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Söhne Mülheims

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Gerade erst zu Ostern haben die LOKALMATADORE aus Mülheim an der Ruhr mit „Punk Weihnacht“ ein Live-Album inklusive drei neuer (Weihnachts-)Songs veröffentlicht, jetzt wird auch schon ein neues Album nachgeschoben. Na ja, „schon“ trifft es nicht wirklich, immerhin ist „Söhne Mülheims“ das erste Studioalbum seit dem Jahr 2000 und seit der Band-Gründung vor 28 Jahren überhaupt erst das fünfte. Verändert hat sich bei den LOKALMATOREN natürlich überhaupt nichts, sondern sie machen direkt da weiter, wo sie mit „Männer Rock´n´Roll“ aufgehört haben. So werden hier 16 rumpelige Deutsch-Punk-Gassenhauer zum Besten gegeben, allesamt bestens geeignet zum besoffen Mitgrölen und größtenteils versehen mit den üblichen prolligen Sauf-, Kot- und Pimmeltexten. Diese sind zum Teil sogar noch ganz witzig, zum Teil wird’s aber auch einfach eklig. Ein gehöriger Alkoholpegel gehört schon dazu, nüchtern ist das nicht zu ertragen. Einige kleine musikalische Überraschungen gibt es dennoch: Neben auf Deutsch umgetexteten Covers von den BUZZCOCKS und PETER AND THE TEST TUBE BABIES gibt es mit „Surfin´ Tolstoi“ ein Surf-Instrumental zu hören, und bei „Ein Abend im Posthorn“ wird die Slide-Gitarre ausgepackt. Mit dem „Steigerlied“ wird dann auch noch den Bergarbeitern gehuldigt, und lokale Fußball-Fans werden sich über „V. f. B. Speldorf ist der geilste Club der Welt!“ freuen. Zum Abschluss wird beim „komischen Analphabeten“ noch das Alphabet gerülpst. Die Fans werden das Album sicher großartig finden. Wer aber mit den LOKALMATADOREN bislang nichts anfangen konnte, wird auch mit „Söhne Mülheims“ nicht bekehrt werden.

Söhne Mülheims


Cover - Söhne Mülheims Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 16
Länge: 31:8 ()
Label:
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Diamond Blue

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TERRY BROCK, seines Zeichens Sänger der in Insiderkreisen hochgeschätzten STRANGEWAYS (und zwischenzeitlich auch von THE SIGN, SEVENTH KEY, SLAMER und seit neustem GIANT) hatte in 2001 unter dem Titel „Back To Eden“ sein Solo-Debüt gegeben und damit manchen Freund einschlägiger AOR-Mucke in Verzückung versetzt. Mit „Diamond Blue“ gibt es jetzt satte neun Jahre später einen nicht minder guten Nachschlag, welcher vor allem Freunde seiner alten STRANGEWAYS, aber auch Fans von JOURNEY & Co. Freudentränen in die Augen treiben sollte. Alleine das melodisch, gekonnt im Mid-Tempo rockende Anfangstrio „Diamond Blue“, „It’s You“ und „Jessie’s Gone“ welches Sonne, Strand und Mädels geradezu herbeisehnt, gefolgt vom dann etwas härteren Rocker „No More Mr. Nice Guy“ zwingt den Finger gen Repeat-Taste. Dazu mit „Face In The Crowd“ ein Song der es locker auf einen der großartigen STRANGEWAYS Output geschafft hätte und mit „Too Young“ eine waschechte JOURNEY Hommage. Was aber bei Mr. BROCK auch nicht fehlen darf sind die ruhigen, balladesken Momente, wobei vor allem das gefühlvolle „The Rain“ und das episch anmutende „Soldier Falls“ zu gefallen wissen. Neben den richtig tollen Kompositionen gibt es auf „Diamond Blue“ natürlich auch Songs die eher guten Standard-AOR entsprechen – aber selbst diese veredelt TERRY mit seinem einzigartigen Gesang und so erzeugt die Scheibe jene unvergleichliche Westcoast Atmosphäre, die ein TERRY BROCK einfach ganz toll rüberbringt. Das Mike Slamer dann noch einige überaus gelungene Gitarrensolos beisteuert darf man auch noch auf die Positiv-Liste setzen. Mit „Diamond Blue” sollte jeder anständige AOR-Fan glücklich werden. Wer auf Acts wie JOURNEY, FOREIGNER und SURVIVOR abfährt sollte TERRY BROCK’s zweites Solowerk unbedingt antesten.

Diamond Blue


Cover - Diamond Blue Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 50:22 ()
Label:
Vertrieb:
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The Seraphic Clockwork

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Eines der großen Rätsel wird für mich immer bleiben, warum die Pfälzer Progmetaller von VANDEN PLAS trotz hochkarätiger Alben in Serie seit Bandgründung seit 1996 (!) noch immer nicht den Durchbruch auf breiter Front geschafft haben. Es ist eine Schande, dass VANDEN PLAS zwar in Deutschland sicher die beste Band dieses Genres sind (noch vor den aufgelösten SIEGES EVEN und auch die ebenfalls starken POVERTY’S NO CRIME können da nicht ganz mithalten) aber international nach wie vor ein recht unbeschriebenes Blatt in der öffentlichen und vor allem verkaufstechnischen Wahrnehmung geblieben sind.
Diese Band mit ihrem charismatischen Sänger Andy Kunz steht auch mit dem aktuellen Werk „The Seraphic Clockwork“ für bestens arrangierten echten Progmetal. Hier werden diese progressiven Elemente und manchmal recht ausufernden Instrumentalparts nicht nur angedeutet (wie gerade viele Bands dies zu kopieren zu versuchen) sondern gezielt eingesetzt und vor allem authentisch ausgelebt. Dabei vergessen diese technisch hochversierten Herren aber nie die entsprechenden packenden Hooklines sowie stimmig-atmosphärischen Songverläufe mit einzubauen. Ein gehöriger Schuss Bombast und Musicalflair fehlt ebenfalls nicht. VANDEN PLAS sind aber viel mehr Metal der Richtung QUEENSRYCHE (zu deren besseren Tagen) und von der intensiven Dramatik her etwas mit SAVATAGE zu vergleichen, deren typische Keyboard und die Gesangsparts aber noch etwas spezieller sind.

„Seraphic Clockwork" nennt sich nach vier Jahren Pause endlich der Nachfolger des für mich genialen Vorgängers „Christ O“. Man hat sich mit dem neuen Frontiers Label zwar nicht gerade eine für diesen Sound spezialisierte Company herausgesucht aber was hatte die Band groß zu verlieren?! In den letzten Jahren haben die Herren eigene Musicals produziert, das Album „Christ O“ auf der Theaterbühne umgesetzt und sind für andere Produktionen aktiv geworden. Damit hat man wirklich gutes Geld verdient, was bisher mit der Band eher weniger gelang, vor allem live. Der klassische Bombast in den Arrangements mit volumigen Chören und Streichern wurden hier nochmals verfeinert, intensiviert und auch der Härtegrad wurde nochmals angezogen, das Ganze geht jetzt deutlich heavier von der Stange in die Richtung SYMPHONY X aber diese Band hat schon ihr ganz eigenes Klangbild im Gegensatz zu vielen lieblosen Kopien der bekannten New Yorker Kapelle, die wir hier einmal nicht genauer nennen wollen.

Ansonsten gibt es auf "The Seraphic Clockwork – The Lost Psalms" neben einem erneut klasse Artwork musikalisch absolut stimmiges Progmetalfutter mit vielen symphonischen Elementen für die höheren Ansprüche. Für meinen Geschmack vielleicht einen Tick „schwächer“ als der Vorgänger aber dies ist wohl nur Kritikerjammern auf hohem Niveau.
Die Story hinter dem Konzeptwerk handelt von einem Helden der im 16. Jahrhundert nach einer Vision mittels einer alten Mühle bzw. Zeitmaschine (Seraphic Clockwork) in die Vergangenheit reist, um die etwas aus dem Ruder gelaufene Glaubensgeschichte zu korrigieren.

Dieses Album läuft einem, selbst für diese Art Musik eigentlich normal, nicht ganz so gut rein wie frühere Werke. Auch aufgrund der etwas überraschend sperrigen Härte wie beim Opener „Frequency“ oder der überfallartigen Riffschwere beim eher düsteren "Scar Of An Angel" - die Band gibt sich teilweise etwas vertrackter. Die einzige Ausnahme bieten VANDEN PLAS mit dem hymnischen Kracher "Holes In The Sky" - eine klasse Single, die robuste Kompaktheit und tolle Melodiebögen mit spielerischer Leichtigkeit ohne zu banal zu wirken vereint. Bei „Sound Of Blood“ sind die beinahe typisch Orf’schen sehr bedrohlich wirkenden Chorarrangements in Verbindung mit einer tollen Instrumentenfraktion besonders zu erwähnen. Die Band schafft es trotz komplexerer Strukturen und dadurch auch längerer Songs dank genügend Esprit, gekonnter Dramaturgien mit sehr viel Tiefe, sowie packend atmosphärisch-geprägter experimentellen Phasen den Zuhörer bei der Stange zu halten. Die Musik kann sich auch mal zurückhalten, sehr fein instrumentiert, richtig gefühlvoll wie beim Anfang des 13-Minüters „On My Way To Jerusalem“, dann wird es dazwischen wieder richtig schneller, fast schon Power Metal aber dies ist eher die Ausnahme. Und dann immer wieder diese mal folkig-klassischen oder auch akustischen Einschübe die enorm viel Spannung aufbauen. Der Song ist ein Paradebeispiel für das gewisse Händchen episch-bombastische Breite mit genügend Energie sowie mitreisenden Instrumentenparts mit vielen Breaks zu versehen, insbesondere die unglaubliche Tastenarbeit von Günther Werno verdient ein Sonderlob.
VANDEN PLAS haben erneut ein tolles Album fabriziert, dass auch international höchste Ansprüche erfüllt und mit hätten die Jungs wirklich mal „die“ Aufmerksamkeit verdient, die ihnen schon seit Jahren zustünde.

The Seraphic Clockwork


Cover - The Seraphic Clockwork Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 73:9 ()
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The Pusher

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BEISSERT liefern mit ihrer zweiten Scheibe eine ganz eigenwillige Mischung ab. CROWBAR, PANTERA gemixt mit LIFE OF AGONY und NEVERMORE, so wird der Stil beschrieben und trifft es auch ungefähr. Ständig wechselt die Band ihren Stil und das auch gerne mitten in einem Song. So beginnt beispielsweise der Titeltrack "The Pusher" mit brachialen Gitarren und wechselt nach ca. zweieinhalb Minuten in einen Kindergesang mit cleaner Gitarrenbegleitung. Es folgt ein gitarrenlastiger ins Hardcore tendierender Song namens "Die Dunkelheit Uns Mit Sich Nimmt", bevor mich plötzlich ein eher klassiches Klaviersolo als eigener Track namens "Die fabelhafte Welt Der Agonie" begrüßt. Richtig negativ fällt mir bei den Songs die Produktion auf. Die Instrumente wirken manchmal im Verhältnis zum Gesang nicht perfekt abgemischt. Der Gesang ist in der Regel ein wenig zu leise und wirkt, als würde der Sänger im Hintergrund (insb. bei "Unaussprechliche Kvlten") aktiv sein. Herausgreifen will ich aber die Songs "Gedanke und Erinnerung", der ein schönes Klavieroutro besitzt. Bei "Bloodsown" ist man sich eigentlich sicher, einen guten PANTERA Song zu hören: Kraftvolle, tief gestimmte Gitarren und ein Gesang (leider wieder zu leise), der Phil Anselmo in nichts nachsteht. Zusammenfassend ist "The Pusher" eine außergewöhnliche Scheibe. Niemand kann der Band eine fehlende Originalität nachsagen. Trotzdem ist die Mischung hier so wild, dass ich bezweifel, dass die Band einen größeren Fankreis gewinnen wird.

The Pusher


Cover - The Pusher Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 50:17 ()
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Tattoos & Tequila

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Ein großer MÖTLEY CRÜE-Fan war ich ehrlich gesagt noch nie, ja ein paar sehr gute Partysongs hatten die schon im Programm aber albumtechnisch haben mich die wenigsten Scheiben in den 80ern so richtig komplett begeistert, solide ja aber mehr nicht. Sänger VINCE NEIL ist jetzt mit einem Soloalbum am Start, nach der doch recht aufsehenerregenden Bandbiographie seines Bandkollegen NIkKI SIXX aus dem letzten Jahr mit „The Dirt“ endlich mal wieder ein musikalisches Lebenszeichen, sehr passend für ihn auch mit „Tattoos & Tequila“ tituliert.

Und diese drittes Solowerk kann sich wirklich gut (an)hören lassen nach „Exposed“ und „Carved in Stone“ bringt er jetzt neun Covertracks sowie zwei ganz neuen Stücke zu Gehör und überzeugt mich komplett von Anfang bis Ende.
Der selbstgeschriebene Titelsong ist stilistisch absolut typisch in Richtung Partysleaze der Marke "Smokin' in the Boys Room“ aber es fällt hier gleich etwas auf Vince singt deutlich weniger rotzig wie man es sonst so gewohnt war aber kommt auch cool rüber. Es geht eher klar-kräftig zu und kommt manchmal geradezu „brav“ im Foxstile daher wie beim Klassiker von CCR (Creedende Clearwater Rivival) mit "Who Will Stop The Rain“ ziemlich nah am Original aber soundlich nicht so verstaubt nur das Timbre von Fogerty fehlt mir dann doch ein wenig. "Another Bad Day" is noch ne eigene Nummer und auch hier geht es eher bedächtig zu, ein gediegenes Arrangement ne echt schöne Melodie sehr entspannt und trotzdem groovy.

Dann "He's A Whore" von CHEAP TRICK, kannte ich gar nicht aber ist ein guter Song und hier um Längen besser als die Vorlage, weil einfach frischer und fetter. Auch sehr klasse geraten „AC/DC“ von THE SWEET“ da geht’s gut ab, klingt voll nach Crue wie in besten Zeiten. Die Produktion ist ebenfalls druckvoll gehalten, sehr groovy mit Bassbetonung stilistisch bewegt sich der Junge gekonnt quer durch Glam, Pop, Rock, Punk und auch etwas Country, die Breite der ausgesuchten Bands spricht ebenfalls für sich.

„Viva Las Vegas" kommt klasse rockig daher, deutlich besser als das abgedroschen Original und die zu aufgemotzte ZZ TOP Version von vor zig Jahren. Da ist „Beer Drinkers and Hell Raisers" von ZZ Top in einer etwas anderen Interpretation jedoch erstaunlich cool und frisch geworden und nicht ganz so versumpft wie von den Rauschebärten selbst. Er traut sich tatsächlich auch an die SCORPIONS rann und bringt "Another Piece Of Meat“ net ganz schlecht aber für mich die am wenigsten gelungen Version der Scheibe. Klasse hingegen sind besonders eher artfremde Sachen wie "Bitch Is Back" von Sir ELTON JOHN geworden. "Nobody's Fault" ist nicht gerade der Klassiker von AEROSMITH paßt aber ebenfalls bestens auf sein Timbre, da vergisst man tatsächlich Mister Langzunge Steven Tyler, sehr gelungen auch das Vocodergitarrensolo.

Ne verkappte Punknummer mit "No Feelings" von den SEX PISTOLS steht auch auf dem Programm und es klappt tatsächlich und auch THE HOLLIES werden mit einer staubfreien "Long Cool Woman" Version wieder bestens zum Leben erweckt.

Selten hat mich eine Platte aus dem Nichts so überzeugt, der passende Sommersoundtrack für dieses Jahr, gute Unterhaltung macht echt Spaß zuzuhören und meinen Respekt an Mister VINCE NEIL auch für das passende Cover. Also werft den Grill an und dann Tequila bitte anrollen lassen ob mit oder ohne Tattoos.

Tattoos & Tequila


Cover - Tattoos & Tequila Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 43:15 ()
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Vertrieb:
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Judgement Day

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Die kanadische Metaller von DERAILED um Bandleader Dean Boland warten mit einem echt fetten Promo-Auftritt auf. An Selbstbewusstsein scheint es den Jungs also schon mal nicht zu fehlen. Dass das Cover dies nicht ganz halten kann ist eher nebensächlich, schmälert aber erst mal den oberflächlichen Eindruck. Also rein damit. Nach einem mal wieder nutzlosen 1-Minuten Intro wird erst mal demonstriert das man ganz toll Gitarrenspielen kann, auch die Gitarreriffs machen Spaß – aber kompositorisch ist „Adrenaline“ eher Massenware. Ganz anders bei den beiden folgenden Tracks. Der Bandsong „Derailed“ hat eine deutliche METALLICA-Affinität was Riffing und Stimmlage von Sänger Johnie Sin angeht (und das zieht sich durch das ganze Album), Eigenständigkeit ist hier weniger, dafür macht der Song aber trotzdem was her. Vieles bei DERAILED klingt nach Hetfield-Light bis MEGADETH; nach Thrash-Anleihen, versehen mit melodischen 80er-Metal und ruhigen Passagen sowie öfters mal nach rockenden Nickelback Zitaten. Der folgende Titeltrack „Judgement Day“ schlägt in eine ähnliche Kerbe wie der Vorgänger und animiert zum steten Mit-Bangen. Recht stark dann die Songs im Mittelteil der Scheibe (das treibend eingängige „Rush“ – bester Songs der CD, das fast schon Balladen-mäßige „I’d Love To Change The World“ und der Mid-Tempo Rocker „Skinned“) bevor es nach hinten raus leider doch schwächer wird. So darf man der Band aus Calgary mit „Judgement Day“ sicherlich ein gutes Album attestieren, das aber vor allem auch Potential zeigt, das nicht immer ausgeschöpft wurde.


DERAILED aus Kanada wurden 2008 gegründet und legen mit „Judgement Day“ ihre Debut Scheibe vor. „Judgement Day“ bietet soliden Heavy Metal der seine Wurzeln bei Bands ala Rush, Kings X oder Judas Priest hat. Leider fällt mir an der Scheibe schon was auf, bevor ich den Silberling überhaupt in den CD Player lege. Das Cover der Scheibe ist nicht gerade der Hit. Es hat allerbestens Hinterhof Qualität und kommt diletantisch rüber. Nach den ersten Stücken fällt mir auf, dass mich der Sound auch und vom Sofa bläst, er kommt zum großen Teil drucklos daher. Musikalisch legen die Kanadier nach einem langatmigen Intro dann gleich mal richtig los. Wurde auch Zeit. Schwerpunktmäßig liegt das Hauptaugenmerk bei DERAILED auf deren Gitarrist, Songwriter, Producer und Bandleader Boland, der auch ordentlich das ein oder andere Klasse Solo aus der Hüfte zaubert. Echt cool, da das ein oder andere Solo schon ein wenig an alte MEGADETH Platten (Rust In Piece oder Piece Sells...) erinnert. Leider bleibt aber auch festzuhalten, dass keiner der Songs auf „Judgement Day“ so richtig sticht. Auch wenn bei „SHINE“ versucht wird, spielerisch ein bisschen in die Trick-Kiste zu greifen und die VICIOUS RUMORS Keule raus zu holen. Schade, das so was nicht durchgängig gelungen ist. Zusammenfassend kann man festhalten, dass DERAILED mit „Judgement Day“ in Ansätzen zu gefallen wissen, denn der kanadische vierer beherrscht seine Instrumente, keine Frage. Andererseits zieht der Sound und zu viele charakterlose Stücke die Scheibe runter. Jeder der auf True Old Heavy Metal steht, wird an den Songs von DERAILED gefallen finden. Potential ist vorhanden, mal abwarten was draus wird. (ah)

Judgement Day


Cover - Judgement Day Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 60:12 ()
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Nebel Der Erinnerungen

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Das Label Ván Records steht wie kaum eine andere Düsterschmiede für anspruchsvolles Schwarzmetall jenseits aller Satan-und-Deibel-Klischees, und somit verwundert es nicht, wenn sich dort mit den Nürnbergern FREITOD eine weitere Band anschickt, die Black Metal-Szene (zumindest den nicht engstirnigen Teil davon…) mit abgrundtiefen Klängen zu bereichern. Die von B. Hiller (der inzwischen von G. Eisenlauer ersetzt wurde) und R. Seyferth gegründete Formation haut mitnichten in die Hochgeschwindigkeitskerbe und versucht auch nicht, möglichst aggro und angepisst zu klingen. Und trotz der basischen, zur Musik passenden, leicht räudigen Produktion wird man hier nur indirekt und bei genauem Hinhören an die Urväter der Dunkelstahlszene (HELLHAMMER, DARKTHRONE, MAYHEM, BURZUM,…) erinnert, die aber natürlich allgegenwärtig sind. FREITOD setzen auf Atmosphäre, und es ist fast schon mutig, ein Album mit einem beinahe Gothic-lastigen Stück wie dem erstklassigen „Ein Neuer Tag“ zu eröffnen. Bis zum abschließenden, ebenfalls superben (und nur textlich etwas platten) Doomer „Abwärts“ fährt das Duo alles auf, was starken Black Metal ausmacht. So ist „Ein Ende“ eine treibende, nach vorne peitschende Nummer, während das nachfolgende „Eine Endlose Niederlage“ mit seinem „Uffta“-Beat auch fast von jüngeren SATYRICON stammen könnte. Aber auch „Pure Manipulation“ oder „Diese Narben“ zeugen von der Fähigkeit dieser Band, ihre Einflüsse in eigenes, starkes Material zu verpacken. Nur im Gesamtfluss kommt „Nebel Der Erinnerungen“ nicht ganz so mitreißend und irgendwie ein wenig langatmig herüber, was das Ding am Ende auch knapp den „Tipp“ kostet. Dennoch sind FREITOD ein heißer Anwärter, im deutschen Genre-Underground eine echte Nummer zu werden!

Nebel Der Erinnerungen


Cover - Nebel Der Erinnerungen Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 47:39 ()
Label:
Vertrieb:
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A Life Spent Dying

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Das Sextett aus Arizona gehört in der heimischen, regionalen Szene zu den festen Größen in Sachen Doom/Death Metal und ist seit seinem zuerst selbst veröffentlichten Debütalbum „Anhedonia“ (2002) drauf und dran, sich auch außerhalb der USA eine größere Anhängerschar zu erspielen. Mit dem nicht unklischeehaft betitelten dritten Werk „A Life Spent Dying“ schicken sich die Herren Medina, Burning, Clark, Leeds und Co. an, an gleich gesinnte etablierte Trauergenossen anzuschließen. In diesem Zusammenhang kann man etwa Referenzen wie (ältere) MY DYING BRIDE, SWALLOW THE SUN oder MOURNING BELOVETH nennen, in deren Reihe FALL OF EMPYREAN gerne ihren Platz hätten. Nur gelingt dieses Vorhaben nur teilweise, denn „A Life Spent Dying“ besitzt nicht die Intensität, die jene Bands auf ihren entsprechenden Werken aufgefahren haben. Einen absoluten Füller wie den instrumentalen Titelsong können gelungenere Stücke wie „Breathe Deep The Cinders“ oder „A Long Silence“ (für mich der stärkste Song der Scheibe) nur bedingt kaschieren. Viele Passagen auf dem Album hat man einfach schon woanders in gelungenerer Form gehört, so dass FALL OF EMPYREAN zumindest mit diesem Album noch nicht aus der zweiten Reihe ausbrechen werden. Trotzdem sollten sich Genre-Fans den Namen ruhig mal notieren, denn ich zweifele andererseits nicht daran, dass die Band hier noch eine Steigerung schaffen könnte.

A Life Spent Dying


Cover - A Life Spent Dying Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 46:54 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Ad Discipulum

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Beim Schwarzmetall-Duell zwischen Frankreich und Italien steht es bislang eindeutig 1:0 für unsere Baguette essenden Nachbarn, die in den letzten Jahren heimlich eine weitgehend anspruchsvolle und eigenständige Szene mit ein paar echten Aushängeschildern etabliert haben. Auf der Stiefelinsel hat man sich bisher mit der Nachahmerrolle begnügt und nur vereinzelte Duftmarken hinterlassen. Über mehr kommen auch die Vollgas-Satansheimer NEFARIUM nicht hinaus, da sie weitestgehend belanglosen Black Metal im Stil (aber nicht in der Qualität!) von DARK FUNERAL oder MARDUK zusammenhämmern, dabei aber durchgehend blass wirken. Vor allem die monotonen Growls von Gitarrist Carnifex, die eher zu einer Death Metal-Band passen würden, sind auf die Dauer eher ermüdend und weit von den bösartigen Screams eines Emperor Magus Caligula oder Mortuus entfernt. Da nützen auch die druckvolle – und für meine Begriffe etwas zu glatt gebügelte – Produktion von KING DIAMOND-Spezi Andy LaRocque und Gastbeiträge von Archaon (1349) und Wildness Perversion (MORTUARY DRAPE) nix mehr: „Ad Discipulum“ mag für High Speed-Bläckies ein Reinhören wert sein, aber ein essentielles, mitreißendes Werk klingt trotz der hörbaren Fähigkeiten der Beteiligten definitiv anders.

Ad Discipulum


Cover - Ad Discipulum Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 35:22 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Dirt

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Die aus dem Süden Wales kommende Rockband KIDS IN GLASS HOUSES hatte in 2008 mit ihrem Debüt „Smart Casual“ ein Ausrufezeichen in ihrer britischen Heimat gesetzt und dabei einige Newcomer-Auszeichnungen geerntet. Dementsprechend hoch dürften die Erwartungen an ihr zweites Werk gewesen sein. Und da man eine Erfolgsformel nicht leichtfertig über Bord wirft, gibt es auch auf „Dirt“ keine großen Überraschungen. Sänger Aled Philips und seine vier Mitstreiter (Joel Fisher und Iain Mahany an den Gitarren, Bassist Andrew Shay und Schlagzeuger Phil Jenkins) bieten Gute Laune Mucke, irgendwo zwischen Britrock, Pop und leichtem Collegerock, immer versehen mit schnell ins Ohr gehenden Refrains. Dabei wagt man wenig und schielt hörbar auf Airplay. Und so dürfte es nicht verwundern, dass Songs wie der typische Radiorocksong „The Best Is Yet To Come“, die zugegebenermaßen sehr eingängige Single „Youngblood (Let It Out)“, die recht angenehme Ballade „The Morning Afterlife”, sowie „Matters At All“ und „Undercover Lover“ (mit weiblichen Vocals des britischen Pop-Sternchens Frankie Sandford – dürfte wohl die nächste Single sein) auf der Insel sicher häufiger im Radio laufen werden. Natürlich klingen KIDS IN GLASS HOUSES äußerst Massenkompatibel und liefern einen Soundtrack für eher oberflächlich feiernde Teenies. Nichts desto trotz werden die Waliser damit nicht nur auf den britischen Inseln erst mal Erfolg haben und auch hierzulande ihre Zielgruppe finden. Wir lange das mit dem Sound und der britischen Presse gut geht? Wir werden sehen?

Dirt


Cover - Dirt Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 48:22 ()
Label:
Vertrieb:

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