Aus Kalifornien kommt das Power-Trio ARCHER, welches sich einer kraftvollen und klischeebefreiten Variante des Heavy Metals verschrieben hat. Wenn etwas zu gleichen Teilen „modern“ und „traditionell“ klingt, spricht man gemeinhin gerne von „zeitlos“. Genau das trifft auf den ARCHER Sound zu. Irgendwo zwischen 90er MEGADETH (deren „Tornado Of Souls“ man mitunter auch live covert), BLACK LABEL SOCIETY, WRATHCHILD AMERICA und Bands wie THUNDERHEAD und CAPRICORN hat man sich eine ganz eigene Nische gesucht und hebt sich so von allen aktuellen Strömungen ab - und das ohne auf Teufel komm raus besonders innovativ sein zu müssen. Stattdessen wird munter drauf los gerockt und man überzeugt mit straffem Songwriting und starker Gitarrenarbeit. Sänger und Gitarrist Dylan Rose meistert seine Doppelbelastung mühelos und klingt in manchen Momenten nach einem Mustaine, der auf seine alten Tage tatsächlich noch das Singen gelernt hat. Neben dem flotten Titelstück hat es mir vor allem das verspielte „World Of One“ angetan. Aber auch der Rest fällt nicht wirklich ab und so kann man ARCHER bescheinigen ein starkes Album eingetütet zu haben. Dass man mit momentanen Strömungen nicht viel am Hut hat, kann Segen und Fluch zugleich sein. Bin gespannt, ob ARCHER ihren Status werden ausbauen können. Jedenfalls haben sie das Album sowohl mit ANNIHILATOR als auch mit DORO betourt. Wollen wir hoffen, dass sich das für ARCHER gelohnt hat.
BLESSTHEFALL haben für "To Those Left Behind" wieder Joey Sturgis als Produzent ins Boot geholt - ein guter Schritt, denn mit ihm zusammen wurde ja schon "Hollow Bodies" zum Durchbruchsalbum der Band. Der Albumauftakt mit "Decayer" macht klar, dass BLESSTHEFALL keine großen Veränderungen versuchen, sondern ihren Sound verfeinern wollen. Im Grunde ein typischer Metacore-Song, überzeugt "Decayer" mit knackigen, bearbeiteten Riffs und einem starken Gesang. Könnte schlechter laufen. In den folgenden gut 40 Minuten wird klar, dass "Hollow Bodies" beim Schreiben der Songs für "To Those Left Behind" Pate stand: "Walk On Water", das energische "Up In Flames" und das eingängige "Keep What We Love And Burn The Rest" hätten auch auf dem Vorgängeralbum stehen können. Und sind allesamt gute Metalcore-Songs. Wenn sich BLESSTHEFALL an Experimente wagen, ist das Egebnis nicht immer überzeugen, wie beim zu sehr auf Pop-Appeal getrimmten "Dead Air" oder das nicht vollständig gelungene "Condition // Comatose". Wenn sich die Amis auf knackige, modern klingende Songs konzentrieren, ist das Ergebnis besser, wie im Falle des Titelsongs oder des gut nach vorne gehenden "Against The Waves".
Am Ende überzeug das Ergebnis, auch wenn Shouter Beau nicht immer überzeugen kann und gerade in clean gesungenen Parts öfter mal daneben liegt. Die Songauswahl stimmt, die Riffs gehen gut ins Ohr und die Mischung aus Melodie und Heftigkeit passt. Dazu kommen die vielen Effekte, die den BLESSTHEFALL-Sound mittlerweile ausmachen und die Konzentration auf eingängige Parts. Manchmal übertreiben es die Jungs mit den elektronischen Effekten und rutschen zu sehr in harmlosen Pop ab, aber das wird durch den nächsten knackigen Part wieder wettgemacht. "Hollow Bodies" hat mit "To Those Left Behind" einen würdigen Nachfolger gefunden. Wer mit dem Vorgänger nichts anfangen konnte, wird mit der neuen Scheibe nicht warm werden, das ist die Kehrseite des Ganzen.
Nach dem zweiten Album folgt folgerichtig die zweite Live-DVD – wenn man das so haben will. Die Prog-Star-Truppe FLYING COLORS begab sich dafür ins schweizerische Basel und scheute dabei keinen Aufwand um sich ins rechte Licht zu rücken. Mit 24 Kameras war man am Start, der Aufwand für das Mastering wurde ähnlich dem eines Kinofilms durchgeführt. Beim 5.1. Klang kann man zwischen „best place“ und „Mischpult“ wählen. Ein „Front Row Mix“ gibt es auch noch. Soundmäßig ist das 1A – leider hält die Bildführung und deren Bearbeitung trotz allen Aufwandes da nicht ganz mit. Mir ist das Ganze etwas zu unruhig geraten, ein paar Effekte weniger hätten es wohl auch getan. Egal – entscheidend ist auf dem Platz, ähhh – auf der Bühne.
Und da zeigt „Second Flight Live At The Z7“ dass die FLYING COLORS mit ihrem anspruchsvollen, aber doch eingängig und nachvollziehbaren Prog-Rock es einfach können. Denn um zu beweisen das Gitarrist Steve Morse, Bassist Dave LaRue, Keyboarder Neal Morse sowie Schlagzeuger Mike Portnoy zu den jeweiligen Besten ihres Faches gehören, hätte man dieses Ton- und Bild-Dokument nicht zwingend benötigt. Aber zusammen mit ihrem Sänger Casey McPherson liefert „Second Flight Live At The Z7“ sichtbar live und mit Spielfreude einen Auftritt ab, der beweist, dass aus dem Projekt „Flying Colors“ durchaus eine Band wurde – und dass man neben der ja zu erwartenden technischen Finesse der Protagonisten auch Rock-Atmosphäre zu bieten hat. Das Songs wie die „Mitgehnummern“ „Bombs Away“ „Kayla“ und „Shoulda Coulda Woulda“ (allesamt gleich als Stimmungsmacher zum Start des Set platziert) funktionieren wusste man ja, auch das überragende „The Storm“ lässt gleich zu Beginn Gänsehautstimmung aufkommen, aber auch ruhigeres wie „The Fury Of My Love” hält hier live festgehalten was die Studiotakes versprechen. Und wenn man ohne Langeweile zu erzeugen drei Songs live über 12 Minuten spannend hält, dann gehört man eh‘ zu den Genregrößen. Wobei mich hier live vor allem das als Highlight gegen Ende des Sets platzierte „Cosmic Symphony“ mitreißt.
Das darüber hinaus auch noch die Aufmachung des Ganzen wertig ist (2-CD, Blu-Ray – hier gibt es auch noch die 4 Videos der Band, usw.) macht es nur noch endgültig rund und zu einem gelungen Vorweihnachtspräsent für die Fanschar.
Tracklist 3LP & 2CD
01. Overture 01:28
02 Open Up Your Eyes 12:16
03. Bombs Away 04:58
04. Kayla 05:20
05. Shoulda Coulda Woulda 05:18
06. The Fury Of My Love 05:34
07. A Place In Your World 06:06
08. Forever In A Daze 04:22
09. One Love Forever 07:21
10. Colder Months 03:49
11. Peaceful Harbor 06:43
12. The Storm 05:09
13. Cosmic Symphony 12:35
14. Mask Machine 07:03
15. Infinite Fire 12:47
16. Peaceful Harbor (Orchestral Version) 03:23 (Bonus track 3LP and digital only)
THE GRIM ist die Kopfgeburt von Komponist und Sänger Carl Lofvenhamn. Zusammen mit der Sängerin Maria Storck hat der ausgebildete klassische Komponist seine Version des „Cinematic Metal Purified“ nun in Silikon pressen lassen. Das angeblich Revolutionäre dieses Projekts ist die Tatsache, dass hier nicht Metal Songs mit einem klassischen Score angereichert werden, sondern ein klassischer Score mit metallenen Versatzstücken. Selbige kann man allerdings mit der Lupe suchen. Denn die „Nichtklassik-Anteile“ sind mitnichten metallisch, sondern kommen eher aus dem artifiziellen Gothic und Industrial Bereich. Und damit klingt das Ganze eher nach „Matrix-Soundtrack“, denn nach symphonischen Metal. Abgesehen davon, dass das nicht wirklich meine Baustelle ist, vermisse ich auch die Stringenz in den einzelnen Tracks. Vieles klingt nach Stückwerk und akustischem Flickenteppich. Der klinische Gesamtsound (sowohl für die klassischen als auch die rockigen Komponenten) macht das Ganze nicht wirklich besser. Die russischen KAIRA, welche eine ähnliche Nische besetzen, haben das auch schon überzeugender gebracht. Laut Amazon-Info richtet man sich an Fans von AVANTASIA, THERION, WITHIN TEMPTATION & THEATER OF TRAGEDY, was ich wiederum nur sehr bedingt nachvollziehen kann. Um das Ganze abzuschließen: Ich kann dem wirren Mix aus Plastiksoundklassik, bisschen Metalgitarre und Percussionsamples recht wenig abgewinnen und der Flüstergesang des Meisters haut mich auch nicht gerade aus den Socken. Bin gespannt, wem das wirklich gefallen soll.
Nach drei Jahren, zwei EP's ("Necrotic Monuments"(2012) und "Labyrinth Of Carrion Breeze" (2014), einer Split mit LOSS in 2014 und einer glorreichen Compilation namens "Gloom Immemorial" (2014) bringen HOODED MENACE nun passend zur Halloween-Saison mit "Darkness Drips Forth" ihr viertes Album heraus. Der Stil der Finnen beläuft sich dabei wieder auf der Schnittstelle von Death und Doom Metal. Düstere Riffs und die typische, doomige Langsamkeit werden hier mit teils doch recht technischem Gitarrenspiel und melodiösen Parts zu einem finsteren Etwas, dem Lasse Pyykkö mit tiefster Grabesstimme Ausdruck verleiht.
Die Songanzahl wurde hier verglichen mit den letztenVeröffentlichungen halbiert - dementsprechend länger fallen die einzelnen Stücke aus. Es ist scho sehr zäh, doomig und düster, was HOODED MENACE machen, so dass der Death Metal Anteil (trotz teilweise kriechender Langsamkeit) hier noch einmal betont werden sollte. Wer auf Bands wie ASPHYX und WINTER steht macht hier aber absolut nichts verkehrt.
Das neue WALTER TROUT-Album hat bei mir jetzt schon einige Runden im Player hinter sich. Und ich kann es drehen und wenden wie ich will, das Teil macht mir mehr Spaß als die letzten Veröffentlichungen des von mir hochgeschätzten JOE BONAMASSA. Denn auf Album zwei nach seiner überstandenen, lebensbedrohenden Krankheit rockt Mr. Trout den Blues sowas von Überzeugend – lebensbejahend und trotz der „Schlachtnarben“ den Blick nach vorn gerichtet, hat „Battle Scars“ viel von den guten alten ZZ TOP. Der Opener „Almost Gone“ oder „Playin` Hideaway“ hätten auf jeder guten 70er-Classic Rock Platte einen ehrwürdigen Platz gefunden; ja, die ganze Atmosphäre hat was von Southern Rock („Omaha“). Auch die beiden Balladen „Please Take Me Home" und „Gonna Live Again" kommen absolut kitschfrei und lassen tief in die Seele des Protagonisten blicken. WALTER TROUT vertont hier seine Geschichte – und was soll man da noch schreiben – reinhören muss man – denn „Battle Scars“ erzählt emotional und rockt auf angenehm positive Weise. An WALTER TROUT in dieser Form kommt man von Blues bis Classic Rock zur Zeit gar nicht vorbei.
WATCH OUT STAMPEDE haben sich nach dem Release ihres Debütalbums "Reaper" bei zahlreichen Shows die Finger wund gespielt und parallel im Proberaum die Songs für ihr Zweitwerk "Tides" geschrieben. Jetzt besteht die Gefahr, dass sich eine Band irgendwo verzettelt, wenn sie sich selbst unter (Zeit)Druck setzt. WATCH OUT STAMPEDE ist das nicht passiert, das macht schon der erste Durchlauf der neuen Platte klar. Die elf Songs kommen auf den Punkt, sind saueingängig und kommen dank der differenzierten Produktion druckvoll aus den Boxen.
Auffällig ist die stärkere Betonung des Klargesang ("Twenty Drinks"), der viele Songs trägt, auch wenn stellenweise zu sehr im Vordergrund ist und die Growls nicht zur Geltung kommen lässt. Wenn der aggressiven Stimme der nötige Raum gegeben wird, legen die Bremer noch einen Zacken zu und werden richtig aggressiv ("Ironhide"). Druck machen sie durchgängig, auch wenn die Rhythmusfraktion nicht zu viel variiert und sich auch hier das Problem stellt, dass die Leadgitarre ins Hintertreffen kommt. Im Grunde ist das aber Jammern auf hohem Niveau, denn "Tides" ist zum bereits guten "Reaper" eine ordentliche Steigerung. Hier hat eine Band hart an sich gearbeitet und als Ergebnis elf eingängige und gute Metalcore-Songs auf Platte bannen können. Songs, die vor Energie nur so sprühen; Songs, die live Spaß machen werden; Songs, auf die WATCH OUT STAMPEDE stolz sein können!
Thrash Metal mit einer Frau am Mikro bieten BLIKSEM, die mit "Gruesome Masterpiece" ihr zweites Album am Start haben. Vergleiche mit den ähnlichen gelagerten CRIPPER ließen sich leicht ziehen, läge das Augen- und Ohrenmerk nur auf der Stimme.
Aber BLIKSEM bieten in ihren zehn Songs facettenreichen, intelligent gespielten Metal - vom nach vorne gehendem Thrash Metal-Stück "Crawling In The Dirt" bis zur quas-Ballade "Mistress Of The Damned" reicht das Repertoire der Band. Natürlich steht Sängerin Peggy mit ihrer kräftigen Stimme oft im Mittelpunkt, ohne dass sie ihren Kollegen die Show stiehlt. "Gruesome Masterpiece" ist so keine One-Woman-Show, sondern das Produkt gemeinschaftlicher Arbeit einer Band. Einer Band, der die Liebe zum klassischen Metal anzumerken ist und die immer wieder METALLICA- und MEGADETH-Anleihen in ihren Sound einfließen lässt, ergänzt um klassischen Thrash Metal. Das Ergebnis ist eine rundum gelungenen Metalscheibe, die sich zwischen Thrash-Scheiben genau so gut macht wie neben THE SWORD oder den ersten BARONESS.
“Sturm und Klang” lautet der vielversprechende Titel des jüngsten Werks von VOGELFREY und mit “Sturmgesang” beginnt es standesgemäß mit vorwärtstreibenden Gitarren und eingängiger Violinenmelodie darüber; das Intro würde auch durchaus als Soundtrack eines Streifens über Piraterie oder die Vorzüge der Seefahrt taugen. „Tandaradei!“ dagegen schwankt zwischen zunehmend ernsthafter werdendem Text und Heitatei-Spaß-Klang und „Hörner Hoch“, „Strohfeuer“ und „Alkoholverbot“ wiederum kredenzen dann ziemlich genau das, was man von Mittelalter-Rock erwarten würde, wenn die Erwartungshaltung niedrig und eher von metgetränkten Klischees geprägt ist. Das düstere, harte „Abschaum“ macht da schon deutlich mehr her, klingt weniger aufdringlich und geht dennoch ins Ohr. „Gold“ beschwört Piratenromantik, mit „Nachtgesang“ haben die Herren auch eine mit schöner Melodie versehene Ballade am Start, auch wenn man die Anstrengung, welche die tiefen Töne Sänger Jannik kosten, deutlich hören kann. Bei „Der Chirurg“ wird es noch eine Spur dunkler und härter, die Mittelalter-Elemente sind hier auf das nötigste beschränkt, auch „Apocalypsis“ hat stark Metal-Schlagseite. Ähnliches gilt für „Bluthochzeit“, bei dem zu düsterer Grundstimmung möglichst brutal drauflos geknüppelt wird. Alles in allem wirkt „Sturm und Klang“ etwas unentschlossen, mit fröhlich-plattem Klischee-Mittelalter-Rock a lá "Hörner Hoch" auf der einen und harten Metal-Klängen auf der anderen Seite. Fazit: kein Meilenstein, aber für partyfreudige Genrefans kann es sich durchaus lohnen, ein Ohr zu riskieren.
Betrachtet man das Artwork von “Freakshow”, so fühlt man sich zunächst ein klein wenig an die Kollegen von SALTATIO MORTIS erinnert, deren jüngste Veröffentlichung „Zirkus Zeitgeist“ optisch eine ähnliche Richtung einschlägt. HARPYIE kommen allerdings noch eine ganze Ecke düsterer und härter daher, wie man recht bald feststellt. Angenehm fällt zudem auf, dass Sänger Aello die Windbühne seit dem letzten Album deutlich an seinem Gesang gearbeitet hat und auch das Gespür für Melodien um Längen besser geworden ist. Der Titeltrack und Opener des Konzeptalbums geht druckvoll und doch eingängig zu Werke, Dudelsäcke und fette Gitarrenwände ergänzen sich bestens und der Sprechgesang in der Strophe erinnert stellenweise in klein wenig an Teufel von TANZWUT. Dass es sich dabei nicht um einen musikalischen Ausreißer handelt, macht das nachfolgende, ebenfalls schnell ins Ohr gehende „Monster“ klar. Das Intro von „Dunkle Wissenschaft“ würde auch ohne weiteres auf ein Gothic-Album passen, „Tanz Auf Meinen Grab“ weist eine kuriose, aber bestens funktionierende Mischung aus fast schon radiotauglichem Refrain und fettem Metal-Geknüppel auf. „Goblin“ dagegen verzichtet darauf, das komplette Metal-Brett aufzufahren, kommt aber dennoch flott daher. Fazit: HARPYIE haben mit „Freakshow“ einen großen Sprung nach vorne gemacht und sind auf dem besten Wege, sich eine eigene kleine Nische zu schaffen.