Ganze neun Jahre haben sich die US-Rocker für den Nachfolger ihres sehr guten ´98er-Werkes "Seven" Zeit gelassen - in der Musikszene eine Ewigkeit, will man nicht in Vergessenheit geraten. Glaubt man aber der Biografie der Band, dann wechselten bereits 16 Millionen Platten den Besitzer, wobei NIGHT RANGER in europäischen Breitengraden ein eher untergeordnetes Dasein fristen, während sie in Bushland ein sehr erfolgreicher Radio-Act sind. "Hole In The Sun" klingt demnach entsprechend genau so, wie man sich ein knackiges Blues/Hard Rock-Album einer erfahrenen und erfolgreichen Band vorstellt. Das Album knüpft nahtlos an den Vorgänger an und punktet mit durchweg gelungenen Kompositionen, die aber leider manchmal leicht in den Bereich des Banalen abdriften. Trotz fetter mehrstimmiger Gesänge klingt die Scheibe im Ganzen etwas dröge und nicht so mitreißend wie etwa die sehr ähnlich gearteten Scheiben der Kollegen THUNDER von der Insel. Trotzdem befinden sich mit dem superben Opener "Tell Your Vision" (Groovemonster!), dem flotten "Drama Queen", der bluesigen Hymne "Whatever Happened", dem atmosphärischen "Rockstar" oder dem harten Rocker "Wrap It Up" einige sehr hörenswerte Stücke auf dem Album, die es deutlich aus dem Durchschnitt hervorheben, aber auch nicht ganz verhindern können, dass "Hole In The Sun" nicht der Knaller geworden ist, den sich sicher viele Fans nach der langen Wartezeit erhofft hatten.
"A Reflection On The Status Of Art In An Age Of Cultural Decline": So lautet der Untertitel des zweiten Albums der Luxemburger. Klingt ganz schön intellektuell, und Songtitel wie "Zeitgeist Orchestra", "Alpha State Selector" oder "Titus Andronicus" untermauern diesen Eindruck noch. Tatsächlich geht es bei der Musik des Vierers auch ziemlich kopfig und experimentell zu. Progressive Parts wechseln sich mit noisigen ab, wobei der Gesang eher im Hintergrund steht, kaum echte Linien besitzt und in einigen Songs überhaupt nur sporadisch vorhanden ist. Dazwischen gibt es aber auch immer wieder fette Riffs zu hören und breit ausgespielte Harmonien. Alles in allem ergibt sich dadurch ein trotz des konstruierten Charakters der Musik durchaus faszinierender Sound, der stellenweise auch mal schön ballert und echte Ohrwurmmelodien bietet. Zum Teil fühlt man sich an eine Mischung aus TOOL und BLACKMAIL erinnert, mit dem Unterschied, dass der Sound dieser beiden Bands entscheidend von ihren charismatischen Sängern getragen wird, was INBORN jedoch völlig abgeht. Hervorzuheben ist aber noch die hervorragende Produktion. Besonders die stark im Vordergrund stehenden Gitarren kommen schön lärmig verwaschen oder eben hart und rockig rüber. Über die gesamte Länge des Albums fehlt es aber einfach an Abwechslung. Auf Dauer klingt alles sehr ähnlich, und irgendwann wünscht man sich ein bisschen Erholung von den unübersichtlichen Songstrukturen, den ungraden Rhythmen und dem monotonen Gesang.
Mit ihrem zweiten Album "9 Elements Of Inner Vision” haben die australischen Prog-Metaller ein kleines Meisterwerk abgeliefert, das große Folgetaten erwarten ließ. Doch mit seinem Einstand beim Label "Dockyard 1" kann das Quintett nicht ganz an den erstklassigen Vorgänger anknüpfen, was primär daran liegt, dass die Kompositionen zwar immer noch sehr gelungen sind, aber nicht mehr so tief in die Seele vordringen und oftmals "auf halber Strecke verhungern". Bereits der über siebenminütige Opener "Searching For Forgiveness" (der sich auch noch als kürzerer "Radio Edit" auf der Scheibe befindet) kommt eher zäh und unglücklich sperrig als mitreißend daher, was sich dann leider auch durch das gesamte Album zieht. Nimmt man den ebenso epischen Titelsong, das flotte "Lost Within", das leicht vertrackte "The Eyes Tell No Lies" oder den Banger "Whispers Of The Soul", dann stellt man fest, dass die Band hier zwar technisch superbe Arbeit abgeliefert hat und besonders Sänger Danny Cecati einen Bombenjob macht, das Songwriting jedoch geradewegs am Ziel vorbeischießt. Lediglich gegen Ende beim geilen, sehr melodischen "Haunted Memories" kriegen die Jungs noch mal knapp die Kurve, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass man es auf "A World Full Of Grey" nicht geschafft hat, an die angegebenen Vorbilder QUEENSRYCHE (na gut… die älteren Sachen…), FATES WARNING oder BALANCE OF POWER anzuknüpfen. Das Album ist keine wirkliche Enttäuschung und wird problemlos seine Fans finden, aber nach dem letzten Werk hätte zumindest ich ein wenig mehr erwartet.
DEVASTATOR haben sich für "Beyond Massacre" mit den Thunderhall Studios (STORMWARRIOR) eine Produktionsstätte gesucht, die dem Album einen für Underground-Verhältnisse unglaublich fetten Sound verpaßt hat. Ach was, Underground - so manche Label-gestützte Band könnte sich davon eine dicke Scheibe abschneiden! Aber nicht nur der Sound stimmt, auch die Songs an sich sind erste Sahne, allerfeinster brutaler Death Metal der amerikanischen Schule. Da wird geblastet, gegrunzt, gesägt wie bei den Großen, alles auf technisch sehr hohem Niveau und mit genug Groove, um vom stumpfen Geprügel (und der daraus resultierenden Monotonie) weit weg zu bleiben. Es wäre nicht fair, einen einzelnen beteiligten Musiker rauszustellen, würde das doch die Leistung der anderen schmälern, also bleibt nur zu sagen, dass die Band zusammen zehn verdammt gute Death Metal-Songs zustandegebracht hat, die die Konkurrenz vor Neid erblassen lassen werden. Respekt, ganz viel Respekt vor dieser Leistung!
CATHEDRAL-Kopf Lee Dorian hat mit Rise Above sein eigenes Label, das mit GENTLEMAN’S PISTOLS eine neue Band am Start hat, die den Hörer zurück in die Flower Power-Zeit der 70er entführt. Das fängt beim Bandfoto an, geht beim Coverartwork und den kultigen Texten bis hin zur Musik, die entsprechend trocken produziert ist. Egal, welche Rockgröße der Dekade man in den Raum wirft, die Herren aus Leeds haben sich davon inspirieren lassen, am deutlichsten wohl noch von BLACK SABBATH. Handwerklich haben die Jungs einiges drauf und verstehen sich sowohl auf kraftvolle Nummern wie das treibende "Vivid Wonder" als auch entspanntere Songs. WOLFMOTHER schlugen vor einiger Zeit in de gleiche Kerbe, haben aber im Gegensatz zu den Briten Hit-verdächtige Songs geschrieben. Und genau das fehlt "Gentleman’s Pistols" - die Songs sind allesamt gut gemacht und für einen Nostalgietrip in die Welt ohne Internet, AIDS und Emo gut, aber mehr auch nicht. Es plätschert manchmal zu sehr vor sich hin, um ein echtes Knalleralbum zu sein und bleibt irgendwo im "ist ganz nett" stecken.
Knapp zwei Jahre nach dem Hitalbum "Have A Nice Day" hauen die Jungs, oder sagen wir eher die Männer im mittleren Alter, ihr nächstes Langeisen auf den Markt. Doch Vorsicht: schon die aktuelle Album Info warnt vor voreiliger Euphorie, denn unbedingt BON JOVI typisch ist die Scheibe nicht. Von "künstlerische Freiheit" und "Experimente die Sambora & Co. schon lange machen wollten" wird hier gesprochen. Im Großen und Ganzen handelt das Album über Jon Bon Jovi´s Lieblingsstadt Nashville. Der erste Song "Lost Highway" hat noch recht kernige Anleihen und geht recht flott ins Ohr. Allerdings fehlen hier schon verstärkt die Bon Jovi markanten Gitarrenriffs (wenn man davon sprechen kann) . Im weiteren Verlauf wird der Geschwindigkeitspegel und Härtegrad noch weiter zurück geschraubt. Was wir hier hören ist gemütlicher Rock mit einigen Elementen aus der Country Ecke was nicht heißen soll, dass dieses Album nicht hörbar ist, denn eigentlich alle Songs gehen nach mehrmaligem Hören ins Ohr und allein durch die Stimme von Jon wird es schwer sich nicht an die Songs gewöhnen zu wollen. Am Besten lässt sich "LOST HIGHWAY" wohl als gemütliches Rock Album bezeichnen auf denen es zwar keine großen Highlights gibt, dafür aber auch keine Totalausfälle. BON JOVI Fans aus den Anfangstagen sollten allerdings die Finger davon lassen, denn damit hat es nun wirklich gar nichts mehr zu tun.
Frauen am Mikro sind im Metalbereich immer noch selten genug, um einer Band allein aus dieser Tatsache heraus mehr Aufmerksamkeit zu bescheren als vergleichbaren Combos, die ohne holde Maid daherkommen. THE AGONIST sind da keine Ausnahme und werden dank des Blickfangs Alissa in der ARCH ENEMY-Fanschar den einen oder anderen von sich überzeugen können. Die Dame macht soweit alles richtig: nicht nur politisch engagiert (*hüstel*), sondern auch stimmlich voll auf der Höhe. Sowohl im aggressiven Gesang kann die Dame überzeugen als auch in den unvermeidlichen Engelsgesang-Träller-Abschnitten. Soweit so gut. Das Manko an "Once Only Imagined" sind die schwachen Songs und die produktionstechnische Fixierung auf die Dame. In den elf Tracks finden sich einige gelungene Parts, aber mehr als genug aufgewärmte Ideen, die so bereits zigmal verwurstet wurden. Von den Metalcore-Gitarren ganz zu schweigen. Das ist alles ganz nett, aber nicht der große Knaller, was erwähnte Fans von ARCH ENEMY und Konsorten sicher nicht davon abhalten wird, die Scheibe in Massen zu kaufen. Qualität setzt sich durch, oder wie war das?
BLOOD STAIN CHILD haben ihr Europa-Debüt "Idolator" erst vor einem knappen dreiviertel Jahr veröffentlicht, aber da die Scheibe in Japan schon länger erhältlich ist, war der Nachfolger quasi schon fertig. "Mozaiq" haut in die gleiche Kerbe wie der Vorgänger, Melodic Death Metal bildet also weiterhin die Grundlage im Sound der Japaner. Allerdings in einer sehr poppigen Variante, die stellenweise nichtmal den Härtegrad von Emo erreicht. Richtig brutal wird es nur selten ("Neo-Gothic Romance"), obwohl es der Band gut zu Gesicht steht. Anstelle brutaler Abschnitte habenn BLOOD STAIN CHILD ihrem Faible für elektonische Klänge gefrönt und einige Songs mit teilweise haarsträubenden Tönen unterlegt - das geht sogar in Richtung Eurodance. Auf jeden Fall ungewöhnlich, auch wenn es dazu beiträgt, dass die Platte stark in Richtung Pop gedrückt wird und sich Metalfans mit "Mozaiq" schwer tun werden. Man darf gespannt sein, wer open-minded genug für diese Musik ist und wer die Japaner für ihre Ideen verteufelt.
Wer Sänger David READMAN schon mal live mit seiner Stammcombo PINK CREAM 69 erlebt hat, wird mir zweifelsfrei zugestehen - der Mann ist ein wirklich guter! Und die hier vorliegende erste gleichnamige Solo-Scheibe bestätigt diesen positiven Eindruck nachhaltig, insbesondere da er die Songs allesamt selbst geschrieben und auch komponiert hat. Der Junge hat einfach eine klasse bzw. wunderbar variable Stimme, selbst vor einem "ich sing überall mit und bin mega in" Jorn LANDE braucht er sich qualitätsmäßig nicht verstecken. Ausdrucksstark mit ordentlich Power singt er sich durch 12 Tracks dieses Albums, das stilistisch gar nicht mal soweit entfernt ist (natürlich kommt alles ein wenig mehr "catchy" daher) von seinen Pinkies, für die er seit 1994 als Nachfolger von Andy Deris (jetzt HELLOWEEN) am Mikro steht. Melodischer Hardrock manchmal sogar etwas mehr heavy geprägt wird hier insgesamt auf einen guten bis teilweise sehr Niveau geboten, außer einem leichten Hänger "Take These Tears" (der Song ist mir etwas zu banal) gibt es absolut nichts zu mäkeln. Natürlich geht es hier etwas weniger hart oder tempoorientiert zu als bei PC69 aber d.h. nicht dass Readman hier den Schmusefaktor mit allzu kuscheligen Balladen übertreibt, nein die Lieder bewege sich größtenteils in Midtempo Gefilden. Schon der klasse Opener "Without You" mit einer klasse Gitarrenarbeit ist ein amtliche Hymne und macht voll Lust auf diese CD. Von "Don’t Let It Slip Away" gibt es auch ein ganz ordentliches Video als Zugabe, aber obwohl der Song zwar ganz gut mainstreamig abrockt, gibt es da noch bessere Songs. Wie z.B. der klasse Stampfer "Evil Combination" oder der urwüchsige Kracher "Wild in The City". Bei dem pumpenden "No Piece For The Wicked" kommen sogar einige leichte Ozzy-Momente bei mir auf. Klar einige ordentliche "Emotionsfluter" hat er schon auch zu bieten wie etwa "Gentle Touch" oder die mächtige aber völlig kitschfreie Ballade "Love in Vain". Die sehr gelungene Akustiknummer mit einem klasse Drive "Over The Ocean" (die Hook geht einem nicht mehr aus dem Sinn) ist ebenfalls ein absolutes Highlight des Albums. Aber er übertreibt es insgesamt nicht damit und so ist die Mischung aus schnellen Rockern, Midtempo sowie ab und zu etwas für die Seele einfach gut gelungen. Die beteiligten Mitmusiker sind natürlich ebenfalls eine Bank, haben der erstklassigen Produktion den richtigen Sound verpaßt und verströmen nicht nur auf dem Papier eine gehörige Portion internationale Klasse an den jeweiligen Instrumenten. Produziert wurde die Scheibe von PINK CREAM Kollege Dennis Ward ansonsten waren u.a. Leute wie Dirk Brunenberg (ELEGY), Günter Werno (VANDENPLAS), Paul Logue (EDEN’S CRUISE) oder Alex Beyrodt (SILENT FORCE) mit im Studio. Neben dem Leadgesang hat Mastermind David auch noch Gitarre sowie Keyboardparts eingespielt. Alles in allem ein recht abwechslungsreiches Melodic Rock Album, dass auch oder gerade für PINK CREAM Fans nicht uninteressant sein dürfte. Der ein oder andere Song hätte zwar auch auf eine CD der Karlsruher gepaßt aber nichtsdestotrotz hat David Readman durchaus sein eigenes Flair miteingebracht und letztlich seine tolle Stimme nahezu perfekt in Szene gesetzt.
Technische Fähigkeiten, kompositorische Klasse, innovatives Arrangieren - RITUAL’s Oberguru Patrik Lundström präsentiert auf dem neusten Werk die Stärken seiner Formation ohne große Umschweife. Waren schon die im gewohnten Vierjahresrhythmus erschienen Vorgänger "Ritual" (1995), Superb Birth" (1999) und "Think Like A Mountain" (2003) allesamt starke Scheiben, so schließt auch "The Hemulic Voluntary Band" in 2007 hier nahtlos an, wobei man die härteren Rockanteile etwas zurückgenommen hat (der Titel kommt übrigens aus den Büchern des "Mumins"-Autors Tove Janssons und bezeichnet dort eine Art Blaskapelle aus Hemulens). Die Schweden zeigen das sie spielen können, und dass nicht nur mit den klassischen Instrumenten des Rock: Jon Gamble (Keyboard, Harmonium und Harmonika), Fredrik Lindquist (Bass, Busuki, Mandoline, Flöte und was weis ich noch) und Johan Nordgren (Schlagzeug und Percussions) verströmen neben Progambiente und leichten Jazzanleihen auch einiges an Folkatmosphäre. Wobei Meister Lundström bei RITUAL nicht für die Gitarren verantwortlich zeichnet, sondern sich dabei als mehr als nur passabler Sänger outet. Der eröffnende Titeltrack "The Hemulic Voluntary Band" braucht eine Weile bis er zündet, zeigt dann aber kräftig Langzeitwirkung. Stark das instrumental dominierte "In The Wild" und die Ballade "Late In November", welche mit deutlich in den Vordergrund geschobenen folkloristischen Instrumenten Vorfreude auf neblige Herbsttage verbreitet. "The Groke" (ein Teil der Melodie erinnert mich an Petersens "Das Boot") und das "funkige" und mehrstimmige "Waiting By The Bridge" können mit dem Eröffnungstrio nicht ganz mithalten - lassen aber manchen bemühten Artrock der Konkurrenz locker hinter sich. Weniger gelungen, da irgendwie bemüht klingend, der über 26-minütige Longtrack "A Dangerous Journey". Nicht von ungefähr nimmt Lundström selbst die Definition vor: "fast wie eine Aneinanderreihung einzelner Stücke, die durch eine epische Geschichte sowie ineinandergreifende musikalische Themen verbunden sind". Letzteres erschließt sich nicht so einfach - musikalisches Staunen dennoch erlaubt. RITUAL bleiben also was spezielles, für einen kleinen Kreis enthusiastischer Fans unverzichtbar - für die breite Masse nur begrenzt tauglich. Und Trotzdem - Prog, Folk und Ideen sind sich im hier Reinen.