Soloprojekte sind immer eine merkwürdige Sache, Kollege Memme fand’ aber das letzte MALUS-Werk gelungen, so dass schonmal sichergestellt ist, dass hier nicht totaler Müll verzapft wird. Nach einem Standard-Intro wird mit einem anständigen Blast-Part gezeigt, wo der (schwarze) Hammer hängt. Angenehm fällt die gute Produktion auf, die druckvoller als der Schwarzmetall-Standard ist und „The Beauty Of Doom“ wuchtig aus den Boxen kommen lässt. Die recht langen Songs bieten gewohnte Black Metal-Kost, die keine großartigen Akzente setzen kann, wenn es um neue Einflüsse geht, aber im soliden oberen Drittel des Genres unterwegs ist. Durch die Keyboard-Einsätze und die Gabe, Songs auch einmal Zeit zur Entwicklung zu geben und nicht nur in Drei-Minuten-Schemata zu pressen, gewinnt die Scheibe an Reiz und wird unter Schwarzkitteln ihre Fans finden. MALUS ist eines der wenigen Solo-Projekte, bei dem alles stimmt und der Mastermind auf die Frage nach Mitmusikern mit einem beherzten „Wozu? Ich kann doch alles selbst viel besser!“ antworten darf. Recht hat er. „The Beauty Of Doom“ ist eine grundsolide Black Metal-Scheibe, die dem Hörer den Hut angesichts der Tatsache, dass alles von einem Künstler eingespielt wurde, ziehen lässt.
Fett produziert und mit ordentlich Wumms schallt es da dem Cover entsprechend und die Herkunft (Italien) verleugnet aus den Speakern. Traditioneller Heavy Metal mit Druck nach vorne und kompakt dargeboten liefern uns BURNING BLACK auf ihrem Debüt „Prisoners Of Steel“ (zuvor gab es zwei Promos). Dabei beschränken sie sich meist auf das wesentliche und das steht dem Quintett um Shouter Massimo De Nardi (der gekonnt zwischen hohen Schreien und melodisch voluminösen, im mittleren Bereich liegenden Gesang wechselt) richtig gut. Ans Herz seien einen dabei mal das fetzende und drückende „Angel Of War“ (Ohrwurm-Banger) und das klischeetriefende „Heavy Metal“ gelegt. Die meisten der anderen Tracks schlagen in die gleiche Kerbe, aber eine Ballade gehört wohl auch zum Pflichtprogramm - „No More Heroes“ lassen wir aber mal lieber gleich unter den Tisch fallen. Natürlich haben BURNING BLACK die einschlägig bekannten Ahnen des Heavy Metal der 80er-Jahre, und natürlich werden sie es im Wust gleichartiger Veröffentlichungen schwer haben und natürlich ist das Null Innovativ. Aber „Prisoners Of Steel“ bedient genau jene Zielgruppe, welche mal wieder frischen Stoff zum Bangen braucht und sich einen Dreck um Ego-Solos, Keyboardwände und vor allem ausufernde Kompositionen schert. Fazit: Auch der Stiefel kann gehörig Bangen.
Im Fahrwasser von PARKWAY DRIVE und AS I LAY DYING bewegen sich DROWNED IN DREAMS, die mit „Tragedy Of Empty Homes“ ihre erste EP vorzuweisen haben. Die fünf sehr gut produzierten Songs bieten zwar nichts überraschend Neues, aber dafür gut gemachten Metalcore, bei dem der Metal gegen den Core gewinnt. Die Songs sind treibend, gehen gut ins Ohr und hinterlassen einen guten Eindruck, was vor allem Shouter Gerdi anzurechnen ist, der eine kraftvolle, markante Stimme hat. Nur bei den cleanen Parts mutet er sich zu viel zu, aber für eine erste EP geht das in Ordnung, wenn die aggressiven Stimmlagen so gelungen sind wie in diesem Fall. „Tragedy Of Empty Homes“ ist zwar kein Meilenstein des Genres, was niemand von einem Debütwerk erwartet, aber eine runde Sache, mit der sich DROWNED IN DREAMS im deutschen Underground einen guten Namen machen werden.
Mit ihrem letzten Longplayer „Redeemer“ konnten die Schweden MACHINAE SUPREMACY nicht nur unseren Goofy aus dem Häuschen hervorlocken, sondern sicherten sich durch ihr ausführliches Angebot an Internet-Downloads und ihren angeschrägten musikalischen Stil auch anderorts viel Aufmerksamkeit. Mit dem oft angepriesenen „C 64-Metal“ hatte der leicht thrashige, melodische, mit Elektronik untermalte und sehr songdienlich gespielte Mix außer ein paar eingestreuter Videospiel-Samples (im Stil von HELLOWEEN´s „The Game Is On“) allerdings nicht allzu viel zu tun, dafür schaut die Band nach wie vor in Richtung WALTARI, tönt aber weiterhin nicht ganz so abgedreht wie die Finnen. Auf „Overworld“ geht man noch eine Ecke eingängiger und „flüssiger“ zu Werke, was das Album zu einer echten Granate macht! Ich habe in den letzten paar Jahren kaum eine moderne Band gehört, die in Sachen Songwriting so frisch und energiegeladen zu Werke geht. Mindestens jeder zweite Song ist ein Tanzflächenfeger, der durchweg gute Laune verbreitet und mächtig bangwütig macht. Nehmt nur mal den Opener „Overworld“, „Edge And Pearl“, „Radio Future“, „Skin“, „Conveyer“ (Killer!!!) oder “Sid Icarus”… allesamt geniale, hochdynamische Rockhymnen mit starken Refrains, und auch der Rest fällt dagegen kaum ab! Man benötigt als traditioneller Metalhead vielleicht ein paar Umdrehungen mehr um sich an die elektronisch-mechanische Soundwand zu gewöhnen, aber dann bekommt man die Songs nicht mehr aus der Birne. Lange Rede, kurzer Sinn: mit „Overworld“ steigert sich das Quintett gegenüber dem schon sehr starken Vorgänger noch mal um 200% und liefert eine Platte ab, die für mich zu den bisherigen Highlights des Jahres zählt. MACHINAE SUPREMACY zocken ganz locker in einer Qualitätsliga mit anderen modernen Hoffnungsträgern der Marke SYSTEM OF A DOWN oder BILLY TALENT und haben ebenfalls das Zeug für große Arenen – aber das liegt wie immer an Euch. Aber tut mir einen Gefallen: vergesst bitte bitte den Begriff „C 64-Metal“ ganz schnell wieder!
Wer sich Corey Taylor als Produzenten ins Haus holt, wird von großen Teilen der eigenen Szene klagende Rufe nach Ausverkauf und Kommerz hören. WALLS OF JERICHO ließen sich davon nicht beirren und haben erkannt, dass Mr. Taylor durch seine Arbeit mit SLIPKNOT und STONE SOUR zu einem vielseitigen Musiker und Produzenten geworden ist, der ihnen mit der „Redemption“-EP weiterhelfen kann. Denn diese fünf Songs haben mit dem üblichen WALLS OF JERICHO-Stil nicht viel zu tun, stattdessen konzentriert sich der Detroiter Haufen auf ruhige, entspannte Töne. Candace hat ihre Pitbull-Stimme zugunsten ihrer klaren (nicht minder kraftvollen) Stimme ad acta gelegt, genau wie sich der Rest der Band auf ruhige Töne konzentriert. Das macht schon den Opener „Ember Drive“ zu einem gefühlvollen Gänsehaut-Song, genau wie das folgende „My Last Stand“ (bei beiden hat Corey Taylor als Gastsänger mitgemacht) und vor allem das vorab veröffentlichte „No Saving Me“. „House Of The Rising Sun“ wird wohl von jedem gecovert, der mehr als zwei Akkorde spielen kann, aber selten ist eine Version so gefühlvoll und gleichzeitig unkitischig ausgefallen wie diese hier. Der abschließende Song „Addicted“, wieder mit Corey Taylor, bildet den gelungenen Abschluss einer überraschenden EP, die als Experiment und Ausdruck kreativer Freiheit voll in Ordnung geht. Es ist nicht überraschend, dass sich Musiker nicht nur auf einen Stil festlegen lassen wollen und neue Wege beschreiten. Da passt die Zusammenarbeit mit Corey Taylor noch mehr ins Bild. Mit dem nächsten Album werden WALLS OF JERICHO sicherlich zu gewohnter Aggression zurückehren, mit dieser EP beweisen sie aber ihre Vielschichtigkeit und Können.
Über anderthalb Jahrzehnte sind FIVE FIFTEEN aus Finnland mittlerweile schon im Geschäft, des Ganzen müde sind sie jedoch offenbar nicht. Mit "Alcohol" ist nun das neue Album erschienen. Hinter dem ästhetisch doch eher etwas fragwürdigen Albumcover steckt sogar tatsächlich eine Geschichte, gehört doch das abgebildete Tattoo zu einem Geschäftsmann, dem es ein tiefes Bedürfnis zu sein schien, es dem Tourmanager der Band zu präsentieren, der das Werk umgehend für die Ewigkeit festhielt. Der gleichnamige Titeltrack ist ein ruhiges, nachdenkliches und gelungenes Stück über den besagten Alkohol, das sowohl als Intro des Albums als auch als abschließende Coda wieder aufgegriffen wird, der Rest der Songs beschäftigt sich mit diversen anderen Süchten. "Two Partners In Crime" wirkt irgendwie, als müsste es sich noch etwas warmlaufen, beim sich anschließenden "Fill Your Head With Rock" allerdings nehmen FIVE FIFTEEN dann ordentlich Fahrt auf, das Lied geht ins Ohr und rockt. Auch "Delirium" mit seinem leicht psychedelischen, weiblichen Gesang im Refrain geht ordentlich nach vorne, bei "Northern Boy Blues" kommt durch Slide Gitarre und Mundharmonika dagegen ein dezentes Western-Flair auf. Und zu guter letzt ist mit "Old Hairy Dogs Almost Dead" auch noch Blues-Rock dabei. "Alcohol" erfindet das Rad nicht neu, lässt sich aber gut anhören.
Mit dem geilen und stilistisch eher in den 90ern angesiedelten „The Last Sucker“ verabschiedeten sich die Industrial-Götter MINISTRY offiziell von ihren Fans, doch so ganz ohne Bonbon wollte sich die Band dann doch nicht von Dannen schleichen. So kommt es, dass der verrückte Haufen seiner Gemeinde noch eine sehr coole Cover-Scheibe serviert, die einige ausgesuchte Lieblinge und Inspirationsquellen von Mastermind Al Jourgensen enthält. Dabei werden Stücke aus den 70ern (hauptsächlich) und 80ern durch den Fleischwolf gedreht und in sehr abgefahrenen, MINISTRY-typischen Versionen präsentiert, wobei einige der Songs („Supernaut“ von BLACK SABBATH, „Lay Lady Lay“ von Bob Dylan und „Roadhouse Blues“ von den DOORS) eingefleischten MINISTRY-Fans, die auch mit den Sideprojects von Al (z.B. 1000 HOMO DJS) vertraut sind, bereits bekannt vorkommen dürften. Aber diese Songs komplettieren lediglich das Cover-Konzept, das etwa mit dem stark elektronisch aufgepeppten „Under My Thumb“ (ROLLING STONES), dem sehr gut passenden „Radar Love“ (GOLDEN EARRING), dem flotten „Space Truckin’“ (DEEP PURPLE), dem schleppenden Abschluss „What A Wonderful World“ (Louie Armstrong) oder dem völlig genialen „Black Betty“ (RAM JAM – die beste Version der Scheibe, weil einfach höllisch metallisch und fünfmal so geil wie das grottige Original!) diverse weitere Perlen enthält, die einfach Laune machen. Natürlich kann man über eine solche Veröffentlichung streiten, aber es handelt sich hier vornehmlich um ein „Geschenk“ an die treuen MINISTRY-Fans, was auf der anderen Seite jedoch nicht heißen soll, dass nicht auch Leute angesprochen werden, die originelle Coverversionen zu schätzen wissen. Kein Pflichtkauf, aber eine äußerst unterhaltsame Angelegenheit, die auch noch einen witzigen Hidden Track bietet!
ARSIS haben schon einige Jährchen, Alben und Touren auf dem Buckel, mit „We Are The Nightmare“ soll jetzt – dank Deal mit Nuclear Blast – der ganz große Durchbruch kommen. Die Eckdaten stimmen soweit auch: aufgenommen bei Zeuss (HATEBREED, AGNOSTIC FRONT) und gemastert von Alan Douches (UNEARTH, SHADOWS FALL) hat die Scheibe schonmal einen amtlichen Sound. Handwerklich haben die Herren auch Einiges auf dem Kasten und generieren sich bei der Zurschaustellung ihrer Fähigkeiten nicht. Da wird ordentlich gefrickelt, geballert und gegrowlt, was schon ziemlich beeindruckend ist. Aber, und das ist bei so vielen ähnlich gelagerten Bands der Fall, haben ARSIS das Songwriting etwas vernachlässigt und ergehen sich zu oft in noch einem Poser-Part, anstatt einen Song mal knackig-kurz zu halten. Denn das können sie, wenn sie denn wollen. Wollen sie aber zu selten, was dazu führt, dass sich auf dem Album gelungene und weniger gelungene Songs die Waage halten. Wer mit einigen technisch anspruchsvollen, aber wenig originellen Songs leben kann (im Austausch für einige ziemlich gute), wird mit „We Are The Nightmare“ gut bedient, aus der Masse der Genre-Kollegen heben sich ARSIS aber nicht sonderlich hervor.
Bouzuki-Rock is back again. Nach der Veröffentlichung ihrer EP "Changes" im letzten Jahr legen TRI STATE CORNER, deren Name sich von der unterschiedlichen Abstammung der Mitglieder ableitet, nun mit ihrem Debutalbum "Ela Na This" nach. Mit von der Partei ist dabei natürlich auch wieder die bereits erwähnte Bouzuki, ein zu einer Art Markenzeichen der Band gewordenes griechisches Lauteninstrument, das ja nun nicht gerade zum Standartrepertoire einer handelsüblichen Rockband gehört. Schon der Opener "Back Home" jedoch zeigt erneut, dass E-Gitarren und Bouzuki sich durchaus gut miteinander vertragen. "My Saviour" ist ein geradliniger und druckvoller Rocksong mit eingängigem Refrain, bei "Ela Na This" kommt erneut die Bouzuki als Aushängeschild zum Vorschein, diesmal sogar mit Solo, das Lied groovt sich ins Ohr und der Refrain hat einen hohen Mitsumm-Faktor."Yesterday´s Tomorrow" lässt sich eher der punkigen Ecke zuordnen. "I´m Dying ´bo umieram´" ist der Track der Platte, der mit seinem Arrangement aus Akustikgitarre und Gesang einer Ballade am nächsten kommt, auch wenn der Gesang für eine Ballade mit derartigem Arrangement stellenweise eigentlich zu rockig wirkt. Abschließend ließe sich anmerken, dass generell etwas mehr Hall auf der Stimme schön gewesen wäre, da der Gesang mitunter arg trocken und stellenweise etwas angestrengt wirkt.
MORBID ANGEL-mal-ja-und-mal-nee-Mitglied Erik Rutan ist einfach nicht zu bremsen und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen veröffentlicht der Monstergitarrist mit seiner Band HATE ETERNAL hier bereits den vierten Longplayer, und zum anderen gibt es kaum eine Death Metal-Band, die höher, weiter und vor Allem schneller springt. Unterstützt unter Anderem von CANNBIAL CORPSE-Bassist Alex Webster, einem weiteren Highspeed-Rüpel mit langjähriger Erfahrung im Dauerfeuer, wird dem Hörer hier einmal mehr eine Lektion erteilt, was Instrumente, handwerkliches Geschick und physikalische Grundgesetze hergeben. Das Ganze ist technisch über jeden Zweifel erhaben, nur leider hat das Quartett vor lauter Vollgas und Fingerbrecherübungen die Songs vergessen. Von der ersten bis zur (fast) letzten Sekunde (das abschließende „Coronach“ ist ein atmosphärisches Outro) wird das Gas durchgetreten und pure Gewalt zelebriert, aber einen zusammenhängenden Song, vielleicht sogar mit Wiedererkennungswert, bekommt die Band nicht zustande. Hinzu kommt, dass sich Erik Rutan die Seele aus dem Leib grunzt, aber sein Stimmorgan völlig unterordnet und versucht, gegen das Geballere anzukämpfen, womit er sich quasi selber ein Bein stellt. Für reine Speed-Freaks, die sich einen Dreck um Melodien scheren und am Liebsten den Presslufthammer kreisen hören, ist „Fury & Flames“ wieder ein sehr gelungenes Produkt aus dem Hause HATE ETERNAL. Doch der Rest, und selbst der, der diese Mucke (wie ich persönlich auch!) einst ziemlich geil fand, wird sich nach einem kurzen „Aha, toll!“ gelangweilt abwenden. Hier wären geordnete Bahnen und Songdienlichkeit äußerst empfehlenswert gewesen!