Dass es die SCHRÖDERS überhaupt noch gibt, war mir gar nicht bekannt, und ebenso wenig, dass sie es in der Vergangenheit auf immerhin sechs Alben gebracht haben. Kein Wunder, denn zum einen war immerhin sieben Jahre Sendepause und zum anderen bin ich den Teenie-Fun-Punk-Schuhen dann doch irgendwann entwachsen. Zum 18-jährigen Bandbestehen haben die Niedersachsen aber noch mal alle Kräfte mobilisiert und bringen unter dem passenden Titel „Endlich 18“ ein neues Album an den Start. Und eines muss man den Jungs lassen: Das Alter hört man ihnen nicht an, positiv wie negativ. Frisch und mit rotziger Enegie liefern sie eine Mitgröl-Hymne nach der anderen ab, befinden sich musikalisch wie textlich aber immer noch auf demselben Niveau wie eh und je. Sprich: Gute-Laune-Punk ist angesagt, der in Songs wie „Immer Mehr“ und „Thomas“ zwar sogar mal in Ansätzen sozialkritisch wird, sich ansonsten aber auf Witziges bis Sinnfreies und natürlich auf Trink-Hymnen beschränkt. Letzteres haben die Jungs allerdings wirklich raus. Den Chorus von „Modimi“ etwa muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: „Ich bin Montag Dienstag Mittwoch voll und Donnerstag genauso doll / Freitag Samstag Partyzeit Sonntag abend wieder breit“. Zugegeben: Das macht Spaß! Mit dem Cover von „Heute Hier Morgen Dort“ sinkt die Laune aber wieder, denn so etwas ist mehr als ausgelutscht und absolut überflüssig. Unterm Strich ist „Endlich 18“ trotzdem eine ordentliche Platte. Mein Fall sind die SCHRÖDERS nicht (mehr), aber hier ist alles gut gemacht und die Zielgruppe in Form von kleinen MTV-Punks unter 18 wird sicher drauf abfahren.
Nach der lezten SCARGOD-EP vollzog Bandkopf Martin Moser einen radikalen Schnitt und entschied, künftig als Einziger Songs unter dem Namen zu schreiben. Auf der neuen EP „Schmerz“ finden sich derer drei, dazu ein gesprochenes Intro. Insgesamt sieben Gastmusiker hat er sich dafür ins Studio geholt, damit seine Vision dunkler Musik kompetent umgesetzt werden kann. Nach dem auf deutsch gesprochenen Intro, das textlich den Rahmen setzt, geht es mit „Cold“ melancholisch los. Hier sticht der weibliche Gesang hervor, der sich mit dem männlichen Counterpart viele Duelle liefern wird – und auch wenn die sich im Engelsstsimme vs. Growls-Schema bewegen, können sie überzeugen, da jeder Stimme auch abseits der Duelle viel Raum zur Entfaltung gegeben wird und der männliche Gesang ebenfalls seine klare Stimme einsetzt. Die Gitarrenfraktion fährt düster-rockige Riffs auf, was vom Schlagzeuger aufgenommen wird und den Songs bei aller Melancholie ordentlich Druck gibt. Kurzum, hier stimmt alles: das Songwriting ist gut, die Musiker verstehen ihr Handwerk und die Produktion ist erstklassig. Düsterrock-Fans und Schwarzkittel sollten ruhig mal ein Ohr riskieren.
Die Ruhrpottler BLACK FRIDAY 29 haben sich für den Nachfolger von „The Escape“ viel Zeit genommen und auch gleich mal das Label gewechselt. In den fast drei Jahren hat sich an der grundlegenden Ausrichtung der Musik nichts geändert, Hardcore gibt noch immer den Ton, irgendwelchen Trends wurde sich nicht gebeugt. Am Gesang werden sich weiterhin die Geister scheiden, für die einen wird er charismatisch, für die anderen schlicht nervig sein. Immerhin passt er vom Aggressionslevel perfekt zur kraftstrotzenden treibenden Musik, die dem Hörer selten einmal eine Pause gönnt. Grundlage dafür bildet noch immer der New Yorker Hardcore-Sound, den BLACK FRIDAY 29 um einige neue Ideen erweitert haben. So wird zum einen die Klon-Falle umgangen, zum anderen klingen die zwölf Songs frischer und überraschender. „Forgive Me“ kann mit einem sehr coolen Chorus aufwarten, währen „Sinking Ship“ eine starke Metal-Schlagseite hat (ohne in Metalcore abzugleiten) und der Rausschmeißer eine rotzige Streetpunk-Nummer ist. Die Platte kann ein durchweg hohes Niveau aufweisen, mit dem jeder Fan zufriedengestellt werden wird. „The Pursiut Of Happiness“ ist der Beweis, dass Weiterentwicklung und Festhalten an Trademarks gelingen können, wenn die Band was auf der Pfanne hat. Haben BLACK FRIDAY 29 definitiv und mit diesem Album einen echten Kracher hingelegt. Respekt!
CARRY THE TORCH machen auf ihrer ersten EP keine Gefangenen und mit „Sepatating The Genus“ schnell auf den Punkt: heftiger, schneller Hardcore, der bei gleichermaßen ins Ohr geht wie in die Fresse haut, wird geboten. Ganz so, wie es THIS IS HELL so schön können. CARRY THE TORCH haben sich für einen anstrengenderen Sound entschieden, der viel auf Breaks und langsame Parts setzt. Die melodische Seite kommt dabei aber genausowenig zu kurz wie die schlicht heftigen Abschnitte. Einziges Manko der EP ist der dumpfe Sound, der zu undifferenziert ist und oftmals die gute Gitarrenarbeit in den Hintergrund drängt. Dafür ist Sänger Brian durchgehend gut zu vernehmen und kann mit seiner kraftvollen Stimme einige Akzente setzen, auch wenn er sich nur in Genre-üblichem Gekeife bewegt. Die Band aus Sacramento hat eine gelungene erste EP vorgelegt, die zwar noch einige kleine Schwächen hat, die beim ersten Album aber sicher ausgemerzt sein werden. Bis dahin macht „Dead Weather“ Spaß.
Nach fünf Jahren Dauer-Touren mit kurzen Zwischenstopps im Studio hat sich das Trio um Bandkopf und Namensgeber Danko Jones Ende 2006 eine Pause verschrieben. Aber natürlich haben die Jungs keinen Urlaub gemacht, sondern nutzten die Zeit, um das nächste und mittlerweile vierte Album ausnahmsweise mit langem Vorlauf vorzubereiten. Und noch etwas ist neu: Die Kasse scheint mittlerweile zu stimmen, denn für den Job hinter den Reglern wurde ein vermutlich recht teurer Produzent namens Nick Raskulinecz verpflichtet, der auch schon für die FOO FIGHTERS, RUSH, STONE SOUR und VELVET REVOLVER tätig war. Wenn man sich die neue Scheibe ein paar Mal angehört hat, wird einem allerdings klar: Zu viel Zeit und ein zu professioneller Produzent tun der Band offenbar nicht gut. Denn während am Sound etwas zu viel geschraubt wurde, ist das Songwriting eher vernachlässigt worden. Aber fangen wir vorne an: Und zwar beim Opener „Code Of The Road“, der auch schon seit einiger Zeit auf der myspace-Seite der Band heruntergeladen werden konnte. Dieser brät so breit und dreckig aus den Boxen, wie man es sich von Danko wünscht und gewöhnt ist. Schon das folgende „City Streets“ irritiert aber: Strophe und Chorus klingen schwer nach glattem Mainstream-Ami-Rock. Ähnlich geht es mit „Still In High School“ weiter: Auf ein Danko-typisches Riff folgt ein glam-mäßiger, mehrstimmig gesungener und äußert langweiliger Chorus. Doch es kommt noch schlimmer: „Take Me Home“ – die neue Single – ist der Totalabsturz: Kommerz-Poprock der übelsten Sorte, mit Akustik-Klampfe im Hintergrund und einem schnulzigen, teils mit Kopfstimme gesungenen Chorus, der wohl hymnisch klingen soll. Offenbar will Danko auf Teufel komm raus endlich mal einen MTV- und Radio-Hit landen. Wenn man sich weiter durch das Album kämpft, stellt man aber mit Erleichterung fest, dass die Jungs auch noch anders können - wenn sie denn nur wollen. „Let’s Get Undressed“ und „Your Tears, My Smile“ z. B. sind DANKO JONES-Kracher von gewohntem Kaliber und randvoll mit Energie. Trotzdem: Allzu viele Songs, wie z. B. „Somehting Better“ und „Ravenous“, bieten nicht mehr als Mittelmaß. Auch der Sound, den Nick Raskulinecz den neuen DANKO JONES verliehen hat, überzeugt nicht. Kommt die Gitarre zwar oberfett rüber, ist der vormals so präsente und dreckig angezerrte Bass von John Calabrese in den Hintergrund gedrängt worden. Ohne jeglichen Druck und mit wenig Ton ist er selbst bei den Gitarrensoli kaum zu hören. Der Gesang wiederum steht stark im Vordergrund, ist aber extrem glatt geraten, und die Drums klingen steril und sind stellenweise mit viel zu viel künstlich wirkendem Hall unterlegt worden. Ein weiterer Minuspunkt der Scheibe ist die Abwesenheit von Damon Richardson, den ich hier einmal mehr schmerzlich vermisse. Dan Cornelius ist hier ja zum ersten Mal auf einer Aufnahme zu hören und bestätigt den mittelmäßigen Eindruck, den die erste Tour mit ihm hinterlassen hat. Sicher macht er seine Sache nicht schlecht, aber sein Spiel klingt eben allzu klinisch und sehr nach einem typischen Studiomusiker. Die Dynamik und die wilde Energie Richardsons gehen ihm komplett ab. Aber davon abgesehen: Ich frage mich, was Meister Danko geritten hat, als er die Songs für „Never Too Loud“ geschrieben hat. Hat er es jetzt tatsächlich auf den großen kommerziellen Erfolg abgesehen? Oder wollte er sich nur einfach mal etwas verändern? Wohin ist sein soulig-inbrünstiger Gesang verschwunden, und wohin seine energiegeladenen Stakkato-Riffs? Und warum hört man den Bass nicht mehr...? Und ich frage mich: Wie viele Anläufe sollte man einem Album geben? Ich habe „Never Too Loud“ mittlerweile drei Mal durchgehört, werde mit dem Großteil der Songs aber immer noch nicht warm. Bleibt nur zu hoffen, dass auf der kommenden Tour alles beim Alten ist.
AUSPEX aus Grenoble/Frankreich versuchen mit ihrem ersten Longplayer „Resolutio“ im deutlich schrumpfenden Markt des Symphonic Metal mit Gothic-Touch einen Fuß in die Tür zu kriegen. Dabei klingt manches aber einfach noch zu unausgegoren. Positiv: Ideen gibt es in den neun Songs reichlich. Negativ: die werden aber ebenso so schnell wieder verbraten. An der kompositorischen Ausgestaltung darf man ruhig noch feilen – denn wie gesagt – Potential ist da, bis hin zu progressiven Anwandlungen. Ansonsten setzt man auf das übliche: die überlangen, immerzu melodischen und meist schnellen Songs werden von atmosphärisch ruhigen, aber oft dominanten Keyboardparts unterbrochen, weibliche Vocals (angenehme Tonlage, mit Akzent) schaffen einen Kontrast zur Power Metal mäßigen Instrumentalisierung. „Theater Of Pain“ mit seinem EBM-Mittelpart, das 9-minütige, zum Teil opernhafte „Celestia“ und das überragende, als Vorzeigesong arrangierte „Rise“ sind dabei die Hinhörer. Genrefreunde können reinhören, sollten aber wissen, dass vergleichbares wie EPICA, KAMELOT und AFTER FOREVER noch ein ganzes Stückchen weit weg ist.
TO RESIST FATALITY bringen mit „Ianus“ ihr zweites Album in die Läden, wobei ihr Erstling noch ohne Label im Rücken veröffentlicht wurde. Sieben Tracks geben die Göttinger dabei zum Besten, in denen Melodic Death Metal mit etwas Black und Thrash gemischt wird. Ist nicht sonderlich neu und in diesem Fall auch nicht sonderlich beeindruckend. Im Großen und Ganzen wird ganz ordentliches Niveau geboten, auch wenn manche Parts noch arg simpel gestrickt sind, aber über Mittelmaß kommt kaum ein Song hinaus. Beim letzten Track, „Spectacles“, werden der Einfluss alter CRADLE OF FILTH mehr als deutlich, während „The Silcent Society“ majästatisch mit klarem Gesang klingen soll. Klappt alles leidlich, kann den von zigtausend ähnlichen Bands überfütterten Hörer aber nicht mehr vom Hocker reißen. Ganz nette Scheibe halt, mehr aber nicht
OBLIGATORISK TORTYR haben sich sechs Jahre Zeit gelasssen, um den Nachfolger ihres selbstbetitelten Debütalbums in die Läden zu bringen. Der hört auf den Namen „Återförödelse“, hat 26 Songs und haut in die gleiche Kerbe wie der Vorgänger. Heftigster Grindcore, mit Dreck unter den Fingernägel und Wut im Bauch. Das äußert sich in vielen sehr brutalen Songs, wobei der Schweden-Dreier nie in stumpfes Geknüppel verfällt. „Life Is Fucked“ beweist das bestens: ein saubrutaler Knüppler, der gleichzeitig sofort ins Blut geht – so muss guter Grincore klingen! Sie können natürlich auch ne Nummer härter und weniger eingängig, aber das zeigen OBLIGATORISK TORTYR gerade oft genug, um in der Szene nicht als Weiner zu gelten. So bleibt die Platte beinahe durchgehend hörbar. Die lange Wartezeit hat sich gelohnt, das ist eine verdammt gute Scheibe geworden. Nicht sonderlich überraschend, dass die Band bereits an neuem Material arbeitet, sie dürften mit dieser Scheibe sehr zufrieden sein, was ja die beste Motivation ist. The grind is on!
Schön old-schoolig geht es bei NECROTIC FLESH zur Sache, vom ersten Lebenszeichen anno 2005 zum neuen Album hat sich nichs geändert. Death Metal im Stile der frühen 90er, diesmal mit etwas stärkerer US-Schlagseite, dazu gewohnt blutige Songtitel und Lyrics (vom Artwork ganz zu schweigen). Mit viel Groove („Recently Deceased“) kann sich der Zehn-Tracker in Herz und Hirn der Totmetaller spielen und wird Live sicher bestens ankommen. Neue Ideen werden natürlich vergebens gesucht, aber wer will das schon bei einr Platte wie „Gore Gourment“? Eben. Niemand. Die Produktion ist Morrisound-verdächtig, der Gesang feine Growls und die Gitarren wummern tief. So muss das sein, da lassen sich auch kleine Patzer wie der missglückte Tempowechsel bei "Searching For Brain Liquor" verschmerzen. „Gore Gourmet“ ist für einen gepflegten Death Metal-Abend genau das Richtige.
Etwas dick aufgetragen hat die Promo-Abteilung bei MEMPHIS MAY FIRE schon, aber die sind wohl stolz auf die neue EP der Texaner. Jung sind sie, faseln irgendwas von ZZ TOP-Einflüssen und überhaupt neuem Metalcore. Da ist das Ergebnis fast schon ernüchternd, denn wahnsinnig viel Neues findet sich in den fünf Songs nicht. Beim Gesang schon mal gar nicht, Standard-Metalcore-Aggro im Wechsel mit cleanem Parts war wann neu? Sicher nicht 2008. Die Gitarrenarbeit ist schon etwas inspirierter und verpackt Hardrock und heftiges Geschrubbe gleichberechtigt. Der Drummer spielt teilweise abgefahrene Sachen, ist durch die Produktion aber zu sehr im Vordergrund und nimmt besonders den Gitarren zuviel Platz weg. Beim Songaufbau gehen MEMPHIS MAY FIRE abseits der ausgelatschten Wege, aber komplett neu ist das auch nicht. Bleibt am Ende die Frage, ob die EP überhaupt gut ist. Ist sie, Metalcorler können ruhigen Gewissens reinhören, aber die ganz große Nummer ist das Teil eben auch nicht. Nur auf dicke Hose machen reicht schon lange nicht mehr aus, Jungs.