Schon etwas weiter jenseits des berüchtigten Weißwurstäquators, nämlich ganz genau aus Osnabrück entstammt dieser Fünfer Namens XIRON. Das Cover der aktuellen CD "Turn to Stone" erinnert schon etwas an ältere HELLOWEEN- oder noch stärker bei vielen Passagen an die Eisernen Jungfrauen von IM aber der Sound und vor allem die Stimme haben (leider) so rein gar nichts mit den "Kürbisköpfen" aus dem noch höheren Norden gemein. Als Power Metal mit einem kleinen Schuß Trash-und Progressivelementen kann man wohl als die Herkunft dieser Musik von XIRON identifizieren. Nach mehrmaligem "Hörgenuß" muß ich allerdings ganz klar sagen, daß mir der sicher bemühte und teilweise talentierte Sänger Michael Seifert, mal ganz milde ausgedrückt, nicht so doll gefällt, was der CD insgesamt sehr schadet. Seine etwas zu dünne Stimme mutiert insbesondere bei den hohen Passagen zu einem ziemlich schlechten, da heißer klingend, Bruce Dickinson-Verschnitt, der einen auf Dauer schon ziemlich abnervt. In normalen Bereichen ist dann der Co- bzw. manchmal auch zweite Sologesang dann außerdem nur dumpf und klingt irgendwie ziemlich abgesoffen. Für das wirklich ganz gute Gitarristenduo M. Plitzner/C. Nülle ist das wirklich schade, denn die machen einen ordentlichen Job. Besonders schöne zweistimmige Gitarrenduelle kommen ganz gut (z.B. "Tormentor") rüber. Die Bandgründung war schon Mitte der Neunziger Jahre und "Welcome Death with a smile" (wobei einem bei diesem Werke manchmal das Lachen eher vergeht) hieß der allererste Song im Stil von 80er Metal. Nach dem Demo "Wicked Kingdom" waren die Jungs der Record Company so begeistert, daß ein Vertrag mit Iron Glory Redcords folgte und die jetzt auch das erste richtige Debutalbum "Turn to Stone" veröffentlichten. Es gibt durchaus einige sehr gute Songansätze, auch wenn es einem auch das gräuslich aufgenommene und ziemlich platt klingende Schlagzeug nicht gerade leicht macht den Tracks noch etwas gutes abzugewinnen. Besonders aus der sehr hymnischen und Metallballade "Haunting Dreams" hätte man noch mehr herausholen können. Wenn’ ein Underdog gewesen wäre könnte man damit leben aber so - leider etwas zu wenig.
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah: Die Hamburger Jungs sind absolut Metal und spielen Spargel-Tarzans Hammerfall glatt anne Wand. Pure Power regiert. Hier werden sich keine großen Gedanken um bedeutungsschwangere Texte gemacht: Das Klischee regiert - und rockt im Gegensatz zu den Plastik-Schweden mächtig. Anders als "Armies Of The Tyrant" können solch treibende Mega-Metaller gar nicht heißen. Logisch, dass die Nordlichter das Rad keinesfalls neu erfinden. Sie bewegen sich im Dunstkreis von Grave Digger, U.D.O., Saxon (die PARAGON - per Bonus-Track auf dem Digi-Pack - mit "To Hell And Back Again" von der 80er-Scheibe "Strong Arm Of The Law" amtlich covern), oder auch Metal Church. Zitieren wie die wilde Wutz, fügen aber anschließend neu zusammen und heraus kommt dann eine Scheibe, die wirklich abgeht und mir nach einer kleinen Eingewöhnungszeit richtig gut gefällt. Es gibt Up-Tempo-Nummern wie den Opener "Abducted", genauso natürlich auch eine amtliche Ballade ("Journey’s End"). Wie gesagt: Nich‘ viel Neues, ein bisschen beschrubbte Texte (Beispiel aus "Allied Forces": "Feel The Power, Feel The Force, We Show No Remorse", und dann werden "spells and chains" gebreakt, dass es eine wahre Pracht ist.) Aber? Und? Die Riffs rubbeln wie Hölle, die Produktion von Piet Sielck (Iron Savior) geht auffe Zwölf und die Songs laufen direkt ins Ohr. That’s Power Metal, echt wahr, Brüder! Kleiner Tipp: Am 17. Mai gibt’s die Release-Party im Headbangers Ballroom zu Hamburg.
Bauhaus ist durchaus ein Name der über Genregrenzen hinweg bekannt sein dürfte. "Rockopa" Peter Murphy lieh dieser Band einst seine Stimme, treibt sich mittlerweile aber auf Solopfaden herum und hat mit "Dust" sein neues Album veröffentlicht. Die Musik ist komplett anders als die von Bauhaus, abgesehen von seiner immer etwas gepresst wirkenden aber sehr ausdrucksstarken Stimme ist nicht viel geblieben, bis auf den Willen etwas zu schaffen was nicht jeder macht/kann. Murphys Musik ist sehr ruhig, absolut frei jeder Aggression und erinnert viel mehr an Filmmusik als ein normales Musikalbum. Er erschafft hier mit Geigen, Piano und einigen elektronischen Elementen Klangteppiche, setzt mit seiner Stimme Akzente. Auch beeinflusst von orientalischer Musik, schweben die Songs eher dahin, Strukturen werden nur angedeutet. Das hier musikalische Perfektion zelebriert wird steht außer Frage, die Arrangements sind perfekt, kein Ton ist überflüssig. Aber bei all dieser Vollendung bleibt mir ein bisschen der Spaß am Hören auf der Strecke, der ungehinderte Fluss der Musik ist irgendwie blockiert... Ein bisschen mehr Kantigkeit wäre vielleicht besser gewesen, hätte aber wohl der Idee widerstrebt eine zerbrechliche Schönheit einzufangen, wie sie "Dust" an den Tag legt.
The Reaper Comes....so der Titel eines weiteren Underground Samplers. Die Macher haben es hierbei jedoch geschafft, eine interessante Mischung aus fähigen Newcomer Bands zusammen zu stellen. So z.B. geht es mit der Band GALGENBERG los, deren Musikstil sehr kompliziert zu beschreiben ist: In Extremo meets Subway To Sally meets Dark Metal oder zumindest so was in dieser Art. Für die Death Metal Fraktion sind dann Bands wie BATTLESWORD (Melodic Death), oder CREMATION vertreten. Traditionellen Power Metal gibt’s von CHIMAERA und STORMHUNTER um die Ohren und da sich die Black Metal Freunde nicht benachteiligt fühlen soll es zum Abschluss mit UNLGHT auch noch mal schwarz und atmosphärisch werden. Der Sound von fast allen (Ausnahmen bestätigen die Regel) Underground Combos ist mehr als nur erträglich, stellenweise sogar nicht zu unterscheiden vom professionellem Studio Sound. Die deutlichen Gewinner des Samplers sind für mich klar LUNACY deren Musik wirklich alles beinhaltet was einem wahren Musikfan bewegt: viele Rhythmuswechsel, abwechslungsreiche Vocals und einige Prog Elemente. Als Vergleich fällt mir hierzu nur eine weitere Underground Band mit dem Namen Lanfear ein, deren Stil sehr ähnlich ist. Im Großen und Ganzen ein sehr empfehlenswerter Sampler der nicht nur bei Freunden von Underground Bands auf jeden auf Anerkennung stoßen wird. Zu bestellen gibt’s das Teil bei reapercomes@web.de.
Hirn aus, Beine an. Augen zu, Ohren auf. Hände hoch, Klamotten schwarz. Und ab dafür! Was ein wunderbares Album haben INFEKKTION mit "Virus Of Time" abgeliefert. Wer hier intelligente, vielleicht gar progressive oder avantgardistische Musik erwartet wird angepisst sein, wer einfach nur endlich mal wieder ein Album in den Händen halten möchte, dessen Tracks mindestens zu 50% potentielle Tanzflächenstampfer sind, der wird an "Virus Of Time" nicht vorbeikommen. Hochgradig technoide und suchterregende Rhythmen, die gekonnt zu einem sehr düsteren Gesamtbild kombiniert werden - darin könnten sich INFEKKTION zu waren Meistern entwickeln. Die abwechslungsreiche Mischung aus recht simpel geloopten klar klingenden Beats und noisigen Breaks und Industrialspielereien (die aber nie auf Kosten der Hörbarkeit gehen) geht voll auf. Eigentlich reicht das schon um die Beinchen der willigen Schwarzkittel zum zappeln zu bringen, aber zu einem ultimativen Hit wird das erst durch eine willenlose Melodie, und auch hier haben INFEKKTION ganze Arbeit geleistet und sicherlich das ein oder andere Stündchen geopfert, bis die Melodien so gut zum Rest gepasst haben. Schöne Dynamik, gute Dramatik und eine Zusammenstellung der Songs auf der CD´s macht einem das Hören am Stück leicht, doch auch der gewiefte Dark Electro/EBM DJ findet hier garantiert einige Songs die in sein Set passen werden. Als potentielle Maxi bietet sich sicher der Titeltrack an, der mit einem derart treibenden Beat aus den Boxen kommt dass ich mich ja hier beim schreiben festhalten muss um nicht durchs Zimmer zu tanzen. Ein ganz besonders schickes Stück düsterer Tanzmusik!
Mit Industrial ist das immer nicht so einfach. Auf der einen Seite brauchten bisher alle CD´s die mich in diesem Genre irgendwann begeistert haben, mehrere Wochen bis Monate um eben diesen Zustand zu bewirken, auf der anderen Seite werden SCHATTENSCHLAG auch nach Wochen noch nicht genug Details offenbaren zu können, weil es sie einfach nicht gibt. Das einzige Lied ("Unsterbliche Gier") das sich aus dem recht uninspirierten Brei abhebt, ist kein lärmiger Industrial, sondern recht gut hörbarer Electro, und um endlich mal mit den Namen zu jonglieren: SCHATTENSCHLAG ist ein Project von Joachim Sobczak, der eigentlich zusammen mit Thomas Rainer, welcher ja wiederum bei den Österreichern L'âme Immortelle zu Hause ist, das Projekt SIECHTUM betreibt. Aber zurück zur Musik von Schattenschlag. Mit den Liedtiteln braucht man sich ebenso wenig zu beschäftigen wie mit den Texten: Beides völlig banal, reichlich unkreativ und höchstens die Klischees erfüllend die man in der deutschsprachigen Industrialszene zu genüge kennt. Und ein Titel wie "Zyclon B" lässt auch kaum noch einen vom Hocker hüpfen, vor allem da der Text so witzlos und kurz (und vielleicht grade deshalb anstößig?) ist, dass Kritik an seinem Inhalt gar nicht möglich wird. Ihre Songs erreichen bestenfalls Mittelmaß, die Vocals (ja genau, die mit den öden Texten) nerven ebenfalls mit dem penetrant selben Effekt, die Samples sind auch nicht aufregend, nur eben "Unsterbliche Gier", bei dem Herr Müller von MEGADUMP ans Mikro durfte lässt es etwas rocken. SCHATTENSCHLAG haben genau eins von diesen Alben abgeliefert das wirklich kein Mensch braucht, Industrial in dieser Form lebt im und vom Untergrund, aber mit 10 Songs, von denen 2 Remixe sind (beide langweilig), und unter 40min Playtime lockt man so eben wirklich keine Noisemaus hinter dem Ofen und keinen Schein aus dem Geldbeutel hervor!
Der Gitarrenmeister Herr Pell ist zurück. Nach dem vergangenem Best Of Album nun endlich wieder ein reguläres Studio Album. Fans können beruhigt sein. Auf Shadow Zone geht Axel und seine Band genau den Weg weiter, den sie schon auf den letzten paar Alben eingeschlagen hat. Melodischer Metal, mal eine Spur schneller und mal eine ganze Spur langsamer. Nach dem atmosphärischen Intro "The Curse Of The Chains" bei dem sich Mastermind Axel Rudi Pell quasi "warm" spielt folgt mit "Edge Of The World" wie gewohnt ein rockiger Opener bei dem die exzellente raue Röhre von Johnny Gioeli, die ja mittlerweile zum Markenzeichen der Band geworden ist , stark in Szene gesetzt wird. Hervorheben braucht man auf diesem Album wirklich keinen Song, da sich alle auf dem selben Niveau befinden. Bei den ruhigeren Stücken wie "Live For The King" oder dem emotionale "All The Rest Of My Life" verleiht Axel mit seinen gefühlvollen Gitarrensolos den Songs den erhofften Touch. Nicht viele Alben verbinden so viele Ideen, Emotionen und Vielfalt miteinander. Klares Muss für jeden ARP Fan.
Ich geb’s zu, offen und ehrlich: trotz mehrerer Alben und mehr als zehnjähriger Bandgeschichte kannte ich die Dänen bisher nicht. Und "Grime" läßt mich (leider?) annehmen, daß ich soviel nicht verpaßt habe. Technisch angehauchter Death Metal mit amerikanischen Einflüssen. Was soll man da noch großartig zu schreiben? Nach mehr als einem Jahrzehnt sind die vier fitte Musiker und haben mit Mads Haarlov auch einen recht guten Grunzer in ihren Reihen. Leider mangelt es "Grime" an zwei Sachen, um aus dem Schatten der Konkurrenz hervorzutreten: eine fette Produktion und vor allem gute Songs. Ein echten Ohrwurm vermisse ich auf "Grime", die Platte rauscht so durch. Erst nach einigen Durchläufen sind so zwei, drei gute Songs zu hören, während der Großteil leider immer noch im Mittelmaß bleibt. Hätten Iniquity ein besseres Gespür für eingängige Riffs, sähe die Sache anders aus, so aber ist "Grime" nur etwas für Fanatiker und Patrioten des dänischen Metals.
Liebhaber extremer Krachmucke, aufgehorcht! Leute, die Soilent Green, Dillinger Escape Plan oder Mastodon bereits zum Frühstück hören, sollten mal ein Ohr riskieren und sich das Lifeforce-Debüt des Ami-Fünfers Between The Buried And Me zu Gemüte führen. Ähnlich wie die ganzen Relapse-Chose mixen auch diese Jungs einen ganz eigenen, extrem abgefahrenen Cocktails aus Grind, Death, Hardcore und Punk, vermengt mit ein wenig Jazz und einigen ruhigen clean gesungenen Passagen. Normalerweise wird das Gaspedal ziemlich weit runtergetreten, doch wird auch mal unvermittelt abgebremst und ein atmosphärisch-verträumter Part eingeschoben. Aber keine Angst, liebe Krachfetischisten, 90% der Platte sind abgefahren, lärmig und mörder-aggressiv. Einfach geil!
Es gab mal eine Zeit, da war No Fashion ein richtig geiles Label. Man konnte sich blind jede neue Scheibe kaufen, die auf dem Label erschien, auch wenn man auf manche ewig warten mußte (The Moaning!). Das nahm man aber gerne in Kauf, wenn man dafür Perle um Perle seiner Sammlung einverleiben konnte. Tja, seitdem ist viel Wasser die Elbe runtergeflossen. Solar Dawn wären vor ein paar Jahren noch ein Kandidat für einen No Fashion-Blindkauf gewesen. Wären, wenn wir noch 1994 hätten. Gelandet sind die Jungs um Anders Edlund bei dem rührigen Mighty Music-Label aus Dänemark. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß "Equinoctium" ein richtig geiles Melodic Death Metal-Album geworden ist. Es hat alles was man von einem Silberling aus der Ecke erwartet: fette, riffbetonte Songs, eine sehr In Flames-ähnliche Melodieführung und einen ausdrucksstarken Sänger, der sich nicht scheut, auch mal clean zu singen. Solar Dawn jetzt aber als weitere In Flames-Kopie abzustempeln wäre aber zu voreilig, die Schweden klingen dafür zu eigenständig und können sich genug von dem großen Vorbild abgrenzen, um nicht eine weitere gesichtslose Kopie zu sein. Vor ein paar Jahren wären sie mit "Equinoctium" ein Highlight auf No Fashion gewesen, das sagt doch schon alles, oder? Kaufen!