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Illud Divinum Insanus

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An einem Typus Menschen kommt man auch in der Metalszene nur schwerlich vorbei: dem Scheißefinder. Egal, welche namhafte Band ein neues Werk vorlegt, und dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen absoluten Meilenstein oder eine Compilation vom morgendlichen Stuhlgang handelt, der Scheißfinder findet es aus Prinzip scheiße. Bevorzugtes Beuteschema des Scheißefinders: Truppen wie IRON MAIDEN, SLAYER, PRIEST, METALLICA oder eben die inzwischen ebenfalls sehr großen MORBID ANGEL. Noch bevor dieses Album von vielen Leuten (richtig) gehört wurde, wurde es verrissen, geächtet und für Sondermüll befunden. Natürlich kann man sich über „Illud Divinum Insanus“ herrlich streiten, denn die Industrial-lastigen, fast schon Techno-artigen Einschübe, der kalte, maschinelle, dampfe Sound sowie die fast sämtlich nicht sofort zünden wollenden Songs sind gewöhnungsbedürftig und für den Normalhörer erst einmal befremdlich. Hat man aber den anfänglichen Argwohn überwunden, findet man sich schnell in einem Meisterwerk wieder, denn diese Scheibe fährt alles auf, was MORBID ANGEL in fast 30 Jahren (!) groß gemacht hat. David Vincent (nach wie vor einer der umstrittensten Charaktere der Extrem-Zunft) bellt sich die Seele aus dem Leib, Tim Yeung gehört nicht umsonst zu den weltweiten Hoffnungsträgern am Drumkit, und die Gitarrenfraktion, bestehend aus Gründer Trey Azagthoth und MYRKSKOGs Destructhor, rifft sich auf Weltklasseniveau dem Weg frei. Dabei spielt es keine Rolle, ob Vollgas gefahren („Blades For Baal“), mächtig gegroovt wird („10 More Dead“, „Destructors V8 The Earth/Attack“) oder die Jungs mal eben eine neue Bandhymne mit Ohrwurmgarantie präsentieren („I Am Morbid“); der Facettenreichtum von „Illud Divinum Insanus“ ist über die gesamte Spielzeit erdrückend hoch. Es ist ein Album, das zu Recht und gewollt die Gemüter spaltet und der Beweis, dass sich eine Band auch nach langer Zeit noch anders definieren kann. Da kann man die Scheißefinder ruhig Scheißefinder sein lassen!

Illud Divinum Insanus


Cover - Illud Divinum Insanus Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 56:45 ()
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Spaces In Between

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Mit „Spaces In Between“ legt das junge australische Trio TRACER sein zweites Album vor. Und das geht schon vom Start weg vorzüglich ins Ohr und in die Nackenmuskulatur. Der Opener „Too Much“ gibt mit einem sägenden Riff und wuchtigen Drums die Marschrichtung vor, und auch der Rest des Albums kann da mithalten. Die Mischung aus klassischem 70s Rock, Blues und 90er Stoner klingt dermaßen abgehalftert und authentisch, dass man sich kaum vorstellen kann, dass diese Musik zwischen LED ZEPPELIN und KYUSS wirklich von den noch eher jugendlich wirkenden Typen stammen soll, die man auf der Internetseite der Band sieht. Aber ist ja völlig egal, die Jungs haben diesen Sound eben wirklich gefressen und präsentieren ihn mit ungebremster Energie, die absolut ansteckend wirkt. Das Rad erfinden sie dabei nicht neu, aber wer mit so viel Dreck und Druck zur Sache geht, hat das auch überhaupt nicht nötig. Von dieser Band wird man sicher noch einiges zu hören bekommen.

Spaces In Between


Cover - Spaces In Between Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 52:44 ()
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Vertrieb:
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A Vow Of Vengeance

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CULT OF THE FOX aus Schweden offerieren uns mit „A Vow Of Vengeance“ einen feinen, räudigen Happen Schwedenstahl. Irgendwo zwischen REBELLION, MALTESE FALCON und HEAVY LOAD präsentieren uns CULT OF THE FOX neun True-Metallische Schmankerl, welche allesamt straight auf den Punkt kommen. Der Sound ist fett, aber natürlich. Keyboards, Heldenchöre und ähnliches sucht man hier vergeblich, aber trotzdem gibt es Hymnen satt und Songs wie „A Witch Shall Be Born“ sind richtige kleine „Hits“. Bruder Cle verglich die Jungs (und das Gitarren-Mädel) im Rock Hard mit den recht überbewerteten (auch wenn die letzte E.P. besser als das Album ist) HELVETET'S PORT. Das stimmt, wenn man die Einstellung und die Ausstrahlung zu Grunde legt, im Falle von Songwriting und zwingenden Melodien aber haben CULT OF THE FOX eindeutig die Nase vorn. Starker 80er Jahre Metal eben. Keine Innovation, keine Experimente aber eine Menge Spaß. So muss das.

A Vow Of Vengeance


Cover - A Vow Of Vengeance Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 41:21 ()
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Burning Leather

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Unglaublich, wer alles wieder aus seinen Löchern gekrochen kommt. Auch an den Finnen OZ fährt der Reunionzug nicht vorbei. Gerne gelten TAROT als älteste finnische Metal-Combo, doch OZ waren noch einige Jährchen früher dran. Genau 20 Jahre nach ihrem fünften und letzten Werk „Roll The Dice“ sind OZ mit „Burning Leather“ wieder am Start. Gleich am Anfang macht sich ein wenig Ernüchterung breit, denn fast die Hälfte des Materials sind Aufnahmen alter Songs, die bereits auf den 80er Alben zu finden waren. Die erste Enttäuschung weicht aber schon bald schierer Begeisterung, denn OZ versuchen sich gar nicht erst an großartiger künstlerischer Weiterentwicklung, die sowieso keine Sau hören möchte. Wer die alten Songs nicht kennt, der hört keinen Unterschied. Die neuen Songs, wie der Opener „Dominator“ oder der Stampfer „Seasons In Darkness“ passen perfekt zu 80er Perlen wie das swingende „Fire In The Brain“, die musikalische Kampfansage „III Warning“ oder die Überhymne „Turn The Cross Upside Down“. Da auch die Wenigsten die Originalen OZ Alben besitzen dürften, geht diese geschichtliche Resteverwertung schon in Ordnung. So kommen auch jüngere Fans in den Genuß der genialen OZ Classics. Musikalisch erinnern OZ an SAXON in ihrer Sturm und Drang Phase zwischen „Wheels Of Steel“ und „Power & The Glory“. Auch die Produktion kann man nur als gelungen bezeichen. Mit ordentlich Wumms und doch organisch. OZ wissen genau, wie traditioneller Metal zu klingen hat. Wer OZ kürzlich auf dem Swordbrothers gesehen hat, der weiß dass OZ noch immer voll im Saft stehen und es ganz offensichtlich noch einmal wissen möchten. Allen anderen sei gesagt: OZ are back!

Burning Leather


Cover - Burning Leather Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 42:56 ()
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9 Chambers

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9 CHAMBERS ist das neue Kind von Ed Mundell, der bis 2010 bei MONSTER MAGNET aktiv war. Nach seinem Ausstieg hat er mit Greg Hampton (ALICE COOPER) und Vinnie Appice (ex-BLACK SABBATH) zwei nicht ganz unbekannte Herren für 9 CHAMBERS gewinnen können, außerdem ist Jorgen Carlsson (GOV’T MULE) mit dabei. Natürlich kann das 9 CHAMBERS-Debütalbum die MONSTER MAGNET-Herkunft nicht verhehlen, Gitarrenarbeit und –sound sind bekannt, aber eben auch ziemlich gut. Greg Hampton mit seiner Stimme und die richtig gute Rhythmusfraktion verhindern dann aber das Abgleiten von 9 CHAMBERS in die Welt der MONSTER MAGNET-Klone, hauptsächlich durch die starke Betonung klassischen Rocks – „Life Moves On“ klingt dann auch viel stärker nach alten BLACK SABBATH als alles andere. Überhaupt hat sich Quartett nicht auf eine Epoche festgelegt, stattdessen wird fröhlich von den guten Rockbands der letzten 40 Jahre geklaut. Herausgekommen ist ein kompaktes Album, das von entspannten Mainstream-Rocksongs („Indeed The Sun“) bis zu klassisch-erdigen Rock („Indeed The Sun“) alles abdeckt, was im Rock Rang und Namen hat. Die vier Beteiligten lassen dabei ihre ganze Erfahrung einfließen, so dass Songwritng, Technik und Sound nichts zu wünschen übrig lassen. Kurzum: solides Rockalbum mit dezenten Stoner-Einflüssen, dass das Namedropping rechtfertigt.

9 Chambers


Cover - 9 Chambers Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 61:32 ()
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Historia

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Wie viele Bands und Veröffentlichungen kommen so jeden Monat auf den Markt? Unzählige! Doch darunter mal was besonderes oder gar herausragendes zu entdecken, ist nicht einfach. Oft erkennt man bekannte Muster oder, sagen wir mal qualitativ durchschnittliches bis zuweilen auch minderwertiges Zeug. Neue Ideen, die auch noch hörbar und nachvollziehbar umgesetzt werden, erfreuen da mein Rezipienten-Herz.

Und was TRI STATE CORNER da abliefern, lässt mein Herz springen wie das einer Beutelratte in der Keksfabrik. Die Bouzouki, eine hellenische Laute mit Doppelseite, plus Hardrock, eine Prise Powermetal, ein Quentchen Nu Metal abgeschmeckt mit etwas Alternative und als Essenz des Ganzen ein Songwriting, das einen mit der Zunge schnalzen lässt. Die Band, die ihre Ursprünge in Griechenland hat, mischt südeuropäischen Folk mit hartem Rock, mit einer solchen Leichtigkeit und Finesse, als ob das schon immer so zusammengehörte.

Nach dem Debüt "Changes" und "Ela Na This" ist "Historia" bereits das dritte Werk des "Drei-Länder-Ecks". Das Album, welches ein Konzept verfolgt, erzählt die Geschichte eines Immigranten, der sich aufmacht seine Heimat zu verlassen um sein Glück in der Fremde zu finden. Erzählt wird eine Geschichte von Trauer, Angst und Wut, Hoffnung und Neuanfang. Ähnliche Emotionen sind die Musiker in der Lage beim Hörer zu wecken. Charakteristisch ist die schon erwähnte Bouzouki, die fester Bestandteil der Songs ist und die starke, leicht raue Stimme von "Lucky". "Katastrophy" - eine emotionale Berg- und Talfahrt, ein Song voller schöner Melodien, durchwebt mit traurigen und zornigen Momenten - erzeugt Gänsehaut und setzt mich in Verzücken. "Sooner Or Later", die Single, ist wahrlich ein Hit! Langsam steigert sich der Song, um im Kern Drive und Melodien zu offenbaren, die einen zum Mitwippen zwingen. Auch die starke Gitarrenarbeit, vor allem deren Variabilität - mal folkloristisch, mal traditionell, dann fast Nu Metal-like und immer mit Gefühl und Drive im Zentrum - verdient Erwähnung. Nicht alle 12 Nummern können sich mit den oben erwähnten messen, aber Ausfälle sind keine dabei.

Tolle Idee, starkes Konzept, formidabel umgesetzt. Ich denke, es kommt nicht von ungefähr, dass die Musiker mit Sony eine Plattenfirma für sich gewinnen konnten, die auf große Nummern setzt. Sicher kann ich mir vorstellen, dass manch einer die mutige Kombination aus Metal und Folk (mal nicht skandinavisch) nicht bereit ist mitzugehen. Ich aber für meinen Teil kann mich nur vor diesem starken, inhaltsvollen und abwechslungreichen Rockwerk verneigen und die volle Punktzahl geben.

Historia


Cover - Historia Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 40:39 ()
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Helvítismyrkr

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Das schwedische Ein-Mann-Kommando ARCKANUM meldet sich mit einem neuen Album zurück, das wieder ganz im Zeichen hoher Qualität steht, nachdem die vergangenen Werke des Herrn Shamaatae oftmals auf geteilte Meinungen gestoßen sind. Und auch heute sind ARCKANUM wieder nichts für die schwarzmetallische Breitmasse, denn „Helvítismyrkr“ besitzt ebenfalls das völlig eigenwillige „Band“-typische Songwriting, das irgendwo zwischen oldschooligem Rotz, Melodiösität und Progressivität äußerst gelungen hin- und herpendelt. Mit dem eingängigen Opener „Helvitt“ (ich höre im Refrain immer „Thunderhead“ raus…), dem vertrackten „Myrkrin Vinna Hefnt“ (mit coolem, subtilem „ahaha“-Gesang am Ende), dem treibenden „Ór Djúpum“, dem doomigen Instrumental „In Svarta“, dem räudigen „Nifldreki“ oder dem thrashigen Killer „Svart Ok Pursligt“ hat „Helvítismyrkr“ einen ganzen Haufen erstklassiger Kompositionen an Bord, die viele Details erst nach mehrmaligem Hören preisgeben, eine längere Eingewöhnungsphase erfordern und trotz ihrer unterschiedlichen stilistischen Einschübe im Gesamtwerk wie aus einem Guss klingen. Damit gehört das Album eindeutig zu den stärkeren Scheiben im Schaffen des ehemaligen Drummers der AT THE GATES-Vorgänger GROTESQUE. Wer basischen, aber anspruchsvollen Black Metal schätzt, kommt dieses Mal nicht an ARCKANUM vorbei. Echt stark!

Helvítismyrkr


Cover - Helvítismyrkr Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 40:49 ()
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Immortal Soul

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Mein Gott, wie lange habe ich darauf gewartet? Erst war es nur ein Wunschtraum und als dann vor ein paar Jahren die offizielle Reunion von RIOT im legendären „Thundersteel“ / „The Privilege Of Power“ Line-Up bekannt gegeben wurde, sitze ich auf heißen Kohlen. Gehören beide Alben doch zum Besten was jemals im Bereich Heavy-/Power-/Speed Metal veröffentlicht wurde. Qualitativ an diese Meilensteine aus den Jahren '88 und '90 anzuknüpfen ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Aber nachdem ich schon beim Hyperspeed Opener von „Immortal Soul“ -schlicht „Riot“ betitelt- die ersten Tränen der Freude in den Augen habe, ist klar, dass da nicht mehr viel schief gehen kann. Und das tut es auch nicht. Weiter geht’s mit dem an „Black Leather And Glittering Steel“ erinnernden „Still Your Man“, was für ein geiler Refrain. Mit „Crawling“ wird erstmals das Tempo etwas rausgenommen, und mit orientalischen Melodien versehen schleppt sich dieses Meisterstück düsterer Musizierkunst voran, nur um im Refrain förmlich zu explodieren. Bei „Wings Are For Angels“ wird das Gaspedal wieder durchgedrückt und Meisterdrummer Bobby Jarzombek zeigt wie man Hochgeschwindigkeitsdrumming mit halsbrecherischen Breaks und Fills anreichert. Auch Tony Moore hat keinen Deut seiner Stimme in den letzten Jahren eingebüßt. Don Van Staverns Bass pumpt wie blöd und streut immer wieder kleine Kabinettstückchen ein. Das Herzstück im Sound RIOTs bildet aber die Out-Of-This-World Gitarrenarbeit von Mike Flyntz und RIOT Gründer Mark Reale. Egal ob es die aberwitzigsten Riffs, die genialsten Soli sind, ob sie einstimmig oder perfekt harmonierend zweistimmig sind, alles hat Weltklasseniveau.

Nach dem Speedorkan von „Wings Are For Angels“ geht es mit der Melodicperle „Fall Before Me“ weiter, welche auch gut auf das leider ziemlich untergegangene „FAITH AND FIRE“ Album gepasst hätte, welches Tony Moore und Mike Flyntz 2006 veröffentlichten. „Sins Of The Father“ präsentiert sich vom Riffing als aufgepimpte Version des Bandklassikers „Warrior“ von 1977. Natürlich ohne plump zu klauen. „Majestica“ ist ein kurzes, unspektakuläres Instrumental, welches direkt in den stampfenden Titelsong übergeht. Bei „Insanity“ wird dann nochmal Gas gegeben und mit originellen Gesangs-und Gitarrenmelodien nicht gegeizt. RIOT schaffen es immer wieder Anspruch mit Eingängigkeit optimal zu verbinden. Der „Whiskey Man“ lässt Erinnerungen an die „Nightbreaker“ Phase der Band wach werden. Mit „Believe“ gibt es eine erneute erstklassige Verzahnung von Melodie und metallischer Härte mit einem großen Refrain. Im abschließenden „Echoes“ wird Tony Moore dann nochmal richtig von der Leine gelassen. Was für Screams...nur geil.

„Immortal Soul“ wird keinen „Thundersteel“-Fan enttäuschen und es wird Zeit, dass eine der originellsten und langlebigsten Metalbands dieses Planeten endlich die Anerkennung widerfährt, die sie eigentlich schon seit 1981 verdient hätte. Nur zur Erinnerung: RIOT hatten schon 1977 Stücke im Programm, für die man 5-6 Jahre später Schubladen wie US Metal oder Speed Metal erfinden sollte. HAMMERFALL haben dies erkannt und wollten RIOT mit auf Tour nehmen, leider machte eine Kieferentzündung Tony Moore's diese Pläne zunichte. Dennoch ist eine Eurotour für Anfang 2012 in Planung.
„Immortal Soul“ wird es auch auf Vinyl geben. Auf dem limitierten Digi-Pack finden sich Livecuts von „Metal Soldiers“ und „Johnny's Back“, auf der Japan-Variante hingegen ist eine Liveversion von „Fight Or Fall“ zu hören. Der 28.10.2011 ist ein Pflichttermin für all diejenigen, die auch nur im Entferntesten etwas mit klassischem Metal anfangen können.

Immortal Soul


Cover - Immortal Soul Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 54:55 ()
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Hope Of Retaliation

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BLACK CRUCIFIXION haben einst parallel zu IMPALED NAZARENE und BEHERIT den finnischen Black Metal-Underground ins Rollen gebracht. Doch während die beiden letztgenannten Truppen ihren Kultstatus über zwei Jahrzehnte hinweg ausbauen konnten, blieben Multiinstrumentalist/Sänger Forn und Bassist E. Henrik (wohl auch aufgrund der Tatsache, dass sie nie wirklich fies geklungen haben) eher im Hintergrund aktiv. Seit Kurzem um Gitarrist E. R. Kill und Drummer V. S. Skorpius verstärkt, wagt sich das Duo zum 20. Jubiläum an ein Doppelpack, das neben der Compilation „The Fallen One Of Flames“/“Satanic Zeitgeist“ (uralte Demo- und Live-Aufnahmen) auch das – um das Fazit vorwegzunehmen – sehr gelungene und ebenfalls zweigeteilte „Hope Of Retaliation“ auffährt, das vier neue Stücke sowie ebenfalls älteres Live-Material beinhaltet. Was die neuen Songs betrifft, versuchen BLACK CRUCIFIXION, wie schon auf ihren letzten Werken, zu keiner Sekunde, möglichst ranzig und abgefuckt zu holzen, sondern konzentrieren sich auf die Kraft ihrer Songwriting-Künste. Das ergibt unterm Strich eine EP (erste Hälfte), die von hochklassigen und sogar eingängigen, ohrwürmigen Stücken gespickt ist: „Retaliation“, „Blood Soaked Snow“ und „Bitten By The Long Frosts Of Life“ erinnern in ihren besten Momenten sogar an die großen IMMORTAL und beißen sich aufgrund ihrer Hymnenhaftigkeit regelrecht fest. Die zweite Hälfte dient eher den älteren Fans der Band, zeigt aber auch das Potential der früheren BLACK CRUCIFIXION, da die Stücke im Vergleich zu den neuen Kompositionen qualitativ kaum abfallen und sich mit „Where Will You Hide“ oder dem geilen „Serpent Of Your Holy Garden“ nicht verstecken müssen. Das gesamte Werk kann nahtlos am Stück genossen werden, was es daher nicht nur für Neuentdecker der Finnen sehr interessant macht.

Hope Of Retaliation


Cover - Hope Of Retaliation Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 30:10 ()
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The Script Of Life

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Die süddeutsche Progmetalformation LIQUID HORIZON muß spätestens mit diesem neuen Werk "The Script Of Life" in die Qualitätsklasse von heimischen Genrebands mit internationalem Niveau wie POVERTY'S NO CRIME oder auch VANDEN PLAS einsortiert werden. Ich habe diese hoffnungsvolle Band bereits seit vielen Jahren auf dem Schirm, es gab eigentlich nie ein schlechtes Album, alle früheren Werke egal ob als reiner Underdog oder die letzte klasse Scheibe „Revolutions" (da schon mit einem Deal) hatten absolute Klasse und jetzt sollte mit dem neuen Label Firefield Records endlich auch mal der Sprung auf eine breitere Fanebene möglich sein.

Bereits dass tolle Coverartwork überzeugt auf den ersten Blick und auch der noch wichtigere musikalische Inhalt läßt für den geneigten Genrefan viele lohnenswerte Tracks entdecken. Knapp 57 Minuten lassen es die Herren aus Mannheim ordentlich krachen, bestens unterstützt durch eine modern, fette Produktion von Markus Teske (u.a. MOB RULES, SAGA) kommen die teilweise recht heftigen Gitarrenriffs, kombiniert mit vielfach sehr üppig und ideenreichen Keyboards sofort sehr einnehmend daher. In Verbindung mit dem Gewissen Händchen für sinnvolle Breaks, gefühlvollen Wendungen, Tempiwechsel und eingängigen Refrains funktioniert das Album gleich beim ersten Durchgang ohne zu vorhersehbar zu sein. Hier wird nicht wie bei so vielen anderen Bands dieses Genres zu dick mit Gitarrengefrickel, zig Rhythmus- und Harmoniewechseln aufgetragen sondern es ist stets ein roter Fader zu erkennen und auch die Seele in den Songs kommt nicht zu kurz. Ganz anders als bei der für mich enttäuschende aktuellen SYMPHONY X-Pladde „Iconoclast“, dort wird zwar mächtiger Hochgeschwindigkeits-Power Metal geboten aber zu seelenlos, wenig dichten Atmosphäre und ohne echte mitreißende Spannungsbögen. Nicht so hier, denn LIQUID HORIZON lassen ihrem ebenfalls sehr variablen Vocalisten Oliver Kielthaus bei aller Härte und Robustheit auch noch genügend Platz zum richtigen Singen und setzen das mächtige Organ nicht nur in dröger „Hansdampf-Manier“ wie zuletzt bei RUSSELL ALLEN (siehe die aktuelle Symphony X-CD) ein, sondern hier wird auch viel Wert auf intensive Atmosphären gelegt. Die Stimme erinnert in ihrer Klangfarbe diesmal sehr an Geoff Tate (QUEENSRYCHE) wie u.a. bei dem Opener „All the World“, reichlich düster gehalten mit prägnanten Keyboards, es sind auch fies-growlige Parts dabei, dann ein getragenen Zwischenteil, ehe dann wieder richtig Gas gegeben wird. Stilistisch sind LIQUID HORIZON hier sehr nah dran an den alten Sachen der Heroen aus Seattle. Weiterhin könnte man auch THRESHOLD sowie DREAM THEATER mit ihren etwas metallischeren Werke zuletzt als Paten des Bandsounds benennen. Die früheren Parallelen zu SAVATAGE sind eher nicht mehr so deutlich herauszuhören, es geht einfach stärker heavier und nicht mehr so betont „musicalmäßig“ zu. Epische Breiten mit viel Abwechslung aber nie zu langatmig sondern immer songdienlich werden bestens ausgearbeitet vorgetragen. Ein gutes Beispiel hierfür ist dass sehr weitläufig-cineastische „Coasts Of Holland“ mit einem mächtigen Bombasttouch und einem klasse sehr symphonisch betontem Streicherarrangement im Hintergrund. Die Gitarren werden trotz der allgegenwärtigen Tasten nie vernachlässigt und gekommen genügend Freiraum, egal ob riffig auch für tolle Solos ohne zuviel Genöle wie z.B. bei „Daily Dose“ ist Raum oder es darf auch mal locker akustisch („Crown of Creation“) klingen. Eine wirklich tolle Klavierballade ist „To The Stars“ geworden, sehr schön fließend mit hypnotischen Vocals und einer nicht zu schlagenden Atmosphäre mit dem gewissen Etwas. Der Bonuslivetrack zeigt eine routinierte Band mit einem spitzen Sound, mächtigen Gitarrenriffs und klasse, ausdrucksstarkem Gesang, dass macht Lust auf mehr.

LIQUID HORIZON haben sich mit "The Script Of Life" mehr als nur etabliert und nochmals einen großen Schritt nach Vorne gemacht, die Zeiten „nur“ als sehr talentierte Band zu gelten sind ebenfalls vorbei - mit der nächsten Scheibe sollten dann noch einmal mehr die eigenen Charakterristika hervortreten.

Ansonsten muß hochwertiger Progmetal heute einfach so klingen: packend, melodisch, heavy und vielseitig - alle Fans solcher Mucke mögen hier zugreifen, dieses Script geht nämlich voll auf.

The Script Of Life


Cover - The Script Of Life Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 56:47 ()
Label:
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