Melodic Death Metal ist ein Phänomen der 2000-Wende. Wie Unkraut schossen und schießen Bands dieses Genres aus dem Boden. Denkbar schwer ist es da, sich zu behaupten. Kein Problem jedoch für die britischen SYLOSIS. "Dormant Heart" ist derern mittlerweile viertes Album voller Länge und sorgt verpackt in einem äußerst ansehlichen Art-Work für ordentliches rumoren. Ein schönes, rundes und stimmiges Werk aus modernem Todes Metall haben die Jungs hier geschaffen, schaffen sie doch den Spagat zwischen brutaler Härte, Melodie, Trauer und Hass. Getragen wird das "ruhende Herz" von kranken Gitarren-Soli, einem mal rumpelnden, dann wieder treibenden und manchmal auch groovenden Rhythmus. Starke Refrains wie in "Victims And Paws", "Leech" und "Mercy" erledigen dann den Rest. Eine außgesprochen abwechslungsreiche Instrumentierung ("Dormant Heart" und "Callous Souls") ist hier an der Tagesordnung. Neben der passenden Einleitung "Where The Wolves Come To Die" haben SYLOSIS es sich nicht nehmen lassen, mit "Quiescent" abschließend noch eine Ballade drauf zu packen. Die hätte man sich auf der einen Seite zwar sparen können, auf der anderen Seite ist sie kein völliger Fehlgriff - zeigt sie die Band doch von einer ganz anderen Seite und überrascht. Alles in allem ein gutes Stück Melodic Death Metal mit Core- und Thrash-Elementen. Weiter so!
"Árstíðir lífsins" (auf Deutsch: "Die Jahreszeiten Des Lebens")ist eine weitere dieser isländischen Bands, von denen man wirklich merkt, dass ihr Können und Schaffen nur auf einr Insel wie Island entstehen kann. Werke wie die von "Árstíðir lífsins" brauchen Zeit, brauchen Urtümlichkeit und eisige Isolation. "Aldafǫðr ok munka dróttinn" ist das dritte Werk voller Länge von jener, verschwörerischen Gruppe, deren Mitlieder unter anderem bei CARPE NOCTEM und HELRUNAR tätig sind. In "Aldafǫðr ok munka dróttinn" vereinen die beiden Deutschen von HELRUNAR Marcel und Stefan (nur live) mit dem Isländer Àrni Black Metal mit skandinavischem Folk zu einem bombastischen Machtwerk. Mal gibt es hier rumplige Black Metal, Gewitter, dann wird es Instrumental, mit isländischen, gesprochenen Worten zutiefst spirituell und urtümlich. Obgleich zwei drittel der Band aus Deutschland kommen ist es der Geist der Scheibe durch und durch isländisch. Atmosphärisch und rauh und enorm episch. So wissen "Árstíðir lífsins" den Zauber auch bei dreizehn-Minütigen Stücken wie dem mächtigen "Þeir heilags dóms hirðar" durch geschickte, ziemlich progressive und auschschweifende, aber niemals langweilige Strukturen stets aufrecht zu erhalten. So haben die "Jahreszeiten Des Lebens" hier erneut ein Album erschaffen, das in seiner Größe tatsächlich wahre Episoden der (dunklen) Jahreszeiten füllt: "Aldafǫðr ok munka dróttinn" ist der perfekte Soundtrack für ausgedehnte Spaziergänge im Schnee, eisigen Frost, schneidende Kälte und Naturgewalten. Hat man das Werk erst ein paar mal gehört, will es einen nicht mehr loslassen. Immer wieder verfängt man sich in seinen schönen Strukturen und zieht einen in die rauhe Eislandschaft Islands. Schwer fällt es, bei solch einem Epos irgendwelche Anspieltipps zu nennen ... Einfach reinhören und inspirieren lassen! Vielleicht bei "Knǫrr siglandi birtisk á löngu bláu yfirborði" oder "Úlfs veðrit er ið CMXCIX" - Mir persönlich gefällt CD1 der 2-Pack-Digi fast noch ein Bisschen besser.Für Fans von WINTERFYLLETH, SOLSTAFIR, NAGELFAR, PRIMORDIAL, FALKENBACH oder URFAUST - sicher ein Genuss!
Grob zwei Jahre ist es her, dass ORDEN OGAN mit "To The End" mächtig auf's Holz kloppten und sich in unerwartet kalte Welten vorwagten. Nun wird es mit "Ravenhead" gar richtig düster. Tatsächlich erinnert das blau-grüne, thrashige Art-Work mit Zombie-Mönchen und Sumpf-Monster kaum an heroisch klingenden Power Metal. Wie aber haben die Arnsberger sich klanglich entwickelt? Zunächst leitet ein (für Power Metal recht) düsteres Instrumental die neue Scheibe ein, gefolgt von neun Songs und einem Interlude. Man könnte sagen, dass "Deutschlands Neue Nr. 1 des Power-Metal" da weitermacht, wo 2012 aufgehört wurde: Eingängige Songs, die nicht zu sehr in Kitsch und Drachenblut versinken, dafür mit einer gewissen Düsternis und Epic aufwarten können. Viel Klavier, Background-Vocals, Samples, aber auch mächtiges Schlagzeug und fette Gitarren erfreuen hier das Ohr. Die Vocals sind wie gewohnt sehr angenehm tief. So bietet "Ravenhead" dem Hörer besten Power Metal. ORDEN OGAN hatten schon immer ein wahnsinniges Talent, wenn es darum ging eingänge Riffs und mitsingbare Refrains zu kreieren und haben es auch 2015 nicht verloren: Songs wie das schon vorab veröffentlichte "F.E.V.E.R", das mystische "The Lake", den unüberwindlichen Ohrwurm "Evil Lies In Every Man" oder die Energie geladene Ballade "A Reason To Give" beweisen das. Viel stärker ausgeprägt als noch auf den Vorgänger-Aöben ist jedoch diese omnipräsente Finsternis, welche durch geschickte Instrumentierung jede Menge Athmosphäre in die Songs bringt. Gerade "The Lake" und das finster Outro "The Soon" profitieren sehr hier von. In "Evil Lies In Every Man" und "Here At The End Of The World" wird etwas mehr mit dem Gesang experimentiert, was im ersten Fall (Intro) doch etwas gewöhnungsbedürftig ist, im zweiten Fall mit den etwas rauheren Vocals doch recht gut funktioniert. Ohne Frage haben ORDEN OGAN mit "Ravenhead" ein weiteres großes Album geschaffen und wissen nach wie vor zu gefallen. Fans der Band können hier ohne zu Überlegen zuschlagen, und Fans von Bands wie BLIND GUARDIAN, GRAVE DIGGER und FREEDOM CALL sollten sich das Album auf jeden Fall mal durch den Kopf gehen lassen! Anspieltipps: "F.E.V.E.R", "The Lake" und "Ravenhead".
Egal ob bei seiner Hauptband PRIMORDIAL, den Traditionalisten TWILIGHT OF THE GODS, den extremeren BLOOD REVOLT oder jetzt bei DREAD SOVEREIGN: Scheiben, auf denen Alan Averill (der hier unter seinem bekannten Pseudonym Nemtheanga aktiv ist und zudem den Bass übernimmt) das Mikro hält, können nicht schlecht sein; diese Erkenntnis ist inzwischen von einer frühen Ahnung zu einem Naturgesetz gereift. Das Geheimnis ist, dass der 39-Jährige eigentlich kein Sänger im klassischen Sinn ist, sondern eine Art Prediger, der mit seiner intensiven, glasklaren, aber auch entsprechend düsteren Stimme sofort zu fesseln vermag, und man ihm jedes "gesungene" Wort auf Anhieb abnimmt, was auch "All Hell´s Martyrs" neben dem sowieso schon überragenden Songmaterial ungemein aufwertet. Zusammen mit PRIMORDIAL-Drummer Simon O'Laoghaire (der hier als Dubh Sol auftritt) und dem weniger bekannten Gitarristen Bones zelebriert Nemtheanga unter dem Banner DREAD SOVEREIGN epischen Doom, der thematisch auch gerne den Black Metal tangiert. COUNT RAVEN, CANDLEMASS, PENTAGRAM oder SAINT VITUS mögen grobe Stützpfeiler des Trios sein, doch klingen seine Songs noch schwärzer, abgründiger und mitunter sogar atmosphärischer - und an bekiffte Hippies denkt man bei den zehn teilweise überlangen Songs sowieso zu keiner Sekunde. Highlights oder gar "Hits" zu preisen, macht wenig Sinn, da "All Hell´s Martyrs" vor Allem in seiner Gesamtheit funktioniert, was mich jedoch nicht davon abhält, zumindest "Thirteen Clergy To The Flames", die vorab veröffentlichte Single "Pray To The Devil In Man" oder das knapp zwölfminütige "We Wield The Spear Of Longinus" (für mich der Albumfavorit und eine der besten Doom-Kompositionen der letzten Jahre - hört Euch nur mal die hymnische Explosion nach zwei Dritteln an - absolute Gänsehaut pur!) als repräsentativen Querschnitt zu nennen... eines ähnlich großartigen Debütalbums wie "Fire On The Mountain" von TWILIGHT OF THE GODS... womit sich der Kreis schließt.
ALPHA TIGER präsentieren uns mit „iDentity“ ihr drittes Langeisen und beginnen mit der Eurovision Hymne bevor es mit „Lady Liberty“ und einem schnell, sauber und hart gespielten Gitarrenriff in die Vollen geht. Schnell wird klar woran sich auch dieses Werk der Sachsen orientiert: traditioneller Heavy Metal mit den größten Anteilen in den 80er Jahren. Eine Mischung aus NWOBHM, US Metal sowie dem früheren Speed Power Metal. Die klare und hohe Kopfstimme von Stephan Dietrich erinnert zweifellos an frühere Queensryche oder Crimson Glory Sachen und passt somit auch stilistisch ins Genre. Die Refrains wirken zu keinem Zeitpunkt kitschig übertrieben und gehen dennoch gut ins Ohr. Besonders toll kommt die mehrstimmige Gitarrenarbeit zum Vorschein ebenso wie die spannend aufgebauten Songstrukturen z.B. beim Titeltrack „IDentiy“ oder „Long Way Of Redemption“. Mal geben die Sachsen ordentlich Gas, mal bewegt sich das ganze im vertrackten Midtempobereich wie „We Won´t Take It Anymore“. Ja und sogar Balladen können ALPHA TIGER – und wie: „Closer Than Yesterday“ beginn mit sanften Klavierklängen und entwickelt sich dann zu einer echten Powerballade die vor allem durch die starke Gesangsleistung von Dietrich lebt. „Revolution In Progress“ lässt auch Freunde schnellerer Saxon Songs auflauschen und auch eine Prise Iron Maiden schimmert immer wieder durch. Das Album ist state of the art – kräftig und druckvoll produziert und wurde abgemischt von Tommy Newton (UFO, Victory, Gamma Ray u.a.) im Area 51 Studio). Die Jungs aus Freiberg schaffen mit „iDentity“ die Grätsche zwischen früheren Meilensteinen und der heutigen Zeit und geben dem Gesamtkonzept dennoch eine eigene Note. Die Band sollte man zwingend auf dem Schirm haben!
ELECTRO BABY die Fünfte - die Karlsruher Band begleitet mich ja schon einige Jahre und hat dabei meines Erachtens noch kein schlechtes Album abgeliefert. Und so weis auch das neue Werk „Flies Are Happy About Coyote Shit“ (was für‘n Titel) zu überzeugen. Gewohnt trocken reichert man den bandeigenen Signatursound mit Blues- und Southern-Elementen an („The Old Fighting Juice”, „King Of The Delta“, „City Of Sleep“), ohne gänzlich auf die typischen metallenen Doom- und Stoner-Parts zu verzichten. Bei „Lone Wolf“ meint man gar den gut alten harten Groove.Boogie wieder entdeckt zu haben. Und obwohl man sich im ureigenen Signatursound und Gesangsbereich bewegt (oder gerade deswegen) bleibt es durchweg spannend. Wie gehabt liefern ELECTRO BABY mit „Flies Are Happy About Coyote Shit“ fetten Stoff für die Stoner – Doom – Alternative Schnittstelle im Regal, bei der Fans des gepflegten Heavy Rocks nicht viel falsch machen können.
Mit einem ungewöhnlichen Intro gehen die Briten NAPALM DEATH auf ihrem neuen Longplayer »Apex Predator - Easy Meat« an die Startlinie. Das gleichnamige Stück erinnert durch die Industrial-Schlagseite, das Hämmern auf irgendwelchen Stahlfässern und den beschwörenden Gesang an Slipknot. Doch nachdem diese Töne verklungen sind, holt die britische Grind- und Death Metal Institution den Knüppel aus dem Sack. In gewohnter Manier werden gegen die Ungerechtigkeit dieser Welt gebrüllt und zum Nähmaschinen-Takt hardcorelastige Riffs aus der Gitarre geschreddert. Für Krachfetischisten ein wahres musikalisches Fest - für Arbeitskollegen die reinste Folter!
Thematisch befasst sich Sänger und Texter Barney Greenway diesmal mit der Ausbeutung in der modernen Arbeitswelt. Ein weitere Song, der ein wenig aus dem genannten Schema ausbricht und nicht aufs Gaspedal drückt ist »Dear Slum Landlord...«. Eine langsame Wutwalze, die alles unter sich zermalmt. Napalm Death Fans dürften mit dem 15. Album der Krachexperten nicht enttäuscht sein. In vierzig Minuten werden 14 frische und knackige Songs runtergebrettert. PUNKT!
PAIN OF SALVATION hatten 2012 mal ein Akustikalbum geplant, das dann aus irgendwelchen (lies: nicht im Infozettel genannten) Gründen nicht zu Stande kam. Jetzt gibt es mit "Falling Home" dann doch noch eine Akustikscheibe, auf der sich PAIN OF SALVATION um Bandkopf Daniel Gildenlöw durch reduzierte Versionen eigener Songs und zwei Covernummern proggen. Wobei... Prog ist da dabei nur halbwegs treffen, denn was die Band im Verlauf des Albums zeigt, bedient sich auch bei Singer/ Songwriter, Folk, Rock und etwas Swing. Bei einem musikalischen Tausendsassa wie Mr. Gildenlöw überrascht es wenig, dass das Ergebnis überzeugen kann und trotz neu zusammengesetzter Bandbesetzung, bei der bis auf den Drummer keiner der "Road Salt"-Beteiligten mehr dabei ist, harmonisch und stimmig klingt. Über die hart interessante DIO-Coversion von "Holy Diver" wird sich unter Musiknerds und Metalfans streiten lassen, während LOU REED und "Perfect Day" überraschend nah am Original geblieben sind. Die PAIN OF SALVATION-Nummern, die zusätzlich verarbeitet werden, können auch in der Akustikversion überzeugen. "Falling Home" ist eine warme, schöne Singer/ Songwriter-meets-Alternative-Platte, mit der Mr. Gildenlöw & Co. ihren Facettenreichtum zeigen und einmal mehr überzeugen können.
Dunkelwuchtige Klänge sind es, die LYKAION da auffahren, auch wenn es beim titelgebenden Opener „Heavy Lullabies“ zunächst noch nicht den Anschein hat. Dieser beginnt, ganz im Stil des zitierten Schlafliedes, nicht nur rein instrumental, sondern auch erst einmal sehr ruhig- erst ab der zweiten Hälfte des Songs gesellen sich verzerrte Gitarren dazu und man drückt etwas mehr auf die Bombasttube. Das nachfolgende „For Love“ lässt es da schon deutlich mehr krachen, geht schnell ins Ohr und erinnert im Refrain an SENTENCED in ihrer Dark Metal-Phase. Überhaupt können SENTENCED und POISONBLACK ganz gut als Referenz für den Sound der Italiener dienen: rau, rockig-metallisch, aber immer mit einer guten Portion Düsternis an Bord. „Anthem“ und „End Of Time“ packen eine Schippe Aggression oben drauf, auch im Refrain von „Animals“ geht es dank knüppelndem Schlagzeug ordentlich zur Sache. „Accept Yourself“ kommt passagenweise etwas getragener daher. Fazit: die Eingängigkeit der Melodien bzw. Arrangements ließe sich zum Teil noch etwas ausbauen, doch im Großen und Ganzen liefern LYKAION ein ordentliches und stimmungsvolles Dark Metal-Album ab.
Das neue Projekt von DESTRUCTION-Fronter Schmier und zwei ex-ACCEPT-Leuten ist auf den Namen PANZER oder THE GERMAN PANZER getauft, kommt mit einem schnell als rechtslastig empfundenen Gesamtkonzept daher und bietet Teutonen-Metal. Soweit die Rahmenbedingungen. Warum die drei Herren nicht an irgendeiner Stelle mal die Kombination aus Bandname, Plattentitel und Coverartwork kritischer betrachtet haben, bleibt unklar. Fingerspitzengefühl ist was anderes, so bleibt es beim guten, alten "stumpf ist Trumpf". Trifft stellenweise auch auf die Musik zu, denn natürlich arbeitet sich das Trio am guten, alten Heavy Metal deutscher Schule ab. Die meisten Songs machen Spaß, "Hail And Kill" oder das treibende "Temple Of Doom" beispielsweise. Simpel gestrickt, aber gut geschrieben und natürlich handwerklich erstklassig. Der Opener "Death Knell" ist vorab in der Kategorie "stumpf ist Trumpf" und läutet das Album allerhöchstens solide ein, bleibt aber auch die Ausnahme auf einem an sich gut geschriebenem Metalalbum. Die Produktion ist sehr druckvoll und manchmal zu wuchtig, hier wäre weniger mehr gewesen ("Panzer"). "Send Them All To Hell" ist musikalisch ein Album, das die Erwartungen erfüllen kann und mit dem sich die Band gut wird etablieren können. Inhaltlich ist das echt peinlich und stumpf. Wie weit das der geneigte Metalfan unterstützen kann, muss jeder für sich entscheiden.