Review: Stones At Goliath
Da ist sie also, der Weg war steinig genug, aber es hat funktioniert: IN LEGEND haben es geschafft mit "Stones At Goliath" ihr zweites Album zu veröffentlicht. Offensichtlich, dass hier geballtes Herzblut drinnsteckt, leierte die Band doch eine Crowdfundingkampane an um die qualitativ sehr hochwertigen Aufnahmen und die Pressung der CD zu finanzieren.
Was ist also von einer Band zu erwarten, die ihre Stilrichtung mit "Hand-hammered Piano Craft" beschreibt? Metal ohne Gitarren, funktioniert das überhaubt? IN LEGEND wissen auch ohne Gitarren ordentlich zu rocken. Auf ein Schlagzeug wurde hier nicht verzichtet. Bassgitarren, Streicher und Chöre bereichern das Ganze. Die enorme Wucht, die IN LEGEND in ihren Songs entwickeln ist einfach berauschend: Schon der Opener "Envoys Of Peace" weiß den Höre mit dramatischem Keyboard und herrlichen Melodien, sowie Bastian Emigs charismatischen Gesang wie ein Sog in die Tiefe zu reißen. Vielversprechend geht es mit dem etwas progressiveren "Theatened" weiter, wobei auch hier wieder deutlich wird, dass die Jungs wirklich ein Hänchen für abwechslungsreiche Composings und kräftige Ohrwürmer haben. Lieder wie "Empire Of Concrete", "To New Horizons" und vorallem das enorm kräftige "King Of Apathy" zeigen mit aller Macht, wie stark, mächtig und metal so ein Piano (oder in diesem Fall drei davon) sein kann. Allein für diese Songs, die wohl auch live mächtig Spass machen, würde der Kauf des Albums lohnen. Doch leider kann ich das Gefühl nicht loswerden, dass IN LEDGEND all ihre Hits zu Beginn des Albums verheitzt haben, so dass das Feuer nach "To New Horizons" mit dem arg langsamen "The Voodoo Girl" abflaut und auch nicht mehr so richtig erwachen will. Bei einem Album mit vierzehn Liedern und einer Gesamtspielzeit von immerhinn knapp über einer Stunde kann das zum Problem werden. Auch das schon wieder bessere "Alienation" und "On The Morrow" können das nicht rausreißen, du Luft scheint raus zu sein. Mit "Another Me" zeigen sich IN LEDGEND abschließend noch einmal von einer anderen Seite, die eindeutig in Richtung Rock und weg vom Power Metal geht.
Im Gesammten haben die Musiker um VAN CANTO-Schlagzeuger Bastian Emig (hier übrigens am Mikro) bei "Stones At Goliath" gute bis sehr gute Arbeit geleistet. Aufwendige und langlebige Kompositionen wurden erschaffen, eine wirklich fette Produktion arrangiert, ein stilvolles Artwork organisiert und erneut außerordentlich interessante Videos gedreht (Favorit: "King Of Apathy"). Ersichtlich ist hier auch eine enorme Verbesserung zum Vorgänger-Werk 2010 ("Ballads 'N' Bullets"): Die Songs klingen voller und aufwändiger und auch die Vocals charismatischer als anno 2014. Schön wäre es, wenn bei allen Bands so viel Herzblut drinn stecken würde, wie bei IN LEGEND! Dennoch wird hier zumindest bei der Gesamtspielzeit eine gewisse Affinität für (Power-)Balladen, Chöre und natürlich das schwarz-weiße Tasteninstrument vorrausgesetzt. Auch sollte der geneigte Hörer einen Zeitraum von einer Stunde ohne elektrische Gitarren überleben können. Für VAN CANTO-Fans sicher kein Problem, ansonsten einfach reinhören!
Stones At Goliath
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
14
Länge:
62:45 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Cronicles Of The Immortals – Netherworld
Gibt es eigentlich auch schlicht einfach „nur‘ gute Alben von VANDEN PLAS? Ein ganz klares „nein“ lautet die simple Antwort, denn alle Werke, die uns diese Progmetalformation seit 1996 präsentiert hat, waren ausnahmslos Highlights des Genres. Und so verhält es sich auch mit diesem Output Namens „Chronicles of the Immortal – Netherworld (Part One)“ bei dem die Musik auf ein Musicalprojekt Namens "Blutnacht" basiert. Diese Scheibe wird in den Jahrespolls der besten Werke von 2014 ganz oben mit dabei sein ohne jeden Zweifel. Wer auf bombastisch angehauchten Powermetal mit Progfeeling abfährt kommt an den Pfälzern nicht vorbei. Die Umsetzung mit den typisch mächtigen Soundwänden und den einfühlsam-melancholischen Vocals von Fronter Andy Kurz sind einmal mehr perfekt und absolut beeindruckend umgesetzt - alle Fans solcher opulent-fetter Rock/Metal Opern werden mit der Zunge schnalzen.
VANDEN PLAS hatten sich schon mehrfach mit Musicalproduktionen (u.a. „Jesus Christ –Superstar) für das Pfalzgraftheater in Kaiserslautern beschäftigt und eingebracht. Nur so konnte die Band überhaupt die letzten Jahre finanziell überleben. Jetzt kam es zur Zusammenarbeit mit Fantasylegende Wolfgang Hohlbein mit dem man gemeinsam den Romanzyklus "Die Chroniken der Unsterblichen" zur "Blutnacht" umschrieb u.a. mit den musikern als zusätzliche „Saalkapelle“ sowie Kuntz in der Hauptrolle. Aus dieser Rockoper heraus entwickelte die Band mit neuen Arrangements das vorliegende Album mit 10 Tracks. Die Musik gibt quasi den ersten Akt der der „Blutnacht“ wieder, ein zweiter Teil soll dann im Frühjahr 2015 folgen.
Ich gebe ehrlich zu, diese Platte hat mich nicht gleich komplett gefangen, die manchmal etwas „gezogene“ Art bei einzelnen Parts sowie beim Gesang brauchte etwas, um wirklich zu zünden. Aber dies ging mir bei so manchem Vorgängeralbum auch schon so – dafür ist die Nachhaltigkeit hinterher um so größer. Musikalisch bedienen Vanden Plas das volle Progmetalkino mit all seinen Facetten, egal ob fette Gitarrenbreitseiten, wahlweise auch elegisch sowie filigrane Soli (The black Knigth“ ), mächtig orchestrale Keyboardwände, perlige Pianoteile als Auflockerung, pumpendes Bassspiel sowie nach vorn treibende Drums sorgen für viel Drive und stets knackige Metalvibes. Weiterhin schaffen die ebenfalls sehr klug variierenden, ruhigeren sowie melodramatischen Parts auch immer wieder viel Abwechslung. Die Tracks warten stets mit mächtigen Melodiebögen auf, bauen episch orchestrale Spannung auf und entladen sich dann folgerichtig in gewaltigen, fulminanten Klanggebirgen. Dabei hat die Band nicht nur ausschweifende Achtminüter im Programm sondern kann es durchaus auch überzeugend kurz und straight wie u.a. bei „Godmaker“. Der theatralisch-kraftvolle Gesang von Kuntz sorgt erneut für eine sehr kineastische Umsetzung des Materials er erzählt, singt und leidet sich durch die Songs – so man kann sich die Handlung auf der Bühne ohne Bild gut vorstellen. In einigen Passagen bekommt er dabei Unterstützung von der weiblichen Gastsängerin Julia Steingass und dem klasse Chor des Pfalztheaters. Alleine schon das wunderbar düstere „A Ghosts Requiem", bei dem alle Gesangsparts wunderbar zusammen harmonieren, strahlt eine ungeheure Intensität aus und wäre schon alleine den Albumkauf wert. "New Vampyre" ist auch so ein Beispiel, was diese Band so alles drauf hat und auch hierzulande (auf diesem Niveau) relativ einzigartig macht: harte Riffs, wechseln mit lyrischen Teilen, melodiöse Gitarrensoli und verschmelzen mit dem Gesang zu einem packenden Ganzen. Besonders Keyboarder Günter Werno zeigt erneut sein ganzes Können, sehr abwechslungsreiche Sounds wechseln mit filigranen Parts, hier ist ein Künstler und nicht nur ein Füller und Flächenverwalter am Werk. Auch das mitreißende „Inside“ zum Abschluss ist ein echte Kracher geworden – mächtig, virtuos und melodiös zugleich. Der Song strahlt so eine DREAM THEATER-Feeling aus, nur ist die Band nicht ganz so selbstverliebt in ihre Instrumente wie mitunter die Amikonkurrenz, und kommt daher etwas mehr erdiger daher.
VANDEN PLAS gelingt mit „Chronicles Of The Immortal – Netherworld (Part One)“ erneut ein tolles Stück Musik, so muß episch, bombastischer Progmetal einfach klingen und man möchte dieser sympathischen Band endlich mal den gebührenden (kommerziellen) Erfolg wünschen, denn sie längst verdient hätte. Man möchte es förmlich herausschreien hey ihr ansonsten nur DREAM THEATER, FATES WARNING, AYREON, OPETH, TOOL oder sonstiger Proghörer - hier gibt es eine Band, die sich vor großen Namen nicht verstecken braucht, gebt VANDEN PLAS mal eine Chance in eurem CD-Player, ihr werdet es nicht bereuen!
Cronicles Of The Immortals – Netherworld
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
56:17 ()
Label:
Vertrieb:
Nach einer etwas längeren Live-Tour im Vorprogramm von FINNTROLL und TYR haben Islands Wikinger Nr.1 SKÀLMÖLD nun endlich ihr drittes Album "Med Vaettum" am Start. Hohe Erwartungen weckte der Vorgänger "Börn Loka", hatten die Eisländer sich hier im Vergleich zu ihrem Debüt doch noch einmal enorm gesteigert. Groß also die Vorfreude, auf das neue Album, welches mit einer Gesamtspielzeit von auch fünfzig Minuten nicht minder epischer Länge sein sollte. Eine Songlänge von drei- bis neun- Minuten wird hier abgedeckt, der Gesang ist auch diesmal ausnahmelos in isländisch. Rauh und dreckig ist die Produktion auch dismal, was dem Sextett einen ehrlichen Klang bescherrt. Auch auf Schwertgeklirr-, übermässige Wind und Donner-Samples und Trinklieder wird gnädigerweise verichtet. Kin Kitsch ist hier an Bord! Dafür wahnsinnge, harte Gitarrenriffs, Growls und Screams und der folkischen Epic wegen ein wenig heroischer Männergesang in Clean und dezente Akkustik-Parts. Die mussten haben allerdings im Vergleich zu "Börn Loka" enorm zurück gesteckt. "Med Vaettum" ist um einiges ungestümer, rauher, düsterer. So ziehen einen die Wikinger in das finstere Nordmeer. Mit diesem "- " an Folk und dem "+" an Death Metal treffen SKÀLMÖLD sicher nicht den Geschmack eines jeden Viking Metal Fans. Und auch überhaubt ist "Med Vaettum" sicher nicht das beste Werk um die Isländer kennen zu lernen, gibt es sich in seiner Gesamtheit doch um einiges sperriger als die Vorgänger. Gerade "Med Jötnum" und "Med Gridungum" bergen einige Überraschungen, wie es der Blastbeatgeladene und schließlich in epischen Chören gipfelde Opener "Ad Vori" schon andeutete. Ein weiterer Anspieltipp ist definitiv "Ad Hausti" mit seinen schönen Melodien. Die-Hard-Fans werden hier wohl nicht enttäuscht werden, auch wenn der Vorgänger hier in meinen Ohren nicht übertrumpft wird und das Werk einige Rotationen braucht, ehe es hängen bleibt.
Med Vaettum
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
08
Länge:
50:26 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Dawn Of The 5th Era
MORS PRINCIPIUM EST läuten passend zum Jahresende mit neuem Album und neuem (Rhytmus-)Gitarristen Kevin Verlay eine neue Ära ein. So trägt die Full-Length der sympathischen Finnen den passenden Titel "Dawn Of The 5th Era". Ein großer Stilwechsel liegt hier jedoch nicht vor, die Band ist ihren Wurzeln treu geblieben. Melodic Death Metal wird hier geboten, wobei MORS PRINCIPIUM EST sich eher an ihren schwedischen Nachbarn HYPOCRISY, DARK TRANQUILLITY und alten IN FLAMES denn an ihren Landscollegen orientieren. Tatsächlich ist das Grundgerüst hier alles andere als einfacher Bauart: Brutales Geknüppel und wuchtige Riffs der Marke HYPOCRISY werden mit straightem Keyboardspiel überbaut, wodurch eine gewisse Epic ähnlich wie bei OMNIUM GATHERUM oder INSOMNIUM entsteht. Nein, vor melodischen Refrains ("We Are The Sleep") und sachten akkustischen Inros ("Enter The Asylum") und Interludes ("Apricity") scheuen auch MORS PRINCIPIUM EST nicht zurück, wobei hier mit weitaus mehr Feuer gearbeitet wird. So krazen die Finnen das ein oder andere Mal gar an der Death Metal, Thrash und sogar Metalcore- Schiene, was wohl der enormen Spielgeschwindigkeit aber hauptsächlich Ville Vilianens agressiven Vocals geschuldet ist. Erneut haben MORS PRINCIPIUM EST den schmalen Grad zwischen Tod und Melodie getroffen ohne kitschig, einfallslos oder plump zu wirken. Respekt! Anspieltipps sind auf jedenfall der wuchtige Opener "God Has Fallen", das einprägsame "We Are The Sleep", das energetische "I Am War" und das emotionale "Monster In Me" wobei hier tatsächlich (wie gewohnt) kein wirklich schlechter Song oder Füller zu finden ist.
Dawn Of The 5th Era
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
48:25 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Rise Of The Empress
Ein Schreckgespenst geht um: Passend zur kalten Jahreszeit versucht die „Weiße Kaiserin“ (garantiert die böse Schneekönigin)die Macht an sich zu reißen. So der passende Titel: „Rise Of The Empress“. Hinter WHITE EMPRESS verbergen sich keinesfalls unerfahrene Musiker, wurde die Band doch von dem Ex CRADLE OF FILTH-Gitarrist Paul Allander aus dem Boden gestampft. Der Ex-Schlagzeuger von UGLY KID JOE, der Keyboarder von DAMNATION ANGELS und der Bassist von KARTIKEYA wirken mit. Die geheimnisvolle „White Empress“ selbst hat auch schon in mehreren Bands gesungen, zuletzt und immer noch in der Progressive Metal Band LUNA MORTIS. Dennoch ist das Ergebnis leider extrem ernüchternd bis nervig. Ein omnipräsentes Keyboard bildet den Teppich für ein extrem monströses Gebilde aus etwas schwärzlich angehauchtem Metalcore mit symphonischen Einsprengseln. Der „White Empress“ sind hierbei Growling und Opern-Gesang eigen, wobei gerade Letzteren einen fast bis zur Verzweiflung treibt. Lassen WHITE EMPRESS zu Beginn der einzelnen Songs immerhin die Hoffnung noch ein wenig erstarken, zerbricht diese in der Regel spätestens nach einer Minute bis zum bitteren Ende, zum giftigen Ende. Klingt es wohl ähnlich, wenn man WITHIN TEMPTATION mit Metalcore vergiftet? „Rise Of The Empress“ ist jedenfalls keine Freude!
Rise Of The Empress
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
53:55 ()
Label:
Vertrieb:
Es ist Winter, die grichische Göttin „Chimonas“ steht vor der Tür und lässt uns (er)frieren. Und Album Nummer vier von NACHTBLUT ist da. Gekonnt bewegen sich die Osnabrücker auch auf diesem Album zwischen düsterer Gothic-Atmosphäre, schwärzlichen Metal-Passagen und neuer deutscher Härte. Man nehme also dementsprechend eine Prise EISREGEN und CRANDLE OF FILTH, einen Hauch RAMMSTEIN und EQUILIBRIUM - füge das zur Hauptzutat VARG hinzu – und würze kräftig mit gotischen Gewürzen. So entsteht ein Album, das zunächst durch Abwechslungsreichtum sowie eingängige Refrains überrascht. Gleich der Opener weiß einen mit seinen rasenden Passagen und kritischen Betrachtung vom Heiligenkrieg Lust auf mehr zu machen, während „Wien 1683“ mit enorm starkem Refrain zum Mitsingen einläd. „Und Immer Wenn Die Nacht Anbricht“ heißt der nächste Höhepunkt. Hier haben NACHTBLUT eine wirklich stimmungsvolle Ballade geschrieben! Auch „Dort Wo Die Krähen Im Kreise Fliegen“ und der Titeltrack wissen recht schnell zu begeistern. Doch leider ist auch „Chimonas“ vor Kitsch und Passagen, die ich als etwas geschmacklos bezeichnen würde, nicht gefeit („Wie Gott Sein“, „Kalt Wie ein Grab“ und „Töte Mich“). Ein Werk mit Höhen und Tiefen, mit Lack und Leder und ironischem Grinsen – Das ist „Chimonas“. Einen NACHTBLUT-Fan wird es wohl kaum enttäuschen, und auch Fans der oben genannten Bands sollten hier ruhig mal reinhören!
Chimonas
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
49:50 ()
Label:
Vertrieb:
Mit mir und ... AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD ist das so eine Sache. Eigentlich denke ich immer, dass ich total auf ihren Sound abfahren müsste. Aber so richtig gepackt hat mich bislang keines ihrer Alben. Jetzt also einer neuer Versuch mit „IX“, ihrem – eben – neunten Album.
Unerwartet ruhig und melodisch geht es los. Der Opener „The Doomsday Book“ kommt eher verhalten daher, klingt gar ein bisschen folkig und scheint eher darauf vorzubereiten, was danach noch kommen soll. Es geht aber erst mal mehr oder weniger genauso weiter: Auch „Jaded Apostles“ und „A Million Random Digits“ wirken zurückgenommen und introvertiert, wobei beide eine deutlich düsterere Note besitzen. Erst das vierte Stück, „Lie Witohut A Liar“, geht zwischendurch zumindest ein bisschen nach vorne, inklusive eines einigermaßen großen, beinahe Stadion-tauglichen Refrains. Beim folgenden „The Ghost Within“ wird es dann richtig ruhig, beim anschließenden „The Dragonfly Queen“ sogar etwas poppig. Erst das instrumentale „How To Avoid Huge Ships“ liefert mit seinem epischen, sich steigernden Aufbau den ersten Höhepunkt. Bei „Bus Lines“ wird es erst wieder etwas poppig, bevor es in der zweiten Hälfte erneut eine – wenn auch kurze – Steigerung gibt. Überhaupt sind die Songs eher kurz geraten, der Großteil liegt zwischen drei und vier Minuten. „Lost In The Grand Scheme“ mit seinen knapp siebeneinhalb Minuten ist da eine Ausnahme, und hier wird auch alles ausgepackt, von einem melodisch rockenden Anfang über einen sphärischen Zwischenteil bis hin zum ausufernden Finale. Das Stück mit dem schönen Titel „Like Summer Tempests Came His Tears“ ist eine Klaiver-Streicher-Ballade mit wieder einmal epischer Steigerung zum Ende hin, bevor beim abschließenden, leicht psychedelischen „Sound Of Silk“ noch einmal alles Mögliche aufgefahren wird, von einem hoch melodischen und wieder etwas folkigen Anfang, der auch von MOTORPSYCHO stammen könnte, über einen Percussion-Part bis hin zu einem schwer rockenden Abschluss.
Mit „IX“ legen TRAIL OF DEAD ein insgesamt eher ruhiges, melodisches Album mit nur wenigen nennenswerten Ausbrüchen vor. Kann man sich auch alles gut anhören, aber zum einen fehlen die ganz großen Melodien, zum anderen kommen die Abgeh-Parts zu kurz. Auch das immer wieder mal eingesetzte Streicher-Gefiedel im Hintergrund hätte nicht sein müssen und ist auch an den meisten Stellen überhaupt nicht Song-dienlich. Was soll ich sagen – auch „IX“ gefällt mir eigentlich ganz gut, rockt mich am Ende aber doch nicht so richtig. Vielleicht muss ich mich mal mit dem Frühwerk auseinandersetzen, um den Kult zu verstehen, der sich um diese Band gebildet hat.
IX
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
47:43 ()
Label:
Vertrieb:
Alle Zutaten sind bekannt und vertraut - und doch ist alles neu. Die Kombination, die Qualität der einzelnen Komponenten und deren Zusammenspiel machen "Retribution" so einzigartig. Es fühlt sich an, als ob ein neues Genre geboren wurde: epischer, pathetischer Hardrock, eine Art Dramatic- oder Doom-Hardrock. Und die Schöpfer heißen NIGHTINGALE. Dahinter stehen die Schweden Dan Swanö als Frontmann, der schon als Musiker und Produzent von sich Reden gemacht hat (EDGE OF SANITY, BLOODBATH), und sein Bruder Dag an der Gitarre.
"On Stolen Wings", angekündigt mit Fanfaren, rockt sich routiniert zum Höhepunkt, um mit Bridge und Refrain alle Zweifel wegzufegen und ummissverständlich klarzumachen: hier wird AOR und Hardrock eine neue Facette hinzugefügt. Ein Mehr an Pathos und Inbrunst, ein Mehr an schicksalhaftem Verhängnis.
Alles greift ineinander und unterstützt die Kompositionen. Da sind die melodieseeligen Keybords, die mich hin und wieder an REDEMPTION´s Nick van Dyk ("Warriors of the Dawn") erinnern. Da ist die Stimme, die irgendwo zwischen Darren Wharton (DARE) und dem warmen Timbre von John Payne (ASIA) liegt. Die Gitarre, die immer ihren Biss setzen kann. Und das Songwriting, welches höchsten Ansprüchen gerecht wird und als weltklasse zu bezeichnen ist.
In NIGHTINGALE finde ich Spuren von Bands wie DARE, SAVIOR MACHINE, ASIA (Payne Ära ) und DEMON zu "Taking the World by Storm"-Zeiten, aber auch noch viel, viel mehr. "Retribution" ist erhaben, ausdrucksvoll, traurig, und dramatisch schön!
Retribution
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
44:34 ()
Label:
Vertrieb:
Review: KINGS & QUEENS OF THE UNDERGROUND
Nach seinem gelungenen Comeback 2005 mit „Devils Playground" war von BILLY IDOL, außer einer einigermaßen soliden aber unspektakulären Weihnachtsplatte vor zwei Jahren, kein reguläres Werk mehr erschienen. Die damalige Platte hatten den Pop-Punk aus den 80ern in bärenstarker Form gezeigt, die Songs waren etwas überraschend vom Sound her und auch stilistisch relativ wenig an die glorreichen 80er Jahre angelehnt. Jetzt ist „Vital Idol“ wieder zurück, wuchtet uns zunächst seine, wie nicht anders zu erwarten war, mit Drogen und den üblichen Exzessen gepflastere Autobiographie auf die Ladentheke und präsentiert gleichzeitig ein neues musikalisches Werk: „Kings & Queens of the Underground".
Der sympathische Brite („Dancing With Myself", „Mony Mony", „Flesh For Fantasy", „White Wedding" oder „Rebell Yell") hat wieder auf seinen langjährigen Gegenpart Steve Stevens (Gitarre) zurückgegriffen und ein gut bis sehr gutes Album hingelegt. Das 80er sowie typischen eingängige Pop Reminiszenzen sind diesmal deutlich stärker präsent, was nicht zuletzt an Produzentenlegend Rupert Hine (u.a. YES, SAGA, RUSH) gelegen haben dürfte. Er hat außerdem den Bass bedient und einen Großteil der Songs abgemischt. Die Musik wurde mit einem typischen Soundkleid aus dieser Zeit ausgestattet, trotzdem klingt es weder antiquiert oder gar altbacken aus den Boxen - im Gegenteil. Das Ganze kommt frisch und knackig daher. BILLY IDOL war noch nie ein reinrassiger Punker und seine Mucke kam auch nie wirklich hart, ja schon eher hartrockend mit viel Popattitüde. Trotzdem, die Gitarren von Stevens waren schon immer groovig, relativ speziell und gaben den Songs das gewisse Etwas und eigenständiges, dass so sonst niemand hatte und genau da setzt „Kings & Queens Of The Underground" wieder erfolgreich an.
Das Album schafft scheinbar mühelos den Spagat zwischen alt und neu - will sagen natürlich er bleibt sich treu, kling typisch nach sich selbst mitunter klaut man auch im eigenen Fundus aber halt mit viel Esprit und Leidenschaft. Was für STARTUS QUO, SAXON oder insbesondere AC/DC gilt darf auch ein Billy Idol für sich in Anspruch nehmen und er verkommt nicht zur blutleeren Kopie. Sein charismatischer Gesang ist immer noch vorhanden, zwar einen Tick weniger bissig aber zusammen mit den tollen Licks von Stevens sowie einem gelungenem Songwriting sind einige richtige Kracher unter den 11 Tracks entstanden. Die erste Single mit dem geradeaus rockenden „Can´t break me down" ist gelungen, mit typisch leichter 80er Refrainzeile. Dann „Bitter Pill" ist ein echtes Highlight, klasse gemacht wuchtig und mit wuchtigr Killerhookline. Auch "Save me now" tönt derart lässig und cool daher. Balladen und einige sehr atmosphärisch getragene Songs sind mehrfach vertreten, dem ein oder anderen könnten die eventuell zu weichgespült sein, aber Sachen „Save me now" oder „One Breath away" sind einfach gute Lieder. Bei „Ghosts In My Guitar" ist der Name Programm und Steve Stevens brilliert auf der Akustikgitarre. Dann „Postcards From The Past" („Rebell Yell“-Reloded) geht es dann tempomäßig voll ab mit tollen Saitenparts. Gut dabei ist auch der autobiographische Text, in dem er seine großen Hits medleyartig als eine Art Lebensgeschichte erzählt. Der Titelsong beginnt ruhig sehr folkig mit starken Akustikgitarrenparts sowie Flötensounds entwickelt aber danach ein mitreißendes leicht pathetisches Finale. Auch „Eyes Wide Shut" mit flamencoartigen Gitarrenvibes hat echtes Flair. „Love And Glory" kann bei der Hookline eine gewisse Nähe zu U2 nicht verleugnen, der etwas pathetische Track hat einfach einen super Refrain. Zum Abschluss lässt IDOL sogar noch eine richtige Punkrocknummer los, das schnörkellose „Whiskey and Pills" mit fetten Drums sorgt für einen krachenden Abgang.
„Kings & Queens Of The Underground" ist insgesamt ein hörenswertes Album irgendwo zwischen Rock, AOR, etwas New Wave & Punk sowie natürlich viel Pop. Der mittlerweile 58-jährige BILLY IDOL zeigt sich stimmlich in bester Form und bildet zusammen mit Stevens und dessen furiosen Gitarrenspiel nach wie vor ein mitreißendes Duo, dass auch livehaftig nichts von seiner Energie eingebüßt hat.
KINGS & QUEENS OF THE UNDERGROUND
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
47:32 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Milking The Stars: A Re-Imagining Of Last Patrol
Bei diesem Album handelt sich nicht einfach nur um einen Remix von „Last Patrol“. Die Idee von Bandkopf Dave Wyndorf war vielmehr, die Songs noch einmal so aufzunehmen, als wären sie Ende der 60er Jahre eingespielt worden. Die Stücke wurden neu arrangiert, mit anderen Instrumenten und Sounds umgesetzt, und schließlich wurden auch die Vocals neu aufgenommen. Sechs dieser Neuinterpretationen haben es auf „Milking The Stars: A Re-Imagining Of Last Patrol“ geschafft, außerdem auch vier neue Songs, die während der Arbeit an den Neueinspielungen entstanden sind. Als Bonus gibt es noch Live-Versionen des Titeltracks des letzten Albums sowie des Donovan-Covers „Three Kingfishers“ oben drauf, beide in erweiterten Versionen.
Wyndorfs Vorstellung entsprechend ist das Album durchzogen von authentischen Vintage-Sounds, wofür unter anderem immer wieder der Einsatz von Orgeln und Mellotron sorgt. Die Gitarren klingen breiter, wärmer und halliger, und die Songs selbst haben eine ordentliche Ladung Psychedelik verpasst bekommen. Der instrumentale Opener „Let The Circus Burn“ gibt hier die Richtung vor, der mit seinen Orgel-Sounds und Schlagzeugwirbeln stark an die Frühphase von PINK FLOYD erinnert. Auch im weiteren Verlauf des Albums lässt sich die Band immer wieder von hypnotischen und spacigen Jam-Parts davontragen – wobei man spürt, wie viel Spaß alle Beteiligten daran hatten. Überhaupt strahlen die überarbeiteten und neuen Songs auch in den rockigen Passagen eine gewisse Ruhe und Gelassenheit aus. Man nimmt sich Zeit, lässt sich auch mal treiben, der Weg ist das Ziel.
Wyndorf betrachtet das Album als Experiment, und man kann es nur als absolut gelungen bezeichnen. Der neue Anstrich, den er den „Last Patrol“-Songs verpasst hat, steht ihnen ausgezeichnet, und es ist erstaunlich, wie gut sie in ihrem neuen Gewand funktionieren. Zusammen mit den neuen Stücken ergibt sich eine Psychedelic-Version von MONSTER MAGNET, die absolut glaubwürdig daherkommt. Dadurch erhält „Milking The Stars“ nicht nur seine Berechtigung, sondern steht auch losgelöst von „Last Patrol“ als eigenständiges Album da.
Milking The Stars: A Re-Imagining Of Last Patrol
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
56:54 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten