Ihre letzten beiden Alben „Iron Will“ und „Hammer Of The North“ waren erstklassige Traditionsknaller irgendwo in der gemeinsamen Schnittmenge aus DIO und CANDLEMASS, das ganze garniert mit einer Prise schmutzig-obskur-authentischem Sound. Mit „The Hunt“ wird das Trio seinen Siegeszug fortsetzen, da bin ich mir sicher, nur haben GRAND MAGUS auf ihrem neuen Werk einen leicht anderen, bisweilen gemäßigteren Weg eingeschlagen. Das Album braucht mehrere Durchläufe, bis sich bandtypische, hymnische Songs wie „Sword Of The Ocean“, „Valhalla Rising“ oder der Titelsong in den Gehörgängen breit machen. Das große „Problem“ an der Scheibe ist allerdings, dass diese Stücke zwar alle sehr gut sind, die richtigen Hits aber erst am Ende aufgefahren werden: die teilweise fast schon schwarzmetallische Züge tragende Halbballade „Son Of The Last Breath“, der Midtempo-Mitgröler „Iron Hand“ (Killer!) und der treibende, atmosphärische Abschluss „Draksadd“ sind allererste Sahne und gehören zu den bislang stärksten Kompositionen der Band. Mit dem betont rockigen, etwas banalen Opener „Starlight Slaughter“ sowie dem sperrigen „Silver Moon“ (gruseliger Refrain) befinden sich aber auch zwei wenig überzeugende Stücke auf „The Hunt“, was das Album in Summe ganz knapp den „Tipp“ kostet. Die letzten beiden Alben hatten ein homogeneres Songwriting; die Spannbreite aus guten, sehr guten, saugeilen und „füllenden“ Songs war deutlich geringer. Das Jammern erfolgt hier allerdings auf sehr hohem Niveau, denn eine gelungene und empfehlenswerte Platte ist „The Hunt“ dennoch fraglos.
Das CRUCIFIED BARBARA nach ihrem tollen 2005er Debüt „In Distortion We Trust“ in 2009 mit „Til Death Do Us Party“ am Start waren ist an mir irgendwie vorüber gegangen. Umso mehr freut es mich, dass nun drei Jahre später mit „The Midnight Chase” wieder eine neue Veröffentlichung der unter den Aka’s Mia Coldheart (Vocals und Gitarre), Klara Force (Gitarre), Ida Evileye (Bass) und Nicki Wicked (Schlagzeug) geführten Mädels bei mir einschlägt. Dabei rockt das schwedische Quartett amtlich – ein Rock’n’Roll wie in sich Mr. Kilmister vorstellt, mit Punk-Schlagseite und ordentlich Groove - wobei vor allem auch Frontfrau Coldheart mit ihrem Reibeisenorgan dazu beiträgt den derben Charme aufrecht zu erhalten (auch wenn ihr die gelegentlichen einschmeichelnden Ausflüge gut stehen). Besonders gut ist diese erdige Rauheit beim Quasi-Hit „Into The Fire“ (flotter Punk-Rock), dem schweren „Rock Me Like The Devil“ und beim kräftig arschtretenden Rausschmeißer „Rise And Shine“ zu hören. CRUCIFIED BARBARA bieten Partymucke par excellance - „The Midnight Chase” hat das Zeug zum Sommersoundtrack bei Bier und Steak.
Mit „Live From Mohegan Sun”, aufgenommen am 25. November 2011 im gleichnamigen Casino in Connecticut liefern die US-Rocker von STAIND ihr erstes Live-Album ab. Neben den Songs des aktuellen Longplayers gibt es einen Best of Querschnitt durch das Repertoire, wobei man zu Beginn durchaus härtere Töne einschlägt – musikalisch wie gesanglich erinnert dies an die Hochzeiten des Nu-Metal. Eine Seite der Band, welche der nicht STAIND-Fan kaum kennt. Natürlich sind es Balladen die STAIND bekannt gemacht haben – und die im nordamerikanischen Radio Dauerbrenner sind. Jedes der letzten fünf Studio-Alben schaffte es unter die Top 5 in den US Charts, darunter drei Mal die Nummer 1. Dementsprechend enthusiastisch gibt sich das Publikum und singt vor allem die ruhigeren Chartbreaker wie zum Beispiel „So Far Away“ und „It’s Been Awhile“ kräftig mit. Die Band ist sich auch nicht zu Schade auf Overdubs zu verzichten – was dazu führt, das vor allem der Gesang von Aaron Lewis sehr authentisch, will meinen auch mal schräg rüberkommt. STAIND liefern mit „Live From Mohegan Sun” eine gute Livescheibe ab welche den Fans Appetit auf einen Europaabstecher der Band machen wird und der die DVD respektive Blue-Ray folgen wird wie das Amen in der Kirche.
„Holiday At Lake Bodom (15 Years Of Wasted Youth)“ nennen CHILDREN OF BODOM ihre Jubiläums Best of. Die Finnen sind weltweit eine der führenden Metal Bands mit einer großen, treuen Fanschar und haben nach sieben regulären Alben massig guter Songs im Phetto (siehe Tracklist unten). Ohrwurmmelodien zwischen Gitarrensoli und deutlichen Keyboard, verpackt in Heavy Metal Songs mit Black, Death und Thrash Anleihen, dazu ein eindringlich keifender und geshouteter Gesang mit Hammerchören in den Refrains – CHILDREN OF BODOM gehören zu den Könnern. Einen Überblick darüber bieten die 18 auf dieser CD enthaltenen Tracks, zuzüglich zweier neuer Cover-Versionen, wobei der RICK SPRINGFIELD Hit „Jessie’s Girl“ im COB-Gewand ganz cool klingt, aber durch die Neubearbeitung die Lockerheit des 80er Originals vermissen läßt. Der DROPKICK MURPHYS Song „I'm Shipping Up To Boston“ kommt dagegen mit seinem irisch-keltischen Touch als klasse Pagan-Song daher – der macht richtig Spaß. Als Ergänzung dazu gibt es noch eine DVD, welche ein bisher nicht veröffentlichtes Video zu „Shovel Knockout“ enthält (ca. 30 Minuten) und COB Backstage während ihrer World-Tour zeigt. Für jene, welche die bisherigen CHILDREN OF BODOM Scheiben ihr Eigen nennen, dürfte die Werkschau trotzdem eher von untergeordneter Bedeutung sein und damit in erster Linie für Komplettisten von Interesse. Für Einsteiger in Sachen CHILDREN OF BODOM allerdings ist „Holiday At Lake Bodom (15 Years Of Wasted Youth)” ein richtig toller Appetizer, hat man doch auch mit 20 Titel und 79 Minuten Spielzeit den Silberling voll gemacht.
MARTYRDÖD sind mit „Paranoia“ bei Southern Lord Records gelandet, was ja in der Regel für Qualität spricht. Mit „Sekt“ hatten die Schweden aber auch allen Grund gegeben, sie unter Vertrag zu nehmen, das Ding war ja eine ziemliche Crust-Granate. „Paranoia“ haut in die gleiche Kerbe und liefert bestens Schweden-Crust, wie erwartet natürlich in der Landessprache vorgetragen. „Nog Är Nog“ ist der perfekte Aufgalopp für die kommenden gut 40 Minuten, geben MARTYRDÖD hier doch richtig Gas und Shouter Mikael sprüht Gift und Galle. Die Produktion des Fredman Studios (OPETH, AT THE GATES) setzt die richtigen Akzente, ohne dass „Paranoia“ zu einer unpassenden Hochglanz-Produktion-Scheibe verkommen würde, es ist und bleibt eine leicht siffige Crust-Platte. Die Kerle verstehen es geschickt, den klassischen D-Beat zu variieren, spielen mit dem Tempo und lassen „Paranoia“ so nie in stumpfes Geprügel abgleiten, wie das vielen anderen Crust-Bands passiert. Schön ist auch der immer wieder aufblitzende Black Metal-Einfluss, durch den der MARTYRDÖD-Sound noch bösartiger wird. „Paranoia“ ist eine heftige Crust-Platte geworden, die dank des guten Songwritings lange vorhält und sicher zu den Top-Veröffentlichungen des Genres in diesem Jahr gehören wird.
Mit ihrem Debütalbum „The Esoteric Order“ konnten die Schweden um TAETRE-Mastermind, Gitarrist und Vorgrunzer Jonas Lindblood einen echten Achtungserfolg verbuchen und sich nahtlos neben gleich gesinnten Formationen wie PAGANIZER oder THE GROTESQUERY einreihen. Apropos… auf „Cult Cthulhu“ ist übrigens auch Rogga Johansson zu hören, der nicht nur bei beiden letztgenannten Truppen mitmacht, sondern gefühlt auch bei so gut wie jeder anderen Old School-Death Metal-Band des Planeten. Aber das ist nur „Bonus“ am Rande, denn das Album haut ordentlich auf den Putz und knüpft nahtlos an das starke Debüt an, auch wenn hier das Songwriting immer noch nicht ganz so packend ausgefallen ist wie man vielleicht erwartet hätte. Ein weiteres Konzeptalbum über H. P. Lovecrafts dunkle Umtriebe (davon gibt es bisher gefühlt kaum welche…) hätte es nicht unbedingt sein müssen, aber die Thematik bietet immer guten Nährboden, wie hier für saucoole Stampfer der Marke „Children Of Dagon“, „Flesh Architect“, „Conlaceratus“ oder den doomigen Abschluss „Liberation“. PUTERAEON bewegen sich nach wie vor hauptsächlich im mal schweren, mal flotten Midtempo und liefern erneut überzeugende Kost für Todesmetaller der alten Schule ab. Etwas mehr Eigenständigkeit, Abgrenzung von den Kollegen und prägnantere Songs wären hilfreich gewesen um nicht wieder knapp an einem „Tipp“ vorbeizuschrammen. Eine gefühlt sehr gute Scheibe ist „Cult Cthulhu“ aber zweifelsfrei geworden!
AMBERIAN DAWN werden die NIGHTWISH Vergleiche nicht los – trotz weit stärkerer klassischer und barocker Elemente. Auch hat man mit Heidi Parviainen eine der besseren Sängerinnen im Symphonic Power Metal an Bord. Wobei das mit Power Metal so eine Sache ist. Ihre Stärken spielen AMBERIAN DAWN ja vor allem in den Midtempo-Tracks aus. Hier funktioniert die Symbiose zwischen opernhaften Gesang und der mal härteren, mal symphonischen und mal ruhigen Instrumentierung am Besten. Bei den schnellen Nummern, oft mit kräftig Double-Bass unterlegt, will die Stimme von Sopran Heidi Parviainen nicht zünden. Und auch dadurch dass die männlichen Vocals meist clean sind geht der Band fast jegliche Aggressivität flöten. Gewollt! Denn AMBERIAN DAWN stehen für symphonische Emotionen und viel Gefühl – und das muss man mögen; überschreitete man doch schon mal die Grenze zum Kitsch. Auch scheinen der Band nach vier Alben in vier Jahren etwas die Ideen auszugehen. Als Debüt wäre „Circus Black” ein Ausrufezeichen – aber so kopieren sich die Finnen zum Teil selbst und ihr Sound klingt leicht abgenutzt. Das mit „Rivalry Between Good And Evil” ausgerechnet ein Instrumentalsong einer der Anspieltipps ist spricht da Bände. Trotzdem, Songs wie das melancholische Opus „Crimson Flower” (einschließlich STRATOVARIUS Keyboarder Jens Johansson mit einem tollen Keyboardsolo) oder auch das episch anmutende „Guardian“ gefallen (obwohl der Song mehr wie ein Durchlauf braucht). Mit ihrem vierten Album geben sich AMBERIAN DAWN keine Blöße, auch wenn mit persönlich das aktuelle XANDRIA Output im direkten Vergleich besser gefiel. Wer das letzte Album der Finnen („End Of Eden“) mochte, wird aber auch hier gut bedient – Überraschungen gibt es (leider) keine. Für Fans des Genre und der Band ist „Circus Black“ ein Album das man antesten sollte – das war es aber auch schon. Ans oben genannte Original kommt man (wieder mal) nicht ran.
In den Alpen wachsen nicht nur Edelweiß oder Alpenkräuter, nein sondern auch ein strahlendes Metal-Gewächs. ATOMIC FLOWER kommen aus der Schweiz und legen mit "Destiny´s Call" ihren dritten Longplayer vor. Geboten wird klassischer Metal, eher im Midtempobereich gehalten und modern in Szene gesetzt. Die Vocals von Marco Predicatori erinnern zuweilen an den gepressten Gesangstil von Dave Mustaine, manche Songs werden fast in Clint Eastwood-Manier mit "gedrückter Wut" gesprochen. Der Metal des "Blümchens" schleicht sich förmlich an, langsam, düster - sich aufrichtend zum Sprung bereit. Insgesamt spürt man dem Album die Leidenschaft der Musiker zu ihrem Werk an. Die Liebe zum Detail ist in jedem Song spürbar, viele Kleinigkeiten und Tüfteleien sind hörbar und unterstützen die Kompositionen. Nicht alle Songs verdienen diese Liebe, so bekommt das Album gegen Ende doch seine Längen. Abwechslung in Tempo und Struktur hätten zum Spannungsaufbau und -erhalt beigetragen. Dennoch ist den Eidgenossen von ATOMIC FLOWER mit "Destiny´s Call" ein starkes Album gelungen, welches Kraft und ein hohes Maß an Authentizität verströmen.
Immer, wenn im Presseinfo erbrochen wird, mit wem welcher Musiker schon die Bühne geteilt hat, gehen bei mir sämtliche Alarmleuchten an. Man kann ja auch mal schlechte Vorband für jemanden gewesen sein, aber egal. Die Mitglieder dieses deutsch-amerikanischen Haufens haben schon unter Anderem bei/mit LIVING COLOUR, den ROLLING STONES, JEFF BECK, DEPECHE MODE, FANTA VIER, FARMER BOYS oder TARJA (argh!) gespielt und sich nun endlich und lang erwartet zusammengerottet um unter dem Namen THE HELP die Musikwelt ordentlich aufzumischen. Immerhin kommt hier die Hilfe nicht zu spät, denn auch wenn fernab jeglicher metallischer Heavyness agiert wird, weiß das Quartett mit seinen kurzen, knackigen Ohrwürmern und Easy-Listening-Pop-Rock-Häppchen durchaus zu gefallen. Besonders die angenehm unaufdringliche (wenn auch etwas farblose) Röhre von Sängerin Dacia Bridges macht Stücke wie „Late Late Show“ (cool!), „After Dark“, „Bump“ oder das Blondie-Cover „Call Me“ zu hörenswerten Angelegenheiten, die allerdings nicht gerade in die Tiefe gehen. Was ich deutlich schauerlicher finde, ist der dermaßen synthetisch klingende Gitarrensound auf „… Is On The Way“, der so organisch tönt wie bei Modern Talking. THE HELP sprechen eher das Mainstream-Publikum an und dürften selbst Doro-Fans zu bieder sein, geht man aber von diesem Standpunkt aus, bekommt man hier solide Kost, die aber in künstlersicher Hinsicht durchweg auf 08/15-Niveau bleibt. Rein objektiv okay.
H.E.A.T waren mit ihren ersten beiden Alben „H.E.A.T“ und „Freedom Rock“ sowas wie die Durchstarter der Melodic Rock Szene. Für Album Nummer 3 musste jetzt ein neuer Sänger her – Eric Grönvall heißt der gute Mann und ist seines Zeichens Gewinner von „Swedish Idol 2009”. Meinem persönlichen Hass gegen Casting-Shows zum Trotz macht der Mann einen hervorragenden Job am Mikro; es war kaum damit zu rechnen, dass man den Abgang von Kenny Leckromo so gut kompensieren konnte. Ansonsten kann man es kurz machen: Wer auf melodischen 80er-Stoff der Marke BON JOVI, STRANGEWAYS, JOURNEY, SURVIVOR, POISON & Co. steht (und natürlich auf die nordischen Kollegen von EUROPE und TREAT) muss bei H.E.A.T zugreifen. Denn „Address The Nation” bietet einen Sound, welcher den einschlägig Bewanderten einerseits mitnimmt auf eine Zeitreise in die Hochzeiten von Hard Rock und Hair Metal, aber andererseits mit einer zeitgemäß wuchtigen Produktion und hochklassiker Neuware punkten kann. Zehn Melodic Hymnen zwischen Keyboard und Gitarre – mal eine Tick härter, dann auch mal balladesk – aber immer mit hohem Ohrwurmfaktor. Als Anspieltipp seien die flotte Single „Living On A Run” (fette 80er-Keys) und die hitverdächtige Stadionhymne „Heartbreaker” genannt. H.E.A.T liefern einen Zielgruppen-Tipp par excellance.