IN OTHER CLIMES aus Südfrankreich erinnern auf "Leftover" an eine noch metallischere Version alter HATEBREED und damit an die seligen Zeiten des ursprünglichen Crossovers, als Thrash Metal und Hardcore eine gelungene Verbindung eingingen. Anno 2015 kann das übezeugen, wenn das Songwriting stimmt und Songs wie das an MOTÖRHEAD erinnernde "Have You Ever" oder das treibende "Brainwashed" herauskommen. Auch "Sincerely Yours" bleibt im Ohr hängen, allein schon aufgrund des starken Gesangs. Ärgerlicherweise ist der Großteil von "Leftover" nicht auf dem gleichem Niveau, sondern entpuppt sich als relativ lahme Angelegenheit. Die Songs schleppen sich zäh und eindimensional dahin; besonders bei den Gitarren - die im Crossover relativ einfach Akzente setzen können - wird das deutlich. Da macht es schon mehr Spaß, dem Spiels des Basses zu lauschen, denn auch wenn er stellenweise durch die Prdouktion ins Hintertreffen gerät, kann er doch durchweg überzeugen. Am Ende wird "Leftover" zu einer halbwegs gelungenen Platte, aber wirklich überzeugen können IN OTHER CLIMES damit nicht. Da hatten die Mittelmeeranrainer schon stärkere Releases.
Na sieh' mal einer guck', was kommt denn da aus der Saarland-Rheinland-Pfalz-Ecke angeflogen? CHOKING ON ILLUSIONS haben mit "Rest/ Less" ihren Einstand bei Bastardized Records am Start und können mit der Scheibe durchaus überzeugen. Die elf Songs sind intelligenter, moderner Hardcore auf hohem Niveau ("Broken Song") und können mit der nationalen wie internationalen Konkurrenz locker mithalten. Shouter Mario setzt mit seiner kraftvoll-variablen Stimme immer wieder Akzente ("Sleepwalker"), während das Gitarrendoppel ein schönes Riff nach dem anderen durch die Boxen jagt. Die Atmosphäre des Albums wechselt zwischen melancholisch und wütend ("Left Unsaid"); CHOKING ON ILLUSION bekommen dieses Wechselspiel dabei nahtlos ins Songwriting verpackt. Fast schon logisch, dass die Platte ein paar Durchläufe braucht, um in ihrer Gänze erfasst zu werden und ihr volles Potential zu offenbaren. Wer die Zeit investiert, wird mit einer gelungenen, komplexen Hardcore-Platte belohnt, die lange Zeit Spaß macht. Feine Scheibe, feine Band. Hardcore-Mokel müssen den Südwesten der Republik mal wieder auf die eigene Landkarte schreiben!
GODSIZED sind seit 2009 aktiv und die mir vorliegende Scheibe "Heavy Lies The Crown" ist ihre zweite. Die Engländer bieten eine Melange aus ALICE IN CHAINS, DOWN und ALTER BRIDGE angedickt mit einer Prise Classik Rock. Glen Korners Stimme hat nicht die Klasse von Myles Kennedy, aber in manchen Momenten dessen Klangfarbe.
Der rohe, trockene Stoner Rock-Sound der Scheibe brutzelt den energiegeladenen Rocksongs eine extra krosse Kruste. GODSIZED haben was verschwitzt Ehrliches an sich, die Gitarren beißen zu und generell gefällt mir die Aufmachung der Band.
Was auf Dauer ein wenig fehlt, ist das musikalische Profil, der Wiedererkennungswert. Aber wenn sie das auf den kommenden Alben ausarbeiten, kann ich mir durchaus vorstellen, noch eine Menge Spaß mit den bärtigen Gesellen zu haben.
THERAPY? müssen sich wohl ewig mit ihren beiden Überalben aus den 90ern – „Troublegum“ und „Infernal Love“ (beide UK Top-10) - messen lassen. Das bleibt nicht aus. Mit den zahlreichen Nachfolgealben hielten sie ihre Fanschar meist bei Stange, der große Erfolg blieb allerdings aus, so daß sie heute irgendwie zwischen Underground und Kult einzuordnen sind. Und auch die letzten, etwas sperrigen und experimentelleren Alben fanden wenig Anklang. Mit „Disquiet“ kommt jetzt eine kaum noch für möglich gehaltene Kehrtwende, welche viele Fans der Nordiren freuen und versöhnen dürfte. Und die Brücke zu früher wird nicht nur musikalisch, sondern auch thematisch geschlagen. Ohne eine Kopie von „Troublegum“ zu sein, ist „Disquiet“ laut Bandcheffe Andy Caims (Vocals, Guitar) eine Art Sequel, welches auslotet, was aus der damalige Hauptperson geworden sein könnte. „Disquit“ ist dabei natürlich ein anderes, eigenständiges und von einem anderen Line-Up eingespieltes Album. Trotzdem läßt einen der rifforinetierte, metallisch-flotte Opener „Still Hurts“ direkt an selige „Knives“-Zeiten denken – klasse Einstieg. Im weiteren Verlauf lebt das Album von seinem Abwechslungsreichtum – und dem gelungenen Songwriting. Die melodischen Ohrwürmer „Tides“ und „Good News Is No News“ mit einer THERAPY?-typischen laut-leis-Dynamik hätten es Anno 1995 in Radio geschafft und „Vulgar Display Of Powder“ ist eine waschechte PANTERA-Hommage mir ultrafetten Riffs. So haben THERAPY? in 2015 endlich mal wieder vieles richtig gemacht und den Weg für die Zukunft geebnet – einzig die Produktion trübt etwas dumpf das Hörvergnügen. „Disquiet“ ist also eine tolle Scheibe; Daumen hoch.
So richtig karnevalesk kommt die Musik von BAD FOR LAZARUS glücklicherweise nicht daher. Aber trotzdem treibt es die fünfköpfige Band aus Brighton auf „Life´s A Carnival – Bang! Bang! Bang!“ ziemlich bunt und wild. So zeichnet sich ihre aufgedrehte Mischung aus Garage-, Glam- und Punk-Rock durch ein gewisses Maß an Unberechenbarkeit und Durchgeknalltheit aus. Dabei geht fast schon verloren, dass sich zwischen den sägenden Gitarren, den Retro-Keyboard-Sounds und dem fast immer irgendwie überzogenen Gesang auch immer mal wieder tolle Melodien verbergen. Ansonsten ist es schon ziemlich witzig, was die Band so alles aus dem Hut zieht, und ihr hohes Energielevel wirkt ansteckend. Um ihrer Musik aber dauerhaft zuhören zu können, ist sie einfach zu nervös und ist es immer von allem etwas zu viel, daher wird es irgendwann anstrengend. Live kann ich mir diesen Sound besser vorstellen, da dürften die Engländer ziemlich sicher großen Spaß machen.
Gar nicht so einfach, diese Veröffentlichung angemessen zu rezensieren. Weil die zur Zeit sehr umtriebigen QUIREBOYS wieder gleich mehrere CDs, an der Zahl vier, eingetütet haben. Schon bei dem vorangegangenen "Black Eyed Sons" wurden ja bekanntermaßen neben dem regulären Album eine Live CD und eine DVD zusätzlich mit eingeschweißt. Also eines ist schon mal klar, das Label macht auch hier bei dem insgesamt 40 Songs umfassenden Release keine halben Sachen.
In dem schnieken Digipak "St. Cecilia and the Gypsy Soul" sind das reguläre Album, die mittlerweile sehr rare "Halfpenny Dancer" Akustik-Scheibe und das Doppelalbum "Halfpenny Live" enthalten. Gemein haben die vier Teile das meist rein akustische Klangbild. Das neue Album punktet mit starkem Sound und variantenreicher Instrumentalisierung. Cello, Kontrabass, Mandolinen und Geigen pimpen das Set auf und sorgen für Farbtupfer. Das Songmaterial ist sowohl berührend finster ("The Promise") als auch bluesig cool ("Out of my Mind") oder melancholisch und leicht dramatisch ("The Best are not Forgotten"). Aber es bleibt ein Akustik-Album, dem, am Stück gehört, doch manchmal die Kraft und die Kontraste ein wenig flöten gehen.
Die Dreingaben sind gelungen und wertig. Die Coverversion von UFO´s "Love to Love" ("Halfpenny Dancer") sollte man gehört haben. Und auch die Live-Scheibe ist aller Ehren wert und hat einiges an Schmackes mehr - allen voran Spike legt doch live mehr Emotionen in die Stimmbänder als im Studio.
Wer Fan der QUIREBOYS ist und "Halfpenny Dancer" nicht hat, für den ist das Ding eh ein "Must Have". Aber auch diejenigen, die einfach auf ehrlichen, handgemachten Rock ohne Stecker stehen und ROD STEWART oder THE FACES mögen, dürfen hier bedenkenlos zugreifen.
Mit ihrem letztem Album „Rock`n´Roll Hero“ (Ende 2012) hatten die schwäbischen Boogie-Rocker von RAZZMATTAZZ bei mir ein Stein im Brett – weil das Teil auch einfach Laune machte. Mit „Sons Of Guns” wuchtete man jetzt den Nachfolger in die Läden welcher fast eins zu eins im gleichen Fahrwasser schwimmt – will meinen: auch diesmal klingen RAZZMATTAZZ nach alten AC/DC der Bon Scott Jahre und ROSE TATTOO. Allerdings wurden die latent vorhandenen erdigen Blueswurzeln um eine groovige Südstaatennote ergänzt („Fuck You“, „Don't Loose My Number“), so dass Meinereiner auch des Öfteren mal Texas-Finest (ZZ TOP) in den Sinn kommt. Das bei der Schreibweise des Bandnamens man auch die guten alten NAZARETH denkt, dürfte kaum verwundern – eine Affinität ist aber eher nur unterschwellig vorhanden. Die Produktion der Scheibe ist aber leider nicht ganz so fett, wie es der riffbetonte Ansatz gerne hätte – zwar erdig, rau mit leichten Understatement, aber der Druck ( den es Live dafür auch braucht) der fehlt etwas – da wäre wohl doch mehr drinnen gewesen. So liefern RAZZMATTAZZ mit „Sons Of Guns” ein zu Erwartendes, an sich gutes, aber im Vergleich zum Vorgänger weniger überraschendes und eingängiges Werk ab. Hoffen wir, dass der Trend bei Album Nummer drei wieder nach oben zeigt.
NIGHTRAGE haben sich für ihr neues Album "The Puritan" schlanke vier Jahre Zeit gelassen - und sind zum Trio geschrumpft, das im Kern aus den dem Gründungsmitglied Marios Iliopoulos und Langzeitbassist Anders Hammer besteht. Also kein Bonus mehr durch prominente Bandmitglieder Marke Gus G. (FIREWIND) oder Tompa Lindgren (AT THE GATES). Am Mikro ist seit 2013 Ronnie Nyman aktiv, der dem neuem NIGHTRAGE-Album einen modernen Touch verpasst, ist sein Gesang doch sehr Hardcore- und NWOAHM-beeinflusst. Das kommt "The Puritan" zugute, denn diese Modernität steht dem Album gut zu Gesicht und ist ein gut gesetzter Kontrast zum im traditionellen Metal verwurzeltem Songaufbau und Gitarrenarbeit. Am Schlagzeug tobt sich FIREWIND-Felldrescher Johan Nunez aus, der zwar keine großen Akzente setzt, die Songs aber konsequent vorantreibt und für den nötigen Punch sorgt. "Endless Night" und "Son Of Sorrow" sind schöne Beispiele für das gradlinigere Songwriting der neuen NIGHTRAGE und machen Lust auf das ganze Album. Mit dem gewinnt das im-Grunde-Trio keinen Originalitätspreis, überzeugt aber durch solide Melodic Death Metal-Nummern, die modern und frisch klingen und gut nach vorne gehen. Wer auf skandinavischen Melodic Death Metal steht, kann hier beruhigt zugreifen. "The Puritan" bewegt sich auf durchweg hohem Niveau und kann mit einer guten Produktion für ordentlich Action vor der heimischen Anlage sorgen.
Das zehnte Studioalbum „HCSS“ von HARDCORE SUPERSTAR soll uns also ein bisschen auf eine Zeitreise mitnehmen. Die Schweden haben eigens dafür mal im Archiv gekramt und alte Demos abgestaubt um sich auch an ihre Anfangstage zu erinnern. Heraus gekommen ist dabei ein sehr abwechslungsreiches Album dem es jedoch an echten Höhepunkten fehlt. Der Opener „Don´t Mean Shit“ passt noch am ehesten zu den vergangen Alben - rotzig und frech – hart und schmutzig und trotzdem eingängig. Das kennen wir. Aber irgendwie tauchen schon hier Elemente des 70er Rocks auf und noch viel stärker beim darauf folgenden „Party Til I´m Gone“. Das sind Klänge die wir von den Jungs so bisher gar nicht auf dem Schirm hatten. Und trotzdem schafft es der Refrain in die Gegenwart und ist noch als Ohrwurm zu werten. Dann wird experimentiert „Cemetary“ beginnt düster und wird dann ein recht einspuriger Halbrocker. Das lange „Fly“ ist dann 70er pure – soft und tragend – psychadellic Rock mit einer Spur Blues Rock und 90er Grunge. Da kann man sich schon mal die Friedenspfeife an machen. Der bislang untypischste Song der Bandgeschichte – der jedoch nach ganz vielen Durchläufen mehr und mehr zu einer akzeptablen Nummer avanciert. Tiefe Gitarren und ein etwas vertracktes Gesamtspiel bietet „Ocean“ bevor „Touch The Sky“ wieder die 70er Keule auspackt und mich schwer an „The Police“ erinnert. Und irgendwie weisen die darauf folgenden Songs immer mehr dieser typischen 70er Jahre Elemente auf.
Selbst das Cover Artwork deutet auf diese vermeintliche musikalische Neuausrichtung der Band hin Da ich hier leider überhaupt keine Zielgruppe bin kann mich auch das abschließende und stampfende „Messed Up For Sure“ nicht wirklich glücklich machen. Als Fan der letzten drei Alben ist „HCSS“ somit eher enttäuschend. Es fehlt deutlich an den zuletzt so erfolgreichen rotzig - glam rockigen Anleihen und Ohrwurm Refrains. Mal sehen wohin das führt.
Zehn Jahre nach ihrer Gründung hauen THE POODLES also ihr sechstes Werk raus: „Devil In The Details“. Und wahrlich liegt hier vieles im Detail. Jedoch eines vorweg – die Schweden bleiben grundsätzlich ihrem Stil treu und feuern ordentlich groovende Hard Rock Songs raus die sich verschiedener Facetten dieses Übergenres bedient. Da haben wir das bombastisch und epische „Before I Die“ welches herrlich durch das Keyboard getragen wird. Vertrackt und abgehackt kommt dann „House Of Cards“ daher welches immer wieder an Bands wie Aerosmith erinnert. „The Greatest“ ist langsam, poppig und es dauert eine Weile bis etwas härtere Gitarren einsetzen. Der Song ist weitläufig und fast schon experimentell doch die Initialzündung bleibt aus. Der Song ist zweifelsohne Massentauglich und vielleicht ist es genau das was etwas abschreckt. Das verspielte „Crack in The Wall“ ist da schon ganz anders – harte Riffs – fette Hooks und alles andere als ein typischer Poodles Song ist diese orientalisch angehauchte Nummer ein Geheimtipp auf dem Album. Der Song entwickelt sich – vertraut mir. Wie auf allen Vorgänger Alben gibt es auch heuer den ganz ganz ganz fiesen Ohrwurm der mittlerweile 3548 mal durch meine Boxen hämmerte: „Everything“ lässt Szene Größen wie Bon Jovi“ ganz alt aussehen. Hier stimmt einfach alles – eine klare aufbauende Songstruktur und ein Refrain der sofort im Ohrschmalz klebt ohne jemals langweilig zu wirken. Jacob Samuels gesangliche Leistung ist auf dem Höhepunkt angekommen und nach exakt 3 Minuten endet diese Übernummer mit einem BANG! Im weiteren Verlauf geben sich die treibenden und groovenden Rock Nummern die Klinke in die Hand. Mal sind es Arena taugliche Hymnen wie „Life Without You“ und „Need To Believe“ und manchmal wird einfach nur auf die Tube gedrückt „Creator And Breaker“. Hitpotential weisen auf diesem Album auf jeden Fall alle Songs auf. Es dürfte sich um den bisher ausgeprägtesten und abwechslungsreichsten Silberling der Schweden handeln. Großer Sport!