Das polnische Label “Metal Mind Productions” hat sich in den letzten paar Jahren nicht nur als Garant für erstklassige Re-Releases aller Art hervorgetan, sondern auch als Schmiede ganz interessanter Newcomer, zu denen auch das Sextett TOTEM zählt, das sich einer gekonnten Mischung aus Melodic Death Metal, Thrash und einer Prise Metalcore verschrieben hat. Die Band aus der Nähe von Krakau überzeugt auf ihrem zweiten Album „Day Before The End“ mit einer sehr hörenswerten Mischung aus Härte und Melodie, die von zwei Sängern, bzw. einem Sänger und einer Sängerin, gleichzeitig befeuert wird, was besonders bei den vereinzelt clean gesungenen Refrains zur Geltung kommt. Obwohl TOTEM noch das letzte I-Tüpfelchen an Eigenständigkeit fehlt, das sie aus der großen Masse ähnlich gearteter Combos hervorhebt, macht die Band (besonders im Gitarrenbereich) einen sehr guten Job und überzeugt mit anspruchsvollen, kraftvoll produzierten Nackenbrechern wie dem ohrwurmartigen Opener und Titelsong, dem dynamischen „Taste Of Life“ oder der Abrissbirne „Lost Dimension“, die allesamt Böcke auf mehr machen. Somit geht „Day Before The End“ als wirklich gelungene Sache durch, der lediglich der kleine Beigeschmack des Trendreitens anhaftet.
Aus Nordrhein-Westfalen stammt diese Band, die 2004 von Gitarrist und Sänger Kain als Ein-Mann-Projekt unter dem Namen KÄLTETOD gegründet wurde, doch bereits 2005 aufgrund von Verwechselungsgefahr den Namen THYRGRIM bekam. Zwischenzeitlich als Trio (das auch den ersten Longplayer „Winterhall“ eingespielt hat) unterwegs, sind nur noch Kain und Drummer Sturmgeist übrig geblieben, die auch für den neuesten Streich „Niedergang“ verantwortlich zeichnen. Das in Eigenregie produzierte Werk bietet von vorn bis hinten puren, unverfälschten und sehr rohen, aggressiven Black Metal der alten Schule. Keyboards, weibliche Hochdrehzahl-Heulsusen oder gotisches Rotwein- und Rasierklingenambiente sucht man hier zum Glück vergebens. THYRGRIM sind auch keine Freunde von BPM-Orgien und rasendem Blastspeed, sondern braten uns ihre räudigen Riffs und das minimalistische Drumming zumeist mit angezogener Handbremse (selbst bei den schnelleren Parts, die allerdings flottes Midtempo nicht überschreiten) um die Ohren, was ihnen fast schon einen doomigen Anstrich verpasst. Dabei kommen allerdings geschickt platzierte Breaks und das trotz der aufs Allernötigste reduzierten Instrumentierung durchdachte, bisweilen sogar progressive Songwriting nicht zu kurz, was Songs wie der vertrackte, lässig nach vorne peitschende Opener „Mit Blut Geschrieben“, das düster-schleppende „Aus Ruinen“ oder der sehr geile Achtminüter „Dorthin Wo Alles Begann“ eindrucksvoll unter Beweis stellen. Wer die essentiellen Bestandteile des Schwarzmetalls zu schätzen weiß und Bands wie DARKTHRONE, BURZUM (rein musikalisch, versteht sich!), aber auch alte VENOM oder SODOM gerade wegen ihrer fiesen Sound-Grundgerüste und ruppigen Produktionen liebt, sollte sich diesen Underground-Brocken reinziehen und einen der stärksten Newcomer seit Langem in diesem Genre für sich entdecken!
LIGHT PUPIL DILATE sind ein weiterer Beweis für die These, dass Bandnamen nicht wirklich oft Sinn machen. Das US-Trio hat sich aber insofern einen passenden Namen gegeben, als dass ihre Musik ähnlich verwirrend ist. Genregrenzen fröhlich ignorierend, wursteln sich die Herren durch neun Songs und alles, was in Sachen Stromgitarrenmusik so zu finden ist – klassischer Metal, Grunge, Hardcore, moderner Metal, Noise. You name it, we play it. Manchesmal wirkt das Ergebnis wenig nachvollziehbar und noch weniger durchdacht, aber oft genug ergibt sich aus dem wilden Mix ein ganz eigener Stil, der etwas an charmantere (weil weniger brutal) MASTODON erinnert („Selfless“). Beim Gesang wird selten aggressiv vorgegangen, meistens gibt es eine recht hohe Stimme, wie sie IGNITE auch haben. „Snake Wine“ (auch Plattentitel sind viel zu oft herrlich bescheuert) ist kein einfach zu beschreibendes Album, aber für aufgeschlossene Musikfreunde einen Probedurchlauf wert.
Der Titel der Debütscheibe GARSTIGs entstammt der Stil-Selbstbeschreibung der Band – „Tysk Arkaisk Dreck Metal“. Die Bonner spielten bereits im Vorprogramm Negura Bungets, haben aber stilistisch so rein gar nichts mit den Rumänen gemein – da half vielleicht eher die rumänische Abstammung des Sängers Dark. GARSTIG mischen Doom, Hardcore, Sludge – whatever - und erinnern atmosphärisch ein wenig an Totenmond, ohne deren totale Hemmungslosigkeit, Brutalität und Unverdaulichkeit zu erreichen. Dabei erreichen die Jungs ihren allgegenwärtigen Groove durch stete Wiederholung und fast monotonen Grunzgesang – was Ignoranten sicherlich alsbald langweilen, stresserprobte Extremler dafür sofort in GARSTIGs Bann ziehen dürfte. Der Sound dieser überaus professionellen Veröffentlichung würde Label-Ansprüchen ohne weiteres gerecht, was auch für die Aufmachung der CD sowie des Infos zutrifft: Farbiges Cover inklusive Texte, das Info auf Pergament-ähnlichen mit einer gehörigen Portion Humor (die „Tanzkapelle Garstig“ beschreibt sich hier im altmodischen Stile) – so schön können Demos sein. Wer Totenmond oder Pro-Pain mag, der sollte hier mal weitere Informationen einholen oder das Scheibchen einfach kaufen. Und der Band ist nur noch viel Glück bei der Musikersuche (Schlagzeug und Gitarre) zu wünschen.
Sie hören auf mit dem Headbangen, wenn sie tot sind. Soso, das schreiben die Koreaner (nein, keine Inder) also. Da wollen wir doch alle mal die Daumen drücken, dass sie noch fleißig mit der Rübe rotieren …. Was auch ein bisschen an der Musik liegt. Vielleicht sind die Jungs mittels Exotenbonus an ihren Vertrag gekommen, schlecht sind die Asiaten aber keineswegs. Allenfalls ein wenig hektisch in ihrem Bemühen um einigermaßen eigenständigen Thrash Metal. Letztlich klappt es auch nicht, irgendwie scheint in diesem Metier alles gesagt. Dennoch handelt es sich bei „Perseverance“ um ein professionelles Album der bereits seit 1993 existenten Kapelle, wobei die Musiker weitestgehend auf zu stumpfe Anbiederung an die 80er-Jahre auskommen. Das äußert sich dann in einem modernen, trockenen Sound und in immer wieder zitierbaren Ähnlichkeiten mit Genregrößen wie Slayer oder Death Angel. Und dann gehen MAHATMA einen anderen Weg als LOTD und nehmen gelegentlich auch mal die Füsschen vom Gaspedälchen. So gibt es pureren Metal der stampfenden Variante und sogar einen ruhigen, balladesken Rausschmeißer. Nicht zu vergessen: Das Cover von Priests „Painkiller“ – weder ein sonderlich spektakulärer Song zum Nachspielen, noch sonderlich spannend umgesetzt. Alles in allem stimmt hier vieles in Einzelteilen, nur spannend, das sind MAHATMA in der Gesamtheit irgendwie nicht. Trotzdem: Weitermachen mit Kopfschütteln, abgemacht?
Die schwedische PEST. Machen old-school Black Metal ohne Weibergesang und Keyboards. Soweit so gut? Naja. In der Tat machen Necro und Equimanthorn das ziemlich kompromisslos aber eben auch recht beliebig. Seit elf Jahren krawallt sich das Duo durch mal verkackte, jetzt wieder angesehenere Labels, immer mit dem Mut zur Musik von gestern und vorgestern. Auch die Songtitel sind mächtig alte Schule, das ist viel „possessed“, es gibt viele „Beasts“, „Hellfire“ und vieles mehr, Hauptsache gegen den blöden Jesus. Das ist einerseits ganz charmant, andererseits aber auch ein bisschen ausgenudelt. Was auch für die Musik selbst zutrifft. Nicht, dass PESTs neue Scheibe nervt, aber „Rest In Morbid Darkness“ macht es eben wie Darkthrone und viele andere: Metal wird zu Thrash, wird zu Black Metal…. Es poltert an allen Ecken und Enden, manchmal doomen sie auch noch herum vieles riecht nach frühen Bathory, manches stinkt nach Burzum, vor allem der mehr als 14-minütige Rausschmeisser „The Lust For Cruelty“. Kutten und Spikes im Schrank? Dann braucht ihr diese Scheibe auch noch, ist ja auch besser als Cholera. Sonst allerdings wohl eher nicht.
Aus Thamuz entstand 2004 TERHEN, eine finnische Doom-Band, melancholisch selbstverständlich. Doom meint hier nicht nur Melancholie, sondern auch Brutalität, was dann häufig zum Begriff Doom-Death führt. Allerdings scheuen sich die Soumis nicht vor einem gerüttelt Maß an Keyboard-Einsatz, schaffen es dabei aber dennoch, ihre Emotionen nicht zu verwässern. Herausgekommen sind fünf lange Epen, zwei davon mehr als 13 Minuten lang. Vergleiche mit Bands wie Swallow The Sun keimen beinahe automatisch auf, gegen ihre Landsmänner haben TERHEN auch nicht den hauch einer Chance – was dennoch nicht an einem mehr als gelungenen Debüt-Album ändert. Ein Unterschied ist der gelegentlich eingesetzte Frauengesang, mit dem die Skandinavier mal wieder auf die „Gut gegen Böse“-Strategie setzen und damit streckenweise ein bisschen langweilen. Aber selbst diese Abstriche verhindern weder die beinahe schon depressiven Stimmung noch die gelungen-düstere Atmosphäre, die das bisweilen fast hypnotische Scheibchen transportiert.
Bonjour, Madame! Manchmal ist es doch einfach schön, einer Band eine zweite Chance zu geben. Denn was sich beim oberflächlichen Hören des Frauenstimmen-Nicht-Mögender als weitere Nightwish-Variante vorstellt, das entwickelt sich mit der Zeit zu einem vielschichtigen, beinahe experimentierfreudigen Album abseits ausgelatschter Trällerelsen-Pfade. Und das trägt seinen Namen nicht zu Unrecht, denn von leichten Folk-Anklängen geht es über The Gathering und eben Nightwish in Richtung Metal, aber eben auch bis hin zu Rock und Pop. Und mit der Zeit entspannt sich auch die Rückenmuskulatur des Hörers, weil die Französin eben nicht ständig sirenen- und opernhaft singt, sondern auch Mut zum ruhigen Ton hat. Das alles lässt „Fusion“ zu einem wesentlich interessanteren Album reifen, als es anfangs den Eindruck macht. Man höre einfach mal- so ganz ohne bisschen Scheuklappenablage - „In The Present“, denn das klingt ein bisschen wie die Oysterband mit einer guten Sängerin. In diesem Sinne: Merci, cherie!
Die Ösis DEMOLITION wandeln bereits seit gut zwölf Jahren unter uns, konnten aber bislang außer kleinerer Achtungserfolge keine nennenswerten Sprünge machen, obwohl sie auch schon live für viele große Namen eröffnet haben. Aber auch mit ihrem neuesten Streich „Relict IV“ wird sich die Band nicht aus der zweiten Reihe nach vorne bewegen, da das Album einfach zu unspektakulär und wenig eigenständig tönt. Richtig viel falsch machen die Jungs eigentlich nicht, und mit Groovern wie „Blood“ oder dem an DESTRUCTION´s „Curse The Gods“ erinnernden, sehr coolen „Holy Hostage“ beweisen sie sogar ein gutes Gespür für durchdachtes Songwriting. Auch die hin und wieder eingestreuten, passenden Gitarrensoli zeugen von guten Musikern, aber am Ende verliert sich „Relict IV“ zu sehr im Dickicht der großen Veröffentlichungsflut des todesmetallischen Genres, das in regelmäßigen Abständen noch bessere Scheiben abwirft.
SUICIDE SILENCE konnten mit dem US-Release von „The Cleansing“ einen Achtungserfolg in den Charts verbuchen, jetzt wird das Album jenseits des großen Teiches veröffentlicht. „Unanswered“ und „Hands Of A Killer“ legen, nach einem kurzen Intro, furious los und bieten Schweden-beeinflussten Mealcore erster Kajüte. Da gibt es alles, was das Metalcorler-Herz begehrt und das in bester Qualität. Alle Beteiligten verstehen ihr Handwerk, zudem war bei den beiden Songs das Songwriting-Team gut drauf. „The Price Of Beauty“ will dann aber schon nicht mehr so recht komplett überzeugen, ebensowenig wie die folgenden Songs – obwohl SUICIDE SILENCE nicht von ihrer Marschroute abweichen. Oder vielleicht gerade deswegen? Ähnlich wie bei DESPISED ICON gibt es neben pfeischnellen Death Metal-Parts (in denen Vergleiche mit THE BLACK DAHLIA MURDER aufkommen) immer wieder schleppend-brutale Abschnitte, die ordentlich Arsch treten, aber manches Mal zu willkürlich platziert wirken. Wirklich rund laufen die Songs nicht, wirklich im Ohr beibt das Album nicht, abgesehen von den ersten Songs. Solide Kots, die das Genre weder bereichert noch beschämt, aber mehr auch nicht.