POWERS COURT aus den USA sind das Baby von Sängerin und Gitarristin Dani Powers. Kommerziell ist das Gebräu aus kauzigen US Metal und Euro Speed welches uns POWERS COURT kredenzen beileibe nicht. Erinnert mich ein wenig an einen Mix aus den verblichenen CAULDRON BORN und den New Yorkern ZANDELLE, leider ohne deren Klasse zu erreichen. Es hakt an drei verschiedenen Stellen: Der Sound, besonders die Drums klingen sehr nach den berühmten Pappschachteln. Die Songs: Ich bin eigentlich ein Freund kauziger Mucke à la SLOUGH FEG, aber hier weiß manchmal nicht wo denn der Song ist. Das sind mitunter richtig geile Riffs und auch Melodien aber nichts passt wirklich zusammen. Und der letzte Knackpunkt ist Madame Powers selbst. Ich bin der Letzte, der sagt dass Frauen im Metal nichts zu suchen hätten, ganz im Gegenteil. Aber Frau Powers knödelt so extrem, dass man sich fragt was zur Hölle sie da gerade im Hals hat. Für ein Demo mag das ja in Ordnung sein, aber für die dritte - die so genannte „Make it or Break it“ - Scheibe ist das definitiv zu wenig.
Ich hatte mir vor Jahren das Debut der Franzosen KARELIA zugelegt und war von dem symphonischen, leicht gothischen Power Metal unserer westlichen Nachbarn eigentlich recht angetan. Das Zweitwerk muss ich dann irgendwie verpasst haben. Um so härter traf mich nun der neue Longplayer „Restless“. Dieses Magazin heißt ja metal-inside, aber Selbiger ist inside dieses Machwerks höchstens mit der Lupe zu finden. Minimalistische Riffs treffen auf sehr tanzbare und meist elektronische Beats. Keine Ahnung wer sowas braucht. Ich jedenfalls nicht. Das bei 37 min Gesamtspielzeit auch noch zwei Cover („Lift Me Up“ von MOBY, sowas wie die Blaupause für die eigenen Songs auf dem Album und „Loosing My Religion von R.E.M.) an Bord sind, spricht für die überschäumende Kreativität. Ich denke auf dem Wave Gothic Treffen könnten sich ein paar verwirrte Gestalten mit dem Sound anfreunden, für den Metalhead ist das aber nichts und ich glaube nicht, dass ein KARELIA Fan des Debuts diesen Weg mit der Band bedingungslos mit geht.
Thrash!!!!!! Nachdem in den USA und Mexico eine richtige Welle an Oldschool Thrash Combos unterwegs ist, beginnt es nun auch direkt vor der eigenen Haustür kräftigst zu rumpeln an. Die Ludwigshafener HATCHERY zeigen, dass auch in der metallischen Todeszone Rhein-Neckar-Kreis geiler Edelstahl geschmiedet werden kann. Mit „Birth Of A Bomb“ legen die Jungs ein sehr überzeugendes Werk vor, welches gekonnt 80er Stilistik mit modernem Sound verknüpft ohne auch nur einen Traditionsthrasher zu vergraulen. Durch die dezenten modernen Einflüsse sollten auch jüngere Fans überzeugt werden. Frontderwisch Zottel (der Name ist Programm) schimpft sich als Hybrid aus Mille (KREATOR), Toto (LIVING DEATH) und John Connelly (NUCLEAR ASSAULT) sehr überzeugend durch die neun Songs von „Birth Of A Bomb“. Die Mucke ist trotz des engen stilistischen Rahmens recht Abwechslungsreich gestaltet. So kommt ein Midtemposong wie „War“ genau im richtigen Moment. Aber über weite Strecken gilt wer bremst verliert. Also wem die neue Testament nicht flott genug daherkommt oder wer sehen will, was wir den ganzen US Bands entgegen zusetzen haben, der sollte sich unbedingt HATCHERY auf den Einkaufszettel schreiben.
DESTINITY haben einen auf den ersten Blick merkwürdigen Bandnamen, der sich leicht mit DESTINY verwechseln lässt. Auch musikalisch sind die Franzosen nicht frei von Verwechslungsgefahr, Namen wie DARKANE, AT THE GATES, DIMMU BORGIR, NEAERA schwirren beim Hören im Kopf herum – DESTINITY bedienen sich aus dem Schwedentopf, kommen manchmal in majestätisch-epische Gefilde und haben als Krönung einige brutale Passagen eingebaut. Im Grunde ist „The Inside“ moderner Schwedentod geworden, bei dem DESTINITY fröhlich alles einbauten, was ihnen gefällt und sich um Genres keine Gedanken machten. Soll ja eigentlich auch so sein und solange das Ergebnis derart zu überzeugen weiß wie bei diesem Longplayer ist alles Bestens. Handwerklich stimmt alles, die Produktion ist erste Sahne und das Songwriting haben die Jungs auch drauf. Mal krachig, mal bombastisch, mal richtig brutal werden alle Register gezogen und Wert auf Abwechslung gelegt, so dass sich kein Fan oben genannter Bands beschweren kann. Gut möglich, dass DESTINITY eine dieser Konsens-Bands werden, auf die sich zumindest die Metal-Szene verständigen kann.
Soeben hat die Band auf ihrer Homepage verkündet, dass sich Gründungsmitglied und Gitarrist Christian Hector verabschiedet hat, da er sich mehr seiner Zweitheimat AHAB widmen will. Trotzdem zeichnet er noch für das zweite MIDNATTSOL-Album „Nordlys“ mitverantwortlich, das nach „Where Twilight Dwells“ das zweite Werk der deutschen Gothic Metaller darstellt. Und hier macht das Noch-Sextett einen guten Job, da man auch mit Carmen Elise Espenaes eine sehr fähige Sängerin in den Reihen hat, deren Opernstimme allerdings nicht Jedermanns Sache sein dürfte. Die Dame heult zwar nicht so nervtötend durch die Gegend wie die alte NIGHTWISH-Sirene, aber ein wenig mehr „rockiges“ Flair wäre nicht verkehrt gewesen. „Nordlys“ lebt in erster Linie von den sehr hörenswerten Kompositionen, die zum Glück nicht vor Bombast überquellen und auf grundsolidem Metallfundament aufgebaut sind; Beispiele hierfür sind etwa das starke, treibende „Skogens Lengsel“, das mit sehr melodischen Gitarren ausgestattete „Konkylie“ (mit geklautem „The Hellion“-Thema von Priest!) oder das leicht vertrackte „River Of Virgin Soil“, die keinen romantisch orientierten Gothic Metaller enttäuschen dürften. Vergleicht man „Nordlys“ aber zum Bleistift mit dem aktuellen Werk der ebenfalls bei Napalm Records beheimateten ELIS, „Griefshire“, dann können MIDNATTSOL hier leider nicht ganz mithalten. Eine gute Scheibe, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Kanadier haben gemeinhin das Drohpotential eines Streifenhörnchens, da helfen auch musikalisch brutale Exporte wie CRYPTOPSY oder KATAKLYSM nicht. CURSED machen sich seit 2001 dran, der Welt zu beweisen, dass auch aus Kanada nihilistische, zynische Töne kommen können. Ihr dritter Longplayer, wenig überraschend „III“ betitelt, bietet dann auch genau das, was die Band schon zuvor auf zwei Alben und zwei EPs zockte: komplexen, brutalen und verstörenden HC/ Punk, der sich mit den weniger schönen Themen auseinandersetzt, die sich in der Gesellschaft finden lassen. Dabei verwischen sich die Grenzen von HC/ Punk und Grind, was so manche gnadenlose Abrissbirne ergibt. Aber auch den doomigen Tönen stehen CURSED offen gegenüber und wissen sie für ihre Zwecke zu nutzen, so dass „III“ angenehm vielschichtig und interessant klingt. Zu jeder Sekunde ist dabei die Wut und Angepisstheit der Musiker spürbar – hier haben sich gestandene Männer die rohen Emotionen ihrer Teenagertage bewahrt und sie mit der Lebenserfahrung und dem Zynimus der Gegenwart gepaart. Ergibt ein grandios-brutales Album, dass den Geist der HC/ Punk-Anfangstage versprüht. Fett, sehr fett!
EMMURE haben sich quasi binnen Jahresfrist wieder im Studio eingeschlossen und unter der Regie von Zeuss (u.a. HATEBREED) den Nachfolger zum 2007er-Werk „Goodbye To The Gallows“ aufgenommen. „The Respect Issue“ knüpft da an, wo der letzten Longplayer aufgehört hat und bietet kaum Überraschungen, dafür aber gewohnt gute EMMURE-Kost. Wie gehabt sind die Songs böse, langsame Metalcore-Stampfer, die als Soundtrack für die Scheißtage im Leben bestens taugen. Mit Postcore-typischen Soundwänden und den extensivem Ausschmücken der Songs halten EMMURE sich nicht auf, hier gibt es konsequent-knackig akustische Verzweiflung – schon Richtung Metalcore, aber mit so viel Atmosphäre und negativer Emotion, dass Postcore besser passt. Bei einigen Songs gingen die Musiker aber zu sehr auf Nummer Sicher, was in zwei, drei Füllern resultiere, die zu sehr auf den EMMURE-Trademarks rumreiten. Insgesamt ist „The Respect Issue“ aber eine gelungene Platte, mit der die Fans nicht enttäuscht werden.
Allein der Titel „Lightning Strikes Again“ – ein Hit vom 85er-Album „Under Lock And Key“ - symbolisiert, was Don und seine DOKKENs probieren. Die Kalifornier wollen zurück zu den Wurzeln, nachdem die Band in gleicher Besetzung vor xxx Jahren ein viel zu modernes Album veröffentlichten. Nun mögen Kritiker denken, DOKKEN könnten nichts Neues fabrizieren. Und? Sie haben Recht. Aber: Das ist auch gut, denn wo DOKKEN drauf steht soll schließlich auch DOKKEN drin sein. Schon die Live-Auftritte ließen auf ein gutes neues Album hoffen, zumal Koryphäen wie Ratt es ja trotz Ankündigung nicht auf eine Tour geschafft haben. Don aber bewies auf der Bühne (und beweist jetzt auf Scheibe), dass die Luft eben noch nicht raus ist. Na klsr, die Besetzung mit Pilson und Lynch war einmalig – aber Kollege Levin (auch schon bei Doro) scheint mitsamt der Band einen straighten Weg gefunden zu haben. Natürlich fehlen Jahrhundert-Hits wie „Unchain The Night“ – aber ein mehr als solides Hard-Rock-Album ist den Amis allemal gelungen - mit einem charismatischen Sänger, dem die Jahre anzusehen sind, aber der wenig an Vibes in der Stimme verloren hat. Daran ändern auch die traditionell arg schmalzigen (zwei) Balladen nichts: DOKKEN strikes again.
Sonderlich außergewöhnlich ist es nicht, was LOKURAH auf ihrem Debütalbum zum Besten geben. Die Franzosen bewegen sich in der Schnittmenge von moderndem Thrash Metal Marke HATESPHERE und Metalcore, ohne dabei Akzente setzen zu können. Der Gesang ist einen Tick zu eintönig, das Riffing einen Tick zu simpel und der Drumsound einen Tick zu trocken, um „When The End Comes“ aus dem Mittelmaß herausholen zu können. Klar wippt der Fuß zu manchen Songs mit („Salvation“), aber hängen bleibt nichts im Kopf des Hörers, dafür sind die zwölf Songs zu uninspiriert und zu vorhersehbar. Live mag die Chose einigermaßen funktionieren, aber auf Platte verliert sie schnell an Reiz und bekommt ihre Grenzen aufgezeigt. Da gibt es dutzende Konkurrenzbands, die solche Musik besser hinbekommen.
„Der Thanatos sei die Konsequenz des Erkennens, dass manche Fragen erst mit dem Beenden der irdischen Existenz durch den Eintritt in die Ewigkeit beantwortet werden können“ – und der übernimmt jetzt also das Kommando. FÄULNIS schmerzt, FÄULNIS stinkt, FÄULNIS ist böse. Soviel ist mal klar. Die Stücke „Thanatos I“ und „II unterscheiden sich nicht nur durch den Titelzusatz „“Kommando Thanatos“ und “…nicht in Eurer Welt“, der zweite ist auch noch wesentlich temporeicher und aggressiver, wenngleich beide sicherlich ins Genre roher Black Metal mit suizidaler Atmosphäre passend untergebracht sind. Leider nimmt die (durchaus keine stumpfen Texte rezitierend) Stimme, irgendwo zwischen trauriger Micky Maus und wütendem Gollum einiges an Verträglichkeit, aber wer hat schon gesagt, dass FÄULNIS leicht verdaulich sein soll. „Sick Black Art“, nennen die Norddeutschen ihr Tun – und das unterstützen sie mit einer sehr düster-geschmackvollen Gestaltung ihrer Vinyl-Single. Fünf Euro für knappe zehn Minuten, die sich für Fans von schwarzen Scheibe und schwarzem Metal (roh) sicherlich lohnen, allerdings auch nur für die. Allen anderen dürfte FÄULNIS zu eklig sein – und das erkennen sie sicherlich vor dem Ende der irdischen Existenz.