DORO schafft mit ihrer aktuellen Langrille "Warrior Soul" etwas, was ihr viele (inkl. meiner Wenigkeit) so nicht mehr (ganz) zugetraut haben, nämlich ein gutklassiges traditionelles Heavy Metal Album abzuliefern Punkt. Mit einer super Mischung aus schnelleren Abgehnummern sowie diesmal etwas weniger stark gestreuten Balladen wirkt die CD äußerst kurzweilig. Und Frau Pesch bestätigt hierbei zur Abwechslung auch mal wieder auf CD, dass sie zweifelfrei Deutschlands Rock-Metal Lady Nummer eins ist. Auf ihren Livekonzerten traf dieser "Anspruch" (obwohl Doro selbst viel zu bescheiden ist, darauf abzuheben) in den letzten Jahren zwar immer noch zu aber die letzten Alben (von der klasse Orchestergeschichte mal abgesehen) konnten nicht immer diese Kompaktheit sowie den härteren Charakter der Düsseldorferin mit ihrer Band auf der Bühne widerspiegeln. Auch auf "Warrior Soul" gibt es wieder diese typischen etwas leicht pathetischen anmutenden Texte über Liebe, Zusammengehörigkeitsgefühl, Familie, Freunde in etwa thematisch dass deutsche Gegenstück zu MANOWAR. Aber davon mal abgesehen muß diesmal das Songwriting als äußerst gelungen bezeichnet werden (bis auf dass etwas halbgare "Ungebrochen"), denn Ausfälle gibt es tatsächlich keine zu vermelden. Wie schon angedeutet die langsamen Tracks halten sich in Grenzen und selbst eine relativ kitschige Nummer wie "In Liebe und Freundschaft" (übrigends der beste deutschsprachige Song seit "Für immer") kann überzeugen und man kauft in Doro inhaltlich sogar voll ab. Für alle Fans, die ihr seit über zwanzig Jahren egal ob Solo oder seit WARLOCK die Treue gehalten gehaben (trotz der etwas schwächeren Werke in den 90’ern inklusive Experimentierfehlschläge) werden begeistert sein. Vor allem hat man hier das gute Gefühl, eine richtig zusammengehörige Band zu hören, der Sound ist wunderbar erdig, die Gitarrenarbeit von Joe Taylor mit vielen schönen Solis ist klasse geworden, alles wirkt kraftvoll-kompakt und (nicht wie früher) zu stark um DORO herumkonstruiert. Für mich bietet "Warrior Soul" tatsächlich das beste Material seit "Triumph & Agony" und "Force Majeure", passend dazu wurde natürlich auch dass Cover im obligatorischen Stil wieder von Geoffrey Gillespie gestaltet, einfach klasse. Mit unheimlich viel Power singt sich DORO dank ihrer charakteristischen Stimme durch die 12 urchwüchsigen Rockhymnen mit viel 80’er Jahre Flair meiner Promo CD (die Ein-und Ausblenderei bei 10 Songs ist zwar nicht so störend aber na ja wegen der bösen Raubkopierer muß dies wohl so sein). Egal ob typischen Balladen "Heaven I See" bzw. Above The Ashes" oder auch der atmosphärisch-epische Stampfer "Warrior Soul" - musikalisch alle paßt wunderbar zusammen. Denn die stilistischen Gegenstücke bilden solche Krachernummern wie "Hauntet Heart" "You’re My Family", "Thunderspell", "Creep Into My Brain" oder mein persönliches Highlight "My Majesty" - es wird ordentlich Tempo gemacht und das Gaspedal voll durchgetreten mit viele geilen Melodien. Klar, hier handelt es sich um Retro oder auch Oldschool pur aber dies tut dem Spaßfaktor keinerlei Abbruch. DORO hat sich hier wieder mal als wahres Stehauffrauchen bewiesen und es allen gezeigt.
Und munter weiter geht´s mit der Veröffentlichungsflut aus dem rührigen Hause LANA LANE. Nach der erst in 2004 erschienen DVD "Storybook - Tales From Europa And Japan" auf der 20 Songs von verschiedenen Konzerten der Symphonic Queen Of (Prog) Metal aus den Phasen zwischen 1998 und 2003 zusammengestellt waren, gibt es jetzt schon wieder neues Material. Diesmal wird ein Mitschnitt des Jubiläumgigs präsentiert, der anlässlich des 10-jährigen Bestehens mit einem Konzert der "Lana Lane 10th Anniversary Tour" am 30. Juni 2005 in Tokyo aufgenommen wurde, also dort wo die US-Proglady bekanntlich ihre fanatischsten Anhänger besitzt (die hier allerdings selten wirklich zu hören sind). Da sich die Überschneidungen in der Setlist im Vergleich zu erstgenannter DVD mehr als einigermaßen in Grenzen halten und die 19 Tracks einen recht repräsentativen Querschnitt (insbesondere für Neueinsteiger) durch alle LANA LANE Alben bieten, sollte man hier nicht so unbedingt von Geldmacherei sprechen. Einige Tracks wurden gar erstmals überhaupt mal live gespielt. Da die Aufnahmen allesamt von einem einzigen Konzert stammen vermittelt diese DVD auch einen wesentlich kompakteren Eindruck als das doch arge zusammengebastelt wirkende "Storybook". Apropos "live" der Sound ist stellenweise so klar bzw. ohne jegliche Nebengeräusche, selbst Überlagerungen bei den einzelnen Instrumenten sucht man absolut vergebens. Da wurde garantiert ein Großteil der Aufnahmen von Ehemann und Tastenguru Eric Norlander noch mal intensiv "nachbearbeitet" und auf Hochglanz poliert, insbesondere die Keys stehen (natürlich) immer stets im rechten (Hör)Bild. Die Band wirkt insgesamt gut eingespielt und homogen, LANA LANE liefert mit ihrem begnadeten Organ natürlich die erwartete starke Gesangsleistung ab, wobei sie aber an ihrer etwas starren Bühnenperformance (trotz viel pathetischen Tucheinsatzes) schon noch etwas arbeiten könnte. Dennoch steht Lana mit dieser gestandenen sowie exquisiten Band im Rücken nach wie vor als Synonym für bombastischen Symphonic Rock der Extraklasse - mit der Betonung auf viel Melodie sowie getragenen und einfühlsamen Momente kann man sich dem Charme dieser Musik nur schwerlich entziehen. Die Aufnahmen sind überwiegend recht dunkel gehalten, in vielen tiefblauen Farbtönen, manchmal vielleicht etwas zu rauchig aber die Bildqualität geht trotzdem in Ordnung. Neben der DVD gibt es außerdem noch ein Audio-CD als Draufgabe, hier sind aus Kapazitätsgründen die ersten beiden Nummern "Astrology Prelude" sowie "Secrets Of Astrology" nicht dabei.
Komplettiert wird die Scheibe (4:3-Bild, Sound in 2.0 und 5.1 Stereo) durch ein rund halbstündiges recht unterhaltsames Video-Tourdiary mit Soundchecks, Konzertaufnahmen u.a. aus Deutschland sowie interessanten Bilder vom Tourleben, die sowohl Lana als auch ihre Begleiter als äußerst sympathische Zeitgenossen zeigen. Als passender Schlusspunkt ist dann noch ein Livekonzertausschnitt "Someone To Believe" vom Sweden Rock Festival 2005 dabei - schöne DVD.
Wo der klangvolle Name JOE LYNN TURNER auf einem Album mit drauf steht, kann man als Fan von ordentlicher Hardrock Mucke eigentlich nicht viel verkehrt machen. Dieser Mann mit seinem erdig-kraftvollen Organ bürgt für hohe Sangesqualität - alleine schon die recht eindrucksvolle Vita des ehemalige DEEP PURLE sowie RAINBOW Vocalisten spricht für sich, denn außer bei diesen Kultbands war er neben seinen regelmäßigen Soloalben u.a. bei HTP, YNGWIE MALMSTEEN sowie zahllosen Projekten als Gast(Star) involviert. Diese Stimme holt man sich einfach gerne dazu, wenn es gilt, ein zeitloses Stück Musik mit einem exzellenten Fronter zu veredeln. Dies dachte sich wohl auch der japanische Gitarrenhexer Akira KAJIYAMA und holte sich Turner flugs für die Aufnahmen dess hier vorliegenden "Fire Without A Flame". Die CD wurde in Japan schon letztes Jahr veröffentlicht. Die Beiden kannten sich schon länger und hatten schon früher u.a. auf einigen Turner Solowerken wie z.B. "Under Cover 2" von 1999 erfolgreich zusammengearbeitet. Bei diesem nun ersten gemeinsamen Projekt hat der fleißige Nipponjünger sämtliche Instrumente selbst eingespielt, die Produktion übernommen und natürlich auch dass ein oder andere prägnante klassische Gitarrensolo beigesteuert. Ansonsten gibt es leicht blusigen Hardrock über 11 Tracks hinweg verteilt, die ganz großen Hits sucht man eher vergeblich, das Songwriting ist zwar so schlecht nicht - viele Songs fangen auch gut an ("Carnival Of Souls") aber es fehlt dann oft der letzte Kick, die mitreißende Hook. Außerdem hört sich einfach vieles ziemlich ähnlich an ("End Of The Line" oder "Slow Burn"). Selbst Turners 30-jährige Erfahrung rettet nicht über den (bei mir) hängenbleibenden Eindruck hinweg, dass hier ein paar mittelmäßige Songs zuviel auf der CD gelandet sind. Die positiven Außnahmen bilden dass schnell abgehende "Looking For Trouble" sowie das mit urigen Hammonds unterlegte "License To Kill" mit seine extatischen Gitarren. Außerdem überzeugt die sehr gelungene über sechsminütige Ballade "Heart Against Heart", hier zeigt sich wiederum schon ein großes Potential von Kajiyama auch mal Songs mit Gefühl und Atmosphäre schreiben zu können, es paßt alles zusammen, allein dies kommt etwas zu selten vor, als dass dieses zwar solide Album auf Dauer fesseln könnte. Alte PURPLE Fans dürften ob des ein oder anderen Schmankerls in Verzückung geraten, der Rest hört lieber mal Probe.
Der Labelchef der italienischen Melodic-Rock Experten FRONTIERS hat sich in der Vergangenheit ja schon häufiger als wahrer Exhumierungsfetischist insbesondere von 80er Jahre Kultbands geoutet. Und auch diesmal ist er wieder fündig geworden - SURVIVOR feiern nach fast 18 Jahren mit "Reach" ihr offizielles Comeback. An das letzte reguläre Album "Too Hot To Sleep” von 1988 kann ich mich noch ziemlich gut erinnern (damals noch auf Vinyl von MI-Kollege Hardy ausgeliehen) mit einer leichten Neuausrichtung wollten sich die Jungs etwas mehr in die Heavyschiene entwickeln aber der kommerzielle Erfolg blieb trotz einer guten Platte leider aus und danach kam nicht mehr allzu viel. Es gab diverse Streitigkeiten (u.a. um die Rechte des Bandnamen) so dass dann 1999 unter der Firmierung JIMI JAMISON´S SURVIVOR lediglich eine eher mittelmäßige Baywatch Strandbeschallung Namens "I´m Always Here" heraussprang.
Heutzutage sind Frankie Sullivan (Guit.) und Frontman Jimi Jamison wieder versöhnt, Drummer Marc Droubay vom letzten Original Line-up ist wieder dabei ansonsten komplettieren Keyboarder Chris Grove sowie Barry Dunaway (Ex-DOKKEN, MALMSTEEN) am Bass die Band. Der ehemalige Mitsongwriter sowie Keyboarder Jim Peterik (jetzt u. a. PRIDE OF LIONS) ist leider nicht mehr dabei, hat aber gerade ebenfalls ein Solowerk am Start. Im direkten Vergleich schneiden SURVIVOR mit "Reach" doch deutlich besser ab, da die CD viel rockiger rüberkommt mit schönen altmodischen Gitarren, die immer im Vordergrund stehen, der Tastenanteil spielt hier eine nur untergeordnete Rolle. Wer nun so bekannte Kracher wie "High On You", "I Can´t Hold Back" oder die Boxerhymnen wie "Eye Of The Tiger” sowie "Burning Heart” erwartet, sollte sich lieber etwas weniger enthusiastisch zeigen. Denn SURVIVOR bieten zwar immer noch soldien 80er Hardrock mit popigen Melodien aber was die großen Hits angeht, werden hier deutlich kleinere Brötchen gebacken. Die prägnanten Vocals von Jamison bilden nachwievor den typischen Sound der Band aus Chicago, der Mann singt einfach immer noch klasse. Warum man aber Gitarrist Sullivan mit seinem eher dünnen Stimmchen gleich zwei Songs "Nevertheless" (eher schwach) und "Talkin´ Bout Love" (würde mit Jamison deutlich besser klingen) hat einträllern lassen, wird wohl immer ein Geheimniss bleiben. Gleich die beiden Einstiegssongs "Reach" und "Fire Makes Steel" zeigen die Band in guter Form wie in alten Tagen ausgiebiger Pathos, große Refrains und viel Dynamik prägen die meisten Songs. Aber warum müssen bei 12 Nummern so viele größtenteils langweilige Balladen (5 !!) dabei sein "One More Chance" hält dabei noch am ehesten die Klasse von Megaballaden wie "The Search Is Over". Aber "Home" und "The Rhythm Of Your Heart" sind leider glatte Totalausfälle. Angeblich soll aus diesem Werk auch wieder ein Titelsong für die hundertzwanzigste ROCKY Fortsetzung "Balboa’s letzter Fight im Alterstift" kommen, die Frage ist nur, welcher Titel dass ein soll (angeblich "Fire Makes Steel"), denn einen richtigen Knaller gibt es eher nicht oder vielleicht doch - naja "Gimmie The World" ist schon etwas herausragend.
Für mich ist "Reach" insgesamt trotzdem ein größtenteils eher mittelmäßiges Album, bei der Hälfte der Songs kann man aber von einem soliden Comeback sprechen mit den erwähnten Abstrichen. An die guten alten Zeiten mit so starken Alben wie "Vital Signs", "When Seconds Count" oder "Caught In The Game" kommen SURVIVOR leider nicht mehr (ganz) heran - dem nach neuem Material dürstenden Retro sowie Classic Rock Fans wird dieses gut produzierte AOR Album wahrscheinlich trotzdem gefallen.
Neues Label im Rücken, neuer Mann am Mikrofon und doch irgendwie alles beim Alten bei SOIL. Blind verköstigt fällt einem der Wechsel des Sängers erstmal nicht wirklich auf. Der Sound seines Organs weist ähnliche Trademarks auf wie einst das seines Vorgängers: Im rockenden Bereich leicht dreckig und wenn es härter wird etwas gepresst als wolle er die letzte Kraft nicht rauslassen. Doch SOIL hatten schon immer genau ein Problem und sie haben es noch immer. Man kennt ihre Songs schon vor dem ersten Hören. Was auf den vergangenen Alben mit solch coolen Stücken wie "Halo" zu einem Hit reichte, findet sich auf "True Self" aber leider nicht. "Fight For Life" eröffnet mit über dem Plattendurchschnitt liegender Härte, denn die meiste Zeit rocken SOIL zwar recht solide, trauen sich aber nicht den Bogen etwas mehr zu spannen. Die Melodien von "The Last Chance" oder dem Titeltrack "True Self" gehen ins Ohr, mit New Metal kokettierende Songparts auf der einen und fast radiotaugliche Passagen auf der anderen Seite sind durchweg gut hörbar. Aber es fehlt der Schritt weiter, es fehlt zumindest der Versuch nach etwas Eigenem zu klingen. Mehr Songs vom Schlage "Forever Dead" (mit FEAR FACTORYs Burton C. Burton) oder "Until Its Over" (schöne Entwicklungen in den Drums) hätten ihnen gut getan. Gutmütiges Kopfnicken fordern sie bei noch "Threw It Away" dessen Gitarrenpart am Ende die Metalheads der Band durchscheinen lässt. Aber schon bei der balladesken New Rock Nummer "Let Go" zeigen sie sich als eine erstaunlich gesichtslose Band, der man sicher keine mangelnde Fähigkeiten nachsagen kann, wohl aber eine mangelnde Identität. GODSMACK sind origineller und DISTURBED zwar ähnlich vorhersehbar aber mit mehr Hitpotential versehen. Und so bleibt SOIL im Handschuhfach liegen wenn die anderen Bands zur Sonnenbrille rotieren.
Die ASIA-Formation der zuletzt bestehenden DOWNES/PAYNE Ära ist mittlerweile seit Januar auch schon Geschichte u.a tatkräftig dazu beigetragen haben dürfte sicherlich die recht erfolgreiche 2005’er Reunion aus den Anfangstagen zwischen Bassist/Sänger John Wetton und Keyboarder Geoffrey Downes. Mit ihrem insgesamt soliden "ICON"-Werk haben sich die Beiden als immer noch als schlagkräftiges Songwriter-Duo zurückgemeldet. Derzeit gibt es sogar ernsthafte Überlegungen eventuell zum Jubiläum das Original Line-up mit Carl PALMER sowie Steve HOWE zu reaktivieren.
Jetzt legen WETTON/DOWNES wieder etwas "neues" vor und zwar eine DVD sowie CD mit dem Titel "Icon Acoustic TV Broadcast" wobei die Beiden im Rahmen einer TV-Ausstrahlung einzig unterstützt durch ELO´s Hugh McDowell am Cello sieben alte ASIA-Klassiker sowie fünf brandneue Songs von "Icon" rein akustisch performen. Die DVD-Aufnahme in einem TV-Studio ganz ohne Publikum kommt doch reichlich unspektakulär rüber und birgt mit diesem etwas zu sauberen Hochglanzambiente im kalten Stil eines Sonnenstudios nur wenig erbauliches für´s Auge. Musikalisch hingegen gibt es garnichts zu mäkeln, vor allem John Wetton singt äußerst emotional wie zu seinen besten Zeiten, trifft auch die ganz hohen Töne ausnahmslos, allein die fetten und absolut perfekten Backings bzw. Chöre nehme ich den beiden Herren live so nicht ab, die sind einfach zu gut, da wurde hinterher sicher einiges noch aufgemotzt. Sei’s drum die Titelauswahl ist absolut gelungen (DVD & CD unterscheiden sich nur um "There In Your Bed" welches live nicht gespielt wurde, ehrlich gesagt diesen schwachen Song hätte man sich lieber schenken sollen!) die meisten Stücke wurden deutlich umarrangiert, Downes spielt ein einfühlsam sowie beseelt klingendes Klavier und auch das Cello kann durchaus als stilistischer Zugewinn gesehen werden. Wie gesagt, rein optisch bieten die Herren nicht gerade viel Sehenswertes, sind hochkonzentriert auf ihre Instrumente ohne großen Schnickschnack - hier werden wohl nur höchsten eingefleischte Fans auf ihre Kosten kommen. Alle anderen Classic Rock sowie AOR Freunde sind mit der CD bestens bedient - alle zum Teil an die 25 Jahre alten Hits wie u.a. das unvermeidliche "Heat Of The Moment" (kommt spitzenmäßig rüber), "The Smile Has Left Your Eyes" oder "Voice Of America" haben in diesen etwas weniger bombastischen Versionen nichts von ihrer Faszinität eingebüßt. Wetton/downs schaffen es durch einen mit viel Liebe für ergreifende Harmonien sowie trotzdem noch mit genügend Dynamik & Frische ausgestatteten Vortrag mühelos den Brückenschlag aus 80ern bis heute. Auch die neueren Songs wie "God Walks With Us", "Meet Me At Midnight" oder "In The End" sorgen für viel Gänsehautatmosphäre, können ebenfalls unplugged bestehen und schaffen so eine perfekte Verbindung zwischen alt und neu.
Ansonsten bietet die DVD noch eine recht unverkrampfte Behind the Scenes Aufnahmen, ein recht gelungenes Interviews (leider ohne Untertitel!), sowie eine ziemlich unspektakuläre Fotogalerie. Das Comeback wurde trotzdem souverän bestätigt - jetzt warten wir mal ab und hoffen vielleicht sogar auf eine Original-Reunion mit Tour durch Europa (träumen wird man wohl noch dürfen!).
"Grünspanmucke" mag in gewissen Kreisen des Hamburger Nachtlebens durchaus ein geflügeltes Wort sein. Und um diese Musik zu Hören geht man natürlich in ebendiesen Club in einer Seitenstraße der berühmten Reeperbahn, in den Club in dem auch die "Hörsturz" Parties zu Hause. Wer auf "Grünspanmucke" steht, für den ist die mittlerweile sechste "Hörsturz" Compilation die perfekte Musik zur Einstimmung ins Wochenende. Es ist die Mischung, die dafür sorgt ob man den "Hörsturz" liebt oder hasst. Nicht jeder kann zu den HIVES tanzen um Minuten später bei CALIBAN zu rocken um dann seine Gedanken bei TOMTE zu ordnen. Hörsturzler stehen auf Gitarrenmucke. Und das ist die einzige Schublade in die die Songs der beiden CDs passen. Die wirklich harten Nummern kann man an einer Hand abzählen, es überwiegen indieangehauchte Alternative Rocker - mal mehr oder weniger durchs Radio bekannt (BEATSTAKES "Hand In Hand", KETTCAR "Deiche"), einige aber auch völlig neu (PASSADEENA "Through Wind And Storm" und die Metaller BLOODSTAIN mit "Back To Reality"). Das "Mad World" Cover von EVERGREEN TERRACE macht Laune aber ist musikalisch wenig erbaulich, TURBONEGRO oder DANKO JONES sind live zwar noch besser aber beweisen natürlich auch auf Konserve ihre große Klasse. Etliche Tracks kommen mit deutschen Texten daher (erstaunlicherweise nur einmal mit Frau am Mikro) - einmal mehr ist also musikalische Toleranz gefragt. Wer Lust hat sich darauf einzulassen, hat die beste Erinnerung ans letzte Wochenende im Player - oder die Vorschau aufs nächste.
CD1
1 Beatsteaks - Hand In Hand
2 The Hives - Die All Right
3 Boy Sets Fire- Requiem
4 Evergreen Terrace - Mad World
5 Days In Grief - All Inside
6 Tomte Ich Sang - Die Ganze Zeit Von Dir
7 Nada Surf - Blankest Year
8 The Robocop Kraus - You Don´t Have To Shout
9 The Pigeon Detectives - I´m Not Sorry
10 Alterkicks - Oh Honey
1136 Crazyfists - At The End Of August
12 Caliban- The Beloved And The Hatred
13 Heaven Shall Burn - The Weapon They Fear
14JR Ewing - Change Is Nothing
15 Danko Jones - Baby Hates Me
16 Turbonegro - All My Friends Are Dead
17The Paddingtons - 50 To A £
18The Rakes - 22 Grand Job
19 Anti Flag - Turncoat
20 Pennywise - Bro Hymn Tribute
21 Agnostic Front - Gotta Go
CD2
1 Taking Back Sunday - Cute Without The E
2 Maximo Park - Apply Some Pressure
3 Bloc Party - Helicopter
4 Test Icicles - Circle. Square. Triangle. (James Ford Remix)
5The Sunshine Underground - Commercial Breakdown
6 Passadeena - Through Wind And Storm
7 Atreyu - Right Side Of The Bed
8 Ektomorf - I Know Them
9 Kettcar - Deiche
10 Olli Schulz & Der Hund Marie - Dann Schlägt Dein Herz
11 Moneybrother - Reconsider Me
12 Morning Runner - Gone Up In Flames
13 Waterdown - My Hopelessness And Me
14 Comeback Kid - Wake The Dead
15 Little Man Tate - The Agent
16 The Cribs - Martell
17 The Raveonettes - Love In A Trashcan
18 In Flames - Take This Life
19 Alexisonfire - Accidents
20 Bloodstain - Back To Reality 21 As I Lay Dying - Forever
Ein guter Songschreiber, gerade auch für viele andere Künstler wie u.a für SAMMY HAGGAR oder 38 SPECIAL, war und ist er ganz zweifellos noch immer, dieser JIM PETERIK. Nach dem es um seine ehemalige Stammcombo SURVIVOR (für die er seinerzeit u.a. den Soundtrack-Hammerhit "Eye Of The Tiger eingeschmettert hat) leider schon seit vielen Jahren ziemlich still geworden ist, zog er sich zunächst ebenfalls etwas zurück. Trotzdem war für andere Bands oftmals im Hintergrund tätig, trat dann aber lediglich seinem "World Stage" Projekt in den 90ern für zwei Alben in den Vordergrund. Als dann eigentlich niemand mehr damit gerechnet hatte, schlug er aus dem Nichts zusammen auch Dank der Ausnahmestimme von Toby Hitchcock mit der PRIDE OF LIONS Formation äußerst erfolgreich zurück und schuf insbesondere mit der Debüt-CD ein absolutes Referenzwerk im AOR Bereich.
Mit Stand 2006 ist Jim natürlich auch etwas älter geworden (ehrlich gesagt auf dem Beipackflyer sieht er mit dieser "künstlich" wirkenden Matte aus wie der Papa von Atze Schröder) aber seine unverkennbare, mittlerweile vielleicht leicht dunkleren Stimme ist auch auf dem aktuellen "Above the Storm" nach wie vor einmalig. Gemessen an den erwähnten Top-Leistungen bzgl. Songwriting ist diese Scheibe leider, und dies wird selbst der größte Peterik-Fan zugeben müssen, nur eher durchschnittlich ausgefallen. Da haben sich bei insgesamt 13 Tracks einfach zu viele Ausfälle mit drauf geschlichen. Nichts gegen Balladen, wenn sie gut gemacht sind und ohne allzu große Schmachtattitiüde daherkommen aber hier übertreibt es der Gute dann doch. Der Titeltrack geht ja gerade noch aber die zu seicht auf westcoast geschwängerten Tracks "A Kiss To Remember You By" oder "A Talent For Loving You" sind einfach nur schmalzig und komplett überflüssig. Wie es viel besser geht zeigt er dann gegen Ende mit dem überzeugenden, weil packend und ohne aufgesetzte Hook auskommenden Track, "Midnight In My Soul". Der Anfang des Albums mit dem rockigen Stampfer "Live life" sowie dem typischen AOR-Knaller "Burning With A Reason" gelingt ganz passabel, dann dauert es wieder eine ganze Weile ehe mit "Stand and Be Counted" endlich ein fast SURVIVOR-compatibler Hitsong aus den Boxen kommt. Insbesondere die gelungenen, immer mal wieder eingestreuten weibliche Backingvocals, schlagen positiv zu Gewicht. Auf dem herausragenden "Secrets Of A Woman", einem coolen leicht bluesigen Song mit schönen Brass Einsätzen und geilem Gitarrensolo frönt der Mastermind mal nebenbei seiner Vergangenheit. Apropos an der ein oder anderen Stelle hätte man sich doch etwas mehr Rockfealing gewünscht, die Sechseiter werden etwas zu zahm im Hintergrund gehalten. Das Albumhighlight kommt dann fast ganz zum Schluß und ist ganz klar der Classik Rock Knaller "Hiding From Yourself" geworden. Wie gesagt ansonsten birgt "Above The Storm" gemessen an den Fähigkeiten seines Protagonisten einfach zuviel Durchschnittsware. Respektlosere Kritiker mögen bei diesem Solowerk sogar von (seichtem) Altherrenrock sprechen, mir gebieten der Respekt sowie die erwähnten doch recht gelungenen Songs, insgesamt von einer soliden Scheibe allerdings nur für seichtere AOR-Anhänger zu sprechen.
Die medien- und bühnenscheuen WUMPSCUT sind nicht die ersten, die sich vom Rothenburger Kannibalen inspirieren lassen. "Cannibal Anthem" widmet sich auf voller Länge diesem Abgrund der menschlichen Seele. Und diese Reise beginnt für den Hörer sehr frustrierend: Beim tierisch schlechten Intro "Herzlich Willkommen" vergeht einem bereits fast die Laune. Das folgende "Wir Warten", als einer der besten Songs des Albums, ändert dies. Das tanzbare Lärmcrescendo ab der Songmitte und ein herrlich schräges Pseudotremolo-Sample im Hintergrund - das sind durchaus WUMPSCUT mit denen man Leben kann. "Cannibal Anthem" ist kein neues "Bunkertor 7" und nur leider halten nur wenige Songs das von "Wir Warten" vorgelegte Niveau. Beinahe melodiesüchtig ist Ratzinger in "Die Liebe". Ein Song, ein Loop, wenige Breaks, radiotaugliche Melodien - und zu wenig textliche Substanz um thematisch der an sich absurden Täter-Opfer Beziehung auf den Grund zu gehen. Die melodiöse Basis ist aber keine Ausnahme, bei "Jesus Antichristus" ist sie in einer weniger süßlichen Ausprägung durchaus eher im Stile der "alten" Alben. Musikalisch bietet das neue Album mehr als das sehr oberflächliche "Evoke". Melodien kommen origineller zum Einsatz: In Anlehnung an eine Gitarre überrascht ein Sound im an sich eher schwachen Titeltrack "Cannibal Anthem" (mit englischen Vocals?), mit Streichersynthies beweist er beim Instrumental "Auf Der Jagd", dass durchaus wieder mehr zu finden ist als Distortion und gradlinige Sounds. Indiskutabel fehl am Platze sind aber die weiblichen Vocals von Sängerin Onca bei "Pass Auf" oder "Hunger". Diese Ebene an Abwechslung ist unnötig und lässt die Songs wie künstlich ins Album implantiert wirken. Die unverkennbaren WUMSPCUT Beats und die harschen männlichen Vocals machen allzu große Sprünge zwar generell schwer möglich - die Kälte der frühen Werke findet sich trotz etwas Bunktertorfeeling nicht, die Oberflächlichkeiten der letzten Alben aber auch nicht. Und wenn textlich mehr vom überraschend kritischen "Recht Vor Gnade" da wäre und die Ausrutscher es nur auf ne B-Seite einer Maxi geschafft hätten, wäre "Cannibal Anthem" ein größerer Wurf geworden. Durchschnittlich, härter und mit interessanten Ideen. Ziemlich viel für WUMPSCUT eigentlich - ich jedenfalls war überrascht...
Viel Blut ist noch kein Garant für einen guten Horrorfilm. Mit dem entsprechenden Setting kommen dann aber so grandiose Titel wie "Saw" bis in die Kinos und bleiben nicht bei den Fantasy Film Tagen stecken oder landen irgendwann in einer Ecke der Lieblingsvideothek. Schon der erste Teil von des "Saw" konnte voll überzeugen, setzte aber definitiv auf härtere Klänge als sein Nachfolger. Fast jeder Horrorfilm der kommerziell in den letzten Jahren auch nur ansatzweise erfolgreich war, bediente sich aber ähnlicher Bands und langsam aber sicher nutzt sich auch das ab. Wie schon im ersten Teil zeichnet sich Charlie Clouser als graue Eminenz für die Filmmusik aus, "Don´t Forget The Rules" als packendster Titel findet sich aber schon gegen Ende von "Saw 1" im Film. Interessant wirkt der Stoner Touch im Mittelteil: QUEENS OF THE STONEAGE und A BAND CALLED PAIN bröseln staubig und kontrastreich im Vergleich zum eher moderner Start des Soundtracks. MARYLIN MASON, PAPA ROACH, MUDVAYNE oder SEVENDUST liefern Bewährtes. Das eigentlich eher im schwarzen Bereich tätige Label Trisol konnte seinen Stempel nur bei den Bonustracks aufdrücken. Das deutsche Label hat noch fünf weitere Songs auf die Scheibe gepackt - wie zu erwarten zwischen Eigenwerbung und lobenswert dickem Gesamtpaket. Wirklich zu den ersten fünfzehn Songs passen sie nicht, weder die deutschen Vocals bei SAMSAS TRAUM noch die sehr ruhige Stimme bei LORE. SAW 2 bleibt dennoch sehens- und die Filmmusik hörenswert!