TENSIDE sind motiviert und fleißig, mehr als 300 gespielte Shows und drei Alben sprechen für sich, auch wenn es zum großen Durchbruch noch nicht gereicht hat. „Chain Reaction“ wird daran nicht viel ändern können, dafür ist die Band zu sehr im bekannten Sound gefangen, der zwar Live funktioniert, aber in der heimischen Anlage nur bedingt überzeugen kann. Zu wenig eigene Identität, das bringt es auf den Punkt. Die Produktion ist ziemlich gut, die Musiker sind handwerklich fit und einzelne Songs machen durchaus Spaß, aber insgesamt betrachtet ist das zu viel Schema F, wie es von der Konkurrenz zuhauf genutzt wird. TENSIDE können sich da nicht absetzen und ein Alleinstellungsmerkmal entwickeln. Viel Groove, ein sehr guter Sänger (gerade bei den cleanen Parts) und eine gute Produktion machen die Schwächen und die fehlende Inspiration beim Songwriting leider nicht wett.
Zugegeben: „Firebird“ könnte auch ein potentieller Titel für die neuen Harley-Davidson-Lobpreisungen Marke MOTÖRHEAD sein, in diesem Falle kriegen wir mit diesem „doppelten Diamanten“ aber eine weniger rauchige, dafür in anderen Bereichen umso überzeugendere Hard Rock Scheibe geliefert.
Mit einem Spektrum das sich von recht druckvollem Riffing („Soul Savior“) bis zu einem crunchigen Rock-Sound (dem man intuitiv einem Orange-Fullstack zuordnen möchte; „Pound Of Flesh“) ist es zwar ein durchaus als klassisch zu betitelnder Soundcharakter, allerdings sind dafür alle Riffs so cool geschrieben das sie echt authentisch rüberkommen und bereits beim zweiten Mal durchhören voll im Bewusstsein verankert sind – scharf! Das Ganze wird dann trotz allem teilweise etwas experimentell zusammengeworfen („Arabesque“, erinnert irgendwie mit seinen Pausen und schrägen Riffs an alte BLACK SABBATH-Dinger), immer aber auf einem musikalisch sehr ansprechenden Niveau. Oder anders gesagt: Auch wenn die Songs nur allesamt rund drei Minuten dauern, hier sitzt jeder Ton wo er soll, insbesondere die Gitarre macht das mit ihren Solo-Passagen sehr eindrucksvoll deutlich. Als Musiker würde man wohl so légère sagen: „Hat Eier!“ Die Vocals treffen da einen ähnlichen Nerv; an mancher Stelle musste ich (wenn auch etwas entfernt) an Rocksau ALICE COOPER denken („Farewell“), meistens ist es aber ein cleaner Gesang der eigentlich keinen Vergleich nötig hat – immer am Pitch, was will man mehr? Definitiv eine Empfehlung für alle Freunde des Hard Rocks alter Schule mit neuen Einschüben – rockt!
Es begab sich eines schönen schwedischen Tages, dass Gitarrist und Sänger Jonas Lindblood (cooler Name übrigens...), kreativer Kopf von TAETRE, in seinem stillen Kämmerlein wieder ein paar altschulige Todesblei-Riffs ausheckte. Von da an war das Kämmerlein nicht mehr still. 2008 und 2009 folgten ein paar Demos, dann wurde die Band personell aufgerüstet, und am Ende standen PUTERAEON, die jetzt nicht nur mit "The Esoteric Order" ein starkes Debütalbum am Start haben, sondern auch das diesjährige "Party.San"-Festival rocken werden. Das Album bietet durchgehend Midtempo-orientierten, nur ab und an mal flotteren, aber immer sehr mächtigen Death Metal alter (schwedischer) Lehre, der weder mit dem momentan immer noch angesagten Frickelfetisch noch mit der Jagd nach Hochgeschwindigkeitsrekorden zu tun hat. Und Szene-Ikone Andy LaRocque hat bei Mix und Mastering des Albums einen sehr guten Job gemacht, denn "The Esoteric Order" haut fett und ordentlich schmutzig aus den Boxen. Einziges Manko der Scheibe ist das dann doch leider etwas zu eintönige Songwriting, das zwar niemals ein gewisses Gesamtniveau unterschreitet, aber auch keine echten "Hits" oder potentiellen Klassiker abwirft. Mit dem herrlich stampfenden "Graverobber", dem tempomäßig abwechselungsreichen "Coma" oder dem treibenden Digipak-Bonustrack "Into The Deep" kann man zwar einige Anspieltipps nennen, die Freunde alten Schwedentods definitiv begeistern werden, aber insgesamt denke ich, diese viel versprechende Formation hat für ihre nächsten Werke noch Luft nach oben. Trotzdem ein gelungener Einstand.
Nachdem MY PASSION vor zwei Jahren schon mit ihrem Debütalbum „Corporate Flesh Party“ auf sich aufmerksam machten, haben sie nun mit „Inside This Machine“ den Nachfolger am Start. Ein munter gemischter Cocktail von Elementen unterschiedlicher Stilrichtungen ist dabei herausgekommen, von Metal über Emo und Industrialeinflüsse bis hin zu Dark Rock, und das Ergebnis ist ein Gesamtsound, der ebenso eingängig wie eigenständig klingt. MY PASSION verstehen es, Melodie und Härte so zu mischen, dass das Ganze ordentlich kracht und dabei im Ohr hängen bleibt, als Beispiel hierzu seien unter andrem das groovige „My Confession“ genannt, das im Refrain stellenweise fast schon etwas an MARILYN MANSON erinnert, oder „Asleep In The Asylum“ . Dass die Jungs auch getrageneres Material beherrschen, stellen sie bei „Come Back To Me“ und „Cage“ unter Beweis. „Inside This Machine“ kann sich hören lassen und man darf gespannt sein, womit die Briten in Zukunft wohl noch so aufwarten werden.
Der Name passt exzellent: KÄLTETOD transportiert „Leere“ ideal. Knatterkalte Riffs, verzweifelte Vocals und markante, wenngleich monotone Melodien bringen eine derartig frostige Atmosphäre rüber, dass einem die Anlage einfriert. Das Soloprojekt veröffentlichte diese Scheibe bereits 2005 und bringt es jetzt mit zwei Bonusstücken jetzt auf fast eine Stunde Spielzeit – die vollkommen überzeugt. So herrlich kann meloodischer und dennoch depressiver Black Metal sein. Wunderbar passend kommt das auch das graue Layout des Digi-Paks inklusive Booklet mit beinahe leeren Bilder rüber. Und so gibt es hier einen stimmige Wiederveröffentlichung zu hören – KÄLTETOD ist eine Band für die kommenden warmen Tage.
Auch wenn es dem Haufen aus Colorado - um das Fazit mal vorwegzunehmen - dieses Mal nicht ganz gelungen ist, seiner überragenden Diskografie einen neuen Meilenstein hinzuzufügen, ist "The Scourge Of The Light", nach sieben Jahren seit dem letzten Werk "Casting The Stones", zumindest eine Scheibe, die dem in diesem Genre kaum zu schlagenden Anspruch des Quintetts mehr als gerecht wird. Das soll eigentlich nur heißen, dass das Niveau von Alben wie "The Fourth Judgement", "Thane To The Throne" oder "Mechanized Warfare" hier "nur" öfter gestreift und eben nicht durchgehend gehalten wird. Mit dem recht sperrigen "Condemned To Fight" wird "The Scourge Of The Light" ein wenig schwerfällig eröffnet, bevor das schleppende "The Setting Of The Sun" den Eingängigkeitsfaktor auch nicht gerade in die Höhe schraubt, was teilweise aber auch Erinnerungen an Harry Conklins Zweitband TITAN FORCE aufkommen lässt. Aber spätestens hier verfällt man wieder dem nach wie vor unglaublich geilen Gesang des Tyrant, der auch in fortgeschrittenem Alter viele seiner Kollegen (und Vorbilder!) in die Tasche und wieder raus singt. Mit der kurzen, kompakten Mitsinghymne "Call To Arms", dem mit einem geilen Killerrefrain ausgestatteten "Overlord", dem treibenden "Union", der epischen JUDAS PRIEST-Verbeugung "Burn" und dem opulenten, überlangen Abschluss "The Book Of Kells" haben JAG PANZER wieder Material der Königsklasse am Start; lediglich die etwas banal daherkommenden "Cycles" und "Let It Out" wirken leicht bemüht und hätten zu besten Vinyl-Zeiten sicher passable B-Seiten abgegeben. Das ändert aber nix daran, dass "The Scourge Of The Light" problemlos den "Tipp" bekommt, da der Gesamtpegelstand des Albums weit über dem liegt, was der traditionelle, bisweilen theatralische Metal in der letzten Zeit verbrochen hat. Trotz kleiner Kritikpunkte wieder echt Spitze!
Dass die Dänen noch einmal die große Songwriting-Treffsicherheit ihrer beiden Meisterwerke "1-800 Vindication" und "Burn Me Wicked" erreichen würden, hat sicher nicht jeder erwartet. Aber nach dem starken, wieder sehr basischen "The Prestige" schien bei dem Haufen ein wenig die Luft raus zu sein, denn "To Those Who Walk Behind Us" war definitiv kein Highlight in der hochklassigen Diskografie der Band. Nun aber wird nachgelegt: "There Is Light (But It´s Not For Me)" ist wieder ein Experiment in den eigenen, festgelegten stilistischen Grenzen geworden, denn es wird mehr mit Synthies gearbeitet als je zuvor. Durchweg sehr hörenswerte Songs wie "Heaven Forbid", "The Taste Of You", "Step Into My Winter", "Rape" (mit sehr coolem Spoken-Word-Intro) oder "Sunday Black" besitzen einerseits den obligatorischen ILLDISPOSED-Schweinegroove, den keine Band des Genres in ähnlicher Form bietet, wirken aber mit ihren elektronischen Untermalungen fast schon wie eine schleppende Todesblei-Version von Scooter, was das Album sehr originell, aber auch gewöhnungsbedürftig durchs Ziel laufen lässt. Ich persönlich finde nur zwei Haare in der Schwule-Nutten-Suppe: einerseits könnten Jakob Batten, Bo Summer und Co. ruhig mal wieder öfter aufs Gas treten (das Midtempo überwiegt auch hier ein wenig einseitig), andererseits ist vielleicht genau das der Grund, warum das Album auch nach zehn Durchläufen nicht richtig zünden will und keine echten Übersongs/Ohrwürmer vom Schlage eines "Now We´re History" oder "Our Heroin Recess" auffährt. Trotzdem geht "There Is Light (But It´s Not For Me)" als wirklich gute Scheibe durch, die mit dem Digipak-Bonustrack "Alone" sogar noch ein echtes Highlight bietet, das, ähnlich wie "Illdispunk´d", als sehr gelungene Bandhymne durchgeht. Insgesamt also cool!
Beim Name MIKE TRAMP werden alle Freunde gepflegten Hard Rocks erst mal hellhörig – hatte der dänische Sänger und Gitarrist doch Ende der 80er mit WHITE LION (und insbesondere dem starken Album „Pride“) für gehörig Furore in der Szene und Nordamerika gesorgt. Nach dem Ende der Band versuchte es Mr. Tramp u.a. mit FREAK OF NATURE, einem WHITE LION Aufguss und Solo. Aber erst mit der Rückkehr in seine dänische Heimat und MIKE TRAMP AND THE ROCK’N’ROLL CIRCUZ scheint der schon immer herausragende Gesang auch wieder mit richtig guten Songs gefüttert zu werden. Nachdem das Debüt des CIRCUZ leider nur in Dänemark erschien, wird der nicht minder starke Nachschlag „Stand Your Ground“ auch außerhalb des nordischen Landes veröffentlicht. TRAMP setzt dabei auf klassischen Melodic Rock ohne große Schnörkel. Der Opener „Don’t Let Them Put It On You“ und der folgende rockende Ohrwurm„Alright By Me” leben von kräftigen Hard Rock Riffs (Vergleiche mit den oft unterbewerteten Briten von THUNDER sind durchaus zulässig). „Distance“ erinnert gar an R.E.M, „Gotta Get Away“ atmet den Aussie-Hard Rock der Gebrüder Young, „Say What You Will“ packt den erdigen Groove aus und Balladen wie „Straight From The Look In Your Eyes“ und „I Wish You Well“ zeigen TRAMP’s charakteristische, leicht melancholische Stimme in Vollendung. Wer auf klassischen Hard Rock, straight ahead und mit Melodie steht sollte in „Stand Your Ground“ unbedingt mal reinhören. MIKE TRAMP AND THE ROCK’N’ROLL CIRCUZ liefern ein schönes Album, tolle Stimme, klasse Sound - das macht Laune auf mehr!
Als die TALETELLERS in 2009 im Vorprogramm von GRAVE DIGGER und ALESTORM auftauchten, machten sie sich mit ihrem geradeaus nach vorne gespielten Metal und dem Material ihres 2008 erschienenen Debüts „Detonator“ sicher einige Freunde. Mit „Radicalizer“ folgt nun das zweite Werk der saarländischen Combo um Sänger und Gitarrist Alan Costa, welches den eingeschlagenen Weg zwischen NHWOBHM, Heavy Metal und Heavy Rock konsequent fortsetzt. Das Augenmerk liegt dabei besonders auf einem erdigen Sound und einer dreckigen Rock’n’Roll Attitüde, was ihnen mit Songs wie dem deftig hymnischen „The Lie“, dem headbangenden Titeltrack „Radicalizer“, dem klasse groovenden „Sadistico“ und dem recht eingängigen „The Keepers Of The Doom“ auch gelingt. Nichts desto trotz kommt bei all der Power doch etwas die Abwechslung zu kurz. Den einen oder anderen Schlenker nach oben oder unten; will meinen Up-Tempo oder Fuß vom Gas hätte dem Material durchaus gut getan. So verlieren die oben genannten Highlights doch etwas an Durchschlagskraft im energetischen Gesamtwerk. Die TALETELLERS haben mit „Radicalizer“ sicher nicht ihr letzte Word gesprochen – Fans des gepflegten Heavy Rocks dürfen ruhigen Gewissens mal reinschnuppern. Auf die nächste Platte darf man aber trotzdem auch schon mal gespannt sein.
Das spanische Duo Kepa und Egnar (der den ca. 2002 ausgestiegenen Sixto ersetzt hat) gehört schon fast zu den alten Hasen der Szene, auch wenn seit der Gründung der Band im Jahr 2000 gerade erst drei reguläre Alben veröffentlicht worden sind. Haben sich die Jungs im Laufe der Zeit hauptsächlich von EPs und Splits ernährt, steht nun mit "Godless Prayers" nach längerer Pause das vierte Langspielwerk an. Der zumeist flotte, sehr basische (natürlich auch nicht fetter als nötig produzierte) und ohne großes Gedöns auskommende Black Metal orientiert sich an der frühen 90er-Schule aus Norwegen, wobei vor Allem die ersten Scheiben von IMMORTAL nicht spurlos an der Band vorbeigeschrammt sind. Und mein ehemaliger Kollege Chris hat in seinem Review zum Re-Release von "Of War And Hate" schon richtig erkannt, dass DAEMONLORD wirklich dann am Besten sind, wenn sie nicht Vollgas geben, sondern räudiges Midtempo inklusive ein paar Melodieversatzstücken (wie bleistiftsweise in "Antarctica" oder "Cut The Withered Flower") hervorkehren, denn gerade die schnellen Passagen of "Godless Prayers" klingen arg ähnlich und auf Dauer vorhersehbar, nachzuhören etwa im Song "Net Of The Doomweavers". So bleibt das Album eine hörenswerte bis gute, aber keine essentielle Angelegenheit für den gemeinen Schwarzmetaller der alten Schule.