Coveralben sind bekannter Maßen ja nicht jedermanns Sache und mein Fall sind sie eigentlich auch nicht. Nachdem ich mir aber “Origins Vol. 1“ von ACE FREHLEY schon gegönnt hatte, war ich mehr als gespannt, was uns der gute ACE nun auf “Origins Vol. 2“ präsentiert.
SPACE ACE ist definitiv die coolste Socke im Rockuniversum und dementsprechend haben nicht nur seine eigenen Kompositionen viel mit Groove zu tun, sondern auch die Nummern, die ihn und seinen Stil, nach eigener Aussage, nachhaltig geprägt und beeinflusst haben. Da er in der Vergangenheit schon etliche Male auf die Ergüsse von anderen Künstlern zugegriffen hatte und Hits wie “New York Groove“, "Do Ya“, “Into The Night“ und zuletzt “The Joker“ und “I Wanna Go Back“ veredelte, scheint das mit dem Covern wohl irgendwie sein Ding zu sein. Mr. FREHLEY hat nicht nur ein Händchen, was die Auswahl der Songs betrifft, er transferiert die Tracks quasi in sein eigenes Sonnensystem – er assimiliert sie förmlich. Wie bereits beim ersten Streich sind Interpretationen von LED ZEPPELIN (Good Time Bad Times), den ROLLING STONES (Jumpin' Jack Flash) und JIMI HENDRIX (Manic Depression) ganz weit vorne. Gerade die STONES Nummer mit Lita Ford, bei dem ACE gesanglich größtenteils den Background beisteuert, ist richtig klasse. Diese Songs liegen ganz und gar auf seiner Wellenlänge. Sowohl der Schnoddergesang als auch die ACE-Gitarre passen wie die Faust aufs Auge. Zu meinen persönlichen Highlights zählen indes noch “Space Truckin'“ von DEEP PURPLE aus dem kurzer Hand “Space ACE Truckin'“ wird, “Never In My Life“ von MOUNTAIN, bei dem sein unnachahmliches Gitarrenspiel dermaßen abräumt, sowie das CREAM-Cover “Politician“. Selbstverständlich darf eine Reminiszenz an seine KISS-Vergangenheit nicht fehlen und findet sich im Klassiker “She“ am Ende der CD, allerdings als Bonustrack, wieder. Es sind abermals diverse Gäste mit am Start. Lita Ford und John 5 waren derzeit bei “Origins Vol. 1“ mit dabei, Robin Zander (CHEAP TRICK) und Bruce Kulick (GRAND FUNK RAILROAD, ex KISS) dürfen dieses Mal darüber hinaus noch mitmischen. “Origins Vol. 2“ ist eine Platte, die durch und durch ins Raumkontinuum vom Spaceman passt. Im Vergleich zum Vorgänger, ist die Auswahl der Stücke ebenso wie die Interpretation derer noch einen Tick stimmiger und organischer.
Meine Auffassung war bis dato, dass man klassische Rockperlen nicht besser machen kann, das kann ich an dieser Stelle nur bedingt bestätigen, cooler geht hingegen allemal.
Mit “Celebration Decay“ erscheint das nunmehr 13. Werk der einstigen Power-Metal Pioniere VICIOUS RUMORS.
Obwohl die 13 für den ein oder anderen nichts Gutes verheißt, hätten die Vorzeichen für das aktuelle Album schlechter sein können. Zunächst drehte sich (natürlich) wieder einmal das Besetzungskarussel und mit Nick Courtney (Gesang), Gunnar Dügrey (Gitarre) und Robin Utbult (Bass – komplettierte das Line Up erst nach Fertigstellung; Greg Christian übernahm diesen Part auf dem Album) begrüßen wir nun drei Neue auf der wilden Fahrt. Aus den im Vorfeld geplanten 20 Shows anlässlich des 30-jährigen Jubiläums ihres 1988er Klassikers “Digital Dictator“ wurden am Ende nämlich unglaubliche 108 Gigs. Somit hatte das frisch formierte Team ausreichend Gelegenheit, sich aufeinander einzuspielen und dabei viel alten Spirit aufzusaugen.
Der Einstieg in die Platte gelingt mit dem Titeltrack souverän und mit viel Dampf. Es hat den Anschein, als knüpfe man direkt an den bärenstarken Vorgänger “Concussion Protocol“ an. Mit “Pulse Of Dead“ im Anschluss verliert das Ganze aber etwas an Drive. Der neue Mann am Mikro gerät stimmlich gerade im oberen Bereich ein ums andere Mal an seine Grenzen und kann dem Vergleich mit seinem sehr guten Vorgänger Nick Hollemann nicht stand halten, von Carl Albert ganz zu schweigen – das erwartet aber auch keiner. Die thrashigen Elemente und düsteren Passagen hingegen gehen ihm locker aus der Kehle. Neben seiner Haupttätigkeit als Gitarrenrifflieferant hat Bandleader Geoff Thrope zwei der insgesamt 11 Songs persönlich eingesungen, was er, wie ich finde, hervorragend gemacht hat. Die erste der beiden Nummern “Darkness Divine“ erinnert mich nur etwas zusehr an TESTAMENT. “Long Way Home“ ist der wohl außergewöhnlichste Titel auf der Scheibe. Gesang und Struktur erinnern so ein wenig an ALICE IN CHAINS. Nach mehreren Durchläufen, kann ich dem Track aber was abgewinnen, obwohl er ein wenig schräg klingt. Cody Green, der während der o.g. Tour am Bass aushalf, steuerte hier ein nettes Gitarrensolo bei.
“Celebration Decay“ ist insgesamt ein abwechslungsreiches Stück Power-Metal geworden, das neben viel Licht auch Schatten in sich birgt. Das Gitarrenteam punktet genauso wie der druckvolle Sound. Die Rhythmusmaschine läuft ebenfalls wie geölt ohne sich im Doppelbassgewitter zu verlieren. VICIOUS RUMORS hatten sich aber, trotz zahlreicher Personalrotationen, seit 2010 kontinuierlich weiterentwickelt und an Härte zugelegt, ohne ihre ganz eigene Identität zu verlieren. Dieser Prozess scheint nun etwas zu stagnieren, gerade die Diskontinuität an der Gesangsposition sorgt hier leider für Unruhe. Würden wir Punkte verteilen, gäbe ich 7 von 10.
Das ist nicht das erste Mal, dass MAD MAX einen Album-Titel recyceln, sprich wiederverwerten (z.B. "Night of Passion" - "Another Night of Passion"). Diesmal ist es der Titel des 85er Albums "Stormchild", der hier eine Regenerierung erfährt. "Stormchild Rising" ist in der gleichen Besetzung wie der Vorgänger ("35") eingespielt, und auch dem Genre des melodischen Hard Rocks blieb man erwartungsgemäß treu.
Dynamisch nach DEEP PURPLE bzw. RAINBOW klingend, eröffnet "Hurricaned" eine Spur urwüchsiger als gewohnt; unterstrichen wird dieser Eindruck durch die Beteiligung des aktuellen RAINBOW-Sängers und Hans Dampf in allen Gassen Ronnie Romero. "Talk To The Moon" indes marschiert vertraut melodisch mit thronendem Refrain und beißenden Gitarren aus dem Tonträger. "Eyes of Love" mahnt ein wenig an DOKKEN, aber das hören MAD MAX sicher nicht zum ersten Mal. "The Blues Ain't No Stranger" macht uns dann ein wenig die Albino-Schlange, aber doch immer mit eigener Note, für die nicht zuletzt Michael Voss' Vocals bürgen. "Take Her" klingt nach ROUGH CUTT, weil es erstens von dieser Band im Original stammt und zweitens auch dessen Sänger Paul Shortino sich die Ehre gibt und den Song erneut (mit)veredelt. Einzig bei "Ladies And Gentlemen" darf man fragen, ob der eigentlich bereichernde Kinderchor unbedingt in Deutsch seinen Beitrag leisten musste; ich würde hier im Sinne des Songs verneinen.
"Stormchild Rising" überrascht kompositorisch nicht wirklich, MAD MAX bleiben sich treu, offerieren interessante Gäste und unterhalten kurzweilig. Somit haben wir ein wertiges, 80er Jahre geschwängertes Hard Rock-Album mit internationalem Flair vorliegen, hergestellt und zusammengezimmert in good old Germany.
Man nehme folgende Zutaten: Death Metal, Black Metal, Hardcore und neumetallische Spielereien wie die angeblich von MESHUGGAHs Fredrik Thordendal erfundene „Djent“-Technik (die bei echten Frickelanern sogar als eigenes Genre durchgeht!), rühre alles zusammen und lasse es dann möglichst nicht auf Sparflamme einige Zeit im Studio köcheln. Heraus kommt dann so etwas wie „Drag Me Down“, das zweite Album der dänischen Wutbolzen CABAL. Man muss dem 2015 gestarteten Quintett ganz objektiv bescheinigen, einen akkuraten Job erledigt zu haben, denn die tonnenschweren, modernen Riffs donnern ebenso aus den Boxen wie die Gift und Galle rotzenden Schreie und Growls. Zudem ist die voluminöse Baller-Produktion wirklich gelungen und lässt keinen Zweifel daran, dass hier zumindest in technischer Hinsicht Vieles richtig gemacht wurde. In der Küche hat man also nichts anbrennen lassen, jedoch trübt das Endergebnis den Geschmack in der Hinsicht, dass – wie bereits anfangs angedeutet – zu viel zusammengekocht worden ist. Keine einzige der zehn Kompositionen bleibt nach mindestens einem Dutzend Hörvorgänge auch nur ansatzweise im Ohr kleben, alles scheint konstruiert und im Kopf, nichts im Bauch entstanden zu sein, Songwriting mangelhaft. Da nützt es auch nix, dass man mit Matt Heafy (TRIVIUM), Jamie Hails (POLARIS) und Kim Song Sternkopf (MØL) diverse (prominente) Gastmusiker für „Drag Me Down“ gewinnen konnte. Ein unglücklicher Umstand, wenn man bedenkt, dass die Randbedingungen stimmen und die Jungs handwerklich und spielerisch zu keiner Sekunde enttäuschen. Ich für meinen Teil gieße die ganze Chose jetzt unter ständigem Rühren in den Ausguss…
Jetzt ist tatsächlich Konzentration angesagt. THE HIRSCH EFFEKT haben in der Vergangenheit schon mit vier Full-Length-Alben auf sich aufmerksam gemacht und bringen mit "Kollaps" ihr fünftes Werk auf den Markt. Warum sollte man sich auf ein konzentriertes Hören einstellen? Die Hannoveraner bieten keine 08/15-Musik von der Stange, sondern präsentieren höchstkomplexen, deutschsprachigen Indie-Mathcore, der schon erfolgreich auf Festivals der Größenordnung Wacken Open Air, With Full Force oder dem Euroblast die Zuschauer erfreute und die Reichweite der Band deutlich erhöht hat, was Platz 21 in den deutschen Album-Charts eindrucksvoll untermauert hat. Richtig einordnen kann man die Band nicht, da sie sich aus dem Besten der Bereiche Prog-Metal, Death-Core, Rap, Musical, Pop, wildem Geprügel und leisen Parts bedient und dies zu einem fast unhörbaren Ganzen vereinigt. Unhörbar aber nur fast, da man sich mit dieser Scheibe langfristig auseinandersetzten sollte um die Vielschichtigkeit der Songs zu begreifen.
Fängt es mit "Kris" noch recht seicht und melancholisch an, reißt uns "Noja" sogleich aus unseren Träumen. Die Geschwindigkeit wird erhöht, und die Musiker zeigen selbstbewusst, das sie ihre Instrumente nicht erst seit gestern spielen. Dies gilt im Übrigen für die ganze Platte! Ein Wahnsinn, mit welcher Selbstverständlichkeit völlig wirre Riffs in noch vertracktere Schlagzeugparts zu einem koordinierten Chaos werden. Hier fängt selbst die Musikerpolizei an zu staunen, und ein schnöder 4/4-Rhythmus wird wie selbstverständlich ausgeblendet und nur in Notfällen benutzt.
"Deklaration" beginnt völlig konfus, und dies zieht sich durch den ganzen Song. Zurücklehnen ist hier unmöglich, und mich erinnert das Durcheinander an technischem Hintergrund und völlig abgedrehten Stimmlagen (hier ist echt alles drin) ein wenig an WALTARI, was ja nun wirklich keine schlechte Gesellschaft ist. "Allmende" wirkt trotz pfiffigem Gitarrenspiel ein wenig aufgeräumter und geht glatt als einer der wenigen straighten Songs durch, welcher nur am Ende durch gut gesetzte Breaks ein wenig Ruhepause verspricht.
"Domstol" fängt herrlich entspannend mit einer cleanen Gitarre an und verbreitet mit den fast an Deutsch-Pop erinnernden Vocals ein irgendwie nicht passendes Feeling, welches dann in wüstes Tech-Gefrickel mündet. Ziemlich konfuse Geschichte, aber das kennt man ja mittlerweile schon. "Moments" beweist sich als ein gefühlvoller Appetizer für "Torka", welches uns in ruhige Fahrwasser bringt und uns einen Moment zum Durchschnaufen lässt.
"Bilen" begrüßt den Hörer musikalisch verständlicher als die vorhergehenden Lieder und wird jedem open-minded Core-Hörer ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Der siebenminütige Titeltrack "Kollaps" eröffnet verträumt und irgendwie symphatisch. Manchmal kommen bei mir hier sogar Vergleiche mit neueren Werken von ANATHEMA in den Kopf. Kurzzeitig wird ein wenig aufs Gas gedrückt, aber die chillige Grundstimmung bestimmt ganz eindeutig das Geschehen. Mit "Agera" kommen wir zum letzten Stück von "Kollaps". Hier geht es wieder wild durcheinander, es vereint alle Trademarks der vorhergehenden Songs und lässt den Hörer und den Rezensenten staunend und verwirrt zurück.
Textlich wird die persönliche Auseinandersetzung mit den Werten unserer Welt in den kritischen Fokus genommen. Fragen werden gestellt und damit verbundene Wahrnehmungen gekonnt reflektiert. Die Frage, welche sich mir stellt, ist, warum alle Songtitel in der schwedischen Sprache gehalten sind, der vertonte Kollaps aber dann doch in Deutsch stattfindet. Aber die größte Frage ist noch immer: Was denken sich THE HIRSCH EFFEKT eigentlich bei ihrer Musik? Für mich ist dieses Album fast nicht bewertbar. Ich für meinen Teil kann mit "Kollaps" bestens leben, aber diese Art von Musik wird nicht Jedermanns Sache sein. Von mir eine Kaufempfehlung und an alle Neu-Hirsche der "Tipp", viel und hochkonzentrierte Zeit der Scheibe zu widmen. Daumen hoch im 7/16-Takt!
Folkige JETHRO TULL, theatralische QUEEN, dramatische SAVATAGE, eine Prise querlaufende RUSH und dazu eine kauzige, eigentümliche Gesangsstimme - und fertig sind CRYPTEX. Wobei, eigentlich ist die Band aus dem Norden der Republik mittlerweile schon selbst eine Marke und nur bedingt vergleichbar mit anderen: eigen, ein deutlich gezeichnetes Profil sowie ein unverkennbarer und charakteristischer Sound. Diesem Sound ist die Band nunmehr seit 12 Jahren treu und untermauert das mit ihrem dritten Studio-Album "Once Upon A Time".
Schwülstig und bombastisch eröffnet der Titelsong das Album, wobei er sich für CRYPTEX-Verhältnisse überraschend geschmeidig in die Ohrmuschel legt. Natürlich scheiden sich die Geister an Simon Moskons stelziger, mit viel Eigenheit ausgestatteter Stimme und an seinem Gesangsstil. Hier gilt love it or leave it. "Once Upon A Time" ist prachtvoll und ambitioniert. Die Songs öffnen sich wie Blumen, nichts scheint hier schnell und hastig arrangiert worden zu sein. Eine Nummer wie "Bloodmoon" erfasst der Hörer nicht in einem Durchlauf. Hier wechseln sich Härte, Tempo, Intensität und Stimmungen wie das Farbenspiel eines Chamäleons. Dieser Wandel im Song fordert zu Beginn, unterhält aber im Verlauf ungemein. CRYPTEX beschreiten kontinuierlich ihren Weg, ohne zwingenden Blick auf Gefolgschaft. Das verdient Respekt, lässt die Band wachsen und ihren ureigenen Stil entwickeln und festigen. "Once Upon A Time" ist somit logischerweise ihr reifstes und bis dato, was das Songwriting und die Performance angeht, das gelungenste und schöpferischste Werk. Ich finde hier keinen einzigen halbherzigen Song - jede Nummer hat eine Idee/ein Konzept, wenn auch nicht immer gleich nachvollziehbar. Ich für meinen Teil genieße das Album, je mehr ich es höre.
AXEL RUDI PELL ist erfolgreich wie nie, über 1,7 Millionen verkaufte Alben weltweit, seine letzten vier Studiowerke landeten allesamt in den hiesigen Top 20. Und der letzte Studio-Longplayer "Knights Call" allein wurde mehr als 2,6 Millionen mal gestreamt. Demnach stellt sich die Frage nach Veränderung oder Erneuerung des Bandsounds intern nicht wirklich. AXEL RUDI PELL bleibt auch mit dem neuen Album "Sign Of The Times" berechenbar und starr der "(Hard) Rock" in der Brandung. Somit ist der sich wiederholende reflexartige Ruf, bei A.R.Pell Rezensionen, nach musikalischer Modifikation abgehackt, und wir können zur Musik übergehen.
Nach dem obligatorischen Intro knallt uns der Wattenscheider Gitarrist mit seiner deutsch-amerikanischen Kombo "Gunfire" ins Gesicht. Die Nummer erinnert mit ihrem Temperament an "Kill The King" (RAINBOW) und, ich unterstelle mal, sicher nicht ganz zufällig. Eine Spur melodieseeliger, als sonst, nehme ich die Kompositionen wahr. "Bad Reputation" hat einen zuckersüßen Refrain, und auch der episch anmutende Titelsong schlängelt sich ein ums andere Mal in melodische Höhen. Was mich immer schon ein wenig störte, ist der zuweilen anorganische Keybordsound (z.B. beim Titelsong) von Fredy Doernberg; hier eine warme, brummende Orgel und die Nummer würden an Innigkeit gewinnen. Axels grollender Gitarrensound und auch seine Saitenarbeit indes gefallen und nehmen den Hörer ein. Johnny Gioeli, als Stimme der Band absolut etabliert und zur Gitarre weiteres Markenzeichen, liefert eine gewohnt starke und makellose Performance ab. Die unvermeidbare Floskel "alles beim Alten, alles gut" kommt, somit geschehen, auch bei AXEL RUDI PELLs Album Nr. 18 zum Einsatz und ist nach wie vor passend.
Mit „Machine“ läuten THEN COMES SILENCE ihr fünftes Album ein. Gegründet 2012, brachten die Stockholmer bislang vier Full-Length-Alben heraus, wobei man sehr viel Hoffnung auf die Veröffentlichung von „Blood“ im Jahre 2016 beim Branchenriesen Nuclear Blast legte. Dieser Wechsel von der Indie-Plattenfirma Novoton ins Profilager von Nuclear Blast ging für Band und Label scheinbar einfach zu schnell. „Das war schon eine unglaubliche Zeit“, blickt Bandgründer Alex Svenson zurück. „Als wir bei Blast unterschrieben, hatten wir urplötzlich alle Hände voll zu tun. Du denkst Dir, es wird leichter, wenn Du bei einem großen Label bist. Doch das wird es nicht.“ Folglich kommt das Album Nummer fünf mit dem Titel „Machine“ bei der neuen Label-Konstellation Oblivion/SPV heraus und bringt durch zwei Besetzungswechsel an den Gitarren gleich frischen Wind ins Bandgeschehen. Am Stil von THEN COMES SILENCE hat sich zum Glück nicht viel geändert. Geboten wird auch auf „Machine“ feinster Gothic/Post Punk, der Einflüsse von Götterbands wie SISTERS OF MERCY oder FIELDS OF THE NEPHILIM nicht leugnen kann. Der Hitfaktor auf der Scheibe ist verdächtig hoch. Man merkt, dass die Band Spaß daran hat, möglichst jeden Song mit einem schwarzen Sahnehäubchen zu veredeln. Mal gibt es tolle, aber verdammt böse Synthesizer-Parts, mal geflüsterte Backing-Vocals, Disco-Beat-Einlagen und immer melancholische Hymnen wie „We Lose The Night“ oder „Dark End“. Im Endeffekt hat die Band das gleiche Songkonzept wie TYPE O NEGATIVE (R.I.P.). Man nehme sehr viel Traurigkeit, rühre langsam einen Suppenlöffel Hitpotential hinein, schärfe ihn mit schlagkräftigen Gitarren und würze mit dominanten Synthesizer-Sounds nach. Durch das Umrühren mit der Stimme von Alex Svenson wird fein abgeschmeckt und fertig ist ein Album, welches THEN COMES SILENCE hoffentlich den Erfolg bringen wird, den sich die Band erhofft und definitiv auch verdient hat. Veredelt wird das gute Stück von Stefan Glaumann, der schon für den Mix von Bands wie RAMMSTEIN, KILLING JOKE, etc. verantwortlich war und auch bei THEN COMES SILENCE die Finger genau an den richtigen Mischreglern hatte und der Band einen modernen und eigenständigen Sound beschert hat. Insgesamt hat der Labelwechsel der Band hörbar gut getan. „Machine“ klingt wie aus einem Guss – zwar düster und traurig, aber irgendwie hört man doch immer wieder ein wenig Hoffnung aus den Songs heraus. Um in den Worten von Sänger Alex zu sprechen: „Ich denke jeden Tag über den Tod nach und bin ziemlich sicher, dass er mich zu einem besseren Menschen macht.“ Und für bessere Menschen spreche ich für dieses Meisterwerk eine deutliche Kaufempfehlung aus - und für alle anderen natürlich auch!
Alles nur Klischee! Diesen Eindruck vermittelt das dritte Album der Kanadier mit dem nicht sonderlich inspiriert anmutenden Namen THE WILD! bereits visuell. Ein kleiner Teufel im Comic-Stil prangt dort in der Mitte, und auch der Titel „Still Believe In Rock And Roll” spricht nicht gerade für besondere Kreativität. So überrascht die Musik auch nicht wirklich. AC/DC, FASTER PUSSYCAT, ROSE TATTOO, das ganze mit ein wenig punkiger Attitude á la THE HELLACOPTERS und fertig ist das Erwartbare. Innovationen in dieses Genre zu tragen, ist sicher nicht einfach, gleichwohl möglich. Und hier bei THE WILD! fehlt mir einfach auch eigenes Profil und Unterscheidbarkeit, da hilft auch kein Ausrufezeichen am Namensende.
Aber - und hier kommt die Pirouette meiner Rezension - für Anhänger der oben genannten Bands kann das Teil trotzdem Freude verbreiten, denn professionell gemacht ist es. Sänger, Produzent, Gitarrist und Songwriter Dylan Villain macht in allen seinen Tätigkeitsfeldern einen ordentlichen bis guten Job, aufgesetzt oder künstlich wirkt „Still Believe In Rock And Roll” nicht. So muss sich der geneigte Sleaze Rock-Fan nur fragen, ob er eine weitere Version von "so in etwa oder ähnlich wie" benötigt?
Der Schlusspunkt meiner Rezension zum Vorgängeralbum von THE UNITY - "Rise" (2018) würde wieder genauso zum neuen Werk passen: "Die Band muss keine Vergleiche mit W.E.T., PRETTY MAIDS oder ECLIPSE fürchten. THE UNITY haben - dieses Mal mit - "Pride" ein überaus unterhaltsames, zwischen klassischem Hard Rock, Melodic Rock und Metal pendelndes Werk geschaffen, das trotz der Wandlungsfähigkeit funktioniert und in sich geschlossen und stimmig ist. Ein starkes Album!"
Und damit wäre eigentlich auch schon wieder alles gesagt, und ich treffe abermals rezensorisch den Nagel auf den Kopf. Genauso zielsicher trifft das sechsköpfige deutsch-italienischen Kollektiv den musikalischen Nerv der Zuhörerschaft. Zwei großartige Nummern mit Hitqualität wie "Line And Sinker" oder "Damn Nation" schüttelt man nicht einfach mal so aus den Ärmel. Hier aber stehen diese "Schmankerl" in Reih und Glied mit nahezu gleichwertig starken Songs. Qualitative Abfälle sucht man auf "Pride" vergeblich. Die Musiker bleiben immer variabel in Tempo und Härte, niemals hat man das Gefühl, hier B-Ware oder "Füller" zu hören. Die starke und akzentuierte Keybordarbeit von Sascha Onnen ist eingebettet in hartes und zuweilen virtuoses Gitarrenspiel der beiden GAMMA RAY-Recken und wirkt dabei immer bereichernd und niemals deplaziert oder poppig. Alle 12 Albumtracks sind songwriterisch makellos und handwerklich perfekt in Szene gesetzt. Natürlich darf dabei Sänger Gianbattista Manenti mit seiner wandelbaren, melodiösen und warmen Stimme nicht unerwähnt bleiben.
THE UNITY haben auch mit Album Nr. 3 bewiesen, dass sie es verdammt nochmal drauf haben und längst geeignet sind für die großen Hallen der Republik. Zu recht darf das Sextett auf dieses Werk "Pride" sein. Ich wiederhole mich hier gerne: ein bockstarkes Album!