KOREOPSIS sind das Spielzeug eines einzelnen Musikers, der mit dem Projekt seine eigene Version des Death Metals kreiieren will. Der gute Mann zeichnet sich auf der „Resin“-EP für alles verantwortlich, vom Gesang bis zum Programmieren des Drumcomputers, stößt dabei aber hörbar an seine Grenzen. Das Schlagzeugmaschinchen klingt zu eintönig und hat zudem einen merkwürdig dünnen Sound bekommen, der aber im Vergleich zu den völlig matschig abgemischten Gitarren noch die bessere Wahl ist. Im Grunde verkommen die vielen guten Ideen (gerade in der Gitarrenarbeit) aufgrund des schlechten Sounds zu einem einzigen Brei, der nur in den jazzigen Parts durchstochen werden kann („Feeling Into Resin“). Guter Ansatz, schlechte Ausführung. Schade drum.
ARCADIA haben es auf mittlerweile vier Alben und einen Haufen Touren gebracht, dürften allerdings trotz allem noch als Geheimtip gelten. „Cold Cold Bodies“ zeigt die mittlerweile in LA ansässigen Italiener in Experimentierlaune, in den dreizehn Songs wird mehr als der Standard-Metalcore geboten. KORN lassen oft grüßen, MOLOTOV gucken um die Ecke („It Corrodes The Stars“) und Alternativ-Klänge zeigen sich auch hin und wieder. Das Fundament wird aber durchgehend im heftigen Metalcore gelegt, den ARCADIA nach mehr als zehn Jahren solide beherrschen. Durch ihren Mut zu Experimenten und der daraus entstandenen Einbeziehung für das Genre ungewohnte Klänge wird „Cold Cold Bodies“ nicht langweilig, auch wenn ein oder zwei Songs als Widerholung bereits verwursteter Ideen nicht hätten sein müssen. Zieht man die ab, bleibt genug interessantes Material, um den Silberling aufgeschlossenen Corlern zu empfhelen. Natürlich dürfen auch New Metal-Jünger mal reinhören, für sie könnte einiges dabei sein. Und bei mehr als einer Stunde Spielzeit freuen sich alle über value for money. So schön kannn das Leben sein.
"My Personal War" konnte vor Jahresfrist überzeugen und verhalf TENSIDE zu einigen bemerkenswerten Shows, selbst beim Rock Am Ring war die Truppe wohl dabei. Da sind die Erwartungen an das neue Album in die Höhe geschraubt – und werden gnadenlos enttäuscht. Originell war das Debüt zwar auch nicht, aber immerhin hatten TENSIDE einige gute Songs aus den altbekannten Zutaten gebastelt. Auf „Mental Satisfaction“ sind dagegen nur belanglose Tracks, in denen Riffs wahllos aneinandergehängt wurden und Sänger Daniel schön eintönig rüberbrüllt. Zum New Metal kommen als Einflüsse EKTOMORF hinzu, die aber in schlecht gecovert werden, wie das grottige „Awake“ beweist. Befriedigung bereitet diese Scheibe überhaupt nicht, eher das Gegenteil. Gute Ideen sind Mangelware, mittelmäßig bis schlechte Songs dafür überreichlich vorhanden. Mies, einfach mies.
Bislang glänzte das Ein-Mann-Projekt STRIBORG kein bisschen, stattdessen führte man sich selbst ad absurdum. Kein Kontakt wünschen, aber eine MySpace-Seite haben. Is’ klar. Das 2007er-Werk war unterirdisch, die aktuelle DVD steht dem in nichts nach. „Autumnal Melancholy“ zeigt den Herren leicht verbessert, was Songwriting angeht – manchmal kommt sogar etwas Ähnliches wie Atmosphäre auf. Ist aber schnell wieder vorbei und er ergeht sich in einer kruden Mischung aus frostbitten Black Metal und Ambient. Die Produktion ist weiterhin beschissen und legt auf Gitarrensound hörbar wenig wert. Eine Stunde Spielzeit sind in diesem Fall locker 55 Minuten zu viel. Das ist immer noch nicht mehr als halbgare Ideen schlecht umgetzt.
Mit FIREWIND’s neuem Album „The Premonition“ kann man es diesmal kurz und schmerzlos machen – HAMMER. War schon der Vorgänger „Allegiance“ (2006) eine überdurchschnittliche Scheibe, dürfte jetzt endgültig niemand mehr an der griechischen Combo vorbeikommen (der deutsche Schlagzeuger Mark Cross lebt schone geraume Zeit in Athen). 9 (!) durchgehend hochwertige Kompositionen, gitarrenmäßig von Meister Gus G. auf höchstem Level gehalten, verwöhnen Freunde des ultramelodischen Power Metals. Und mit Sänger Apollo Papathanasio hat Bandchef Gus endgültig eine Stimme gefunden, welcher mit seinem rauen voluminösen Organ perfekt zur Gesamtausrichtung der Band passt. Selbst eher gemächliches wie den Rausschmeißer „Life Foreclosed“ verpasst er warm emotionale Vocals, aber immer kraftvoll. Mit dem Song „Mercenary Man“ ist FIREWIND sogar ein waschechter, fast schon zu arg in Mainstreamgefilden sich bewegender Hit gelungen – nichts desto trotz – ein Song für die Dauerrotation (und mit leichten Gary Moore Gedächtnisgitarren am Start). Sonstige Abspieltipps: alle Eigenkompositionen. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es nämlich. Das Cover des Hits „Maniac“ dürfte wohl nicht jedem so richtig gefallen, hat der Song doch schon in den Achtzigern genervt. Aber davon abgesehen kann man hier nur eine eindeutige Kaufempfehlung aussprechen. FIREWIND liefern mit „The Premonition“ jetzt schon eines der Power Metal Highlights in 2008 ab, welches Langzeitwirkung haben sollte.
Shane Embury wird alt. Viel schlimmer: alt und ruhiger, scheinbar. Wie sonst ist zu erklären, dass der Mann, der uns mit NAPALM DEATH, LOCK UP, VENEMOUS CONCEPT und so einigen anderen Krachbands viele schöne Stunden bescherte, eine vergleichsweise softe Band wie STIGMA nett findet? Entweder hat man den armen Kerl zu einer Aussage überredet, wie es bei den Simpsons so entlarvend vorgeführt wurde, oder Mr Embury hat auch mal schwache Momente. Ganz ohne Punch sind STIGMA zwar nicht, aber aus dem Melodic Death-Einheitsbrei ragen sie nur selten heraus, kompositorisch wie härtemäßig. Sie orientieren sich zwar an der Göteborger Frühphase und sind DECAMERON und A CANOROUS QUINTET näher als weichgespülten IN FLAMES und SOILWORK, schüren mit dem Cover und lyrischen Konzept aber andere Erwartungen. Wenn der erste Schock überstanden ist, kann „When Midnight Strikes!“ streckenweise überzeugen, zumal die Italiener handwerklich sehr gut sind und die Produktion gut Druck macht. „Flesh Ritual“ ist eine herrlich rohe Granate, „Walking The Fields Of Apocalypse“ ein kraftvoller Nackenbrecher und der Opener „I Am Dracula“ treibt gut an. Es gibt zwar ein, zwei minder gelungene Songs, aber im Großen und Ganzen werden Göteborg-Fans mit „When Midnight Strikes!“ gut bedient werden –zumindest, wenn sie auf eine anständige Dosis Härte stehen. Vielleicht ist Mr Embury doch nicht weich geworden…
SOLID GROUND haben bereits mit ihrem Debütalbum gezeigt, dass sie auf heftigen Hardcore der New Yorker Schule stehen, was sich auf „Can’t Stop Now“ fortsetzt. Kräftiger Gesang, Gangshouts und viel dicke Hose bringen die Bronx in die Schweiz. Der Gitarrensound orientiert sich dabei an einer anderen New Yorker Größe: DOG EAT DOG. Das klappt manchmal ganz gut („Alive“), viel zu oft aber gar nicht. Dann sind SOLID GROUND nicht wirklich schlecht, aber zu mehr als bloßem kopieren reicht es eben auch nicht. Mag sein, dass die Songs in einem verschwitztem Club besser zünden, auf Platte sind so einige der fünfzehn Tracks zu berechenbar und lahm, um den verwöhnten Hörer vom Hocker zu reißen.
Platten wie diese zu beschreiben, ist eine undankbare Aufgabe. TRIP FONTAINE bedienen sich querbeet aus allen Genres, dass selbst eine bloße Aufzählung aller Einflüsse der Abgefahrenheit ihrer Musik nicht gerecht wird. Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger wird zwar etwas strukturierer vorgegangen, einfacher Stoff ist das aber immer noch nicht. „Some Use Many Eyes“ hat einen entspannt-jazzigen Beginn, wohingegen „Cachcaha“ eine hektische Gitarrenorgie ist, die THE BLOOD BROTHERS genauso machen würden. Die Truppe ist als Vergleich ganz gut geeignet, genauso wie JR EWING, EVERYTIME I DIE oder RAZOR CRUSADE. Neben den abgefahrenen Parts ziehen sich die Musiker immer wieder in ruhige Gefilde zurück, die fast scon Postcorig klingen und den Hörer sanft entschlummern lassen würden, wäre da nicht der nächste Krachpart am Horizont zu erahnen. Komplex, sperrig und doch mit ganz eigenem Charme rocken sich TRIP FONTAINE durch eine knappe Dreiviertelstunde wunderbarer Musik, die erschlossen werden will, die Mühe aber mit vertrackten Ohrwürmern dankt.
NEVERLAND sind ein Zusammenschluss der türkischen Band DREAMTONE und der griechischen Sängerin Iris Mavraki. Da sich beide Länder ja nicht über alle Maßen grün sind ist dieser Fakt schon mal außergewöhnlich. Leider wars das auch schon an großen Überraschungen. Neverland haben ein nettes Bombastmetalalbum im Fahrwasser von AVANTASIA, AINA und MISSA MERCURIA zusammengeschustert, ohne jedoch deren Klasse zu erreichen. Natürlich ist die Platte nicht richtig schlecht und tönt auch durch die zu Hilfenahme eines echten Orchesters recht ansprechend, jedoch fehlt die Eigenständigkeit, das Element welches Neverland von anderen Combos gleicher Machart abhebt. Leider sind die bei dieser Musik so wichtigen Hooklines äußerst rar gesäht, so daß die Songs am Hörer vorbei plätschern, ohne ihn wirklich zu packen. Auch namhafte Gaststars (wie bei solchen Projekten üblich), wie Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN), Tom S. Englund (EVERGREY) und die beiden SHADOW GALLERY Recken Gary Wehrkamp (Guit.) und Mike Baker (Voc.) schaffen es nicht NEVERLAND in die Nähe des Niveaus ihrer Stammformationen zu bringen. Fans der oben genannten „Metal-Opern“ sollten mal ein Ohr risikieren.
THE QUEST fanden sich zum ersten Mal im Jahre '99 als reine Cover-Band zusammen. Ab 2003 dann begann man auch an eigenen Songs zu arbeiten. Allerdings legten die Jungs dann erst einmal eine laut Info „zeitlich bedingte“ Zwangspause ein. In diesem Tempo ging es dann auch weiter: 2005 wurden vorliegende 4 Songs (+Intro) im Proberaum aufgenommen. Das Infoblättchen schafft es nun mich vollends zu verwirren: Laut selbigem weiß das Material zu überzeugen, obwohl die Band nie zusammen gebrobt habe und es sich nur um einen Proberaummitschnitt handele. Ähm, verhält es sich mit THE QUEST wie mit reanuellem Gemüse auf der Scheibenwelt? Also Gemüse, welches man erst erntet und dann später einsäht? Dann dürfen die Jungs aber später das Proben nicht vergessen, da wohl sonst alle verschickten CDs explodieren würden, denn es dürfte sie ja gar nicht geben...aber ich schweife ab. THE QUEST haben sich dem melodischen Death Metal schwedischer Ausprägung verschrieben und sind hörbar um Abwechslung bemüht. Verschiedene Tempi, Einsatz von weiblichen Gastgesang, Keyboardintros etc. Für eine erste Duftmarke klingt das schon ganz fein, allerdings sollte die Band noch an ihren Konturen feilen, denn das Besondere und mitreißende fehlt bei THE QUEST noch. Da man aber die CD samt ihrem Cover unter www.thequestonline.de für lau herunterladen kann, geht das vollkommen in Ordnung. Ich denke wenn THE QUEST nicht wieder zwei Jahre Pause vor dem nächsten Schritt machen, dann geht hier noch einiges.