SOULFLY are back... und zwar mittlerweile quasi als Familienunternehmen, denn an Bord sind neben Bandleader Max auch sein Sohn Zyon, der sein Debüt als fester Trommelpeter gibt und als Gastgrunzer Igor Cavalera! Ha, zu früh gefreut - bei Letzterem handelt es sich nicht um den Sepultura-Drummer, sondern um Max' anderen Sohn. „Savages“ schimpft sich der neue Silberling, welcher uns nicht nur eine kleine Familienzusammenführung bietet, sondern auch einige hochkarätige Gäste im Petto hat. Eben genannter Igor unterstützt gleich zu Beginn seinen Dad beim derbe groovenden Opener „Bloodshed“ mit fetten Growls. Der Song ist schon mal ne derbe Walze, es darf gerne so weitergehen!
Der zweite Song hört auf den lieblichen Namen „Cannibal Holocaust“ und ist eigentlich alles andere als lieblich, ich würde fast behaupten, es ist der fieseste Death/Thrash-Track auf „Savages“, der einem gnadenlos eins in die Fres... drückt! Aber auch das nun folgende „Fallen“, unterstützt von Frontsau Jamie Hanks (I declare war), hat es in sich. Metalcore meets Deathmetal, das Ganze im Mid-Tempo, geht ordentlich nach vorne. Jetzt kommt der für mich beste Cavalerasong seit Jahren: „Ayatollah of Rock'n'Roll“. Nicht ganz unschuldig daran ist Neil Fallon (CLUTCH), der diesen Song mit seiner monströs genialen Stimme definitiv zu etwas Besonderem macht, aber hört einfach selbst.:) Gewohnt groovig geht es mit „Master Of Savagery“ und „Spiral“ weiter, wobei Letzterer schon fast an alte Sepultura erinnert, aber halt eben nur fast. „This Is Violence“ ist definitiv wörtlich zu nehmen, ein Selbstläufer, der ordentlich Arsch tritt, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu slow. Das nun folgende „K.C.S.“ wird durch giftige Screams von NAPALM DEATH's wahnsinnigem Mitch Harris veredelt und klingt 100% nach dem, was dabei rauskommt, wenn SOULFLY und NAPALM DEATH nicht verhüten. Endspurt mit „El Comegente“, bei dem Max und Bassist Tony Campos endlich mal wieder auf Portugiesisch growlen, inhaltlich handelt der Track von Dorangel Vargas, dem Kannibalen aus Venezuela. Entlassen werden wir mit dem Stück „Soulfliktion“ welcher das ganze Album mit einem ordentlichen Tritt abrundet. Was bleibt ist die Gewissheit, dass man zwar ein ziemlich typisches SOULFLY Album in den Händen hält, aber auch ein Pflichtkauf für alle Cavalerafans oder die, die es noch werden wollen.
Mit "In Waves" sind TRIVIUM erwachsen geworden und haben im neuen Line-Up überzeugen können. "Vengeance Falls" kommt relativ flott hinterher, scheinbar hatten Matt Heafy & Co. viele Ideen, die zu Songs verarbeitet werden konnten. Erwachsen sind TRIVIUM auch auf dem neuen Werk, alles andere wäre aber auch eine große Überraschung. Überraschend ist allerdings die angezogene Handbremse und das Schielen auf möglichst große Massenkompabilität, die Songs wie "No Way To Heal" oder "To Believe" sehr zahm klingen lässt. Klar sind die Stromgitarren immer wieder bratend ("At The End Of This War"), aber machen das immer nur für kurze Strecken. Mr. Heafys Gesang ist ebenfalls selten aggressiv und lässt oft Kraft und Biss vermissen, dafür wird stark auf klaren Gesang gesetzt. Der Titelsong ist sehr zahnlos ausgefallen; TRIVIUM wirken merkwürdig gehemmt in den gut vier Minuten. Wo "In Waves" gekonnt die Härte des Metal mit Eingängigkeit und Popappeal verbinden konnte, hat "Vengeance Falls" die Zähne gezogen bekommen, was durch die catchy Refrains und die Eingängigkeit nur bedingt kompensiert werden kann. TRIVIUM werden mit diesem Album kommerziell sicher noch erfolgreicher sein als bisher, aber auch den ein oder anderen Metalhead in ihrer Anhängerschaft vor den Kopf stoßen.
"Was zieht her von welker Nacht?" – Diese Frage zieht sich durch das hier aufgeführte Meisterwerk DORNENREICHs wie ein roter Faden. Bei „Her Von Welken Nächten“ handelt es sich um ein düster-atmosphärisches Konzeptalbum der Österreicher. Der Protagonist – ein Menschenwesen wie Du und Ich – durchlebt im finsteren Wald den bitteren Prozess der Selbsterkenntnis.
Vernimmt man knüppelndes Schlagzeug, schreddernde Gitarren und Evigas Kreisch-Gesang auf der einen Seite, bilden Akustik-Gitarrenspiel und Flüsterstimme den Gegenpart. Untermalt wird alles durch Geigenspiel und Cello, was der Musik einen hohen Wiedererkennungswert einbringt und sie zu etwas ganz besonderem macht. Kein Kitsch, sondern viel mehr Kunst und Können einer ganz besonderen Band. Ebenfalls sonderbar mögen die Liedtexte anmuten: Lyrisch auf höchstem Niveau, braucht es bei manchen Liedern etwas länger um den Inhalt zu verarbeiten. Diese poetisch verschachtelte Form war auch schon auf den Vorgängeralben zu finden und wird hier zum Glück nicht fallen gelassen. Ausgeprägter allerdings ist der Hang zum Akustikspiel. Mit „Innenwille ist mein Docht“, „Hier weht ein Moment“ und „Mein Publikum – Der Augenblick“ sind gleich drei Stücke dieser Machart auf dem Silberling vorhanden. Jedermanns Geschmack ist dies sicher nicht und mit dem Debüt „Nicht Um Zu Sterben“ haben eben genannte Stücke auch nicht mehr viel gemein. Dennoch kann man den Österreichern die Entwicklung nicht zum Vorwurf machen, ist die ersehnte Härte doch im restlichen Liedgut zu finden.
Das nenne ich mal wirklich Speed Metal: Keine 10 Monate nachdem KILLERS ihre letzte Scheibe „10:10“ unters hungrige Volk gebracht haben, steht mit „Imido“ auch schon der nicht minder großartige Nachfolger parat. KILLERS verfolgen ihren Weg mit einer Konsequenz, die sonst nur noch Acts wie MOTÖRHEAD oder EXCITER an den Tag legen. Auch „Imido“ strotzt nur so vor kräftigen Speed Metal Hymnen wie sie nur KILLERS schreiben können. Obwohl KILLERS auch auf „Imido“ vornehmlich das Gaspedal nach unten durch drücken, bleibt die Abwechslung nicht auf der Strecke. So gibt es mit dem mit folkigen Melodien versehenen Titelsong ein Instrumentalstück zu bestaunen, mit „Txoria Txoria“ nach „Azken Agurraren Negarra“ wieder mal eine aufgemöbelte baskische Hymne und „Noir Comme Le Sang“ beginnt zumindest schleppend bevor es dann doch noch etwas Fahrt aufnimmt. Aber das Gros der Stücke sind kompromisslose Speed Hämmer die einen einfach mitreißen und in ihrer Machart einzigartig sind. Klassischen Speed Metal in Verbindung mit Bruno Dolheguy's angepisstem Gesang und der punkigen Roheit gibt es nur von KILLERS. Alleine der Speed/Thrash Brecher „Hors Jeu“ fegt mal locker 99% der Konkurrenz vom Platz. Es ist schon ein wenig beängstigend mit welcher vermeintlichen Leichtigkeit KILLERS in so kurzer Zeit ein weiteres Album aufgenommen haben, das vor Hymnen nur so strotzt.
Auch dieses Werk erscheint wieder als Eigenpressung und ist für nen 10er (inkl. Porto) auf http://killers.perso.sfr.fr/ zu bekommen.
Ein Wortspiel das einmal funktioniert, klappt ein zweites Mal bestimmt auch, dachten sich Roger Staffelbach und John West und gründeten -nachdem ARTENSION auf Eis liegen- ARTLANTICA. Auch musikalisch bewegt man sich im gleichen Fahrwasser wie ARTENSION. Das heißt es steht mitunter neoklassischer, leicht proggiger Power Metal auf dem Programm, welcher durch die immer noch imposante Stimme John Wests getragen wird. Aber natürlich geben sich auch die anderen Protagonisten instrumental keine Blöße. Hier sind absolute Vollprofis am Werk. So gibt es an der technischen Umsetzung schonmal nix zu bekritteln, was man dann als Meckern auf hohem Niveau bezeichnen kann, ist die Tatsache, dass ARTLANTICA sehr auf Nummer sicher gehen. Experimentiert wird wenig. Und so geht es mal episch getragen („Across The Seven Seas“) zur Sache, mal gibt es vollgas auf die Mütze („Fight For The Light“) und eine Pianoballade ist auch noch vorhanden („Ode To My Angel“). Wie gesagt: Alles perfekt gemacht; nur der letzte Überraschungskick fehlt. Bei Musikern dieser Güte hat man einfach auch erhöhte Erwartungen, die man an das x-te 80er Revival-Metal Werk nicht hat. Um es kurz zu machen: Freunde der Bands der Protagonisten (ARTENSION, ROYAL HUNT, ROB ROCK) können sich das Dingen blind einverleiben und es bedenkenlos ins Regal bzw. den CD-Spieler wuchten.
Die Gewässer flüstern, so heißt es. Doch anders als ihr schwedischer Name vermuten lässt, stammen VATTNET VISKAR aus Nordamerika. Und auch wenn man es aufgrund ihres Erscheinungsbildes zunächst nicht glauben mag, spielen sie atmosphärischen, doomigen, Black Metal. Obgleich die grundlegenden Gegebenheiten hier nicht genre-typisch sind, so haben VATTNET VISKAR mit „Sky Swallower“ doch alles richtig gemacht. So präsentieren die Nordamerikaner auf ihrem Debüt sehr abwechslungsreich. Wilde Blastbeats, monotones Gestampfe, melodisches Instrumentalspiel und jede Menge Breaks sorgen für reichlich Abwechslung. Während der Opener ohne Umschweife zur Sache kommt, beginnen „Fog Of Apathy“ und „Breath Of The Almighty“ mit einem fast zwei minütigen Intro. Zwischendrin gibt es immer wieder kurze, eigenständige Instrumentalstücke. Doch trotz, oder gerade wegen dieser Unterbrechungen, erscheint „Sky Swallower“ als dem Hörer als Gesamtwerk. Hier wirkt nichts gestückelt, alles passt. Das Album entführt in eine Welt aus Depression, Einsamkeit, Schmerz, Kälte und Vergänglichkeit. Anleihen an den Doom Metal und mystische Songtitel besorgen den Rest und das Ganze passend zur kalten Jahreszeit. Was will man mehr?
GRÜßAUGUST ‒ Die unaussprechlichen INCHTABOKTABLES, sie sind wieder da. Unterstützt werden Jany (Ex-Drummer der Inchis) und Beckmann (Ex-Sänger der Selbigen) durch eine japanische Gitarristin und einen Bassisten. Eine von Beckmann eher bediente als gespielte Geige und eingeblendete Geräusche aller Art komplettieren den recht schranzigen Sound. Eine ebenso einzigartige wie eigenwillige Mischung aus Noise und Punk Rock zelebrieren die Jungs von GRÜßAUGUST auf ihrem gleichnamigen Debüt. Folk und Mittelalter blieben diesmal auf der Strecke und auch das Tempo wurde merklich gedrosselt, die Länge der Songs erhöht, der Gesang reduziert und viel ‒ sehr viel ‒ experimentiert, was Soli und psychedelische Instrumentalparts anbelangt. So braucht es wohl einige Durchgänge um Ohrwürmer zu finden. (Ich für meinen Teil fand keinen.) Viel mehr eignet sich GRÜßAUGUST zum Abschalten und (Alb)Träumen. Ein Traum für Freunde des progressiven psychedelic Rock, Noise-Misch-Masch und alte Inchtaboktables-Fans. Für die einen pure Ekstase, für die anderen einschläfernd und langweilig. GRÜßAUGUST sind unvergleichbar und Geschmackssache.
Die komplette Geschichte um die KYUSS-Resteverwertung muss hier sicher nicht noch einmal aufgedröselt werden. Kurz gesagt: Nachdem John Garcia, Brant Bjork und anfangs auch Nick Oliveri 2011 als KYUSS LIVES! weltweit durch die Clubs getingelt sind, wurde es Josh Homme dann schlieβlich wohl doch zu bunt, nämlich zu dem Zeitpunkt, als Garcia ankündigte, auch ein neues Album unter diesem Namen aufnehmen zu wollen. Es folgte ein richterlicher Beschluss, der den Gebrauch des Namens untersagte, und aufgrund dessen sich die Band in VISTA CHINO umbenannte. Man hat sich also arrangiert, und wie um zu zeigen, dass man von weiteren Streitereien absehen möchte, wurde das Album „Peace“ getauft. Was erwartet man von dieser Scheibe? Klar, nach Möglichkeit KYUSS-Sound zu deren besten Zeiten. VISTA CHINO geben sich auch alle Mühe, genau das hinzubekommen. Und das gelingt ihnen gar nicht mal so schlecht. Die Gitarren sägen, die Drums ballern roh, Garcia knödelt wie eh und je und stellenweise entsteht wirklich ein bisschen KYUSS-Spirit. Trotzdem klingt die Scheibe immer auch wieder etwas angestrengt und wirken die Songs etwas ideenlos. Die Parts, die einen wegtragen, fehlen, Riffs werden totgenudelt, ohne echte Hypnotik zu entwickeln und Soli dudeln ziellos irgendwohin. Das Ganze gipfelt im über 13-minütigen Abschluss-Song, der sich zieht wie Kaugummi. Die KYUSS-Vergleiche mögen nerven, VISTA CHINO befinden sich aber dermaßen nah an deren Sound, dass sie sich das einfach auch gefallen lassen müssen. Zugegeben: Garcia und Bjork haben hier natürlich ein schweres Erbe zu tragen. Und man muss auch sagen: „Peace“ ist allemal ein ordentliches Stoner-Album und damit nicht so schlecht, wie es hätte werden können. Und trotz aller Kritik macht es Spaß, mal wieder etwas KYUSS-Atmosphäre zu spüren.
SCALE THE SUMMIT sind schon ziemliche Nerds, alles in allem betrachtet. Seit gut zehn Jahren gehen die Amis ihren Weg als rein instrumentale Band, die sich zwischen komplexem Metal und Progressive bewegt; CYNIC meets DREAM THEATER trifft es schon ganz gut. "The Migation" bietet da keine große Überraschung, das mittlerweile vierte SCALE THE SUMMMIT-Album strotzt vor technisch anspruchsvollen Songs und ist eine Demonstration beeindruckender Fähigkeiten ("Oracle"). Der im letzten Jahr neu zur Band gekommene Bassist kann das Level natürlich mitgehen und sich gut in die Songs einbringen, auch wenn er stellenweise im Sound etwas untergeht. "The Migration" verbreitet dabei eine etwas positivere Stimmung als sein direkter Vorgänger und schafft es immer wieder, an fröhlich-warme Frühjahrs- und Sommertage zu erinnern; es ist einfach ein psotiver Vibe, der sich durch die gut 40 Minuten zieht. Beim Songwriting setzen SCALE THE SUMMIT auf bewährte Schemata, der Spagat zwischen technischem Anspruch und Nachvollziehbarkeit der Songs gelingt ihen durchgehend, egal ob beim leicht jazzigen "The Dark Horse" oder beim straightforward-Song "The Olive Tree". So wird "The Migration" gut hörbar und ist catchy, ohne dass es an zu entdeckenden Details mangelt - oder der Möglichkeit, angesichts der beeindruckenden Fähigkeiten einfach nur zu staunen. SCALE THE SUMMIT haben hier ihr bislang ausgereiftestes Werk geschrieben, mit dem sie ihre Fans einmal mehr werden beeindrucken können und sich bei vielen Proggies als Geheimtip etablieren ins Gesrpräch bringen können.
Waren die Oberpfälzer bis vor drei Jahren noch ein heiß gehandelter Geheimtipp im Underground, so änderte sich der Status des Quintetts 2010 rapide, denn mit ihrem überragenden Debütalbum „The Golden Bough“ schlugen sie auch breitflächig wie eine Bombe ein und zeigten, dass monumentaler Epic Metal auch heute noch hervorragend funktioniert, sofern man sich nicht in „orchestralem“ Schmonz, überfrachteten Chören (mehrstimmige Gesänge sind aber erlaubt) und schmalzigem Pathos verliert. All das machen ATLANTEAN KODEX auch auf ihrem – so viel vorab: noch geileren – Zweitwerk „The White Goddess“ (mit Farben haben es die Bajuwaren offensichtlich, oder bahnt sich hier ein „Albumtitel-Running Gag“ der Marke ANVIL an?!) nicht, sondern verarbeiten einmal mehr ihre Wurzeln, die im echten, traditionellen Epic Metal liegen, nämlich bei etwa ganz alten MANOWAR (bis einschließlich „Sign Of The Hammer“), MANILLA ROAD, WARLORD, FATES WARNING mit John Arch, BATHORY oder CANDLEMASS. Zudem umgibt die Band zu jeder Zeit eine mystische, okkulte, schwarze Aura, die sich weniger direkt in der Musik, sondern speziell in der Atmosphäre äußert, was sogar schon diverse Schwarzmetaller auf den Plan gerufen hat. Zu den Songs auf „The White Goddess“ muss man nicht viel sagen, außer, dass sie durch die Bank überirdisch genial, mitreißend, auf der einen Seite eingängig und auf der anderen Seite progressiv genug sind um auch nach dem hundertsten Durchlauf zu fesseln. Der elfminütige Opener „Sol Invictus“ ist ein Ohrwurm par excellence, wogegen etwas komplexere Stücke wie „Twelve Stars And An Azure Gown“ (Wahnsinnsrefrain!), „Enthroned In Clouds And Fire“ oder „White Goddess Unveiled“ mit ihrem dramatischen, theatralischen Aufbau verzaubern. Nachdem die oben genannten Bands heute nicht mehr existieren, nicht mehr so recht überzeugen oder schlichtweg Nonsens verzapfen (zum Bleistift die „Kings Of Metal“), sind eine Band wie ATLANTEAN KODEX und ein Album wie „The White Goddess“ echter Balsam für Leute, die genau diesen erhabenen Gänsehautstahl schmerzlich vermisst haben. Auch im internationalen Vergleich momentan die Referenz, besser geht es kaum!