DEBRECEN, oh DEBRECEN, DEBRECEN oh DEBRECEN…. Fußball-Fans dieser ungarischen Mittelstadt könnten hier ihr neues Vereinslied finden. HUNGARIAN SPEEDFOLK nennen diese Herrschaften ihren Stil, "Igen" ihre neueste Heim- und Handarbeit. Soweit so gut. Nun betreiben die Damen und Herren ein wenig Etikettenschwindel. Zwar kommt Tiborcz Andras ohne Zweifel aus dem schönen Ungarn - und davon gehörte wohl ooch was mal zu Transsylvanien, aber an sich residieren die Herrschaften mit Vampirblut in den Adern nunmehr in unser aller ollen Hauptstadt. Und Angst muss man vor den Blutsaugern schon lange nicht haben. Außer man disgusted absolutely Folk-Mucke und allzu viel Fröhlichkeit. Die nämlich versprühen die lustige Gesellen und Gesellinnen nur allzu häufig. Vor allem der Titelsong macht Bock auf Fruchtwein und Bier. Aber Titel wie "KiKiKI" lassen vermuten, dass hier nicht Draculas Soundtrack geschrieben wurde. Die Transen zitieren natürlich auch einheimische Koyphäen wie Bela Bartok, warum auch nicht? Müssen ja Ungarn-Touris auch andauernd hören. Letztlich sollten hier alle hinhören, die sich gerne mal auf Märkten rumtreiben, alle die, die anstatt einer elektrifizierten Gitarre auch mal eine Geige vertragen und die überhaupt für Folk offen sind. Aber Vorsicht: Ganz so einfach zu verkonsumieren wie HISS oder andere Folker sind THE TRANSYLVANIANS nicht. Da wird das Geiglein schon mal orgiastiasch ver-soliert, da wird das Saxophon geblasen bis zum Platzen. Zudem lassen die Berlino-Ugrischen auch gediegene Punk-Einflüsse und fremder Leute Zunge nicht außen vor. Offene Menschen vor, ditte fetzt auf seine Art… Volker zum Beispiel muss ran, Folksgruppen, Forzknoten, Volkswagen und so. Die drei großen F bekommen ein viertes dazu… Und jetzt alle: Kikiki - de ki volt itt! Allet klar? Nix wie hin nach Debrecen oder einfach nach Berlin, live geht da einiges. Leilalaleilalalala ….
No Death Metal, sorry. MINORA kommen zwar aus dem Land der elchüberfahrenden Death Metal-Horden, haben aber mit Entombed nix am Hut. Ein Power Metal-Klon sind sie auch nicht, sonst wäre das Review hier wohl auch schon zu Ende haha. MINORA fahren die moderne Metalschiene, Tool und Meshuggah mal als Stichwörter. Emotionaler Gesang, klar dargeboten und manchmal von geflüsterten Backing Vocals unterstützt, ist das herausragende Merkmal des Schwedenhaufens. Der Bass wummert dazu ähnlich wie bei Korn (ich hätte mir auch nie träumen lassen Korn mal in einem Review zu erwähnen) und ist einfach nur coolwummernd. Wenn man mag, kann man der ganzen Chose den Nu Metal-Anstrich geben, aber das widerstrebt mir schon aus Prinzip hehe. MINORA aber sicher nicht, denn die vier Songs sind eindeutig von Acts wie Ill Nino, System Of A Down oder Tool inspiriert und dabei (schwedentypisch) sehr gut verarbeitet worden. "Square One" glänzt mit einem erstklassigen Sänger, emotionalen Songs (die fast ausschließlich im Mid Tempo unterwegs sind) und einer guten Produktion - das einzige was mich störte ist die Fixierung auf langsame Songs. MINORA können sicher auch mal nen schnell Kracher einbauen, das würde ein komplettes Album auflockern. Auf ner MCD sind vier Mid Tempo-Songs nicht so wild, vor allem nicht wenn sie so gut sind wie in diesem Fall, aber über 45 Minuten sollten MINORA noch ein wenig an der Abwechslung im Songwriting feilen. Wenn sie das tun, wird der hoffentlich bald kommende Longplayer ein Fest für Freunde des modernen amerikanischen Metals.
RAZOR CRUSADE aus Frau Antjes Heimat bringen endlich einen neuen Longplayer unters Volk, genauer gesagt ihr Debüt. Vorher gab’s ja nur die ziemlich geile "Are You Wired?"-MCD, die bei vielen Leuten aber Hoffnung, Geschmack und Lust auf mehr von der holländischen Combo gemacht hat. Dazu haben sich die Jungs echt mal den Arsch abgetourt und live immer alles gegeben. "Infinite Water" strotzt dann auch vor Spielfreude, Energie und vor allem Liebe zum Detail. RAZOR CRUSADE haben einen komplexen Hardcore-Klumpen eingespielt - auf der einen Seiten melodiös-verspielt ballernd ("You Should Be Lucky"), bei dem die neuen Hardcore/ Metalcore-Combos wie Give Up The Ghost, The Hope Conspiracy oder auch Nine sicher Pate gestanden haben. Auf der anderen Seite gibt es nachdenkliche, ruhige Passagen oder auch mal noisige Momente, die Songs richtig sperrig machen ("Mark, You’re A Hole"). Und wenn bei "The Low Spark" nicht Erinnerungen an selige Refused-Zeiten hochkommen weiß ich auch nicht mehr. "Osaka Android" klingt dann wieder nach The Hives, vor allem im Gesang. Man merkt, RAZOR CRUSADE mischen alle möglichen Einflüsse aus "modernen" Genres und setzen aus diesen unterschiedlichsten Puzzleteilen ein stimmiges, aggressives, melodischen Bastard zusammen, der funktioniert und sich cool anhört. Hier werden Emotionen transportiert - da war ich fast schon so weit zu sagen dass RAZOR CRUSADE Emocore spielen. Aber nein, über die ganze Platte dann doch nicht, dafür sind sie zu heavy und haben auch mal das ein oder andere Metalriff versteckt, was sich Emo-Weiner ja nicht trauen hehe. Ok, der Gesang ist voller Gefühl und kann genauso Aggression wie Verletzlichkeit zum Ausdruck bringen, aber das wird durch die bratenden Gitarren wieder wettgemacht hehe. "Infinite Water" ist eine sehr sehr coole Hardcore-Scheibe und wird RAZOR CRUSADE’s Ruf sicher mehr als polieren. Die Jungs werden groß, ganz groß!
Ein Bierchen kostet hier in Hamburg auch schon drei Euro, ein Hamburger in Hamburg auch. Da macht der gemeinhin eh zu dicke Metaller einfach einen Gesundheitsabend und verzichtet auf ebendieses Frühstück, und schon hat man fast das Geld zusammen, dass man braucht um sich "Breaking The Silence" ins Regal zu stellen und auf die Lauscher zu geben. Unter dem Banner der Band Unity (www.band-unity.de) zerstören nun 15 Bands die Stille, und dies tun sie fast ohne Ausnahmen sehr eindrucksvoll. Mit dem Schwerpunkt auf düsterem Metal zeigt sich diese CD extrem professionell und hebt sich alleine dadurch von vielen mehr oder wenigen glücklosen Veröffentlichungen ähnlicher Idee der letzten Zeit ab. Farbiges Booklet, jeder Band ist eine Seite gewidmet, fast durchgängig qualitativ hohes bis höchstes Niveau der Musik und das ganze für günstiges Geld. Und davon geht auch noch ein Euro an die "Nordoff Robins Stiftung", einer Vereinigung die Musiktherapie für autistische Kinder forciert. Ob dies jetzt durch Ohrwürmer wie den Opener von MINDCRIME, durch schwarzmetallische Kälte von MIDWINTER oder von fast oldschooligen Thrashhämmern wie HATRED besorgt wird, sollte dem nicht allzu engstirnigen Metaller egal sein: Abwechslung pur, Gothic Metal als Konsens und kleinster Nenner bei den meisten. Hinter jedem der Tracks stecken recht eigenständige Ideen, dem ein oder anderen zu knabbern geben vielleicht THE ANIMATRONIC mit einem etwas gewöhnungsbedürftigen Drumming aber erfrischend aus dem Rahmen fallenden modernen Metal oder CARPATHIAN DREAM mit dem immer noch die Gemüter spaltenden mehrstimmigen Gesang. Doch lediglich beim letzten Song von EVENTYR fallen auch objektiv die Hüllen, das Drumming ist doch arg dünne, das Keyboard für das, was es spielt, viel zu laut. Sei´s drum, sinnvoller kann man in aktueller Zinslage sein Geld ohnehin nicht anlegen. Also flugs beim Mailorder des Vertrauens die CD geordert oder bei einer beliebigen beteiligten Band über eine Stunde solide Unterhaltung bestellt. Für weitere Infos checkt ihr am besten die Band-Unity.de Seite!
Nach dem hörenswerten 2002er Album "...Ridin’ With The Devil" verticken die süddeutschen Rock’n’Roller SILVERMACHINE nun ihr neusten Werk aus Schmutz, Dreck und lauten Gitarren. Betitelt ist das Ganze mit "Dead Moon" und enthält 9 Tracks welche wieder mal gnadenlos nach vorne gehen und sich bemühen keine Gefangenen zu machen. Wer’s noch nicht ahnt - der Haupteinfluss des Dreiers war und ist unzweifelhaft Motörhead. Und das Sänger und Gitarrist Oli seinen Gesangsstil an Lemmy orientiert ist schon nach den ersten Takten des schnellen Openers "Souldoctor" recht deutlich herauszuhören. Der zweite Song "Heart & Soul" ist ein eingängiger, fast schon melodischer Hinhörer und für mich der Anspieltipp der Scheibe. "Heart & Soul" zeigt aber auch auf, dass SILVERMACHINE neben genannten Motörhead auch noch Bands wie Hellacopters, Nashville Pussy & Co. zu ihren Faves zählen dürften. Und mit deren Mucke können sich Oli, Alexandra und Manuel durchaus vergleichen. Eine Besonderheit weis der süddeutsche Dreier allerdings auf. Das ist die Mischung aus Tracks mit englischen (vier Songs) und mit deutschen Lyrics (die anderen fünf Songs). Harter Rock’n’Roll mit deutschen Texten mag nicht jedermanns Sache sein - sie geben SILVERMACHINE aber eine eigenständige Note und unterstreichen etwas die Punk-Note in den Songs. Die Teile dürften auch Live dementsprechend gut rüberkommen. Dabei gefällt mir besonders "Ich bin Frei" mit seinem fast Bandhymnenmäßigen Charakter und das schnelle "Rock’n’Roll 04". Wer mal nach der CD Ausschau halten möchte, probiert es mal über ProvinoPromotion@aol.com oder testet mal die angeführter Band-Homepage an - das ganze ist recht verbraucherfreundlich. Apropos, noch was: SILVERMACHINE sind im September 2004 mit der Berliner Punk´n´Roll Band ROCKASS auf Deutschland-Tour - na dann Rezina: Vollbedienung.
Death Metal. Eher langsam. Mit englischen und deutschen Texten. Klingt solide, ist solide. Die Süddeutschen, die früher auf den geschmackvollen Namen "Euthanasie" gehört haben und sich nach der Umbenennung jetzt mehr um Parasiten kümmern, gehen dabei recht abwechslungsreich vor, streuen viele Breaks ein und spielen natürlich auch gerne mit dem Tempo - bis herunter in doomige Gefilde. Vergleiche mit Asphyx und Co. sind sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Dummerweise nervt dabei der Sprech-, Grunz-, Wechselgesang bei Songs wie "Gate To Paradise" oder "Schrei" nicht zu knappp und gibt den Titeln einen nervigen Anstrich. Schade, denn das Material an sich transportiert wirklich ordentlichen Death Metal traditioneller Couleur mit verspielten Spritzern. Vor allem das Schlagzeug hat (und macht) ziemlich Dampf. Fazit: ausbaufähiges Demo mit guten Ansätzen. Ich bin mal gespannt, wie die Jungs ihre Sache auf dem "Up From The Ground" machen.
Ein Konzept-Album über Ägypten. Wie originell! Gähn... DOWN BELOW greifen das Grundthema jedes zweiten oder dritten Konzept-Albums wenigstens mit fachlichem Hintergrundwissen der Uni Leipzig an, ein Fleißsternchen gibt es für diese Recherche-Arbeit. Musikalisch ist "Silent Wings:Eternity" ein Fall für Pop-Goten und Eighties-Liebhaber - die Stimme von Sänger Neo-Scope geht angenehm ätherisch ins Ohr und erinnert von Ferne an Marian Gold von ALPHAVILLE unvergessen. Und genau da sind DOWN BELOW am besten - nicht in den tiefen Gothic-Gefilden von "Embalmment" - die sind zu durchschaubar, überwiegen das Album aber leider - sondern eher bei den poppigen Arrangements a la "How To Die In Space", bei denen diese Stimme glänzen kann. Losbraten können andere besser, bei vielen Songs wird die E-Gitarre mal kurz angespielt und darf dann doch nicht. Genau wie der Sound, der eher "transparenter" geworden ist - scheint aber momentan ein Trend zu sein, eher dünner produzieren zu wollen und den Stimmen im Vordergrund mehr Platz zu lassen. Kann ich ja verstehen, aber mir geht´s auf den Senkel.
Aus England kommen so verschiedene Sachen wie die BEATLES und BFBS Radio - der Streitkräfte-Sender, damit die Tommies in der Fremde wenigstens nicht unter dem schrecklichen Format-Radio leiden müssen. Erstere werden hier von ihren Landsmännern GROOVYCIDE verwurstet - und wenn John Lennon nich schon längst tot wäre, er würde um Hilfe rufen. Denn GROOVYCIDE sind nicht nur in Gütersloh stationiert, sondern auch im (poppigen) Punkrock Mitte der Achtziger verwurzelt - und "Help" rumpelt und pumpelt wie Live-Bootlegs von den LEMONHEADS und ihrer Version von "Miss Robinson". Die anderen Tracks rumpeln nicht weniger, gerade die Drums sind extremst "oldschool" aufgenommen - was in diesem Fall eben absolut drucklos bedeutet. Die anderen viereinhalb Tracks sind nicht viel besser, okayer Thekenrock, aber nicht mehr und nicht weniger. Wundert mich nur, warum Radio-Guru John Peel (und damit schließt sich der Kreis) so tierisch auf GROOVYCIDE abfährt. Wahrscheinlich Nostalgie nach den Frühachtzigern, als selbst auf guten Stereo-Anlagen die Platten noch so dünn klangen? Hmm. Die Texte sind ok - die Liebe ist ein seltsames Spiel, erst recht, wenn man oft, lange und zwangsweise allein ist...
Er singt wohl recht gern zusammen mit Mädels, der gute Dero von OOMPH!. War es bei "Fieber" noch Nina Hagen und auf der letzten Tour die jungen EXILIA, so steht heuer Fr. Kraushofer von den österreichischen Tanzgoten L´ÂME IMMORTELLE an seiner Seite. Mit einer weniger unitären Stimme als die Punkoma Hagen hält sie zwar nicht mit Deros vollbrüstigem Gesang mit, passt aber schön zum Gesamtbild des Songs. Textlich eine recht banales Liebesgedöns, musikalisch eine ins Ohr gehende Hymne mittleren Tempos mit den üblichen OOMPH Trademarks, jedoch deutlich softer und gleichzeitig bombastischer als die vorherige Maxi. Die Maxi enthält außerdem zwei Remixe des Titeltracks, die beiden Songs "Eiszeit" und "Kill Me Again" und ein Video zu "Brennende Liebe".
Vorne prangt ein unscharfer grauer Totenkopf, hinten springt einem eine grellgelbe Sonnenblume an. Übertriebene Diskrepanz auf der einen, treffende Vielseitigkeit auf der anderen Seite. Und das trifft nicht nur auf den optischen Eindruck der CD zu, sondern beschreibt auch die Musik. Dass weiblicher Gesang nicht immer den Ohren schmeicheln muss, zeigen SYSTEME ENCEPHALE recht schnell. Nicht der Weg des geringsten Widerstands sondern die allermeiste Zeit der steinigere aus mehreren möglichen Pfaden wird von ihnen gewählt. Gemäßigtes Tempo, bisweilen fast schleppende Langsamkeit und dann auch wieder gemäßigt rockend führen zu einem nicht selten nachdenklichen, manchmal düsteren und stets fesselnden Gesamteindruck. Doch zurück zum Gesang, denn dieser strotzt außer beim etwas zu tiefen und damit leicht gezwungen wirkenden Opener vor Organik und harmoniert wunderbar mit den Instrumenten. Die Organik wird durch eine bodenständige Produktion noch forciert. Die Gitarren schwelgen bisweilen in selbstverliebtem Prog, drehen aber nie soweit ab, dass den Songs ein leichter Hymnencharakter verloren geht. Und somit wüten die Emotionen und unterhalten abwechslungsreiche Songs auf eine Weise, wie sie Bereich des härteren Rocks nur noch selten angetroffen wird.