Nachdem die Italiener STRENGTH APPROACH bereits 10 Jahre die Bühnen Europas unsicher gemacht haben, erscheint jetzt ihr erstes komplettes Album. Und das wird auch höchste Zeit, denn es wäre eine Todsünde, ihren erstklassigen Street Hardcore der Öffentlichkeit vorzuenthalten. Auf ihrem Debüt knüppeln sich die fünf Musiker durch 12 Songs, als wenn es kein Morgen gäbe. Gelegentlich wird das Gas etwas herausgenommen, wie im groovigen "The Greatest Guilt", weitaus öfter wird aber noch einer auf die Durchschnittsgeschwindigkeit draufgesetzt, wie bei den High Speed-Krachern "Lie Awake" und "See Through Your Lies". In den etwas weniger schnellen Stücken tauchen auch vereinzelt Punkrock-Riffs und kurze melodische Parts auf, die zwar keine wesentliche Rolle für die Musik spielen, aber für Vielfältigkeit sorgen. Darüber liegt der wütende Schreigesang von Shouter Alex, der dem Gesamtsound noch eine zusätzliche Portion Aggressivität verschafft. Die Produktion könnte ebenfalls kaum besser sein: Der Sound besitzt so viel Druck und Energie, dass man - wenn man die Augen schließt - glauben könnte, man sei auf einem Konzert der Band. "Sick Hearts Die Young" ist das mit Abstand beste Hardcore-Album, das ich seit langem gehört habe und sei allen Freunden von straightem, rauem Street Hardcore wärmstens empfohlen.
Eingängig, aber nicht stumpf sind die Songs der Schweden von VAGH, zuckersüß aber nicht schmalzig. "AOR" oder "Melodic Rock" wie ihn auch in Übersee niemand viel besser hinbekommt. Zu Songs wie "Coldblooded Lover" hüpfen die Silikon-Titten, zu "Sleepwalking" fliegt die schüttere Dauerwelle durch die Luft. Die unglaublich solide Rhythm-Section treibt Namensgeber Robin (Vagh) und seine Freunde an, die Gitarren liegen bisweilen ein wenig schüchtern im Hintergrund, riffen aber rockig durch Gelände. Lediglich das Keyboard kleistert ab und an ein wenig zu viel und der weibliche Gastauftritt von Madame Unbekannt bei "Alison" geht dann doch zu weit - zumal Sänger Jonas Blum über ein angenehmes Timbre verfügt. Wer poppigen Rock, rockigen Pop oder einfach nur "catchy" Songs mag, der ist hier sicherlich richtig. Professioneller Erwachsenen-Rock, der alles Trademarks eines traditionellen Genres abdeckt - von Freaks für Freaks. Hört sich irgendwie an wie eine softe Version der Pretty Maids.
Fünf gestylte Jungs bieten sich auf dem Backcover der Promo dem Auge des Betrachters dar. Fünf Typen, wie sie heute auf jeder zweiten Bühne zu sehen sind, auf der moderne Mucke geboten wird. Da kann BEECHER nur modernen HC bedeuten. Und siehe (besser: höre) da, richtig geraten! Scremo-Sänger, leicht noisige Grundeinstellung, viele irrwitzige Breaks und kein einziger Song, der konsequent durchgerockt wird. Was man mittlerweile kaum noch als originell ansieht, bieten auch BEECHER dem Hörer, wobei die Briten es schaffen, aus der Masse der Bands herauszustechen. "Breaking The Fourth Wall" hat diese ganz besondere Eingängigkeit, durch die die Scheibe bei aller Abgedrehtheit hörbar bleibt. Bei allem Wechsel von hemmungslos rockend zu noisigem Ausklang ("Dead For Weeks") bleiben BEECHER melodisch. Nicht IN FLAMES-melodisch, natürlich nicht. Eher INTERNATIONAL NOISE CONSPIRACY-melodisch. Auf eine moderne, coole Art eben. Das Album hat eine Menge abgefahrener Ideen zu bieten, die BEECHER ohne Scheu auf modernen Hardcore treffen lassen, was an manchen Stellen zu obskuren, eben noisigen,Eergebnissen führt, "Breaking The Fourth Wall" aber auch interessant wie wenig anderes macht. Wer auf CONVERGE oder - mit Abstrichen - CULT OF LUNA steht, ist bei BEECHER genau richtig. Und als kleinen Bonus gibt es noch vier Songs aus einer BBC Radio-Session, was Erinnerungen an die "Peel Sessions" erwachen lässt und BEECHER einen Nostalgiepunkt einbringt.
Einige Probleme haben die Aufnahmen und damit auch die Veröffentlichung des ersten CHRONICLE OF TYRANTS-Albums "Nemesis MMIV" verzögert. Aber wie heißt es so schön? Das Warten hat sich gelohnt - "Nemesis MMIV" ist sehr sehr cooles Death Metal-Album, das seine Wurzeln im alten melodischen Schwedentod hat und durchgehend auf hohem Niveau ballert. Die Scheibe ist eine kleine Zeitreise in die Mitte des letzten Jahrzehnts, als Death Metal und Schweden noch in einem Satz genannt werden konnten, ohne dass man an peinliche IN FLAMES-Video und zahnlose SOILWORK-Scheiben denken musste. In der Tradition alter No Fashion-Bands (gerade, was den Sound angeht) haben CHRONICLE OF TYRANTS eine melodisch-brutale Scheibe eingespielt, die neben einer erstklassigen Gitarrenarbeit vor allem durch ausgefeiltes Songwriting glänzt und sich schnell im Ohr festsetzt. A CANAROUS QUINTET haben das auf ähnliche Weie vollbracht und in letzter Zeit FRAGMENTS OF UNBECOMING. Einfach schöner Schwedentod, der bei aller Melodie-Verliebtheit nicht die Härte und Brutalität des Death Metal unter den Tisch fallen lässt und dadurch vor Abwechslung strotzt. Genauso sehen es wohl auch die Jungs um Sänger Manuel (der einen klasse Job abgeliefert hat) - und prompt kommt eine verdammt geile Schwedentodplatte raus, die man jedem Elchtodjünger bedenkenlos empfehlen kann. Wäre nur gerecht, wenn die Erfolgsgeschichte von FRAGMENTS OF UNBECOMING bei CHRONICLE OF TYRANTS eine Fortsetzung finden würde. Verdient hätten es die Jungs!
Mit Black Metal ist das ja so eine Sache. Es gibt die ultras (true as fuck) und die mainstramigeren (Bombast rules supreme). Und dann sind da noch die wirklichen Künstler, die Ästheten der Dunkelheit, die Fürsten der Bosheit - eben die Avantgarde. Dazu zählen sich wohl auch CODE, die auf Void, Ulver und Ved Buens Ende anspielen (oder sogar bei ihnen spielten). Und so haben die Jungs aus der norwegisch-britischen Union eine todtraurige BM-Scheibe mit gehörigem Doom-Anteil auf den Markt geworfen. Nicht ganz so fies wie etwa Shining, lange nicht so träge wie Funeral Doom. Der Gesang ist fies gekreischt oder pathetisch-klar - immer aber vermag die Stimme zu erklären, dass es Band und Menschheit schlecht geht. Die Gitarrenarbeit bei den acht, mindestens fünf Minuten langen Songs ist bisweilen typisch flirrend, das Drumming doppelt treibend - aber gelegentlich driften CODE sogar in den angeproggten Bereich. Trotz zumeist gemäßigter Geschwindigkeit haben die Songs ordentlich Zug am Leib, grooven sich manchmal sogar regelrecht ins Unterbewusstein des suizidal nicht abgeneigten Kunden. Die Scheibe ist sicher nicht für viele Menschen interessant, denn das Gros der Blackies zählt nun mal zu den beiden anfangs angerissenen Gruppen. Das Leben ist trostlos, der Mensch ist schlecht - gut, dass es noch Künstler gibt, die einem das so schonungslos klar machen.
Hinter dem coolen Bandtitel SCUM OF THE EARTH versteckt sich kein geringerer als Ex-Rob Zombie Gitarrist Riggs - und die Vermutung das er als Sänger, Gitarrist und Songwriter seines Solo-Debüts sich nicht all zu weit vom Sound seines Ziehvaters entfernt wird schon nach den ersten Tönen des mit harten Gitarren und Soundeffekten angereicherten Kick-Ass-Openers "I Am The Scum" klar. Nebst Riggs lässt sich auch die restliche Bandbesetzung auf "Blah... Blah... Blah... Love Songs For The New Millenium” (so der volle Albumtitel) vorzeigen, als da wären z.B. Mike Tempesta (Gitarre, Powerman 5000), John Tempesta (Schlagzeug, Rob Zombie, Helmet, Testament) und Clay Campell (Bass). Werbetechnisch sollte es im Amiland auch funktionieren: die Single "Cut Your Dead On" ist eingängig genug um auch neben Marilyn Manson Airplay in amerikanischen TV- und Radiostationen zu erhalten. Trotzdem bleiben SCUM OF THE EARTH ihrem eingeschlagenen Weg weitestgehend treu - harte Gitarren und ein höllisch stampfender Groove ("Murder Song") bereichert durch etliche Sample prägen die Soundlandschaft, ("Bloodsucking Freakshow"). Riggs & Co. lassen aber auch hin und wieder den Dampfhammer weg und es deutlich ruhiger angehen - was SCUM OF THE EARTH aber auch gut steht. Darunter das von akustischen Gitarren getragene "Little Spider" und die mit Geige und Sitar versehen Ballade "Give Up Your Ghost". Dazu kommt noch eine recht nah am Original gebliebenen Industrial-Version des Queen-Klassikers "We Will Rock You" (mit Einspielungen von Originalparts von Freddy Mercury und Brian May) - der bei SCUM OF THE EARTH allerdings unter dem Titel "Porn Star Champion" läuft - Geschmacksache das Ding. So sind SCUM OF THE EARTH alles andere als musikalischer Abschaum - sondern ein heißer Tipp für Freunde nicht allzu abgedrehter Industrialklänge. Rob Zombie Fans werden sich das Teil sowieso zulegen - wer ansonsten auf Metal industrieller Art steht, dem sollte die Scheibe ein wohlwollendes Reinhören wert sein.
Blah... Blah... Blah... Love Songs For The New Millenium
Sie sind jung, sie sehen gut aus, sie sind aus Amerika und klingen wie Schweden. Gar nicht mal die übelsten Vorraussetzungen um ein bisschen oben mit zu schwimmen. Mit der Muttermilch aufgesogen haben die Detroiter Jungs sicherlich Dinge wie SOILWORK, bleibenden Eindruck bei ihnen hinterlassen haben Keybaords die sie mit einem recht modernen und melodiösen Death Metal mischen ohne sich komplett dem modernen Neo Metal Trend zu verschließen. Screamoparts mischen sich also wie selbstverständlich mit Gefühlvollem - recht eindrucksvoll gelungen ist dies bei "In Place Of Hope", dessen cleane Parts die Fähigkeiten des Sängers unterstreichen. Schnörkellose Riffgewitter und einfache Melodien ("White Walls"), durchsetzt von einigen Breaks sind keinesfalls originell aber dennoch schön anzuhören, wenn sie sich aber allzu sehr auf das Keyboard verlassen, werden die Songs zu poppig. Ob die Musik jetzt genau darunter leidet oder ob man genau das hören möchte ist die Sache an der STILL REMAINS in meinen Ohren kranken. Denn viele Metalcorebands sind kompromissloser, die echten Schweden abwechslungsreicher und der Trend generell nicht mehr neu. Ansteckend sind die fett produzierten und am Puls der Zeit liegenden Tracks aber auf jeden Fall.
Die kanadischen Ausnahmerocker um HAREM SCAREM überraschen ihre weltweite Anhängerschar eins um andere mal damit ihren Sound ständig zu modifizieren und neue Facetten hinzuzufügen. Dies ist auch beim neuen Album "Overload" zu beobachten. HAREM SCAREM gehen nicht auf Nummer sicher und kopieren das Erfolgsrezept der letzten beiden Überfliegeralben "Weight Of The World" und "Higher" sondern bauen ihre Songs dieses mal ein wenig komplexer auf und geben den härter klingenden Gitarren mehr Raum. Die Kunst dabei: HAREM SCAREM verlieren dabei weder Melodie noch Eingängigkeit aus den Augen. Sänger Harry Hess liefert wieder einmal eine überragende Gesangesleistung ab - sein raues, ausdruckstarkes Organ verleiht den Kompositionen zugleich Power und Gefühl. Das ganze Paket bestätigt wieder einmal mehr die Ausnahmestellung welche HAREM SCAREM im melodischen Hard Rock einnehmen. Beweis dafür: der stampfende, für Fans der letzten Scheiben etwas gewöhnungsbedürftige Opener "Dagger", das sofort sich im Ohr festsetzende "Afterglow" (Fun-AOR mit klasse Gitarrenarbeit von Pete Lesperance), das modern, mit Nu-Metal-Anleihen daherkommende "Rise And Fall", der gitarrengetragen Mitsingsong "Don’t Come Easy” und der tatsächlich an Queen erinnernde Midtempotrack "All You’re Getting". Dazu kommt mit "Can’t Live Without You" wieder einmal eine nahezu überirdische Ballade - gekonnt vermeiden HAREM SCAREM jegliches abdriften ins Kitschige. An die Klasse ihrer letzten beiden Alben kommt das Quartett zwar nicht ganz ran, die Scheibe wächst aber mit jedem Durchlauf und ist zu keiner Minute langweilig. Außer Frage steht aber auch das "Overload" der Konkurrenz immer noch meilenweit voraus ist, wobei ich nochmals den herausragenden Gesang hervorheben möchte. Wieder mal eine echt anständige Pflichtlektüre für alle Hard Rock Fans - HAREM SCAREM verteidigen da ihren Thron recht souverän.
Zwischen ihr Debüt "Waiting For Something" und das für Ende 2005 geplante Folgealbum haben VANILLA SKY die vorliegende EP geschoben, wohl um die Wartezeit zu verkürzen, sicherlich aber auch, um die derzeit laufende Tour zu supporten. Zu hören gibt es Material aus der Anfangszeit der Band, u. a. bisher unveröffentlichte Demo-Songs, wie "Wastin´ All My Time" (das erste VANILLA SKY-Stück überhaupt), oder auch das Vanessa Carlton-Cover "A Thousand Miles". Für Fans der Band ist diese CD eine schöne Sache, wer aber nicht auf glattpolierten Emo-Poppunk steht, wird auf mit dem Frühwerk der Italiener nicht viel anfangen können. VANILLA SKY klingen eben genau wie alle anderen tausend überflüssigen Emo-Bands: Nichts ist auch nur ansatzweise dreckig, hart, böse oder bleibt sonstwie im Ohr hängen. Stattdessen gibt es schöne, flache Popsongs im Gitarrengewand. Das zu unterbieten gelingt ihnen nur noch mit der seichten und tödlich langweiligen Ballade "Have You Ever Seen The Rain". Der akustische Schluss-Track ist eine echte Wohltat dagegen. Wer allerdings den Fehler begeht, die CD danach weiterlaufen zu lassen, wird böse von einem Hidden Track überrascht - einem komplett ironiefreien und offensichtlich ernst gemeinten Billig-Trance-Stück (!). Wenn Ihr auf echten Rock ´n Roll steht, lasst also lieber die Finger von diesem Machwerk.
Was darf man erwarten, wenn eine der besten US Metal - Bands überhaupt eine Live - DVD auf den Markt wirft? Meiner Meinung nach mehr, als es "Live @ Dynamo Open Air" bietet. Rein musikalisch ist die DVD absolut super und wer diese Band kennt und den Gig am 5. Juni 2004 sogar gesehen hat, weiß, was ich meine. AGENT STEEL haben ihre Legende aus den 80ern perfekt ins neue Jahrtausend gerettet, was auch das noch aktuelle Studioalbum "Order Of The Illuminati" eindrucksvoll unter Beweis stellt. Und die Live - Qualitäten dieser Ausnahmeband sind sowieso über jeden Zweifel erhaben. Der Gig auf dem "Dynamo Open Air" ist absolut klasse, sowohl musikalisch, als auch optisch und transportiert den Zuschauer mitten ins Geschehen. Zwar ist die Kameraführung recht simpel, aber die eingefangene Stimmung ist so authentisch, dass man vor der Kiste automatisch mitbangt. Bruce Hall, der immer mehr wie sein kultiger Vorgänger John Cyriis klingt, macht einen tadellosen Job (sogar Growls gehören neuerdings zu seinem Repertoire!) und das "dynamische Duo" Juan Garcia und Bernie Versailles spielt seine Riffs und Soli so pfeilschnell herunter, dass man aus dem Staunen nicht mehr heraus kommt. Ein technisch solide aufgenommener, klasse Gig! Enttäuschend ist hingegen das Bonusmaterial ausgefallen, das lediglich eine nette Fotogalerie und vier in mäßiger Optik (dunkel und verschwommen) gefilmte Bonus - Videos bereithält. Die Aufnahmen dieser Extras wurden auf der "Dynamo Pre - Party" am 4. Juni 2004 und der "Bonded By Metal" - Tour als Support von EXODUS gemacht. Auf Surround - Sound wurde, wie auch auf andere Extras, komplett verzichtet. Das macht unterm Strich einen dreiviertelstündigen Gig plus vier Bonustracks plus eine Galerie und ergibt eine Gesamtspielzeit von etwa 65 Minuten. Ich habe keine Ahnung, warum man den Platz einer DVD nicht genutzt hat, noch weitere komplette Gigs des US - Fünfers mit draufzupacken, denn die Jungs haben seit ihrem Comeback nie länger als 45 - 60 Minuten pro Gig gespielt. Als Bonus zum demnächst erscheinenden neuen Album (von dem bereits der sehr aggressive Song "Wash The Planet Clean" zum Besten gegeben wird) oder als fanfreundliche Midprice - Aktion wäre diese DVD ideal gewesen, aber auf keinen Fall als Produkt zum Vollpreis. Musik: sehr gut! Ausstattung: mangelhaft!