Egal ob bei seiner Hauptband PRIMORDIAL, den Traditionalisten TWILIGHT OF THE GODS, den extremeren BLOOD REVOLT oder jetzt bei DREAD SOVEREIGN: Scheiben, auf denen Alan Averill (der hier unter seinem bekannten Pseudonym Nemtheanga aktiv ist und zudem den Bass übernimmt) das Mikro hält, können nicht schlecht sein; diese Erkenntnis ist inzwischen von einer frühen Ahnung zu einem Naturgesetz gereift. Das Geheimnis ist, dass der 39-Jährige eigentlich kein Sänger im klassischen Sinn ist, sondern eine Art Prediger, der mit seiner intensiven, glasklaren, aber auch entsprechend düsteren Stimme sofort zu fesseln vermag, und man ihm jedes "gesungene" Wort auf Anhieb abnimmt, was auch "All Hell´s Martyrs" neben dem sowieso schon überragenden Songmaterial ungemein aufwertet. Zusammen mit PRIMORDIAL-Drummer Simon O'Laoghaire (der hier als Dubh Sol auftritt) und dem weniger bekannten Gitarristen Bones zelebriert Nemtheanga unter dem Banner DREAD SOVEREIGN epischen Doom, der thematisch auch gerne den Black Metal tangiert. COUNT RAVEN, CANDLEMASS, PENTAGRAM oder SAINT VITUS mögen grobe Stützpfeiler des Trios sein, doch klingen seine Songs noch schwärzer, abgründiger und mitunter sogar atmosphärischer - und an bekiffte Hippies denkt man bei den zehn teilweise überlangen Songs sowieso zu keiner Sekunde. Highlights oder gar "Hits" zu preisen, macht wenig Sinn, da "All Hell´s Martyrs" vor Allem in seiner Gesamtheit funktioniert, was mich jedoch nicht davon abhält, zumindest "Thirteen Clergy To The Flames", die vorab veröffentlichte Single "Pray To The Devil In Man" oder das knapp zwölfminütige "We Wield The Spear Of Longinus" (für mich der Albumfavorit und eine der besten Doom-Kompositionen der letzten Jahre - hört Euch nur mal die hymnische Explosion nach zwei Dritteln an - absolute Gänsehaut pur!) als repräsentativen Querschnitt zu nennen... eines ähnlich großartigen Debütalbums wie "Fire On The Mountain" von TWILIGHT OF THE GODS... womit sich der Kreis schließt.
ALPHA TIGER präsentieren uns mit „iDentity“ ihr drittes Langeisen und beginnen mit der Eurovision Hymne bevor es mit „Lady Liberty“ und einem schnell, sauber und hart gespielten Gitarrenriff in die Vollen geht. Schnell wird klar woran sich auch dieses Werk der Sachsen orientiert: traditioneller Heavy Metal mit den größten Anteilen in den 80er Jahren. Eine Mischung aus NWOBHM, US Metal sowie dem früheren Speed Power Metal. Die klare und hohe Kopfstimme von Stephan Dietrich erinnert zweifellos an frühere Queensryche oder Crimson Glory Sachen und passt somit auch stilistisch ins Genre. Die Refrains wirken zu keinem Zeitpunkt kitschig übertrieben und gehen dennoch gut ins Ohr. Besonders toll kommt die mehrstimmige Gitarrenarbeit zum Vorschein ebenso wie die spannend aufgebauten Songstrukturen z.B. beim Titeltrack „IDentiy“ oder „Long Way Of Redemption“. Mal geben die Sachsen ordentlich Gas, mal bewegt sich das ganze im vertrackten Midtempobereich wie „We Won´t Take It Anymore“. Ja und sogar Balladen können ALPHA TIGER – und wie: „Closer Than Yesterday“ beginn mit sanften Klavierklängen und entwickelt sich dann zu einer echten Powerballade die vor allem durch die starke Gesangsleistung von Dietrich lebt. „Revolution In Progress“ lässt auch Freunde schnellerer Saxon Songs auflauschen und auch eine Prise Iron Maiden schimmert immer wieder durch. Das Album ist state of the art – kräftig und druckvoll produziert und wurde abgemischt von Tommy Newton (UFO, Victory, Gamma Ray u.a.) im Area 51 Studio). Die Jungs aus Freiberg schaffen mit „iDentity“ die Grätsche zwischen früheren Meilensteinen und der heutigen Zeit und geben dem Gesamtkonzept dennoch eine eigene Note. Die Band sollte man zwingend auf dem Schirm haben!
ELECTRO BABY die Fünfte - die Karlsruher Band begleitet mich ja schon einige Jahre und hat dabei meines Erachtens noch kein schlechtes Album abgeliefert. Und so weis auch das neue Werk „Flies Are Happy About Coyote Shit“ (was für‘n Titel) zu überzeugen. Gewohnt trocken reichert man den bandeigenen Signatursound mit Blues- und Southern-Elementen an („The Old Fighting Juice”, „King Of The Delta“, „City Of Sleep“), ohne gänzlich auf die typischen metallenen Doom- und Stoner-Parts zu verzichten. Bei „Lone Wolf“ meint man gar den gut alten harten Groove.Boogie wieder entdeckt zu haben. Und obwohl man sich im ureigenen Signatursound und Gesangsbereich bewegt (oder gerade deswegen) bleibt es durchweg spannend. Wie gehabt liefern ELECTRO BABY mit „Flies Are Happy About Coyote Shit“ fetten Stoff für die Stoner – Doom – Alternative Schnittstelle im Regal, bei der Fans des gepflegten Heavy Rocks nicht viel falsch machen können.
Mit einem ungewöhnlichen Intro gehen die Briten NAPALM DEATH auf ihrem neuen Longplayer »Apex Predator - Easy Meat« an die Startlinie. Das gleichnamige Stück erinnert durch die Industrial-Schlagseite, das Hämmern auf irgendwelchen Stahlfässern und den beschwörenden Gesang an Slipknot. Doch nachdem diese Töne verklungen sind, holt die britische Grind- und Death Metal Institution den Knüppel aus dem Sack. In gewohnter Manier werden gegen die Ungerechtigkeit dieser Welt gebrüllt und zum Nähmaschinen-Takt hardcorelastige Riffs aus der Gitarre geschreddert. Für Krachfetischisten ein wahres musikalisches Fest - für Arbeitskollegen die reinste Folter!
Thematisch befasst sich Sänger und Texter Barney Greenway diesmal mit der Ausbeutung in der modernen Arbeitswelt. Ein weitere Song, der ein wenig aus dem genannten Schema ausbricht und nicht aufs Gaspedal drückt ist »Dear Slum Landlord...«. Eine langsame Wutwalze, die alles unter sich zermalmt. Napalm Death Fans dürften mit dem 15. Album der Krachexperten nicht enttäuscht sein. In vierzig Minuten werden 14 frische und knackige Songs runtergebrettert. PUNKT!
PAIN OF SALVATION hatten 2012 mal ein Akustikalbum geplant, das dann aus irgendwelchen (lies: nicht im Infozettel genannten) Gründen nicht zu Stande kam. Jetzt gibt es mit "Falling Home" dann doch noch eine Akustikscheibe, auf der sich PAIN OF SALVATION um Bandkopf Daniel Gildenlöw durch reduzierte Versionen eigener Songs und zwei Covernummern proggen. Wobei... Prog ist da dabei nur halbwegs treffen, denn was die Band im Verlauf des Albums zeigt, bedient sich auch bei Singer/ Songwriter, Folk, Rock und etwas Swing. Bei einem musikalischen Tausendsassa wie Mr. Gildenlöw überrascht es wenig, dass das Ergebnis überzeugen kann und trotz neu zusammengesetzter Bandbesetzung, bei der bis auf den Drummer keiner der "Road Salt"-Beteiligten mehr dabei ist, harmonisch und stimmig klingt. Über die hart interessante DIO-Coversion von "Holy Diver" wird sich unter Musiknerds und Metalfans streiten lassen, während LOU REED und "Perfect Day" überraschend nah am Original geblieben sind. Die PAIN OF SALVATION-Nummern, die zusätzlich verarbeitet werden, können auch in der Akustikversion überzeugen. "Falling Home" ist eine warme, schöne Singer/ Songwriter-meets-Alternative-Platte, mit der Mr. Gildenlöw & Co. ihren Facettenreichtum zeigen und einmal mehr überzeugen können.
Dunkelwuchtige Klänge sind es, die LYKAION da auffahren, auch wenn es beim titelgebenden Opener „Heavy Lullabies“ zunächst noch nicht den Anschein hat. Dieser beginnt, ganz im Stil des zitierten Schlafliedes, nicht nur rein instrumental, sondern auch erst einmal sehr ruhig- erst ab der zweiten Hälfte des Songs gesellen sich verzerrte Gitarren dazu und man drückt etwas mehr auf die Bombasttube. Das nachfolgende „For Love“ lässt es da schon deutlich mehr krachen, geht schnell ins Ohr und erinnert im Refrain an SENTENCED in ihrer Dark Metal-Phase. Überhaupt können SENTENCED und POISONBLACK ganz gut als Referenz für den Sound der Italiener dienen: rau, rockig-metallisch, aber immer mit einer guten Portion Düsternis an Bord. „Anthem“ und „End Of Time“ packen eine Schippe Aggression oben drauf, auch im Refrain von „Animals“ geht es dank knüppelndem Schlagzeug ordentlich zur Sache. „Accept Yourself“ kommt passagenweise etwas getragener daher. Fazit: die Eingängigkeit der Melodien bzw. Arrangements ließe sich zum Teil noch etwas ausbauen, doch im Großen und Ganzen liefern LYKAION ein ordentliches und stimmungsvolles Dark Metal-Album ab.
Das neue Projekt von DESTRUCTION-Fronter Schmier und zwei ex-ACCEPT-Leuten ist auf den Namen PANZER oder THE GERMAN PANZER getauft, kommt mit einem schnell als rechtslastig empfundenen Gesamtkonzept daher und bietet Teutonen-Metal. Soweit die Rahmenbedingungen. Warum die drei Herren nicht an irgendeiner Stelle mal die Kombination aus Bandname, Plattentitel und Coverartwork kritischer betrachtet haben, bleibt unklar. Fingerspitzengefühl ist was anderes, so bleibt es beim guten, alten "stumpf ist Trumpf". Trifft stellenweise auch auf die Musik zu, denn natürlich arbeitet sich das Trio am guten, alten Heavy Metal deutscher Schule ab. Die meisten Songs machen Spaß, "Hail And Kill" oder das treibende "Temple Of Doom" beispielsweise. Simpel gestrickt, aber gut geschrieben und natürlich handwerklich erstklassig. Der Opener "Death Knell" ist vorab in der Kategorie "stumpf ist Trumpf" und läutet das Album allerhöchstens solide ein, bleibt aber auch die Ausnahme auf einem an sich gut geschriebenem Metalalbum. Die Produktion ist sehr druckvoll und manchmal zu wuchtig, hier wäre weniger mehr gewesen ("Panzer"). "Send Them All To Hell" ist musikalisch ein Album, das die Erwartungen erfüllen kann und mit dem sich die Band gut wird etablieren können. Inhaltlich ist das echt peinlich und stumpf. Wie weit das der geneigte Metalfan unterstützen kann, muss jeder für sich entscheiden.
Nach dem besinnlichen Intro zeigen die Iren, in welche Richtung "Blood for the Blood God" marschiert: direkt zum Schlachtfeld, um Köpfe zu spalten. CRUACHAN haben beim Titelsong einen kräftigen Schluck aus der PRIMORDIAL-Pulle genommen, und das steht dem Song verdammt gut. Fölkisch-fröhliches, gepaart mit dunklem Black Metal, der durchzogen von Zorn und Raserei eine gelungene Kombination ist. "Blood for the Blood God" bildet nach "Blood on the Black Robe" das Mittelstück ihrer geplanten "Blut-Triologie" und geht wie der Vorgänger wieder mehr auf die Black Metal-Gemeinde zu, ohne dass die Band ihren fölkischen Markenkern verlässt. Das Teil ist sowohl bösartig und gemein, wie bei "Beren and Luthien", als auch ansteckend fröhlich bei "The Marching Song of Fiach Machugh". Gerade diese Nummern kann man eigentlich nur abfeiern. Da steckt ein so großer Batzen an purer irischer Lebensfreude drin, der einem Lachfalten in die Ohrmuscheln hämmert.
Sicher tut sich so mancher "Pandabär" schwer mit dieser Leichtigkeit - und dann noch die ganzen Tröten und Flöten. Aber ich finde genau das ungemein gelungen. CRUACHAN verbinden gekonnt Folklore mit Black Metal, Wut und Zorn mit Spaß und Freude, Trauer mit Zuversicht. Ist das manchmal nicht auch im Leben so? Beides gehört dazu, das eine würde es ohne das andere nicht geben. Applaus für CRUACHAN!
Lange hat es gedauert ehe NOTHGARD endlich ihr zweites Album „Age Of Pandora“ präsentieren konnten. Im Hause hat sich seit her einiges verändert: angefangen von dem Ablegen jeglicher folkischen Einflüsse, dem thematischen Wechsel der Song-Themen bis hin zu dem Besetzen der dritten Gitarre durch Skaahl. Geschadet hat es den Niederbayern dabei aber nicht.
Mit „Age Of Pandora“ bringen sie ein stimmiges Gesamtwerk ins Rennen, das sich wirklich sehen lassen kann. Ein besonderer Leckerbissen sind dabei die drei Gitarren denen man so leicht nichts vormachen kann und für die epische und aggressive Härte der Platte verantwortlich sind.
Empfehlens zum reinhören sind definitiv die ersten Beiden richtigen Tracks „Age of Pandora“ und „Blackened Seed“, wer nach den Songs nicht Lust auf mehr hat, der wird wohl im restlichen Album nichts für seinen Geschmack finden. Für alle anderen heißt es bis „No One Holds The Crown“ einem ziemlich gelungenen Epic Melodic Death Metal Album zu lauschen, für das es von mir eine klare Empfehlung gibt.
Die Berliner Truppe, die uns an ihrem "Brutz & Brakel"-Stand jedes Jahr auf dem "Party.San"-Festival bis zum sprichwörtlichen Umfallen leckere Cocktails kredenzt, ist bereits ein knappes Vierteljahrhundert aktiv, hat jedoch erst sechs Alben auf dem Buckel, denen sich mit "The Bowls Of Wrath" nun Werk Nummer sieben anschließt. Und dieses knüpft nahtlos an das großartige bisherige Schaffen des Quartetts seit seinem Comeback-Album "Constant Hate" von 2008 an; seit rund sieben Jahren befinden sich POSTMORTEM auf einem kreativen Hoch, das ungebrochen scheint. "The Bowls Of Wrath" ist ein todesmetallischer Midtempo-Wutklumpen, der mit der treibenden Ohrwurm-Hymne "Until The Screamings Died" mehr als beeindruckend startet und danach mit "Pagan God", dem fiesen Stakkato-Riffmassaker "Hate Covers Hate" (inklusive doomigem Mittelteil!), dem lupenreinen Death Metal-Hit "Oops!... I Killed Again" (sicher ein zukünftiger Live-Abräumer), dem saugeilen Titelsong (mit serienmäßig eingebautem Operngesang - man glaubt es nicht!), dem eingängigen "Doomsday Killer" oder dem abschließenden Stampfer "Blood Of The War" weiteres erstklassiges Material auffährt, dem man allerhöchstens mangelnde Abwechslung vorwerfen kann, doch das war POSTMORTEM, wie eben auch bei den meisten anderen Genre-Bands, noch nie ein Thema. "The Bowls Of Wrath" ist daher, wie seine drei Vorgänger, ein Spitzenalbum auf internationalem Niveau, das sich ganz sicher nicht hinter den letzten Erzeugnissen von ASPHYX, AUTOPSY, OBITUARY, GRAVE und Co. verstecken muss und diese sogar zum größten Teil überragt - klasse!