Der neueste Streich einer meiner Fave-Bands wartet mit einer Überraschung auf: Gitarrist Florian hat die Segel gestreckt und ist auf "Issue VI" nicht mehr zu hören. An seiner Stelle ist Martin von BLO.TORCH und SEVERE TORTURE als Gast zu hören ("Ruins Of Hope") und hat ein paar coole Soli beigesteuert, wobei die Hauptarbeit nun an Hendrik hängen blieb. Beim ersten Durchlauf fällt das aber nicht auf, auch wenn die Gitarrenarbeit nicht so schnell zündet wie beim Vorgänger "Impact". "Issue VI" ist aber insgesamt deutlich vielschichtiger als der Vorgänger, bei dem DEW-SCENTED das Maximum an Härte und Schnelligkeit zum Ziel hatten. "Issue VI" zeigt die Jungs von der komplexeren Seite, vor allem Drummer Uwe hat noch eine Schippe draufgelegt und spielt einen megatechnischen Stiefel. DEW-SCENTED schalten mittlerweile auch mal einen Gang zurück ("Never To Return") und verleihen "Issue VI" auf diesem Wege einen variableren Anstrich. Natürlich gibt es auch weiterhin arschgeile brutale Thrasher wie "Vortex" oder "Ruins Of Hope", die den mittlerweile bekannten DEW-SCENTED-Stil in Perfektion zeigen. Und keine Angst, Sänger Leif brüllt sich noch immer mit seiner ganz eigenen Stimme die Seele aus dem Leib und verzichtet auf neumodische Spielchen wie cleanen Emogesang. Dazu passt der ZEKE-Coversong "Evil Dead" wie die Faust aufs Auge, DEW-SCENTED könnten locker eine ganze Scheibe rotzig-brutalen Deathpunk machen! DEW-SCENTED zeigen sich anno 2005 als gereifte Death/ Thrash-Band, die ihren eigenen Stil perfektioniert haben und "Issue VI" zu einem komplexen, brutalen, abwechslungsreichen Album haben werden lassen. Metallerherz, was willst du mehr?
Großartig: Ein neues Album von MAD SIN! Doch nein - es kommt noch viel besser, denn "Young, Dumb & Snotty" ist in gewisser Weise ein altes Album, da es eine Art Best Of-Scheibe von Stücken aus der Frühphase der Berliner darstellt. Besser ist das, weil die letzten Releases nicht wirklich zünden wollten und man mit der vorliegenden Compilation deutlich vor Augen bzw. Ohren gehalten bekommt, warum der hart erarbeitete Ruf als deutsche Psychobilly-Götter durchaus gerechtfertigt ist. Der Sound ist natürlich durchgehend etwas dünner als der der neueren Aufnahmen, aber das macht überhaupt nichts, denn MAD SIN rocken sich mit so viel Energie, Dreck und Spielfreude durch die 24 Tracks, dass man nicht still sitzen bleiben kann. Alte Perlen wie "Sick World", "Walltown", "Day Of The Merge Souls" oder "Meattrain At Midnight" vom großartigen "Ticket Into The Underworld"-Album haben über die Jahre nichts von ihrer Intensität verloren, und Stücke wie "Deep Black Zone" oder das MOTÖRHEADige "Overpower" sollten sogar den ein oder anderen Metaller zum Moshen bringen. "Young, Dumb & Snotty" ist ein absolutes Muss für alle MAD SIN- bzw. Psychobilly-Einsteiger, aber auch für all diejenigen, die das alte Material noch nicht oder wenig kennen. Schade nur, dass die ganz große Zeit von MAD SIN mittlerweile vorbei zu sein scheint...
Nach etwas mehr als zwei Jahren melden sich die Hobby-Ägyptologen von NILE mit ihrem nunmehr vierten Longplayer "Annihilation Of The Wicked" zurück. Das Warten hat sich gelohnt, denn bei dem hier vorliegenden Album wird wieder einmal deutlich, dass NILE aus der extremen Metalszene nicht mehr wegzudenken sind. Gewaltig und brutal, aber dennoch technisch auf allerhöchstem Niveau - so kennt und schätzt man diese Ausnahmeband. Als eine Art neues Manifest dient das neue Album, wobei NILE es hierbei deutlich machen, dass sie in der Zwischenzeit seit der Tour zum Vorgängeralbum "In Their Darkened Shrines" alles andere als sich auf die faule Haut gelegt haben. Neun Songs plus Intro, die trotz ihrer Komplexität immer nachvollziehbar bleiben, laden einen in die Welt des Musikgewordenen Irrsinns. Nach dem ägyptisch anmutenden Intro, bläst uns die Band erst einmal "Cast Down The Heretic" um die Ohren, was alle Trademarks von NILE gnadenlos wiedergibt. Kurz und schmerzlos geht es weiter mit "Sacrifice Unto Sebek". Die absoluten Trümpfe werden aber ausgespielt, wenn es um erhabene episch angelegte Songs geht, wie bei "User-Maat-Re", ein achtminütiger Monstersong, der sich mit viel Atmosphäre zu einem fast schon doomigen Bombastkracher verdichtet. Die Hochgeschwindigkeitsfraktion kommt aber auch nicht zu kurz und bei Stücken wie "Burning Pits Of The Duat" und meinem neuen Lieblingssongtitel "Chapter Of Obeisance Before Giving Breath To The Inert One In The Presence Of The Crescent Shaped Horns" auf ihre Kosten. Bei letzterem wird auch der Abwechslungsreichtum wieder großgeschrieben und beinhaltet außer bereits erwähntem Highspeedgeknüppel auch etwas zähere Passagen. "Lashed To The Slave Stick", das schon eine Weile im www kursiert, ist wiederum etwas straighter gehalten. Insgesamt scheinen NILE ach ein wenig nach dem Motto "Weniger ist mehr" vorgegangen zu sein. Denn der Einsatz von ägyptischen Samples ist zwar nach wie vor präsent, aber nicht mehr in der Häufigkeit wie zuvor, was die Scheibe zwar weniger an Überraschungen aufwarten , dafür aber um einiges homogener wirken lässt. Wenn man derart filigran musiziert und mit so vielen kleinen Details arbeitet wie es NILE tun, braucht man natürlich auch einen Sound, der das ganze Unterfangen auch unterstützen kann. Dafür sorgte diesmal kein geringerer als Neil Kernon, der auch schon bei QUEENSRYCHE und NEVERMORE für den guten Ton verantwortlich war. Das Ergebnis ist über jeden Zweifel erhaben.
NILE zeigen sich anno 2005 gereift, gestärkt und haben mit Joe Payne einen neuen Mann für den Viersaiter gefunden. An dieser Band und somit auch an dieser Scheibe kommt man als Death Metal Fan schon lange nicht mehr vorbei - unbedingt kaufen! (chris)
Y & T, Re-Release die zweite. Anno 1984 klang Hard Rock so und nicht anders, gegen solche Alben stanken Bands wie Whitesnake in ihrer kommerziell erfolgreichen Phase gnadenlos ab. Für eine digitalisierte Zeitreise der Hard-Rock-Jünger sind Alben wie "In Rock We Trust" unerlässlich - auch, wenn zusätzliche Bonbons gänzlich fehlen und hier einfach nur die Songs von damals auf Datenträger gebrannt wurden. Aber das Gebrannte hat es in sich: Meniketti und seine Kumpels können spielen, sie sind scheiße angezogen, Dave hat eine einmalige Stimme, die Frisuren sind peinlich und jeder einzelne Songs (vor allem der Kiss-kompatible Opener "Rock’n’Roll’s Gonna Save The World" oder das göttliche "Don’t Stop Runnin’") taugt zur Stadionhymne. Nur schade, dass Bands wie Y & T die großen Arenen nicht mehr füllen und froh ein können, wenn sie auf Festivals wie zum Beispiel dem KIT spielen dürfen. Aber echte Hard-Rock-Freunde, die werden da sein, in geputzten Cowboystiefeln. Und sich vorher -wie es sichn gehört - bei Majestic Rock bedanken - und die Scheibe kaufen.
Bereits seit 1993, damals noch als Anus Praeter, machen die Thüringer Underground und Labelseite unsicher. Aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen haben die Herrschaften aber so ungefähr drei Jahre gebraucht, um das vorliegende, fertige Scheibchen endlich auf den Markt zu bringen. Die Jenenser waren mal Black Metal, tüchtig inspiriert von griechischen Kapellen, Satan weiß warum. Auf "Beast Awakening" aber zeigen sich die Jungs und die Dame aus der Stadt des Regionalliga-Aufsteigers sehr variabel. Auf einer soliden Thrash-Basis tummeln sich viele, viele Stile aus der Welt der harten Musik: Melodischer Death Metal trifft auf Bombast-Black (vor allem Keyboard-seitig) und echten Heavy Metal. Letzterem huldigen ATANATOS auch mit einer heftigen Version des Priest-Klassikers "Nightcrawler". Mit dieser Mischung (und mit einem selbst für Label-Verhältnisse tollem Sound) verdienen sich Jenas Jungs mit Sicherheit das Recht auf einen lohnenden Vertrag mit einem ehrlichen Label. Und die tolle Scheibe verdient, dass ihr euch damit beschäftigt, zumal sie mit einem auf einer Extra-DVD enthaltenen Video-Clip (das deathige "Eternal Domination" - mit Live-Bildern präsentiert - boniert wird. Info zum Erhalt: Siehe "Kontaktdaten".
Beast Awakening
Band:
Genre:Nicht angegeben Tracks:10 plus Bonus-Video Länge:49:17 () Label: Vertrieb:
Review:
Blackmore’s Castle 2 - Tribute To Deep Purple And Rainbow
Gute Hard-Rock-Formationen performen (fast ausschließlich) tolle Songs zweier legendärer Bands. Soviel ist mal klar. Allerdings kommen die Cover-Versionen nie und nimmer an die Originale heran. Zum einen fehlen die charismatischen Stimmen von Hard-Rock-Helden wie Dio oder Coverdale, zum anderen fehlt die knisternde Atmosphäre der Original-Aufnahmen. Schließlich scheinen die meisten Songs auch noch mit Weichspüler behandelt - wobei eigentlich anzunehmen war, dass das zumindest mit "I Surrender" nicht mehr geht. Und dennoch: Irgendwie macht die Scheibe - übrigens der zweite Teil nach "Volume I" von 2003 - doch Spaß. Wahrscheinlich, weil sie an die gute Zeit erinnert und Songs aus dem passiven Hör-Vorrat wieder ins aktive Haben zurückholt. Hier für alle, die’s wissen wollen, die enthaltenen Songs:
1. Domain - Stormbringer
2. Michael Harris - Lady of the Lake
3. Dogpound - Mary Long
4. Orion Riders - Burn
5. Daniel Flores and Friends - I Surrender
6. Baltimoore - Kill the King
7. Rolf Munkes/Gerald Kloos - All Night Long
8. Man on Fire - Maybe a Leo
10. House of Shakira - Lady Starstruck
11. Takara - Can’t Let You Go
12. Chris Heaven - Soldier of Fortune
Blackmore’s Castle 2 - Tribute To Deep Purple And Rainbow
Dave Slave, ist (oder war) eigentlich mit Sadistik Execution schneller aber mit ähnlich beschissenem Sound unterwegs. Jetzt macht der Australier auch noch in Doom. Allerdings tut man denjenigen Unrecht, die sich auf dem Doom-Sektor mit echter Musik probieren (ja das gibt es!). Denn was der Kollege hier ganz allein verbricht, das trägt seinen Namen zu Recht und bringt sogar dem Teufelchen tüchtig Albträume. Denn von echter Musik zu sprechen, wäre zumindest geflunkert - Soundtrack wäre sicherlich besser geeignet. Für den digitalisierten Nervenkrieg sorgen unter anderem: Gesprochene Evilness, verzerrte Stimme, quälend langsames Tempo, quietschende Äxte of Doom, vergewaltigte Kirchenorgeln, unschlüssige "Songs". Satan muss bei den Aufnahmen dabei gewesen sein. Und irgendein Bewußtsein veränderndes Zeuch. Fans des Dauerveröffentlichers Killjoy müssen hier unbedingt reinhören, werden hundertprozentig von Dave versklavt. Wer auf vollkommen durchgedrehte Scheiben steht, kann sich auch auf "Doomed And Disgusting" einlassen. Alle anderen sollten einen weiten Bogen um diese Veröffentlichung machen. Einen weiten - denn das hier klingt für euch wie ein im Delirium aufgenommenes Statement für das Abseitige.
SHAAMAN sind seit einigen Jahren die neue Heimat des ehemaligen ANGRA - Fronters André Matos und haben sich mit ihrem 2002er Erstling "Ritual" bereits ein Standbein geschaffen. Nun folgt mit "Reason" der zweite Streich, der die Band endgültig in der Szene etablieren sollte. Die zehn Kompositionen auf "Reason" gewinnen garantiert keinen Originalitätspreis, überzeugen aber durchweg mit ausgereiftem Songwriting, einer gelungenen Mischung aus Power und Melodie und einem Sänger, die nicht die Kneifzange auspackt, sondern sich sehr gut in die Musik einfügt. Unspektakulärer, professioneller, moderner und dabei sehr straighter, eingängiger Metal, den traditionelle Power Metaller ohne Bedenken abgreifen können. Leider haben sich "nur" gute, aber keine wirklich herausragenden Stücke auf das Album geschlichen, wobei man aber feststellt, dass alle Songs als Anspieltipps herhalten können, denn gelungen sind sie durchweg ohne Ausnahme. Seien es Midtempo - lastige Stampfer wie der Opener "Turn Away", "Scarred Forever" oder "Iron Soul" oder (halb -) balladeske Stücke wie der Titelsong, "Innocence" oder das abschließende, sehr gelungene "Born To Be". Mit "More" hat sich noch eine Coverversion der SISTERS OF MERCY auf das Album gemogelt, die aber sehr gut gemacht ist und hervorragend zum Stil des Quartetts passt. Wer authentische, unkitschige und teilweise bombastische Bands der Marke ANGEL DUST, CIRCLE II CIRCLE oder BRAINSTORM liebt, sollte SHAAMAN auf jeden Fall einmal ausprobieren. Enttäuscht werden sollte hier niemand!
PAGAN’S MIND ernteten Anno 2002 mit ihrem Zweitwerk "Celestial Entrance" allenthalben Beifall - und können nach drei Jahren Sendepause die damaligen Lobeshymnen mit der Veröffentlichung von "Enigmatic : Calling” recht problemlos bestätigen. Auf "Enigmatic : Calling” bietet das norwegische Quintett über 65 Minuten wiederum progressivem Power Metal der sich irgendwo zwischen Dream Theater, Symphony X, Queensryche oder Kamelot einnordet. Melodische Arrangements und eingängige Refrains stehen im Vordergrund der nicht zu komplex geratenen Kompositionen und sorgen bei solidem Gesang und gekonnter Instrumentalisierung über harte, fette Riffs bis atmosphärische Keyboards für angenehme Stunden - denn mehr als einen Durchlauf zum entdecken aller Feinheiten darf man sich schon gönnen. Dabei ist es vor allem der abwechslungsreiche, leicht epische Opener "The Celestine Prophecy", "Entrance To Infinity" (Queensryche lässt grüßen), das mit sphärischen Passagen und hervorragender Gitarrenarbeit versehene "Taken" sowie der abschließende kraftvolle Hammer "New World Order" die zu gefallen wissen und welche die Konzeptstory über die Entstehung der Menschheit als Resultat genetischer Experimente fremder Intelligenzen einrahmen (wobei alle genannten Songs sich deutlich über der 7 Minuten-Marke bewegen). So ist "Enigmatic : Calling” ein weiterer Beleg für die Qualität und das Potential welche PAGAN’S MIND auszeichnet - sollte man als Fan anspruchsvoller Powermucke, durchsetzt vont ruhigen Momenten und mit einem Tick Prog versehen, schon mal antesten.
Dave Meniketti steht hinter Y & T und die Band steht für amerikanischen Hard Rock der Extraklasse - und der Achtziger. Diese Live-Scheibe (aufgenommen in London, San Francisco und Los Angeles) stammt ursprünglich von 1985, kommt natürlich einer Best-Of-Sammlung gleich und enthält mittendrin einen (schwächeren) Studio-Song ("Summertime Girls"). Alles wie auf Vinyl. Genau wie die Tatsache, dass sich mit "Rescue Me" und "I Believe In You" zwei der schönsten (Semi)-Balladen ever eingeschlichen haben und mit "Go For The Throat" und Open Fire" zwei Hammerhits vertreten sind. Dass der Sinn dieser CD-Veranstaltung dennoch anzuzweifeln ist, liegt an der Tatsache, dass das rührige Majestic-Rock-Label keine Boni in Form von Songs, Linernotes oder sonstwas anbietet. Das ist schade, Y & T aber ist und bleibt eine der wichtigsten und besten Hard-Rock-Formationen einer vergangenen Zeit. Schön, euch mal wieder gehört zu haben…