Die neue Scheibe von ELVENKING kommt schon recht fett aus den Speakern - von dem klasse Sensen-Cover will ich erst gar nicht sprechen. Bereits der ohrwurmverdächtige Opener "Lost Hill Of Memories" (klingt leicht nach MÄGO DE OZ) haut nach dem kurzen, gesprochenem Intro "The Scythe" in die vollen. Irgendwo zwischen ihren italienischen Landsleuten von RHAPSODY und alten SKYCLAD liegend und mit einem gehörigem Schuss finnisch-düsterem Polka-Metal versehen machen ELVENKING auf "The Scythe" richtig Spaß. Während Sänger Damnagoras für den cleanen Gesang sorgt, ist Gitarrist Aydan für die harten Parts, sprich Growls zuständig. Zusammen mit der Mischung aus schnellen Metalpassagen, melodischen Soli, Breaks und folkloristischen Violinen-Tönen hat das Quintett ein abwechslungsreiches und eines der Thematik "Tod" entsprechend dunkel angehauchtes Album vorgelegt. Aber um Missverständnissen gleich vorzubeugen. ELVENKING setzen trotz atmosphärischer Parts durchgehend auf Power. Tracks wie "Infection und "Poison Tears" (Hit - mit überragenden Spiel zwischen Metal und Fidel) könnten phasenweise aus der Feder nordischer Metalbands mit Hang zu Melodic Death stammen. Hinten heraus wird es dann noch stärker. Das gesprochene, leicht akustisch untermalte "Totentanz" bildet die Ouvertüre zum Banger "Death And The Suffering", bevor mit dem über 8-minütigen "Dominhate" ein zwischen zerbrechlich und brachial liegender Höhepunkt "The Scythe" abschließt. Echt runde Sache das.
Noch eine Info für ELVENKING-Fans: die Limited Edition wird den Bonussong "Horns Ablaze" und den Videoclip zu "The Divided Heart" enthalten.
Ein von vielen, zugegeben meist älteren Fans, sehnlichst herbeigesehntes Albumcomeback feiern jetzt die AOR-Urgesteine von REO SPEEDWAGON. Die nun aktuelle 18-te Langrille "Find Your Way Home" ist das erste Studioalbum seit fast 12 (!) Jahren. Gegründet schon 1968 hat diese Formation einen langen Werdegang mit vielen Hochs und Tiefs hinter sich. Ich muss gestehen, dass sich gleich vier Alben (1980 "Hi Infidelity", 1982 "Good Trouble", 1984: "Wheels Are Turnin'" sowie 1987 "Life As We Know It" (noch in Vinylform) in meinen Besitz befinden, die ich mir auch heute noch immer wieder gerne anhöre. Vor allem in den USA war die große Zeit in den 80ern mit Millionensellern und Hits wie "Keep On Loving You", "Can’t Fight This Feeling” oder "Time For Me To Fly”, da stand man ganz oben in den Hitparaden. Nachdem sich die Band bereits seit mehreren Jahren auch wieder verstärkt auf zahlreichen europäischen Festivals blicken ließ und dabei gute bis sehr gute Kritiken einheimsen konnte, liefern die Jungs um Sänger Kevin Cronin jetzt auch per Konserven ein sehr überzeugendes Werk ab. Vor allem mit nicht zu vielen langsamen Titeln sondern erfreulich geradeaus rockend geht es hier zu. Neben den typischen eingängigen Hymnen mit Hitrefraingarantie wie "I Needed To Fall" oder "Another Lifetime", stets garniert mit tollen mehrstimmigen Backing Vocals, mischen REO SPEEDWAGGON zur Abwechslung auch noch diverse Soul-, Southern- bzw. Bluesgetränkte Songs unters Material. Dann wummert wunderbar die Hammondorgel, bereits der etwas ungewöhnliche Opener "Smilin' In the End" mit relativ fetten Riffs, einem etwas dunkler gehaltenem Klangbild und leicht sleazigem Charakter wird so manchen Fan positiv überraschen. Die Leadstimme von Cronin hat dabei nichts von ihrem Charme von Früher eingebüßt, sie ist vielleicht einen Tick dunkler im Klang aber da verhält es sich wie mit altem Wein - je oller je doller. Und so liefern die Jungs zehn grundsolide Tracks ab, von denen die meisten überzeugen können, lediglich "Everything You Feel" finde ich etwas zu belanglos (trotz einem recht guten Gitarrensolo), da fehlt es einfach an einer prägenden Hook. Absoluter Höhepunkt aber ist die groovige Nummer "Lost On The Road Of Love", eine lupenreine Bluesrocknummer mit Mundharmonica und ziemlich coolen weiblichen Backings. Eine gelungene Ballade im typisch, cheesigen aber nicht zu cheesigen REO-Flair "Let My Love Find You" beschließt das reguläre Album. Neben den zehn Studioaufnahmen wurden dann (auf der europäischen Fassung) noch vier akustische bzw. unplugged performte Songs auf das Album mit draufgepackt, darunter auch der Klassiker "Take It On The Run". Die Produktion ist ebenfalls absolut tight geworden, der Sound wunderbar transparent-voll, der Gesang erstklassig, da können sich so manche wiederbelebte Veteranen mit ihren teilweise recht lieblosen Comebacks (u.a. GIANT) ein schönes Beispiel dran nehmen. Alleine schon wegen der einmaligen Gesangharmonien ist "Find Your Own Way Home" ein wirklich rundum gelungenes Album für alle Genrefreunde geworden und schlägt so eine Art nostalgische aber zeitlose Brücke von den 80ern mitten ins Heute.
Mit "Embrace The Fall" legen die Jungs aus Chicago ihr zweites Album vor, nachdem das Debüt "Fear In A Handful Of Dust" bereits einige Leute aufhorchen ließ. Allerdings passen HURTLOCKER meiner Meinung nach nicht vollständig ins Thrash Metal-Genre, wie es überall angegeben wird, sondern sie fahren neben den sehr modernen (Neo-) Thrash-Elementen im Stil von FEAR FACTORY oder MACHINE HEAD auch eine gehörige Schippe "traditionellen" Metalcore auf, wie ihn PRO-PAIN oder PANTERA (auch im Hinblick auf das coole Aggro-Geschrei von Sänger Grant Belcher) zelebrier(t)en. Wer also auf diese Bands steht, macht mit "Embrace The Fall" absolut nichts falsch und dürfte hier vielleicht sogar eine neue Lieblingsband entdecken, wobei mir persönlich Stücke wie der Opener "I Am Napalm" (wenn ihr Labelchef da mal nix gegen hat…), "At Last", "Outside Are The Dogs" oder "Destroying Bliss" einen Tick zu eintönig und wenig abwechselungsreich ausgefallen sind, was aber nix daran ändert, dass das Album zwar kein zweites "Burn My Eyes" oder "Demanufacture" geworden ist, aber als starkes und fett produziertes Stück moderner, Riff-orientierter Metal-Mucke durchgeht. HURTLOCKER haben definitiv Potential!
Nach dem recht starken Debüt "Seeds Of Rage" und den etwas schwächeren "Headquake" kommt nun das dritte Werk der italienischen Metaller von ELDRITCH zu Re-Release Ehren. Das Werk "El Niño" löste Anno 1998 zwiespältige Reaktionen aus - veränderten ELDRITCH doch ihre musikalische Ausrichtung. Man entfernte sich etwas vom rein progressiv und verspielten Metal der Marke Dream Theater und Fates Warning ("El Niño" erschien damals noch bei den Prog-Spezis von InsideOut) und nahm zunehmend Thrash- und US-Metal Einflüsse auf, ohne dabei auf verspielte Keyboards und hochmelodische Gesangparts zu verzichten. Im Nachhinein weis man, das ELDRITCH so ihre eigene Nische fanden und das hinsiechen im Einheitsbrei vermieden. Trotzdem ist das Quintett vor allem in Südeuropa eine Nummer. Die Wiederveröffentlichung der alten Perle soll den Bekanntheitsgrad nun auch nördlich der Alpen steigern. Zu wünschen wäre es der Combo. Als Anregung seien mal das nach einen 2-minütigen Techno-Metal-Intro ("Fall From Grace") in die vollen gehende und überlange "No Direction Home" (samt einem fast jazzigen Mittelteil), das schnell ins Ohr gehende "Herestic Beholder”, das fast schon hitverdächtige "Bleed Mask Bleed" und das über 7 Minuten lange, nun doch wieder DREAM THEATER lastige "To Be Or Not To Be (God)” empfohlen. Zum Bonusmaterial: das MALMSTEEN-Cover "Dreaming" ist ganz nett - die 5 verbratenen alten Demotracks sind interessant, aber auch etwas bemüht zu konsumieren. Für Fans der letzten Alben eine lohnenswerte Anschaffung, ebenso für Neueinsteiger in Sachen ELDRITCH.
Auch Black Metaller haben Eltern. Und Freunde, die sich außerhalb der frostbitten woodlands bewegen. Sagt man denen, wie die Band heißt, in der man aktiv ist? Wenn ja, lachen die bei der Erwähnung von FINSTERFORST? Als echter Viking Metaller steht man über solchen Gedanken aber wahrscheinlich und konzentriert sich lieber drauf, in Hasenficker-Tempo durch zehn sehr schwarzmetallische Songs zu jagen, die mit deutschen Texten unterlegt sind und durch ein Akkordeon (das leider viel zu wenig Variation im Spiel zeigt, um auf Dauer zu fesseln) in die Finnen-Spaß-Ecke gerückt wird. Alles in allem nicht wirklich schlecht, auf Dauer allerdings zu eintönig, um zu den großen Namen aufschließen zu können, aber durchaus mit Potential für große Taten ausgestattet.
Wer auch immer die Musiker von diesem Bandnamen überzeugen konnte, sollte in die Werbebranche oder die Politik gehen - so viel Talent darf nicht brachliegen! In Sachen Talent sind die Herren Mucker aus dem schönen Ohio durchaus gesegnet, aber sie nutzen es nicht, um sich aus der Masse der Whatevercore-Bands hervorzutun. Mega-aggressive Parts teilen sich die Spielzeit mit eingängigen Passagen (natürlich mit cleanem Gesang ausgestattet), gelegentlich wird auch mal in Mathcore-Gewässern gefischt. Einzig das sporadisch eingesetzte Keyboard ist eine Abwechslung zu Rest des Genres. Nix großartig Neues also - und die vorhandenen Zutaten resultieren nur selten in einem ansprechenden Song. Die meiste Zeit bewegen sich THE DEVIL WEARS PRADA im Mittelmaß und bieten Stoff, den der Genre-Fan schon tausendmal (und davon hundertmal besser) gehört hat. Über|sät|ti|gung, die; -, -en: das Übersättigtsein.
Als Tour-Begleitung von MANNHAI konnten TRUCKFIGHTERS durchaus überzeugen, was die Erwartungen an den neuen Longplayer in die Höhe trieb. Die Wikinger haben auf "Phi" durchaus einige gelungene Songs zu bieten und scheren sich gleichzeitig dank vieler psychedelisch-rockenden Passagen wenig um die Goldenen Regeln des Songschreibens ("Chameleon"). Das kann funktionieren, migthy KYUSS sind der beste Beweis dafür, aber in diesem Falle haut es nicht ganz hin, zu langatmig und unspektakulär sind diese Passagen meist ausgefallen. Richtig gut werden TRUCKFIGHTERS, wenn sie sich auf ruhige Momente besinnen und nicht krampfhaft auf verkiffte Mucker machen wollen. Gewollt, aber nicht gekonnt, bleibt als Erkenntnis nach dem Genuss von "Phi". Schade eigentlich.
Seit der Bandgründung in 2002 und dem im nachfolgenden Jahr erschienenem Album "Of The Sun And The Father" haben sich die Schweden ASTRAL DOORS um Ausnahmesänger Patrik Johansson eine große Fanschar unter Anhängern von Bands wie RAINBOW, DIO, DEEP PURPLE und BLACK SABBATH erspielt. Und so verwundert es nicht, dass das neue Werk "New Revelation" genau jene Kundschaft mehr als zufriedenstellend bedient und mit dem typischen ASTRAL DOORS Sound aufwartet - fette Riffs, Retro-Orgel und ein voluminös kraftstrotzender Gesang, verpackt in melodische und jederzeit nachvollziehbare Songs. Schon der als Opener fungierende Titeltrack "New Revelation" geht als astreine Achtziger Banghymne durch; und bis auf die semiakustische Ballade "Bastard Son" lassen es die Jungs auf ihrem viertem Album fast durchgängig ordentlich krachen. "Freedom War" (mit seinen gelegentlichen Verschnaufpausen), das im Verlauf sich steigernde "Waiting For The Master" und der furiose Track "Gates Of Light" seien da mal als Appetizer genannt. ASTRAL DOORS haben mit "New Revelation" ein Album am Start, bei welchem auch die erfolgreiche 2006er Tour mit BLIND GUARDIAN durchschimmert und welches das bisher erreichte Niveau nicht nur untermauert, sondern wieder ein Stück weiter nach oben hebt. Für Fans sowieso ein Pflichtteil, aber auch für alle anderen Metaller ein echter Hinhörer. Schon stark.
ISKALD heißen ISKALD, weil in Norwegen is´ kalt. Schenkelklopfer können aber auch eine gute Überleitung zum Thema sein, denn die 2005 von den beiden 19-jährigen Simon Larsen und Aage A Krekling gegründete Band hat sich tatsächlich reichlich frostigen Klängen verschrieben. Auch wenn das Line-Up momentan aus vier Leuten besteht, agieren die beiden Gründer auf "Shades Of Misery" als reines Duo, was man dem Album aber nicht wirklich anhört. Musikalisch wird hier melodischer, aber trotzdem "echter" Black Metal aufgefahren, der weder symphonisch (trotz vorhandener, sehr effektiv eingesetzter Keyboards) noch gekünstelt abgefuckt klingt. Als Referenz können hier vor Allem IMMORTAL, NAGLFAR, aber auch DARK FORTRESS oder DISSECTION herhalten, zumindest was das Schreiben majestätischer Dunkelstahl-Hymnen und das Zusammenspiel aus Eingängigkeit und einem gehörigen Schuss Progressivität betrifft. Mit eisigen Glanzmomenten der Sorte "Eden", "Da Gjallarhorn Song", "Pesten" oder "Warriors Of The Northern Twilight" (allein der Titel dieser Megahymne ist Aussage genug!) haben ISKALD nicht nur ein Hammerdebüt am Start, sondern führen die schwarzmetallische Tradition ihrer norwegischen Heimat, die für weit mehr als plumpe Provokationen und Flachköpper-Satanismus steht, mehr als adäquat fort. Falls die IMMORTAL-Reunion entgegen aller Hoffnungen doch nicht das halten sollte, was sie verspricht, dann steht mit einer Band wie ISKALD ein heißer Kandidat für die Nachfolge bereit. Saustark!
Es gibt doch immer noch Scheiben, die den Hörer weit mehr als durchschnittlich fordern. Zu diesen extrem schwierigen, aber oft auch sehr langlebigen Alben gehört das Debüt der Norweger IN VAIN, die seit 2003 aktiv sind. Die Band mischt vorwiegend Black Metal mit so unglaublichen vielen Zutaten, dass man sich fragt, ob das Sextett diese Musik wirklich lebt oder sie ganz rational am Reißbrett konstruiert. Gleich drei Bandmitglieder sind am Gesang beteiligt, der neben typischem Black Metal-Kreischen auch viele cleane Passagen, Chöre und Growls offenbart. Hinzu gesellen sich Keyboard, Piano und sogar ein Saxophon (nachzuhören bei der völlig abgedrehten Hymne "I Total Triumf", bei der Dunkelstahl, Saufchöre und Jazz-Session miteinander verknüpft werden - völlig krank!), die nur noch mehr Verwirrung erzeugen. Wer jetzt meint, das alles klinge wie ein wahllos zusammen gewürfelter Haufen Soundfragmente, mag diesen Eindruck nach dem ersten Durchlauf haben, aber nach einiger Zeit und mit entsprechender Aufgeschlossenheit kristallisieren sich einige echt gute Stücke heraus. Mit der Ohrwurmhymne "Their Spirits Ride With The Wind" hat der Sechser sogar einen echten Hit am Start, der live sicher gut ankommen wird. Aber auch die überlangen "In The Midnight Hour" und "As I Wither" oder das teilweise an alte CRADLE OF FILTH erinnernde "October´s Monody" gehen als sehr gelungene, progressive Nachtschattengewächse durch. "The Latter Rain" ist also ein wirklich starkes Debüt, dem man Zeit geben muss, und ich bin mir sicher, dass IN VAIN mit noch besserer Koordination ihrer vielen Ideen ein echtes Hammerwerk vollbringen können!