"Head Under Water" ist so was wie die küstennahe Variante von Kopf in den Sand. Und irgendwie machen mir die Hamburger fast ein schlechtes Gewissen. Denn technisch passt alles, von der Produktion bis zum schönen Gesang. Die Songs sind klasse anzuhören und kombinieren schön poppige Eingängigkeit mit süffisant rockenden Gitarren. Und wäre es nicht so, dass man nach wenigen Takten den ganzen Song kennt, würde das Album sicher einiges hermachen. Mit nur einer Ausnahme bedienen sich MONO INC. aber leider allzu bekannten Sounds und verwechseln Melancholie darüber hinaus manchmal mit zu traniger Melodieliebe. Die einzige Ausnahme muss noch Nachgereicht werden: "Looking Back" überrascht mit modern klingenden Vocals. Erscheinung "Head Under Water" kränkelt definitiv am Mangel eigener Ideen und an einigen Stellen auch zu wenig Power. Wer nicht unbedingt kantige Songs und kreatives Songwriting braucht, kann sich mit dem Gothic Rock der Jungs sicherlich schöne Stunden machen. Mir reicht nur schön klingen aber nicht.
"Everything You Need" von SLIGHTLY STOOPID hat mit Metal nun so rein gar nichts zu tun und mit Rock nur vereinzelt Berührungspunkte. SLIGHTLY STOOPID mischen von SUBLIME, NO DOUBT über THE CLASH, THE POLICE bis zu UB40 und SHAGGY (ja, ich wage es tatsächlich diesen Namen auf dieser Seite zu erwähnen) alles zusammen zu einem Album das zwischen Reggae, Hip Hop, Pop, Akustikrock, Blues und Surfpunk pendelt. Kalifornischer Lebensstil zwischen Strand, Surfen, Skaten, Party, Frauen, allerlei Drogen und Hauptsache Fun sind die thematischen Schwerpunkte des Duos. Pflichtlektüre für all jene, welche Sounds á la SUBLIME & Co. zu ihren Faves zählen - den restlichen Leser dieser Page wird dies höchstens tangential interessieren. Ach ja, das Teil hätte soundmäßig betrachtet im Frühjahr veröffentlicht gehört (wie auch in den Staaten) - die zum Größtenteils wirklich recht coolen Sounds von SLIGHTLY STOOPID passen weit besser zu Sonne und Hitze als zu den regnerischen Herbstagen welche zur Zeit vorherrschen.
"Bavarian Black Metal" gibt’s von dieser jungen Band - nach den Kickern aus der Hauptstadt des Landes mindestens die zweite Sache dort, die ich nicht leiden kann. Unterirdischer (also noch weiter unterm Underground) Sound, klischeehafte Texte, nervige Kreischvocals, langweilige, tausendmal gehörte Songideen, all das zusammen macht schon mal keine besonders gute CD. Dann wird das Ding noch über einen Versand angeboten, der einen zumindest zweifelhaften Eindruck macht, in jedem Fall aber eindeutig "unsaubere" Bands anbietet. Braucht keine Sau und noch weniger würden’s ertragen. Der Jahres-Griff ins Klo!
"This album is dedicated to DEATH Metal” - das stimmt, verlöre aber auch ohne das letzte Wort keine Berechtigung. Was als erstes ins Ohr fällt , ist dieser unglaubliche fette Sound - ich weiß nicht, was für ein Budget die Kameraden aus Baden-Baden hatten, aber für eine Band ohne Label im rücken hört sich das wirklich mehr als knorke an. Vier Songs sind drauf auf dem Datenträger und die haben es wirklich in sich. Death Metal isses, klar, bretthart, aber kein Stück stumpf. Wie gesagt, Death standen sicherlich Pate, aber Mario und seine Freunde geraten aber nie in Plagiats-Verdacht. Treibendes Double-Bässken, interessant eingestreute Breaks, ungenormte Riffs, hörenswerte, nie ausufernde Soli und ein Grunz-Röhrer, der alle Hirsche der Heide in den Schatten stellen kann. Fazit: Vier Songs auf wirklichem hohem Niveau. Der Vierer aus der Spielbank-Stadt macht Ami-Death-Metal, ohne den Nervfaktor der Vorreiter. Sehr gute Scheibe, leider viel zu kurz.
Bei ihrem letzten Label Spinefarm wurden TIMO RAUTIAINEN JA TRIO NISKALAUKAUS zärtlich Niskis abgekürzt - das ist aber schon das niedlichste, dass man über diese finnische Band erzählen kann. "Trio Genickschuss" bedeutet der Bandname. Schwer, gesetzt und erdig ist die Musik, schwer verdaulich die Texte. Und obwohl "Hartes Land" bereits das zweite Album dieser Band in deutscher Sprache ist, muss man wahrscheinlich ziemlich tief in der finnischen Weltanschauung buddeln, um die Texte verstehen zu können - sie handeln von Einsamkeit und Weltabgewandtheit, Schmerz, Tod und einem sehr eigenen Stolz. Und haben noch eine weitere, sehr ernste Ebene, nämlich Krieg und Vertreibung, oder im weiteren Sinne Heimat und Identität. In Deutschland ist dieses Thema ein Minenfeld, in Finnland immerhin noch schwierig, und wahrscheinlich ist es heilsam für die inzwischen zweite und dritte Nachkriegsgeneration, ein Lied wie "Schneewanderer" vor den Latz geknallt zu bekommen. Die recht eigene und für einen Finnen ziemlich hohe Erzähl-/Singstimme von Timo Rautiainen liegt über der permanent pumpenden Rhythmus-Gitarre und vereinzelten Melodien. Vier Lieder sind auf finnisch bereits auf dem Album "Rajaportti" veröffentlicht, sechs auf dem Album "Kylmä tila". Während auf beiden Alben relativ straight rockende Tracks daneben stehen, ist auf "Hartes Land" das Tempo extrem zurück gefahren und fast durchgehend langsam - dadurch bekommt die Musik eine zusätzliche Schwere und Intensität. Ein Album also für einsame Wölfe, Tage ganz ohne Licht, eine handfeste Winterdepression und richtig harte Männer. Dennoch oder deswegen sind Timo Rautiainen und Co. in Finnland Superstars. Knödelkönig Herbert Grönemeyers erste Alben könnten für Deutschland ein Pendant sein - "Niskis" drücken anscheinend mit hoher "Credibility" aus, was viele ähnlich fühlen oder mitfühlen können. Und so gehört Ville Valo von HIM zu den größten Fans, Tuomas Holopainen von NIGHTWISH kommt aus demselben Kaff in Ostfinnland wie Rautiainen und freut sich über seinen Gastauftritt genauso wie Eicca Toppinen von APOCALYPTICA oder Tapio Wilska von FINNTROLL. Und diese international berühmten Bekannten nehmen Timo Rautiainen auf Europatour mit. Die vergangene Tour im Vorprogramm von HIM war vor kreischenden deutschen Teenies eine mittlere Katastrophe, und ich wäre nicht sehr überrascht, wenn die Fans des NIGHTWISH-Pomp ähnlich auf die schroffen Leidenssongs reagieren werden. Es ist halt ein ernstes Album. Aber wer nicht nur oberflächlich von Finnland schwärmen will, sollte es sich anhören.
Risiken und Nebenwirkungen? Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker oder am besten Metal Inside. Denn KROHM bringt Krankheit und Tod, Verdammnis und Fäulnis, zumindest aber Angst und Todessehnsucht. Nach Shining (deren Mastermind Kvarforth übrigens für das Artwork verantwortlich zeichnet) dürfte KROHM vielleicht die ekligste "Band" der Welt sein. KROHM , das ist kalter, depressiver Black Metal, der in seinen quälendsten Momenten einfach nur schleichend daher-doomt. Echte und rasende Knüppel-Passagen muss man mit der Lupe, ähem mit dem Hörgerät, suchen. Aber das macht diese Scheibe halt noch unerträglicher, noch böser. Sieben schleppende Titel nehmen den Hörer mit auf die Reise in Richtung Friedhof, der letzte trägt passender Weise den Titel "My Hearse". Sieben Titel, die verschmelzen zu einem Soundtrack für die Selbstmord-Orgie. Es ist schlichtweg unglaublich, wie man mit derart sparsamer Instrumentierung, mit sägenden Gitarren, schmalem Drumming, Keyboard-Hintergrund-Mucke und quälenden Vocals eine derartige ergreifende Atmosphäre schaffen kann. Dem Ami Numinas ist das mit seinem Ein-Mann-Projekt gelungen. Nichts für zarte Gemüter sicherlich, und vielen vielleicht auch fast langweilig, aber wer sich drauf einlässt, um den ist es geschehen. Wir haben auch gewarnt…
Vor knapp dem Jahr fiel mir der Vorgänger dieser Scheibe in die Hände und bereits auf dem Silberling konnten EPICEDIUM sich als coole Death Metal-Band präsentieren, die klasse groovigen Florida-Stuff spielt, der SIX FEET UNDER in nichts nachsteht. Jetzt also endlich das neue Album der Frankfurter und - um das Fazit mal vorwegzunehmen - sie haben mich nicht enttäuscht! Von vorne bis hinten nur geile Songs, die jedem Fan amerikanisch-groovenden Totmetalls gefallen werden! EPICEDIUM haben es einfach raus, mitreißenden Groove in ihrem Death Metal zu bringen, so dass man einfach mitwippen muss. Mit Sänger Sascha ist ein Grunzer am Mikro, der wie Chris Barnes auf der genialen "Haunted" klingt und das alles in eine erstklassige Produktion verpasst. EPICEDIUM sind meistens im Mid Tempo unterwegs, so kann die Mucke ordentlich Wucht aufbauen und alles niederwalzen. BOLT THROWER auf Speed hehe. In Zeiten von Schnellschuss-Alben ist "Immense Affliction" ein erfreulich durchdachtes Album, auf dem sich kein Ausfall befindet und jeder Song einfach nur cool ist. Ne Tour mit SIX FEET UNDER, das wär’s. Aber wahrscheinlich hat Chris Barnes Angst vor der Klasse der Jungs…
Komische Scheibe der fleißigen Stadtstaatler. Die jungen Hamburger versuchen sich eben nicht, wie befürchtet, am Nu Metal, sondern mischen im Grunde echten Metal mit leichten Punk-/Hardcore-Anleihen. Und das zahlt sich tatsächlich aus, denn irgendwie haben die Nordlichter ein Gespür für nette Melodien. Allerdings überraschen einige Breaks, weil sie einfach holpern - aber das kann ja einer jungen Band durchaus passieren. Dafür ist der Song für eine Eigenproduktion wirklich prima gelungen. Irgendwie komme ich mit der CD aber dennoch nicht wirklich klar: Nehmen wir "Burn Out" - der Refrain kommt extrem griffig daher - aber halt auch irgendwie leierig. Oder den Opener "Agression" - auch schön eingängig, mit einem ruhigen Part, der bass-seitig die Atmo des alten Mariners aufkommen lässt. Nur dann reisst einen die Stimme El Bourbons wieder aus den Träumen - und man ist so klug wie zuvor. Bester Song: "Death Row", zwischenzeitlich ein echter Thrasher, mit klebrigem Chorus und eigentlich ständig mit Dampf nach vorne ausgestattet. Auf jeden Fall haben ILL SHOTGUN keine langweilige Nu-Metal-Platte gemacht. Und das ist ja schon mal was.
Life Is Just A "Rat Race" - das wär es fast geworden, diese Platte wäre um ein Haar nie erschienen, und damit war über Hamburgs ehemals größte Rock´n´Roll-Hoffnung mit eigenem Fanclub in Helsinki schon fast das letzte Wort gesprochen. Schade wäre es gewesen um dieses Hitalbum, diesen Soundtrack zu jedem gelungenen Wochenende - vom euphorischen Freitag abend ("Rock It") bis zum verkaterten Sonntag ("Losing My Mind"). SKELETOR haben Hooks die länger halten als der Hals von Gene Simmons Bass, mehr Glamour im kleinen Finger als die Mädels im Dollhouse ("Spader") und sind doch genauso geerdet wie die Arbeiter bei Blohm + Voss auf der anderen Elbseite. Ganz, ganz, ganz großes Rockalbum.
In Zeiten, in denen IN FLAMES immer mehr zur belanglosen Rockband verkommen, muss sich der geneigte Melodic Death-Fan nach neuem Futter für seine Anlage umschauen, DARK TRANQUILLITY scheinen ja noch ein wenig zu brauchen. Newcomer wie DEAD SAMARITAN haben zwar nicht den Lokalitätsbonus, kommen sie doch aus Finnland und nicht aus Göteborg, musikalisch stehen sie den Frühwerken der großen Vorbilder in nichts nach, auch wenn sie noch einen Tick aggressiver zu Werke gehen. Während die Gitarren sich in den gleichen wunderschön gemachten Melodien wie IN FLAMES früher ergehen, klingt Sänger Pasi um einiges wilder und bösartiger, sehr geil. Hin und wieder blitzen kleine Spielereien im Thrash-Stil auf ("Battered Beyond Recognition"), was DEAD SAMARITAN genügend Eigenständigkeit gibt, um nicht als tausendste belanglose Kopie durchzugehen. Das die Produktion locker mit etablierten Bands mithalten kann, muss heutzutage nicht mehr erwähnt werden, gerade die Finnen scheinen das als selbstverständlich anzusehen. "Bone Hill Revelation" ist ein schön eingängiges, gleichzeitig auch ordentlich ballerndes Melodic Death-Demo geworden, mit dem die Finnen beruhigt in die Zukunft schauen können. DEAD SAMARITAN haben eindeutig ihren eigenen Weg gefunden und auch wenn sie sich in den engen Grenzen des Melodic Death Metal bewegen, ein ganz eigenes Profil bekommen. Von dieser Band werden wir sicher noch mehr hören!