ULTIMATUM starteten in 1992 in den Staaten, veröffentlichten 1995 ihr Debüt „Symphonic Extremities“ und nun mit „Into The Pit“ ihr viertes Album. Musikalisch gibt es den altehrwürdigen Thrash ohne Schnörkel, mit ansprechenden Soli und oft im Midtempo. Sänger Scott Waters klingt dabei mehr als räudig genug um auch hier Erinnerungen an alte Bay Area Tage aufkommen zu lassen. Wie das Label schon erahnen lässt, fühlen sich die fünf schweren Jungs (siehe Homepage) neben dem Metal auch den christlichen Werten verbunden. Wer damit keine Probleme hat, bekommt auf „Into The Pit“ unter anderem mit dem zäh treibenden „Blood Covenant“, der heftigen Double-Bass getragenen und mit starkem Riffing versehene „Heart Of Metal“ und „Blind Faith” mit seinen sich sofort festsetzenden Gitarrenpart gutes Futter für Magen und Nacken. Mit dem Maiden-Cover „Wrathchild“ kann ich mich, trotz cooler Umsetzung, aber nicht so toll anfreunden (vielleicht hänge ich da doch zu arg am Original). Sei’s drum! Für Old-School-Thrash Freaks mit Open Mind durchaus mal reinhörenswert.
Eins muss man SPYDER BABY, aus Detroit stammend und mittlerweile so was wie Protegé von MINISTRY´s Al Jourgensen, schon mal lassen: das Cover-Artwork weckt wirklich keine falschen Erwartungen, sondern hält, was es verspricht. Ein Blick aufs Cover und den auf der Rückseite abgebildeten Urheber genügt, und man weiß ziemlich genau, was einen erwartet. Die Gitarren dröhnen, was das Zeug hält und alles klingt auf irgendwie morbide Art und Weise kaputt. Insbesondere MARILYN MANSON lässt auf "Let Us Prey" grüßen, der Gesang ist durchgängig stark mit Effekten belegt und auch Stevie Banchs Stimme hat, zumindest mal im Zusammenspiel mit besagter Verzerrung, diesen gewissen mansonschen "Ich-schlucke-Glasscherben"- Klang. Das ebenso groovige wie fette "Goodbye" stellt den wohl stärksten Track der Platte dar und hat etwas Bedrohlich- Raubtierhaftes.. "Bugs Crawl In" startet mit einem netten Bass-Intro, bevor sich das übliche Gedröhne beimischt. Durch ausgeprägte Abwechslung im Albumverlauf tut sich "Let Us Prey" nicht hervor, kann aber einen durchgehend fetten Sound vorweisen, an dem Freunde des Genres durchaus Gefallen finden könnten.
Dreckig, feige, hundsgemein, so muss Schwedisch-Crustcore sein. Wobei schwedisch auch durch „schepprig“ ersetzt werden könnte, denn die guten 25 Minuten klingen nach unterirdischer Aufnahmetechnik. Sind denn die Dreckspatzen in einen ihrer Bombenkrater gelatscht und haben das Ganze mit dem alten Kassettenrekorder vonne Omma aufgenommen? Macht aber nix, wird das Ding halt ein wenig lauter gedreht. Dann hört der geneigte Crustcorler auch gleich, auf welch nervigem Aggro-Niveau Kraister, Kenta und Fredde und all die anderen vertretenen Sänger hier um die Wette kreischen. Hach, herrlich, wie räudig klingen diese Punks eigentlich? Ist denn schon wieder die Zeit stehen geblieben ? Ich muss ja ständig an Discharge denken - und selbst die hatten besseren Sound, coole Scheiße. Im Gegensatz zum ewig gestrigen Charme der Scheibe machen die Instrumente ordentlich Dampf, sie geben Gas, als könnten sie dies heute das letzte Mal tun. Was wahrscheinlich sogar sein kann, so destruktiv wie sich die Jungs geben, hier ist Stumpf noch wirklich Trumpf. Rummsbumms!
Die Finnen scheren sich um nix, weder um Trends noch um Veröffentlichungspolitik. Sie geben alle paar Jahre mal eine Scheibe auf den „Markt“ (dies ist die dritte), und die ist dann so traditionell, dass sich nicht wenige fragen werden: Was soll so eine Scheibe? Der Versuch einer Erklärung: BEHEXEN schaffen es, aus vollkommen reaktionären Zutaten ein überaus atmosphärisches Werk zu kreieren. Dabei verzichten sie auf Keyboards (zum Glück) und klinischen Super-Sound, und dafür schaffen sie es, mit den Gitarren beinahe immer sehr hymnisch im Namen Satans zu attackieren. Sie nutzen ihre eigene Seele dabei genauso wie gelungene Tempowechsel und unendlich monotone Parts. Aber egal ob hasenfickerig schnell oder lavadesk – immer haben die Soumis Gespür für den Song, für das Erleben eines wahrhaftig antichristlichen Statements. Hier könnt ihr nicht nur hören, hier könnt ihr auch fühlen, was echter Black Metal sein kann. Und wenn dann gelegentlich sogar noch epische Bathory-Zitate in gelungener Weise dazu gesellen, dann gibt es eigentlich nicht viel zu kritteln. Oder um es mit den Worten des Font-Krächzers Torog, zuständig für „Worship Incantantions“, zu sagen: ,Let The Horror And Chaos Come’ – das soll diese Scheibe. BEHEXEN sind dabei gern behilflich.
Atlanta, Georgia – anstatt schwarzer Koffein-Limonade nehme er sich eine Büchse Bier, Hut auf und zerschlissene Jeans an - ab in den Großstadtschungel. Da gibt es dann Whisky und Kräuterzigaretten und dazu dann ein Konzert dieser Rock’n’Roller. Früher betrieben die vier die Südstaatenrocker Fight Paris, heute grooven ganz traditionell. Klar, Aerosmith, ZZ Top oder auch Guns And Roses lassen grüßen, aber Innovation ist in einem Mix aus Hardrock, Blues, Boogie und Haarspray-Metal eh nicht gefragt. Das beweist auch das voll coole Cover vom Nazareth-Klassiker „Hair Of The Dog“ Zu dieser Musik schließt er am besten die Augen, wippt mit dem Körper und nickt mit dem Kopf. Bis ihm schwindlig wird. Und wenn er dann nicht weiß, ob die Dröhnung von der Spaßzigarette kommt oder vom harten Rock, dann hat der STONERIDER sein Ziel erreicht. Fazit: Gut gemachte Rockmusik und wesentlich authentischer als die unsäglichen Wolfmother und andere Trendreiter… Auf nach Georgia und Prost.
Die Schnellsten sind DARK SUNS nicht, alle drei Jahre ein neues Album ist für Fans eine fast schon zu lange Wartezeit. Aber komplexe Musik wie des Leipziger Trios schreibt sich nicht mal eben so, da muss gewerkelt, verfeinert und neu gestaltet werden, bis es hundertprozentig passt. Diese Detailverliebtheit und der hohe Anspruch an sich selber findet sich auf „Grave Human Genuine“ zu jeder Sekunde – kein Part wirkt unpassend, keine Stimmung zufällig entstanden. Beschreiben lassen sich die acht Songs sehr schwer, dazu sind sie zu vielschichtig und bedienen sich aus zu vielen Genres, von Progressive bis Black Metal. OPETH, KATATONIA und natürlich DISILLUSION (deren Sänger bei den Growls aushalf) können als Orientierungspunkte auf der musikalischen Landkarte hilfreich sein. Es hilft nur, einfach mal reinzuhören und die Musik auf sich wirken zu lassen. Die zerbrechliche Stimme Nicos, sein anspruchsvolles Drumming, die wunderschöne Gitarrenarbeit und die immer wieder hervorbrechenden Bassläufe. Die Stimmung, die von aggressiv bis melancholisch (ganz besonders in den letzten beiden Tracks) reicht. Und zu die sehr gute Produktion, die auch den Randinstrumenten wie den Flöten und den Techno-artigen Beats genug Platz gibt. „Grave Human Geunine“ ist das lange Warten wert, definitiv. DARK SUNS haben ein kleines Meisterwerk des progressiven Metals geschaffen, das ihr letztes Album übertrifft und sich auf Augenhöhe mit der Konkurrenz befindet. Gratulation dazu!
SATARIEL sind das Musterbeispiel dafür, wie eine Band es nicht machen sollte: jede Scheibe bei einem anderem Label veröffentlicht und sich mit sicherem Gespür dabei immer die ungünstigsten Kandidaten ausgesucht. Vor dem neuen Album kommt mit „Chifra“ eine EP bei Pulverised raus. „Hogtied Angel“ ist ein gelungener Opener, der mit einem treibenden Grundrhytmus und wirklich schönen Gesangspassagen überzeugen kann. Gepaart mit einem eingängigen Chorus ist das eine feine Sache. SATARIAL verschließen sich weiterhin jeder Mode, die im Melodic Death Metal Einzug gehalten hat, stattdessen wird auf Eigenständigkeit beim Gesang und beim Songaufbau gesetzt. Das klappt nicht nur beim Opener, sondern auch bei den drei anderen Songs – „Chifra“ wird so zu einer guten EP, mit der die Wartezeit auf das nächste Album überbrückt werden kann. Fragt sich nur, welches Label sich die Band dieses Mal aussucht…
ARCHEON gibt’s nicht mehr, soviel vorweg. Die polnische Band hat sich in MADE OF HATE umbenannt, vielleicht weil ihnen die Namensähnlichkeit mit ARCHERON zu groß war, wer weiß. „End Of Weakness“ ist dann auch schon einen Tag älter, genauer gesagt von 2005. Metal Mind schmeißt die Scheibe aber jetzt nochmal neu raus. Und sie wird sich gut verkaufen, klingt sie doch dermaßen nach CHILDREN OF BODOM, dass der Begriff „Klon“ kaum noch ausreicht, um die Band zu beschreiben. Das sagt im Grunde auch schon alles über die neun Songs aus: Keyboardgeklimper, Alexi Laiho-Gesang, melodische Gitarren, schnelle und druckvolle Songs. Die gleichen sich aber zu sehr, um „End Of Weakness“ länger als zehn Minuten interessant zu halten, danach ist das Schema F der Band durchschaut. Nix Neues oder wenigstens Interessantes hier und somit nur für Die-Hard-Finnenfans und Sammler interessant. Einzig die Frage, warum der Keyboarder in den Credits, aber auf keinem Foto auftaucht, bleibt ungelöst…
Die Finnen NORTHER lassen beim Kollegen Knacki regelmäßig den Hormonspiegel überschwappen, während andere Mitarbeiter (wie etwa ich) die Band immer als CHILDREN OF BODOM-Klon abgetan haben, was rein objektiv und stilistisch betrachtet auch nicht wirklich falsch ist. Mit seinem neuesten Werk, schlicht „N“ betitelt, fährt der Fünfer zwar immer noch im Schatten von Alexi Laiho´s übermächtiger Bande, bringt aber inzwischen auch ein paar mehr oder weniger eigene Akzente ein. Ein Song wie zum Beispiel „Savior“ besitzt neben der typisch melodisch-traditionellen Grundausrichtung fast schon schwarzmetallischen Krächzgesang, während etwa das hymnische „We Rock“ in Richtung späterer IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY schielt. NORTHER können ihre Einflüsse auch anno 2008 nur schwer verbergen, und wenn man böse wäre, könnte man behaupten, dass man hier alles schon einmal in stärkerer Form gehört hat. Damit würde man aber gleichzeitig untergraben, dass „N“ mit dem dynamischen Opener „My Antichrist“, dem Ohrwurm „Frozen Angel“ oder dem teilweise balladesken „If You Go“ einige weitere wirklich starke Stücke in der Hinterhand hat, die zwar keine Originalitätspreise abräumen, aber auch niemanden enttäuschen dürften. Dennoch bin ich der Ansicht, dass NORTHER trotz ihrer Qualitäten nicht so schnell aus dem riesigen Schatten der großen Vorbilder treten werden.
Dass es die SCHRÖDERS überhaupt noch gibt, war mir gar nicht bekannt, und ebenso wenig, dass sie es in der Vergangenheit auf immerhin sechs Alben gebracht haben. Kein Wunder, denn zum einen war immerhin sieben Jahre Sendepause und zum anderen bin ich den Teenie-Fun-Punk-Schuhen dann doch irgendwann entwachsen. Zum 18-jährigen Bandbestehen haben die Niedersachsen aber noch mal alle Kräfte mobilisiert und bringen unter dem passenden Titel „Endlich 18“ ein neues Album an den Start. Und eines muss man den Jungs lassen: Das Alter hört man ihnen nicht an, positiv wie negativ. Frisch und mit rotziger Enegie liefern sie eine Mitgröl-Hymne nach der anderen ab, befinden sich musikalisch wie textlich aber immer noch auf demselben Niveau wie eh und je. Sprich: Gute-Laune-Punk ist angesagt, der in Songs wie „Immer Mehr“ und „Thomas“ zwar sogar mal in Ansätzen sozialkritisch wird, sich ansonsten aber auf Witziges bis Sinnfreies und natürlich auf Trink-Hymnen beschränkt. Letzteres haben die Jungs allerdings wirklich raus. Den Chorus von „Modimi“ etwa muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: „Ich bin Montag Dienstag Mittwoch voll und Donnerstag genauso doll / Freitag Samstag Partyzeit Sonntag abend wieder breit“. Zugegeben: Das macht Spaß! Mit dem Cover von „Heute Hier Morgen Dort“ sinkt die Laune aber wieder, denn so etwas ist mehr als ausgelutscht und absolut überflüssig. Unterm Strich ist „Endlich 18“ trotzdem eine ordentliche Platte. Mein Fall sind die SCHRÖDERS nicht (mehr), aber hier ist alles gut gemacht und die Zielgruppe in Form von kleinen MTV-Punks unter 18 wird sicher drauf abfahren.