CELESTE haben „Misanthrope(s)“ gefühlt gerade erste veröffentlicht, da steht mit „Morte(s) Nes(s)“ schon der Nachfolger parat, der beim ersten Hören mit seiner schwarzmetallischeren Schlagseite überrascht. Der Black Metal hat die Oberhand gewonnen, ohne dass die Doom- und Postcore-Einflüsse zu weit ins Hintertreffen geraten sind. Aber dank der Produktion haben die Gitarren den typischen Black Metal-Klang bekommen und sind lauter als noch auf „Misanthrope(s)“, wodurch das neue Album heftiger aus den Boxen kommt. Gleichzeitig sind die Franzosen auf den Trichter gekommen, noch öfter das Tempo aus den Songs zu nehmen, um so die ganze Bösartigkeit und Wucht ihrer Musik zur vollen Entfaltung zu bringen, was ihnen durchweg gelungen ist. Der Gesang ist anno 2010 die Konstante im CELESTE-Sound geblieben, wie gehabt wird ausschließlich in der Muttersprache gebrüllt – und das so fies und bösartig, dass norwegischen Shoutern Angst und Bange werden kann. Höhepunkt er Scheibe ist ganz klar das abschließende minütigen „De sorte que plus jamais un instant ne soit magique“, in dem CELESTE noch einmal alles auffahren, was sie an Ideen, Können und Atmosphäre haben, angereichert um einige Gastauftritte (Geige, Klavier), die dem Stück den letzten Kick geben und es zu einem würdigen Abschluss für eine großartig böse Platte machen. Das Beste zum Schluss, wobei zu sagen ist, dass die sechs anderen Stücke ebenfalls auf sehr hohem Niveau angesiedelt sind. Mit ihrem dritten Album (das wieder als kostenloser Download zu haben ist, wie auch als wunderschönes Vinyl und auf CD) könnte es CELESTE gelingen, noch mehr Fans zu für sich zu gewinnen und gerade in der Schwarzwurzel-Szene zu wildern. Verdient wäre es mit diesen bärenstarken Album, dass ihnen der Durchbruch (soweit das mit solch extremer Musik möglich ist) gelingt!
Mit den Walisern von CAESARS ROME bricht das feine Superball-Label etwas aus seiner bisherigen Signing-Politik aus. Glänzen Bands wie THE BUTTERFLY EFFECT, PURE REASON REVOLUTION, LONG DISTANCE CALLING oder auch OCEANSIZE neben ihrem modern alternativen Songwriting auch noch mit progressiven Tönen, so ist dies bei CAESARS ROME nur ansatzweise zu hören. Das Quartett um Sänger und Gitarrist Jonathan Hopkins setzt mehr auf Einfachheit und driftet dabei auch mal gen Pop. Das man dabei aber ein Händchen für eingängige Melodien hat und diese in einem melancholischen Grundkontext recht ansprechend und schnell auf den Punkt kommend präsentiert sei positiv angemerkt. Dem im Labelinfo beschriebene „Wall Of Sound“ kann man andererseits eher als „Fence Of Sound“ bezeichnen – dies nimmt etwas Druck aus dem Gesamtsound, sorgt aber auch für eine gewisse Radiokompatibilität. Auch stimmlich überzeugt Hopkins auf den ersten Hör – mit der Zeit wirkt aber seine Performance schon etwas monoton – Geschmacksache. Als Anspielstelle bietet sich der flotte Opener „Vegas & Its Nightlife“, die Ohrwürmer „High On The Nines” und „Let’s Wish“ oder das etwas anspruchsvollere, emotionale „O'Captain“ an. CAESARS ROME haben mit ihrem Debüt ein gutes Album am Start; und auch wenn „The Company We Keep” keinen Innovationspreis gewinnen wird, so sollte das Album mit seinem Ohrwurmpotential und kurzweiligen Spaßfaktor trotzdem seine Liebhaber finden.
CHARLOTTE’S SHADOW verstehen sich als Verwalter von großen Gefühlen, von melancholischen und romantischen Momenten, von Schmerz und Hoffnungslosigkeit. Nur so richtig rüberkommen will das auf ihrem neuen Album „Under The Rain“ nicht. Das man gesanglich ein Stück Monotonie als Stilmittel einsetzt ist ja im Gothic-Bereich nichts Neues, aber das rechtfertigt noch lange nicht regelrecht unterirdische Chöre. Und so ergänzen sich ein schwächelnder Gesang und eine dünne Produktion zu einer zwiespältigen Scheibe, auf der aber zumindest die eingängigen „You’re Cruel“ und „Beautiful and Strange” sowie das TEARS FOR FEARS-Cover „Mad World” Potential zeigen. Alles im allem etwas wenig; und dazu noch eine Laufzeit von gerade mal 30 Minuten – sorry CHARLOTTE’S SHADOW – mit „Under The Rain“ dürfte man trotz oben genannter guter Ansätze erst mal im Regen stehen bleiben.
Wer sich nach einem Jimi Hendrix-Song benennt, wird mit modernen Klängen nicht viel am Hut haben. Genauso ist es auch im Fall der vier Dänen von HIGHWAY CHILD. In feinstem Retro-Sound zitieren sie auf ihrem zweiten Album so ziemlich alles, was in den 60s und 70s Rang und Namen im Rock hatte. So hört man öfter die BEATLES heraus, genauso aber auch LED ZEPPELIN und natürlich Hendrix. Allzu heftig gehen sie dabei aber nie zur Sache. Vielmehr wird ihre Musik dominiert durch souligen Gesang und bluesige Gitarren, wobei sie stellenweise leicht ins Psychedelische tendieren, in manchen Songs aber – leider – auch ziemlich hippiemäßige Töne anschlagen. Keine Frage, Sound und Attitüde der Band sind toll und dürften jeden Fan von Old-School-Rock ansprechen. Die Songs selbst sind aber leider teilweise etwas zu uninteressant und zu wenig intensiv gespielt, um einen über die gesamte Länge des Albums mitzureißen. HIGHWAY CHILD sollten ein paar Nachhilfestunden bei den Kollegen von MOTORPSYCHO nehmen, da könnten sie noch einiges lernen.
Echte Erleichterung, dies trifft es ziemlich genau, was nach dem ersten Anhören der neuen ASIA Scheibe „OMEGA“ zurückbleibt. Eine meiner Lieblingsbands (ASIA waren 1982 als erste Supergroup mit dem gleichnamigen Debüt und dem Hit „Heat Of The Moment” weltweit erfolgreich) kann doch noch gute Alben aufnehmen. Nach dem Live Comeback in 2006 hatten sich die Herren Palmer, Wetton, Downes und Howe 2008 mit dem ersten Studiowerk „Phoenix“ in der Ur-Besetzung seit „Alpha“ (1984) erstmals wieder zusammengefunden allenfalls ein höchst mittelmäßiges und für ASIA-Verhältnisse sogar schwaches Werk abgeliefert. Viele Kritiken waren damals wohl etwas Fanblind vor lauter beglückendem Reunionwahn recht positiv, aber auch im Nachhinein betrachtet war dieses Werk für mich einfach viel zu seicht und leider nur ganz wenig rockig. Da waren selbst einige der ASIA-Scheiben mit Keyboarder sowie dem zwischenzeitlich einzigem Gründungsmitglied Geoffrey Downes, trotz einem entsprechend sehr tastenorientierten Sound sogar besser, insbesondere das starke Werk „Silent Nation“ (2004).
Lange vorbei, jetzt zählt das Heute und da kommt jetzt die aktuelle „Omega“ Scheibe zwar leider mit dem grottigsten Coverartwork aller Asia Zeiten daher aber musikalisch paßt hier doch so ziemlich alles bestens und ist ein ganz anderes Kaliber als der lahmen Vorgänger. Es ist als wäre die Zeit stehen geblieben und die Band hätte in den 80ern direkt wieder angesetzt und den Nachfolger von „Alpha“ (1984) eingespielt.
ASIA in 2010 bieten Classik Rock mit viel AOR und diesen typisch eingängigen leicht melancholischen Refrains von tollen Musikern bestens in Szene gesetzt, die Band erfindet sich tatsächlich nochmals neu. Die Songs mit den vielfach bombastisch geprägten Arrangements sowie traurig-molligen Akkorden werden natürlich durch das unverkennbaren Timbre von JOHN WETTON getragen. Er liefert hier wirklich erneut einen klasse Job ab, gal ob kraft- oder gefühlvoll der Mann hat’s drauf und bewegt sich auch heute noch locker durch die höchsten Stellen.
Diesmal gibt es gegenüber dem Vorgänger einfach mehr schnellere Sachen und weniger substanzloses Tastengedudel. Natürlich sind die Gitarren leider nicht mehr so (fett) riffig wie vielleicht beim Debüt (Steve Howe ist halt eher ein filigraner Techniker und wird sich auch nicht mehr ändern), macht aber auch nichts, er bereichert mit seinem flüssigen Spiel dieses Album und kommt auch soundlich ebenfalls mehr zur Geltung.
Zwölf Tracks (inklusive des popigen aber recht guten Bonus-Songs „Emily“ eine art Hommage an die BEATLES) und eigentlich kein Ausfall. Insbesondere die etwas „härteren“ Sachen wie das gut abgehende „Finger On The Trigger“ (wurde zwar 2006 schon mal auf dem ICON Projekt von Wetton/Downes verbraten ist aber trotzdem klasse) oder auch das „Holy War“ sind typisch melodramatisches Futter, wobei vor allem die tolle Hooklines einmal mehr überzeugen. Von den etwas getrageneren Beiträgen stechen vor allem „Through My Veins“ oder „There Was A Time“ heraus. Klar dürfen auch die etwas pathetischen Sachen mit balladeskem Einschlag wie das hymnenhafte „End Of The World“ oder das großartige „Ever Yours“ nicht fehlen, etwas getragen zwar aber nicht zu kitschig sondern nur schöne mit dem bekannten sakralen Einschlag. Insbesondere die Abwechslung mit den schnelleren Titel wie „I believe“ oder 'Light The Way“ und deren gelungener Gitarrenbetonung sind stilistisch 80er Jahre pur. Der unwiderstehliche AOR Kracher für’s Radio „Listen Children“ mit diesen Chorussen zum Reinlagen - aus dieser Killerhook hätten andere Bands gleich zwei Songs gestreckt.
Melodic Rock mit Bombbasteinschlag sowie leichtem Popflair verpackt in eine zeitgemäße Produktion dafür stehen ASIA in der Jetztzeit – die Band hat tatsächlich wieder voll zu sich selbst gefunden und die alte Magie wieder zurückerlangt. Das ist natürlich alles nichts neues oder gar innovativ aber es hört sich einfach gut an und mal ehrlich genau dass will der Fan doch auch von seinen ASIA hören! Wer nur die ganz alten Scheiben mochte wird „Omega“ auch wieder mögen.
Nachdem der Fünfer aus Köln 2008 mit einer ersten EP am Start war, wird jetzt mit dem Debüt-Album nachgelegt. Und das geht dermaßen nach vorne los, dass es nur so eine Freude ist. In ihrem Sound verbindet die Band Old- und New-School-Rock mit der Energie des Punkrock und einem gewissen Pop-Appeal und erinnert dabei öfter mal an BILLY TALENT, dann auch wieder an die BEATSTEAKS. Trotzdem verfügen die Jungs durchaus über Eigenständigkeit und liefern dazu einen Ohrwurm nach dem anderen ab. Granaten wie „People Like You“ oder „Dancing Shoes“ sind einfach unwiderstehlich und wollen nicht mehr aus dem Gehörgang verschwinden. Darüber hinaus verstehen die Musiker ihr Handwerk bestens: Sämtliche Instrumente sind hervorragend, mit viel Energie und immer voll auf den Punkt gespielt. Auch Sänger Bronski mit seiner wandelbaren Rockröhre liefert hier einen erstklassigen Job ab. Was man außerdem in jeder Sekunde spürt: Die Jungs haben ohne Ende Spaß bei dem, was sie tun, nehmen sich dabei auch nicht immer komplett ernst, sondern gehen mit einem gewissen Augenzwinkern zu Werke. Auch bei der Produktion gibt’s nichts zu meckern: Der Sound ist gleichzeitig transparent und dreckig und kickt bestens. Das einzige, das an dem Album stört, ist die gefühlsduselige Ballade „Sorry“, die hätte echt nicht sein müssen. Dafür entschädigt aber der letzte Song „Pretty Ugly“, der einen tollen, unvermutet düsteren und schweren Abschluss bildet. Lange nicht mehr so ein gutes Album einer deutschen Rockband gehört!
CIRCLE legen mit „Hollywood“ quasi das Vermächtnis einer vergangenen Ära vor, ist doch bei den acht Tracks aus den Jahren 2005 bis 2008 noch der alte Sänger zu hören, während Material mit Neu-Sänger Mika erst noch veröffentlicht werden muss. Die Finnen zeigen sich in der guten Stunde vom Progressive Rock und 70er Jahre-Sachen inspiriert, was sich stark im Songaufbau zeigt („Suddenly“) und sich in der warmen Produktion fortsetzt. Mal flott, mal progressiv-ausufernd sind die Stücke geworden, der Wechsel zwischen beiden Polen lässt „Hollywood“ auch in den langen Songs interessant klingen. Die Gitarren tragen mit leicht psychedelischen Riffs ihren Teil dazu bei, die THC-geschwängerte Atmosphäre einer Clubshow oder des Proberaums in das heimische Wohnzimmer zu bringen, während die Keyboardeinsätze Erinnerungen an okkultigere Sachen wecken. Über allen schwebt (jetzt Ex-)Sänger Bruce mit seinem markanten Timbre, voller Hingabe und leicht entrückt von der Welt gibt er seine Texte zum Besten. Alle Elemente greifen hier schön ineinander und lassen „Hollywood“ zu einer entspannten Rockplatte werden, die Proggies und Stoner-Fans genauso gefallen wird wie aufgeschlossene Postcore-Jünger. Bleibt die Frage, wie das neue Material klingt, aber das wird hoffentlich in Bälde beantwortet werden.
Mit "The God And Devil´s Schnapps" erscheint das mit etwas eigenwilligem Namen versehene Debütalbum der polnischen Kombo MOUGA nun auch in Deutschland. Zahlreiche Vorschuss Lorbeeren hat es schon gegeben, ausgelöst durch einiges an Live-Auftritten und der früheren Veröffentlichung im heimischen Polen. Beim Anspielen kracht es denn auch gleich mal ordentlich aus den Boxen, da werden keine Gefangenen gemacht und es wird einem so einiges um die Ohren geknallt, wie beispielsweise beim aggresiven "Spider. Clock, Motel." Der Sound mischt New Metal- und Emo-Elementen mit Alternativeeinfluss, das Ergebnis klingt, je nachdem, was überwiegt, mal melodiöser, mal krachig-aggressiver. "Don´t Look Down" kommt eingängiger daher, das ruhige "I Can Hold" geht schon fast als Ballade durch. MOUGA präsentieren also eine gewisse Bandbreite und der geneigte Alternative Metal/ Emocore-Freund könnte da durchaus eine Entdeckung machen.
I WALK THE LINE haben mit „Black Wave Rising” ihr bis dato bestes Werk abgeliefert und ihren düster-melancholischen (typisch finnisch) Punkrock dann auch Live ansprechend präsentiert. Recht fix war die neue Platte fertig, also in den Player geschoben und gespannt gewartet – war das neue Album ein Schnellschuss oder hatten die Finnen einfach einen Kreativitätsschub? Nach den ersten Durchläufen wird klar, dass „Language Of The Lost“ beileibe keine schnell runtergeschriebene Nummer ist, sondern ebenso durchdacht komponiert wurde wie die drei Vorgänger. Von der Atmosphäre her gibt es keine Unterschiede, immer noch schreit Sänger Ville seinen Schmerz und Zorn über die Welt hinaus, aber auch wenn viele Phrasen zum Fäuste schüttelnden Mitgröhlen einladen, sind sie doch manchmal etwas platt geraten, ein Wordkünstler wird aus ihm so schnell nicht werden. Dafür ist seine Stimme markant wie immer und verleiht I WALK THE LINE einen wichtigen Teil ihrer Identität. Ebenso wichtig ist bei der Band das Keyboard, das auf „Language Of The Lost“ wieder stärker in den Vordergrund gerückt ist und die Chose vom eindimensionalen Punkrock abhebt. Allerdings muss den Sidekicks zugute gehalten werden, dass auch sie ihren Teil dazu beitragen und sowohl Rhythmusabteilung als auch Gitarrenfraktion auf konstant hohem Niveau spielt („Lost Frequency“). Bei der Produktion sind I WALK THE LINE einen neuen Weg gegangen, die Instrumente wurden im Klangbild enger zusammengebracht, wodurch das neue Werk kompakter und kraftvoller klingt, ohne dass ein Instrument untergeht. Beim Songwriting blieb dagegen alles beim Alten, schöner und gleichzeitig wütender kann Punkrock aus Finnland nicht klingen, da bietet „Language Of The Lost“ dem geneigten Hörer genug Stoff zum Mitgröhlen, Pogen und Nachdenken. Ein würdiger Nachfolger eines starken Albums!
Diese Jungs aus Göteborg sind kein unbeschriebenes Blatt mehr, immerhin hat Sänger Tomas Eriksson einst bei den Death Metallern GROTESQUE in die Felle gedroschen und war dort Bandkollege der späteren AT THE GATES-Recken „Tompa“ Lindberg und Alf Svensson. Und ganz jung schaut das Quartett auch nicht mehr aus, was man der Musik direkt anhört. Mit Todesmetall haben DOOMDOGS nichts am Hut, dafür bekommt man die gesamte Palette an Stoner Rock und Doom, die tief in den 70ern verwurzelt ist. Man hört hier alte BLACK SABBATH genauso raus wie TROUBLE, DOWN und sogar MOTÖRHEAD, was sicher auch an GGs (so nennt sich Tomas Eriksson hier offiziell) rauem, schmutzigem Gesang liegen dürfte. Auch in kompositorischer Hinsicht macht die Band nicht viel falsch; Stücke wie „Fight The Greed“, „Dogs Of Doom“ oder „I´m Sure“ offenbaren bereits nach dem ersten Testlauf gehörige Ohrwurmqualitäten. Fans, die auch Bands wie CROWBAR, KYUSS oder BLACK LABEL SOCIETY mögen, sollten sich dieses starke Debüt ruhig mal reinziehen und vielleicht einen der interessantesten Newcomer der letzten Monate entdecken.