit einem überlangen Album zu tun hat. Auch der Gesang jeglicher Art wird nur sehr sparsam eingesetzt und wirkt daher umso ausdruckstärker, da sich Herr Kátai völlig auf sein ausgeklügeltes Songwriting verlässt und es einfach drauf hat, eine den Tellerrand weit verlassende Platte nicht mit Dauer-Heularien oder Soundtrack-Schmalz voll zu kleistern. Anspieltipps zu nennen ist schwierig, da „Rengeteg“ im Idealfall am Stück genossen werden sollte, aber den überragenden Opener „Fekete Mezök“ (für diesen Killerrefrain würde manche Samtkleidchen-Band töten!), das Gänsehaut-Synthiegebirge „Holdkomp“ oder den monumental-blackmetallischen Abschluss „Minden Test Fü“ darf man ruhig erwähnen. Ein phantastischer Hörgenuss und für mich das beste Bombast-Album seit Langem!
EVERYTHING WENT BLACK haben bei der Namensfindung schon mal alles richtig gemacht – und auch beim Sound gibt es nicht viel zu meckern. In die gleiche Kerbe wie TRAP THEM schlagend, bieten sie auf „Cycles Of Light“ eine bösartige Mischung aus alten ENTOMBED und BLACK FLAG, in diesem Fall erweitert um den 90er-Clevo-Sound. Mit einem an vergangene Tape-Tage erinnernden Sound wüten sich die Jungs durch die gute halbe Stunde, angetrieben von der oft hypnotischen Gitarrenarbeit und dem effektiven, reduzierten Drumming. „Lifeless“ und „Parades“ sind die besten Beispiele für das Vermögen der Band, Groove und Wut in Kombination zu bringen, während „Gods Of Atlantis“ der atmosphärisch dichteste Song ist, auch hier glänzt das Songwriting. EVERYTHING WENT BLACK legen einen gelungenen Einstand hin, mit einem Album, das intensiv-bösartig ist und mit dem gehypten Hardcore nichts zu tun hat. „Cycles Of Light“ ist Musik für schwitzige kleine Clubs voller Punks, nicht für hippes Jutebeutelpublikum. Ehrlich und roh, so wie Hardcore sein muss.
Da hat wohl jemand schön DOOMRIDERS im Player gehabt… „II: The Broken Passage“ der Australier I EXIST kann Einflüsse des CONVERGE-Nebenprojekts nicht verhehlen, gerade im Songaufbau („Wyverns Keep“), bei der Gitarrenarbeit und beim Gesang. Macht aber nix, da das Ergebnis erstklassig geworden ist – was I EXIST abliefern, hat Hand und Fuß. Sowohl die schnellen Nummern wie „Winter’s End“ und das heftige „Blade’s Ruin“ können überzeugen, ebenso wie die schleppenderen Sachen Marke „Lungs Of Mire“. Mit Billy Anderson (MEVLINS, GOATSNAKE) haben sich I EXIST für einen kompetenten Produzenten entschieden, der der Sieben-Mann-Combo den passenden erdigen Sound verpasst hat. So passt am Ende alles zusammen, I EXIST können zufrieden auf ein rundum gelungenes Album schauen, das mit mächtig Groove und Rotzigkeit die Stoner- wie auch Metal-Gemeinde überzeugen dürfte.
THE MORNING AFTER sind bisher weder Fisch noch Fleisch, mischen sie doch munter Glam Rock und modernen Metal, was zu schrägen Ergebnissen führen kann. „Legacy“ ist ihr make it or break it-Album, jetzt wird’s also ernst. Davon haben sich die Engländer nicht beirren lassen und sind vom Sound keinen Deut abgewichen, auch wenn der Gesang noch stärker am Rock orientiert ist als bisher. „Legacy“ macht, wie schon die Vorgänger, mit seiner Unberechenbarkeit und dem wilden Mix unterschiedlicher Bestandteile Laune, auch wenn es manchmal zu viel des Guten ist und etwas mehr Klarheit hilfreich wäre. THE MORNING AFTER sind kompetente Musiker, die aber stellenweise über’s Zeil hinausschießen und sich mit einem reinem Glam Rock- oder reinem Metalcore-Song einen Gefallen getan hätten. So nutzt sich die permanente Überraschung doch etwas ab, da ist es ähnlich, wie mit dem Essen eines Pfundes Zucker – anfangs schön, aber irgendwann nur noch anstrengend. „Legacy“ ist die konsequente Fortführung des THE MORNING AFTER-Sounds, mit der die Band aber weiterhin zwischen allen Stühlen sitzt und den Hörer manches Mal anstrengt.
TEMPLE OF YOUR SOUL waren bereits mit PAIN unterwegs, ein gänzlich unbeschriebenes Blatt sind sie also nicht mehr. Jetzt erscheint mir „For All“ das Debütalbum mit gepflegt angedunkelter Rockkost. Das Album beginnt mit einem knisternden Retrointro im Schallplattestil, von dem man sich allerdings nicht täuschen lassen sollte. Wer eine weitere Band mit elfengleichem Gesang erwartet wird enttäuscht, denn die Stimme von Sängerin Karoline Drechsel kommt als angenehme Überraschung deutlich dunkler und rockiger daher. „Warfare“ rockt und zeigt im Solo eine gewisse Progressive-Affinität, „Change Sites“ schafft einen schönen Kontrast zwischen fetten E-Gitarren im Refrain und ruhiger, hauptsächlich von Piano getragener Strophe. „Evening Takes Over“ ist eine nette Ballade und mit „Eleanor Rigby“ (offenbar überdurchschnittlich beliebt in der Dark-Rock-Fraktion) findet sich überdies ein BEATLES-Cover, dem ein neues, dunkles Gewand verpasst wurde. „For All“ ist ein solides Dark Rock-Album- richtige Killermelodien sind zwar noch nicht dabei, aber TEMPLE OF YOUR SOUL machen den Eindruck, als wäre das nur eine Frage der Zeit.
DEAD ICONS haben mit „Condemned” eine Platte geschrieben, die sich einen Scheiß um Trends und Hypes schert, sondern stattdessen auf gradlinige, wütende Songs setzt. Ganz im Stile junger MADBALL und mit der Brachial-Attitüde von DEATH BEFORE DISHONOR geht es in den zwölf Songs ordentlich zur Sache. Shouter William könnte zwar noch etwas mehr Kraft in der Stimme vertragen, macht seine Sache aber trotzdem ordentlich, wohingegen Gitarrist Drew zumindest unter Studiobedingungen auch alleine einen enormen Druck aufbauen kann und einige knackige Riffs raushaut. Knackig ist auch das Stichwort für die Songs, bis auf den Abschluss ist keiner länger als 2:30, DEAD ICONS kommen also schnell auf den Punkt. „Condemned“ ist eine intensiv-knackige Hardcore-Scheibe, mit der die alte Garde genauso was wird anfangen können wie die Bollo-Kids und aufgeschlossene Metaller.
Es ist schön wenn eine Band die ihre Platte „räudig in einem kleinen Studio in 1 ½ Tagen“ in Eigenregie aufnimmt und sich musikalisch im Bereich von „Heavy Rock“ (oder wie ich das eher nenne: „Kneipen Heavy Metal“) bewegt und trotzdem ihren Namen nicht nach irgendwelchen Metal-Klischees wählt. Und damit wären wir bei DISCOPOWERBOXXX. Drei X. Diese kleine Band aus Österreich liefert mit „Fucked By The Dead“ ein solides Album mit doch einigen merklichen Schwächen ab: Der Sound der Aufnahme ist echt nicht der Renner. Okay: Wer sich mal mit Recording beschäftigt hat kann das nachvollziehen. Mit dafür viel eher ein Dorn im Auge ist die Tatsache, dass 2 von 6 Songs irgendwie wie schlechtes Füllmaterial wirken. Ansonsten: Das Riffing ist solide und es stellt sich auch ein gewisser Mitgeh-Faktor ein; die Gitarrensoli sind nicht von John Petrucci, wirken dafür aber authentisch, das Englisch ist nicht aus Amerika, hat aber den gleichen Effekt. Und ich glaube „authentisch“ ist auch das zentrale Schlagwort der Platte: Beim Hören fühle ich mich wie in einem kleinen verrauchtem Club mit einer einsamen Zigarette in der Hand und einer jungen Band mit Potential auf der Bühne. Das hat was und ist daher durchaus durchaus einen Blick wert!