Das Label der Schweden DOOMDOGS heißt Doomentia, und welche Spielart des harten Rocks dürfen wir wohl erwarten? Richtig! Doom ist angesagt, und zwar eine trockene, zuweilen farbenfrohe, auch mit süßlichem "Kräuter-Zigaretten"-Duft unterlegte Stoner-Rock-Variante.
Die Stimme von Tomas "GG" Eriksson schreit sich eher eindimensional durch die 13 Nummern, dennoch empfinde ich die Vocals irgendwie sympathisch, ohne jedoch begeistert zu sein. Die Gitarrenwand stimmt, sie ballert sich schön langsam und tief gestimmt in die Magengrube. Die Gitarren-Soli und manche "Melodie", die mit eingewoben wird, haben was spontanes und psychedelisches, erinnern zuweilen an die 70er, als das Genre mit BLACK SABBATH seine Geburtsstunde hatte. Ab und zu blitzen schöne Einfälle und Kontraste durch das Slow-Motion-Dickicht. Der Song "Legacy", welcher - auf Flöten gebettet hereingeschwebt kommt und eher an Folk oder Entspannungsmusik erinnernd. Oder die Geigen-Einleitung bei "Questions To My Answers" welche für Abwechslung und Aufmerksamkeit sorgt. Ich habe das Gefühl, die Jungs ließen beim Ausarrangieren des Albums Raum zum improvisieren und zur Entfaltung von Ideen. Zwischen den stoischen Doom-Monoliten finden sich immer mal wieder Stücke wie "Magic Of The Black Circle", welches mit seinem groovigen Rythmus an MONSTER MAGNET erinnert und fast schon beschwingt aus den Boxen wabbert. Oder "Two Wheel Wonder" prescht für Doom-Verhältnisse gar eilig davon. Aber keine Angst, natürlich bleibt das Ding ein Doom-Album - Ergo sind Sturheit und eintönig langsame Rhythmen die Leitplanken, auf denen sich die Walze bewegt.
Mir macht die Scheibe der skandinavischen Schwanzwedler zunehmend Spaß, ich meine die Freude und Leidenschaft zu spüren, die in diesem Album steckt. "Unleash The Truth" - das ist Doom Metal, der mal sauer, mal sogar fast fröhlich, zuweilen zornig, aber nie zerknirscht oder gar traurig klingt, und das ist doch speziell für dieses Genre mal was Neues.
GLORIOR BELL bekamen von Kollege Otto für ihr 2009er Album „Meet Us At The Southern Sign“ gute Grundideen bescheinigt, die aber Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen vom Hörer forderten. Das hat sich bei „The Great Southern Darkness“ nicht geändert, setzt die Band doch weiterhin auf eine stellenweise anstrengend anzuhörende Mischung aus Black Metal, Sludge und ein wenig Southern Rock. Das liegt an dem unberechenbaren Songwriting der Band, die sich um keine Konventionen schert, wodurch Songs wie das großartig-verstörende „Dark Gnosis“ oder „Horns In My Pathways“ erst zustande kommen können, die vom Hörer wirklich Zeit und Nerven fordern – nicht wenige dürften vom schrägen Songaufbau angenervt sein und „The Great Southern Darkness“ vorschnell in den Wind schießen. Ein eher Black Metal-lastiges Stück wie „Chaos Manifested“ oder „Secret Ride To Rebellion“ könnten den Einstieg in das Album zwar leichter machen, wären aber irreführend. „The Great Southern Darkness“ wird GLORIOR BELL nicht aus der Avantgarde-Ecke des Black Metal herausholen, aber SAYTRICON haben ja schon vor lange Zeit den Beweis erbracht, dass auch mit aus der Ecke erfolgreiche Bands kommen können. Bleibt abzuwarten, wieweit „The Great Southern Darkness“ den durchschnittlichen Black Metal-Hörer begeistern und gleichzeitig in anderen Gefilden erfolgreich sein kann. Zu wünschen wäre es GLORIOR BELL, immerhin haben sie ein gutes, forderndes Album geschrieben, mit dem sie das Niveau des Vorgängers halten und sich vom Genre-Einerlei abheben.
DEUS OTIOSUS machen auf „Murder“ im Grunde alles richtig, um das Herz alter Schwedenfreunde zu erfreuen: das Drumming ist bester Uffta-Beat, die Gitarren haben den knrazigen Sunlight-Sound für ihre Riffs bekommen und die Growls sind ganz im Stile alter DISMEMBER-Scheiben gehalten. Mit "Thousand Arms Of The Deaf" haben die Dänen (wahrscheinlich Exil-Schweden oder so) auch gleich ihren besten Song an den Anfang der Scheibe gepackt. Bis hierhin alles gut, alles fein, alles richtig gemacht. Wäre „Murderer“ eine EP mit vier Songs, hätten wir hier einen grandiosen Knaller, aber da sich die Dänen auf Albumlänge versuchen, wird es in der zweiten Hälfte etwas monotoner, als der Scheibe gut tut. Im Vergleich mit EVOCATION und FACEBREAKER als Bands der zweiten Generation können DEUS OTIOSUS aufgrund ihrer Schwächen im Songwriting, die im zweiten Teil von „Murderer“ deutlich werden, noch nicht mithalten, haben sich aber als zumindest solide Schwedentodtruppe ins Gespräch gebracht. Etwas mehr Ellbogenfett beim Songwriting, dann wird das nächste Album ein kleiner Hit.
TEXAS IN JULY haben sich für „One Reality“ mit einem neuen Gitarristen verstärkt, was zu einer härteren Grundausrichtung der Songs geführt hat, generell ja schon mal keine schlechte Sache. Schade nur, dass das die einzige erwähnenswerte Änderung ist, denn der Rest von „One Reality“ ist Standard-Metalcore, dem Dinge wie Innovation und Eigenständigkeit vollkommen abgehen. Handwerklich ist das alles gut und auch der Sound ist erwartet druckvoll, aber kein einziger Song kann aus dem Einheitsbrei rausstechen. Auf einem Sampler oder im Shuffle kann die Chose wahrscheinlich überzeugen, aber da ist es ja auch nur ein Song zur Zeit. Auf Albumlänge stinken TEXAS IN JULY voll ab und können sich von den tausenden Konkurrenten im brettharten Metalcore so gar nicht differenzieren. Kennste einen, kennste alle stimmt in diesem Fall.
Selten eine derart positive Überraschung erlebt: IPERYT aus Polen heizen uns auf ihrem zweiten Album „No State Of Grace“ mächtig ein, und ich bezweifele ernsthaft, dass dieses 2005 gegründete Quintett hierzulande schon eine ernsthafte Fangemeinde hat. Die Jungs reihen sich vor allem qualitativ annähernd nahtlos in die Riege ihrer durchweg guten bis erstklassigen Landsleute VADER, HATE, BEHEMOTH oder DECAPITATED ein, auch wenn sie einen sehr modernen Death Metal-Anstrich besitzen. „The Shocker“ nennt die Band ihren unter Volldampf arbeitenden Drumcomputer, der oftmals Erinnerungen an die großen Zeiten von FEAR FACTORY („Demanufacture“, „Obsolete“) oder die grandiosen MINISTRY aufkommen lässt und kein Soundloch ungestopft lässt. Und genau hier wird der Bogen einen Tick zu weit gespannt, was „No State Of Grace“ dann leider auch den ansonsten wohlverdienten „Tipp“ kostet. Würden geile Songs wie „Antihuman Hate Generator“ (die Spoken Words sind klasse!), „Keep Your Eyes Closed“ (Sänger People Hater klingt hier mächtig angepisst) oder das brachiale „The Player“ etwas weniger mechanisch und effektüberladen durch die Boxen schreddern, würde das Album hörbar gewinnen, auch wenn es sich hier um Meckern auf hohem Niveau handelt. Der kompromisslose „Industrial Death Metal“ der Band überzeugt fast rundum, das Songwriting ist ungewöhnlich treffsicher, und selbst die Texte sind über weite Strecken sehr gelungen, was die Scheibe zur echten Empfehlung für weniger Zartbesaitete macht. Nur eben der sterile Sound bleibt gewöhnungsbedürftig. Ansonsten top!
SILVERDOLLAR kommen aus dem Land, wo auf jeden Einwohner gefühlte zehn Metalbands kommen: Aus Schweden. Bereits seit Mitte der 90er aktiv, veröffentlichten sie nach einem Coveralbum 2002 erst 2007 ihr richtiges Debut, und mit „Morte“ folgt nun das Zweitwerk, welches SILVERDOLLAR als reife, professionelle Band präsentiert. Auf „Morte“ gibt es zwölf knallig produzierte melodische Power Metal Geschosse zu hören, welche ihren größten Pluspunkt in Sänger Esa Englund haben. Mit seiner leicht angerauten, kraftvollen Stimme gibt er SILVERDOLLAR die nötige Eigenständigkeit um sich von ähnlich gelagerten Combos abzuheben. Aber auch musikalisch lässt man wenig anbrennen und agiert geschickt zwischen leicht doomigen Stampfern wie dem Opener „Co2“, rabiaten Speed Fetzern („Raging Eyes“) und etwas an die POODLES erinnernden Melodic Perlen („(Still (A) Rocker“). Darüber hinaus hat Gitarrist Ola Berg ein feines Händchen für Soli. Von gefühlvoll bis zum Shred-Overkill ist alles dabei was der jeweilige Song verlangt. SILVERDOLLAR bieten klassische Power Metal Kost und sollten Fans von BURNING POINT, CRYONIC TEMPLE und natürlich almighty HAMMERFALL genug bieten um mit einem breiten Grinsen vor der heimischen Anlage zu sitzen.
Was soll man dazu sagen? „Klischee is' schee“ triffts wohl ganz gut. Die Saarländer MESSENGER kredenzen uns fünf Jahre nach ihrem Debut „Under The Sign“ mit „See You In Hell“ ihr Zweitwerk. Selbiges schippert im Fahrwasser von Kollegen wie MAJESTY, WIZARD, MANOWAR oder auch den Urgesteinen NOT FRAGILE. Große Refrains, Testosteron-geschwängerte Chöre und epischer Männergesang treffen auf spitze Screams, 80er Jahre Riffing und viel oldschool Feeling. Ich ertappe mich dabei, wie ich beim Hören von „See You In Hell“ den inneren Drang verspüre meiner Freundin die Leggins zu klauen, mir ein Nietenarmband umzuschnallen, mein ältestes MANOWAR Shirt um den Leib zu legen um dann die Warrior-Faust nach oben zu recken und ein lautes „Death To False Metal“ meinem halb senilen Nachbarn ins Gesicht zu brüllen. Das Titelstück „See You In Hell“ (kein GRIM REAPER-Cover) ist eine veritable Hymne, „The Prophecy“ (kein IRON MAIDEN-Cover) erinnert an alte STORMWITCH, „Lindisfarne (kein STORMWARRIOR-Cover) beschwört vor dem inneren Auge Heerscharen von Kriegern herauf, welche sich mit einem Kampfschrei auf ihre Feinde stürzen, „Land Of The Brave (kein SWORD-Cover) ist ein Up-Tempo Knaller mit einem Chorus im Cinemascope-Format und „Valkyries“ (kein BLIND GUARDIAN-Cover) ist der orchestralste und epischste Song. Einzig „Dr. Stein“ (ja, diesmal ist es ein HELLOWEEN-Cover) fällt in seiner zahnlosen und schwachbrüstigen MESSENGER Interpretation ab. Alles in allem ein gutes, wenn auch nicht essentielles Werk.
Und wieder einmal wird es Zeit für eine Geschichtsstunde. BITTER END aus Seattle veröffentlichten Ende der 80er eine technische Thrash Scheibe, welcher aber kein bahnbrechender Erfolg beschehrt war. Noch während der Aufnahmen zur zweiten Scheibe brach endgültig das Geschwür namens Grunge aus und BITTER END nahmen ihren Namen wörtlich, dachten sich „Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“ und lösten sich in den frühen 90er Jahren auf, bevor die zweite Scheibe veröffentlicht wurde. Metal On Metal geben nun erstmals die Möglichkeit den sechs neuen Tracks zu lauschen. Außerdem gibt es noch zwei Demosongs und vier Livestücke auf die Ohren. BITTER END waren das, was man gemeinhin mit „Thrash with Class“ umschrieb. Neben frühen MEGADETH standen auch Bands wie FORCED ENTRY, ATROPHY oder die völlig unterbewerteten KINETIC DISSENT Pate. Neben speedigen Abfahrten gibt es immer wieder Verschnaufpausen und Mid-Tempo Passagen. Das Material lässt bei aller Breaklastigkeit die nötige Eingängigkeit nicht missen. Fronter Mark Fox hält sich vornehmlich in mittleren Tonlagen auf und hebt sich so von den High-Pitched Shoutern musikalisch ähnlich gelagerter Combos wie TOXIK oder REALM ab. Die Soli sind exquisit und wildern mitunter in jazzigen Regionen, was aber wunderbar zu den jeweiligen Songs passt. Wer also auf den anspruchsvollen Thrash / Speed der oben genannten Genrevertreter steht, der sollte etwas mit BITTER END anfangen können. Bin gespannt ob BITTER END mit dieser Veröffentlichung im Rücken auch an der Livefront wieder angreifen werden.
Es ist immer wieder faszinierend wie sich Geschichte wiederholt. MEGADETH standen in den 80er Jahren für anspruchsvollen, technischen Speed Metal, bevor sie in den 90ern erst dem allgemeinen Trend (melodischere, langsamere und massenkompatiblere Songs) und dann den mentalen Verirrungen ihres Leaders Dave Mustaine in wenig erbauliche Experimente folgten. 2004 kam mit „The System Has Failed“ ein Album, welches die alten Stärken MEGADETH's wieder bündelte und zu gleichen Teilen überraschte und überzeugte. Seitdem wurden die Outputs des Kleeblatts immer stärker und fanden im 2009er Hammer „Endgame“ ihren vorläufigen Höhepunkt. Mit Album Nummer 13 oder besser: Nummer Th1rt3en gehen MEGADETH wieder in eine ähnliche Richtung wie seinerzeit mit „Countdown To Extinction“. Was im Klartext heißt: weniger Speed, weniger Thrash, aber dafür mehr Melodie und songdienlichere Solieskapaden. Aber MEGADETH wären nicht MEGADETH, wenn es nicht trotzdem genügend Gitarren-Show-offs gäbe. Mastermind Mustaine und sein sensationeller Sidekick Chris Broderick brennen ein Saitenfeuerwerk ab, dass es eine wahre Freude ist. „Th1rt3en“ ist bissiger und aggressiver wie z.B. „Youthanasia“ und schafft es, das Ungestüme der letzten Alben mit dem melodischen Songwriting der 90er Jahre zu verbinden und sorgt im Vergleich zu „Endgame“ für einen viel weicheren Bruch, wie damals von „Rust In Peace“ zu „Countdown To Extinction“.
Mustaine knarzt und faucht sich in altbekannter Manier durch die 13 neuen Songs und sorgt für den immensen Wiedererkennungswert, den MEGADETH immer schon hatten. Mag sein, dass der Rotschopf seinen Rausschmiss bei METALLICA bis heute nicht wirklich überwunden hat und dass er dem kommerziellen Erfolg, welche seine Ex-Kollegen immer noch haben, nachtrauert...musikalisch hat er schon lange die Nase vorn, denn METALLICA haben seit „Master Of Puppets“ nicht mal ansatzweise ein Werk fertigbekommen, was mit den letzten vier Outputs MEGADETH's konkurrieren kann. Als Anspieltips mögen das aggressiv-punkige „Whose Life (Is It Anyways)“, das melodische, mit geilen Leads verzierte „Black Swan“ und das Groovemonster „Nightshade“ dienen.
STAGEWAR sind seit acht Jahren aktiv und haben mit „Living On Trash“ nach diversen Demos nun ihr Debut eingetrümmert. STAGEWAR spielen räudigen Heavy Metal mit leichter Thrashkante. Mitunter erinnern sie an die verblichenen CAPRICORN, aber auch eine leichte MEGADETH Schlagseite kann man vernehmen. Das soll nicht bedeuten, dass STAGEWAR kein eigenes Gesicht hätten; ganz im Gegenteil. Einen solchen Mix aus Oldschool Power Metal, Thrash und etwas Rock 'n Roll bieten nicht viele Bands. Gitarrist und Sänger Dezius besitzt ein angenehmes und schön angerauhtes Organ mit der richtigen Mischung aus Aggressivität und melodiöser Eingängigkeit. Kurze akustische Intermezzi lockern „Living On Trash“ immer wieder auf. Hört mal in das melodische „The Scent Of Weakness“ oder den Thrasher „Shell Shock“ rein, dann bekommt ihr einen Eindruck zwischen welchen Polen sich STAGEWAR bewegen. Ein starker Einstand einer jungen Band, die unterstützt gehört.