Ich kann nicht ganz begreifen, dass sich Leute nur aufgrund des Erfolges einer Band von ihr abwenden. Da wird laut "Kommerz" und "Ausverkauf" gebrüllt, doch ist es wirklich was Schlimmes, wenn eine Band rund um den Globus verehrt wird und entsprechend viele Platten verkauft?! Die Neider können ARCH ENEMY ja Vieles vorwerfen, aber in musikalischer Hinsicht gibt es wieder mal nix zu mäkeln. Auch das neue Werk "Rise Of The Tyrant" strotzt nur so vor genialen Gitarrenduellen der beiden Brüder Michael und Christopher Amott (der nun endlich wieder fest zurück gekehrt ist) und gehört schon allein in diesem Bereich zum Besten, was die Melodic Death Metal-Szene in der letzten Zeit abgeliefert hat. Aber auch die Songs wissen einmal mehr zu überzeugen, von denen besonders der starke Opener "Blood On Your Hands", das mit geilen Melodien versehene "The Last Enemy", die Megahymne und erste Single-Auskopplung "Revolution Begins" (Hammer!), das mit genialen Soli gespickte "The Great Darkness" und das abschließende, ebenfalls hymnische "Vultures" heraus stechen, wobei diese Songs aber eher als Anspieltipps gedacht sind und der Rest auf ähnlich hohem Niveau angesiedelt ist. Warum es da nicht den "Tipp" gibt?! Nun, das hat drei Gründe: erstens kommt das Songmaterial trotz aller Klasse nicht ganz an den grandiosen Vorgänger "Doomsday Machine" heran, zweitens hat die Produktion von Fredrik Nordström nicht die Durchschlagskraft wie die vorherigen von Andy Sneap, was der Platte recht viel an Power nimmt und sie sogar etwas dünn klingen lässt, und drittens wird hier noch mehr als früher deutlich, dass Angela Gossow gesanglich einfach nicht in die Fußstapfen treten kann, die die beiden Amott-Brüder hinterlassen. Auch wenn die Band genau das beabsichtigt (also eine Mischung aus Melodie und Härte), bin ich der Meinung, dass der sehr unvariable, monotone Kotz-Gesang eher destruktiv in Bezug auf die Melodien wirkt und sie quasi "zukleistert"; hier treffen Welten aufeinander. Das sind aber sehr subjektive Gesichtspunkte, die man als Fan natürlich auch ganz anders beurteilen kann. "Rise Of The Tyrant" wird deswegen noch nicht mal ansatzweise eine schwache Scheibe, aber wenn eine Band wie ARCH ENEMY so dicht an der technischen Perfektion arbeitet, dann fallen selbst Kleinigkeiten ins Auge, die man bei anderen Bands gar nicht erst wahrnimmt, was wiederum für ihre Qualitäten spricht!
Die Norweger MANNGARD mussten für ihr Debüt "Circling Buzzards" ordentlich Schelte einstecken, denn zu undurchsichtig und unausgegoren war ihr Stilmix aus Black- und Death Metal und allerlei modernen Elementen; zu diesem Schluss kam seinerzeit auch Kollege Heitmann. Nun sind eineinhalb Jahre ins Land gezogen, geändert hat sich jedoch nicht viel. Das Zweitwerk des Quartetts, "European Cowards", wirkt ebenfalls wirr zusammen gewürfelt, schielt in alle möglichen Richtungen und kommt leider nur selten bis gar nicht auf den Punkt. Songs wie "Horrodementia", das langatmige Instrumental "Expulsion Of The Assailants - Part I: Implicit Approval Of Your Uninvited Guests”, das hektische "Part II: Surgical Removal Of Your Evil Thoughts”, das pseudo-aggressive "Evil Raping Evil” oder das Stakkato-Gefrickele "Miasma" gehen einem sogar aufgrund ihrer viel zu monotonen, abgedrehten Krachattacken, die zudem noch sehr blechern und dünn produziert wurden, schnell auf die Nüsse. Nichts gegen originelle Bands und stilübergreifende Platten, aber wenn sich innerhalb von drei Minuten Black Metal, Death´n´Roll, Alternative, Industrial und mal gekreischter, mal cleaner und mal gegrowlter Gesang abwechseln, dann wird es nicht nur zu bunt, sondern schlichtweg zu doof. So wird das nix, meine Herren!
Schon mit ihrem Redfield-Debüt haben CRASH MY DEVILLE gezeigt, dass sie sich von Genre-Grenzen und -Konventionen nicht einschüchtern lassen. Fröhlich wurden Emo, Screamo, Hardcore und Metal vermischt, was zu einer etwas heftigeren Variante als bei den Labelkollegen FIRE IN THE ATTIC führte, auf jeden Fall aber zu überzeugen wußte. "Please Glamour, Don’t Hutt ‘Em”, das neue Werk der Band, geht diesen Weg konsequent weiter, wobei es noch heftiger als der Vorgänger ausgefallen ist. Catchy Passagen wie bei "You Sell A Bit Of Composure” finden sich zwar häufig, werden aber immer wieder von schön bratenden Gitarren in die Schranken gewiesen. Die an AS WE FIGHT erinnerden Growls tragen ihr Übriges zur Steigerung des Aggressionspotentials bei. Das soll jetzt nicht heißen, dass die Scheibe eine einzige Knüppelorgie ist, ganz im Gegenteil. CRASH MY DEVILLE beweisen ein Händchen für eingängige Songs, die gekonnt die Balance zwischen Härte und Melodie halten, ohne sich der zuckersüßen Versuchung hinzugeben. "Please Glamour, Don’t Hurt ‘Em” ist ein feiner vielschichtiger Longplayer, der vor Kreativität nur so sprudelt und scheuklappenfreien Freunden moderner Klänge wärmstens ans Herz gelegt ist.
Was dass hier sollen POOR GENETIC MATERIAL sein? Die ersten Takte von "New Phase" die da aus den Boxen erklingen, sind nämlich ungewohnt freundlich-hell gehalten, klingen mit den perligen Keyboards fast schon nach Mainstreamrock - kaum zu glauben aber war und nachdem dann der markante Gesang von Phil Griffiths (ALIAS EYE) einsetzt gibt es dann gar keine Zweifel mehr, sie sind’s tatsächlich. Nach dem man zuvor den gelungen Jahreszeitenzyklus in vier sehr gelungenen Werken verarbeitet hatte, war es jetzt an der Zeit mal etwas (ganz) anderes zu machen. Die Band hat sich daher für dieses aktuelle Werk "Paradise Out Of Time" einfach einen neuen, ich will mal sagen, zusätzlichen künstlerischen Ansatz gewählt. Die Songs sind in der Mehrzahl deutlich kürzer geraten, relativ "einfach" gestrickt, kommen schneller auf den Punkt es geht deutlich weniger vertrackt zu - natürlich ist es mit jeder Phase der beteiligten Musiker Progrock "as it’s best". Daher entsteht bei allen neuen klanglichen Aspekten auch kein echter Widerspruch zur bisherigen Prog/Artrock Ausrichtung der Jungs. Denn die bisherigen Bestandteile finden sich auch hin und wieder, nur etwas versteckt nicht mehr ganz so vordergründig bzw. mehr so stark betont in den Titeln wieder. PGM haben nach wie vor ihren ganz speziellen Sound aber hier in ein neues Gewand gepackt, die Musik gewinnt so deutlich an Frische gewonnen, wirkt insgesamt entspannter und so läßt ma es mitunter einfach mal laufen. Die Band überzeugt, für mich schon etwas überraschend, trotzdem auf ganzer Linie ohne dabei oberflächlich zu werden. Selbst als energischer Rocker ist Sänger Phil bei "The Key" überzeugend, fast ganz ohne Schnörkel relativ gerade aus abgehend. Auch der Geigeneinsatz in dem ein oder anderen Song ist wohlüberlegt (z.B. bei "My Other Life" im klasse Duett mit den Gitarren sich zu einem furios extatischen Ende hochsteigernd hat da etwas von CITY’s Klassiker "Am Fenster") , diese wunderbar relaxte Leichtigkeit in den Melodien wird somit noch besser ausgedrückt und wirkt zusammen mit der diesmal absolut spitzenmäßigen Gitarrenarbeit noch nachhaltiger. Apropos nie waren die Gitarren bei PGM so im Vordergrund, egal ob elegische Soli, signifikantes Riffing oder gefühlvolle Parts da paßt diesmal einfach alles perfekt. Selbst bei dem opulenten Achtminüter "Out O Time" der in bester Anlehnung wie eine nie gespielte DIRE STRAITS Nummer mit sägenden Gitarrenriffs beginnt, dann mit hervorragenden Hammonds von Phillip Jaehne weitergetragen wird ehe dann der Track mit typischem Knopfler-Solo sowie lässigen Bläsersounds endet ist so ein Beispiel für einen perfekten Track. "Paradise" kommt dann mit so einem herrlich groovenden Chill-out Feeling daher, dass es eine wahr Freude ist. Im krassen Gegensatz dazu steht das fast zerbrechlich "Starlightbound", zwar formal ebenfalls eine langsame Nummer aber mit einem gänzlich musikalischen Charakter, verträumt, psychedelisch sehr melancholisch beginnend und sich dann zu einem leicht spacigen Finale hochzuspinnen. Einzig für das zum einen viel zu dunkle und zum anderen künstlerisch ziemlich langweilige Cover muß ich eine Rüge erteilen. Ansonsten vergehen 46 Minuten Albumspielzeit sehr, sehr angenehm entspannend wie im Fluge. Prog Musik oder besser gut ausgetüftelte Songs, denen man es aber nicht so anmerkt im manchmal fast popigen Ambiente funktioniert also doch - wie dieses Album einmal mehr bestens beweist. Das nächste Werk soll dann gerne auch wieder eine dichtes Konzeptdoppelalbum werden aber bis dahin vertreibt uns "Paradise Out Of Time" bestens die Zeit.
Ursprünglich war DEPRESSED MODE das Ein-Mann-Projekt von Ossy Salonen, doch nach und nach folgten sechs weitere Musiker. Doch anstatt sich gegenseitig auf die Schulter zu nehmen und nach Bremen zu wandern, blieben sie in Finnland und verschrieben sich düsteren, im wahrsten Sinne des Wortes depressiven Klängen. Das Septett zaubert im Gegensatz zu vielen anderen Funeral Doom-Bands eine unglaublich intensive, zähe Soundwand daher, die durch den Einsatz von Cello und Keyboard und den tollen Hintergrundgesang von Marissa Marjamäki (und das sagt einer, der sonst davonrennt, sobald eine holde Weiblichkeit den Mund ausschließlich zum "symphonischen" Singen aufmacht!), der im Kontrast zu den durchweg ultratiefen Growls steht, eine sehr hohe Dichte erhält. Echte "Hits" gibt es erwartungsgemäß nicht, sondern "Ghosts Of Devotion" wirkt besonders als Ganzes, dann aber richtig und wird auch nicht langweilig. Ein langer, ruhiger Fluss, wobei die Band auch ab und an ein wenig das Tempo anzieht (von "schnell" kann dabei keine Rede sein, sondern eher von gemäßigtem Midtempo), was sowohl Heavyness als auch Dynamik zugute kommen. Und zu guter Letzt hätte ich nie gedacht, dass ich mal derart auf einen BURZUM-Song abfahren würde, aber das genial interpretierte "Dunkelheit" (von der deutschen Version von "Filosofem"), das einmalig auch normalen männlichen Gesang offenbart, gibt dieser durchweg geilen Scheibe endgültig den Rest. Nach den aktuellen Werken von AHAB und SWALLOW THE SUN ist "Ghosts Of Devotion" das nächste Meisterstück in Sachen erhabener Langsamkeit und für jeden Genre-Liebhaber eine Pflichtanschaffung!
Seit dem tragischen Ableben der unerreichten Prog-Götter PSYCHOTIC WALTZ beschert uns deren ehemaliger Frontmann Buddy Lackey alias Devon Graves mit seiner Band DEADSOUL TRIBE eine konstant brillante Ersatzdroge. "A Lullaby For The Devil" ist das inzwischen fünfte Werk des mittlerweile wohl stabilen Quartetts, das uns erwartungsgemäß wieder viele grandiose Momente beschert, dabei aber auch Experimente nicht außen vor lässt. Einige Passagen des Albums sind relativ hart und thrashig ausgefallen, während auf der anderen Seite etwa Psycho-Gesang, Schrammelgitarren und die immer wieder genialen Flötensoli (hört Euch nur mal "The Gossamer Strand" an!) des Meisters stehen. Das funktioniert über weite Strecken hervorragend, wirkt teilweise aber auch zu gewollt und geht selbst nach zig Durchläufen nicht immer gut ins Ohr. Einige Stücke wie der irgendwie pseudo-modern tönende Opener "Psychosphere", das fast schon nach KORN klingende "Here Come The Pigs", das ebenfalls recht zeitgemäße "Lost In You" oder der ans Ende gestellte, farblose Titelsong sind für sich genommen zwar sehr starke Kompositionen, aber nicht unbedingt das, was die Fanbasis vor Glück im Dreieck springen lässt. Dafür sorgen dann auf der anderen Seite Seelenbomber wie das überlange "Goodbye City Life" (super!!!), das halbballadeske "A Stairway To Nowhere", das an beste "Bleeding"-Zeiten erinnernde "Any Sign At All" oder das sämtliche Depri-Bands vor Neid erblassen lassende "Further Down" (heißer Anwärter auf die Prog-Hymne des Jahres!). Insgesamt schippert "A Lullaby For The Devil" daher nur ganz knapp am "Tipp" vorbei und ist insgesamt nicht ganz so stark wie etwa das grandiose "A Murder Of Crows". Echte Fans dieser begnadeten Combo wird das aber nicht abhalten, zumal eine PSYCHOTIC WALTZ-Reunion wohl endgültig abzuschreiben ist. Hach, was wär´ das geil…
DSG, DGM, ASP, TSO, ABS, MKS, BSE… man könnte fast annehmen, dass sich manche Bands bei ihrer Namensvergabe entweder bei der Automobilindustrie oder in der bunten Welt der Tierkrankheiten bedienen. ESP stammen nicht aus Wolfsburg, und bei der Fahrstabilität helfen sie auch nicht wirklich, sondern die Abkürzung steht für "Eric Singer Project", bei dem es sich - wer wäre da jetzt nicht drauf gekommen?! - um die Band von Multifunktionsdrummer Eric Singer handelt, zu der auch sein ehemaliger KISS-Bruder Bruce Kulick gehört. Der umtriebige Herr hat schon für unzählige namhafte Bands (darunter BLACK SABBATH, ALICE COOPER, AVANTASIA und natürlich KISS) gearbeitet und legt hier ein Live-Album seiner Band vor, das in Japan, wo oldschooliger Hardrock noch immer ein festes Zuhause hat, mitgeschnitten wurde, und auf dem fast ausschließlich Songs von KISS interpretiert werden. Die bekanntesten darunter dürften "Black Diamond" und "War Machine" sein, aber auch die BEATLES ("Oh Darling") und Alice Cooper ("Schools Out") werden nicht verschont. Da es die Originale bereits in zig besseren Versionen gibt und von Live-Atmosphäre wie leider so oft rein gar nichts zu vernehmen ist (der Sound ist furztrocken, und die Ureinwohnern des ostasiatischen Inselstaates bleiben stumm), kann man sich "Live In Japan" getrost schenken, auch wenn die Leistung der Musiker durchweg im grünen Bereich liegt.
Das Comeback einer der deutschen Prog-Größen in 2005 "The Art Of Navigating By The Stars" ließ nicht nur Kollege Dennis in Verzückung geraten, sondern auch bei Fans den Puls in die Höhe schnellen. Das Album durfte sich zurecht als kongenialer Nachfolger des Anfang der Neunziger veröffentlichten Meisterwerkes "A Sense Of Change" bezeichnen lassen. Nach solch einer Scheibe einen draufzulegen ist an sich kaum möglich - und machen SIEGES EVEN auch nicht. Aber "Paramount" hält den Level des Vorgängers ohne Probleme, kopiert nicht und ist so auf paralleler Ebene ein erneuter Überflieger für zahlreiche Stunden unter dem Kopfhörer. SIEGES EVEN liefern somit sehnsüchtig erwartetes Futter für Ohr und Hirn. Erstaunlich mit welcher Leichtigkeit den Gebrüder Holzwart (abseits von RHAPSODY und BLIND GUARDIAN) zusammen mit Gitarrist Markus Steffen und ihrem holländischen Sänger Arno Menses dabei Kompositionen von der Hand gehen, in welchen sich einzigartig komplexe Progambitionen mit eingängigen Melodien und in die Gehörgängen festsetzenden Gesangslinien verbinden. Hier wird nicht gefrickelt - hier wird auf verdammt hohem Niveau gespielt. Der Weg ist das Ziel - und das ist das Erzeugen einer musikalisch fundierten Atmosphäre sowie das transportieren von Stimmungen in äußerst nachvollziehbarer Weise. "Paramount" beweist, das SIEGES EVEN eben dies mehr als nur verstehen. Dazu herrscht an Ideen und Melodien hier wahrlich kein Mangel - und das die Produktion die nötige Transparenz aufweist ist da wohl auch selbstverständlich. Songs wie der Opener "When Alpha And Omega Collide" zeigen auch gleich auf, das SIEGES EVEN der Rhythmusfraktion auf der neuen Scheibe mehr Raum lassen, so dass die Songs "härter" klingen als auf "The Art Of Navigating By The Stars". Das nachfolgende "Tidal" setzt da zu Beginn noch einen drauf, nur um unvermittelt ruhig, ja beschaulich zu werden und sich dabei als melodischer Hit mit Hang zur Repeat-Taste zu entpuppen. Das simpel, nur als Ballade daherkommende "Eyes Wide Open", der über 7-minütigen, semiakustischen Ohrwurm "Where Your Shadows Sleep" (einfach nur schön), das Instrumentalstück "Mounting Castles In The Blood Red Sky" (vertont die geschichtsträchtige "I have a dream" - Rede des US-Bürgerrechtlers Martin Luther King auf stimmungsvolle Art und Weise - noch ein Höhepunkt der SIEGES EVEN Historie) oder der abschließende, überlange Titeltrack "Paramount" (samt Saxophon-Solo, als Essenz der 9 vorhergegangenen Kompositionen mit einigen Effekten versehen) laden zur Dauerrotation ein. Solcher Art Songs verteilt die Konkurrenz schon mal auf X Alben. Trotzdem, auch hier gilt was bei guten Progbands oft der Fall ist: einzelne Songs herauszuheben ist ein individuelle Angelegenheit - das Werk an sich der Hammer. Nicht nur für Fans von SIEGES EVEN eine dringende Empfehlung - wohl eines der Progalben des Jahres.
Schon der Erstling dieses norwegischen Quintetts wusste zu gefallen, und nun legt die Band um Sänger Michael Eriksen und Mats und Truls Haugen ihr zweites Werk vor, das stilistisch direkt an das Debüt anknüpft. Wieder bekommt man sehr traditionellen Progressive Metal mit vielen symphonischen Elementen und dem starken Gesang Eriksens. Dabei fand durchaus noch eine kleine Steigerung statt, doch ein Überfliegeralbum ist auch "Isolate" leider nicht geworden, denn nach dem großartigen Einstiegs-Dreier "A Darkened Mind", "Abyss" und "Wither" nimmt die Band ein wenig den Fuß vom Qualitäts-Gas und verfällt in typische Prog-Lethargie, bei der instrumentales Breitband und Selbstverwirklichung schwerer wiegen als songdienliche Integration. Bereits der vierte Song, "Sane No More", fiedelt und gniedelt vor sich hin, die Luft des starken Anfangs scheint verflogen. Zwar blamiert man sich im Folgenden nicht wirklich, aber Stücke wie das arg kitschige "Arrival Of Love", das zwölfminütige Epos "Mouth Of Madness" oder "From Childhood´s Hour" zünden längst nicht so stark wie man das nach dem tollen Einstieg erwartet hätte. "Isolate" geht unterm Strich als sehr gute Platte durch, die man Genre-Fans bedenkenlos empfehlen kann, die aber, und damit komme ich zum Fazit des Vorgängers, ebenfalls noch Luft nach oben lässt.
Da ist es also, das allerletzte MINISTRY-Album, mit dem Mastermind Al(ien) Jourgensen nicht nur das ein gutes Vierteljahrhundert andauernde Kapitel seiner Band, sondern auch die Trilogie um Vollhumpen Bush schließen möchte. Dabei hält das durchgedrehte Musikgenie allerlei bekannte und bewährte Zutaten parat, wagt aber auch noch das eine oder andere Experiment. Keine Angst, völlig neue Landschaften bietet die musikalische Reise nicht, sondern erinnert ganz bewusst an große Taten der Vergangenheit wie "The Mind Is A Terrible Thing To Taste" oder "The Land Of Rape And Honey". Die breitflächig bratende Gitarrenlastigkeit des Vorgängers (die zum größten Teil Tommy Victor´s Verdienst war) wurde zugunsten diverser elektronischer Spielereien wieder ein wenig zurückgefahren, ohne dabei auf die famosen Saitenkünste der Herren Victor, Raven und Neuzugang Sin Quirin zu verzichten. Die stetig wiederkehrenden Beatfolgen und der diabolisch-verzerrte Gesang Jourgensens sind hier ebenso präsent wie die zahlreichen, intelligent eingestreuten und abermals teils witzigen Spoken-Word-Parts und die satirischen Texte, für die sich manche pseudo-kritische Punkband die Iros abrasieren würde. "The Last Sucker" präsentiert uns noch einmal einen bekannten Sound in einem neuen Gewand, von einem Line-Up eingespielt, das im Bereich Industrial und allen modernen Metal-Genres zu den besten aller Zeiten gezählt werden darf und das mit geilen Songs der Marke "Watch Yourself" (Killer!), "The Dick Song", dem Titeltrack, "Death & Destruction" (genialer Nachfolger von "N.W.O" und "No W") oder der völlig abgefuckten THE DOORS-Coverversion "Roadhouse Blues" ausschließlich Hits ins Rennen schickt. Am Ende gibt sich sogar noch FEAR FACTORY-Frontsirene Burton C. Bell die Ehre, der die kranke Punkoper "Die In A Crash" und das zweiteilige, überlange "End Of Days" mit seiner cleanen Stimme veredelt. MINISTRY setzen ihren Fans zum guten Abschluss keine halbgare Resteverwertung vor, sondern ein Album, das vor brillanten Ideen nur so strotzt und bei dem man auch nach dem x-ten Hördurchgang noch verrückte Details entdeckt. Ich wage es hier mal nicht, "The Last Sucker" qualitativ einzuordnen, aber besser und stilsicherer kann man diese Ausnahmeband (mit der auch ich lange warm werden musste) nicht zu Grabe tragen!