Mit „King For A Day“ und „Rebel Faction” brettern PRIMAL FEAR auf ihrem bislang zehnten Studioalbum mächtig los. Brachiale bratende Gitarren und ein dominant kräftiger Gesang von Ralf Scheepers stehen hier im Vordergrund. Letztere Song kommt im Mittelpart mit einer so schnellen Bassdrum sowie einem Background Chorus daher, das man meinen könnte man steckt in einem Black Metal Song fest. An nächster Stelle wird das Gas raus genommen und es folgt mit „When Death Comes Knocking“ eine sieben minütige tanzbare Midtempo Nummer wie wir es von den Süddeutschen Vorzeige Metallern gewohnt sind. Es grooved, es stampft, es drückt. Der Refrain ist eingängig und bleibt sofort im Kopf kleben. Hier finden wir den Bombast und die Atmosphäre wieder, die PRIMAL FEAR auf den letzten paar Alben perfektioniert haben. Die klassische Hard Rock Nummer steht nun in Form von „Alive And On Fire“ an. Fette Gitarren und ein klassischer PF Refrain erinnern z.B. an Klassiker wie „Running In The Dust“. Mit dem Titelsong „Delivering The Black“ sowie „Road To Asylum“ wird wieder Fahrt aufgenommen und haut zwei Tracks raus, die unverkannt aus der Süddeutschen Metall Schmiede stammen muss. „One Night In December“ ist mit fast 10 Minuten der längste Song und bietet gleichzeitig die größte Abwechslung des Albums. Herrliche Leadgitarren wechseln sich mit orchestralen Keyboard Arrangements, ruhig balladesken sowie epischen Power Passagen im Midtempobereich ab. Er erinnert oftmals an das großartige „A Question Of Honor“ kommt allerdings nicht ganz heran. Die obligatorische Ballade „Born With A Broken Heart“ wird mit einer klassischen Akkustik Klampfe eingeleitet und entwickelt sich zunehmend in eine nochmals mit orchestralen Arrangements versehenden Power Nummer und eingängigem Refrain. Getrost kann man behaupten das PRIMAL FEAR auch auf diesem Album all ihre Fans mehr als zufrieden stellen und gleichzeitig jede Menge neue Anhänger hinzu gewinnen sollten. Allein durch die tolle Melodien und abwechslungsreiche Songstrukturen beweisen PF einmal mehr wohin sie gehören, nämlich an die Spitze der deutschen Metal Liga.
Mit ihrem 18. regulären Album „Escape From The Shadow Garden” liefern MAGNUM mal wieder genau jenen Sound ab, den die zahlreichen Fans der Briten hören wollen. Melodischer, epischer Hard Rock (wenn nicht gar AOR), leicht schwülstig (im positiven Sinne) mit tollen Soli und oftmals dominanten Keyboards. Experimente gibt es eher im Detail, das Album hat an sich einen dezent melancholischen Touch. Die Stärken von Bob Catley, Tony Clarkin & Co, kommen hier in einer Art und Weise zum Tragen, wie seit „Princess Alice And The Broken Arrow“ (2007) nicht mehr; es gibt dabei auch wieder unzählige Gesangs- und Melodienlinien, die dem MAGNUM-Fan Gänsehautmomente bescheren. Von vielen hat es mir besonders der Mittelpart von „Falling For The Big Plan“ angetan – geiler Chorgesang, ach was, der ganze Song ist klasse und geht mir mit seinem treibenden Grundgerüst kaum aus dem Ohr - mein Tipp auf „Escape From The Shadow Garden”. Auch die abschließende, kraftvolle Ballade „The Valley Of Tears” bei der vor allem die Pianioparts faszinieren ist so ein Überflieger. Ausfälle gibt es auf diesem Album keine – selbst erwarteten hynischen Bombast wie bei „Unwritten Sacrifice” (geiler Refrain) oder typische Rocker wie das „Burning River” (bei andern Bands wäre das DER Hit) haben im Genre-Benchmark gehobenes Qualitätsniveau. Und dazu auch mal wieder ein geiles LP-würdiges Artwork – mit genügend Anspielungen zum 1982er-Highlight „Chase The Dragon“ und anderen MAGNUM-Cover (darf sich jeder gerne mal selbst versuchen). MAGNUM liefern auch 2014 wieder mal eine starke Scheibe ab – und „Escape From The Shadow Garden” wird sich durchaus auf einen vorderen Platz in der Band-Diskografie einfinden.
Is War the Answer? Diese Frage ist leider aktueller als gedacht- sie kann wohl jeder halbwegs intelligente Mensch mit "nein" beantworten. Dabei belasse ich es aber auch, und verlasse dieses Thema. Es geht um die Musik der italienischen Band PAVIC und ihr drittes Album, welches mit eben dieser Frage betitelt ist.
Hart groovender Alternative/New Metal Sound scheint das Ding der Südländer zu sein, welche sich nach ihrem Gitarristen und wohl auch Bandleader Marko Pavic benannt haben. Angereichert mit starken Hooks und zündenden Melodien treffen sie überraschend gut den Hörnerv. Mit der interessanten Coverversion "Notorius" von DURAN DURAN gelingt ihnen gar eine handfeste Überraschung. Gemixt wurde das Teil von Rick Beato der unter anderem auch SHINEDOWN betreut hat. Somit gibt es am Sound, welcher fett und modern ist, nichts auszusetzen.
Ich bin ein wenig überrascht ob der Qualität- positiv versteht sich. Fans von SHINEDOWN oder THREE DAYS GRACE sollten sich die Band PAVIC mal auf den Zettel schreiben.
NOCTURNAL aus Mainz haben innerhalb der (Black-) Thrash Metal-Szene einen ähnlichen Status wie WITCHBURNER aus Fulda. Immer vorne mit dabei, immer mit guten bis sehr guten, wenn auch nicht überragenden Alben und immer gerne auf der Bühne gesehen; im Fall NOCTURNAL spielt sicher auch Frontreibeisen TYRANNIZER (die früher bei den eher kultigen NECROSADISTIC GOAT TORTURE das Mikro schwang) eine nicht geringe Rolle. Die Dame von Welt röchelt sich nach „Violent Revenge“ ebenso gekonnt durch „Storming Evil“, das den gewohnten Bandkurs konsequent fortführt. Aber auch Album Nummer Drei (neben unzähligen EPs und Splits) in knapp eineinhalb Jahrzehnten ist kein absoluter Überflieger, sondern – wie bereits oben angedeutet – abermals „nur“ ein sehr gutes Album, das mit dem facettenreichen Opener „Storm From The Graves“, dem brachialen „Tyrants Of Damnation“, dem gebremsten, fast überlangen „Taken By Fire“ oder dem nach vorne peitschenden Abschluss „Ruthless Darkness“ reichlich gelungene Songs auffährt, die jedoch auch nach mehreren Durchläufen nur schwer im Ohr hängen bleiben und trotz vieler subtiler Variationen über weite Strecken gleichförmig und austauschbar klingen. An große Vorbilder wie DESTRUCTION, DESASTER oder NIFELHEIM reichen NOCTURNAL in dieser Form noch nicht heran, aber „Storming Evil“ ist trotz der erwähnten Kritikpunkte kein schwaches Album, sondern eine Empfehlung für Genre-Fans.
Angeschmiert! „The Zodiac Sessions“ ist kein neues Album der 2007 gegründeten Truppe aus San Francisco, sondern ein remasterter Re-Release der 2009er EP „Through The Devil´s Doorway“ sowie des 2011er Debütalbums „Capricorn“, die seinerzeit über das kleine Doom-Label The Church Within Records erschienen waren. Im Zuge der Untervertragnahme durch Nuclear Blast und des aktuellen Albums „The Mouths Of Madness“ finden nun beide Veröffentlichungen wahlweise auf einer CD oder getrennt auf zwei (verschiedenfarbigen) 10“-Vinyl-Scheiben Platz. Zum musikalischen Inhalt kann man sagen, dass ORCHID nicht zu Unrecht zu den viel versprechendsten Newcomern der letzten Jahre im Doom-Genre zählen, wobei die Betonung auf dem Begriff „versprechend“ liegt, denn den ganz großen Wurf – „Capricorn“ ist noch am Nächsten dran und auch stärker als das zweite Album - haben Sänger Theo Mendell (der auch das Cover-Artwork dieser Compilation entworfen hat) und seine drei Mitstreiter noch nicht eingetütet, auch wenn von wirklich schlechten Werken keine Rede sein kann. An TROUBLE, PENTAGRAM oder SAINT VITUS reichen ORCHID jedoch noch längst nicht heran, und „The Zodiac Sessions“ eignet sich allerhöchstens für Interessierte, die die Originalscheiben noch nicht besitzen, da es keinerlei Bonüsse gibt. Hätte man also auch genauso gut lassen können…
Selten sind 34 Minuten so kurzweilig vergangen wie mit A PONY NAMED OLGA (und das namensgebende Pony möchte ich mal kennen lernen!). Die Band aus Berlin spielt "Polka-Billy". Stellt euch Rockabilly vor, und zählt jetzt nur noch bis zwei. So muss der Tanz Polka auch irgendwann mal entstanden sein: Die Leute waren einfach zu betrunken, um noch bis drei zählen zu können, aber im positiven oder aggressiven Sinne angetrunken genug, um sich schnell bewegen zu wollen. Da ist tanzen ja viel besser als eine Kneipenschlägerei. Und schon ist man bei der Laune, die sich beim Hören von "The Black Album" einstellt. Was braucht man also für die gelungene Party? Eine Les Paul, deren Gitarrist auch diesen tollen, schnörgelnden Sound aus ihr herauskitzelt. Einen Kontrabass und einen Bassisten, der die tiefen Töne slappt. Und einen Drummer, der bis zwei zählen kann. Und manchmal auch bis drei oder vier. Und über den Rest schreibe ich hier nicht, denn ich muss jetzt auf meinem Tisch tanzen - "I Want A Girl That's Taller Than Me". Noch nie so geile Gossenpoesie gehört!
Es gibt wohl nur wenige Bands, die so durch und durch das Gefühl eines oder weniger Jahrgänge eingefangen hatten. SELIG sind so eine Band - die Alben "Selig" und "Hier" wurden Mitte der 1990er hoch und runter gespielt, jedes Lied war wie ein Schrei mitten aus der Seele. Wie haben die das damals nur eingefangen? Mit dem Track "Knocking on Heaven's Door" haben sie im Handstreich BOB DYLAN in meiner Generation bekannt gemacht (dafür gebührt ihnen die Stein-Hardenberg'sche Bildungsauszeichnung!) und zu einem der Durchbruch-Filme von Till Schweiger den Soundtrack geliefert. Von dem eher "seltsamen" Album "Blender" und der Auflösung der Band reden wir jetzt hier nicht, wir spulen vor bis 2013, und da ist mit "Magma" schon das dritte Album nach der Band-Reunion erschienen. Und sorry, dass wir euch diese Perle nun erst nachliefern, denn diese ist mir total untergegangen. Dabei ist "Magma" das bisher stärkste Album von Jan Plewka, Christian Neander, Leo Schmidthals, Stephan »Stoppel« Eggert und Malte Neumann seit der Wiedervereinigung. So einfach machen SELIG es einem aber auch nicht, mit "Magma" warm zu werden. Als Single wurde der Track "Alles auf einmal" ausgekoppelt - ein fast weinerlicher Midtempo-Song, bei dem man dem Textautoren ja durchaus recht geben mag - aber durchs Heulen wird es doch nicht besser, oder? Auch der Opener "Ich lüge nie" besticht nur durch hohle Ironie. Viel, viel besser ist die Uptempo-Charme-Nummer "Sie scheint" und das ruhige "433". Mit dem ebenfalls eher ruhigen "Der Tag wird kommen" bürsten SELIG die Hafenromantik mal ein bißchen gegen den Strich. Und wo wir schon von Ironie sprechen: Mit "Love & Peace" nehmen SELIG ihre Rolle als "Band einer Generation" an und singen drüber. Ein tolles Album für das zweite Ohr - es wurde aber auch Zeit, es ihnen zu gestatten!
SILVER SNAKES sind ein Neuzugang im Bridge9-Stall, der sich nicht in das erwartete Schema einüfgen mag: statt Hardcore gibt es auf "Year Of The Snake" leicht melancholischen Alternative meets (Punk)Rock zu hören. Dazu kommt eine immer präsente Grunge-Schlagseite, was im Endergebnis eine in Richtung ALICE IN CHAINS/ SILVERCHAIR tendierende Scheibe gibt. Mit Shouter Alex haben die Jungs zudem einen hervorragenden Sänger, der immer wieder Akzente setzt und dank einiger Akustiknummer auch in den Vordergrund gerückt wird. SILVER SNAKES konzentrieren sich dabei nicht zu sehr auf ihren Sänger, sondern lieber auf den Aufbau einer dichten, melancholisch-düsteren Atmosphäre, was ihnen auf Albumlänge gelingt. Es gibt auf "Year Of The Snake" durchweg gute Songs zu hören, die sich wild bei Punkrock, Grunge, Alternative im weitesten Sinne und Hardcore bedienen und zu einer gut funktionierenden Mischung werden. Bridge9-Alleskäufer sollten vorsichtig sein, Grunge- und Alternative-Fans können bedenkenlos zuschlagen.
Der Frühling ist da – und mit ihm, und einer etwas längeren Zeit des Wartens auch endlich das Album-Debut von PRIMALFROST. Groß waren die Erwartungen nach der EP „Chapters Of Time“. Entsprechend klangvoll so der Name von Mr. Arnolds erstem Fulltime-Werk: „Prosperious Visions“ – „Erhabene Visionen“.
Stürmische Gitarren-Riffs und hartes Growling treffen auf Klargesang und epische Momente. Auffällig ist, das letzteres im Vergleich zu „Chapters Of Time“ nun noch deutlicher zu Tage tritt: Das ungestüme Tempo der frühen Tage wirkt gedrosselt, zerstückelt und dadurch abwechslungsreicher als zuvor. Erneut beweist der junge Häuptling PRIMALFROSTs wahres Können im Komponieren prägnanter Melodien, ausgefeilter Gitarren-Soli und dem Aufstellen großer Refrains. Mit paganer Schwärze, melodischem Todes Metall und einem Hauch Folk gewürzt, veredelt und verfeinert ergibt wahrlich ein erhabenes Werk. Keine Enttäuschungen, doch auch keine Vorhersehbarkeiten bringt „Prosperious Visions” mit sich: Hätten die schnelleren Stücke wie “Silencing The Empire” oder auch noch “An End To Tyranny” und das „flott-fröhliche“ „Distant Cries Of War“ oder auch noch „Path Of The Sky“ wohl auch auf der EP ohne Probleme Platz gefunden, zeigen sich PRIMALFROST zwischenzeitlich auch von einer regenerativen Seite: Ausgefeilte Akustik-Passagen, ruhige Melodien und Chor durchbrechen die zerfetzende Macht und lassen Täler und Berge vor den geschlossenen Augen des Hörers entstehen („Beyond The Shores And Lands“). Auch eine ruhige, akustische Folk-Nummer, die auf Klargesang und einer tollen Kombi zwischen Clean- und E-Gitarre basiert, wie das folgende und überraschend ergreifende „Tale Of A Hero“ hätte man so nicht direkt erwartet. Wirklich episch! Und so auch die folgende Viertelstunde (!) Musik („Cartartic Quest“), die eine Fortsetzung zu “An End To Tyranny” darstellt, sich aber dennoch mit sanftem Windhauch passend an den Vorreiter angliedert. Hier erlebt man die wahre Entfaltungskraft und Erhabenheit, der doch so jugendlich besetzten Band.
Ein meisterhaftes Stück Musik! Hut ab vor Paul Arnold und Hail To Canadia!
Unlängst ist Marrok im österreichischen BM-Untergrund keine verlorene Seele mehr, konnte er sich doch bei diverse schwarzmetallischen Bands wie HARAKIRI FOR THE SKY oder SELBSTENTLEIBUNG als aktives Mitglied, bei den Bayern HERETOIR und NOCTIFERUM als Live-Unterstützung und bei der Heavy-Thrash-Barbaren TULSADOOM (als „King Totolva“) einen Namen erspielen. Ist es da so anomal, dass es dem Österreicher nach etwas eigenem, einem Hauch von Selbstverwirklichung dürstet? Eher ersichtlich als anomal und überraschend handelt es sich bei seinem Solo-Projekt ANOMALIE um düster verträumten Post Black Metal vereint und angereichert mit einem Hauch Gothic und jeder Menge Depressive Rock.
Und mag das s/w-Weihnachts-Winter-Artwork den geneigten Hörer auch zunächst auf eine umwaldete Lichtung versetzen schlägt „Between The Light“ doch eher auf eiskalten Asphalt denn Waldboden. Verzweiflung und Hass, emotionale Ergüsse, Depression und Selbsterkenntnis ziehen sich in verwobenen und verschleierten Zügen durch die fünf sechs- bis acht minütigen Songs, was an sich einen sehr stimmigen und durchdachten Eindruck erweckt. Verzweifelte Screams, düsterer Clean-Gesang, Schlagzeug-Gewitter und Akustik-Passagen und urbane Sampler reihen sich nahtlos aneinander, ein stetiges auf- und ab, allgegenwärtige Abneigung, allgegenwärtiger Hass – wunderbar vertont. Kommt der Opener „Blinded“ treibend energetisch daher, schlägt „Oxymora“ schon deutlicher in die DSBM-Sparte, während das ruhigere „Recall To Live“ mit verrauchter Stimme und Piano schon am Gothic kratzt. Anspieltipp der Scheibe ist jedoch das Herzstück „Tales Of A Dead Choice“, welches eine immense Vielfältigkeit aufweist und mit jedem Hören wächst: Akustik-Parts, Schlagzeug, BM-Vokals, Verzweiflung und passender (!) Frauengesang als Begleitung. Top!