THE DEAD DAISIES sind eine bockstarke Combo, über jeden Zweifel erhabene Musiker, darunter ein unterhaltsamer, charismatischer Frontmann mit markanter Stimme. So weit, so gut. Nur konnte mich bis dato das bandeigene Songwriting der "Supergruppe" nicht so vom Hocker hauen. Man könnte auch meinen, dass die Band selbst nicht vollkommen davon überzeugt ist, denn live auf der Bühne greifen die fünf Boys gerne auf Fremdkompositionen zurück. An einem Abend können das bis zu fünf Stück sein. Heuer gibt es nun ein ganzes Album davon.
"Locked And Loaded" enthält 10 Songs, darunter drei Live-Songs. Die Auswahl ist famos und passt wie der Totenkopf ins Gänseblümchen. "Midnight Moses" ( THE SENSATIONAL ALEX HARVEY BAND) startet das Album erdig, bluesig, angereichert mit Barpiano und breitbeinigem Rock 'n' Roll Groove. Die rohe Energie und Dynamik der in Sydney gegründeten Band packt den Hörer. Dazu kommt und hilft eine sehr basische, druckvolle Produktion, die auch den Studiosongs zuweilen einen Live-Charakter anheftet. Highlight auf dem 10-Ender ist zum einen die THE BEATLES-Nummer "Helter Skelter", die wir auch von Corabis ex-Band MÖTLEY CRÜE kennen, und zum anderen die kraftvoll gesungene und mit wüster Gitarre gespielte Live-Version von DEEP PURPLEs "Highway Star". "Locked And Loaded" punktet mit seinem unbändigen Temperament, einer bärenstark aufspielenden Band und last but not least eben mit tollen Songs.
Größe, Statur, Stimmfärbung und Stil von Sänger Hell Hofer erinnern an den "German Tank" UDO DIRKSCHNEIDER. Und auch das, was seine Band BULLET dem Hörer anbietet, passt ins bzw. zum Solinger (Vor-)Bild. Metal à la ACCEPT bieten die Schweden nun schon seit Jahren und heuer kredenzen sie uns nach 6 Studio-Scheiben ihr erstes schlicht "Live" betiteltes Live-Doppelalbum. Enthalten sind Songs aus nahezu jeder Schaffensphase, 5 Titel sind vom aktuellen Album dabei. Mr. Hofers eskalierender, schriller Gesang, dazu die dynamisch aufspielende Rhythmus-Fraktion - das ist purer Metal. Indes mischen die zwei Lead-Gitarristen hin und wieder ein wenig klassische Hard Rock-Melodien unter den Schweden Metall. Sowohl der Sound als auch die Performance sind top. Die Band beherrscht ihr Set bis ins Detail. Die an AC/DC mahnenden Chöre werden kraftvoll und punktgenau intoniert; allen voran die Gitarristen zeigen sich fehlerfrei und präsentieren sich in Topform. Wobei die Band Wert darauf legt, dass nichts nachbearbeitet oder mit Overdubs geschönt worden ist.
Ein klasse Live-Album! Fans der Band bekommen ihre Lieblinge etwas roher und direkter in den Hörkanal geliefert, und wer BULLET noch nicht kennt, weiß nach 75 hitzigen live Minuten und 18 Songs, was die Jungs drauf haben. Das Teil gibt es wie hier besprochen als Doppel-CD, aber auch in Doppel-Vinyl, Gatefold inkl. CD und Poster.
30 Jahre schon, solange wie die Deutsche Einheit, existiert AXEL RUDI PELLs Band, und pünktlich zum Jubiläum kredenzt uns der blonde Wattenscheider ein neues Livealbum. Unter den 16 Nummern sind 5 vom letzten, knapp 1 Jahr alten, äußerst gelungenen Studiowerk "Knights Call". Naturgemäß sind Standards wie "Carousel", "The Masquerade Ball", "Oceans of Time" und "Casbah" vertreten. Aber ansonsten gibt es kaum Überschneidungen zu anderen Mitschnitten. Somit hat auch das fünfte Livewerk des Gitarristen durchaus seinen Reiz, insbesondere da es doch immer Änderungen und Improvisationen gegenüber den Studiosongs gibt. Die Liveatmosphäre ist wunderbar eingefangen, Johnny Gioeli interagiert viel und launig mit dem präsenten Publikum. Und sowohl der Sound als auch die Performance klingen authentisch und nach wenig bis keiner Studio-Nachbearbeitung. CD 1 ist eher straight und dynamisch rockend mit einem verzichtbaren Schlagzeug-Solo, während die zweite Scheibe noch mehr Atmosphäre (großartig "The Line"), lange Soli und viel Pathos im Gepäck hat.
Man bekommt hier, ab Anfang Juni, zwei kurzweilige Silberlinge mit 16 Songs, respektive 3 Vinylscheiben, inklusive eines reichhaltig bebilderten Bookletts. Zusätzlich gibt es noch eine auf 500 Stück limitierte Box mit Handtuch, Gürtelschnalle, Sticker, Fotokarte und einem doppelseitigen A1-Poster. Was will das Fan-Herz mehr?
Natürlich soll das Artwork von "Brotherhood of Metal" an das Überalbum "Wild Dogs" (1982) erinnern. Völlig klar ist aber auch, dass es THE RODS nicht ganz gelingen kann, ein gleichwertig starkes Album einfach 37 Jahre später noch einmal einzutüten. Wer das verinnerlicht hat, wird mit einem bockstarken, spielfreudigen und vor Energie strotzenden Langeisen entlohnt. Die Underground Legende kehrt nach 8 Jahren Funkstille in Originalbesetzung um David „Rock“ Feinstein, den einstigen ELF-Gitarristen und Cousin von Ronnie James DIO, mit Album Nr. 6 zurück.
Und wie sie zurück sind! Das Album beginnt überraschenderweise mit einer pathetischen Piano-Melodie, die man vielleicht von SAVATAGE erwartet hätte, aber von THE RODS wohl eher nicht. Diese Nummer (Titelsong) mutiert dann zum ersten Hit des Albums. Unvorstellbar, dass Fans des harten Rocks diese True Metal-Hymne nicht sofort in ihr Herz schließen. Auch wenn das etwas zu dominante Keyboard irritiert, bleibt es ein imponierender Start. David „Rock“ Feinstein führt mit ungekünsteltem, etwas limitierten, aber leidenschaftlichen Gesang durchs Programm. "Tonight We Ride" ist feinster Metal in der Tradition von JUDAS PRIEST, selbstredend ohne vergleichbare Vocals, mit einem Gitarrensolo zum Niederknien. THE RODS bieten hier elf nach vorne preschende, zwischen Hard Rock und Metal schwankende, schmutzige und mit viel Herzblut gefüllte Nummern, die mitreißen und überzeugen.
Auch wenn manches textliche Klischee ("Louder Than Loud", "Party All Night") zu oft auftaucht und zu häufig wiederholt wird: "Brotherhood of Metal" ist echt von Kopf bis Fuß, macht tierisch Spaß und trägt die Klasse von "Wild Dogs" durchaus in seiner DNA.
Was ist denn aus unseren 70-Jährigen geworden? Meine Oma R.I.P. trug in diesem Alter von Mo bis Fr eine Kittelschürze (hellblau mit Blümchen), niemals Hosen, und sonntags ging sie ins Kaffee mit Hut und Schirm. SUZI QUATRO wird heuer auch schon 69 und quasi zur Feier gibt es ein neues Rock-Album der am liebsten komplett in Leder gekleideten Lady. Ich weiß nicht, ob die Gute Großmutter ist, aber zumindest Mutter ist sie, denn Sohnemann Richard Tuckey ist auf "No Control" Gitarrist und neben der Namensgeberin auch Co-Songwriter.
Classic Rock mit gewohnt cooler Attitüde bietet die mit Bassgitarre bewaffnete Musikerin auf ihrem neuen Album. Die Vokals der Amerikanerin klingen besser denn je, etwas rauer und gesetzter, dadurch weniger schrill als in den 70ern. Wobei hier sicher auch ein Teil der zeitgemäßen und wertigen Produktion von "No Control" zu verdanken ist. Die 11 Nummern gewinnen von Hördurchgang zu Hördurchgang und unterhalten auf höchstem Niveau. Ausnahme ist das ohne Mithilfe von Sohn Tuckey geschriebene "Love isn't Fair", das Schlager-Flavour freisetzt und wie einst Chris Norman anlocken könnte. Aber dieser Song bildet die absolute Ausnahme. Ansonsten rockt ("Macho Man"), swingt ("Strings", "Heavy Duty"), überrascht und punktet sie mit dem bluesigen "Easy picking", das gar ein wenig an frühe ZZ TOP zu erinnern mag, und unterhält die Lady in black, mit dem lässigen und gelösten "Bass Line". SUZI QUATRO gehört in dieser Form mit zu den Lebensgeistern und Inspirationsquellen des Classic Rock - und das mit fast 70 Jahren! Hut ab vor der Künstlerin und diesem überraschend starken, abwechslungsreichen und gehaltvollen Album!
Das mit den Pfauenfedern auf dem Artwork passt irgendwie, verfolgen doch JOHN DIVA AND THE ROCKETS OF LOVE eine ähnliche Strategie wie der Ziervogel. So kommt schon das Album als schöner, bunter Digipack inkl. reich bebildertem Booklet und zusätzlichem Poster zum Händler. Auffallen um jeden Preis: bunt, schillernd und sich ein wenig größer machend als man eigentlich ist. Angeblich soll auch der Namensgeber JOHN DIVA schon als Songwriter für diverse Hard Rock-Größen tätig gewesen sein. Heuer versucht er nun, seine Karriere als JOHN DIVA AND THE ROCKETS OF LOVE zu starten. "Mama Said Rock Is Dead" ist das Debüt der Band und wurde produziert von Michael Voss (MAD MAX / MICHAEL SCHENKER); und auch Chris von Rohr (KROKUS) war als Creative Supervisor an dem Album beteiligt.
Geboten wird typisch amerikanischer 80er Jahre Hard Rock, der drive hat, durchaus Spaß macht, aber nicht essentiell oder gar extravagant wie das Erscheinungsbild der Band, daher kommt. Stimme, Songwriting, Melodien - alles gefälliges Mittelmaß, so oder so ähnlich schon zigmal gehört. Okay, die Gitarren-Fraktion kann sich hier und da mal ganz ordentlich in Szene setzen, bleibt aber doch meistens an der Durchschnittslinie kleben. JOHN DIVA AND THE ROCKETS OF LOVE machen live sicherlich Spaß. Dazu gesellen sich noch leicht bekleidete Damen wie man hört, und auch die Energie, welche die Musiker auf der Bühne freisetzen, soll wirklich unterhaltend sein. Aber rein auf die Konserve bezogen ist das ähnlich wie das oben genannte Bild (der Pfau kann kaum fliegen): es wird viel Wind gemacht, ohne wirklich abzuheben oder großes künstlerisches Potential zu zeigen. Somit bleibt das Album wie der Vogel leider meist auf dem Boden.
Dem überaus frischen und inspirierten "Lost On The Road To Eternity" und der anschließenden Tour folgt jetzt auch ein neues Live-Album. Genauer gesagt, ist "Live At The Symphony Hall" die Aufnahme des Tour-Abschlusskonzertes vom 19.04.2018 in der Birminghamer Symphony Hall. Somit zeigt sich die Band in ihrer Heimatstadt top eingespielt und bis in die - sofern vorhanden - ergrauten Haarspitzen motiviert. Es gibt keine Ein- bzw. Ausblendungen; der Longplayer gibt das Konzert am Stück wieder, was ein Live Album aufwertet und zusätzlich zur Authentizität beiträgt. Das Doppelalbum wirkt vom Klang, über die hörbaren Publikumsreaktionen bis hin zur Performance der Musiker absolut echt. MAGNUMs Hard Rock wirkt live um einiges roher und wuchtiger, hier scheint nichts durch Studiotechnik weichgezeichnet oder geschönt. Bob Catleys Stimme ist merklich gealtert und hat an Elastizität sowie Kraft eingebüßt. Gerade das gehört aber zu einem Live-Album einer in Würde gealterten Band dazu, die immerhin schon 47 Jahre im Geschäft ist.
Die Songauswahl ist ausgewogen. Unter den 15 Songs sind drei Nummern des aktuellen Studiowerkes, aber natürlich auch ältere Hits wie "Spirit", "Vigilante" oder "How Far Jerusalem". Das Label Steamhammer gestaltet seine Veröffentlichungen immer recht liebvoll; das Doppelalbum gibt es im schicken Digi Pack mit umfangreichem Booklet inklusive schönen und atmosphärischen Bildern. Einzig die Werbeseiten mit T-Shirts und Anhängern darin hätte man sich knicken können. Das Teil gibt es auch als Dreifach-Vinyl, natürlich, wie meist heutzutage, auch in Farbe und hier mit extra CD-Beilage. Klasse Live-Album, wertige und schön gestaltete Veröffentlichung.
88 Songs, dabei eine Handvoll Coverversionen, auf 5 CDs, davon zwei Wiederveröffentlichungen (Best of Alben "Hymns To Victory", "The Book Of Burning") - da ist man als Rezensient erstmal erschlagen ob der Quantität. Es gibt Songs in orchestraler Version, nur mit Piano und Vocals vorgetragene Nummern, Coversongs u.a. von CHRIS ISAAK, THE DOORS und STING zwischen neuen Titeln und rein instrumentalen Songs. Und da ist noch ein sagen wir mal leicht exzentrischer Mr. VIRGIN STEELE David DeFeis am Werk, der manches Mal den Weg des Nachvollziehbaren verlässt und auch produktionstechnisch partiell einen Filter, einen Drum Computer zu offensichtlich oder einen Effekt an den Vocals zuviel platziert.
Aber hier sind auch tolle Songs einer Band und eines Künstlers an Bord, die sowohl durch Intensität und stimmiges Songwriting als auch durch unverkennbares Profil glänzen und punkten. Ein zum Sterben schöner Song wie "A Cry In The Night", hier als Akustik-Version, eine berührende Coverversion von JIMI HENDRIX "Little Wing", ein episch anmutendes "I Will Come For You" und ein zwischen zornigem Hard Rock und klagender Melodie schwankendes "Heart´s On Fire" sind allemal eine Veröffentlichung wert.
Hätte man das frei nach Aschenputtel - die schlechten ins Kröpfchen, die guten ins Töpfchen - aussortiert/ verdichtet, wäre das ein durchaus überzeugendes Release geworden. So bleibt "Seven Devils Moonshine" immerhin noch mit über 5 Stunden Spielzeit, schön gestalteter Box inkl. Booklett und Sticker für ca. 20€ ein interessantes Angebot.
Dass THEM ehemals eine KING DIAMOND Coverband war, erklärt den Namen, die Maskerade des Sängers und nicht zuletzt die musikalische Ausrichtung, die uns das Sextett auf ihrem zweiten Album "Manor Of The Se7en Gables" präsentiert. Hinzu gesellt sich ein Konzept mit Texten über Spuk und Horror, was zusätzlich die Nähe zum funkelnden Monarchen herstellt. Wobei die Stimme des Sängers wenig bis überhaupt nicht in die Falsett-Regionen des Vorbilds vorstößt, und auch die Songs strahlen ein gewisses Maß an Eigenständigkeit aus.
Das atmosphärische und stimmungsvolle Intro erzeugt Spannung und durchaus Vorfreude auf die kommenden 11 Songs. Das darauf folgende "Circuitous" empfängt den Hörer mit schnellem Metal und positioniert sich gekonnt zwischen POWERWOLF und KING DIAMOND. Das deutsch-amerikanische Kollektiv überzeugt durch komplexe Kompositionen und deren handwerklich sowohl makellose als auch anspruchsvolle Umsetzung. Die Nummern sind liebevoll mit spoken words Passagen ausgeschmückt, zum Ausklang ein für sich allein erklingendes Piano und weiteren atmosphärischen Extras (Soundeffekte), die unterhalten und für Aufmerksamkeit sorgen. THEM gelingt es, durchaus Bekanntes aus den oben erwähnten Bands neu und noch eine Spur intensiver und plakativer zu verknüpfen. Wunderbar, wie das dunkel beschwörende "Ravna" sich zusehends offenbart, wie Kerzenschein eine fensterlose, feuchtkalte Gruft erhellt. Exzellent, wie das wild aufbrausende "Witchfinder" sich zum Refrain hin als waschechte Metal Hymne präsentiert. THEM zeigen auf "Manor Of The Se7en Gables" immer wieder harte Kante und machen sich so absolut unverdächtig, ähnliche Entwicklungen anzusteuern wie GHOST.
30 Jahre und 11 Studio-Alben lang gibt es die SUPERSUCKERS! Eigentlich hätten die drei durchaus schon mal in mein Blickfeld rutschen können, was aber erst jetzt mit dem 12. Album "Suck It" passiert ist. Und, was habe ich verpasst? Als die Startnummer "All Of The Time" in mein Ohr poltert, ist der erste Gedanke MOTÖRHEAD! Nicht ganz so schnell und heavy, aber die Parallelen zu dieser Legende sind schon offensichtlich. Die raue, leicht heisere Stimme von Bassist Eddi Spaghetti, dazu die räudige Rock 'n' Roll-Attitüde und der straffe Rythmus lassen kaum eine andere Assoziation zu. Dieser Eindruck relativiert sich im weiteren Verlauf etwas, auch AC/DC und THE DOGS D'AMOUR kommen hier als weitere Einflüsse in Frage. Cool, rotzig, schmutzig und authentisch darf man die Songs allesamt bezeichnen. Die Verweise zu und Vergleiche mit anderen Bands zeigen schon, dass Originalität kein Punkt ist, den die SUPERSUCKERS für sich in Anspruch nehmen dürfen. Gleichwohl gelingt es dem Trio, die 10 Nummern ungemein glaubhaft in dämmriges, verrauchtes Kneipenlicht zu tauchen.